Familienministerin Köhler: 2005 noch für Strafrechtsverschärfung „gegen Bareback“

Kristina Köhler, die neue Bundesfamilienministerin, wird als Homo-freundlich gelobt. Doch forderte Köhler vor genau 5 Jahren eine Strafrechtsverschärfung – gegen das „russisch Roulette“ des „Barebacking“.

Die hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Kristina Köhler wird am 30.11.2009 zur neuen Bundesfamilienministerin ernannt.

Kristina Köhler freut sich über schwule und lesbische Paare, berichtet samstagisteingutertag über die neue Familienministerin und ihr offensichtlich im Vergleich zu ihrer Vorgängerin in Sachen Homo-Paaren unverkrampfteres Weltbild.

Kristina Köhler
Kristina Köhler

Unverkrampft – diese Haltung hat Köhler in der Vergangenheit in Sachen Aids zeitweise eher vermissen lassen, scheint es. gay-web meldete auf den Tag genau fünf Jahre vor der geplanten Vereidigung als Familienministerin, am 30.11.2005 über Frau Köhler Folgendes:

„Angesichts der dramatischen Zunahme der HIV-Neuinfektionen unter homo- und bisexuellen Männern in Deutschland, forderten die Wiesbadener Bundestagsabgeordnete Kristina Köhler (CDU) und der Bundesvorsitzende der Lesben- und Schwulen in der Union (LSU) Roland Heintze heute ein schärferes Vorgehen gegen die so genannte „Barebacking“-Szene.“

Köhler forderte damals in ihrer eigenen Pressemitteilung (zu finden auch heute noch auf ihrer Internetseite) eine Verschärfung des Strafrechts:

„Deshalb forderte Kristina Köhler, dass „notfalls auch gesetzliche Schritte geprüft werden müssen“. Dies sei in anderen europäischen Ländern, so zum Beispiel in Österreich oder in der Schweiz, bereits geschehen. In Österreich etwa stelle der § 178 des Strafgesetzbuches die vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten unter Strafe.“

Köhlers Resümee damals:

„Wir können es nicht zulassen, dass noch länger auf diese dramatische Weise russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr gespielt wird.“

Köhler hatte sich in der Vergangenheit gelegentlich auch für Aidshilfe eingesetzt – so indem sie 2005 ihre EC-Karte als „CityCard Wiesbaden zugunsten der AIDS-Hilfe“ aktivierte oder ebenfalls 2005 die Schirmherrschaft über die Ballnacht der Wiesbadener Aidshilfe übernahm.

Danke an Rainer für den Hinweis!

Es bleibt zu hoffen, dass Frau Köhler in den vergangenen 5 Jahren erkannt hat, dass das Strafrecht ein denkbar ungeeignetes Instrument der Prävention ist – auch in der Aids-Prävention. Schließlich gibt es auch nach Ansicht internationaler Experten mindestens zehn Gründe, die gegen die Kriminalisierung von HIV-Exposition oder -Übertragung sprechen.

weitere Informationen:
Kristina Köhler Pressemitteilung 30.11.2005: Russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr
gayweb.de 30.11.2005: Russisches Roulette mit der AIDS-Gefahr
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17. Legislaturperiode – wer ist wer in der Gesundheitspolitik? (akt.3)

Am 27. Oktober 2009 fand die konstituierende Sitzung des 17. Deutschen Bundestags statt, am 28.10. wurde das Kabinett vereidigt.  Am 9. November beginnt die erste Sitzungswoche des Bundestags in der 17. Legislaturperiode.

Wer ist wer in der Gesundheitspolitik der 17. Legislatur-Periode?
(Aufstellung wird  fortlaufend aktualisiert)

Deutscher Bundestag

Ausschuss für Gesundheit
Vorsitzende: Dr. Carola Reimann,SPD (Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)
Mitglieder:
Jens Ackermann, FDP
Christine Aschenberg-Dugnus, FDP
Bärbel Bas, SPD
Birgitt Bender, Bündnis90/Die Grünen
Dr. Martina Bunge, Die Linke
Ulrike Flach, FDP
Dr. Edgar Franke, SPD
Peter Friedrich, SPD
Rudolf Henke, CDU/CSU
Michael Hennrich, CDU/CSU
Maria Klein-Schmeink, Bündnis90/Die Grünen
Dr. Rolf Koschorrek, CDU/CSU
Heinz Lanfermann, FDP
Dr. Karl Lauterbach, SPD
Steffen-Claudio Lemme, SPD
Lars Lindemann, FDP
Dr. Erwin Lotter, FDP
Karin Maag, CDU/CSU
Hilde Mattheis, SPD
Maria Michalk, CDU/CSU
Dietrich Monstadt, CDU/CSU
Mechthild Rawert, SPD
Dr. Carola Reimann, SPD
Lothar Riebsamen, CDU/CSU
Erwin Josef Rüddel, CDU/CSU
Elisabeth Scharfenberg, Bündnis90/Die Grünen
Kathrin Sänger-Schäfer, Die Linke
Jens Spahn, CDU/CSU
Stephan Stracke, CDU/CSU
Max Streibinger, CDU/CSU
Dr. Harald Terpe, Bündnis90/Die Grünen
Stefanie Vogelsang,CDU/CSU
Kathrin Vogler, Die Linke
Dr. Marlies Volkmer, SPD
Harald Weinberg, Die Linke
Wolfgang Zöller, CDU/CSU
Willi Zylajew, CDU/CSU

Bundesregierung

Drogenbeauftragte: Mechthild Dyckmans (Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)
Patientenbeauftragter der Bundesregierung: Wolfgang Zöller (Biografie BMG)
Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Leiterin Christine Lüders (Internetseite Antidiskriminierungsstelle)

Bundesminister für Gesundheit

Dr. Philip Rösler, FDP (Biografie BMG, persönliche Internetseite)
parlamentarische Staatssekretärin: Annette Widmann-Mautz, CDU (Biografie BMG, Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)
parlamentarischer Staatssekretär: Daniel Bahr, FDP (Biografie BMG, Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)
beamteter Staatssekretär: Stefan Kapferer, FDP (Biografie Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Biografie BMG, persönliche Internetseite)

Bundestags-Fraktionen

CDU/CSU-Fraktion
Arbeitsgruppe Gesundheit
Vorsitzender: Jens Spahn (Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)

SPD-Fraktion
Arbeitsgruppe Gesundheit
Sprecher: Prof. Dr. Dr. Karl W. Lauterbach (Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)

FDP-Fraktion
Arbeitskreis III (Politikfelder: Arbeit und Soziales, Gesundheit)
Vorsitzender: Heinz Lanfermann (Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)

Fraktion Die Linke
Arbeitskreis V Gesundheit, Pflege, Behindertenpolitik
Vorsitzende Dr. Martina Bunge (Biografie Bundestag, persönliche Internetseite)

Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
Arbeitskreis 1 Wirtschaft, Arbeit, Soziales, Finanzen, Haushalt
fachpolitische Sprecherin Gesundheit: Birgitt Bender (Biografie Bundestag), persönliche Internetseite)

Frau Merkel fährt Zug

Frau Merkel fährt Zug. Nein, nicht zu einem Geburtstag. Aber vielleicht in die Restauration.

Am 15. September 2009, genau an dem Tag, an dem sich zum 60. Mal die Wahl Konrad Adenauers zum Bundeskanzler jährt, fährt Frau Merkel Zug. Und nein, nicht irgend einen Zug – Merkel nimmt den ‚Rheingold-Express‘. Sie geht auf Wahlkampf-Reise mit jenem Zug, den auch Adenauer von 1953 an als Wahlkampf-Zug benutzte.

Was Frau Merkel uns damit sagen will?

Frau Merkel fährt an diesem für sie wohl denkwürdigen Tag mit einem Zug aus der Vergangenheit. Auf der Stecke von Rhöndorf (Adenauers spätem Wohnort) über Bonn und Leipzig nach Berlin.

Ein Verkehrsmittel, und eine Strecke, die wohl symbolhaft verstanden sein wollen. Symbolhaft für eine bestimmte Vergangenheit.

Frau Merkel auf der Reise.
Auf einer Reise in eine neue Restauration?
In eine Zeit konservativer Erstarrung, in der alles Neue, Innovative keine Luft bekommt?
In eine neue dumpfe Merkel-Adenauer-Zeit?

Was sonst sollte sie mit ihren Symbolen sagen wollen?

Der Rheingold übrigens musste irgendwann dem Eurocity, später dem ICE weichen. Vielleicht auch ein Symbol?

Herr Pofalla bei der LSU

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla besucht die LSU. Viele warme Worte – und nichts in der -homopolitischen- Substanz.

Ronald Pofalla, Generalsekretär der CDU, war der erfreut begrüßte ‚Stargast‘ des ‚Jahresempfangs und Sommerfestes‘ der LSU Lesben und Schwule in der Union am 18. Juni 2009 in der Sächsischen Vertretung in Berlin.

Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole

Pofalla überbrachte den etwa 200 Gästen Grüße von Bundeskanzlerin Merkel, verbunden mit dem „Dank für das Engagement“. Merkel sei „froh, dass Sie zur Familie gehören“. Die Union brauche die LSU; mit seinem Besuch wolle er auch deutlich machen, dass die LSU selbstverständlich auf allen Ebenen der Partei sichtbar und engagiert sein solle.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla

Nach diesen kurzen Worten zur LSU berichtet Pofalla umfangreich zu den Beratungen über das kommende Wahlprogramm der CDU. Homopolitische Themen oder gar Vorhaben kamen nicht mehr zur Sprache, ebenso nichts zu Aidspolitik.

Noch 2007 hatte Pofalla deutlich gemacht

„Eine Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau als Kern der Familie lehnen wir aber ebenso ab wie ein Adoptionsrecht für Homosexuelle.“

Änderungen in dieser Haltung ließ Pofalla beim Jahresempfang der LSU nicht erkennen.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSUBundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Reinhard Thole, LSU-Bundesvorsitzender, zeigte sich stolz auf bisher erreichte Erfolge – die CDU, sie bewege sich doch. Er verwies auf das Erbschaftssteuer-Gesetz oder das AGG. Thole forderte in seiner Rede die rechtliche Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit der Ehe.

Jahresempfang 2009 der LSU / LSUBundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Zum Thema HIV/Aids forderte Thole eine „verstärkte Aids-Prävention“ sowie „wirksame Hilfen für Betroffene“. Er betonte, Männer die Sex mit Männern haben seien immer noch die von HIV am stärksten betroffene Gruppe. Der Prävention käme auch zukünftig weiterhin eine Schlüsselrolle zu. Zudem sei es wichtig, „Jugendliche zu verantwortlicher Sexualität zu erziehen“. Er forderte einen Runden Tisch zur Gesundheits-Prävention, den das Bundesministerium für Gesundheit koordinieren solle.

Schon kurz vor dem LSU-Sommerfest hatte Angela Merkel mit Lesben und Schwulen in der CDU gesprochen. Das Kölner DomRadio berichtet von einem Besuch Merkels im Kardinal-Höffner-Kreis der Unionsfraktion in der Parlamentarischen Gesellschaft. Dort habe Merkel

„berichtet von ihrem Gespräch mit den Lesben und Schwulen in der CDU, ‚hammerhart‘: „Unglaublich nette Menschen“, denen sie dann habe erklären können, dass sie nicht gleichgeschlechtlich heiraten dürften“.“

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So, wie die Schwusos begeistert sind vom SPD-Parteiprogramm, zeigte sich wie zu erwarten auch die LSU begeistert von CDU-Generalsekretär Pofalla und seinen Ausblicken auf das Wahlprogramm. Brave Parteigänger halt.

Dass Pofalla allerdings selbst auf dem Jahresempfang der „Lesben und Schwulen in der Union“ (der, nebenbei, kaum weibliche Besucher aufwies) nach unverbindlichen warmen Worten so überhaupt kein Wort mehr fand zu homo- oder aidspolitischen Sachverhalten, war nach seinen früheren Aussagen zwar wenig überraschend, dennoch auffällig und ein deutliches Signal. Warme Worte und politische Realitäten sind halt (wie auch bei Steven Milverton nachzulesen) zweierlei – und bei CDU/CSU besonders weit von einander entfernt. Schwule und Lesben haben von dieser Partei scheinbar auch weiterhin nicht viel zu erwarten.

weitere Informationen:
Rede Ronald Pofallas auf dem Jahresempfang 2009 der LSU
gayweb news 09.03.2007: Pofalla: Keine weiteren Rechte für Verpartnerte
LSU-Pressemitteilung 27.5.2009: LSU fordert Runden Tisch HIV- und AIDS-Prävention
DomRadio 18.06.2009: „Viele suchen nach Halt“ – Angela Merkel betont vor Unionsabgeordneten ihr Christsein
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