in google we trust … (akt.)

Auf einen besonderen Fall von problematischem Umgang Datenschutz im Kontext schwulen Cruisens weist Gay Dating Tricks hin: ‚Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?‘ – Lesen!

Ja ja, die Macht der Googles … aufwachen …

(Neben-Bemerkung: die Überschrift ist vielleicht bei GDT nicht ganz optimal (oder ironisch?) gewählt … die Formulierung ‚wer hat Angst vor’m schwarzen Mann‘ spielt mit m.E. potenziell mit rassistischen Grundhaltungen.)

Nachtrag 13.5.2008: gr hat reagiert – und sieht keine Probleme beim Datenschutz, da nur die IP weitergegeben werde. Antwort im Originalpost bei GDT in den Kommentaren.

Übernahme von WordPress ?

Da hat man gerade mühsam von Blogger auf WordPress umgestellt, auch mit dem Hintergedanken, ein wenig mehr der Macht der Googles und Microsofts zu entkommen und auf open source zu setzen, und nun zieht das Gerücht immer größere Kreise, Automattic (das Unternehmen, das hinter WordPress steht, und jüngst selbst gravatar übernahm) stehe kurz vor der Übernahme durch einen der ‚Großen‘ …

Es wird nicht eben leichter, gerade als nicht-Computerfreak, sich abseits der ‚Großen‘ zu halten …

Die Macht der Googles

Google – das ist ein multinationales Unternehmen, in über 100 Ländern präsent, in über 100 Sprachen ‚am Kunden‘. Google hat allein im zweiten Quartal 2007 einen Umsatz von 3,9 Milliarden US-$ gemacht, bei einem Netto-Gewinn von 925 Millionen US-$.

Neben dem eigentlichen Kern, der Suchmaschine, reicht das Angebot über Mail, News, Kalender, Video-Service oder Kreditkarten-Bezahl-System bis zu Google Earth. Doch zu Google gehören auch die Video-Seite YouTube sowie der Online-Werbevermarkter Doubleclick und die auf Sicherheitssysteme spezialisierte Postini. Eines der neueren Riesen-Projekte: die Digitalisierung des Wissens der Welt, ganzer Bibliotheks-Bestände.

Das eigentliche Kapital von Google jedoch sind die Kunden, die Benutzer der Angebote des Konzerns. Ihre Suchanfragen, ihr Surfverhalten, ihre Daten – Grundlage des Unternehmenserfolgs, des Schaltens kundenspezifischer Werbung.
Um diese Basis technisch zu pflegen, unterhält der Konzern ein riesiges eigenes Computer-Netzwerk, eine einzigartige Infrastruktur angeblich mit der höchsten (privat betriebenen) Rechenkapazität der Welt.

Google speichert jede jemals gestellte Suchanfrage – und gewinnt damit nach und nach Profile, viele tiefreichende Informationen weit in die Privatsphäre hinein. Wir bestellen Konzertkarten über das Internet, Suchen nach Medikamenten, Chatten und Bloggen – alles hinterlässt digitale Spuren, die nach und nach ein immer besseres Profil ergeben.
Riesige Datensammlungen, tief in unser Privatleben, eine digitale Megalomanie. Zwar kündigten Google und kurz darauf auch andere Suchmaschinen-Betreiber an, sie wollten die sog. Server-Logs nach 18 bis 24 Monaten anonymisieren. Ob dies allerdings wesentliche Fortschritte für den Schutz der Privatsphäre bringt, bleibt zu bezweifeln.

Wie vermessen ist es, alles Wissen, alle verfügbaren Inhalte der Welt abdecken, elektronisch abbilden zu wollen – und das unkontrolliert, außerhalb jeglicher demokratischer Strukturen, als privatwirtschaftliches Unternehmen?
Ist das wirklich so menschenfreundlich wie Google gern behauptet? Und – wie legitim ist es überhaupt, fremde, von anderen Menschen, Organisationen, Gruppen produzierte Inhalte zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil auszubeuten?
Kann man das intellektuelle Kapital der gesamten Menschheit einem (einzigen) privatwirtschaftlichen Unternehmen anvertrauen? Darf Google fremdes Wissen, fremde Informationen, fremde Kulturen für eigenes Profitstreben vereinnahmen?
Was ist bei Google pseudo-menschenfreundlicher Euphemismus, was nackter Kapitalismus?
Was Demokratisierung von Wissen, was technologisch perfekt umgesetztes Profitdenken?
Digitalisierung nur zum Zweck optimierter Vermarktung?

Wir engagieren uns gegen Online-Durchsuchungen und Vorrats-Datenspeicherung – doch, vergessen wir dabei manchmal, dass der private Sektor, die Googles der Welt, schon viel weiter sind? Die Macht der Googles & Co – längst auf ganz anderen Wegen?

PS: Ja, ich weiß, auch Blogger, der Hoster dieses Bloggs gehört zu … Google …
[[ Nachsatz 23.10.2007 zum PS: „gehörte“ – bis zur Umstellung auf WordPress und eigene Domain im Oktober 2007]]

Die Macht der Googles & Co.

Gestern hab ich ja schon über den Kauf von YouTube durch Google geschrieben (Milliarden für unsere Inhalte) und die Frage, wessen Inhalte an wen verkauft werden. Die Übernahme hat aber noch eine weitere Dimension – die der Macht.

Das Internet ist inzwischen ein Massenmarkt, längst kein Exotikum mehr. Etwa zwanzig Milliarden (!) US-$ werden allein in den USA dieses Jahr für Online-Werbung umgesetzt. Und um diese Märkte geht es, gerade auch bei den boomenden Online-Gemeinschaften und User-Content-Angeboten.

Google und YouTube zusammen haben allein im August 2006 in Deutschland 3,8 Millionen Menschen erreicht (Einzelbesucher, Besucher beider Sites nur einmal gezählt). Der nächstgrößte Wettbewerber MySpace (der gerade erst an seinen deutschen Seiten arbeitet und als Suchmaschine weltweit eben jenen Wettbewerber Google einsetzt) kommt in Deutschland gerade auf 1,3 Millionen Besucher im gleichen Monat. Auf den weiteren Rängen folgen Lycos Movie (1,2 Mio.) und Myvideo (0,88 Mio.; gehört zu 30% ProSiebenSat1).

Bei Online-Gemeinschaften hat Google durch die Übernahme von YouTube eine Marktpräsenz (nicht nur) in Deutschland erreicht, die kaum jemandem bewusst ist. Dies wird noch deutlicher, wenn die 1,5 Mio. Anwender, die blogger.com (das ebenfalls Google gehört) allein in Deutschland hat, noch dazu gerechnet werden.
Google ist längst nicht mehr „nur“ dominierend im Business der Suchmaschinen (und im Geschäft der dazugehörigen Werbung).

Google hat als Suchmaschinen-Betreiber inzwischen sogar geschafft, die Denkrichtung ‚umzudrehen‘: nicht mehr Google (bzw. sein Such-Algorithmus) richtet sich danach, wie Internetseiten gestaltet sind. Vielmehr ist es längst üblich geworden, sich bei der Seitengestaltung daran zu orientieren, wie Google sucht und bewertet.

Google setzt den Standard. Google wird zudem zu einem global agierenden Internet-Konzern mit Markt-Dominanz. Diese starke Position auch für die Zukunft zu sichern, das scheint der eigentliche Sinn des Kaufs von YouTube zu sein.
YouTube steht bisher für die „Demokratisierung des Fernsehens“, wie Medienkritiker schreiben. Die Entwicklung der Markt-Macht einiger Internetkonzerne könnte jedoch bald in Widerspruch zum Begriff „Demokratisierung“ geraten, gerade wenn sie auf ein Oligo- oder Monopol zuzulaufen scheint.

Und wie damit umgehen?
Zeit für Demokratisierung?

Dass nicht alles geht, dass auch die Welt des User-Content ein Gewissen kennt, zeigte jüngst gerade YouTube: von der NPD produzierte und dort eingestellte Sendungen wurden nach massiven User-Protesten bald wieder vom Server genommen.
Dies zeigt den Weg: User, wenn sie nur einer Meinung sind, haben Macht (analog zu Ralph Naders ‚Macht der Konsumenten‘). Während Konkurrenten von Google, Ebay & Co. schon aufgeben müssen, haben diejenigen, die wirklich Macht haben, dies bisher meist weder erkannt noch umgesetzt: die Nutzer ihrer Angebote.

Web 3.0 – das Web der User?