Einigung mit Patent-Pool: Gilead authorisiert indische HIV-Generika (akt.4)

Der Pharmakonzern Gilead hat heute eine Einigung mit dem UNITAID Patentpool sowie mit indischen Generika-Herstellern erzielt. Dieser Einigung zufolge ist es indischen Generika-Herstellern gestattet, generische Versionen der HIV-Medikamente des Pharmakonzerns Gilead herzustellen und diese in einer großen Zahl sich entwickelnder Staaten zu vertreiben.

Dies meldet die Organisation ‚Coalition International Sida‘ in einer Pressemitteilung von heute. Die französischen Aidshilfe-Organisation Aides bezeichnete die Übereinkunft als „einen bedeutenden Moment im Kampf gegen Aids“.

Gilead hat sich bisher nicht inzwischen ebenfalls in einer Presseerklärung geäußert. Das Unternehmen sei das erste, das sich mit dem 2010 gegründeten Patentpool auf ein Lizenzabkommen einige. Ziel des Konzerns sei es, neue HIV-Medikamente in einer kostengünstigen Version schnellstmöglich nach Entwicklung und Zulassung in sich entwickelnden Staaten zugänglich zu machen. Lizenznehmer würden dazu umfassenden Zugang zu Gileads Herstellungs-Prozessen erhalten.

„The expanded licensing terms grant to the company’s Indian partners and the Pool future rights to elvitegravir, an investigational integrase inhibitor; cobicistat, an investigational antiretroviral boosting agent; and the „Quad,“ which combines four Gilead HIV medicines in a once-daily, single-tablet regimen.
Our goal is to ensure that as new Gilead HIV therapies are developed and approved, low-cost versions will be rapidly accessible in developing countries without delay.
Gilead’s original licensing agreements provided Indian manufacturers with non-exclusive rights to produce active pharmaceutical ingredient and finished product and sell generic versions of Gilead’s HIV medicines Viread(R) (tenofovir disoproxil fumarate, or TDF) and Truvada(R) (emtricitabine/tenofovir disoproxil fumarate) in 95 developing countries, including India.
The expanded agreements include future rights to produce and sell generic versions of three Gilead HIV therapies, if and when they are approved.

Licensees will receive a complete technology transfer of the Gilead manufacturing process to support their efforts to obtain local regulatory approvals and scale up production as soon as possible following U.S. Food and Drug Administration approval of the pipeline products covered under the agreement.

Gilead erhält Presseberichten zufolge für die Lizenzen des Patentpools bei Tenofovir 3%, bei anderen Substanzen 5% des Generikum-Preises als Lizenzgebühr. Der Preis von generischen HIV-Medikamenten beträgt oftmals nur wenige Prozente des Preises in Industriestaaten.

‚Coalition International Sida‘ fordert nun die Pharmakonzerne Merck und Johnson & Johnson auf, dem Beispiel Gileads zu folgen. Die bisherige Weigerung der beiden Unternehmen, mit dem Patentpool zusammen zu arbeiten, sie „eine wahre Schande“. Bei Gilead repräsentierten die HIV-Medikamente 80% der Einnahmen, bei Merck sowie Johnson & Johnson hingegen nur weniger als 5%.

Eine Sprecherin des Patent Pools bestätigte inzwischen, dass der Pool mit anderen Pharmakonzernen in Verhandlung stehe, darunter ViiV, BMS, Boehringer und Roche. Der Pharmakonzern Abbott ist hingegen bisher ebenso wie Merck und Johnson & Johnson  nicht in Verhandlungen mit dem Patentpool.

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Aktualisierung
12.07.2011, 18:55
: UNAIDS begrüßt die Einigung als „Signal für eine neue Ära im Kampf gegen HIV“ und einen „Wendepunkt für die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor“.
UNAIDS-Direktor Michel Sidibé: „This agreement between the Medicines Patent Pool and Gilead and signals a new era in the response to HIV with private and public sectors working hand in hand for the best interests of public health.“ Er hoffe, dass weitere Pharmaunternehmen sich dem anschließen.
12.07.2011, 22:15: Die Organisation ‚Ärzte ohne Grenzen‘ kritisiert die Regelung in einer Presseerklärung. Zwar stelle die Vereinbarung eine Verbesserung dar, aber es schränke den Wettbewerb ein, indem es die Herstellung auf ein Land (Indien) begrenze. Zudem seien viele Menschen in Staaten mit mittlerem Einkommen von der Regelung ausgeschlossen.

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weitere Informationen:
Coalition International Sida 12.07.2011: Gilead autorise le génériquage de ses medicaments VIH
Gilead 12.07.2011: Gilead Expands Access Program for Medications in Developing World
UNAIDS 12.07.2011: UNAIDS welcomes first voluntary license to the Medicines Patent Pool by a pharmaceutical company
POZ 12.07.2011: Gilead Is First Drug Company to Join Medicines Patent Pool
Doctors without Borders 12.07.2011: Gilead Licence Expands Access, But Several Countries Left Out
Ärzte ohne Grenzen 12.07.2011: Gilead-Lizenz verbessert Zugang zu Medikamenten – aber einige Länder bleiben ausgeschlossen
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2 Gedanken zu „Einigung mit Patent-Pool: Gilead authorisiert indische HIV-Generika (akt.4)“

  1. Gilead will receive a 3 percent royalty on generic sales of tenofovir, which is also approved for use in hepatitis B, and 5 percent on the other products.

    die frage wird sein: sind die preise der medis pro stück – therapie inkl der lizenzgebühren die gleichen wie der generika wie sie JETZT von indiens pharmafirmen hergestellt und abgegeben werden können? sollte jede pille nur einige cent teurer sein – was natürlich immer noch billiger ist als der preis den wir für das gleiche medikament in den apotheken zahlen müssen, dann sehe ich keinen sinn in dem pool weil dies de facto bedeutet das die medis = generika dann zwar billiger sind aber unter dem strich mehr kosten als heute. und dies heißt schlicht und einfach das man z.b. – ärzte ohne grenzen – weniger menschen mit hiv mit einer therapie wird versorgen können.

  2. @ alivenkickin:

    zwischen „sinn“ und „keinen sinn“ gibt es vielleicht noch zwischen-welten wie „ein grosser schritt in die richtige richtung, aber noch verbesserungsfähig“

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