Proteste gegen HIV-Einreiseverbote

Einreiseverbote für Menschen mit HIV – ein immer noch in vielen Staaten bestehendes Ärgernis. In Großbritannien wendet sich nun eine junge Gruppe mit kreativen Aktionen gegen diese Form der Diskriminierung.

Das Einreiseverbot für HIV-Positive in die USA ist de facto immer noch in Kraft. US-Präsident Buch hat nach massiver Kritik an bestehenden Regelungen das Gesetz PEPFAR unterschrieben, aber das DHS hat die Durchführungsbestimmungen (letztlich: die Liste der ‚communicable diseases‘) immer noch nicht geändert. Auch wenn Übergangsbestimmungen angewandt werden sollen – derzeit können HIV-negative Europäer ohne Visum in die USA einreisen, während HIV-positive Europäer (und andere …) ein Visum beantragen, dort ihren HIV-Status deklarieren müssen.

HIV-Einreiseverbote sind ein Ärgernis schon seit vielen Jahren. Mindestens 70 Staaten der Welt verbieten die Einreise mit HIV oder schränken sie auf bestimmte Bedingungen und Umstände ein. Unter ihnen die USA, aber auch Russland (das zwar eine Änderung überlegt, aber eben bisher nicht mehr), China, Saudi-Arabien …

Viele Positive setzen sich in der Praxis über die Einreiseverbote hinweg, mit Risiken, oftmals mit Erfolg, gelegentlich mit teils gravierenden negativen Konsequenzen.

Aber sich wehren? Wie?

Ctrl.Alt.Shift – was beim Computer wie eine komplizierte Drei-Tasten-Abkürzung klingt, ist in Großbritannien der Name einer Gruppe junger Leute, die sich u.a. gegen Einreiseverbote und -Hemmnisse für HIV-Positive engagieren
Ctrl.Alt.Shift versteht sich als ‚Community leidenschaftlicher und engagierter Menschen, die gemeinsam gegen Armut und Ungerechtigkeit aktiv werden‘.

nothing to declare - keine Einreiseverbote für HIV-Positive!
nothing to declare - keine Einreiseverbote für HIV-Positive!

Unter dem Motto ‚Nothing to declare‘ wendet sich Ctrl.Alt.Shift mit kreativen Aktionen gegen HIV-Einreiseverbote. Immer noch würden zu viele Regierungen HIV-Positive an der Einreise hindern – auch wenn es hierfür keinerlei Rationale gebe, und das Problem so nur verlagert werde.

Fake Visas Aktion von Ctrl.Alt.Shift gegen HIV-Einreiseverbot in Russland (Ausschnitt)
Fake Visas Aktion von Ctrl.Alt.Shift gegen HIV-Einreiseverbot in Russland (Ausschnitt)

Dagegen wendet sich die Gruppe mit vielfältigen Aktionen. Mit Briefen, Postkarten-Aktionen und Emails an die Botschafter derjenigen Staaten, die Einreisehemmnisse und -verbote haben, mit einem Photo-Wettbewerb, mit Protest-Aktionen, so bisher vor den Londoner Botschaften von Saudi-Arabien, Süd-Korea und jetzt Russland.

Es bedarf keiner Sentimentalitäten und Blicke nach ‚damals‘, keiner Rufe nach ACT UP – es braucht nur Kreativität und engagierte, motivierte Leute – dann lassen sich auch Themen wie Einreiseverbote für Positive in kreative Aktionen umsetzen – wie das Beispiel Ctrl.Alt.Shift zeigt.

Die Website der Gruppe zeigt zudem beeindruckend, wie Aktionen optisch ansprechend präsentiert werden können – und so strukturiert, dass sie ein einfaches Mitmachen ermöglichen (wie z.B. die Emails an Botschafter von Staaten die HIV-Einreiseverbote haben).

Und – danke an einen aufmerksamen Leser für den Hinweis auf den Artikel! 🙂

siehe auch:
robertamsterdam.com: Russische Aktivisten fordern ein Ende der Einreisebeschränkungen für HIV-Positive
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2 Gedanken zu „Proteste gegen HIV-Einreiseverbote“

  1. Sicher sind derartige Einreiseverbote diskriminierend, aber es gibt noch genügend andere Länder ohne diese Verbote. Warum sollte man sein Geld also unbedingt in einem Land wie den USA ausgeben wollen?
    (Besonders in Bezug auf die USA kommen noch erkennungsdienstliche Behandlungen bei der Einreise hinzu, die es mir nun völlig unverständlich machen, warum überhaupt noch jemand dorthin reisen will.)
    Ich finde, diesen wirtschaftlichen Aspekt sollte man viel mehr herausstellen und beispielsweise versuchen, Nichtinfizierte dafür zu gewinnen, ihren Urlaub eben nicht in jenen Ländern mit Einreiseverboten zu verbringen und dies dann öffentlich kundzutun.
    Wenn sich die Diskriminerung im Geldbeutel bemerkbar macht, dann wird sich da auch schneller was ändern als bei Appellen an die Ungerechtigkeit bisheriger Bestimmungen.

    „wie Aktionen optisch ansprechend präsentiert werden können“…also ctrlaltshift.co.uk sieht ohne Flash und JavaScript im Browser ziemlich be…scheiden aus. Optisch ansprechend ist da nix!

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