HIV-positiv und kein Geld – schlechte Chancen, auch gesundheitlich

Menschen mit HIV, die nur ein niedriges Einkommen verfügbar haben, verfügen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen schlechteren Gesundheitszustand. Was international seit längerem bekannt ist, gilt auch in Deutschland – wie jüngst vorgestellte Daten erneut zeigen.

Menschen mit HIV sind häufig sozial benachteiligt, haben ein höheres Risiko ökonomisch schlechter Lebensbedingungen – und ein hohes Risiko, auch aufgrund des niedrigen Einkommens zusätzlich gesundheitlich schlechter gestellt zu sein. Dies zeigen auch neuere Studiendaten wieder – auch für Deutschland.

Anhand von Daten der HIV-Kohorte des Kompetenznetzes HIV wurde untersucht, in welchem Zusammenhang in Deutschland der ökonomische Status (verfügbares Einkommen) und die gesundheitliche Situation von HIV-Positiven stehen.

Die Autoren stellten anhand der Daten von 2.045 Patienten (die in ihrer Zusammensetzung repräsentativ für die Gesamt-Kohorte waren) fest, dass sowohl der CDC-Status (eine international angewendete Aids-Einteilungs-Skala der US-Gesundheitsbehörden) als auch die Zahl der CD4-Zellen (auch T-Helferzellen genannt) signifikant in Beziehung zum verfügbaren Einkommen stehen: nur 30% der Positiven mit einem verfügbaren Einkommen unter 1.000€ monatlich befanden sich im Stadium A (dem mildesten der Skala), 23,8% im Stadium B und 43% im Stadium C. 60,4% der Positiven in dieser Einkommensgruppe hatten weniger als 200 CD4-Zellen – im Vergleich zu nur 6% bei Positiven mit einem Einkommen über 2.500€.

Die Autoren dieser Studie folgerten, dass der in Deutschland festgestellte deutlich schlechtere Gesundheitszustand bei HIV-Positiven mit niedrigem Einkommen die Ergebnisse anderer Studien zu diesem Thema bestätige. Zudem werde deutlich, dass besonders in dieser Patientengruppe ein großer Bedarf an besserer Therapie und Behandlung bestehe.

Besonders betroffen vom Thema niedriges Einkommen sind HIV-positive Frauen – auch in Deutschland. Eine Befragung des Netzwerks Frauen und Aids (der u.a. aufgrund der geringen Zahl an Teilnehmerinnen (84 auswertbare Fragebögen) leider nur eine begrenzte Aussagekraft zukommt) zeigte, dass 54% der Frauen ihren Lebensunterhalt mit weniger als 1.000€ bestreiten. 25% der Frauen hatten Kinder, die Hälfte davon alleinerziehend. Auffällig seien, so sie Autorinnen, die schlechte Beschäftigungslage sowie schlechte Einkommenssituation der Befragten – trotz überwiegend guter schulischer Ausbildung.

Entsprechend stellt sich auch die Antrags-Situation bei der deutschen AIDS-Stiftung dar: im Jahr 2007 wurden 3.742 Anträge auf Einzelfallhilfe gestellt, die insgesamt 4.269 Personen betrafen. Die Stiftung bewilligte Mittel in Höhe von 1,88 Mio. €, davon gut 50% für Einzelfallhilfen.

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siehe auch:
Deutsche Aids-Stiftung: weniger Geld für HIV-Positive
Unterlassene Hilfeleistung – Lässt die Aids-Stiftung Positive im Stich?
Hilfe für die bedürftigsten Menschen mit HIV sichern – die Hilfsaktivitäten der Deutschen AIDS-Stiftung

weitere Informationen:
Klaus Jansen et al.: „Clinical outcome of HIV-positive patients (PLWHA) having different income status: results of an analysis on basis of the KompNet cohort“, 1. SÖDAK 2009 abstract OSD/5
Gaby Wirz et al.: „HIV und AIDS und Arbeit / Beschäftigung – Situation HIV-positiver Frauen in Deutschland“, 1. SÖDAK 2009 abstract P120
Matthias Stoll et al.: „Optimierung einer zielgerichteten, subsidären Einzelhilfe durch die Deutsche AIDS Stiftung (DAS) durch eine Vernetzung mit Daten aus dem kompetenznetz HIV/AIDS“, 1. SÖDAK 2009 abstract P104(PW)
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