Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern

Heute morgen bin ich erst mal ins Delegationshotel umgezogen. Liegt gut zum Kongresszentrum der ‚Aids 2012‘ und hat wohl auch etwas Urbanität um sich herum.

Dann husch durch den Regen wieder zur den Indigenen (International Indigenious Conference). Für die American Indians wurden unter anderem folgende Fakten präsentiert:

  • Höchste Selbstmordrate unter Jugendlichen
  • Über 27% ohne Krankenversicherung
  • 4 mal mehr Fälle von AIDS bei Frauen im Vergleich zu Non-Indianer-Frauen

Der Gesundheitszustand der ganzen Gruppe ist unterdurchschnittlich. HIV ist nur eines unter vielen Problemen.

Dann ein schneller, verschwitzter Wechsel zum Gay Men´s Health Summit. Auch hier der zweite Tag.

Der Titel klang wieder einmal sehr vielversprechend: „ It´s Not Racism, It´s a Preference“ – Ein Dialog über Rasse und Klasse. Das interessiert mich auch persönlich und ich habe bereits schon einige Gespräche dazu geführt.

Leider erfüllte auch dieser Block nicht meine Erwartungen. Einer der Trainer forderte uns langatmig auf frei und offen zureden, woraufhin sein Kollege lange Geschichten erzählte und dann die beiden miteinander redeten und 2 Vielredner auch noch dauernd zu Wort kamen. Der Erkenntniswert der Beiträge blieb überschaubar. Meist redeten Weiße miteinander über Farbige – selbst nachdem ein Teilnehmer auf dieses Problem hingewiesen hat. Auch der Chef der Veranstaltung redete immer engagiert mit … was nicht richtig besprochen wurde waren heikle Fragen zum Rassismus.

In den USA ist die Situation nach meinem Eindruck sehr festgefahren. Die Parteien stehen sich unversöhnlicher gegenüber als anderswo. Das führt möglicherweise zu einem für einen Europäer merkwürdigen Diskussionsstil und –inhalt.

Danach habe ich den Gay Men´s Health Summit einfach und unbemerkt verlassen… der Begriff „Summit“ wird wohl in den USA (wie auch in Deutschland) derzeit für alles mögliche verwendet.
Ich wollte meine Zeit nun nicht weiter in dieser Veranstaltung vertun und sauste entgegen meiner ursprünglichen Tagesplanung wieder zurück zu den Indigenen.

Nachmittags gab es dort in einem Panel Präsentationen von frisch und stark inhaltlich orientierten Jugendlichen. Diese 4 flotten Menschen wurden dabei durch die Moderatorin einer straffen Befragung zu u.a. Präventionsansätzen, Heilung, Community und eigenen Vorstellungen zur Arbeit unterzogen. Zu hören gab es tolle Antworten und Statements.

Zur Frage nach einer Arbeit über die eigene Zielgruppe hinaus fielen Sätze wie:

  • “Do not create an agenda for us … we need to be included …. Listen to us!”
  • „Lass uns eine Diskussion zu Sex über alle Altersgruppen hinweg führen“
Aids 2012: Indigenious Preconference
Aids 2012: Indigenious Preconference

Im letzten Block wurden dann Arbeitsgruppen gebildet. Ich habe mich für „Inklusion“ entschieden und spitzte fleißig meine Ohren.

Aids 2012: Indigenious Preconference
Aids 2012: Indigenious Preconference

Am Ender der Veranstaltung stand eine lange Verabschiedung. Es wurden sehr viele Geschenke verteilt. Als ich kurz überlegte schon mal zu gehen, wurde dann ein „Representative from Germany“ aufgerufen – Blick links, Blick rechts … keiner da – also bin ich dann auf die Bühne und habe stellvertretend für die Deutschen (hier kam ich mir ungerechtfertigt vor wie der Präsident) von Elton Naswood von den Navajo Indianern ein Geschenk entgegengenommen. Das hat mich zusammen mit den anderen Zeremonien wie Abschiedsgesängen und Gebeten sehr bewegt. Ich finde es lohnt sich zukünftig auf diese Gruppe mehr zu achten – hier kann man was lernen.

Abends gab es dann noch eine wilde Feier nahe dem Eastern Market mit Trommeln und Tanz.

Aids 2012: Indigenious Preconference
Aids 2012: Indigenious Preconference

Da konnte ich aber nur kurz bleiben, weil dann unsere erste große Zusammenkunft der ganzen Delegation rief. Beim Mexikaner an der Ecke trafen sich das Team der DAH und die meisten Scholarshipperinnen, um den Einsatz für den morgigen ersten offiziellen Konferenztag abzustimmen.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
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2 Gedanken zu „Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern“

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