„Impfen gegen Krebs“ berichten die Medien, nicht ganz korrekt, aber – für Frauen ist eine Impfung gegen ein Virus möglich, das an der Entstehung von Gebärmutterhals-Krebs beteiligt ist. Doch – auch Männer könnten von einer Impfung profitieren …
In den vergangenen Wochen (und sicher noch mehr in den kommenden) geht ein Impfstoff durch die Medien, der Gebärmutterhals-Krebs verhindern helfen kann. Berichtet wird dabei fast immer nur von der Möglichkeit, dass Frauen und Mädchen sich impfen lassen können – Männer werden i.d.R. nicht erwähnt, obwohl auch sie (und insbes. auch schwule Männer) von einer Impfung profitieren könnten.
Humane Papilloma-Viren (HPV) sind eine Gruppe von Viren, derzeit sind weit über 100 Typen von HP-Viren bekannt.
Einige der HP-Viren (bes. Typ 16, 18 und 31) sind nicht nur mögliche Ursache des Gebärmutterhals-Krebses bei Frauen, sondern auch die mögliche Ursache von Feigwarzen und Analkarzinomen – beides bei Frauen und Männern. HPV werden u.a. sexuell übertragen und sind weit verbreitet. Kondome schränken die Übertragungswahrscheinlichkeit ein, jedoch ist auch bei Kondomverwendung eine HPV-Übertragung möglich.
Unter schwulen Männern ist die Verbreitung von HPV sehr hoch, besonders hoch ist sie unter HIV-positiven schwulen Männern.
Seit einigen Monaten ist ein Impfstoff zugelassen (‚Gardasil‘, Hersteller Merck), der gegen einige der wichtigsten HPV-Typen einen Schutz bieten kann. Ein weiterer Impfstoff befindet sich kurz vor der Zulassung (‚Cervarix‘ Hersteller GlaxoSmithKline).
Die Impfung wird empfohlen für junge Mädchen möglichst vor dem ersten Sex (und also vor einer möglichen Infektion). Die EU-Zulassung von Gardasil ist jedoch geschlechtsneutral formuliert.
Allerdings bieten einige Londoner Kliniken den Impfstoff (wie auch einige deutsche Ärzte) auch für Männer an. In Deutschland übernehmen derzeit einige gesetzliche Krankenkassen die Kosten (465€ allein für den Impfstoff, ohne Arztkosten) für die Impfung auf freiwilliger Basis (allerdings m.W. nur für Mädchen), mit einer breiten Regelung ist nach einer für demnächst erwarteten Entscheidung der Ständigen Impfkommission zu rechnen.
Studien zum Einsatz des Impfstoffs auch bei Männern (und auch bei HIV-positiven Männern) laufen derzeit. Auch wird in Studien untersucht, ob neben dem prophylaktischen Einsatz (Schutz vor einer Infektion) auch ein therapeutischer Einsatz (Behandlung bei bestehender Infektion) möglich ist.
Aus Großbritannien berichtet das Online-Angebot Queer, dass Schwule aufgrund des Schutzes vor Feigwarzen sowie Analkarzinomen bereits den Impfstoff auch für sich einfordern. Offiziell ist der Impfstoff auch in Großbritannien für den Einsatz bei jungen Mädchen vorgesehen.
Von Forderungen deutscher Schwulenverbände, den Impfstoff auch hierzulande auch für schwule Männer zugänglich zu machen, wurde bisher nichts bekannt.
Impfen gegen Feigwarzen – wann auch für Männer?
Schließlich – ein Leben ohne Feigwarzen, das wäre eine große Erleichterung, und erst Recht eines ohne oder mit weniger Anal-Karzinomen …
Bis dahin: Um Feigwarzen sowie anale Läsionen und möglicherweise spätere Analkarzinome zu vermeiden, könnten insbesondere schwule Männer (ob positiv oder nicht, ob eher aktiv oder passiv) daran denken, sich regelmäßig auch rektal untersuchen lassen. Eventuelle Feigwarzen oder Zellveränderungen können so oftmals frühzeitig erkannt und behandelt werden. Ob Abstriche (wie bei Frauen vaginal) zu den regelmäßigen Gesundheits-Checks gehören sollten, ist bei Ärzten derzeit noch umstritten – zahlreiche HIV-Behandler bieten dies ihren Patienten heute schon an.
Nachtrag 27. März 2007: die StIKO hat die HPV-Impfung für junge Mädchen empfohlen. Ab 1.4.2007 wird sie Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung. StIKO-Empfehlung als pdf hier.
weitere Informationen:
Ausführliche Informationen zu HPV und Feigwarzen im MedInfo der Deutschen Aids-Hilfe & Aids-Hilfe Köln Nr. 42 (leider Stand Dezember 2002).
Ausführliche Informationen zur HPV-Impfung auch beim Grünen Kreuz.
Wer in die USA reist und sich für eine Impfung interessiert – dort sollen die Kosten für den Impfstoff ‚Gardasil‘ „nur“ bei 360US-$ liegen (im Gegensatz zu 465€ hierzulande).
Und – wer noch ein wenig mehr für seine Gesundheit unternehmen will: eine neue Studie aus Deutschland (Prof. Brockmeyer) zeigt, dass Rauchen die Vermehrungsrate der potenziell krebserregenden HPV-Typen erhöht – ein Verzicht auf den Tabakkonsum wäre auch aus diesem Grund zu überlegen …
2 Gedanken zu „Impfen gegen Feigwarzen?“
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