ViiV Healthcare: wie ist die Zukunft des zweitgrößten Herstellers von Aids-Medikamenten?

Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline wird sich „nicht unmittelbar“ vom Aids-Medikamenten-Hersteller ViiV trennen, so der Vorstandsvorsitzende des Konzerns.

Zeichnet sich ein neuer größerer Umbruch am Markt für Aids-Medikamente ab? Der Chef des Mehrheits-Eigners von ViiV Helathcare zeigt sich „offen“ und „aufgeschlossen“ für eine Abspaltung des Unternehmens, auch wenn diese „nicht unmittelbar“ bevor stünde. Man habe „alle Optionen“. Bereits im November 2010 hatte ein hoher GSK-Manager einen Börsengang von ViiV für möglich erklärt.

Spekulationen über einen etwaigen Börsengang von ViiVV waren aufgekommen, als Ian Read, der Chef des Pharmakonzerns Pfizer ankündigte, er überlege sich von einigen Geschäftsbereichen zu trennen.

Die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer hatten erst im Mai 2009 angekündigt, ihre Aids-Aktivitäten in einem gemeinsamen Unternehmen ‚ViiV Healthcare‘ zu bündeln. Im November 2009 hatte das Joint Venture ViiV den Betrieb aufgenommen. GSK hält 85% der Anteile an diesem gemeinsamen Unternehmen, Pfizer 15%.

Der britische Pharmakonzern GSK ist einer der fünf größten Pharmaunternehmen weltweit. Eine Abspaltung des Aids-Medikamente-Herstellers ViiV vom Konzern GSK könnte auch bedeuten, dass ViiV nicht mehr auf die umfangreichen Forschungs- und Finanzierungs-Möglichkeiten des Konzerns zurück greifen kann.

ViiV bezeichnet sich selbst auf seiner Website als Spezialist für HIV und Aids:

„Our aim is to take a deeper and broader interest in HIV/AIDS than any company has done before and then take a new approach to deliver effective and new HIV medicines as well as support communities affected by HIV.“

Analysten konstatieren, ViiV könne sich als unabhängiges, auf Aids spezialisiertes Unternehmen besser positionieren gegenüber Gilead Sciences, einem der größten Hersteller von Aids-Medikamenten. Der Pharmakonzern GSK könne im Fall einer Trennung von seinem Aids-Bereich seine Gewinnentwicklung deutlich verbessern.

Einst ein kleines unbedeutendes Pharma-Unternehmen (es wurde 1987 als ‚Oligogen gegründet), ist Gilead Sciences innerhalb weniger Jahre zu einem der bedeutendsten Hersteller auf dem Markt der Aids-Medikamente aufgestiegen. Heute ist Gilead der Markt-Führer bei Aids-Medikamenten, gefolgt von ViiV Healthcare.
Gileads Anteil am weltweiten Markt für Aids-Medikamente wird auf derzeit zwischen 30% und 40% geschätzt. Der Anteil von ViiV bewegt sich eigenen Angaben zufolge bei 19%.

Experten beziffern den Wert des globalen Marktes für Aids-Medikamente auf ca. 12 Milliarden US-$ (2009). Den größten wertmäßigen Anteil haben die USA (ein traditionelles Hochpreis-Land für Medikamente), auf dem zweiten Platz liegt die EU (ebenfalls überwiegend hochpreisige Märkte). Die weit überwiegende Mehrzahl der HIV-Positiven leben in weniger entwickelten Staaten insbesondere des Afrikas südlich der Sahara, Asien sowie Osteuropa. Hier lassen sich jedoch für Pharmakonzerne (u.a. aufgrund Patentregelungen, Generika-Einsatz) wenn überhaupt nur geringere Gewinnmargen realisieren.

Der Markt für Aids-Medikamente ist in den letzten Jahren von großen Umwälzungen und Konzentrationen gekennzeichnet. So teilte der Pharmakonzern Hoffmann-LaRoche Mitte 2008 an, seine Aids-Forschung einzustellen.

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Sollten sich GSK und Pfizer von ViiV durch einen Börsengang trennen, entstünde ein unabhängiges neues Unternehmen auf dem Markt der Aids-Medikamente-Hersteller.

Doch – was Analysten als Möglichkeit zu einer besseren Positionierung gegenüber Wettbewerber Gilead preisen, birgt auch Gefahren. Wie groß wird ein solches Unternehmen, welche Kapitalkraft wird es haben z.B. um auch mehrjährige kostenintensive Forschung und Entwicklung von neuen Substanzen zu leisten?

Und – wenn doch der Markt so lukrativ sei, wie die Analysten-Worte suggerieren, warum sollte GSK sich dann von einer solchen Perle trennen?

Andere Aussagen von Analysten weisen wohl eher den Weg. GSK könne seine eigene Gewinnentwicklung durch eine Trennung vom Aids-Bereich verbessern, konstatieren Analysten. Wird Forschung und Herstellung von Aids-Medikamenten als „Klotz am Bein“ betrachtet? Haben – berechtigte – Forderungen nach bezahlbaren Aids-Medikamenten dazu geführt, dass – möglicherweise weniger gerechtfertigte oder überzogene – Gewinnerwartungen von Analysten nicht mehr so ausgeprägt erfüllt werden können?

GSK-Chef Witty bestätigt indirekt; man habe „alle Optionen“ – „um den höchsten Wert für die Aktionäre zu schaffen“.

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weitere Informationen:
Reuters 05.05.2011: GSK CEO says no short-term plan to divest HIV unit
FiercePharma 06.06.2011: GSK chief ‚open-minded‘ about ViiV spinoff
Market Research News 14.03.2011: The HIV/AIDS Market Outlook to 2015: Competitive landscape, market size, pipeline analysis and growth opportunities
Reuters 22.07.2010: Interview: ViiV sees one new HIV product a year by 2012
Reuters 09.11.2010: Glaxo says future IPO possible for ViiV
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2 Gedanken zu „ViiV Healthcare: wie ist die Zukunft des zweitgrößten Herstellers von Aids-Medikamenten?“

  1. Was die Long Term Options betrifft, es werden in den nächsten Jahren die Patente für einige HIV Medikamente auslaufen. Da geht serst mal um Milliarden Umsätze/Gewinne die wegfallen. Dies ist einer der Gründe warum die eigene Produktion von Generika immer mehr in den Blickwinkel gerät. So könnten die Medis billiger verkauft werden um einen Teil des Profits in Ländern wie Indien, Südafrika reinzuholen. Natürlich werden die Preise für alle Menschen in diesen Ländern die HIV + sind nicht bezahlt werden können. Aber gerade in Indien ist eine Bevölkerungschicht am Wachsen die sich dann diese „billigeren“ Medikamente durchaus leisten kann. Auf lange Sicht gesehen wäre dies schon ein lukratives Geschäft da ja auch bei der Generikaproduktion die Exklusivität der Produktion wieder bei den Pharmakonzernen liegen würde.

    http://www.nytimes.com/2010/02/16/business/16generic.html

    http://alivenkickn.wordpress.com/2010/05/06/patient-vor-profit-statt-profit-vor-patient/

    Der Rest derjenigen Menschen die mit weniger als 2 bzw 1 $ am Tag leben müssen und die auf HIV Medikamente heute von dem GFAMT und Ärzten ohne Grenzen mit Generika Medis versorgt werden hätten dann Pech gehabt.

    Die Voraussetzung dafür sind, das die gegenwärtigen weltweit stattfindenden FTA Verhandlungen zum Erfolg führen. Verbot der GenerikaProduktion in Indien durch indische Firmen bzw eine indische Firma.

  2. Zudem ist es auch ein „Fingerzeig“ auf immer weniger werdende staatliche Subventionierung der Forschung auf dem Gebiet HIV. Das die Pharmahersteller da etwas gleichgültiger bzgl der Forschung neuer Ansätze geworden ist, wird liegt auf der Hand. Den eigenen Profit verstärkt zu investieren schmerzt den Aktionär. „Es gibt ja ne Menge Medikamente – also wieso sollten wir in neue Ansätze – Forschung investieren?“

    Spätestens wenn sich bei immer mehr Menschen Resistenzen gegen die zur Zeit vorhandenen HIV Medikamente entwickeln, wie es z.b. in Indien der Fall ist (bei immer mehr Menschen funktionieren die Generika die ja zur 1st Line HIV Medis gehören nicht mehr und bezahlbare 2cd Line HIV Medikamente/Generika sind nicht vorhanden bzw bezahlbar), wenn das Sterben von Mensche mit HIV wieder zunimmt, dann wird der Staat wieder aktiv werden und die „Pharmahersteller sunventieren“ da “ Etwas getan werden muß“. Dies ist die Ebene auf der sich Staat und Pharmahersteller bewegen. Und beide sind sich darüber im klaren. Dies ist ein abgekartetes Spiel dessen sich beide immer wieder gerne zu beiderseitigem Vorteil zu bedienen wissen.

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