Wissen, Einstellungen und Risikoverhalten bei Nutzern eines HIV-Testangebots in Köln

In wenigen Tagen beginnen die iwwit-Testwochen. Testangebote bestehen in einigen Städten bereits seit längerem. Im Epidemiologischen Bulletin wird über erste Erfahrungen aus Köln berichtet.

Ab 1. September 2009 bewirbt die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) mit den iwwitt-Testwochen gezielt und bundesweit die bestehenden Testangebote auf HIV und andere STDs. Mit dieser Aktion will die DAH den HIV-Test und Tests auf andere sexuell übertragbare Infektionen (STDs) in den Fokus ihrer erfolgreichen Präventionskampagne „ich weiss was ich tu!„“ (iwwit) rücken.

Im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts wird in der Ausgabe 34 / 2009 über erste Erfahrungen eines Test-Angebots in Köln (Checkpoint / Check-Up) berichtet.

Dargestellt werden Ergebnisse von Testangeboten an vier Abenden im November / Dezember 2008. Hierbei wurden 162 Personen erreicht, bei 157 wurden Schnelltests durchgeführt. Als Haupt-Zielgruppe des Angebots bezeichnet der Bericht

„Männer, die (auch) Sex mit Männern haben, unabhängig davon ob sie sich als homosexuell (schwul) beziehungsweise bisexuell bezeichnen, oder diese Kategorien für sich ablehnen“ (MSM).

Diese Zielgruppe wurde mit 74% der Test-Teilnehmer erreicht (24% mit Migrations-Hintergrund; 23% erstmaliger HIV-Test). In acht Fällen wurde ein positives Ergebnis des Schnelltests festgestellt, dies wurde in 7 Fällen durch eine Laboruntersuchung bestätigt. Zwei Personen holten das Ergebnis des Bestätigungstests nicht ab.

Der Bericht beschäftigt sich ausgiebig mit dem Umgang mit Risiken durch die getesteten Personen (Gründe für das Eingehen von Risiko-Situationen, Strategien der Risiko-Reduzierung, Beziehungsformen, Partnerzahlen etc.).

Explizit geht die Darstellung auch auf die Frage ein, in wie weit die Frage der Reduzierung der Infektiosität bei nicht nachweisbarer Viruslast in das individuelle Risikomanagement hat. Dies sei nur bei 2% der Fall gewesen, was u.a. mit der unterschiedlichen Wahrnehmung des EKAF-Statements durch HIV-Positive und HIV-Negative zu erklären versucht wird.

Der Report entwickelt die Hypothese, statt bewusst angesprochener Risiko-Informationen spiele eher eine „gefühlte Sicherheit“ eine Rolle als versuchte Risiko-Minimierungs-Strategie:

„Die im ersten Teil dargestellten Zahlen lassen vermuten, dass viele der Männer, die im Rahmen des Beratungs- und HIV-Schnelltest-Angebotes befragt werden konnten, die Sicherheit bei Sexkontakten nicht explizit verbal aushandeln (im Sinne einer „Negotiated Safety“), sondern sich häufig situativ auf eine eher „gefühlte“ Sicherheit verlassen.“

Das Kölner Test-Angebot scheint mit 74% (davon 23% erstmalig) die eigentliche Zielgruppe der Männer die Sex mit Männern haben gut zu erreichen – erfreulich im Vergleich zu Auswertungen eines anderen Testangebots, das deutlich niedrigere Raten hatte.

Erfreulich, dass auch die Frage reduzierter Infektiosität bei nicht nachweisbarer Viruslast (Viruslast-Methode) mit in dem Bericht betrachtet wird. Hingewiesen wird, dass nur 2% diese Frage mit in ihr Risikomanagement einbezogen. Wünschenswert wäre gewesen, wenn zur  Einordnung dieser niedrigen Rate auch Information dargestellt worden wäre, ob zu diesem Thema im Test-Gebiet (Köln) schon wirksame Informationen in den Zielgruppen zum Themengebiet „EKAF-Statement“ erfolgten.

weitere Informationen:
„Begleiterhebung von Wissen, Einstellungen und Risikoverhalten bei Nutzern von HIV-Testangeboten“ in Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 24. August 2009
DAH-Blog 21. August 2009: BZgA und RKI warnen vor HIV-Heimtests
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2 Gedanken zu „Wissen, Einstellungen und Risikoverhalten bei Nutzern eines HIV-Testangebots in Köln“

  1. Die Testwochen werden an sehr unterschiedlichen Orten durchgeführt, . . . . . . aber auch in Szeneläden, Cruisinggebieten (Parkplätze, Parks) und schwulen Saunen. Da ist bestimmt ein Ort und ein Termin dabei, der für dich passt.

    Wenn die Menschen nicht zu Dir kommen – dann geh dorthin wo die Menschen sind. Eine folgerichtige Strategie die aufgeht wie das Ergebnis von Köln zeigt. Dieses Prinzip ist auch auf andere Aufgaben übertragbar und wird – wie ich in den letzten Tagen erfahren habe vermehrt von div AIDSHilfen praktiziert.

  2. @ alivenkickin:
    ja – aufsuchend ist ein brauchbares prinzip. aber vielleicht nicht immer …
    damit kein missverständnis aufkommt: das kölner test-angebot war nicht aufsuchend, sondern an einem festen ort in der kölner innenstadt

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