Rostock: Finanzierung von Schwulen- und Lesbentreff in Gefahr?

Der Rostocker Lesben- und Schwulentreff „rat + tat“ bangt angesichts drohender Streichungen um seine Existenz.

Mecklenburg-Vorpommern hat nicht viel homosexuelles Leben zu bieten, und auch kaum Angebote für Menschen mit HIV und Aids. Eine der wenigen nicht-kommerziellen Anlaufstellen im Land ist „rat + tat“.

Nun jedoch droht genau diesem Verein ein großes Problem: die bisher von der Stadt finanzierte „halbe Personalstelle und der minimale Sachmittelzuschuss [soll] gestrichen werden“, befürchtet der Verein.

Am 24. Februar wird der Jugendausschuss der Stadt über die weitere Finanzierung für ‚rat + tat‘ entscheiden. Sollte eine weitere Finanzierung abgelehnt werden, „bedeutet das eine massive Einschränkung der Arbeit unseres Vereines in allen Bereichen“, so ‚rat + tat‘.

Es erscheint bizarr – erst im letzten Jahr drohten Rechte in Rostock Schwulen und Lesben unverholen via Schmierereien und Parolen, Gewalt an (siehe Links unten), und nun droht eine Streichung der eh geringen Mittel für eine der wenigen Organisationen, die sich dem entgegen stellen könnten, Aufklärungsarbeit leisten könnten?

weitere Informationen:
rat + tat Rostock
rat + tat „null Finanzierung für uns!

Hassgegner schwul

Ein Samstag Nachmittag 2008. Fußball, in Rostock. Auseinandersetzungen. Klischees. Und Homophobie.

„Sportlich läuft es, wie es soll: In der 30. Minute geht Hansa in Führung. Die Stimmung ist ausgelassen und friedlich, von Fanfeindschaft ist auf der Nordtribüne zu diesem Zeitpunkt keine Spur. Nun plätschert das Spiel so vor sich hin, Hansa hat das Geschehen sportlich weitgehend im Griff. Die Fans sind zufrieden und stimmen erneut Gesänge an: „Wir haben einen Hassgegner, das sind die schwulen Hamburger“. Die Südtribüne macht es vor, die Nordtribüne nach. Die Teenager holen bei diesem Gesang noch einmal alles aus ihren Kehlen, durch die Anspannung beim Schreien treten sogar die Adern in ihren Gesichtern hervor. Es scheint, als sei es das Empfinden von Gemeinschaft, das hilft, über 90 Minuten hinweg die Kraft zu finden, die nötig ist, um diese Stimmbandtortur durchzuhalten.“

Den vollständigen ‚Spielbericht‘ aus Rostock (wo rechter Schwulenhass erst jüngst beim CSD für Aufsehen sorgte) unter dem Titel „Hansa Rostock vs. St. Pauli – wenn Fußball zur Nebensache wird“ gibt’s bei endstation-rechts.de.

Rostock: Rechte drohen Schwulen unverholen mit Gewalt

Am Wochenende war es am Rand des Rostocker CSDs zu rechten Schmierereien gekommen (Fotos).

Nun berichtet die rechte Presse hierüber nicht nur in üblichem Ton …

„Die Kritik nationaler Kräfte richtet sich für gewöhnlich nicht allein gegen die sexuelle Orientierung dieser Spezies, sondern vordergründig dagegen, dass diese ihre abnormale Verhaltensweisen der Öffentlichkeit in ziemlich penetranter Art und Weise aufzwingen.“

… sondern sie drohen auch recht unverholen mit zukünftiger Gewalt:

„Was die Homosexuellen-Kritik vom Wochenende betrifft, so sollten die CSD-Teilnehmer eigentlich dankbar dafür sein, dass sie nur mit Grußbotschaften bedacht wurden. Ein „warmer Empfang“ wie jüngst in Budapest blieb auch hier aus – vorerst jedenfalls.“

Noch deutlicher werden Kommentatoren des Artikels. Dort heißt es z.B.

„Auf jeden Fall hat sich die Aktion gelohnt und ihren Zweck erfüllt.Nächstes Jahr bitte mehr Aktion gegen Perversion.“

oder

„Schöne Grüße an die ungarischen Kameraden, sie wissen, wie man ein gelungenes Fest organisiert :-)“

oder

„Weiter so. Derartige Proteste sind das mindeste was man der offenen Pervertierung der menschlichen Sexualität entgegensetzen sollte. Die warmen Jungs können froh sein, dass es hier (noch) nicht zugeht wie in Osteuropa.“

oder

„Da die Homos, und hier speziell die Schwulen, auf ihre Umwelt jedoch zunehmend keine Rücksicht mehr nehmen, muß man dem wohl entgegenwirken. Verbote und Behandlung wären hier wohl als Gegenmittel zu empfehlen.“

das ganze mit Münchner Unterstützung …

„Super Aktion! der Vormasch Gesicht zu zeigen gegen diese Perversion wurde auch schon in München deutlich gemacht! Meine meinung heißt: Weiter so Kameraden! Auch in anderen Städten mobil machen gegen diese Homosexualisierung! Aufrechte Grüße aus münchen“

usw usw usw …

(beide Zitate sowie Kommentar-Zitate aus einem Artikel auf altermedia, einer Platform die mit der rechten Szene recht vertraut scheint …)

Wer jetzt noch nicht aufwacht, wer solche Aussagen weiter als isolierte Einzelmeinungen verwirrter Rechter abtut, dem ist nicht zu helfen. Werdet wach! Hier sind nicht einzelnen Schmierer am Werk, hier wird gezielt von rechts gegen Schwule und Lesben gekämpft. Es wird Zeit, dass sich (nicht nur die Rostocker) schwule Szenen eindeutig gegen rechts engagieren. Und dabei mit anderen antifaschistischen Kräften zusammen arbeiten.
ZU wünschen sind zudem Aktivitäten, dass der CSD in Rostock nächstes Jahr noch bunter, noch lebendiger, noch vielfältiger wird – und offensiv gezeigt wird, dass die Zukunft bunt ist, nicht braun.

Rechter Schwulenhass in Rostock – Bilder

Im Umfeld des CSD Rostock am Samstag, 19. Juli 2008 ist es wie in „Rechter Schwulenhass in Rostock“ berichtet zu antischwulen Nazi-Schmierereien gekommen. Hier Bilder (Dank an Endstation Rechts):

antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008

© Fotos: Endstation Rechts

Nach Angaben von Endstation Rechts gibt es Anhaltspunkte für den Täterkreis. Derzeit würden in Rostock massiv Sticker geklebt. Erst im Juni war auf das SPD-Wahlkreis-Büro mit Attacken beschädigt worden. Sprüche und Symbolik verweisen „offenbar auf die Gruppe ‚Nationale Sozialisten Rostock'“, einen Teil der Freien Kameradschaften. Mit dieser Gruppierung werden zahlreiche Nazi-Schmierereien, u.a. gegen alternative Projekte in Rostock in Verbindung gebracht.

Ein Bericht vom Rostocker CSD nebst Fotos der Schmierereien auch bei steffenhro.
Mit Querdenkern wie queerforum (die in einer inszenierten Aktion gegen die Nazi-Schmierereien vorgingen) tut sich der CSD Rostock hingegen scheinbar schwer …

Rechter Schwulenhass in Rostock

Nicht nur in Staaten, die noch vor kurzem jenseits irgendwelcher Vorhänge waren und dem gutbürgerlichen Homosexuellen weit weg erscheinen, kann Schwulen und Lesben offener rechter Hass entgegen schlagen. Auch an der heimischen Ostsee-Küste gibt es Homophobie live zu erleben.

Wie Endstation Rechts, ein Internetprojekt der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD Mecklenburg-Vorpommern berichtet, war „rechter Schwulenhass auf dem Rostocker CSD“ ein trauriger Beleg dafür:

„„Ihr die Perversion der Gesellschaft“, „Fuck CSD“ und „Schwul abnormal“ mussten die Besucher des 6. Christopher-Street-Days (CSD) heute in Rostock an den Wänden der alten Post auf dem Neuen Markt lesen. In der Nacht zuvor hatten offenbar rechte Nationalisten ihrem Schwulenhass Ausdruck verliehen und die Parolen mit schwarzer und grüner Farbe in großen Lettern angebracht. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.“

Ein Foto einer der Parolen ist auf ‚contranaziquerfront‘ zu finden, ein weiteres bei prideone.

Noch 2007 scheint Engagement gegen Rechts beim Rostocker CSD unerwünscht gewesen zu sein. Keine Antifa auf dem CSD.
Neo-Nazi-Schmierereien hingegen scheinen in Rostock keine Seltenheit zu sein.

Die ansässige ‚Ostsee-Zeitung‘ wusste übrigens nur von mehreren Hundert Teilnehmern und einem bunten Zug zu berichten. Auch NDR online weiß nur von „schrill bunt laut“ zu berichten.

Das Bild einer toleranten weltoffenen Stadt scheint wichtiger zu sein als ein Bild der Realität ..