Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei

Heute morgen um 08:00 Uhr begann dann meine erste Pre-Konferenz. Aus mir noch unbekannten Gründen veranstalten alle möglichen Gruppen vorab eine PreC – also so was wie ne PreP, bei der man schon mal sagt, was man dann in wenigen Tagen im Global Forum noch mal sagen wird?

Ich hatte mich für den Gay Men´s Health Summit entschieden. Ich finde es ein spannendens Konzept sich 2 Tage intensiv in einer großen Zahl von Veranstaltungen über GLBTQ … Gesundheit Gedanken zu machen. Die Veranstaltung ist sehr USA orientiert, aber Gäste aus aller Welt sind gern gesehen. Es waren sicher 80% der Teilnehmer aus den USA, eine starke Gruppe aus Belgien, Franzosen und ein Haufen Neuseeländer. Ich war der einzige aus Deutschland dort.

Gay Men's Health Summit 2012
Gay Men's Health Summit 2012

Die Veranstaltung hatte etwas mit Organisationsproblemen zu kämpfen, aber die Workshops selbst waren davon nicht betroffen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Gesamtzahl der Teilnehmer den Erwartungen der Veranstalter entspricht. Ich fand auch die Programmteile, an denen ich teilnahm – „3o Jahre HIV“ und „LGBTQ … Moral“ganz nett, aber in der Programmankündigung klang das alles irgendwie fetziger. Daher will ich den Leser nicht mit Details langweilen.

Zur Ergänzung habe ich auch noch eine Anmeldung „To See and Be Seen“ ausgefüllt – für so einen Kongreßtitel habe ich einfach eine Schwäche.

Und das zum Glück! Das war mit Abstand der freundlichste, most sexy und perfekteste Check-In den es bisher gab. Die ‚International Indigenious Conference‘ war ein tolles Highlight am Nachmittag. Tolle Dressings und ein gute Atmosphäre zusammen mit einem ordentlich vorbereiteten Programm. Eine echte Überraschung für mich.

Ich hatte mich für den Teil zur Kriminalisierung entschieden. Das Thema war zwar nur mäßig gut besucht, aber die Referenten boten einen verständlichen Einblick in die erschreckende Problematik der Kriminalisierung von HIV Positiven. Erstaunlicherweise sind im weltweiten Vergleich nicht die bekannten „Schurkenstaaten“ und 3. Welt Länder am schlimmsten, sondern die entwickelten Industrieländer weisen eine sehr hohe Zahl von Verurteilungen wegen „HIV“ auf. Das liegt nun nicht daran, dass dort besonders übertragungswütige Positive leben und ihr Unwesen treiben, sondern an sehr ausgebildeten Ermittlungs- und Rechtssprechungssystemen, die in den letzten 10 Jahren nicht mit dem wissenschaftlichen Fortschritt mitgegangen sind und daher mit abstrusen Sofort-Gesetzen aus der Panik-Frühzeit der Epidemie arbeiten. Verschärft wird diese Situation noch durch eine unberechenbare, widersprüchliche Auslegung der mangelhaften Gesetze und drakonische Strafen für unklare Tatbestände. Die Oslo- Deklaration hat das ja schon aufgegriffen, aber es ist noch ein langer, steiniger Weg zu gehen ehe die USA, Kanada und Europa eine angemessene und vernünftige Rechtsprechung – wie es sich für ein zivilisiertes Industrieland gehört! – zu diesem Thema umsetzen.

Ungeklärt vom heutigen Tag bleibt: Was ist (k)ein Aktivist? Bin ich ein Aktivist?

Dann bin ich noch schnell ums Weiße Haus gelaufen … und denke an nix böses, latsche dösig rum – freue mich noch am großen Autochaos zur Rush Hour …. und werde von eine Polizistin zusammengefaltet, daß ich SOFORT!! und UMKEHREN !!!! soll…. erst da merke ich, daß der Stau eine Sperrung ist und dann rauscht auch schon der Präsident mit seiner ganzen 17 Autos und 6 Motorräder umfassenden Entourage aus seiner White House Ausfahrt raus und an mir vorbei. Das gab natürlich nur noch schlechte Fotos. (ich hatte ja auch etwas Angst präventiv erschossen zu werden)

... der Präsident rauscht vorbei ...
... der Präsident rauscht vorbei ...

Ich bin gespannt was es morgen auf beiden Konferenzen zu lernen gibt.

Der flotte Präsident wird ja nun nicht noch mal Thema werden wollen – auch wenn er im Wahlkampf ist.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht

2 Gedanken zu „Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei“

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