20 Jahre Welt-Aids-Tag

In wenigen Tagen ist der 1. Dezember – Welt-Aids-Tag. In diesem Jahr mit einem Jubiläum – schon zum 20. Mal wird der Welt-Aids-Tag begangen.

Am 1. Dezember 1988 ist erstmals Welt-Aids-Tag. Die Welt-Gesundheits-Organisation WHO hatte den ersten Dezembertag hierzu bestimmt. Seit Beginn wird er jedes Jahr, später für mehrere Jahre unter ein Motto gestellt.

Bis 2004 zeichnete die Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS verantwortlich für den Welt-Aids-Tag, seit 2005 die World Aids Campaign.

Auf welt-aids-tag.de, einer Site von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutscher Aids-Hilfe und Deutscher Aids-Stiftung, ist zu lesen

„Deshalb ist der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember jedes Jahr Anlass, auf das Thema aufmerksam zu machen, Solidarität mit den Betroffenen auf der ganzen Welt zu zeigen, aufzuklären und sich für Schutz starkzumachen. Denn Aids geht uns alle an.“

Die gleiche Site erklärt auch das Motto des Welt-Aids-Tags – und spricht über nicht gehaltene Versprechen:

„Das internationale Motto der Welt-Aids-Tag-Kampagnen für die Jahre 2005 bis 2010 lautet „Stop AIDS. Keep the Promise!“. Es erinnert daran, dass im Juni 2001 Politikerinnen und Politiker aus 189 Ländern auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen das Versprechen gaben, HIV und Aids national und international stärker zu bekämpfen – ein Versprechen, das in großen Teilen immer noch nicht erfüllt ist.“

Das 20. ‚Jubiläum‘ des Welt-Aids-Tags ist einerseits gekennzeichnet von zahlreichen Fortschritten. In Prävention und Therapie wurden in den vergangenen 20 Jahren bedeutende Fortschritte erzielt. Zur Behandlung von HIV und Aids steht inzwischen eine breite Zahl von Medikamenten zur Verfügung, und auch in Staaten, die nicht zum Kreis der reichen Industriestaaten zählen, verbessert sich langsam die Situation der Medikamenten-Versorgung von Menschen mit HIV und Aids.

Andererseits steigt die Neuinfektionsrate weltweit immer noch 2,7fach so stark wir die Rate derjenigen HIV-positiven Menschen, die antiretrovirale Behandlung haben. Zudem sind gerade in den letzten Jahren massive Rückschläge zu verzeichnen, so bei der Entwicklung von Mikrobiziden sowie der Erforschung von HIV-Impfstoffen.
Und das Leben von menschen mit HIV und Aids ist immer noch beeinträchtigt von Einreiseverboten, Stigmatisierung und Diskriminierung, zudem von einer beklagenswerten Tendenz zunehmender Kriminalisierung.

1. Dezember, Welt-Aids-Tag. Er hat sich verändert, so wie Aids sich verändert hat. Was vor 25 Jahren Horror, Ängste aber auch Solidarität auslöste, hat sich – ja, auch wenn dieses Wort nicht geschätzt wird, wohl doch ein Stück ’normalisiert‘.

Für die einen ist der Welt-Aids-Tag ein Tag, der von tiefer Traurigkeit, Bewegtheit oder Erinnerung geprägt ist, für andere Mahnung, dass noch viel zu tun ist, wieder andere empfinden ihn als langsam zum Kerzen- und Kranz-Ritual verkommenen Event für ‚Rote-Schleifen-Betroffengucker‘ (wie ich letztens abends lernte).

Nun ließe sich trefflich darüber streiten, ob ‚Aids uns alle angeht‘, ob dieser 80er-Slogan heute noch zutrifft, die Realitäten von HIV in Deutschland 2008 darstellt. Oder, etwas pikierter, ob das Tragen von Roten Schleifen allein denn schon für ‚Solidarität mit den Betroffenen‘ sorgt.

Vergessen wird dabei, dass dieser Welt-Aids-Tag, vor 20 Jahren zum ersten Mal begangen, eine Kern hat. Einen Kern, der kreist um Begriffe wie Solidarität, im kleinen vor Ort wie auch im internationalen Maßstab, und dem Eintreten gegen Diskriminierung und Stigmatisierung.

Nachtrag 28.11.2008:
ein lesenswerter Artikel zum Welt-Aids-Tag: Paul Varnell ‚World Aids Day: a dissent‘
„Many people seem to care more about AIDS abroad than in the U.S.  …   What I do care about is gay men in the U.S., in my city, in my neighborhood. In short, I care about my friends, present and potential.“

8 Gedanken zu „20 Jahre Welt-Aids-Tag“

  1. Pingback: Welt-AIDS-Tag
  2. Gut das es den Welt Aids Tag gibt. Alljährlich rückt doch für einige Tage das Thema in den Fokus der Medien und der Gesellschaft wo sonst das Jahr über meist Stille herrscht. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der Tag im Sommer begangen wird und nicht dann, wenn man sich auf der Straße den Hintern abfriert! 😉 Wo möglich spielte die Spendenfreudigkeit der Vorweihnachtszeit bei der Terminwahl damals eine Rolle.

  3. @antiteilchen

    WO MÖGLICH . . ? Das walte Gott und Hugo Stinnes wie mein Vater immer zu sagen pflegte. 🙂 Weihnachtszeit – steht für Liebe – Nächstenliebe – innehalten – Besinnung . . . . . .
    Ich finde es generell gut das – aus welchen Gründen auch immer der Einzelne spenden mag – gespendet wird. Die-Demjenigen dem das Gespendete zu Gute kommt leidet in der Regel Mangel und ist wirklich der Hife – Spende bedürftig. Ihm/Ihr ist es völlig egal ob mit einer Spende da jemand sein Gewissen beruhigt oder dem Rat seines Steuerberaters folgte um einen pers steuerlichen Vorteil zu erhaschen. Ihm/Ihr verhilft es zu dem – was immer es auch ist – was er/sie benötigt – braucht um den Alltag und wenn auch nur für einen Tag ohne Streß zu bewältigen, ohne wie sonst ums Überleben kämpfen zu müssen.

    Ja ich würde es begrüßen wenn jeder Tag Welt Aids wäre . . . . . doch das ist eine andere Geschichte . . . 😉

  4. Egal ob geliebt oder gehasst, eins hat er anderen Tagen voraus: man kennt ihn! Selbst wenn viele ihn noch immer nicht dem 1. Dezember zuordnen können, ist er bekannt und die rote Schleife ein Symbol/Zeichen, das einen hohen Wiedererkennungswert hat. Viele beneiden uns darum; auch, dass dieser Tag noch von der Bevölkerung wahrgenommen wird. Wer kennt z. B. den 3. Dezember (Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung), den 5. Dezember (Internationale Tag des Ehrenamtes) oder den 10. Dezember (Tag der Menschenrechte)? Deswegen dürfen wir auch etwas stolz sein, dass dieser Tag soviel Aufmerksamkeit erzeugt (selbst wenn nur um diesen Tag die Medien über HIV & AIDS berichten).

    @ Dennis: mir ist auch egal, wann die Leute spenden, hauptsache sie spenden, und lindern damit die Not, die ohne die Gelder noch grösser wäre. Ich achte eher darauf, wer spendet.

    @ Antiteilchen: Versuche in diese Richtung gibt/gab es schon. Ich erwähne hier den Reminders Day oder die Nacht der Solidarität ;).

  5. @ Dennis:
    was hat denn der stinnes damit zu tun? ;-))

    @ antiteilchen:
    ja, gut dass es ihn gibt, und

    @ Kalle:
    ja, gut dass er so bekannt ist (im gegensatz zum welt-…-tag).

    dennoch bleibt in mir das gefühl, wenn diese rote-schleifen-träger doch nur auch abseits des 1. dezembers ein wenig mehr täten, sei es nur in gedanke oder wort, gegen ausgrenzung und diskriminierung zb. viel erscheint mir dann doch als ‚alibi-solidarität‘ …

  6. Hi Uli,

    selbstverständlich gibt es diese „Alibi-Schleifenträger“, und wird auch ein hoher Prozentsatz der Menschen sein, die stolz um den WAT die Schleife tragen. Dennoch ist der Rest nicht zu vergessen, der mehr wie einmal im Jahr die Positiven unterstützt und sich gegen Stigmatisierung einsetzt. Und für diese Menschen machen wir WAT, und deswegen lohnt es sich,

    lg Kalle

  7. @Ondamaris

    das war n ausdruck den mein Vater immer benutzte um etwas zu bekräftigen. welche rolle stinnes hugo spielte das entzieht sich alerdings meiner historischen kenntnis . . . 😉

    @kalle
    du schreibst das du darauf achtest wer spendet . . . . .
    damit stellst du indirekt eine bedingung das eine spende nur dann erfolgen darf wenn . . .

    aus der arbeit mir obdachlosen weiß ich das es „dem Obdachlosen“ völlig egal ist WER oder woher die DMark – der Euro der in seiner Mütze liegt gekommen ist. Dieser Euro lindert seine Not . . . .dieser Euro ermöglicht ihm das zu kaufen dessen er bedarf. Ich werte da nicht ob er es für Alkohol, frische Wäsche oder was zu essen ausgibt.

    Mit einer Spende – mit „Geben“ wird für mich immer die Haltung der Nächstenliebe und Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Man erkennt die Not des anderen seines MitMenschen – seines Bruders – seiner Schwester, teilt gibt von dem was man hat ab was man in der Lage ist abzugeben um die Not des anderen zu lindern.

    Und dies Ohne Bedingung

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