„Mit Spaß und Geduld viel bewegt“

Anlässlich des beruflichen Wechsel von Dirk Meyer zur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sprach Dr. Guido Schlimbach [Pressesprecher der Aids-Hilfe NRW, d.Hg.] mit dem scheidenden Landesgeschäftsführer.

Guido Schlimbach: Dirk, die Nachricht, dass Du im Frühjahr 2011 nach 18 Jahren Tätigkeit als Geschäftsführer die AIDS-Hilfe NRW verlässt, hat im Landesverband großes Aufsehen erregt. Viele konnten sich nicht vorstellen, dass ein „Urgestein“ wie Du von der Aidshilfe lassen könnte. In der Tat ist Deine Biografie eng mit der Aidshilfe verbunden: Du warst Gründungsmitglied der AIDS-Hilfe im Kreis Unna, dort auch Vorstandsmitglied, Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Bonn, Mitglied im Landesvorstand NRW, seit 1992 Landesgeschäftsführer, einige Jahre Mitglied im Bundesvorstand und im Delegiertenrat der Deutschen AIDS-Hilfe und vor fünf Jahren außerdem ein halbes Jahr Interimsgeschäftsführer des Bundesverbands. Hast Du alles erreicht oder warum verlässt Du nun die Aidshilfe?

Dirk Meyer: Ich habe im Laufe vieler Jahre fast alle Facetten, die unser Verband auf allen Ebenen zu bieten hat, mit Spaß und manchmal auch mit Sorge erlebt und bearbeitet. Da ist es sicher legitim, noch einmal einen Sprung zu machen und das Spielfeld zu wechseln, um in der eigenen Arbeit eine neue Perspektive zu gewinnen. Dass das in meinem Falle jetzt passiert, ist vielleicht ein Zufall, das hätte auch nach zehn oder 15 Jahren schon erfolgen können. Dass dies damals nicht geschehen ist, zeigt, dass mir meine Arbeit Spaß gemacht hat und für mich immer interessant war. Es wurde mir quasi nicht leicht gemacht, mich nach einem anderen Betätigungsfeld umzuschauen. Da mich immer fasziniert hat, was wir als Aidshilfe sowohl hier in NRW als auch bundesweit bewegen konnten, habe ich mich nie aktiv umgesehen. Der Weggang jetzt nach 18 Jahren fällt mir dementsprechend schwer, denn es ist immer noch spannend, was wir hier machen. Mein Bauchgefühl riet mir aber, etwas Neues zu wagen. Es reizt mich, meine Erfahrungen und mein Know-how aus dem Landesverband jetzt an anderer Stelle, wenn auch im gleichen Thema, einzubringen.

Guido Schlimbach: Du hast in der Aidshilfearbeit Wesentliches von Beginn an mitgestaltet. Wenn Du auf die Anfänge schaust, was ist immer noch aktuell und was hat sich verändert?

Dirk Meyer: Ein ganz zentraler Punkt hat sich nicht geändert. Aidshilfe hat bis heute einen politischen Anspruch. Als gesundheitliche Selbsthilfeorganisation haben wir zwar sehr spezifisch, sehr interessegeleitet für bestimmte Gruppen von Menschen gearbeitet: für Minderheiten, die Menschen mit HIV und Aids, schwule Männer, Drogen konsumierende Menschen, Frauen in deklassierten Lebenssituationen, Sexworker und so weiter. Andererseits aber auch mit einem klaren politischen Anspruch. Ich würde sogar sagen mit einem großen gesellschaftlichen „Drang in die Mitte“. Dieses Spannungsfeld habe ich schon 1985 erlebt, als wir uns im Kreis Unna getroffen haben, um die Aidshilfe zu gründen. Als politische Menschen, die zum Beispiel aus der Schwulen- oder der Drogenarbeit kamen, hatten wir eine klare Zielsetzung. Und die gilt trotz aller Veränderung im Kern bis heute. Aidshilfe ist eine lebendige, politische Selbsthilfeorganisation, die sich immer noch an den offenen Fragen reibt, nach den Interessen von Minderheiten und Diskriminierung fragt, immer orientiert auf die Gesellschaft als Ganzes. Wir haben uns nie mit unseren „Randthemen“ in die Ecke stellen lassen. Bis heute drängen wir damit in die Mitte der Gesellschaft und scheuen dabei auch keine Konflikte. Geändert hat sich natürlich, dass wir uns nicht mehr wie in den Anfangsjahren so direkt mit Sterben und Tod auseinandersetzen müssen. Die Sonne, die über unserer Arbeit schien, war oft von dunklen Wolken verhangen, auch wenn wir uns nie am möglichen Sterben unserer Mitstreiterinnen und Mitstreiter orientiert haben, sondern am Leben. Dennoch hat uns das Erleben von Sterben und Tod tief geprägt, auch mich ganz persönlich. Die Einstellung zum Thema HIV und Aids hat sich geändert, der Umgang ist in den letzten Jahren normaler geworden. Daraus hat sich natürlich auch viel Neues ergeben, auch für die Arbeit in den Aidshilfen.

Dr. Dirk Meyer, neuer Referent im Aids-Referat der BZgA (Foto: Aids-Hilfe NRW)
Dr. Dirk Meyer, neuer Referent im Aids-Referat der BZgA (Foto: Aids-Hilfe NRW)

Guido Schlimbach: Am Anfang stießen Aidshilfen in der Gesellschaft auf erhebliche Widerstände? Wie habt Ihr das geschafft, gegen diese Widerstände anzugehen?

Dirk Meyer: Mit einer herzerfrischenden Naivität! Wir haben einfach unser Ding gemacht und wir sind auf die vermeintlich verkrusteten Strukturen, also auf die Menschen in den Kreis- und Stadtverwaltungen, aber auch in der Landespolitik, zugegangen. Wir haben uns das Recht genommen, für uns und unser Thema zu sprechen. Wir waren die Expertinnen und Experten in eigener Sache und sind sehr selbstbewusst aufgetreten, was die andere Seite offenbar positiv beeindruckt und verblüfft hat. Wir konnten daher, anstatt uns lange mit verwaltungstechnischen Dingen aufzuhalten, den wahren Themen widmen und der Frage, wie man diese am besten löst. Unser Selbstbewusstsein haben wir aus unseren Erfahrungen in der Schwulen-, der Frauenbewegung oder in der Drogenarbeit mitgebracht. Vielleicht hätten wir nicht so viel Erfolg gehabt, wenn wir vorher mehr darüber nachgedacht hätten, wie wir auftreten müssten. Offenbar war seinerzeit die Gesellschaft schon in der Lage, dieses offensive Auftreten zu akzeptieren. Dass der Staat uns etwas zugetraut hat, uns Kompetenzen abgegeben und das auch finanziert hat, macht das deutlich. Wahrscheinlich hat dieses günstige Zeitfenster es ermöglicht, in Deutschland Strukturen zu schaffen, die für die Aidshilfearbeit bis heute wichtig sind.

Guido Schlimbach: Du hast Dich in all den Jahren ja nicht nur ehrenamtlich engagiert, Du hast Deine berufliche Karriere auf diese Karte gesetzt, hast Deinen Beruf als Lehrer aufgegeben, um Dich voll auf Aidshilfe zu konzentrieren. Worin bestand für Dich persönlich die Herausforderung, diesen Weg einzuschlagen?

Dirk Meyer: Ich wollte Gesellschaft mitgestalten. Ich wollte meine eigenen Erfahrungen, das Private, aber auch das Wissen, wie Gesellschaft mit Minderheiten, etwa mit schwulen Männern, umgegangen ist, politisch sehen und damit arbeiten. Ich konnte Energie daraus ziehen und sagen: Das lasse ich mit mir nicht machen! Da war ich sicher auch Kind meiner Zeit. Und weil ich damals schon Strukturalist war, wusste ich, dass ich das nicht allein kann. Da musste ich Mitstreitende finden, um Mehrheiten zu organisieren und diese politisch umzusetzen. Diese Herausforderung hält für mich bis heute an.

Guido Schlimbach: Eine oft bemühte Formulierung besagt, dass Aidshilfe das einzige Konstrukt ist, in dem die im Grunde disparaten Gruppen von schwulen Männern, Frauen und Junkies gemeinsam etwas auf die Beine gestellt hätten. Wie hast Du das erlebt, wie diese Gruppen gemeinsam ihre Ziele verfolgt haben und gemeinsam etwas entwickeln konnten?

Dirk Meyer: Das lief ja nicht ohne Konflikte ab. Es ging aber gut, weil wir zu allererst bereit waren, das Anderssein der Anderen zu akzeptieren, gut, vielleicht auch zunächst nur zu tolerieren. Ohne schwule Männer jetzt zu idealisieren, aber aufgrund ihrer eigenen Diskriminierungserfahrungen können sie das vielleicht besser als andere Männer, zumal sie Akzeptanz ja auch immer für sich einfordern. Diese Einstellung haben wir in den Anfängen der Aidsarbeit auf andere übertragen. Das war mit den Junkies und den politisch engagierten Frauen nicht immer leicht und sicher oft konfliktbeladen, es hat aber nie dazu geführt, dass wir uns getrennt haben. Hier und da führten die Konflikte dazu, dass in einzelnen Aidshilfen eher schwule Prävention oder eher Drogenarbeit gemacht wurde, aber insgesamt hat es uns zusammen gehalten. Manchmal denke ich, dass die Sehnsucht der Schwulen, in die gesellschaftliche Mitte vorzudringen und wertgeschätzt zu werden, uns dazu gebracht hat, in der Akzeptanz mit scheinbar disparaten Gruppen in der Aidshilfe anzufangen und die Konflikte auszuhalten.

Guido Schlimbach: Bei Dir führte die Akzeptanz ja dann dazu, dass Du Dich auch in der Junkie-Selbsthilfe engagiert hast. Du bist ja immer noch im Vorstand von JES NRW.

Dirk Meyer: Als Landesgeschäftsführer habe ich mich auch immer als Interessenvertreter der besonders von HIV bedrohten Gruppen in NRW verstanden. Nicht nur qua Amt, sondern weil ich mich aufgrund der politischen Auseinandersetzungen und der persönlichen Nähe solidarisch erkläre. Mich bewegt die Frage, welche Stellung Drogenkonsumierende mit und ohne HIV in der Gesellschaft und in Aidshilfen haben und wie ihre Interessen vertreten werden. Dass ich mich hier besonders engagiert habe, liegt auch daran, dass ich so furchtbar neugierig bin. Ich wollte wissen, wie Junkies mit Ausgrenzung und Rollenzuweisung umgehen. Ihre Lebensweisen kennenzulernen, war für mich immer eine intellektuelle und emotionale Herausforderung. In allen Bereichen wollte ich mitdenken und mitgestalten. Ich wollte Strukturen aufbauen, damit die Menschen ihre eigenen Interessen vertreten und in die gesellschaftliche Diskussion einbringen können. Politisches Interesse und Solidarität lagen bei mir immer eng beieinander.

Guido Schlimbach: Wenn wir auf die Zielgruppen unseres Verbands schauen, ist in den letzten Jahren eine neue Gruppe hinzugekommen, die der Migrantinnen und Migranten, die wir mehr und mehr in den Focus unserer Arbeit genommen haben. Das verlief nicht immer reibungslos.

Dirk Meyer: Die Diskussionen mit Junkies und mit Frauen liefen ja auch nicht reibungslos. Wir dürfen das Miteinander der Gruppen auch nicht schönreden. Selbst die Vertretung der Interessen von Menschen mit HIV in Aidshilfen ist nicht konfliktfrei. Die ersten Aidshilfen wurden ja im Grunde ohne Menschen mit HIV gegründet. Natürlich waren wir Selbstorganisation und Selbsthilfe, aber zunächst mal, um uns zu schützen, um einen Umgang mit dem Thema zu finden. Eine direkte Konfrontation mit der Infektion fand erst später statt. Insofern ist die Auseinandersetzung mit Migration nicht leicht, aber mit Blick auf die Vergangenheit, auch nicht originär schwer. Auch hier sollten wir möglichst ohne Vorbehalt auf die Menschen zugehen und sie zunächst einmal akzeptieren, wie sie sind, ohne etwas schönzureden.

Guido Schlimbach: Die AIDS-Hilfe NRW ist der größte Verband innerhalb der Deutschen AIDS-Hilfe. Wir werden von außen als stark angesehen, nicht zuletzt aufgrund unserer 42 Mitgliedsorganisationen. Dennoch, wie haben wir es geschafft, dass das Land Nordrhein-Westfalen seine Verantwortung erkannt und Aidshilfe und Aidsprävention so nachhaltig gefördert hat?

Dirk Meyer: Das wäre in der Tat wert, einmal wissenschaftlich erforscht zu werden. Sicher liegt es an den Menschen, die hier an verschiedenen Stellen über viele Jahre gearbeitet haben. Die Aidshilfe hat ihre Forderungen immer mit einer fachlichen und Interessen geleiteten Klarheit, aber auch immer verbindlich und fair formuliert. Das hat uns einen guten Ruf eingebracht und für das Land Nordrhein-Westfalen zu einem kompetenten und verlässlichen Partner werden lassen, ohne, dass wir uns verkaufen oder anbiedern mussten. Letzteres lag natürlich auch daran, dass unsere Vorstandsmitglieder immer aus unseren Mitgliedsorganisationen und Zielgruppen kamen. Wir wollten nie einen Parteienproporz im Landesvorstand haben, sondern Menschen aus der Verbandsarbeit und der Selbsthilfe, die ihre Interessen autonom mit einbrachten. So hat HIV- und Aidsprävention über die Jahre hinweg in allen Fraktionen und durch alle Koalitionen den hohen Stellenwert beibehalten.

Guido Schlimbach: Die andere Besonderheit der AIDS-Hilfe NRW ist die hohe Anzahl an recht unterschiedlichen Mitgliedsorganisationen. Wie hält man so einen lebhaften Haufen zusammen?

Dirk Meyer: Mit viel Geduld! Mit einem Verständnis dafür, dass sich Aidshilfearbeit von unten nach oben entwickelt. Ich komme ja aus einer ländlichen Aidshilfe und habe erfahren, wie sich das alles ganz im Kleinen entwickelt. Prävention entsteht kommunal. Das heißt, praktische Aidshilfearbeit entwickelt sich in der Kommune, in der örtlichen Szene. Dies muss wertgeschätzt und darf nicht als Störfaktor erlebt werden, auch wenn darin schon viele Unterschiede und damit viele Konflikte enthalten sind. Wenn man das als Stärke begreift, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, gemeinsam etwas umzusetzen, sich auszutauschen und gemeinsame Interessen zu entdecken und zu formulieren. Vor allem im Ruhrgebiet lässt sich gut beobachten, wie Nachbarschaft untereinander gelebt wird: Eigenheiten individuell gestalten, im Großen aber gemeinsam etwas bewirken. Davon hat die AIDS-Hilfe NRW viel übernommen. Die Mitgliedsorganisationen haben vielfach erkannt, dass gesellschaftliche Auseinandersetzungen und Umbrüche nur gemeinsam angegangen werden können. Das ist ein großer Wert, der meines Erachtens unseren Verband ausmacht.

Guido Schlimbach: Du hast jetzt manche Stärken des Verbands benannt. Hat er auch Schwächen?

Dirk Meyer: Die größten Stärken stellen sich manchmal auch als Schwächen heraus. Es soll ja vorkommen, dass bei einem differenzierten Verband mit seinen Strukturen und seinen umfangreichen Angeboten das Wesentliche, die ursprüngliche Motivation aus dem Blick gerät. Wenn Aidshilfe nicht darauf achtet, sich immer neu zu erfinden, wenn sie im alten Trott verweilt, ohne auf ihre Motivation zu schauen, dann wird die Stärke der Differenzierung auch zur Schwäche. Dann wird dieser Koloss Aidshilfe auch angreifbar. Ich sehe aber, dass wir uns dieser möglichen Schwäche bewusst sind. Die Kolleginnen und Kollegen hier in der Landesgeschäftsstelle und die verschiedenen Vorstandsmitglieder haben über die Jahre diese Selbstvergewisserung immer wieder eingefordert und lebhaft miteinander diskutiert. Dabei kam manches auf den Prüfstand, von manchem haben wir uns auch gelöst, andere Herausforderungen kamen hinzu, ohne, dass die Ursprungsidee, warum Aidshilfe überhaupt entstanden ist, aus dem Blick geriet.

Guido Schlimbach: Lass uns einen Blick in die Zukunft werfen. Du warst ein wesentlicher Motor unseres Leitbildprozesses und hast als Mitglied der Programmkommission und des Delegiertenrates der Deutschen AIDS-Hilfe auch an deren Leitbild mitgearbeitet. Wie siehst Du die Perspektiven der Aidshilfe in diesem Land, wo liegen die zukünftigen Schwerpunkte?

Dirk Meyer: Die AIDS-Hilfe NRW wird ein munterer, dynamischer, lebensfroher Verband bleiben, der mit den Konflikten innerhalb der eigenen Reihen gut umgehen und immer wieder neue Lösungen finden wird. Natürlich besitze ich keine Glaskugel, in der ich die Zukunft voraussehe. Ich bin mir aber sicher, dass die AIDS-Hilfe NRW weiterhin selbstkritisch auf alle Entwicklung schauen und auch reagieren wird. Auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren wird der Verband im Bereich der Prävention Wesentliches beitragen und politischen Schmerzthemen wie Drogenkonsum, Kriminalsierung und Ausgrenzung nicht ausweichen. Die Gesellschaft wird sich ganz sicher nicht so schnell zum Positiven hin verändern, dass unsere Arbeit überflüssig würde.

Guido Schlimbach: Auf die Frage, welche Eigenschaft Du bei anderen am meisten schätzt, hast du einmal geantwortet, Eigensinn. Ist das ein Programm für Dirk Meyer?

Dirk Meyer: Das ist tatsächlich mein Programm, ja. Damit korrespondiert aus meiner Sicht die Fähigkeit des Seinlassens. Wir sollten den Anderen zu allererst in seinem Sein lassen und nicht versuchen, ihn verbiegen oder nach unseren Vorstellungen verändern zu wollen. Der Eigensinn der Anderen ist meines Erachtens Voraussetzung dafür, tolle Sachen auf den Weg zu bringen. Insofern hoffe ich, dass von dieser Programmatik auch etwas hier im Verband bleibt. Jedenfalls wäre es schön, wenn Eigensinn und Seinlassen-Können auch die Aidshilfearbeit weiter ausmachen.

Guido Schlimbach: Und nun geht es auf die andere Seite, auf die andere Rheinseite, auf die Seite des öffentlichen Gesundheitsdienstes zur BZgA. Was hat Dich neben der persönlichen Herausforderung, etwas Neues beginnen zu können, gereizt, die Seiten zu wechseln? Wo siehst Du die Chance, Aidshilfearbeit in Deiner neuen Position voran zu bringen?

Dirk Meyer: Ich habe es für mich persönlich immer als wichtig empfunden, Spaß an der Arbeit zu haben. Ich hatte das Glück, das über viele Jahre erleben und mit beeinflussen zu können. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies auch in meinem neuen Arbeitsfeld so sein wird, weil ich weiß, was dort in den vergangenen Jahren geleistet wurde und in welcher Qualität. Ich blicke mit Freude darauf, mich jetzt mit meinem Know-how und meinen Erfahrungen dort einzubringen. Sicher wird manches schwierig und neu sein, aber genau darin liegt ja die Herausforderung, Prävention und andere wichtige Bereiche der Aidsarbeit weiterzuentwickeln. Gerade auf Bundesebene mit den Möglichkeiten der Massenkommunikation, in der Verzahnung der Kampagnen mit personalkommunikativen Angeboten, in der Verzahnung von Prävention für alle und der zielgruppenspezifischen Prävention, in der Verzahnung dessen, was in der HIV-Prävention erreicht wurde, und dem, was im Bereich anderer sexuell übertragbarer Krankheiten noch entstehen muss. Das sind Herausforderungen, neu zu denken und Kommunikation und Kooperation im Blick zu haben. Der Erfolg der Aidsprävention in Deutschland liegt sicher darin, die Unterschiedlichkeit aller Akteure insgesamt zur Stärke werden zu lassen. In Zukunft werden die Rahmenbedingungen für Prävention schwieriger und komplizierter. Sich dem gemeinsam zu stellen, macht für mich den Reiz aus, in der neuen Struktur zu arbeiten.

Guido Schlimbach: Lieber Dirk, ich danke Dir sehr für das Gespräch und wünsche Dir alles Gute für Deine neuen Aufgaben.

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[Interview: Guido Schlimbach für die Aids-Hilfe NRW; vielen Dank für die Einwilligung der Übernahme!]