CSD Duisburg: Absage des Auftritts umstrittener Band – Aids-Verschwörungstheorien auf Duisburger CSD ? (akt.3)

Bekommen Aids-Verschwörungstheorien ein Podium auf dem Duisburger CSD? Eine dort eingeladene Band verbreitet Kritikern zufolge homophobes Gedankengut – und Aids- Verschwörungstheorien.

Aufregung in Duisburg: Homophobe Musik auf dem CSD? Und dazu eine Prise Aids-Verschwörungstheorien?

Am 28. Juli 2012 findet der Duisburger CSD mit einem Straßenfest auf dem Averdunkplatz statt. Die auf dem Duisburger CSD eingeladene Duisburger Band „Die Bandbreite“ macht Meldungen zufolge im neu veröffentlichten Lied „Aids“ die US-Regierung für die Verbreitung von HIV verantwortlich, berufe sich dabei auf ihrer Internetseite auf einen antisemitischen Autor. In dem Song wird u.a. formuliert, „dat die Geschichte von Aids ne Lüge ist“.

Auf ihrer Website betont ‚Die Bandbreite‘:

„Vorlage für den Song “AIDS”, der auf unserem aktuellen Album “Reflexion” erschienen ist, war neben der Broschüre des Wissenschaftsjournalisten Christoph Klug “AIDS in Afrika” auch das Buch “Die geplanten Seuchen” von Wolfgang Eggert“.

Und ergänzt

„Unserer Meinung nach bieten wir mit unserem jüngsten Clip die wahrscheinlich plausibelste Theorie für den Ursprung des Immunschwäche-Virus an“.

Die „bei Rechten und bei Teilen der deutschen Linken beliebte“ Band (wie das ‚Neue Deutschland‘ schreibt) sei ansonsten eher „auf den Fes­ti­vals der Ver­schwö­rungs­szene zu Hause“, meint Martin Wassermann, Berliner Blogger („reflexion“).

Plakat des CSD Duisburg 2012
Plakat des CSD Duisburg 2012

Der CSD Duisburg wird organisiert vom Verein ‚DU GAY‘, der initiiert wurde vom „Arbeitskreis Duisburger Lesben und Schwule e.V.“ (AkDuLuS). Ihm war ein als homophob kritisiertes Lied der Band vorher bekannt. Dies verteidigte der Arbeitskreis mit dem Hinwies auf eine internationale Auszeichnung, es sei eine Persiflage, kein Aufruf zu Homophobie. „Wir freuen uns, dass „die Bandbreite“ in diesem Jahr beim CSD Duisburg auftritt“.

Das erst vor kurzem veröffentlichte Lied „Aids“ hingegen sei dem Arbeitskreis bei Einladung der Band nicht bekannt gewesen.

Dietmar Heyde, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel lehnt den Inhalt des Liedes ab, distanziert sich gegenüber regionalen Medien klar. Für die Prävention sei der Song ‚massiv kontraproduktiv‘.

Der Journalist Marcus Meier, der kritisiert dass auch Linke die Band ’salonfähig‘ machten, betont im ‚Neuen Deutschland‘:

„Die Vorwürfe gegen ‚Die Bandbreite‘ sind seit Langem manifest: Immer wieder greift die Band verschwörungstheoretische Thesen auf und vermengt sie mit links wirkenden Parolen.“

Die ‚Linke queer NRW‘ fordert den Duisburger CSD auf, die Band auszuladen:

„Ein Fest von Schwulen und Lesben für Schwule und Lesben darf einer Band wie der „Bandbreite“ keine Bühne für rechte, homophobe und antisemitische Verschwörungstheorien bieten. ‚DU Gay e.V.‘ sollte sein Programm für den diesjährigen CSD von daher dringend überdenken und „Die Bandbreite“ ausladen.“

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Aktualisierung
28.06.2012, 14:45: In der ‚Zeit‘ hat der Genetiker Erhard Geißler bereits 2010 ausführlich diese Verschwörungstheorie seziert. „In einem Artikel in der sowjetischen Literaturnaya Gazeta wurde am 30. Oktober 1985 behauptet, der Erreger sei im Biowaffeninstitut der US-Armee in Fort Detrick im Rahmen der Biowaffenforschung entwickelt worden. … Das griff unter anderem ein eloquenter DDR-Wissenschaftler auf. … Segal behauptete, das Erbmaterial des Aids-Erregers sei von Geningenieuren in Fort Detrick konstruiert worden. Diese Hypothese strotzte vor Irrtümern und Fehlkalkulationen.“
Geißlers Resümee: „eins ist sicher: Die Aids-Erreger sind natürlichen Ursprungs. Sie sind nicht in Fort Detrick oder einem anderen Genlabor von Menschenhand konstruiert worden.“
Erhard Geißler: ‚Verschwörungstheorien: Der Mythos vom Ursprung des Aids-Virus‚, Zeit 14.01.2010 [danke an Holger für den Hinweis!]

09.07.2012, 19:40: Der umstrittene Auftritt der Band ist abgesagt, die Band wurde von den Initiatoren wieder ausgeladen. Dies meldet queer.de wie auch die WAZ. Eine angekündigte ausführliche Stellungnahme des Veranstalters steht noch aus.

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weitere Informationen:
WAZ 27.06.2012: CSD Duisburg: Aids- und Nazi-Song der Bandbreite spalten Homosexuelle vor dem CSD
„Stellungnahme des „DU Gay e.V.“ zum Auftritt der Band „die Bandbreite“ auf dem CSD Duisburg 2012″ 20.06.2012 auf Facebook
DieLinkequeer NRW 21.06.2012: „Die Bandbreite“: Homophobe Paranoia-Band tritt beim Duisburger CSD auf
reflexion 21.06.2012: Der Auftritt
heise 13.10.2003: AIDS, der Mossad und Idi Amin
Neues Deutschland 20.06.2012: Wie links ist Paranoia? – Politpop-Band »Bandbreite« ist beliebt bei Rechten – und bei Teilen der deutschen Linken
Die Bandbreite 29.05.2012: Videoclip ‚Aids‘
Steven Milverton 28.06.2012: Homosexuelle Spaltpilze
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Kurz notiert … Juli 2010

29. Juli 2010: ‚Berlin Patient‚: „Das Verfahren ist nicht allgemein auf andere HIV-Positive übertragbar. Dazu ist die Therapie zu gefährlich und nebenwirkungsreich. Aber in der Charité scheint die erste Heilung eines HIV-Patienten gelungen zu sein.“ So kommentiert die Deutsche Aids-Hilfe aktuelle Berichte zum ‚Berlin Patient‚.
Wie strategisch weiter umgehen mit der Kriminalisierung der HIV-Infektion? Roger Pebody berichtet auf aidsmap über verschiedene Ansätze: „Three tactics to stem the tide of criminal prosecutions

26. Juli 2010: Tibotec (Tochter von Johnson&Johnson) hat am 26.7.2010 die US-Zulassung des NNRTI Rilpivirine (TMC278) beantragt.

23. Juli 2010: Die Pharmakonzerne Merck (MSD), Tibotec und Gilead verhandeln mit UNITAID, der internationalen Einrichtung zum Erwerb von Medikamenten gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose, über einen Patent-Pool zu HIV-Medikamenten für sich entwickelnde Staaten.  ViiV, Joint Venture von Pfizer und GSK, scheint sich nicht beteiligen und eher alleine gezielt lizenzieren zu wollen (siehe 18.7.20109.

18. Juli 2010: Ist eine Heilung von HIV möglich? Medizin-Nobelpreisträgerin Francois Barré-Sinoussi ist skeptisch, hält das völlige Entfernen von HIV aus dem Körper eines Infizierten für „sehr schwer bis unmöglich„.
Auf den Einfluss rechter christlicher (US-)Kirchenkreise auch auf internationale Aids-Bekämpfung weisen Sean Cahill und Lyndel Urbano auf The Body hin: „The Christian Right: Wrong on AIDS
Der Pharmakonzern ViiV (eine Bündelung der Aids-Sparten von Pfizer und GlaxoSmithKline) kündigte an, sein gesamtes HIV/Aids-Portfolio (einschließlich Pipeline) Generika-Herstellern in der sog. Dritten Welt unentgeltlich verfügbar machen zu wollen. Die Medikamenten-Versorgung in den ärmsten Staaten der Welt solle so verbessert werden. Diese Initiative gelte für 69 Staaten.

17. Juli 2010: HIV breitet sich in Osteuropa und Zentralasien besonders bei Kindern, Jugendlichen und Frauen weiter aus. „HIV trifft vor allem Kinder am Rande der Gesellschaft“

16. Juli 2010: Aus Anlass der Wiener Welt-Aids-Konferenz bespricht „Spoiler Art“ HIV & Aids in Superhelden-Comics.

15. Juli 2010: Merck (MSD) stoppt die gesamte weitere Entwicklung des CCR5-Hemmers Vicriviroc. Grund seien enttäuschende Daten aus einer Phase-II-Studie, teilte der Hersteller mit.

13. Juli 2010: UNAIDS fordert eine radikale Therapie-Vereinfachung. Damit sollen die Nutzen für die Prävention optimiert werden.

9. Juli 2010: Die Weltbank hat David Wilson zum Leiter ihres globalen HIV/Aids-Programms benannt. Wilson stammt aus Zimbabwe und hat seit 2003 im Auftrag der Weltbank u.a. die Regierungen von Südafrika, Vietnam und China bei ihren Aids-Programmen beraten.

8. Juli 2010: US-Wissenschaftler finden Antikörper, die in der Lage sind, die meisten HIV-Stämme am Eindringen in Zellen zu hindern. Die Entdeckung dieser sehr breit neutralisierenden Antikörper weckt neue Hoffnungen auf die Möglichkeit, wirksame HIV-Impfstoffe entwickeln zu können.

Ein US-Bundesgericht hat entschieden, mit dem US-weiten Verbot von Homo-Ehen (Defense-of-Marriage-Act, DOMA) habe sich der Gesetzgeber zu sehr in Angelegenheiten der US-Bundesstaaten eingemischt, das Verbot sei verfassungswidrig.

7. Juli: Das Bundeskabinett hat die „Arzneimittel-Härtefall-Verordnung“ (pdf) verabschiedet. „Ziel der Verordnung ist es, den Zugang für Schwerstkranke zu neuen Arzneimittelbehandlungen, die sich noch in der Entwicklung befinden, durch ein unbürokratisches und rasches Verfahren zu verbessern.“

6. Juli 2010: Elf Monate alt war Muriel, ein HIV-infiziertes junges Mädchen, das kurz vor Weihnachten 2009 in der Grazer Kinderklinik im LKH lag. Es wurde mit einer Lungenentzündung eingeliefert, in lebensbedrohlichem Zustand. Beide Eltern waren Anhänger eines „Wunderheilers“. Die Mutter ist in Graz am 6. Juli 2010 zu Monaten bedingter Haft verurteilt worden, weil sie ihr Baby mit HIV angesteckt haben soll.

Zahnärzte seien „die am schlechtesten über HIV und Aids informierte Berufsgruppe im medizinischen Bereich“, kritisiert die Deutsche Aids-Stiftung.

4. Juli 2010: Das Landhaus von Jean Cocteau und Jean Marais in Milly-la-Forêt südlich von Paris ist seit Anfang Juli 2010 als Museum umgebaut der Öffentlichkeit zugänglich.

Während insbesondere in Großstädten die Massen zu CSDs strömen und munter feiern, gerät oft in Vergessenheit, dass auch anderes in Deutschland vorkommt: in Schwerin wird der CSD beschimpft und bedroht.

2. Juli 2010: Nadja Benaissa steigt bei der Pop-Band ‚No Angels‘ aus. Benaissa ist seit einigen Wochen krank geschrieben, Mitte August beginnt ihr Prozess. Laut Medienberichten musste sie inzwischen Privatinsolvenz anmelden.

‚Stonewall Uprising‘ – Dokumentation über einen Wendepunkt der Geschichte der Homosexuellen

„Stonewall Uprising“ – der Stonewall-Aufstand, einer der zentralen Wendepunkte der modernen Schwulenbewegung und Namensgeber der heutigen CSDs, ist als Doku-Drama im Kino angekommen.

28. Juni 1969. Wieder einmal Polizei-Razzia im ‘Stonewall Inn’ in der Christopher Street im New Yorker Greenwich Village. Doch in dieser Nacht war etwas anders. Anders als zuvor kuschen die Gäste nicht, beugen sich nicht der Willkür der Polizei – sondern wehren sich.

Stonewall“ – die Aufstände Homosexueller gegen Drangsalierungen und Verfolgungen durch die New Yorker Polizei wurden zu einem der Startpunkte der Schwulenbewegung. „The big news here is gay power“, kommentierte damals Edmund White die Vorgänge um die Stonewall Bar in der Christopher Street in New Yorks Greenwich Village.

In dem Film „Stonewall Uprising“ kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort. Historische Aufnahmen werden mit Spielszenen kombiniert

Der Verleih bewirbt den Film lautstark: „Vor nicht zu langer Zeit … 1969 waren  homosexuelle Handlungen in den ganzen USA illegal. … Die Geschichte einer Revolution …“.

Der Trailer für den Film:

Die New York Times betont in ihrer Filmkritik Notwendigkeit der Dokumentation wie auch der Form des Doku-Dramas:

„It is a sad indication of the marginalization of homosexuality in the late 1960s that media coverage of the Stonewall riots was mostly after the fact. And even then it was cursory and often condescending. Because so little photographic documentation exists of the unrest, the film relies mostly on eyewitnesses, including Seymour Pine, the now-retired police officer who led the initial raid of six officers and who describes it as “a real war.”“

Der 80 Minuten dauernde Film hatte am 16. Juni 2010 in New York Premiere und wird am 24. Juni auf dem ‚Frameline San Francisco International LGBT Film Festival‘ aufgeführt. Ob er auch nach Deutschland kommt, ist bisher nicht bekannt.

CSD – was bedeutet das nochmal? Viele feiern an den kommenden Wochenenden den „CSD“, nicht allen ist bewusst, was CSD bedeutet, warum ein Homo-Party-Spektakel mit diesen drei Buchstaben abgekürzt wird. Was auf der Christopher Street stattfand, welchen Schritt die Unruhen in und um eine von der Mafia betriebene Bar für Homosexuelle damals bedeuteten – und was das mit uns heute zu tun hat. Filme wie „Stonewall Uprising“ könnten dazu beitragen, ein wenig mehr Geschichtsbewusstsein, ein wenig mehr Wissen um unsere eigene Vergangenheit zu schaffen. Bleibt zu hoffen, dass es der Film auch in Kinos in Deutschland schafft …

weitere Informationen:
towleroad 17.06.2010: Watch Stonewall uprising trailer
New York Times 16.06.2010: Movie Review Stonewall Uprising
Stonewall Uprising bei IMDb
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Kurz notiert … Juni 2010

28. Juni 2010: In Kiel wird ein 47jähriger HIV-positiver Mann zu fünf Jahren Haft verurteilt wegen vollendeter sowie gefährlicher Körperverletzung.

25. Juni 2010: Ist einer Heilung von HIV/Aids möglich? Kann HIV komplett wieder aus dem Körper entfernt werden? Das US-amerikanische Magazin Technology Review untersucht diese Frage in einem umfangreichen Artikel „Can AIDS be cured?“

24. Juni 2010: Eine Kommission der Vereinten Nationen soll sich zukünftig einsetzen gegen Gesetze, die HIV-Positive und Aids-Kranke diskriminieren.

22. Juni 2010: Auch Aidshilfen können insolvent werden (auch wenn die Malaise in diesem Fall bereits eine längere Vorgeschichte hat): Aids-Hilfe steht vor dem Aus

19. Juni 2010: Courage beim Berliner CSD. Die Veranstalter wollen Judith Butler, Gender-Theoretikerin aus den USA, mit dem Zivilcourage-Preis ehren – und Butler lehnt auf der Bühne ab, der CSD sei zu kommerziell und richte sich nicht gegen wichtige Problem wie Rassismus oder doppelte Diskriminierung, z.B. von homo- oder transsexuellen Migrant/innen: Judith Butler nimmt Preis nicht an

17. Juni 2010: Kondome bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika, oder nicht?: Erst gegen Aufklärung. Jetzt plötzlich dafür, als sei nichts gewesen. – Endlich: Fifa gegen Aids.

15. Juni 2010: Nadja Benaissa hat eine Biografie verfasst. „Alles wird gut“ soll am 9. September erscheinen. Zuvor muss sich die Pop-Sängerin vor Gericht verantworten, am 16. August beginnt ihr Verfahren wegen des Vorwurfs gefährlicher Körperverletzung.
Die Einwohner von St. Petersburg (und der Rest der Welt) staunen über die Penis-Brücke.

12. Juni 2010: schwule Feuerwehrleute willkommen? – „Deutscher Feuerwehrtag Leipzig – Feuerwehr weltoffen und tolerant – Homosexualität als Thema auf der Interschutz“

10. Juni 2010: In Frankreich häufen sich Probleme mit der Medikamenten-Versorgung bei anti-HIV-Therapien. „Antirétroviraux: des ruptures de stocks en France“
Deutschland blockiere immer noch die Anti-Diskriminierungs-Richtlinie der EU, klagen (nicht nur) EU-Vertreter: „Brussels keen for Berlin to unblock EU gay rights law“.

9. Juni 2010: Kleinkrieg in der Aids-Arbeit in Brandenburg? „Kontrovers – Krieg im Präventionsmilieu“, berichtet blu.

8. Juni 2010: Steiermark: Mutter vor Gericht. Sie hatte ihr HIV-positives Kind nicht behandeln lassen wollen, trotz lebensbedrohlicher Lungenentzündung. Heute steht die ‚Anhängerin eines bekannten Wunderheilers‘ in Graz vor Gericht: „Körperverletzung – Mutter von HIV-Baby heute vor Gericht“
Reifungs-Inhibitoren sind eine neue Substanzklasse mit einem völlig neuen Ansatz gegen HIV – dich der einzig verbleibende Hersteller hat nun die Entwicklung vorerst gestoppt. man wolle für die weitere Entwicklung der Substanzklasse einen Partner suchen. „Myriad halts HIV maturation inhibitor drug programme“

7. Juni 2010: Muss Chemotherapie bei HIV-Positiven unter HAART mit Krebs-Erkrankungen anders dosiert werden? „People on HIV Meds Might Need Different Chemo Doses for Cancer“, berichtet POZ vorab über ein Poster auf der Jahreskonferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO).

5. Juni: Infizierte ein Akupunkteur in der Schweiz zahlreiche Menschen mit HIV, womöglich mit Absicht? Was bisher ein Verdacht ist, formuliert die Boulevard-Presse als vermeintliche Tatsache: „Heiler steckte 18 Menschen mit Aids an“.

4. Juni 2010: Anlässlich der Fußball-WM in Südafrika: Philipp Lahm ruft Fans zu Schutz vor HIV/Aids auf

3. Juni 2010: Bio-Terrorismus-Vorwürfe gegen HIV-Positive auch in den USA, nicht nur in Deutschland. Vorwürfe, die gegen einen HIV-Positiven unter Verwendung eines staatlichen Bioterrorismus-Gesetzes erhoben wurden, wurden nun niedergerschlagen. „Activists, advocates applaud dismissal of bio-terrorism charges“, berichtet The Michigan Messenger.

2. Juni 2010: Annie Lennox wird zum International UNAIDS Goodwill Ambassador ernannt.

1. Juni 2010: Outing oder nicht Outing? Mit der „Ethik und Etikette des Outing“ beschäftigt sich aus aktuellem Anlass Timothy Kincaid auf Box Turtle Bulletin: „The ethics and etiquette of outing

Droht eine Rückkehr des Problems der Resistenzen, falls HIV-Medikamente in großem Umfang zur ‚Prä-Expositions-Prophylaxe‘ (PrEP) eingesetzt werden? „Treatment and PrEP could be on a ‘collision course’, warns resistance expert“, berichtet aidsmap.

Litauen: Baltic Pride kann doch stattfinden (akt.)

Der „Baltic Pride“, der CSD der baltischen Republiken, kann nach einem heutigen Urteil des Obersten Verwaltungsgerichtshofs Litauens am morgigen 8. Mai doch stattfinden.

In einer Eil-Entscheidung hat das Oberste Verwaltungsgericht Litauens entscheiden: der ‚Baltic Pride‚ am 8. Mai 2010 kann stattfinden.

Noch gestern am 5. Mai hatte ein litauisches das Verwaltungsgericht des Distrikts Vilnius den ‚Baltic Pride‘ untersagt und damit eine vorher erteilte Genehmigung der Stadtverwaltung von Vilnius zurückgenommen. Das Gericht hatte seine Entscheidung mit einer „Störung der öffentlichen Ruhe“ begründet.

BalticPride

Die ILGA International Lesbian and Gay Association begrüßte die Entscheidung des litauischen Gerichts. Es sei erfreulich, dass sich Rechtsstaat und demokratische Werte durchgesetzt hätten. Litauen sei der letzte EU-Mitgliedsstaat gewesen, in dem die Behörden versucht hätten, Schwulen und Lesben ihre Bürgerrechte zu verwehren.

ILGA Europe war mit einer 50 Personen starken Delegation nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens, gereist. Die litauische Organisation ‚Gay League‘ hatte nach dem Urteil des Vortags vom 5. Mai das Oberste Verwaltungsgericht angerufen, das am Freitag ab 11:00 Uhr verhandelte.

Im Vorfeld war die Verbots-Entscheidung auch unter litauischen Politiker/innen umstritten. Das Parlamentsmitglied Rokas Žilinskas bezeichnete das Urteil als „eine große Schande“, der litauische Europa-Abgeordnete und Philosoph Leonidas Donskis äußerte, Litauen werde „Russland immer ähnlicher“ in seiner Missachtung von Minderheiten-Rechten. Amnesty International und MerSi hatten sich mit einer Eil-Aktion gegen das Verbot gewandt.

Der ‚March for Equality‘ wird nun am morgigen Samstag, 8. Mai in Vilnius stattfinden, unter Teilnahme von Vertretern internationaler Schwulen- und Lesben-Organisationen. Ihre Teilnahme angekündigt haben auch drei Abgeordnete des Europa-Parlaments, Ulrike Lunacek, Michael Cashman und Sophie in’t Veld. MEP Ulrike Lunacek wird die Abschlußrede der Kundgebung halten.

Erstmals kann nun 2010 ein CSD, ein Gay Pride in Litauen stattfinden. Der ‚Baltic Pride‘ wird organisiert von Lesben-, Schwulen- und Transgender-Organisationen aus Lettland, Litauen und Estland. Die Organisatoren rechnen mit ca. 350 Teilnehmer/innen. Zu ihrem Schutz werden bis zu 800 Polizisten präsent sein.

Update 09.05.2010: aktuelle Infos bei Samstag ist ein guter Tag: Proteste gegen friedlichen Baltic Pride 2010 (Update!)

weitere Informationen:
Internetseite Baltic Pride – for human rights
Baltic Pride 07.05.2010: Permission for the march GRANTED
ILGA Europe 07.05.2010: Statement on Vilnius Baltic March for Equality
Samstag ist ein guter Tag 05.05.2010: Litauen verbietet Baltic Pride
Die Presse 07.05.2010: Litauen: Tauziehen um Homosexuellen-Parade beendet
Samstag ist ein guter Tag 07.05.2010: Baltic Pride kann doch stattfinden
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Aids macht sexy?

Macht Aids etwa sexy? Oder die Aids-Medikamente? So manche Pharma-Werbung scheint den Eindruck zu erwecken – nun auch beim CSD.

Viel zu selten wird diskutiert, welche Rolle Pharma-Werbung für Aids-Medikamente (da nach Heilmittelwerbegesetz untersagt, oft mühsam verbrämt als „Image-Werbung“ für das Engagement des jeweiligen Unternehmens) spielt. Welche Bilder sie vermittelt, welche Wirkungen und Folgen diese Bilder zeitigen.

Der geschätzte Blogger-Kollege Clamix hat beim Besuch des Kölner CSDs auch Beobachtungen zum Auftreten der Pharmaindustrie gemacht und seinen Eindruck auf den Punkt gebracht:

„Ein vom HIV-Medikamenten-Hersteller Abbott gesponsorter Wagen hat ein besonders erfolgreiches Casting schöner, durchtrainierter Tanzkörper hinbekommen. Ein echter Hingucker! Fast wünscht man sich, auch infiziert zu sein, um endlich diese Pillen schlucken zu dürfen.“

Aids macht sexy?
Attraktive Pillen?
Harmloses Aids?
Die Realität: alles andere als das.

Aids-Medikamenten-Werbung, die mit den Realitäten des Lebens mit HIV nicht viel zu tun hat. Die falsche Bilder vermittelt, verharmlost. Aids-Medikamenten-Werbung, wie wir sie aus den USA seit dem legendären „strunzigen Proteasehemmer-Bergsteiger“ (natürlich nur fit dank xyz) kennen, wie sie leider immer mehr auch hier Einzug hält.

Solcherlei verharmlosende, beschönigende, irreführende Bilder füllen bereits seit langem die Seiten zahlloser Homo-Magazine, besonders der gratis-Blättchen. Im übelsten Fall noch gekoppelt mit einem Artikel im Heft, der selbstverständlich nicht als „Werbung“ deklariert ist, vielmehr auf den unbefangenen, wenig kritischen Leser als redaktioneller Artikel scheinen mag (und wohl auch soll).

Dass solcherlei nun auch noch als „Party-Wagen“ in CSDs auftaucht, macht diese falschen, in die Irre führenden Bilder nicht besser, ganz im Gegenteil.

Ob es sich lohnt, mit der Pharmaindustrie über ihre Werbepraxis zu sprechen? Ich hab da meine Zweifel.

Aber CSD-Veranstalter: ein CSD-Veranstalter, der meint, sich für seine Communities einzusetzen, sollte sich fragen, ob nach Körperpflege, Bier und Fitnessriegel nun auch Pharmawerbung „einfach so“ tatsächlich Bestandteil eines CSDs sein sollte. Vor allem, wenn sie verharmlosende Bilder propagiert, die Gefahr laufen, erfolgreiche Präventionsbemühungen zu konterkarieren.

Und es wird erneut deutlich, warum das Vorhaben der EU, an Patienten gerichtete Pharma-Werbung zu erlauben, mit allergrößter Skepsis zu sehen ist.

Weitere Informationen:
Clamix 06.07.2009: Christopher Street Day
Steven Milverton 08.07.2009: CSD Köln: Laute(r) Einfallslosigkeit
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Foto-Impressionen vom lesbisch-schwulen Strassenfest 2009

In Berlin feiern Schwule Lesben und allerlei sonstig Interessierte am 20. und 21. Juni 2009 unter dem etwas sperrigen Motto „Gleiche Rechte für Ungleiche“ das 17. Lesbisch-Schwule Strassenfest am Nollendorfplatz.

Hunderttausende Besucher an zwei Tagen, 25.000 Quadratmeter Fläche, und ein breites Spektrum vom Café PositHiv bis zum Tierschutzverein, von schwulen und lesbischen Sportvereinen bis zu queeren und homosexuellen Parteigliederungen, von Regenbogen-Nippes bis zum Sling-Geschäft.

Nebenbei, Antiteilchen scheint sich auf dem lesbisch-schwulen Stadtfest weniger amüsiert zu haben – ich durchaus, nette Menschen getroffen 🙂

LesBiSchwule Tour in der Diaspora

Brandenburg ist was offen lesbisches und offen schwules Leben angeht weitgehend eher ‚Diaspora‘. Dies ein Stück weit zu ändern bemüht sich seit zehn Jahren die ‚LesBiSchwule Tour‘, die vom 6. bis 12. September 2008 wieder durch Brandenburg zieht.

Die Veranstalter bezeichnen ihre Tour unter dem Motto ‚Vielfalt ohne Grenzen‘ als „Akzeptanz-Kampagne“ und sehen sie als „festen Kern unserer Emanzipationsarbeit im großen Flächenland Brandenburg“. „Wie in jedem Jahr, hissen wir in den Städten in denen wir halt machen, als sichtbares Zeichen zusammen mit den Stadtoberen die Regenbogenfahne als sichtbares Zeichen für Toleranz und Akzeptanz und das friedliche Zusammenleben von Heteros, Homos und Transgendern.“

Partner der LesBiSchwulen Tour sind AndersArtig (die Koordinierungsstelle für lesbischwule Belange in Brandenburg), das Jugendnetzwerk Lambda Berlin Brandenburg, der Verein lesbischwuler Polizeibediensteter Berlin-Brandenburg sowie die Aidshilfe Potsdam. Unterstützt wird die Aktion durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie des Landes Brandenburg.

Die Regenbogenfahne hissen als Zeichen der Vielfalt – ein Vorhaben, das sich in Brandenburg als nicht so einfach erweist.

Wie wichtig die Tour und das öffentliche Auftreten von Schwulen und Lesben in der Öffentlichkeit gerade auch in Brandenburg sind, zeigen Vorfälle um den Tour-Start:
– So weigerte sich der Bürgermeister der Stadt Prenzlau, Hans-Peter Moser (Linke), die am Rathaus die Regenbogenflagge zu hissen (auch wenn die Site der Veranstalter immer noch ‚angefragt‘ anzeigt). In Prenzlau hat diese Verweigerung Tradition, auch 2004 weigerte sich Herr Moser bereits, im Gegensatz zu Bad Freienwalde.
– Auch ein Ausweichen auf Templin löste das Problem nicht. Bürgermeister Ulrich Schöneich (parteilos) weigerte sich ebenfalls, die Regenbogenflagge am Rathaus zu hissen. Begründung beider Bürgermeister: der Mast sei für Staatsflaggen vorbehalten. Der Regionalvorsitzende Ost der LSU (Lesben und schwule in der Union) hingegen findet die Absagen laut queer.de „in gewisser Weise nachvollziehbar“.
– Schwierigkeiten besonderer Art gab es in Templin: Presseberichten zufolge wollte der Leiter eines regionalen Schwulennetzwerks (die seit 2005 bestehende Initiative UM queer, die auf ihrer Website werben sie „kämpfen seit Frühjahr 2005 mit unserem Projekt UM-QUEER / Schwule und Lesben in der Uckermark erfolgreich für den Erhalt der „bunten Vielfalt in der Provinz“) zunächst möglichst überhaupt keine öffentlichen Aktionen. Seine Begründung: die rechte Szene in Templin sei in letzter Zeit immer gewaltbereiter geworden, er wolle seine Mitglieder schützen. Er wolle keine Angriffe auf dem Marktplatz riskieren. Zudem wollten viele Homosexuelle in Templin ‚lieber im Verborgenen leben‘.
– „Es weht ein immer schärferer Wind“, kommentiert die Leiterin der Aktion die Lage und berichtet über Schmierereien und Gewaltangriffe auf die Tour.

Die LesBiSchwule Tour Brandenburg startete an diesem Wochenende in Potsdam und Königs-Wusterhausen (dem diesjährigen Austragungsort des ‚Brandenburg-Fests‘).

Die ‚Tour-Daten‘:
6./7. September: Potsdam
8. September: Prenzlau
9. September: Angermünde
10. September: Schwedt/Oder
11. September: Eberswalde
12. September: Bad Freienwalde
Weitere Informationen zur LesBiSchwulen Tour durch Brandenburg auf www.brandenburg-bleibt-bunt.de

Ob ‚rechter Schwulenhass in Rostock‚ oder Angst vor rechter Gewalt in Templin – schwules und lesbisches Leben in der Provinz ist alles andere als leicht. „Back to the closet“, scheint hier eher die Devise zu sein. Umso begrüßenswerter sind Initiativen wie die der LesBiSchwulen Tour durch Brandenburg.

Immer mehr scheint mir, statt (nur) bunter Glamour-CSDs in den Party-Hochburgen des Landes sollte der CSD (auch) dorthin gehen, wo Schwule und Lesben noch echte Probleme haben. Diese Regionen liegen nicht nur ‚irgendwo in Osteuropa‘, sie liegen auch vor der Haustür, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel.

Rostock: Rechte drohen Schwulen unverholen mit Gewalt

Am Wochenende war es am Rand des Rostocker CSDs zu rechten Schmierereien gekommen (Fotos).

Nun berichtet die rechte Presse hierüber nicht nur in üblichem Ton …

„Die Kritik nationaler Kräfte richtet sich für gewöhnlich nicht allein gegen die sexuelle Orientierung dieser Spezies, sondern vordergründig dagegen, dass diese ihre abnormale Verhaltensweisen der Öffentlichkeit in ziemlich penetranter Art und Weise aufzwingen.“

… sondern sie drohen auch recht unverholen mit zukünftiger Gewalt:

„Was die Homosexuellen-Kritik vom Wochenende betrifft, so sollten die CSD-Teilnehmer eigentlich dankbar dafür sein, dass sie nur mit Grußbotschaften bedacht wurden. Ein „warmer Empfang“ wie jüngst in Budapest blieb auch hier aus – vorerst jedenfalls.“

Noch deutlicher werden Kommentatoren des Artikels. Dort heißt es z.B.

„Auf jeden Fall hat sich die Aktion gelohnt und ihren Zweck erfüllt.Nächstes Jahr bitte mehr Aktion gegen Perversion.“

oder

„Schöne Grüße an die ungarischen Kameraden, sie wissen, wie man ein gelungenes Fest organisiert :-)“

oder

„Weiter so. Derartige Proteste sind das mindeste was man der offenen Pervertierung der menschlichen Sexualität entgegensetzen sollte. Die warmen Jungs können froh sein, dass es hier (noch) nicht zugeht wie in Osteuropa.“

oder

„Da die Homos, und hier speziell die Schwulen, auf ihre Umwelt jedoch zunehmend keine Rücksicht mehr nehmen, muß man dem wohl entgegenwirken. Verbote und Behandlung wären hier wohl als Gegenmittel zu empfehlen.“

das ganze mit Münchner Unterstützung …

„Super Aktion! der Vormasch Gesicht zu zeigen gegen diese Perversion wurde auch schon in München deutlich gemacht! Meine meinung heißt: Weiter so Kameraden! Auch in anderen Städten mobil machen gegen diese Homosexualisierung! Aufrechte Grüße aus münchen“

usw usw usw …

(beide Zitate sowie Kommentar-Zitate aus einem Artikel auf altermedia, einer Platform die mit der rechten Szene recht vertraut scheint …)

Wer jetzt noch nicht aufwacht, wer solche Aussagen weiter als isolierte Einzelmeinungen verwirrter Rechter abtut, dem ist nicht zu helfen. Werdet wach! Hier sind nicht einzelnen Schmierer am Werk, hier wird gezielt von rechts gegen Schwule und Lesben gekämpft. Es wird Zeit, dass sich (nicht nur die Rostocker) schwule Szenen eindeutig gegen rechts engagieren. Und dabei mit anderen antifaschistischen Kräften zusammen arbeiten.
ZU wünschen sind zudem Aktivitäten, dass der CSD in Rostock nächstes Jahr noch bunter, noch lebendiger, noch vielfältiger wird – und offensiv gezeigt wird, dass die Zukunft bunt ist, nicht braun.

Berlin: homophobe Polizisten zum Chef, Hamburg: Fahne runter (akt.)

In Berlin wurde zum Christopher Street Day offiziell symbolisch die Regenbogenflagge gehisst. Einige Polizisten mochten das nicht, beschwerten sich. Nun müssen sie zum Rapport.

Leider gibt es in Berlin auch Homophobe Polizisten gegen Regenbogenflagge.

Nicht nur am Roten Rathaus hing zum CSD die Regenbogenflagge, sondern auch an anderen öffentlichen Gebäuden.
Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte die Polizisten der Stadt zum offiziellen Hissen der Regenbogenflagge am Platz der Luftbrücke (dort hat u.a. das Landeskriminalamt seinen Sitz) am 25. Juni eingeladen, per Dienst-Email. So könne die Polizei ihre Bereitschaft zeigen, so Glietsch, „unterschiedliche Lebensweisen der Menschen in der Hauptstadt zu akzeptieren, ihnen ohne Vorurteile zu begegnen und das ihr mögliche zu tun, um sie vor vorurteilsmotivierter Kriminalität zu schützen.“
‚Die Polizei vermute eine hohe Dunkelziffer von Straftaten gegen Schwule, Lesben und Transgender. Auch mit dieser Aktion wolle die Polizei um Vertrauen werben.

Das missfiel einigen Polizisten. Einige von ihnen haben sich beschwert oder abfällig geäußert über diese Anordnung, die Regenbogenflagge zu hissen.

Nun müssen sie zu Polizeipräsident Dieter Glietsch zum Rapport. Sie sollen erläutern, was an diesem symbolischen Akt nicht in Ordnung sein soll. Und Glietsch will seinen Standpunkt darlegen.
Sicher sein den betroffenen Polizisten bisher nicht bekannt, dass „die Polizei auch bei uns daran mitgewirkt hat, Schwule und Lesben strafrechtlich zu verfolgen und gesellschaftlich zu diskriminieren“, so Glietsch der Presse zufolge.

Berichtet die Berliner Morgenpost: „Polizeibeamte müssen wegen CSD-Kritik zum Rapport“. Ähnliches in der Welt.

Nachtrag 23.7.2008: Die Deutsche Polizeigewerkschaft kritisiert den Berliner Polizeipräsidenten.

Der Berliner Polizeipräsident zeigt, dass es ihm ernst ist. Kritik gerne, nicht jedoch Beleidigungen und Schmähungen. Ob diese Maßnahme das Vertrauen von Schwulen und Lesben in die Polizei erhöht?

Hamburg (das ja gern die Konkurrenz Berlins als Schreckgespenst an die Wand malt) zeigt sich wieder einmal Wettbewerbs-bereit mit Berlin:
in Hamburg soll die Regenbogenflagge zum CSD erstmals am Rathaus gehisst werden, nur um kurz darauf wieder eingeholt zu werden „mit Rücksicht auf Hochzeitspaare“ – sie könnte ja bei Hochzeiten stören …
Schwulissimo fragt „Flagge zu peinlich zur Hochzeit?“ , Kalle bittet „Gib mir Hirn“ – und der Grünen-Politiker Farid Müller hält genau das (nein, nicht das mit dem Hirn, das mit dem Abhängen) für „eine praktikable Lösung“ … (allerdings dementierte sein Büro hinterher, das sei ‚kein authorisiertes Zitat‘)
Nachtrag 22.7.08: „doch keine schwule Fahnenflucht“

Rechter Schwulenhass in Rostock – Bilder

Im Umfeld des CSD Rostock am Samstag, 19. Juli 2008 ist es wie in „Rechter Schwulenhass in Rostock“ berichtet zu antischwulen Nazi-Schmierereien gekommen. Hier Bilder (Dank an Endstation Rechts):

antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008

© Fotos: Endstation Rechts

Nach Angaben von Endstation Rechts gibt es Anhaltspunkte für den Täterkreis. Derzeit würden in Rostock massiv Sticker geklebt. Erst im Juni war auf das SPD-Wahlkreis-Büro mit Attacken beschädigt worden. Sprüche und Symbolik verweisen „offenbar auf die Gruppe ‚Nationale Sozialisten Rostock'“, einen Teil der Freien Kameradschaften. Mit dieser Gruppierung werden zahlreiche Nazi-Schmierereien, u.a. gegen alternative Projekte in Rostock in Verbindung gebracht.

Ein Bericht vom Rostocker CSD nebst Fotos der Schmierereien auch bei steffenhro.
Mit Querdenkern wie queerforum (die in einer inszenierten Aktion gegen die Nazi-Schmierereien vorgingen) tut sich der CSD Rostock hingegen scheinbar schwer …

Rechter Schwulenhass in Rostock

Nicht nur in Staaten, die noch vor kurzem jenseits irgendwelcher Vorhänge waren und dem gutbürgerlichen Homosexuellen weit weg erscheinen, kann Schwulen und Lesben offener rechter Hass entgegen schlagen. Auch an der heimischen Ostsee-Küste gibt es Homophobie live zu erleben.

Wie Endstation Rechts, ein Internetprojekt der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD Mecklenburg-Vorpommern berichtet, war „rechter Schwulenhass auf dem Rostocker CSD“ ein trauriger Beleg dafür:

„„Ihr die Perversion der Gesellschaft“, „Fuck CSD“ und „Schwul abnormal“ mussten die Besucher des 6. Christopher-Street-Days (CSD) heute in Rostock an den Wänden der alten Post auf dem Neuen Markt lesen. In der Nacht zuvor hatten offenbar rechte Nationalisten ihrem Schwulenhass Ausdruck verliehen und die Parolen mit schwarzer und grüner Farbe in großen Lettern angebracht. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.“

Ein Foto einer der Parolen ist auf ‚contranaziquerfront‘ zu finden, ein weiteres bei prideone.

Noch 2007 scheint Engagement gegen Rechts beim Rostocker CSD unerwünscht gewesen zu sein. Keine Antifa auf dem CSD.
Neo-Nazi-Schmierereien hingegen scheinen in Rostock keine Seltenheit zu sein.

Die ansässige ‚Ostsee-Zeitung‘ wusste übrigens nur von mehreren Hundert Teilnehmern und einem bunten Zug zu berichten. Auch NDR online weiß nur von „schrill bunt laut“ zu berichten.

Das Bild einer toleranten weltoffenen Stadt scheint wichtiger zu sein als ein Bild der Realität ..

Kompassnadel für Knut Dehnen und Volker Beck

Das Schwule Netzwerk NRW hat am 5. Juli 2008 im Rahmen seines CSD-Empfangs die Kompassnadel 2008 verliehen. Preisträger sind in diesem Jahr Knut Dehnen und Volker Beck. Die Laudatio hielt die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer.

Knut Dehnen „gründete 1994 die Selbsthilfegruppe homosexueller Alkoholikerinnen und Alkoholiker (ShAlk) in Duisburg. Abhängigkeit von Alkohol und damit entstehende Probleme finden auch innerhalb der schwul-lesbischen Szenen wenig Aufmerksamkeit. Dehnens langjähriger und unermüdlicher ehrenamtlicher Einsatz führt immer wieder vor Augen, dass für viele Menschen krisenhafte Lebenssituationen nicht ohne weiteres zu meistern sind und ihre Probleme nicht ignoriert werden dürfen: ‚Viele von uns wollen nicht anonym bleiben, wir wollen Suchtprobleme in der Community offen ansprechen.'“

Volker Beck, Bundestagsabgeordneter und 1. Parlamentarische Geschäftsführer von Bündnis 90 / Die Grünen „zeichnet sich durch seinen Einsatz für die Bürgerrechte von Schwulen und Lesben aus, wie beispielsweise in seinem Engagement für Lebenspartnerschafts- und Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz. Sein Einsatz für die schwul-lesbische Emanzipationsbewegungen in Osteuropa und sein Engagement für die Entschädigung und das Andenken an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus bringen zentrale Themen der schwul-lesbischen Emanzipation in das öffentliche Bewusstsein zurück. Kraftvoll machte Volker Beck im Zusammenhang des Aktionstags gegen Homophobie im Fußball auch deutlich, ‚dass wir uns leider unsere Empörung immer wieder selbst organisieren müssen‘.“

zusammen gegen Homophobie und Rassismus

Zusammen gegen Homophobie „Am Sonntag, den 8.6.2008 wurden am Heinrichsplatz in Berlin sieben queer lebende Menschen Opfer eines trans- und homophoben Angriffs. Da dieser Angriff im Rahmen des Dragfestivals stattfand, ist zu vermuten, dass es sich um eine gezielte Aktion gehandelt hat. Am Montag, den 9.6.2008 zogen in einer beispiellosen Spontandemo fast 3000 Transgender, Lesben, Schwule und queer lebende Menschen durch Berlin Kreuzberg um gegen den trans- und homophoben Gewalt zu demonstrieren“ (aus der Pressemitteilung von TransInterQueer, als pdf hier; weitere Informationen auch in dem Artikel „gelebte Solidarität in Berlin-Kreuzberg“ auf berlin.gay-web.de).

Anlässlich des Tansgenialen CSD (siehe Ibne Kreuzberg) zeigten viele Geschäftsleute entlang der Kreuzberger oranienstrasse (auf der das Abschlussfest des Transgenialen CSDs stattfand) Solidarität. Sie schmückten ihre Geschäfte mit Fahnen, die in türkischer und deutscher Sprache informierten „Du bist nicht allein – zusammen gegen Homophobie – gegen Rassismus – gegen Sexismus – gegen Faschos // Yalniz degilsin- hep beraber – homofobiye karsi – irkciliga karsi – cinsiyetcilige karsi – fasistlere karsi“.

Anmerkung: ich weiss, dass der Slogan in türkisch nicht völlig korrekt geschrieben ist – allein, ich find in wp nicht die entsprechenden Sonderzeichen … 🙁