Rudolf Brazda gestorben

Rudolf Brazda, einer der letzten Rosa-Winkel-Überlebenden des NS-Terrors, ist tot. Dies meldet soeben das französische Schwulen-Magazin Yagg.

Rudolf Brazda ist heute 3. August 2011 im Alter von 98 Jahren verstorben. Dies meldet das französische Schwulen-Magazin Yagg unter Berufung auf seinen Biografen Jean-Luc Schwab („Lebensweg eines Rosa Winkel„).

Rudolf Brazda

Rudolf Brazda im Juni 2008 bei der Einweihung des Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.

Rudolf Brazda wurde am 26. Juni 1913 in Thüringen geboren. 1935 wurde er erstmals wegen Vergehen nach §175 angeklagt. Von 1941 bis 1945 war Brazda im KZ Buchenwald. „Eine schreckliche Zeit war das“, berichtete Brazda 2008. Nach dem Krieg zog er nach Süddeutschland, wo er 35 Jahre mit seinem Freund (der 2004 verstarb) zusammen lebte.

Im vergangenen April war Brazda zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt worden.

Brazda galt letzter Überlebender der NS-Verfolgung von Homosexuellen.

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weitere Informationen:
Yagg 03.08.2011: Disparition de Rudolf Brazda, dernier survivant connu de la déportation homosexuelle
queer.de 04.08.2011: Rudolf Brazda gestorben
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„Lebensweg eines Rosa Winkel“ – die Memoiren von Rudolf Brazda

Rudolf Brazda, einer der letzten überlebenden homosexuellen KZ-Häftlinge, hat seine Biographie veröffentlicht: „Itinéraire d’un triangle rose“ (Lebensweg eines Rosa Winkel).

Beinahe 97 Jahre ist er nun alt, Rudolf Brazda – „einer der letzten Überlebenden mit dem Rosa Winkel„. Nun hat er seine Biographie veröffentlicht.

Rudolf Brazda

Rudolf Brazda im Juni 2008

Rudolf Brazda wurde am 26. Juni 1913 in Thüringen geboren. 1935 wurde er erstmals wegen Vergehen nach §175 angeklagt. Von 1941 bis 1945 war Brazda im KZ Buchenwald. Nach dem Krieg zog er nach Süddeutschland, wo er 35 Jahre mit seinem Freund (der vor sechs Jahren verstarb) zusammen lebte. Über seine Zeit in der NS-Zeit und im Konzentrationslager Buchenwald sagt Brazda „ein schreckliches Leben war das„.

Lange Zeit war das Schicksal Rudolf Brazdas nicht bekannt. Erst die Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen führte dazu, dass Brazda sich an die Öffentlichkeit wandte. Brazda las von eben diesem Denkmal in der französischen Presse – und meldete sich (über seine Tochter) beim LSVD.

Am 4. Mai 2010 erschienen nun in Frankreich die Memoiren von Rudolf Brazda, verfasst gemeinsam mit Jean-Luc Schwab: „Itinéraire d’un triangle rose“ (Lebensweg eines Rosa Winkel).

Rudolf Brazda: Itinéraire d'un triangle rose
Rudolf Brazda: Itinéraire d'un triangle rose

weitere Informationen:
Editions Florent Massot: Rudolf Brazda, Jean-Luc Schwab: Itinéraire d’un triangle rose
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Gedenken abgebrochen – Rudolf Brazda gestürzt

Eine Gedenkfeier am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wurde heute vorzeitig abgebrochen. Rudolf Brazda, einer der vermutlich letzten überlebenden homosexuellen KZ-Häftlinge, stürzte am Rednerpult und erlitt Kopfverletzungen. Brazda wurde ärztlich versorgt.

Rudolf Brazda
Rudolf Brazda am Denkmal im Sommer 2008

Friedrich Enchelmayer – homosexuellen NS-Opfern wieder ein Gesicht geben

Homosexuelle zählen zu den ‚vergessenen und verdrängten Opfern des Nationalsozialismus‘. Oft ist nur wenig über ihre Geschichte bekannt. In Stuttgart versuchen nun engagierter Bürger und Angehörige, schwulen NS-Opfern wieder ein Gesicht, eine Geschichte zu geben.

Immer noch ist nicht viel bekannt über das Schicksal der meisten Männer, die von den Nazis als Homosexuelle verfolgt wurden. Nur in wenigen Ausnahmen gibt es detailliertere Zeitzeugen-Berichte, verfassten schwule Männer, die von den Nazis verfolgt und verhaftet wurden, später Bücher, Artikel oder andere Berichte.

Das Schicksal der meisten von den Nazis verfolgten, verhafteten und oftmals ermordeten Homosexuellen bleibt bisher im Dunkel. Homosexuelle – vergessene Opfer des Nationalsozialismus, die auch nach 1945 weiterhin zu Opfern gemacht wurden.
Nicht nur gab es vom Staat keine Unterstützung, gar Anerkennung, dem Staat, der ihnen lange Anerkennung als NS-Opfer, Rehabilitierung und Entschädigung verweigerte. Vielmehr schwiegen viele Betroffene auch nach 1945 aus Scham – oder auch aus Angst vor den Reaktionen ihre Umfelds, ihrer Verwandten, ihrer Nachbarn.

Erst langsam kommt Licht in das Dunkel der Geschichte vieler in der NS-Zeit verfolgter Homosexueller.
Oft ist dabei Anlass oder ‚Unterstützer‘ das im Mai 2008 eingeweihte Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, durch das auch Rudolf Brazda als vermutlich einer der letzten noch lebenden in der NS-Zeit verfolgten Homosexuellen sich zu Wort meldete.

Oder auch mutige und aufgeschlossene Nachfahren. Wie jetzt in der Stadt Eßlingen am Neckar.

Friedrich Enchelmayer landete wegen „widernatürlicher Unzucht mit Männern“ im KZ – Großnichte sucht Detail“ titelt die „Eßlinger Zeitung“. Und berichtet von eben diesem Friedrich Enchelmayer, einem der zahlreichen bisher namen- und geschichtlosen homosexuellen Opfer der NS-Homosexuellenverfolgung.

Der 1908 geborene Enchelmayer erlebte, erlitt früh die verschiedene Stufen der NS-Homosexuellen-Verfolgung. „Von 29. Mai 1934 bis 19. April 1935 verbüßte er eine Strafe wegen ‚widernatürlicher Unzucht mit Männern‘, wie das Urteil im damaligen Chargon hieß. Danach begab er sich wegen seiner Homosexualität in ärztliche Behandlung und führte auch zwei Jahre eine Beziehung mit einer Frau, mit der er sich verlobte.“

Seine Großnichte Suse berichtet über sein weiteres Schicksal: „Am 8. Dezember 1937 wurde mein Großonkel erneut wegen eines Vergehens gegen Paragraf 175 zu zwei Jahren und einem Monat Zuchthaus verurteilt. Er kam am 1. Juni 1940 ins KZ Dachau und wurde am 3. September 1940 als befristeter Vorbeugehäftling nach Sachsenhausen überstellt.“
Kurze Zeit später wurde er nach Neuengamme überstellt, wo er am 9. November 1940 im Alter von 32 Jahren starb – an ‚Herzversagen‘, wie die KZ-Akten lakonisch und vermutlich verfälschend vermerken.

Seine Großnichte versucht nun, noch mehr Licht in das bisherige Dunkel um das Schicksal ihres Großonkels zu bringen – und in das weiterer homosexueller NS-Opfer aus der Region Stuttgart. Sie engagiert sich im ‚Arbeitskreis Rosa Winkel‚, der „es sich zur Aufgabe gemacht [hat], diese Verbrechen des Faschismus in geeigneten Formen sichtbar zu machen“.

„Friedrich Enchelmayer landete wegen ‚widernatürlicher Unzucht mit Männern‘ im KZ – Großnichte sucht Detail“
Eßlinger Zeitung online vom 08.01.2009

Rudolf Brazda Ehrenmitglied des LSVD

Rudolf Brazda wurde am 1. November zum Ehrenmitglied des LSVD ernannt.

Rudolf Brazda, einer der letzten Überlebenden mit dem Rosa Winkel, wurde auf der Mitgliederversammlung des Lesben- und Schwulen-Verbands Deutschland (LSVD) – Berlin-Brandenburg am 1. November zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt.

http://www.ondamaris.de/?p=2489
Rudolf Brazda

„Rudolf Brazda war aufgrund seiner Homosexualität von 1942 bis 1945 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Er ist der wahrscheinlich letzte noch lebende Zeitzeuge, der wegen Homosexualität in einem Konzentrationslager inhaftiert war. Ende Juni war Brazda auf Einladung des LSVD nach Berlin gekommen und hatte gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit das neue Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen besichtigt.“ (LSVD) Dort hatte Brazda auch berichtet (Video) „ein schreckliches Leben war das„.

Rudolf Brazda: Ein schreckliches Leben war das …

Am Rand der Gedenkveranstaltung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen sprach Rudolf Brazda, einer der letzten Überlebenden mit dem ‚Rosa Winkel‘ (KZ Buchenwald), über seine Zeit in der NS-Diktatur.

Ein kurzes Video, ein seltener Zeitzeugenbericht:

Rudolf Brazda: „ein schreckliches Leben war das“

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Rudolf Brazda – einer der letzten Überlebenden mit dem Rosa Winkel

Rudolf BrazdaErst vor einem Monat (am 27. Mai) wurde das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen eingeweiht. Kulturstaatsminister Bernd Neumann verkündete bei der Eröffnung noch, diese müsse ja leider erfolgen ohne dass noch eines der Opfer anwesend sein könne. Nun hat sich doch ein Überlebender gemeldet – Rudolf Brazda, der als Homosexueller im KZ Buchenwald inhaftiert war und inzwischen in Frankreich lebt.

Bei der Einweihung des Denkmals schien es, kein Homosexueller aus der Zeit des Naziterrors habe mehr die späte Einweihung des Denkmals erleben können. Doch Rudolf Brazda, heute 95 Jahre alt, las von eben diesem Denkmal in der französischen Presse – und meldete sich (über seine Tochter) beim LSVD. Von 1941 bis 1945 war Brazda im KZ Buchenwald. Nach dem Krieg zog er nach Süddeutschland, wo er 35 Jahre mit seinem Freund (der vor sechs Jahren verstarb) zusammen lebte.

Rudolf Brazda – einer der letzten Homosexuellen, die Verfolgung und Terror der Nazis überlebten. Am Samstag 28.6.2008, zum Berliner CSD, soll Rudolf Brazda in Berlin in einer Gedenkfeier am Denkmal geehrt werden. Bereits heute besuchte er zusammen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit das Denkmal.

Alexander Zinn ehrte Brazda in einer von der Frankfurter Rundschau dokumentierten Rede: „Rudolf Brazda: ‚Das Glück kam immer zu mir'“.

Nachtrag
16.12.2008: Rudolf Brazda erzählt von seinem Schicksal in der französischen Schwulenzeitschrift Tetu (Nr. 140).
NZZ 05.06.2009: Rudolf Brazda – mit dem rosa Winkel im KZ
Der 96-jährige Überlebende ist Ehrengast an der Euro-Pride
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