Bielefeld: Zahnarzt darf weiter behaupten, Aids werde nicht durch HIV ausgelöst.

Aids sei eine „Milieu – Erkrankung“ und werde nicht durch HIV ausgelöst. Mit dieser Äußerung sorgte ein  Bielefelder Zahnarzt in der Öffentlichkeit für Diskussionen – und darf es auch weiterhin, so das Verwaltungsgericht Münster.

Auch für Zahnärzte gilt die Meinungsfreiheit. So begründete das Berufsgericht für Heilberufe beim Verwaltungsgericht Münster sein Urteil, es sehe keinen Grund für ein berufsgerichtliches Verfahrern gegen einen Bielefelder Zahnarzt. Dieser hatte sich in einem Interview mit einem Lokalblatt unter dem Titel „AIDS ist keine HIV-Erkrankung“ sowie in einem Leserbrief geäußert. Aids sei nicht übertragbar, sondern eine nicht übertragbare Stoffwechselstörung. Vielmehr sei Aids eine „Milieu-Erkrankung“. Anlass der Äußerungen des Zahnarztes waren Medienberichte zur Verhaftung einer Pop-Sängerin wegen des Verdachts der HIV-Infektion.

Nachdem sich mehrere Zahnärzte beschwert hatten, klagte die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe gegen ihr Mitglied. Er habe gegen die Berufsordnung verstoßen und Aids verharmlost.

Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit decke die Äußerungen des Zahnarztes. Ein Verstoß gegen die Berufsrodnung bestehe nicht. Zu dieser Einschätzung kam nun das zuständige Berufsgericht.

Immer wieder sorgt der Umgang von Zahnärzten mit dem Thema HIV / Aids sowie mit HIV-Positiven für Aufsehen und Probleme. Zahlreiche Positive berichten von Diskriminierungen und Behandlunsgverweigerungen (wie erst Anfang September 2011 ein HIV-positiver Mann in Berlin). Bundesgesundheitsminister Bahr hat Ende Oktober 2011 Ärzte und Zahnärzte in Deutschland für diskriminierenden Umgang mit HIV-Positiven gerügt und dieses Verhalten als erschreckend bezeichnet. Er kündigte Gespräche mit den Berufsverbänden an.

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weitere Infiormationen:
Neue Westfälische 01.11.2011: Streit um HIV-Äußerungen
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8 Gedanken zu „Bielefeld: Zahnarzt darf weiter behaupten, Aids werde nicht durch HIV ausgelöst.“

  1. Ich bin der Ansicht, das „medizinische Äusserungen“ nicht unbedingt durch Fachwissen geprägt sind. Im Internet lässt sich ohnehin nicht feststellen, welches „Fachwissen“ hinter einer Äusserung steht!

  2. Unwahre Tatsachenbehauptungen sind nicht durch das hohe Gut der Meinungsäusserungsfreiheit gedeckt ! Dass ausgerechnet ein Berufsgericht hier fehlgesprochen hat, ist schlicht ein weiterer Skandal.

  3. Ich bin schon entsetzt, dass nachweisbar fachliche fehlinformationen durch die meinungsfreiheit erlaubt werden. Sicher, wenn dadurch Menschen von einer HAART abgeraten werden, was zum Tode führt.

  4. Das Thema „Milieu Erkrankung“ wurde bereits abgehandelt – und man hat es sogar sehr ernst genommen. Die Protagonisten, die sich mehr auf die „Milieu Theorie“ gestützt haben, gründeten mit großem Engagement Gruppen, die möglichst gesund gelebt haben – Sitchworte sind HEAL, die Zeitschrift Continuum in London, Act up San Francisco oder Positively Healthy in Los Angeles- eine der Protagonisten waren z.B. Christine Maggiore, Michael Baumgartner, Gabi Zobel oder Huw Christie.
    Es gibt viele Namen, auch viele großartige Menschen, die auf die sog. „Millieu Theorie“ gesetzt haben.
    Hinter den meisten ist ein Kreuz, sie sind tot.
    Überlebt haben diejenigen, die letztendlich von der Schulmedizin gerettet worden sind, so wie ich.
    Wenn jemand positiv ist und er wird krank, bitte ich Ihn, das zu tun, was die Schulmedizin, die Ärzte, die HIV bekämpfen, empfehlen. Suche eine HIV-Schwerpunktpraxis auf!
    Meine Ärztin hat bereits mehrfach zu Menschen gesagt:“Bitte, gib uns einfach mal ein halbes Jahr, bitte, wir wollen Dein Leben retten und Du hast nichts anderes mehr zu verlieren“.
    Es ist wuderbar, wenn man langsam begreift, dass die Ursache einer Erkrankung nicht nur erkannt worden ist, sondern auch immer besser bekämpft werden kann. Wer darüber hinaus einen gesunden Lebensstil hat, wer nicht raucht, keine Drogen nimmt, in festen Strukturen lebt und auch zuversichtlich und gläubig ist, der hat vielleicht die größten Möglichkeiten, ein gutes Leben zu führen – aber HIV wird durch Medikamente bekämpft, das habe ich begriffen, gespürt und erlebt.

  5. Uli,

    du hast mit bestem Grund den ondamaris-Beitrag auf FB geteilt. Daraus haben sich (wieso auch immer) zwei thematische Diskussionen im FB-Thread ergeben: Meinungsfreiheit und HIV-Leugnung/-Dissidenten.
    Frage:

    Ich finde es mehr als schade, wenn solche Diskussionen verpuffen. Wenn sie nicht in thematischen Zusammenhang gebracht werden. Wenn sie nicht mehr auffindbar sein werden.

    Eine non-Topic-Frage an alle:

    Kann das Ganze eventuell (kommunikations-)technisch so eingerichtet werden, dass solche dokumentationswürdige Diskurse zwanglos auf ondamaris ablaufen und eben nicht auf FB oder Twitter, wo nach paar Stunden/Tagen alles im Datenmüll versumpft ist?

    Wie geht ihr anderen Blogger mit diesem Problem um?

    Das wäre für die Community super, da bin ich (bar jederlei Glaubens) fest überzeugt.

    Love and solidarity.

  6. @ Mic:
    ich habe ja schon mehrfach auf facebook darauf hingewiesen, dass kommentare dort 1. nur facebook-usern zugänglich sind, und 2. recht schnell aus dem blickfeld sind (und kommentieren unter dem ondamaris-artikel die gedanken für alle zugänglich und nachvollziehbar macht)
    eine automatische direkte übernahme von facebook-kommentaren auf ondamaris wäre technisch evtl. möglich – datenschutzrechtlich halte ich das aber für nicht unproblematisch

    ich verstehe deine anregung, und den hinweis auf die nämliche debatte – sehe aber keine ’saubere‘ möglichkeit, diese „as is“ auf ondamaris zu holen.

    aber es ginge in diesem fall ja auch anders, zB falls die beiden haupt-protagonisten selbst aus ihren kommentaren eine art „streit-gespräch in schriflticher form“ machen würden – das ich dann evtl als artikel zur diskussion stellen könnte … nur so als anregung …

  7. ein diskussion auf fb hat den vorteil das er in „real time“ stattfindet und sich anwesende freunden von dir ulli und mir z.b. direkt und sofort einklinken. theoretisch wäre dies natürluch auch auf dem blog möglich, aber eben nur theroretisch . . . .

    eine diskussion entsteht ja aus dem moment heraus. fb is ja so ne art virtueller aufenthaltsraum. da kommen zur gleichen zeit menschen herein, lesen einen artikel und geben dazu ihr meinung ab. daraus entwickelt sich dann halt eine diskussion mit einer typischen fb diskussions eigendynamik.

    vielleicht liegt es auch daran das ein blog in den köpfen immer noch recht als etwas statisches verstanden wird. fb ist da eindeutig das was man schon immer unter „real time“ versteht . . . .

  8. Zurück zum Thema:
    Das Gericht hatte nicht zu entscheiden ob die irrigen These dieses Zahnarztes richtig oder nicht ist sonder ob die Meinungsfreiheit der Person eingeschränkt werden darf. Meinungsfreiheit ist ein wesentliches Gut, sie einzuschränken weil jemand Unsinn verbreitet wäre der Anfang vom Ende einer wichtigen demokratischen Errungenschaft.
    Nichts desto Trotz ist es erstaunlich das es immer wieder Studierte Personen gibt, die den größten Blödsinn verbreiten und immer noch von teilen der Bevölkerung ernst genommen werden. Das beste Beispiel bietet da immer wieder die Kirche.
    Es ist auch unsere Aufgabe diesen Unsinn als solchen darzustellen.

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