Selbsthilfe oder Propaganda? Über Schleichwege des Pharma-Marketings

Positive bloggen – immer mehr. Ein erfreulicher Trend, denn auch auf diesem Weg werden immer mehr Stimmen sicht- und lesbar, die aus der Vielfalt des Lebens mit HIV und Aids berichten. Allerdings gibt es Stimmen, die nachdenklich stimmen, bei denen ein Blick lohnt à la „guck mal wer da spricht“. Ein ‚Blog‘, eine Site, bei denen unklar ist, ob ‚HIV-positiv‘ oder nicht vielmehr ‚Pharma‘ drin ist, Marketing eines Pharmakonzerns …

Jo bloggt, Marcel bloggte, Termabox bloggt, Diego neuerdings auch, und Kalle sowieso, Alive n Kickin auch, und Desmond. Desmond? Ja, Desmond.
Desmond wirbt auch für sein Blog, zum Beispiel auf Facebook:

„Hallo Leute,
ich bin Desmond, 30 Jahre alt, komme aus Köln und bin HIV-positiv. In meinem Blog spreche ich über mich, meine Musik, die Mode und das Bloggen. Außerdem schreibe ich über meine Gedanken und was mich in meinem Leben bewegt. Das hilft mir, mit HIV umzugehen und ich hoffe, dass es anderen hilft, denen es genauso geht. Drückt oben auf den Button „Gefällt mir“, um an meinem Leben teilzuhaben.
Ich freue mich über jeden „Zuhörer“… ;-)))))
Desmond“

Das klingt zunächst interessant. Desmond, HIV-positiv, schriebt über sein leben. Etwas jedoch sagt Desmond nicht. Wer auf den Link klickt, der zu Desmonds Blog führt, landet auf einer aufwendig gestalteten Seite. Liest viel über Desmond und sein Leben …
…und erfährt höchstens, wenn er ganz unten an Ende der Seite auf „Impressum“ klickt, wer denn dieses Angebot betreibt:

„Diensteanbieter: Abbott GmbH & Co. KG“
und
„Realisierung: Allround Team GmbH … Redaktion: Christian Lang, Fabienne Nawrat“

Über das „Allround Team“, zuständig für Abbotts „Infotainment-Angebot“ und „Community-Website“ namens ‚Garten der Lüste‘,  ist auf dessen Internetsite zu erfahren

„Allround: Das bedeutet für uns vielseitig begabt, universell tätig und überall einsetzbar zu sein. Spezialisiert sind wir auf Agenturdienstleistungen, Verlagswesen, Sprachdienste und Usability-Studien, stehen Ihnen aber mit unserer langjährigen Erfahrung und unseren frischen Ideen auch in jedem anderen Aufgabenfeld zur Verfügung.“

Technisch wird ‚Desmonds Blog‘ realisiert von ‚Medienhof‘ – einer Agentur, die sich selbst im Untertitel bezeichnet als

„Agentur für Unternehmenskommunikation“.

Desmonds Blog – also nicht ‚irgendein‘ HIV-positives Blog. Ein Blog auf einer Marketing-Plattform, und zwar eines Pharmakonzerns, eines Konzerns der Aids-Medikamente herstellt. Ein kleiner, ein wichtiger Unterschied.

Nun mag ein HIV-Positiver sich vielleicht durchaus entscheiden, sich bei einem Pharmakonzern zu verdingen, dort sein Blog professionell ‚betreuen‘ zu lassen (was auch immer ‚betreuen‘ dann meinen mag).

Allein – die ‚Kommunikation‘ von Pharmakonzernen mit Patienten ist immer einen besonderen Blick wert. Nicht umsonst gilt das Direktwerbeverbot des Heilmittelwerbegesetzes:

„Für verschreibungspflichtige Arzneimittel darf nur bei Ärzten, Zahnärzten, Tierärzten, Apothekern und Personen, die mit diesen Arzneimitteln erlaubterweise Handel treiben, geworben werden.“ (Volltext: Gesetz über die Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens, dort §10)

Nicht nur, dass die Site ‚Garten der Lüste‘ von Abbott betrieben wird, dort wird auch -ohne Nennung von Produktnamen- über die HIV-Medikamente des Konzerns berichtet, werden Broschüren angeboten, die bestimmte Technologien des Konzerns für HIV-Medikamente lobpreisen, wird auf andere konzerneigene HIV-Sites verlinkt.

Wenn dann auch noch die Verquickung von ‚Stimme aus dem HIV-positiven Leben‘ und Pharma-Marketing nicht (wie z.B. beim Facebook-Auftritt) oder kaum sichtbar (wie auf der Site) erwähnt wird, wirft dies weitere Fragen auf.

Worum geht es?

„Unternehmenskommunikation“ – dieser Begriff (den die realisierende Agentur im Untertitel führt) weist wohl in die Richtung, um die es im ‚Garten der Lüste‘ gehen dürfte. Und vermutlich auch auf ‚Desmonds Blog‘? Die Kommunikation eines Unternehmens, das einer der großen Player auf dem Gebiet der HIV-Medikamente ist. Und einer der sehr umstrittenen Player.

Denn Abbott hat eine bewegte Geschichte auf dem Aids-Markt. Eine Geschichte voll von Problemen und Eigenartigkeiten. Eine kleine Auswahl: Der Konzern plante eigenen Unterlagen zufolge, ein lebenswichtiges Aids-Medikament vom Markt zu nehmen, was die eigene Marktposition im Vergleich zu Wettbewerbern befördert hätte. Um die eigenen Gewinne zu erhöhen, wurde in den USA der Preis dieses Aids-Medikaments verfünffacht. Immer wieder auch gerät Abbott in die Kritik aufgrund seines Umgangs mit Patentrechten. Erst jüngst versuchte ein Abbott-Pharmareferent in Costa Rica Presseberichten zufolge, HIV-Positive davon zu überzeugen sich einer Klage gegen eine generische Version von Lopinavir> anzuschließen. Kritik wird nicht gern gesehen – Abbott klagte gegen ACT UP . In den USA wurde jüngst Abbott abgemahnt – wegen Werbung, die die Wirkung für ein Aids-Medikament übertreibt und Nebenwirkungen verharmlost.

Sieht so die Aids-Politik eines Unternehmens aus, in dessen Gesellschaft man sich befinden möchte als HIV-positiver Blogger? Diese Frage muss jeder Blogger für sich selbst entscheiden. Aber die Verbindungen zum Konzern sollten für jeden und jederzeit offen ersichtlich sein.

So bleibt letztlich die Frage nach dem Zweck des Ganzen. Sind ‚Garten der Lüste‘ und vielleicht auch ‚Desmonds Blog‘ wirklich mehr als nur der immer wieder erneuerte Versuch von Pharmakonzernen, sich über das aus guten Gründen bestehende Direktwerbeverbot hinweg zu setzen?

Wird hier das Image eines ‚Blogs eines HIV-Positiven‘ benutzt, instrumentalisiert, um über immer neue Wege direkten Zugang zu Patienten zu bekommen?

Positive Stimme? Oder schnödes Marketing, im Interesse des Unternehmens?

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Nebenbei, der ‚Garten der Lüste‘ ist eines der bekanntesten Triptychen von Hieronymus Bosch. Der eigentliche ‚Garten der Lüste‘, dargestellt im  Mittelteil dieses Triptychons, wurde lange Zeit als Warnung vor der Todsünde der Wollust gedeutet. Inzwischen wird es auch als Darstellung eines utopischen Liebes-Paradieses gesehen, als ‚Garten der Liebe‘. Abbott wirbt für seine Kampagne mit dem Slogan „Augen auf im Garten der Lüste – Kondome schützen“. Ob Abbott dieses Spannungsfeld der Interpretationen des Bosch-Triptychons  bei der Wahl des Namens ihrer Patienten-Marketing-Kampagne bewusst war?

siehe auch:
stationäre aufnahme 11.07.2010: Abbott schickt bei Facebook HIV-Infizierten vor
Bildblog 12.07.2010
medizynicus 20.07.2010: Kann man Bloggern trauen? Oder: Desmond, die Krankheit und die Pharmaindustrie
Reaktion von Desmond auf die Artikel in Desmonds Blog am 23.07.2010 [Artikel dort nicht einzeln verlinkbar]
medizynicus 23.07.2010: Desmond lebt!

brandeins 07/2010: Mein Patient, mein Partner
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„Blogs sind mehr Demokratie“ – Heribert Prantl

„Blogs sind mehr Demokratie“, schreibt Heribert Prantl in den “Blättern für deutsche und internationale Politik”. Das neue Parlament heiße Internet.

In seinem Artikel „Das tägliche Brot der Demokratie – Was Wissenschaft, Publizistik und Politik miteinander zu tun haben“ erinnert Prantl an die Anfangsjahre der deutschen Demokratie (1848/49), Pressefreiheit und die damalige Bedeutung des Journalismus – und blickt dann in die Gegenwart, das Verhältnis von Wissenschaft, Publizistik und Politik heute.

Und über „Das digitale Parlament und die Pressefreiheit“. Das Internet sei nicht Gefahr, sondern Chance:

„Wir erleben wieder eine Kommunikationsrevolution wie 1848/49. Mich erinnern die Blogger von heute an die politisierten Bürger von 1848/49 – Blogs sind mehr Demokratie. Soll da wirklich der professionelle Journalismus die Nase hochziehen, so wie es vor 160 Jahren die etablierten fürstlichen Herrschaften und die monarchischen Potentaten getan haben? Aber: Die neue Kommunikationsrevolution braucht professionelle Begleitung, sie braucht einen publizistisch-gelehrten Kern. Es gibt ein neues, ganz anderes Professoren-Parlament: Es heißt Internet. Dieses digitale Parlament braucht, wie das damals in der Frankfurter Paulskirche, Führung und Sachverstand.“

Prantl ist Leiter des Ressorts Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung.

weitere Informationen:
Heribert Prantl: „Das tägliche Brot der Demokratie – Was Wissenschaft, Publizistik und Politik miteinander zu tun haben“, in: Blätter für deutsche und internationale Politik
[via netzrecherche]

Bemerkenswerte Gedanken von Herrn Prantl.
Ob Blogger „Führung“ benötigen? Nun, das sollten Blogger lieber selbst entscheiden, denke ich.

Sachverstand allerdings – ja, mir drängt sich der Eindruck auf, hier gäbe es Dinge zu verbessern. Nahezu alle Blogger im schwulen wie auch im HIV-Bereich sind meines Wissens journalistische Laien. Darin liegt viel Kraft und Potential – aber ein wenig (?) mehr ‚Professionalismus‘, ein wenig mehr Verständnis zum Beispiel bei Recherche oder Grundsätzen des Journalismus, ihre Bedeutung und Umsetzung würde uns, unserer Reichweite, unserer Wirkung gut tun.
Hier Kompetenzen und Fähigkeiten bei interessierten Bloggern und anderen Internet-Aktiven zu erhöhen, könnte (auch im Sinn gemeinsamer verbesserter Wirksamkeit) ein lohnenswertes Aufgabenfeld für die Aidshilfe oder auch den LSVD sein.
Oder?

Gewalt und Freiheit – wenn Angst zur Waffe wird

Ein Blog stellt seinen Dienst ein. „Samstag ist ein guter Tag“ verkündet(e) das Ende – wegen des Eindrucks wiederholter persönlicher Bedrohungen.

Ein Blogger schreibt einen Artikel. Dieser findet nicht die Zustimmung einer Person, die mit den im Artikel beschriebenen Vorgängen verbunden ist. Drohungen sollen ausgesprochen worden sein, Drohungen auch persönlicher Art. Der Blogger nimmt seinen Artikel aus seinem Blog. Stellt ihn nach Überlegen und Rücksprachen in Teilen später wieder online, mit Kommentar, der auf die empfundenen Drohungen verweist. Reaktionen folgen, die als erneute Drohungen empfunden werden. Und heute die Ankündigung: das Blog wird eingestellt. Der Artikel befindet sich nicht mehr online.
Die beteiligte Person bestreitete die Drohungen, sprach von Demagogie und stellte ein Ultimatum.

Nachtrag 12.03.2010 12:00:
Das „Aus“ für’s Blog ist als Post wieder off – und das Blog „Samstag ist ein guter Tag“ bis auf weiteres online. Bis auf den Artikel über …

Kommentar:
Es ist bestürzend zu erleben, wie ein Blogger und Freund unter Druck gesetzt wird, sich persönlich bedroht fühlt – aufgrund eines Artikels, der als mißliebig empfunden wird. Das alles statt einer Auseinandersetzung um Ideen und Konzepte, statt einer Auseinandersetzung mit (sachlichen) Worten.

Und falls Äußerungen als Drohungen empfunden werden, ohne als solche gemeint zu sein, und der Äußernde um die Wirkung seiner Worte weiß – schiene dann nicht ein klärendes Wort, ein „so habe ich das nicht gemeint“, ein „es geht mir um das Problem…“ wünschenswert?

Wenn Angst zur Waffe gemacht wird, nicht nur gegen einen Artikel, eine Idee, sondern gegen einen Menschen – dann ist es höchste Zeit zu fragen wie weit darf man gehen.

Ich bin entsetzt, dass solches innerhalb schwuler Szene, zwischen gebildeten Menschen, zwischen Erwachsenen möglich ist.

Und ich hoffe, dass „Samstag ist ein guter Tag“ vielleicht eine Pause zum Luftholen einlegt, als Blog aber weiter existiert, und irgendwann auch nicht nur als Archiv, sondern auch mit vielen neuen überlegten Berichten.

siehe auch
alivenkickin 12.03.2010: Meinungsfreiheit . . . ist Manchem ein Dorn im Auge
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TIMM über schwule Blogger (am 26.2. um 19:55 Uhr)

Schwule Blogs, schwule Blogger – noch eher eine Seltenheit – bald mehr? Timm berichtet demnächst …

TIMM, der schwule Fernsehsender, berichtet demnächst in seinem abendlichen Magazin TIMM today über schwule Blogs. Und hat sich dazu u.a. palisadesberlin und ondamaris als Beispiel ausgesucht. Am Freitag (20.2.) wurde für den Beitrag gedreht:

PS: ob die Bezeichnungen „boulevardesk“ (für palisadesberlin) „hochspezialisiert“ (für ondamaris) zutreffen? Urteile selbst – was meinst du?

Verdeckte Werbung der Pharma-Industrie

Macht die Pharmaindustrie in Blogs und Foren verdeckt Werbung für ihre Produkte? Hinter manchem Forums-Beitrag könnte sich ein PR-Mitarbeiter verbergen …

In den USA soll die direkt an Verbraucher gerichtete Werbung von Pharmaunternehmen eingeschränkt werden. Ganz anders in Europa – hier wird auf bestreben von EU-Kommissar Günther Verheugen vermutlich zukünftig das so genannte „direct-to-consumer-advertising“ (dtca) zugelassen. Seitens der Pharmaindustrie vermutlich ‚verbrauchergerichtete Information‘ genannt.

Welche Wege die Pharmaindustrie derzeit schon geht, um verdeckt Werbung für ihre Produkte zu machen, zeigt folgendes Zitat:

„In Blogs und Foren von Patientenorganisationen wirbt die Pharmaindustrie verdeckt für ihre Produkte. PR-Mitarbeiter melden sich dort als Betroffene an und berichten von ihren guten Erfahrungen mit den Medikamenten ihrer Auftraggeber. Für echte Patienten ist dies nicht transparent. Obwohl das Sponsoring von Selbsthilfegruppen vor einigen Jahren Medienthema war, wird diese neue Dimension von schmutzigem Marketing nicht thematisiert.“

berichtet Christiane Schulzki-Haddouti auf koop-tech unter dem Titel ‚10+ vernachlässigte Themen des jahres 2008‚ über die Initiative Nachrichtenaufklärung und ihre Auswahl der am meisten vernachlässigten Themen.

Für Betreiber von Blogs und Foren sollte dies erneuter Hinweis und Ansporn sein, zurückhaltend mit Kommentaren und Forums-Beiträgen umzugehen, bei denen einzelne Produkte gelobt werden.
Dass offen gelegt werden sollte, wenn ein Blog-Betreiber oder -Autor Verbindungen mit der Pharma-Industrie hat, sollte sich von selbst verstehen.
Lesern von Blogs und Foren sollte bewusst sein,  dass auch in Foren, die „für uns“ gemacht sind / scheinen, durchaus hinter so manchem Beitrag ein ökonomisches Interesse stecken kann, vielleicht statt eines Mit-Patienten in Wirklichkeit ein Marketing-Mitarbeiter.

Schwule und lesbische Medien – Zukunft nur auf neuen Wegen?

Wohin entwickelt sich schwul-lesbischer Journalismus, Blogger, generell schwul-lesbische Medien? Brauchen wir neue Formen der Zusammenarbeit? Neue Formen schwuler und lesbischer Medien?

Quo vadis – wohin geht der Weg der schwulen Medien? In große Leere, in ein Nichts, wenn sich nichts ändert, wenn nicht schwule und lesbische Blogger und Journalisten bald zu einer Form von Zusammenarbeit finden, einen neuen Online-Journalismus ‚erfinden‘.

Zu diesem Resüme kommt Wayne Besen in seinem Kommentar „Anything but Straight: the Future of Gay News“, auf den ein Freund mich aufmerksam macht.

Besen bezieht sich auf die US-Situation, die gerade in jüngster Zeit von der Einstellung vieler kleinerer (und inzwischen auch größerer) Homo-Medien geprägt ist (siehe auch die Schließung des ältesten schwulen Buchlandes der Welt).

Und hierzulande?
Der Zustand der Medien für Schwule und Lesben ist auch in Deutschland eh schon eher beklagenswert. Sicher, mit TIMM ist jüngst ein TV-Sender für Schwule und Lesben an den Start gegangen.
Aber wenn man sich die Printmedien anschaut – es könnte einem das Grauen kommen. So manches homosexuelles ‚Stadtmagazin‘ besticht einzig durch seine bunten Bilder, Füllmaterial und Begleitmusik für Anzeigenkunden, schlimmstenfalls gar durch Pressetexte der Pharmaindustrie, die ohne Hinweise abgedruckt werden. Von Journalismus, Recherche gar, weitgehend keine Spur.
Und im Internet? Auch nicht viel besser – vereinzelte Sites, die sich mehr oder  minder erfolgreich bemühen, Nachrichten aus der Welt der Homosexualitäten zu bringen. Anspruchsvoller Journalismus? Auch hier weitgehend Fehlanzeige.

Und warum, mag man sich fragen?
Eine der meist gestellten Diagnosen auf diese Fragen lautet „kein Bedarf“, oder ‚höflicher‘ formuliert „wir drucken, was die Leser wünschen“.

Bestätigt werden derartige Analysen -scheinbar?- dadurch, dass eine nennenswerte Zahl ambitionierterer Projekte, die auch auf qualitativ hochwertigere Inhalte setzten, sich in den vergangenen Jahren als ökonomisch nicht tragfähig erwiesen.

Bekommen wir also, was wir ‚verdienen‘, was wir ‚wollen‘?
Es sieht so aus.

Wären wir bereit, für schwule und lesbische Medien (mehr) zu zahlen – es gäbe sicherlich Journalisten genug, auch ‚unter uns‘, die in der Lage wären, auch hochwertigere Inhalte zu produzieren.

Besen bezieht in seine Analyse auch die Homo-Blogger mit ein. Die schwul-lesbische Blogger-Szene in den USA mag ausgefeilter, weiter entwickelt sein als die hiesige, seine Gedanken scheinen dennoch interessant auch für die Situation hierzulande:

„It is disgraceful that some of our leading lights are posting during lunch breaks at their day jobs. … Imagine how much better most blogs would be if the writers had another 8-10 hours a day to conduct research? The products would be infinitely superior and be of greater value.“

Wohin das führen könnte?

„People must also realize that the status quo will soon lead to burnout among the best bloggers. Without a financial incentive commensurate with their work, don’t be surprised when your favorite bloggers choose relationships over readership. If you don’t pay, many will fade away.“

Besen skizziert auch einen weg, der in eine neue Zukunft schwul-lesbischen Journalismus‘ und schwul-lesbischer Medien weisen könnte:

„In order for this business model to work, the leading bloggers, gossip sites and journalists will have to create a new type of union“

Wie die aussehen sollte? Dazu bezieht sich Besen auf einen Artikel von Walter Isaacson im Time Magazine:

„Isaacson says the way to save the news business is to move to a paradigm where newspapers go completely digital and readers pay directly for online content.“

Die Bereitschaft, für gute Inhalte auch angemessen zu zahlen, sowie neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Bloggern und Journalisten – Wege aus der Krise schwul-lesbischer Medien?

Was denkst du?
Wärest du bereit, für hochwertigen Inhalt zu zahlen?
Welche Visionen hast du für die Zukunft schwul-lesbischer Medien?
Und für die Arbeit von Journalisten, von Bloggern?
Blogger und Journalisten – getrennte Welten? Oder zwei Kulturen, die zusammenfinden könnten? Auch im Bereich der Homo-Medien?

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Lesenswert:
Wayne Besen „Anything but Straight: the Future of Gay News“
spannende neue Wege der Vernetzung von Print- und Online-Journalismus, der Kombination von Journalisten und Bloggern geht derzeit die Wochenzeitung „Freitag“
neue Wege geht auch eines der Flagschiffe des US-Journalismus: „New York Times und die Revolution im Internet“
Versuche mit der Krise umzugehen auch in Frankreich: Tetu hat einen Relaunch und stürzt sich noch mehr auf Kultur und Lifestyle, berichtet e-illico. Nachrichten und Informationen sind in ein beigelegtes Extra-Heft auf kostengünstigerem Papier ‚ausgelagert‘.
Indiskretion Ehrensache: Warum Paid Content für Zeitungen nicht funktioniert
Washington Post 24.02.2009: Gay Blogger’s Voices Rise in Chorus of Growing Political Influence
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Termabox

Einer der früheren weltaidstag.de – Blogger ist seit heute „zurück“ – Termabox.

Wir erinnern uns – einst, es ist nicht so arg lange her, gab es ein Blog zu HIV/Aids, auf einem Internetangebot, das gemeinsam von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Deutsche Aids-Hilfe (DAH) und Deutsche Aids-Stiftung herausgegeben wird, auf weltaidstag.de.

Spannende Beiträge standen dort zum Teil zu lesen, bewegend, persönliche Eindrücke, Gedanken und Nachdenklichkeiten, Meinung.

Wohl zu viel der Meinung, mehr jedenfalls, als scheinbar aus dem Trägerkreis der Site heraus zu tragen (oder: erträglich?) war.
Ganz ohne Vorankündigung, geschweige denn vorherige Absprache, wurde der Blog abgeschaltet, die auf einzelne Beiträge zeigenden Links führten auf eine langweilige Startseite. Einfach nur Respektlosigkeit den eigenen Authoren gegenüber? Oder ein Akt von Willkür? Gar von Zensur? Ausdruck einer Unfähigkeit, freie auch kritische Meinungsäußerung auszuhalten? Wer weiß,  die eigentlichen Gründe der Abschaltung bleiben bisher im Dunkel …

Doch einer der Autoren ist seit heute erfreulicherweise zurück, und auch mit einem Archiv seiner früheren Beiträge: Termabox nennt sich sein Blog (die tieferen Hintergründe des Namens wird er sicher noch erläutern).

Termabox – willkommen zurück in der Welt der Blogs über das Leben mit HIV!
Klicken, anschauen, lesen 🙂

Bloggen ist gesund …

Wussten wir’s doch gleich – Bloggen ist gesund. Nun auch wissenschaftlich ‚bewiesen‘ …

„Blogging – It’s good for you“ schreibt der Scientific American.

Schreiben diene nicht nur als Mechanismus um mit Stress umzugehen. Expressives Schreiben habe auch physiologischen Nutzen. Es sei bekannt, dass es Gedächtnis und Schlaf verbessert, die Aktivität der Immunzellen steigert und bei Aids-Patienten (gemeint wohl: HIV-Positiven) die HIV-Viruslast senkt.

Nun wollen Forscher die neurologischen Grundlagen hinter diesen Phänomenen erforschen … und die starke Zunahme der Blogger-Szene solle dabei besondere Berücksichtigung finden …

Bloggen biete ohne Zweifel ähnliche Vorteile, wie sie schon von expressivem Schreiben bekannt seien …

Beruhigend immerhin, nachdem zu Jahresanfang die New York Times noch vor den gesundheitlichen gefahren des Bloggens hatte …

[via stationäre aufnahme]

Blogs über das Leben mit HIV (akt.)

Schwule Blogs gibt es in deutscher Sprache reihenweise im Netzt, zu allen möglichen Themen und Vorlieben. Aber – wie sieht es mit Blogs zu HIV und Aids aus, mit Blogs von Positiven?

Positive bloggen – wo?

Deutschsprachige Blogs über das Leben mit HIV und Aids … in alphabetischer Reihenfolge …

eintagpositiv – Ray Allen schreibt über seinen Beginn des Bloggens „Mein Name ist Ray, ich bin (jetzt gerade) 30 Jahre alt und lebe in München. Seit einem Jahr wohne ich mit meinem Freund zusammen. Es ging alles sehr schnell, aber es funktioniert und wir lieben uns. Vor zwei Tagen war der erste Tag unseres zweiten, gemeinsamen Jahres, und der Tag an dem wir erfuhren, das er HIV+ ist. Irgendwo wollte ich mit meinen Gedanken hin, und so landete ich hier.“
Nach langer Pause (letzter Post am 14. Mai 2008) wieder da mit neuen Posts ….

hivblog – Der Blogger schreibt selbst über sich: „Ich weiß seit dem 20. Juli 2005, dass ich HIV positiv bin. Ein Jahr später sind die Werte bereits so schlecht, dass ich im August 2006 mit der Kombitherapie beginnen musste. … Mit diesem Blog möchte ich hautnah und direkt zeigen, was es heute heißt, mit HIV zu leben. … Ich will nicht moralisieren noch jemandem vorschreiben, was er zu tun hat. Und dennoch habe ich eine Botschaft. Ich will durch die Dokumentation meiner Erfahrungen belegen, warum es keine Alternative zu Schutz und Vorsorge gibt.“
Das Blog ist leider ebenfalls nicht ganz aktuell (letzter Post vom 19.2.2008).

Kalle bloggt / positivegefuehle – Kalle sagt selbst über sein Blog „“kein reines Hiv-Blog, sondern eine ‚krude Mischung‘ aus Hiv & Aids, Schwulsein, Behinderung, Blumen und Garten, Privates usw.. Diese Mischung wird hauptsächlich von Frauen gelesen, weniger von Schwulen oder Positiven, doch finde ich dies wichtig, da ich sie als Mutiplikatoren für mehr Akzeptanz gegenüber Minderheiten betrachte.“

Posithiv – ein junger Mann, der seit dem 9. Juli 2008 bloggt. Er schreibt selbst über sich und sein Blog: „Ich bin ein 28-jähriger (Stand: Mitte 2008), schwuler, verheirateter, HIV-positiver Mann in einer deutschen Großstadt. Ich weiß seit dem 25. Juni 2008 von meiner HIV Infektion. Mit diesem Blog möchte ich den Infektions- und Behandlungsverlauf bei mir und auch bei meinem Mann dokumentieren. Sowohl als Informationsquelle für meine Freunde und Bekannte, als auch für alle anderen Interessierten.“

posithiv (2) – der Name scheint beliebt zu sein, liegt er doch ein wenig auf der Hand. Kein eigentliches Blog, mehr eine Homepage. Der Autor schreibt „über das was ich als HIV positiver erleben durfte: Wer bin ich, was habe ich für Ängste, gibt es Hoffnungen? Wie habe ich mein AIDS Test erlebt und wie habe ich mich überhaupt infiziert.“

regenbogen – Blog auf der Site weltaidstag.com des Saarbrücker Vereins Regenbogen e.V. Viele Posts u.a. von Uwe Görke.

schwul-hep-c – Blog eines schwulen, HIV-infizierten Mannes, der mit Hepatitis C ko-infiziert ist und plante, über seine Hep-C-Therapie zu berichten. Leider bisher nur ein Post.

uwegoerke – Langzeit-‚Privat-Aktivist‘ Uwe Goerke. Ebenfalls kein eigentliches Blog, auf seiner Site ist neben zahlreichen weiteren Informationen allerdings auch ein Tagebuch zu finden. Parallel bloggt Görke unter dem Titel ‚mein Leben mit HIV‘.

weltaidstag.de/blog – die offizielle Site von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutscher Aids-Hilfe und Deutscher Aids-Stiftung enthielt bisher ein Blog. Dieser fiel jedoch der Neugestaltung zum Opfer … der Blog ist seit Mitte Juli (einschließlich der früheren Beiträge) abgeschaltet, die Blog-Beiträge sind nicht erreichbar. Zu viel Gedankenfreiheit?

In einigen (wenigen) anderen Blogs sind HIV und Aids gelegentlich Thema, sie haben dies jedoch nicht zum Schwerpunkt – oder behandeln es nicht aus der Perspektive eines HIV-positiv lebenden Menschen.

Nachtrag:
21.9.2008: ein der der früheren weltaidstag.de – Blogger ist erfreulicherweise zurück, mit eigener Seite: Termabox – willkommen!
Unter den Namen „nubilum – Irgendeine Umnebelung ist vorhanden, die geradezu auf alle einwirkt“ schreibt seit Ende 2008 Andreas sein Blog.

27.04.2009: Unter dem Titel „Jos Blog“ berichten Jo und Steffan seit Januar 2009 „Ein bisschen schräg, ein bisschen schwul, ein bisschen positiv“

22.11.2009: ein junger HIV-positiver Mann bloggt -leider seit November 2010 nicht mehr- unter http://www.marceldams.blog.de/ – mit dem Untertitel „HIV – Selbstbewusstsein ist das beste Accessoir“

Dein Blog fehlt hier? Du kennst ein Blog, das hier aufgenommen werden sollte? Mail an ondamaris !

Trotz einiger Recherchen in Blogverzeichnissen, schwulen Webrings usw. – bisher sind scheinbar nur auffallend wenige Blogs in der deutschen Blogger-Landschaft zu finden, in denen das Leben mit HIV thematisiert wird. Blogs von (als solchen erkennbaren) HIV-Positiven sind eine noch größere Rarität

Und, bemerkenswert, die Mehrzahl der genannten Blogs ist in irgend einer Form ‚anonym‘ (sei es fremdgehostet, fehlendes Impressum o.ä.). Als HIV-Positiver offen, unter eigenem Namen zu schrieben ist immer noch ein Ausnahmefall. Ein weiteres Indiz, dass das Leben mit HIV, das Leben als Positiver immer noch wiet davon entfernt ist, diskriminierungsfrei zu sein?

Creative Commons 3.0

Creative Commons goes 3.0 – auch in der deutschen Version, mit einer Update-Party heute Abend in Berlin.

Creative Commons ist ein System von Verträgen zur Regelung von Urheberrechten, das weit feinere Verteilungen von Rechten ermöglicht als nur das bekannte ©: „Creative Commons entwickelt Musterlizenzverträge, mit deren Hilfe Urheber ihren Schöpfungen auch Freiheiten mitgeben können: ‚manche Rechte vorbehalten‘ statt ‚alle Rechte vorbehalten'“.

Die Creative Commons – Lizenzen (CCL) sind nun auch in Deutschland an neue urheberrechtliche Entwicklungen angepasst worden und in der Version 3.0 erschienen:

“’Die Arbeit hat sich gelohnt‘, so John Weitzmann zum fertig gestellten deutschen Lizenzenset, ‚denn nun stehen auch den CC-Begeisterten hierzulande wieder Lizenzen zur Verfügung, die auf der Höhe der nationalen Rechtslage und dem letzten Stand der internationalen Weiterentwicklung der CCPL sind.‘ Die Version 3.0 ist eine komplette Neuübersetzung der US-Originale.“

Die neuen Lizenzen werden gefeiert – heute (25.7.2008) mit einer Update-Party in Berlin.

PS: Auch onadamaris steht -sofern nicht anders genannt- unter CCL 3.0, genauer der Lizenz by-nc-sa

Blogiquette

Schon lange wird in Internet-Szenen über Verhaltens- Regeln, Umgangston und und und … diskutiert. Bisher – wenig überraschend – mit keinem nennenswerten Ergebnis (außer vielleicht individuellem Erkenntnis- Gewinn).

Inzwischen hat das Thema langsam auch die deutschen Blogger-Szenen erreicht. Nun sind Blogger mit journalistischen Ambitionen sicher anders zu beurteilen als ‚Blümchen- und Gartenzaun-Blogger‘, aber generell ist schon zu fragen, wie gehen wir miteinander um. Gibt es Mindeststandards kultivierten Verhaltens? Und wenn ja, welche?

So fragt z.B. pagededodo, ob der Ton (nicht nur in der schwulen Blogger-Welt) rauer geworden sei [Beitrag leider verschwunden…], und überhaupt, was denn Pornobildchen und -filmchen in Blogs zu suchen hätten, die sich als seriös verstehen. Eine verständliche Frage, zumal wenn es um mehr als „mein Kaktus blüht“ – Bloggerei geht. Und Midgard spricht vom Blogosphären-Gezänk.

Tim O’Reilly, einer der US-Bloggerpäpste, hingegen hat gleich einige Schritte mehr getan und einen Entwurf für einen ‚Blogger’s Code of Conduct‘ als Entwurf zur Diskussion gestellt. Schon im April – und sich einige bittere Kommentare dafür eingehandelt, wie z.B. auf TNL.net., die er gleich kommentiert berücksichtigt hat.

In Deutschland fragt ‚Insight „Brauchen Blogger Verhaltensregeln?“ (pdf hier), und Rob fragt schon gar nach einer ‚Heiligen Schrift für Blogs‘, sucht aber eher ambitioniert nach einem Ratgeber, wie Frisch-Blogger zu A-Bloggern werden 😉

Nun frage ich mich schon, muss gleich alles wieder geregelt werden?
Brauchen wir schon wieder Do’s und Don’ts des Bloggens?

Reicht nicht der gesunde Menschenverstand und kultiviertes Verhalten, zumindest für private Weblogs?
Bisher habe ich diese Liebe dazu, alle möglichen (und unmöglichen) Lebensbereiche mit Vorschriften, mit Ge- und Verboten zu regeln, für eine deutsche Spezialität gehalten. Aber – wir können ja auch einen Deutschen Blogger-Verein gründen, und bloggen darf nur noch, wer die Satzung unterschriebt und Sicherheitszahlungen hinterlegt …

Andererseits, schaut man sich us-amerikanische Bloggereien an, fällt schnell auf, dass dort ein anderer Wind weht. Wenn ich lese, wie dort mit Vorwürfen, Beschimpfungen und ähnlichem sehr freimütig (und in aller weltweiten Internet-Öffentlichkeit) umgegangen wird, kann ich schon verstehen, dass man auf die Idee eines freiwilligen Regelwerks kommt. Bestätigt wird dies durch weitere Blicke in die Blogs (persönlich) Bekannter aus den USA. Die Kommentare sind dort (notgedrungen, wie mir mehrere glaubwürdig versicherten) inzwischen oft nicht mehr anonym und nur noch moderiert möglich.

Nun sind hierzulande die Blogger-Sitten überwiegend zivilisierter (auch wenn man für einzelne Beiträge schon mal auf anderer Leute Hass-Seiten landen kann). Und ich hoffe, dass wir noch lange ohne jegliche Benimm-Regeln für Blogger und Bloggerinnen auskommen – dass einfach gesunder Menschenverstand genügt …

Die Macht der Googles

Google – das ist ein multinationales Unternehmen, in über 100 Ländern präsent, in über 100 Sprachen ‚am Kunden‘. Google hat allein im zweiten Quartal 2007 einen Umsatz von 3,9 Milliarden US-$ gemacht, bei einem Netto-Gewinn von 925 Millionen US-$.

Neben dem eigentlichen Kern, der Suchmaschine, reicht das Angebot über Mail, News, Kalender, Video-Service oder Kreditkarten-Bezahl-System bis zu Google Earth. Doch zu Google gehören auch die Video-Seite YouTube sowie der Online-Werbevermarkter Doubleclick und die auf Sicherheitssysteme spezialisierte Postini. Eines der neueren Riesen-Projekte: die Digitalisierung des Wissens der Welt, ganzer Bibliotheks-Bestände.

Das eigentliche Kapital von Google jedoch sind die Kunden, die Benutzer der Angebote des Konzerns. Ihre Suchanfragen, ihr Surfverhalten, ihre Daten – Grundlage des Unternehmenserfolgs, des Schaltens kundenspezifischer Werbung.
Um diese Basis technisch zu pflegen, unterhält der Konzern ein riesiges eigenes Computer-Netzwerk, eine einzigartige Infrastruktur angeblich mit der höchsten (privat betriebenen) Rechenkapazität der Welt.

Google speichert jede jemals gestellte Suchanfrage – und gewinnt damit nach und nach Profile, viele tiefreichende Informationen weit in die Privatsphäre hinein. Wir bestellen Konzertkarten über das Internet, Suchen nach Medikamenten, Chatten und Bloggen – alles hinterlässt digitale Spuren, die nach und nach ein immer besseres Profil ergeben.
Riesige Datensammlungen, tief in unser Privatleben, eine digitale Megalomanie. Zwar kündigten Google und kurz darauf auch andere Suchmaschinen-Betreiber an, sie wollten die sog. Server-Logs nach 18 bis 24 Monaten anonymisieren. Ob dies allerdings wesentliche Fortschritte für den Schutz der Privatsphäre bringt, bleibt zu bezweifeln.

Wie vermessen ist es, alles Wissen, alle verfügbaren Inhalte der Welt abdecken, elektronisch abbilden zu wollen – und das unkontrolliert, außerhalb jeglicher demokratischer Strukturen, als privatwirtschaftliches Unternehmen?
Ist das wirklich so menschenfreundlich wie Google gern behauptet? Und – wie legitim ist es überhaupt, fremde, von anderen Menschen, Organisationen, Gruppen produzierte Inhalte zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil auszubeuten?
Kann man das intellektuelle Kapital der gesamten Menschheit einem (einzigen) privatwirtschaftlichen Unternehmen anvertrauen? Darf Google fremdes Wissen, fremde Informationen, fremde Kulturen für eigenes Profitstreben vereinnahmen?
Was ist bei Google pseudo-menschenfreundlicher Euphemismus, was nackter Kapitalismus?
Was Demokratisierung von Wissen, was technologisch perfekt umgesetztes Profitdenken?
Digitalisierung nur zum Zweck optimierter Vermarktung?

Wir engagieren uns gegen Online-Durchsuchungen und Vorrats-Datenspeicherung – doch, vergessen wir dabei manchmal, dass der private Sektor, die Googles der Welt, schon viel weiter sind? Die Macht der Googles & Co – längst auf ganz anderen Wegen?

PS: Ja, ich weiß, auch Blogger, der Hoster dieses Bloggs gehört zu … Google …
[[ Nachsatz 23.10.2007 zum PS: „gehörte“ – bis zur Umstellung auf WordPress und eigene Domain im Oktober 2007]]

Vote!

Dieser Tage feiert mein kleines Blog Geburtstag – den ersten …

Seit Sommer letzten Jahres versuche ich Erstaunliches, Bemerkenswertes, Ärgerliches oder Bizarres aus meiner Welt zu berichten. 343 Beiträge bisher.

Ab und an werfe ich ja gerne einen Blick in die Site- Statistiken (bei dem, nebenbei bemerkt, ich oft erschrecke, wie viel der durchschnittliche Surfer von sich preis gibt).
Sehe dort, welche Texte, Themen besonders häufig gelesen werden.Und staune oft – so ist einer der sehr häufig gelesenen Texte der mit den Piratengeschichten (was wohl auch an der Google-Platzierung liegt). Viele Leser finden erfreulicherweise auch Texte über das Leben mit HIV, insbesondere diejenigen über aktuelle strafrechtliche Entwicklungen.
Hingegen seltener angeklickt werden meist die Foto- Beiträge.
Und der absolut am meisten gelesene Artikel ist völlig unerwartet der über Feigwarzen und die HPV-Impfung.

Diese teilweise recht überraschenden Ergebnisse sind ein Grund mehr, nach einem Jahr nun doch erstmals eine kleine Umfrage auf ondamaris zu machen: Was wollen Sie denn eigentlich hier lesen? Worüber soll ich mehr schreiben?

Dazu ist seit gestern eine kleine Umfrage online, direkt rechts oben: „zukünftig wünsche ich mir mehr über …“Also – Vote!

Die Umfrage läuft bis 31.7. … und die Ergebnisse gibt’s dann Anfang August

Was ist ein Blog wert?

Es gibt für alles einen Wert. Stimmt. Nur, dass die meisten Menschen mit Wert meinen: Geld. Materieller Wert? Immaterielle Werte?

So haben auch Blogs anscheinend einen Wert. Klar, für mich hat mein Blog einen recht hohen Wert, und die Blogs einiger Freunde und Bekannten (siehe rechts „Lieblings-Blogs“) haben für mich auch einen hohen Wert …

Aber die Amis sind uns natürlich wieder einmal voraus, Blogs sind – klar, wer hätte anderes erwartet – auch „was wert“. Echte Taler. Blogs kann man anscheinend monetarisieren:


My blog is worth $28,227.00.
How much is your blog worth?

Die ermittelten Dollar-Werte basieren auf den Technorati-Zahlen zu Verlinkungen. Diese wurden „monetarisiert“ anhand einer einfachen Umrechnung: AOL hat jüngst Weblogs Inc. für 40 Mio.$ übernommen. Die hier gelisteten Blogs hat ein findiger Kopf auf ihre ‚conversation‘ (i.e. Verlinkung und Kommentierung) untersucht und daraus eine Art ‚Geld-Faktor‘ errechnet. Den dann auf das eigene Blog angewendet, ergibt das nun obiges Zahlenspielchen.

Also – wer bietet mit? Bin ich käuflich?

… und Dank dem pantoffelpunk für den Hinweis in seinem Blog …