Bei der Behandlung HIV-Infizierter beim Zahnarzt gelten keine über Standardhygiene hinaus gehenden hygienischen Anforderungen, betonen zwei ärztliche Organisationen der HIV-Therapie.
Die zwei bei der Versorgung HIV-Infizierter wichtigsten ärztlichen Gesellschaften, die DAIG (Deutsche Aids-Gesellschaft) und die DAGNÄ (Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter) äußern sich in einer gemeinsamen Stellungnahme zur Frage der zahnmedizinischen Betreuung HIV-Infizierter.
Die gemeinsame, an Zahnärztinnen und Zahnärzte gerichtete Stellungnahme formuliert noch einmal das Problem, mit dem sich viele HIV-Positive bei Zahnarzt-Besuchen konfrontiert sehen:
„HIV-Patienten berichten immer wieder darüber, dass es für sie schwer sei, eine adäquate Behandlung für ihre Zahngesundheit zu erhalten. Das Spektrum der Reaktionen, die sie wahrnehmen, reicht von offener Ablehnung und Diskriminierung über Verweise auf arbeitsintensive Hygienerichtlinien bis hin zu verzögerten Terminvergaben und separaten Behandlungszeiten.“
Sie zeigen nochmals einige der problematischen Folgen auf:
„Etliche Patienten fühlen sich auf Grund negativer Erfahrungen mit einer Offenlegung [ihrer HIV-Infektion, d.Verf.] gesellschaftlich stigmatisiert. Das begünstigt Situationen, in denen Patienten ihre Infektionen mit z.B. HIV, HBC oder HCV dem behandelnden (Zahn)Arzt verschweigen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit wird dadurch oft erheblich erschwert.“
DAIG und DAGNÄ weisen darauf hin, dass die Standard-Hygienemaßnahmen für alle Patienten gleichermaßen gelten und betonen nochmals, dass
„bei der Behandlung HIV-Infizierter keine über die o.g. Maßnahmen hinausgehenden hygienischen Anforderungen gelten bzw. erforderlich sind, um eine HIV-Übertragung zu verhindern.“
DAIG und DAGNÄ weisen explizit hin auf
„die Ergebnisse verschiedener Studien …, die nahe legen, dass sich das Risiko einer sexuellen HIV-Übertragung durch eine effektive antiretrovirale Therapie des HIV-infizierten Partners bei einer im Blut nicht nachweisbaren Viruslast (<50 Kopien HIV-RNA/ml Plasma) drastisch reduziert. Diese Risikoreduktion kann in gewissem Umfang auch für medizinische Eingriffe angenommen werden, obwohl keine verlässlichen Daten dafür vorliegen, und ohne dass sich daraus Änderungen der o.g. Hygienestandards herleiten müssen.“
„Hygiene in der Zahnmedizin: HIV-Infizierte und Nicht-Infizierte gleich behandeln“ hatte Dr. med. Albrecht Ulmer, Stuttgart, Anfang Juni 2010 in einem Artikel gefordert – und damit eine Debatte ausgelöst. Das Robert-Koch-Institut reagierte mit der Stellungnahme „Zahnarzt: routinemäßige Hygiene genügt“ und betonte insbesondere: „Nach Behandlung eines Patienten mit HIV-Infektion genügen die routinemäßig erforderlichen Hygienemaßnahmen.“
weitere Informationen:
DAGNÄ / DAIG: Die zahnmedizinische Betreuung HIV-infizierter Menschen (pdf)
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Danke an Matthias Gerschwitz für den Hinweis !
es mag situationen geben, in denen es „clever“ sein könnte, seine HIV-infektion nicht zu erwähnen. in vielen anderen ist es das sicher nicht, zB (um nur ein beispiel zu nennen) wenn medikamente im spiel sind.
mir erscheint es das emanzipativ angenehmere ziel, einen zustand zu erreichen, in dem die (angegebene) HIV-infektion kein problem darstellt – dafür sollten wir uns m.e. einsetzen
http://en.wikipedia.org/wiki/Kimberly_Bergalis
Hier findet man die fast irrsinnige Backroundstory des Zahnärzteproblems.
Dr. Acer ein schwuler Zahnarzt in Florida wurde von seiner Patientin Kimberley Bergalis beschuldigt, er hätte Sie mit HIV bei der Behandlung infiziert. In den USA schlug dies hohe Wellen. Talk Shows – dramatische Übertreibungen – ganz schlimm – die übelste Zeit der AIDS-Hysterie.
Damals hat sich dieses Thema, Zahnärzte und Patienten – wurde ja auch von CDC aufgegriffen – derart verselbstständigt, daß wir heute auch in Deutschland dieses blöde Zahnärzteproblem haben.
Schon damals war dieser Übertragungsweg – wohlgemerkt von Zahnarzt auf Patient – nie umgekehrt – nie!!!! – höchst umstritten. Scherzhaft – denn das ist die eigentliche Retourkutsche – habt ihr euch schon mal den negativen HIV Test vom Zahnarzt vorlegen lassen bevor ihr euch gnädigerweise auf dem Behandlungsstuhl niederlasst…..? :-))
Ich möchte aber nochmal betonen, daß wer ne Plombe braucht und keinen Stress will, auf dem vom Zahnarzt untergeschobenen Fragebogen schreiben kann, was er lustig ist, das ist sein RECHT!
Es ist letztlich immer das selbe Thema – solange es Diskriminierung gibt, im Beruf, bei der Notwendigen Zahnbehandlung ja auch bei der Suche nach Liebe – es liegt an Dir, es liegt am HIV-positiven Menschen wann es ok ist, daß er was sagt – nur das zählt und nicht die Scheiß-Volksgesundheits Bekenntniszwingerei – den Rest regelt das Kondom und die medizinische Behandlung, die bei normaler Anwendung, die Viruslast unter Nachweigrenze drückt – nochmal für die, die nix schnallen – Viruslast unter Nachweisgrenze heißt: Kanibalen, die an deinen roh gebrochenen Knochen mit blutenden Zähnen nagen – könnten sich an einem im Knochenmark evtl. versteckten schlummernde HI-Virlein infizieren.
@Ulli, das ist absolut richtig. Ich will diesen Zustand auch erreichen – ich habe kein Buch mit einem Pseudonym geschrieben….
Niemand hindert übrigens einen Arzt daran – auch einen Zahnarzt, bei einer medinzinisch relevanten Operation dem Patienten einen Zettel zu geben worauf ungefähr steht: „Sehr geehrte/r Patient/in, bei der folgenden medizinischen Maßnahme ist es sehr wichtig im Sinne Ihrer Gesundheit, daß ich als Ihr behandelnder Arzt genau über Ihren Gesundheitszustand und über Ihre Vorerkrankungen Bescheid weis……auch eine mögliche HIV-Infektion und die Medikamente, die sie aufgrund Ihrer Infektion nehmen, ist eine wichtige Information, die selbstverständich vertraulich behandelt wird, und wenn dies Ihr Wunsch ist unter die ärztliche Schweigepflicht fällt…..“ usw. – so etwas habe ich aber bei den besagten Zahnärzten noch nicht gesehen – das sieht anders aus, hat nen anderen Zweck und wozu es führt, sieht man an den Vorkommnissen, die da ab und an laufen und solange das so ist, macht auch „clever“ sein Sinn – auch wenn uns dies eigentlich nicht wirklich weiter bringt. Ich hoffe, daß der ein oder andere Zahnarzt hier mitliest….
Wenn es um einen chirurgischen Eingriff geht dann ist es durchaus sinnvoll den Arzt darüber zu informieren das und welche Medikamente man nimmt. Zum Beispiel wenn es um Blutverdünnungsmittel geht. die müssen vor einer OP nämlich abgesetzt werden. Hier geht es abern immer wieder um HIV an erster Stelle. Und genau DAS ist der Knackpunkt. Wenn diese 3 Buchstaben fallen, dann gehen bei vielen Zahnärzten alle Lampen auf rot.
Es geht um Gleichbehandlung. Und hier tun sich Zahnärzte nach wie vor schwer. Das ist eine Tatsache die nicht nur „ab und an“ mal vorkommt. Nicht umsonst haben das RKI und DAIG und dagnä erst letztes Jahr darauf hin weisen müssen.
Nach 30 Jahren HIV sehe ich keinen Grund ein solches Verhalten auch nur im entferntesten „verstehen zu müssen oder wollen“. EIne solche Haltung hat für mich den Beigeschmackl von Selbststigma.
@alivekickn – Schmarrn – „Selbststigma“ – es gibt ne blöde, komplett bescheuerte Ursache (eben die Bergalis Story), warum die Zahnärzte diesen Sonderweg gegangen sind mit ihren Zetteln , wo der Patient ausgeforscht worden ist. Auf dem letzten, den ich zu Gesicht bekam, stand HIV übrigens gar nicht mehr drauf – und was nicht draufsteht, braucht auch nicht unter sonstiges………..was wollen Sie mir sonst noch erzählen, ausgeplaudert werden – wenn Du das willst – gerne – wenn wir ne Akton machen, die rechtliche Konsequenzen für Zahnärzte hat – so wie der ADAC bei den Werkstätten – wir gehen hin, sind nett und dann kurz vor der Behandlung sagen wir – ach übrigens, was ich noch erwähnen wollte, meine HIV-Positivität ist kein Problem für sie? – Ich bin dabei! Nur zu – ich wollte nur mal nen Beitrag leisten, der darlegt, wie blöd schon die Ursache war, die dieses Zahnärztedrama verursacht hat.
Muß ich der Toilettenfrau einer öffentlichen Toilette sagen, daß ich HIV-positiv bin? Wohl kaum. Und der Zahnartzt der mal nachsehen soll, ob ich ne Plombe braucht, da ist es vielleicht wichtig, wenn ne Kiefernoperation ansteht – jeder soll selbst entscheiden, was für Ihn gut ist. Manchmal ist ein Zuviel bei dem „Bekenntnis“ dass man HIV-positiv ist auch für einen selbst schädlich – wer kämpfen kann, soll dies tun, wer aber seine Ruhe will und keinen Stress, da er erst mal mit ner Menge anderer Probleme klar kommen muß, für den ist es ne Erleichterung, daß er auf dem Zettel, den Ihm der Zahnarzt unterschiebt, nix schreiben muß, daß das sein RECHT ist, dass das seine Privatsphäre verletzt, ihn zu etwas zwingen soll, was er nicht tun muß – nicht gegenüber einem Zahnarzt. Der soll seine Zähne ansehen, halbjährlich und dann ist es gut – ach bei der Gelegenheit – macht bei Zahnärzten nur das, was die Kasse zahlt – KEINE BEHANDLUNGEN; DIE DIE KASSE NICHT ZAHLT – DIE SIND UNNÖTIG – spart Euch das Geld – ok ich geb es zu, mit Zahnärzten hatte ich schon als Kind nicht viel am Hut…..
“ Schon die Tatsache, dass viele Patienten gar nicht um Ihre Infektion wissen oder auf Grund negativer Erfahrungen mit einer Offenlegung gesellschaftlich stigmatisierter Infektionen wie HIV, HBV oder HCV diese dem behandelnden (Zahn)arzt verschweigen, bedingt die Regel, dass jeder Patient so behandelt werden muss als ob er infektiös wäre. Diesem Umstand tragen gute Hygienepläne Rechnung. “
Quelle – HIV and More http://www.hivandmore.de/archiv/2010-3/ … _rki.shtml sowie RKI . . .
Mit dieser Haltung hat JEDER Arzt AUCH ZAHNARZT JEDEM Patienten, der seine Prxis aufsucht gegenüberzutreten und ihn zu behandeln.
Das ist einer der wesentlichsten Grundsätze nach dem sich Jeder Arzt zu richten hat.
Deine Polemik mit der Toilettenfrau ist hier völlig unangebracht. Schon gar nicht ist es ein grund ausfällig und verletzend zu werden Im übrigen wundere ich mich immer mehr warum Du mich angreifst während Du vor Anderen, die den gleichen Standpunkt wie ich vertreten, den Bückling machst . . . .
@alivekickn – wenn ich dich verletzt habe, dann tut es mir leid, das war mir nicht bewußt und ich habe es auch nicht bewußt getan – tut mir leid.
Manchmal ist Polemik angebracht, manchmal nicht. Mir ist allerdigs unklar vor wem ich einen Bückling mache? Irgendwie habe ich das Gefühl, daß Du eine negative Vorstellung von mir hast, die Du unbedigt bestätigt sehen möchtest, das ist schade, denn ich finde Deine Beiträge und Deinen Blog gut, wichtig und interessant – es ist schade, dass Du meinst, ich wäre ausfällig und verletzend – das stimmt auch so nicht – das wollte ich nicht sein und das werde ich in Zukunft auch nicht sein – allerdings diskutiere ich gerne und will meinen Standpunkt, wenn ich Ihn richtig und wichtig finde auch klar, manchmal mit Polemik vertreten, mehr nicht. Ich bin aber gerne bereit mich konkret für etwas zu entschuldigen, wenn ich konkret weiß, wo ich etwas geschrieben habe, das tatsächlich ausfallend war oder verletzend.