10 Tipps für ein gesünderes Leben als HIV-Positiver

Pfleglich mit seinem Körper umzugehen, zusätzliche Gesundheitsrisiken oder Belastungen des Immunsystems wo möglich zu reduzieren oder vermeiden kann für Menschen mit HIV eine sinnvolle Strategie sein.
Manche ‚Vorsorge‘ lässt sich sehr einfach realisieren. Einige Vorschläge:

1. Tipp: regelmäßiger Gesundheits-Check
HIV-Positive sollten überlegen, regelmäßig ihre Gesundheit untersuchen zu lassen. Dies gilt nicht nur HIV-spezifisch, sondern auch z.B. hinsichtlich sexuell übertragbarer Infektionen wie Tripper, Syphilis, Chlamydien, Feigwarzen etc.
Wenn du ein sexuell aktives Leben hast, hast du auch ein gewisses Risiko, dich mit sexuell übertragbaren Erkrankungen anzustecken. Einige dieser Erkrankungen belasten nicht nur dein eigenes Immunsystem, sondern können auch das Risiko erhöhen, HIV bei ungeschütztem vaginalem, analem oder oralem Sex an deine Sexpartner weiterzugeben.
Nicht alle dieser sexuell übertragbaren Erkrankungen sind auch mit Symptomen verbunden, die du in jedem Fall selbst bemerkst. Zudem sind Erkrankungen nicht nur im direkten Genitalbereich (Penis, Vagina) möglich, sondern z.B. auch im Rachen oder am Arsch.
Ein Grund mehr also, sich auf sie untersuchen zu lassen – am besten im Rahmen eines regelmäßigen Gesundheits-Checks.

2. Tipp: auf Hepatitis C checken lassen
Lass dich regelmäßig auf Hepatitis C testen. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass der Erreger der Hepatitis C, das Hepatits-C-Virus, bei Menschen mit HIV leichter auch sexuell weitergegeben wird.
Ein regelmäßiger Check auf Hepatitis C ist für sexuell ‚umtriebige‘ Menschen schon deswegen sinnvoll, weil eine frühzeitig erkannte Hepatitis-C-Infektion mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit erfolgreich behandelt werden kann, je später die Infektion entdeckt wird, desto schlechter jedoch auch die Therapieergebnisse sind.
Gegen Hepatitis C sind bisher keine Impfungen möglich.

3. Tipp: Impfung gegen Hepatitis B
Das Hepatits-B-Virus wird u.a. sexuell übertragen. Eine Infektion mit Hepatits B ist wesentlich leichter möglich als eine Infektion mit HIV. Im Gegensatz zur Hepatitis C (s.o.) sind sowohl gegen Hepatitis A als auch gegen Hepatitis B Impfungen möglich.
Da das Immunsystem HIV-Infizierter u.U. geschwächt sein kann, schlägt die Impfung möglicherweise nicht sofort an. In diesen Fällen ist aber eine Wiederholung wie auch eine Erhöhung der Impfdosis möglich.
Die Impfung gegen Hepatitis B ist für HIV-Positive eine Kassenleistung. Sie wird von der StIKO (Ständige Impfkommission) empfohlen (Indikations-Impfung, siehe StIKO-Empfehlungen S. 8).

extra Tipp: besser – die Kombi-Impfung gegen Hepatitis A und B
Tipp: Eine kombinierte Impfung gegen Hepatits A und Hepatitis B mit einem kombinierten Impfstoff schützt mit einer Impfung doppelt. Bei HIV-Positiven werden sowohl die Hepatits-A- als auch die Hepatitis-B-Impfung von den Krankenkassen bezahlt.
Und wer schon Impfschutz (oder aufgrund einer schon durchgemachten Hepatitis B Antikörper) gegen Hepatitis B hat, sollte eine Impfung gegen Hepatitis A überlegen. Die Kosten hierfür sollten von der Krankenkasse übernommen werden (Indikation StIKO / „Personen mit einem Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung“).

4. Tipp: die Grippeimpfung
Eine echte Grippe (Influenza) ist nicht zu verwechseln mit dem, was umgangssprachlich gern mit dem ‚grippalen Infekt‘ verwechselt wird. Eine Influenza kann bei HIV-Positiven leichter auftreten und einen schwereren Verlauf nehmen. Eine Grippeschutzimpfung ist ein einfacher Weg, das Infektionsrisiko zu senken.
Die Impfung gegen Influenza (Grippe) ist ebenfalls wie die Impfungen gegen Hepatitis A und B ein Totimpfstoff und für Menschen mit HIV unbedenklich.

5. Tipp: Impfung gegen Pneumokokken
Trotz wirksamer antiretroviraler Therapie tritt die Pneumokokken-Pneumonie (eine von Bakterien verursachte potenziell lebensbedrohliche Lungenentzündung) bei Menschen mit HIV immer noch häufiger auf. HIV-Infizierte haben ein 10- bis 100fach erhöhtes Risiko, an Pneumokokken-Pneumonie zu erkranken.
Doch ein einfacher Schutz ist möglich – mit einer Impfung. Diese Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie ist auch bei HIV-Positiven wirksam, wie erst jüngst wieder eine Studie zeigte.
Die Kosten einer Impfung gegen Pneumokokken-Pneumonie werden bei HIV-Infektion von der Gesetzlichen Krankenversicherung getragen (StIKO-Empfehlungen (S.12, Indikation HIV).

6. Tipp: auf die Haut achten
DAH Broschüre Haut + HaarDas größte -und dennoch oft vernachlässigte- Organ des Menschen ist die Haut. Hauterkrankungern wie z.B. Pilzerkrankungen von Haut und Nägeln können bei Positiven leichter / häufiger auftreten oder (wie Gürtelrose) unter Umständen auf eine HIV-Infektion hinweisen, einige (wie das heute seltener auftretende Kaposi-Sarkom) gehören zu den Aids-definierenden Erkrankungen.
Ein pfleglicher Umgang mit der Haut kann sehr zu Gesunderhaltung und Wohlbefinden beitragen.
Gute Tipps zum Thema Haut von Wellness und Pflege bis Beschneidung gibt u.a. eine Broschüre der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) mit dem Titel „Haut und Haar“ (Direktlink zur online-Bestellung hier) sowie das MedInfo Nr. 41 „HIV und Haut“ (pdf zum Download hier).
PS – zum Thema ‚Pflege deine Haut‘ gehört natürlich auch ‚pflege deinen Schwanz‚ …

7. Tipp: regelmäßig zum Augenarzt
Bei Menschen mit HIV können Veränderungen am Auge auftreten. Ein Augenarzt-Check einmal jährlich hilft, etwaige Probleme frühzeitig zu erkennen. Insbesondere bei einer CD4-Zellzahl unter 200 ist das Risiko einer Erkrankung der Augen (CMV, Toxoplasmose) deutlich erhöht – in diesem Fall sollte ein Besuch des Augenarztes alle sechs Monate erwogen werden.

8. Tipp: Vorsorge Gebärmutterhalskrebs
Bei HIV-positive Frauen ist das Risiko eines Zervix-Karzinoms (Gebärmutterhals-Krebs) deutlich erhöht. Deswegen ist ein regelmäßiger Besuch beim Frauenarzt ratsam. Einmal jährlich sollte (wie auch bei Frauen ohne HIV) eine Vorsorgeuntersuchung (PAP-Abstrich) durchgeführt werden.

9. Tipp: Vorsorge Analkrebs
Ein Analkarzinom ist eine sehr selten auftretende Krebserkrankung des Bereichs des Darmausgangs. HIV-Positive Männer, insbesondere (aber nicht nur) wenn sie Analverkehr haben /hatten, haben ein erhöhtes Risiko für Analkarzinom (Krebs am Darmausgang). Möglichkeiten zur Früherkennung (Rektoskopie, Analabstrich) sollten genutzt werden. Sie sind bisher leider keine Kassenleistung, werden von einigen Ärzten jedoch im Rahmen von Studien angeboten.

10. Tipp: Mund- und Zahnhygiene
Probleme an den Zähnen und im Mundbereich treten bei HIV-Positiven häufiger auf. Mindestens einmal im Jahr sollte ein (möglichst mit HIV erfahrener) Zahnarzt besucht werden.

PS.
Viele dieser Tipps dürften auch für den schwulen Mann an sich (ob nicht HIV-infiziert oder ungetestet) hilfreich sein, um gesünder zu leben … vielleicht ergänzt um den Tipp, doch mal über einen HIV-Test nachzudenken …

17 Gedanken zu „10 Tipps für ein gesünderes Leben als HIV-Positiver“

  1. zu tipp 3: die hepB-impfung wird allgemein von den kassen übernommen, wenn man einer risikogruppe angehört. hierzu kann man den arzt seines vertrauens konsultieren, wenn man keine probleme hat, zumindest seinem arzt auch mitzuteilen, dass man zB schwul ist. die kasse erfährt nur, dass man einer risikogruppe angehört, aber nicht welcher (es gibt ja auch berufsstände mit den gleichen risiken).

    dieser tipp ist demzufolge für alle interessant. (zB für partner von positiven)

  2. @ asaaki:
    danke für den hinweis. korrekt, hbv-impfung wird u.a. mit der indikation schwul von den kassen übernommen. hätt ich vielleicht klarer formulieren sollen 😉

    generell sollte jeder schwule mann sich dringend überlegen, ob er sich gegen hepatitis b impfen lässt

  3. mhhhhhhhhhhh . . also. . . wenn ich mich gegen hep b schützen will – mich impfen lassen will, möchte das es die kk bezahlt, dann muss ich mich (zwangs)outen das ich schwul, iv junkie oder einer anderen (welche das immer auch noch sein möegn) risikigruppe angehöre?
    wenn ich hingegen selbst entscheide ob – wann oder ob ich mich nie outen möchte dann übernimmt die kasse nicht die kosten der hep b impfung? sollte ich dann krank werden – was dann . . . .schweizer verhältnisse . . .sie hätten es doch ahnen können . . .

    Der Krankheitserreger wird über das Blut oder andere Körperflüssigkeiten wie. . . . Speichel, der in Kontakt mit Schleimhäuten oder kleinen Läsionen der Haut kommen, übertragen.

    http://www.onmeda.de/krankheiten/hepatitis_b.html?p=3
    zu welcher risikogruppe zählt man da? lecker oder küsserheten?

    wie krank ist das denn?

  4. @ Dennis:
    bevor du jetzt auf krank machst 😉 …
    … lies einfach bei den links oben nach. homosexualität als indikation ist ein grund (unter mehreren) für die kostenübernahme seitens der kassen … vielleicht ist auch ein für dich passender dabei …

  5. @ asaaki, dennis & all:
    die indikations-regelung für die hepatitis-b-impfung hat ganz klar einen grund: die impfung kostet geld. in den genuss einer (kostenerstatteten) impfung sollen vornehmlich diejenigen kommen, die auch ein konkretes infektionsrisiko haben – eben u.a. homosexuelle oder krankenhaus-personal. den kreis regelt die ständige impfkommission (stiko), eine gruppe am robert-koch-institut
    jedem anderen steht es selbstverständlich(wie asaaki zurecht betont) frei, die impfung auf eigene kosten vornehmen zu lassen

  6. nun ich bin ne hete . . .und gründe das ich dennoch in das die „kk bezahlts auch bei mir raster“ fall gibt s sicherlich.

    vielleicht liegt s an der hitze das ich so schnell zum siedepunkt komm . . . . vieles was so in der letzten zeit passiert – basiert imo mehr auf „willkür“ als auf dem „gesunden menschenverstand“. 🙁

  7. @dennis: ich weiß nun nicht, wie es aussieht, wenn du einen anderen grund vorschiebst. zB dass du in der pflege oder dergleichen arbeitest (kA welche branchen jetzt wirklich darunter zählen, aber medizin und pflege würde ich schon darunter zählen). wie gesagt, rikisogruppen sind nicht alle negativ, es gibt in der arbeitswelt ebenso genug bereiche.

    ich habe mir ohnehin einen schwulenfreundlichen arzt ausgesucht. da hatte ich kein problem, ihm zu sagen, dass ich nunmal bin wie ich bin, eben schwul.

    vielleicht reicht es ja auch aus, wenn du deinem arzt anderweitig glaubhaft machen kannst, das du risikobehaftet bist. ich mein, das schwulsein kann man ja auch nicht mal eben beim arzt beweisen. und im grunde vertraut man seinem arzt doch ohnehin genügend an, da ist die sexualität eigentlich nicht so schlimm. diskriminiert werden dürftest du ja ohnehin eigentlich nicht mehr.

    kurz: einem musst du es mal sagen, und das wäre der (haus)arzt. mehr erfahren es dann eigentlich nicht.

  8. @ dennis:
    jetzt muss bestimmt jemand grinsen … 😉
    also die impfungs-regelungen basieren nunmal imo tatsächlich weitgehend auf gesundem menschenverstand … das wetter allerdings weniger … 😉

  9. sorry, noch mal ein gedanke hintendran.

    dass die kassen es finanzieren ist eine leistung und keine selbstverständlichkeit. hier geht es ja nur um die frage, wer das zahlt. du kannst natürlich auch aus eigener tasche die impfung berappen.

    und die vorsorge sollte uns im zweifel auch ein paar euro wert sein, danach wird es meist nur teurer.

  10. als Indikation zur HEP-Impfung reicht m.W. bereits die Angabe, dass man promisk sei, d.h. der Hinweis auf häufig wechselnde SexpartnerInnen – unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung.

  11. @ asaaki:
    ich glaube die frage ob man beim arzt offen mit seiner homosexualität umgeht, ist keine frage der promiskuität. tendenziell würde ich sogar umgekehrtes vermuten – promiske menschen gehen oftmals offener / offensiver mit ihrer sexualität um, und haben dann vielleicht auch weniger probs, das ihrem arzt zu sagen …

    und die indikation häufig wechselnde partner / partnerinnen gilt selbstverständlich insbes. auch für promisk lebende heten …

  12. ich könnt mir vorstellen, dass wohl auch schon einige mit ihrer promiskuität ungern zum arzt rennen wollen. aber ansonsten eine gute lösung für jene, die sich sonst nicht trauen, ihre homosexualität dem arzt anzuvertrauen. ;o)

  13. Die richtigen, gescheiten Vorschläge zu den Ungersuchungen, die oben angegeben werden, werden hier (ich wohne im Pariser Raum in Frankreich), automatisch von jedem Karnkenhaus oder Arzt gemacht, die/der Dich zur all-dreimonatigen Untersuchung bestellt. Untersuchungen und eventuelle Medikamente oder Weiterbehandlung, werden im allgem. voll vom Staat getragen. (Was vielleicht dazu gefürt hat, dass junge Leute heute mehr und mehr vergessen, dass das Kondom beim Bumsen das sicherste „Verhütungsmittel“ ist und noch lange bleiben wird.)

    Zu Antwort „3“: es ist absolut nicht mehr sicher, dass der HIV-Virus durch Speichel übertragen wird. Neue seriöse Untersuchungen sind da nicht mehr so kategorisch.

    Eine Binsenweisheit: GESUND leben – nicht nur bei der Ernährung, sondern auch im allgemeinen, mit allem was dazu gehört!!

    Ondamaris unter 9 hat eine sehr klare und lobenswerte Einstellung wenn er vom vernüftigen Menschenverstand spricht.
    Was Asaaki „Promiskuität“ nennt, scheint mir ein alter abgefahrener Zug zu sein! Wer besser als ein Arzt kann Dir, wenn Du totkrank bist und keine baldige Heilung erwaraten kannst, besser helfen als er!!

  14. @ Ulysse:
    das klingt vorbildlich, dass die wichtigen vorsorgeuntersuchungen in frankreich automatisch vorgenommen werden. hier in deutschland ist deis nicht immer der fall – hängt serh vom engagement des jeweiligen arztes und patienten ab. gerade hep c regelmäßig zu testen haben zb selbst einige hiv-behandler noch nicht ‚auf dem schirm‘ 🙁

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