SPD: Kanzleramt widerspricht Niebel – „keine Anhaltspunkte für Korruption“

Zu den jetzt veröffentlichten Einzelansätzen des Haushaltsplans 2012 und zur Nicht-Einstellung von Mitteln an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria, erklärt die zuständige Berichterstatterin in der SPD-Bundestagsfraktion Karin Roth:

Bundesentwicklungsminister Niebel hält am Wortbruch fest und korrigiert auch in den jetzt veröffentlichten Einzelansätzen zum Haushalt 2012 nicht seinen Fehler. Es werden keine 200 Millionen Euro jährlich bis 2013 für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM) im Haushalt des Ministeriums (Einzelplan 23) eingestellt. Dahinter steckt Methode. Der Minister verweist auf nicht aufgeklärte Fehlverwendungen von Geldern internationaler Geber, die jedoch – ausser Deutschland – ihren finanziellen Verpflichtungen weiter nachkommen.

Selbst die Bundeskanzlerin sieht alle von Dirk Niebel vorgeschobenen Begründungen gegen den Globalen Fonds als entkräftet. So schreibt Kanzleramtsminister Pofalla in der Antwort auf das Schreiben von der SPD-Fraktion an die Kanzlerin, Zitat: „Der Zwischenbericht der internationalen Expertenkommission sieht keine Anhaltspunkte für Korruption in den Strukturen des GFATM. […] Damit bestehen keine Anhaltspunkte, wonach Korruption beim GFATM selbst lebensrettende Hilfe für Bedürftige verhindert habe.“

Damit widerspricht das Kanzleramt den bisherigen Aussagen des Ministers. Es bleibt unverständlich, dass die für 2011 vom Bundestag verabschiedeten Mittel für den Globalen Fonds in Höhe von 100 Millionen Euro noch immer zurück gehalten werden. Dadurch werden allein in diesem Jahr 28.000 Menschenleben gefährdet.

Da alle Appelle an den Minister und die FDP an der persönlichen Abneigung des Ministers gegen den Globalen Fonds scheitern, fordert die SPD-Bundestagsfraktion die Kanzlerin und die CDU/CSU-Fraktion auf, sowohl für die Freigabe der Mittel für das Jahr 2011 zu sorgen, als auch die entsprechenden Summen in den Haushalt für 2012 und 2013 einzustellen. Die Koalitionsfraktionen hatten dies bereits im vergangenen Jahr im Entwicklungsausschuss beschlossen und die Kanzlerin hat die Unterstützung auf dem UN-Millenniumsgipfel 2010 fest zugesagt.

(Pressemitteilung SPD-Bundestagsfraktion)

Bundesregierung gefährdet Arbeit des Globalen Fonds

Im Entwurf des entwicklungspolitischen Einzelplans zum Bundeshaushalt 2012 wurden im vorgesehenen Titel zunächst keine Mittel für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria (Globaler Fonds) eingestellt. Es wird lediglich in einer Fußnote erwähnt, dass Mittel für den Globalen Fonds nachträglich noch in den Haushalt aufgenommen werden könnten. Während andere Länder ihre Verpflichtungen erfüllen, legt Deutschland die zugesagten Mittel für den Fonds weiter auf Eis und behindert damit dessen Arbeit durch mangelnde Planungssicherheit. „Mit ihrer zögerlichen Haltung schadet die Bundesregierung dem Fonds und damit dem wichtigsten Instrument im globalen Kampf gegen HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose“, so die Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung, Renate Bähr.

Nachdem der Fonds zu Beginn des Jahres durch eigene Kontrollmechanismen Unregelmäßigkeiten bei der eigenen Mittelverwendung aufgedeckt hatte, wurde eine Kommission einberufen, um die Ursachen des Missbrauchs zu untersuchen. Ein Zwischenbericht der Kommission lässt bisher keine Rückschlüsse auf Korruption in den Strukturen des Fonds zu. Deutschland unterstützt die Arbeit des Globalen Fonds seit 2007 mit 200 Millionen Euro pro Jahr. Die Mittel für das zweite Halbjahr 2011, die im laufenden Haushalt vorgesehen sind, wurden noch nicht an den Fonds überwiesen.

Daneben sieht der Haushaltsentwurf auch Kürzungen bei den Vereinten Nationen und insbesondere beim Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) vor. Dazu Bähr: „Obwohl die Bundesregierung noch im Mai eine Familienplanungsinitiative ins Leben gerufen hat, setzt sie mit Kürzungen um 1,4 Millionen Euro bei genau der UN-Organisation an, die sich seit Jahren weltweit erfolgreich für Familienplanung einsetzt.“

(Pressemitteilung Stiftung Weltbevölkerung)

Versprechen einhalten – Entwicklungsfinanzierung erhöhen!

Das Aktionsbündnis gegen AIDS fordert die Bundesregierung auf, zum Erreichen des 0,7-Prozent-Ziels die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit deutlich zu erhöhen und morgen im Kabinettsbeschluss zu den Eckdaten für den Haushalt 2012 die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.

Bereits 1970 verpflichtete sich Deutschland als Mitglied der Vereinten Nationen, bis 2015 die Mittel der Entwicklungszusammenarbeit auf 0,7 Prozent seines Bruttonationaleinkommens zu erhöhen. Im Jahre 2009 lag Deutschland mit lediglich 0,35 Prozent weit unter der durchschnittlichen Quote der Industriestaaten. Vor diesem Hintergrund starteten EntwicklungspolitikerInnen Ende Februar eine Initiative zur Erreichung des 0,7-Prozent-Ziels. Inzwischen wird diese Forderung von rund 150 Abgeordneten aller im Bundestag vertretenen Parteien unterstützt. „Diese Initiative sendet ein wichtiges Signal an das Bundeskabinett. Jetzt muss die Bundesregierung den Willen der VolksvertreterInnen umsetzen und im Kabinettsbeschluss die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen“, sagt Astrid Berner-Rodoreda, Sprecherin des Aktionsbündnis gegen AIDS und HIV/Aids-Expertin von Brot für die Welt.

Nur mit zusätzlichen Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit können die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen erreicht und die Ausbreitung von HIV/Aids weiter bekämpft werden. „Dafür ist eine ausreichende und kontinuierliche Finanzierung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria unabdingbar“, so Berner-Rodoreda. Zurzeit stellt der Globale Fonds rund ein Fünftel der internationalen Finanzmittel gegen HIV/Aids und zwei Drittel der offiziellen Entwicklungshilfe zur Bekämpfung von Tuberkulose und Malaria bereit.

Das AKTIONSBÜNDNIS GEGEN AIDS ist ein Zusammenschluss von über 100 Organisationen der Aids- und Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr als 280 lokalen Gruppen. Der Ausbau der finanziellen Ressourcen zur weltweiten HIV-Prävention sowie der Zugang zur Therapie sind die zentralen Anliegen des Bündnisses.

(Pressemitteilung Aktionbündnis gegen Aids)

Globaler Fonds: Bundesregierung macht weitere Mittel von eigener Korruptions-Untersuchung abhängig

Die Bundesregierung macht weitere Zahlungen im Jahr 2011 an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose abhängig vom Ausgang der Analyse einer gezielten Stichprobe von Korruption schwerpunktmäßig betroffener Länder. Dies teilte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel am 31. Januar 2011 mit.

Nach Vorwürfen der Zweckentfremdung von Mitteln hatte Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, Ende Januar 2011 die von der Bundesregierung zugesagten Zahlungen an den Globalen Fonds gestoppt. Der Fonds hatte selbst aufgrund eigener Untersuchungen über Zweckentfremdung von Mitteln berichtet. Kritiker hatten Niebel vorgeworfen, den Globalen Fonds „wegen Transparenz abzustrafen“.

Nun macht die Bundesregierung weitere Zahlungen für 2011 vom Ausgang einer eigenen ‚Stichproben-Untersuchung‘ abhängig:

Gespräch mit dem Sekre­ta­riat des Glo­ba­len Fonds zur Be­kämp­fung von AIDS, Ma­la­ria und Tu­ber­ku­lose im BMZ

Auf Ein­la­dung des BMZ haben heute in­ten­sive Ge­spräche mit dem GFATM-Sekre­tariat statt­ge­fun­den. An­ge­sichts der gegen den Fonds er­ho­be­nen Fehl­ver­wen­dungs- und Kor­rup­tions­vor­würfe hat die Bun­des­re­gie­rung das Se­kre­ta­riat des Fonds auf­ge­for­dert, über den Kreis der bis­lang unter­suchten Zu­sam­men­arbeits­länder hinaus für die übri­gen 112 Empfän­ger­länder des Fonds Klar­heit über das Aus­maß der mög­lichen Fehl­ver­wen­dungen zu schaf­fen. Darü­ber hinaus hat die Bun­des­re­gierung den Fonds ge­be­ten, kurz­fristig Maß­nah­men zu er­grei­fen, um größt­mög­liche Vor­sorge gegen Kor­rup­tion und Mit­tel­fehl­ver­wen­dungen zu treffen.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel: „Wir werden den Fonds dabei unterstützen, indem wir eine externe und unabhängige Prüfung von Art und Umfang von Fehlverwendungen in einer aus­sage­kräf­tigen Stich­probe ver­an­lassen. Diese Stich­probe wird besonders von Korruption betroffene Länder schwer­punkt­mäßig abdecken. Gegen­stand der Prüfung ist auch, inwieweit die vom Fonds genutzten Durchführungs- und Finanzierungs­modalitäten – die oft die Weitergabe von Mitteln direkt an das Empfänger­land einschließt – Fehlverwendungen und Korruption begünstigen können. Dabei wird es vor allem um Bereiche gehen, die sich als besonders kor­rup­tions­an­fällig erwiesen haben, zum Beispiel Aufwendungen für Trainings­maß­nahmen, Tagegelder, Erstattung von Reise­kosten oder Beschaffung von Medika­menten. Es geht mir auch um Wege zur Stärkung der Ergebnis­orientierung des Fonds.“

Die Bundesregierung strebt an, diese Prüfungen arbeits­teilig mit anderen besorgten Gebern und unter Einschluss des Bundes­rechnungs­hofes sowie deutscher und europäischer entwick­lungs­politischer Fach­institute durch­zu­führen. Sie lädt das Sekretariat des Fonds und seinen Ver­waltungs­rat ein, sich konzep­tionell und inhaltlich zu beteiligen.

Dirk Niebel: „Auf der Grundlage der bis zum Sommer vorliegenden Ergeb­nisse der Sonder­prüfung und der bis dahin vom Fonds ergriffenen Maßnahmen gegen Korruptionsanfälligkeit seiner Leistungen wird die Bundes­regierung eine Entscheidung über ihre Beiträge zum Globalen Fonds für das Jahr 2011 treffen. Der Fonds hat zugesagt sicherzustellen, dass die laufende Behandlung Kranker unter den Überprüfungsmaßnahmen zu keinem Zeitpunkt leidet.“

Angesichts umfangreicher Vorwürfe von Korruption und Fehl­ver­wendung gegen den GFATM hatte Bundes­ent­wick­lungs­minister Dirk Niebel am 25. Januar 2011 alle deutschen Aus­zahlungen an den Fonds gestoppt und eine Sonderprüfung angekündigt.

(Pressemeldung des BMZ 31.01.2011)

Der Globale Fonds wird wegen Transparenz abgestraft

„In den letzten Tagen wurden Informationen verfälscht wiedergegeben über Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Geldern des Globalen Fonds. Richtig ist, dass es im vergangenen Jahr Vorfälle bei vier Empfängerländern von Geldern des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria gab, die durch die Kontrollmechanismen des Globalen Fonds entdeckt und offen gelegt wurden“, so Sylvia Urban, Sprecherin des Aktionsbündnis gegen AIDS. „Wir verurteilen das Vorgehen der Empfänger in Mali, Djibouti, Mauretanien und Sambia und unterstützen die Maßnahmen des Globalen Fonds, der die weiteren Mittelauszahlungen in diesen Ländern sofort stoppte und rechtliche Schritte zur Wiedererlangung der veruntreuten Mittel einleitete.“

„Dass Entwicklungshilfeminister Niebel nun alle weiteren Auszahlungen an den Fonds stoppt, ist völlig unangemessen, denn er bestraft die Organisation für ihre schonungslose Offenheit und ihr entschiedenes Handeln. Leiden müssen die Menschen in den Empfängerländern, die auf die Unterstützungszahlungen durch den Globalen Fonds angewiesen sind. Das Entwicklungsministerium ist im Vorstand des Globalen Fonds vertreten und ist daher schon seit Wochen über die Probleme informiert. Dass Niebel nun direkt nach Medienberichten so drastisch reagiert, könnte daher als mediengetriebene Effekthascherei angesehen werden“, so Urban weiter. Die nächste Rate an den Globalen Fonds stünde nach Informationen des Aktionsbündnisses übrigens erst im April an.

Seit seiner Gründung vor acht Jahren ist der Globale Fonds der weltweit wichtigste multilaterale Geldgeber im Gesundheitsbereich geworden. Er kanalisiert zwei Drittel der Finanzmittel, die international für die Tuberkulose- und Malaria-Bekämpfung zur Verfügung gestellt werden, sowie ein Fünftel der internationalen Finanzmittel gegen Aids. Der Globale Fonds ermöglichte mehr als 3 Millionen Menschen ART-Behandlung, 7,7 Millionen Menschen die Anti-Tuberkulosebehandlung. Außerdem konnte der Globale Fonds 160 Millionen Moskitonetze mit Insekten abweisender Imprägnierung zur Malaria-Prävention verteilen.

(Pressemitteilung Aktionsbündnis gegen AIDS)

Niebel stoppt Zahlungen der Bundesregierung an Globalen Fonds (akt.)

Nach Vorwürfen der Zweckentfremdung von Mitteln hat Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, die Zahlungen an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria gestoppt.

„Bias zu zwei Drittel der Spenden versickern“, hatte die Frankfurter Rundschau berichtet. In einzelnen Staaten seien bis zu 67% der für die Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria vorgesehenen Mittel zweckentfremdet worden. Dies habe eine eigene interne Untersuchung des Globalen Fonds gezeigt.

Dies nahm Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zum Anlass, die Zahlungen Deutschlands an den Fonds zu stoppen.

Niebel erklärte:

„Ich nehme die Vorwürfe von Korruption und Untreue gegen den Globalen Fonds in den Medien sehr ernst und gehe davon aus, dass der Fonds unverzüglich Aufklärung schaffen wird. Deutschland ist einer der größten Geber des GFATM. Ich habe deshalb eine Sonderprüfung veranlasst. Alle weiteren Auszahlungen an den Fonds habe ich bis zur vollständigen Aufklärung gestoppt, und werde einen Vertreter des Fonds zu einem Gespräch in das BMZ bitten.“

Niebel hatte schon im Vorfeld der Wiederauffüll-Konferenz für den Fonds, die Ende 2010 in New York stattfand, zunächst Mittel kürzen wollen. Erst auf massiven Druck hin hatte Deutschland doch 600 Millionen Euro für den Fonds zugesagt.

Der Globale Fonds selbst reagierte in einer Stellungnahme auf die Vorwürfe. Die Anschuldigungen massiver Mittelverschwendungen seien unzutreffend und irreleitend. Berichte, es gebe keine Kontrollen, seien schlicht unzutreffend. Interne Ermittlungen des Fonds selbst hätten die Zweckentfremdungen in einzelnen Staaten zum Vorschein gebracht. Bisherige Untersuchungen hätten gezeigt, dass bei einem Betrag von 34 Mio. $ der Verdacht der Zweckentfremdung bestehe- ein sehr niedriger Prozentsatz bei einem Volumen von bisher 13 Milliarden Dollar, die verwendet wurden.

Der Fonds habe eine ’null Toleranz‘ – Politik gegen Korruption. Die breite Mehrheit der Mittel sei von Korruption nicht betroffen und habe zu dramatischen Fortschritten im Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose geführt.Der Fonds arbeite mit den betreffenden Staaten zusammen, damit die Vorwürfe der Zweckentfremdung von mitteln vor Gericht gebracht würden.

Stellungnahme des Globalen Fonds zu Vorwürfen der Zweckentfremdung von Mitteln vom 25.01.2011 (Screenshot)
Stellungnahme des Globalen Fonds zu Vorwürfen der Zweckentfremdung von Mitteln vom 25.01.2011 (Screenshot)

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Dass Niebel die Zahlungen Deutschlands stoppt, überrascht – nicht. Wieder ein Versuch, mit zackigem Reagieren vermeintlich Politik zu machen? Gab es keine anderen Wege? Gespräche? Zweckbindung? Andere Handlungsalternativen wie ‚aussetzen‘ statt ’stoppen‘?

Der Globale Fonds hat in den vergangenen Jahren Hunderttausenden Positiven in den ärmsten Staaten der Welt Zugang zu antiretroviraler Therapie verschafft. Dieser große Erfolg sollte nicht in Vergessenheit geraten.

Der Globale Fonds als internationale Organisation ist einigen deutschen Politikern jedoch schon lange suspekt, sie bevorzugen bilaterale Vereinbarungen.

Korruption und Mittelverschwendung ist zu bekämpfen, dies ist unstrittig. Aber ein Eindruck steht im Raum: wird hier ein Vorwurf fallweiser Zweckentfremdung in einigen Staaten zum Vorwand genommen, genau die Politik zu betreiben, die eh schon Ende 2010 angestrebt war, nur aufgrund massiven Drucks nicht umgesetzt werden konnte?

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weitere Informationen:
BMZ 25.01.2011: Zu den Korrup­tions­vorwürfen gegen den Globalen Fonds zur Be­kämpfung von Aids, Ma­la­ria und Tu­ber­ku­lose (Global Fund, GFATM) erklärt Bun­des­ent­wick­lungs­mi­nis­ter Dirk Nie­bel:
FR 24.01.2011: Hilfsorganisationen – Bis zu zwei Drittel der Spenden versickern
NPR 24.01.2011: Global Health Fund Finds Some Fraud, Recoups Losses
Globaler Fonds 24.01.2011: Global Fund statement on abuse of funds in some countries

alivenkickin 26.01.2011: Der Herr EntwicklungsVerhinderungsMinister Niebel spielt den Empörten
DAH 26.01.2011: Korruptionsvorwürfe: Niebel setzt Zahlungen an Global Fund aus
AIDS treatment news 28.01.2011: Global Fund: Misleading Corruption Report
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Globaler Fonds: doch 600 Mio. € aus Deutschland (akt.)

Deutschland stellt dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose für die Jahre 2011 bis 2013 nun doch 600 Millionen Euro zur Verfügung. Ursprünglich hatte Bundesminister Niebel einen deutlich niedrigeren Betrag vorgesehen, war aber auf massive Proteste gestoßen.

Derzeit findet in New York die Wiederauffüllungs-Konferenz für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose (GFATM) statt. Deutschland hat nun zugesagt, für 2011 200 Mio. € bereitzustellen, sowie für die Jahre 2012 und 2013 jeweils weitere 200 Mio. € „vorbehaltlich der Schaffung der Haushaltsvoraussetzungen“.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung meldet auf seiner Internetseite

„Bei der Wiederauffüllungskonferenz für den Globalen Fonds gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM) hat die Bundesregierung bis zu 600 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre zugesagt. Die Zusagen erfolgen vorbehaltlich der Schaffung der Haushaltsvoraussetzungen.“

Zuvor hatte Niebel (der ursprünglich das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit abschaffen wollte) geplant, nur 200 Mio. € bereitzustellen. Dies hatte zu scharfen Protesten in Deutschland wie auch im Ausland geführt.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen begrüßte, dass angekündigte Kürzungen abgewendet werden konnten, wies jedoch gleichzeitig darauf hin, dass Deutschland sich nicht an der dringend benötigten Erhöhung der Mittel beteilige:

„Die drohende massive Kürzung konnte abgewendet werden. Das ist ein großer Erfolg, den die Zivilgesellschaft im Interesse der Patienten errungen hat. Allerdings beteiligt sich Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern leider nicht an der …dringend notwendigen Erhöhung der Mittel. Frankreich hat die Mittel beispielsweise um 20 Prozent erhöht und zahlt jetzt 80 Prozent mehr als Deutschland.“

Der derzeit diskutierte Finanzbedarf für den Fonds für die Jahre 2011 bis 2013 liegt zwischen 10 und 20 Milliarden US-Dollar.

„Blamage vorerst abgewendet“, kommentiert ‚Spiegel online‘. Eine Blamage wäre Niebels ursprüngliches Vorhaben gewesen, nur noch 200 Mio. € für 2011 zuzusagen. Niebel bevorzugt bilaterale Projekte, schätzt internationale Fonds eher gering ein.

Blamabel allerdings ist Deutschlands (eingeschränkte) Zusage immer noch – gemessen sowohl am (peinlichen) Prozedere ihres Zustandekommens, als auch am Betrag. Andere Staaten erhöhten ihre Zusagen im Vergleich zum vorherigen Zeitraum. Frankreich sagte für die Periode 2011 bis 2013 gar 1,4 Milliarden US-$ (1.080 Mio €) zu, die USA vier Milliarden Dollar – Beträge, der Niebels so großzügig scheinende Zusage nun doch sehr relativieren, angesichts der Wirtschaftskraft Deutschlands eher gering erscheinen lassen.

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BMZ 05.10.2010: Deutschland fördert den Globalen Fonds gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria weiterhin
SpON 05.10.2010: Kampf gegen Aids – Niebel verspricht 600 Millionen Euro für Globalen Fonds
taz 05.10.2010: Finanzierung des Globalen Aids-Fonds – Mindestens 17 Milliarden Dollar
taz 05.10.2010: Niebel im Nebel
alivenkickin 05.10.2010: Statement von Ärzte ohne Grenzen zur Wiederauffüllungskonferenz
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Auffüllung des Globalen Fonds droht nicht zuletzt an Deutschland zu scheitern – Leben Zehntausender Patienten in ärmeren Ländern in Gefahr

Die Geberkonferenz des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria nächste Woche in New York droht zu scheitern. Es wird erwartet, dass die Zuweisungen der Geberländer deutlich unter den 20 Milliarden US-Dollar liegen, die benötigt werden, um die durch den Fonds geförderten Programme aufrechtzuerhalten und auszuweiten.

Deutschland, bislang drittgrößter Geber des Fonds, gefährdet den Erfolg der Konferenz neben Italien derzeit am stärksten. Dass beispielsweise eine bessere Behandlung von Aids-Patienten und eine Ausweitung der Behandlung auf mehr Menschen jedoch nur möglich sind, wenn ausreichend Mittel für Finanzierungsinstrumente wie den Globalen Fonds zur Verfügung stehen, zeigt ein heute veröffentlichter Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Über den Globalen Fonds werden zwei Drittel aller internationalen Gelder im Kampf gegen Malaria und Tuberkulose und fast ein Viertel im Kampf gegen HIV/Aids bereitgestellt. Mit 20 Milliarden US-Dollar über die kommenden drei Jahre könnten nach Schätzungen des Fonds 7,5 Millionen Menschen mit lebensverlängernden antiretroviralen Medikamenten versorgt werden.

„Die neuen Behandlungsrichtlinien der WHO empfehlen, dass Aids-Patienten früher und mit besseren, weniger giftigen Medikamenten behandelt werden. Diese kosten aber mehr Geld,“ sagt Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. „Die drohende Unterfinanzierung des Globalen Fonds würde bedeuten, dass die WHO- Empfehlung ins Leere läuft und Millionen Menschen weiter ganz ohne Behandlung bleiben.“

In der Bundesregierung gibt es Pläne, den deutschen Beitrag um zwei Drittel von bislang 600 auf 200 Millionen Euro zu kürzen. Italien will für die kommende Finanzierungsperiode gar keine Gelder mehr zur Verfügung stellen. Andere Länder haben nur eine leichte Mittelaufstockung angekündigt.

„Dank des Globalen Fonds konnten Länder wie Malawi Menschenleben retten und durch Aids verwüstete Gemeinden wiederaufbauen“, sagt Marielle Bemelsmann, Landeskoordinatorin in Malawi, wo Ärzte ohne Grenzen zusammen mit dem Gesundheitsministerium 38.000 Patienten behandelt. „Allein in Malawi brauchen aber noch mehr als 200.000 Menschen dringend eine Behandlung – weltweit sind es zehn Millionen. Wenn die Staaten die Chance in New York vergeben und sich nicht weiter im Kampf gegen Aids engagieren, werden die bereits erzielten Erfolge einfach zunichte gemacht.“

(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)

WHO, UNICEF & UNAIDS: internationale Anstrengungen gegen Aids müssen intensiviert werden

Im Jahr 2009 wurden bedeutende Fortschritte dabei erzielt, den Zugang zu HIV-Prävention und -Therapie zu verbessern. Dennoch sei eine weitere Intensivierung erforderlich, betonen UNAIDS, WHO und UNICEF in einem gemeinsamen Bericht.

In zahlreichen Staaten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, darunter einigen mit sehr hohen HIV-Infektionszahlen, konnte 2009 der Zugang zu HIV-Prävention und antiretroviraler Therapie deutlich verbessert werden. Dies stellt der Bericht fest, der den Fortschritt des Kampfes gegen Aids in 144 Staaten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen untersucht.

Dies zeige einmal mehr, dass das Ziel des „universal access“ (universeller Zugang zu Prävention und Therapie) möglich und erreichbar sei. Global allerdings sei die Erreichung dieses Zieles weiterhin in großer Ferne – schon aus diesem Grund sei es erforderlich, dass die Staatengemeinschaft an ihren Anstrengungen im Kampf gegen Aids festhalte und diese intensiviere.

„Wir sind auf dem richtigen Weg, sollten dort weitergehen, allein – uns fehlen 10 Milliarden US-$“, betonte der stellvertretende UNAIDS-Direktor Dr Paul De Lay. „Bei der Wiederaufffüll-Konferenz [für den Zeitraum 2011 – 2013] zum Globalen Fonds nächste Woche in New York haben wir die Chance für eine sinnvolle Investition und Sicherstellung des Kampfes gegen Aids.“

Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector
Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector

Der am 28. September 2010 vorgestellte Bericht ist bereits der vierte in einer Reihe von Fortschritts-Berichten.

WHO, UNICEF, UNAIDS: „Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector“
Zusammenfassung (pdf, 1,57 MB)
Bericht in Kapiteln hier

bisherige Berichte:
2009 progress report
2008 progress report
2007 progress report
2006 progress report
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siehe auch:
SZ 29.09.2010: UN-Bericht zu HIV und Aids – Langsamer Fortschritt
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Enttäuschung beim Aktionsbündnis gegen AIDS zum Abschluss des UN-Millenniumgipfels in New York – Soziologe Joachim Rüppel kritisiert Aussagen der Kanzlerin beim UN-Armutsgipfel

Heftige Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der Würzburger Soziologe Joachim Rüppel vom Missionsärztlichen Institut Würzburg geübt. Merkels Rede beim Armutsgipfel der Vereinten Nationen in New York sei eine herbe Enttäuschung für alle, die auf eine weitsichtige und solidarische Weltpolitik der Regierung gehofft hätten, sagte Rüppel nach dem Treffen, das am Mittwoch zu Ende ging. Er war im Auftrag des „Aktionsbündnis gegen AIDS“ als Beobachter des Gipfels in New York.

Stattdessen zeige sich die fatale Tendenz, anderen die Verantwortung aufzubürden und sie von oben herab zu belehren, kritisiert Rüppel weiter. Außer der vagen Andeutung, den Globalen Fonds weiter zu unterstützen und damit die „entwicklungspolitische Geisterfahrt“ von Minister Niebel zu korrigieren, ließen sich keine positiven Ansätze im Sinne einer Entwicklungspartnerschaft erkennen. „Aus der Sicht derer, die täglich ums Überleben kämpfen müssen, dürften Merkels Einlassungen wie eine Bestätigung für die Arroganz der Mächtigen erscheinen.“

Die Kanzlerin hatte vor den Vereinten Nationen erklärt, dass nicht alle Ziele bis 2015 erreicht werden könnten. Deutschland wolle aber weiterhin ein verlässlicher Partner sein. Im Vorfeld der UN-Konferenz war Deutschland wegen mangelnder Zusagen zur Auffüllung des Fonds in die Kritik geraten. Im Oktober steht die Wiederauffüllungskonferenz des Globalen Fonds für die Jahre 2011, 2012 und 2013 an. Niebel plant die Mittel ab 2012 zu streichen. Alternativ dazu möchte er das bilaterale Engagement verstärken.

(Pressemitteilung Aktionsbündnis gegen Aids)

Offener Brief von Bundes­ent­wick­lungs­minister Dirk Niebel an den Sänger der irischen Gruppe U2, Bono

Wie geht es weiter mit der Unterstützung der Bundesregierung für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malarias und Tuberkulose? Plant die Bundesregierung einen Rückzug? Erst jüngst hatte die DAH gewarnt, ein Rückzug der Bundesregierung hätte fatale Folgen.

Auch Pop-Sänger Bono kritisierte die unklare Haltung der Bundesregierung. Im Folgenden als Dokumentation der offene Brief, mit dem sich Bundesminister Niebel an Bono wandte:

Offener Brief von Bundes­ent­wick­lungs­minister Dirk Niebel an den Sänger der irischen Gruppe U2, Bono

Lieber Bono,

mit einigem Erstaunen habe ich Ihr Interview mit der Frankfurter Rundschau gelesen. Sie kritisieren dort, Deutschland halte seine Zusagen an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose (GFATM) nicht ein.

Das ist falsch. Die Verpflichtungen gegenüber dem GFATM wurden sogar deutlich übererfüllt. Bei der letzten Auffüllungsverhandlung zum GFATM, die 2007 in Berlin stattfand, sagte die Bundesregierung 600 Millionen Euro für den Zeitraum 2008 bis 2010 zu. Diese, wie auch alle anderen entwicklungspolitischen Rechtsverpflichtungen, hat die Bundesregierung selbst­ver­ständlich eingehalten. Regelmäßig sind darüber hinaus weitere Haushaltsmittel, vor allem Schuldenumwandlungen, dem Global Fund zugute gekommen, wie gerade vor wenigen Tagen 19 Millionen Euro in der Elfenbeinküste.

Im Oktober dieses Jahres wird eine Wiederauffüllungskonferenz für den GFATM stattfinden, an der sich auch die Bundesregierung beteiligen wird. Wenn ich im Vorgriff auf diese Konferenz im Haushaltsansatz für 2011 200 Millionen Euro für die Arbeit des GFATM veranschlagt habe, so zeigt dies meine Wertschätzung für den Fonds und meinen festen Willen zu einer weiteren Zusammenarbeit. Seien Sie herzlich versichert, dass ich den von mir eingebrachten Haushaltsansatz in gewohnter Angriffslust auch im Deutschen Bundestag vertreten werde. Es ist für mich ein sehr befremdliches Vorgehen, dass Sie öffentlich und ohne ein Gespräch zu suchen, von mir rechtsverbindliche Zusagen für Steuermittel einfordern, bevor die dazu angesetzte Geberkonferenz überhaupt begonnen hat. Nicht Sie, sondern unsere Steuerzahler sind es, die die geforderten Mittel aufbringen müssen.

Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass auch über den Globalen Fonds hinaus die Arbeit im Gesundheitsbereich ein wichtiger Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik ist, gerade auch in unserer bilateralen Zusammenarbeit. Das wird so bleiben, und dazu gehört auch der Kampf gegen HIV und Aids. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung verpflichtet mich, den Anteil der bilateralen Zusammenarbeit zu erhöhen. Deshalb habe ich den Verantwortlichen im GFATM-Sekretariat eine Beistellung bilateraler Mittel angeboten, sollte ein Boardbeschluss dieses Vorgehen ermöglichen. Leider hat der Global Fund einen solchen Boardbeschluss bislang nicht herbeigeführt. Der Ball liegt jetzt beim Global Fund.

Umso mehr bedauere ich, dass Sie bislang keine Zeit für einen Besuch im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefunden haben. Ich lade Sie herzlich zu einem Besuch ein, so dass wir dieses und andere wichtige Themen im persönlichen Gespräch vertiefen können. Selbst ohne dass Sie meine Handynummer haben, kann mich mein Büro weltweit jederzeit erreichen. So können wir Missverständnisse wie dieses in Zukunft leicht ausschließen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir bei unserem Treffen auch erläutern könnten, warum bislang ein großer Teil der Gelder des Fonds nicht nach Afrika, sondern nach China fließt. Wie die Zeitschrift „Foreign Policy“ festgestellt hat, hätten mit dem China zugesagten Geld in Afrika 67 Millionen Malariaschutznetze angeschafft, 4,5 Millionen Tuberkulose­therapien oder zwei Millionen antiretrovirale Therapien für Aidspatienten durchgeführt werden können. Vielleicht hätten so einige der von Ihnen beschriebenen Fälle verhindert werden können?

Mit freundlichen Grüßen und auf bald,

Dirk Niebel

(Quelle BMZ)

Globaler Aids-Fonds: bricht Deutschland Finanzierungs-Zusagen? (akt.2)

Bricht Deutschland seine Finanzierungs-Zusagen an den Aids-Fonds? Dem Fonds-Sprecher zufolge hat die Bundesregierung unangekündigt ihre Zahlung für 2010 gekürzt. Inzwischen kündigte die Bundesregierung die Zahlung des vollen Betrags an.

Der Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria ist eine der wichtigsten Einrichtungen zur Finanzierung des Kampfes gegen Aids weltweit. Jon Lidén, Sprecher (Head of Communication) des Fonds in Genf, äußerte gegenüber der FAZ (Ausgabe Dienstag, 12.10.2010), dass Deutschland für das Jahr 2010 entgegen seiner Zusage von 200 Mio. € nur 142 Mio. € bereit gestellt habe.

Bisher habe kein G8-Staat seine Zusagen gegenüber dem Fonds einfach gesenkt; das Verhalten Deutschlands sei einmalig, so Lidén.

Der Entwicklungshilfe-Minister Dirk Niebel (FDP) habe in einem Gespräch mit dem Fonds nichts über die Kürzungen verlauten lassen. Niebel  befindet sich derzeit auf seiner ersten Afrika-Reise; sein Ministerium hat sich bisher nicht zu dem Vorgang geäußert.

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel (Foto: BMZ)
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel (Foto: BMZ)

Fallschirmjäger Niebel, der bisher kein entwicklungspolitischer Experte ist, hatte für Aufsehen gesorgt, als er unter anderem mit der Bemerkung einen Richtungswechsel in der deutschen Entwicklungspolitik ankündigte, sein Ministerium sei kein „Weltsozialamt“.

Auf seiner Internetseite teilt das Ministerium über den Fonds und das Engagement Deutschlands mit

„Deutschland hat im Rahmen der Wiederauffüllungskonferenz für den Zeitraum 2008 bis 2010 jährlich 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt. In den Jahren 2008 und 2009 wurde dieser Betrag bereits ausgezahlt.“ (html)

Im Rahmen der zweiten Wiederauffüllungskonferenz des „Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria“, die vom 26. bis 28. September 2007 in Berlin stattfand, hatte Deutschland „insgesamt 600 Millionen Euro für den Zeitraum 2008-2010 zugesagt, die in drei Tranchen von 200 Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt werden sollen“.

Eine Aufstellung des Fonds selbst weist aus, dass Deutschland für den Zeitraum 2002 bis 2010 Finanzierungszusagen über 1,286 Mrd. US-$ gegeben hat, allerdings bisher nur Zahlungen in Höhe von 986 Mio. $ leistete.

Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (Global Funds to fight Aids, Tuberculosis and Malaria) wurde 2001 von den Vereinten Nationen (UN-Generalversammlung zu HIV/AIDS) gegründet, um den Kampf gegen die drei Krankheiten weltweit zu intensivieren. Er ist eine public-private-partnership (PPP) zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft, dem Privat-Sektor und betroffenen Communities. Der Fonds steht nach eigenen Angaben etwa ein Viertel aller Aids-Projekt-Finanzierungen weltweit, zwei Drittel bei Tuberkulose und drei Viertel bei Malaria.

Nachtrag 13.01.2010: Der Sprecher des Entwicklungsministeriums (BMZ) sagte gegenüber der Frankfurter Rundschau: „Wir werden die zugesagten 200 Millionen Euro in vollem Umfang überweisen.“

Noch am 4. Januar hingegen hatte das Ministerium die Kürzung explizit bestätigt, wie die SPD-Bundestagsfraktion mitteilte:

„Noch am 4. Januar 2010 bestätigte das Ministerium auf die schriftliche Frage der Abgeordneten Karin Roth, dass die Kürzung um 58 Millionen Euro richtig und gewollt sei, da dem GFATM beispielsweise Gelder des Europäischen Entwicklungsfonds zufließen, den man schließlich auch finanziell unterstütze.“

Die SPD forderte deswegen Niebel auf, „einen neuen Haushaltsentwurf vorzulegen, in dem die vollen 200 Millionen Euro für den GFATM eingestellt sind.“

weitere Informationen:
FAZ 11.01.2010: „Berlin hält sich nicht an Globale-Fonds-Zusage“ (pdf)
BMZ Pressemitteilung anlässlich des G8-Gipfels Heiligendamm 2007: Wiederauffüllung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria
BMZ Pressemitteilung 08.01.2010: „Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel auf erster Afrikareise“
Zeit 05.01.2010: Entwicklungshilfe – Dirk Niebel kämpft um seine Politik
Global Funds: Latest figures on pledges and contributions to the Global Fund (Worksheet xls, Recherche am 12.10.2010)
FR 12.01.2010: Haushaltsentwurf: Ärger um Aids-Fonds
SPD-Bundestagsfraktion 15.01.2010: Niebel muss internationale Zusagen bei Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria einhalten
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