‚Berlin Patient‘ gilt weiterhin als von HIV ‚geheilt‘ (akt.2)

Ist der ‚Berlin Patient‘ doch nicht von HIV geheilt? So sah es zunächst aus. Sein US-Arzt sprach davon, HIV-Partikel in der Darmschleimhaut gefunden zu haben. Sein Berliner Arzt erklärt inzwischen, Brown gelte weiterhin als geheilt; eine Wiederholung der Untersuchung habe den Fund nicht bestätigt.

Timothy Ray Brown hatte Hoffnung, der erste „von HIV geheilte“ HIV-Positive zu sein. Nun hat sein Arzt jedoch bei dem inzwischen 46-Jährigen HIV-Partikel festgestellt, in der Darmschleimhaut. Allerdings, so Dr. Gero Hütter „tote Partikel“. Dies berichtet das Magazin ‚Focus‘.

Browns Geschichte: Ein Mann aus den USA, der damals in Berlin lebte, erkrankt an Leukämie. Zudem ist er seit 1995 mit HIV infiziert. Mediziner an der Berliner Charité beginnen 2006/07 mit einer innovativen Behandlung: statt dem Patienten “nur” eine ‘normale’ Stammzelltherapie zukommen zu lassen, benutzen sie Stammzellen eines Knochenmark-Spenders, bei dem aufgrund einer seltenen Mutation (ca. 3 – 5% der Bevölkerung) ein bestimmter Korezeptor (CCR5) fehlt – den jedoch HIV wiederum zur Infektion von Zellen benötigt. Resultat der komplizierten Behandlung: der Mann ist von Leukämie geheilt – und bisher HIV-negativ.

Der ‚Fall‘ ging 2008 als “Berlin Patient” groß durch die Medien – und wird heute von einigen als “functional cure”, als ‘funktionale Heilung‘ von HIV betrachtet.

Timothy Ray Brown hatte sich lange nicht gegenüber Medien geäußert. Im Mai 2011 hat er erstmals im Fernsehen gesprochen, in einem Interview betont „“Ich bin von HIV geheilt”.

Browns Arzt, der Berliner Mediziner Dr. Gero Hütter wurde vom AIDS Policy Project in San Francisco und San Franciscos Supervisor Ross Mirkarimi im Rathaus von San Francisco für “die erste funktionale Heilung von HIV/Aids” ausgezeichnet.

Der Grundgedanke von Hütters Behandlung, die CCR5-Depletion, wird heute in ersten Studien als experimentelles gentherapeutisches Verfahren untersucht.

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Aktualisierung
17.03.2012, 04:00: Auf den Münchner Aids-Tagen 2012 spricht Dr. Hütter laut ‚Abendzeitung‘ weiterhin von einer „bis heute währenden Heilung“. Das Vorhandensein von HIV-Partikeln erwähnt der Artikel nicht.
18.03.3012, 19:15: Auf den Müncher Aids-tagen äußerte prof. Hütter, der damals behandelnde Arzt des ‚Berlin patient‘, „bei nochmaliger Untersuchung der Proben sei alles negativ gewesen“. Der Patient gelte weiterhin als geheilt. siehe Kommentar Siegfried Schwarze unter diesem Artikel (danke an Siegi! – Überschrift des Artikels aus diesem Grund geändert von „‚Berlin patient‘ doch nicht von HIV geheilt?“ in „‚Berlin patient weiterhin von HIV geheilt“; d.Verf.)

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weitere Informationen:
timothyrbrown.com
Focus 11.03.2012: Der weltweit erste geheilte Aids-Patient ist offenbar doch nicht gänzlich HIV-frei
Abendzeitung München 16.03.2012: Er heilte einen Mann von HIV
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Ein Gedanke zu „‚Berlin Patient‘ gilt weiterhin als von HIV ‚geheilt‘ (akt.2)“

  1. Habe heute Prof. Hütter direkt gefragt. Er meinte, Steven Deeks hätte im Blut des Berliner Patienten „etwas“ gefunden. Bei nochmaliger Untersuchung der Proben sei aber alles negativ gewesen. Der Patient gilt also nach wie vor als geheilt (auch wenn Prof. Hütter als Onkologe erst nach 5 Jahren von „Heilung“ sprechen möchte). Interessanter Nebenbefund: Bei Untersuchung des Darmgewebes fand sich, dass auch die Immunzellen des Darmes alle durch Zellen des Spenders ersetzt wurden und selbst die Mikrogliazellen im Gehirn sind nach den Untersuchungsergebnissen CCR5-negativ, d.h. mit großer Wahrscheinlichkeit durch „neue“ Zellen aus den Stammzellen des Spenders ersetzt worden. Das war so bisher noch nicht bekannt.

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