Welt-Gesundheits-Organisation: dringend Prävention gegen Ausbreitung von unbehandelbarem Tripper erforderlich

Die Welt-Gesundheits-Organisation WHO warnt, dass dringend Präventionsmaßnahmen erforderlich seien, um die weitere Ausbreitung einer unbehandelbaren Form der Gonorrhoe (umgangssprachlich Tripper) zu vermeiden.

Inzwischen seien Fälle von gegen Cepahlosporinen resistentem Tripper bereits u.a. aus Australien, Frankreich, Großbritannien, Japan, Norwegen und Schweden berichtet worden.Die vorhandenen Daten zeigten allerdings nur die Spitze des Eisbergs.

Cephalosporine sind die letzte Therapieoption gegen Neisseria gonorrhoea (Gonokokken), den Erreger des Tripper, so die WHO.

WHO 06.06.2012: WHO: Urgent action needed to prevent the spread of untreatable gonorrhoea
WHO: Global action plan to control the spread and impact of antimicrobial resistance in Neisseria gonorrhoeae
SpON 06.06.2012: Geschlechtskrankheit WHO besorgt über unheilbaren Tripper

Kurz notiert … Mai 2011

26. Mai 2011: Erstmals ist die Kombination AZT plus Lamivudin (von ViiV vermarktet unter dem Handelsnamen Combivir) in den USA als Generikum zugelassen worden.
Mit 1,9 Millionen Euro erbrachte der Life Ball 2011 in Wien ein Rekord-Ergebnis.

25. Mai 2011: Die Welt-Gesundheits-Organisation WHO beschloss am 24. Mai 2011 eine neue Strategie im Kampf gegen Aids bis 2015.

20. Mai 2011: Die US-amerikanische Medikamenten-Behörde FDA hat am 20.5.2011 den NNRTI Rilpivirine zugelassen. Er wird in den USA von der Johnson & Johnson – Tochter Tibotec unter dem Handelsnamen Edurant vermarktet.

Zwei Drittel der HIV-Neudiagnosen auf den Kanarischen Inseln waren 2009 bei Männern, die Sex mit Männern haben (110 von insgesamt 181 Neu-Diagnosen).

19. Mai 2011: Ein 32jähriger HIV-positiver Mann wurde am 13.5. vom Landgericht Landau zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung.

Ein experimenteller Impfstoff gegen SIV (Affen) schützt entgegen den Erwartungen nicht gegen eine Infektion – führt aber bei der Hälfte der Affen zu Viruslast unter der Nachweisgrenze.

18. Mai 2011: Die International Labor Organisation ILO veröffentlicht ihren Bericht „Gleichheit bei der Arbeit: Die andauernde Herausforderung – Gesamtbericht im Rahmen der Folgemaßnahmen zur Erklärung der IAO über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit“ (pdf)

HIV-Superinfektionen sind selten, stellt eine Studie in Amsterdam fest.

16. Mai 2011: Bereits am 1. Mai 2011 wurde ein Nationales Referenzzentrum für Hepatitis-B- und Hepatitis-D-Viren am Institut für Medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen etabliert.

13. Mai 2011: Die US-Medikamentenbehörde FDA erteilt die Zulassung für den Hepatitis-C-Proteasehemmer Boceprevir (Handelsname Victrelis®).

10. Mai 2011: Der 34jährige Daniel Bahr soll neuer Bundesgesundheitsminister werden, wünscht sich die FDP. Bahr ist bisher Staatssekretär im BMG.

06. Mai 2011: „30 Jahre Aids“ ‚würdigt‚ das ‚Smithsonian‘, das US- National Museum of American History in Washington, ab 3. Juni mit einer Ausstellung.

04. Mai 2011: Der HIV-Proteasehemmer Lopinavir tötet gezielt Zellen ab, die mit HPV (Humanes Papillomavirus) infiziert sind, stellten britische Forscher fest. Sie hoffen, auf dieser Basis neue Therapien gegen das Zervix-Karzinom (das durch HPV mit verursacht wird) entwickeln zu können.

01. Mai 2011: Die Organisation ‚Ärzte ohne Grenzen‘ fordert den Pharmakonzern Johnson&Johnson auf, Lizenzen für seine Aids-Medikamente für den UNITAID-Patentpool zur Verfügung zu stellen.

Ein Beratungs-Gremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Zulassung des Hepatitis-C – Proteasehemmers Boceprevir empfohlen. Eine Entscheidung der FDA wird für Mai erwartet.

Nur wenig später hat das Gremium auch die Zulassung eines zweiten HCV-Proteasehemmers, Telaprevir, befürwortet.

Welt- Gesundheits- Organisation WHO von Pharmakonzernen ausspioniert?

Sind Arbeitsdokumente einer Arbeitsgruppe der Welt-Gesundheitsorganisation WHO zu innovativen Wegen der Finanzierung medizinischer Forschung illegal an Pharmakonzerne gelangt? Von Wikileaks enthüllte Dokumente deuten darauf hin.

Eine interne Arbeitsgruppe der Welt-Gesundheitsorganisation WHO befasste sich mit innovativen Wegen, medizinische Forschung zu finanzieren. Hintergrund ist auch der steigende Bedarf weniger entwickelter Staaten an Zugang zu bezahlbaren Medikamenten.

Von Wikileaks enthüllte Dokumente scheinen einem Bericht von „Intellectual Property Watch“ zufolge nun zu zeigen, dass interne Arbeitspapiere dieser WHO-Gruppe betroffenen Pharmakonzernen zur Verfügung standen, vermutlich über den Interessenverband Internationale Vereinigung der Pharmakonzerne (International Federation of Pharmaceutical Manufacturers and Associations (IFPMA)).

Die Meldung vom 10. Dezember 2010 beginnt

„Confidential documents related to the World Health Organization Expert Working Group on innovative financing for research and development surfaced today, revealing the group’s thinking as well as pharmaceutical industry thinking about the WHO process. The documents immediately raised concern about possible undue access to the process by industry; the WHO told Intellectual Property Watch the industry group was not supposed to have the documents.

The documents appear to have come from the International Federation of Pharmaceutical Manufacturers and Associations (IFPMA), and include draft reports on innovative financing mechanisms from the working group as well as an analysis by the IFPMA on the reports’ contents. They were released on Wikileaks, a website that anonymously publishes sensitive documents“

Der zuständige WHO-Direktor betont, die Dokumente der Arbeitsgruppe seien nicht für den Pharma-Verband bestimmt gewesen und diesem auch nicht übergeben worden:

„IFPMA was not supposed to have working drafts of the expert working group in their possession and they were not given these documents,” said Precious Matsoso, director of Public Health Innovation and Intellectual Property (PHI) at the WHO, under whose auspices the expert working group falls.“

Die „Expert Working Group on R&D financing “ der Welt-Gesundheitsorganisation WHO arbeitet innerhalb der Abteilung ‚Public Health, Innovation and Intellectual Property‘. Ihre Aufgabe beschreibt sie

„This group will examine current financing and coordination of research and development, as well as proposals for new and innovative sources of funding to stimulate research and development related to Type II and Type III diseases and the specific R&D needs of developing countries in relation to Type I diseases.“

„The final report of the expert group will be presented to the Health Assembly in May 2010.“

weitere Informationen:
wikileaks / Artikel von ‚Intellectual Property Watch‘: Big Pharma caught spying on the WHO
wikileaks: Big Pharma inside the WHO: confidential analysis of unreleased WHO Expert Working Group draft reports, 8 Dec 2009 (mit Links zu den einzelnen Dokumenten auf mehreren Spiegeln von wikileaks)
WHO Expert Working Group on R&D financing
.

[via ATN 14.12.2010]

WHO, UNICEF & UNAIDS: internationale Anstrengungen gegen Aids müssen intensiviert werden

Im Jahr 2009 wurden bedeutende Fortschritte dabei erzielt, den Zugang zu HIV-Prävention und -Therapie zu verbessern. Dennoch sei eine weitere Intensivierung erforderlich, betonen UNAIDS, WHO und UNICEF in einem gemeinsamen Bericht.

In zahlreichen Staaten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, darunter einigen mit sehr hohen HIV-Infektionszahlen, konnte 2009 der Zugang zu HIV-Prävention und antiretroviraler Therapie deutlich verbessert werden. Dies stellt der Bericht fest, der den Fortschritt des Kampfes gegen Aids in 144 Staaten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen untersucht.

Dies zeige einmal mehr, dass das Ziel des „universal access“ (universeller Zugang zu Prävention und Therapie) möglich und erreichbar sei. Global allerdings sei die Erreichung dieses Zieles weiterhin in großer Ferne – schon aus diesem Grund sei es erforderlich, dass die Staatengemeinschaft an ihren Anstrengungen im Kampf gegen Aids festhalte und diese intensiviere.

„Wir sind auf dem richtigen Weg, sollten dort weitergehen, allein – uns fehlen 10 Milliarden US-$“, betonte der stellvertretende UNAIDS-Direktor Dr Paul De Lay. „Bei der Wiederaufffüll-Konferenz [für den Zeitraum 2011 – 2013] zum Globalen Fonds nächste Woche in New York haben wir die Chance für eine sinnvolle Investition und Sicherstellung des Kampfes gegen Aids.“

Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector
Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector

Der am 28. September 2010 vorgestellte Bericht ist bereits der vierte in einer Reihe von Fortschritts-Berichten.

WHO, UNICEF, UNAIDS: „Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector“
Zusammenfassung (pdf, 1,57 MB)
Bericht in Kapiteln hier

bisherige Berichte:
2009 progress report
2008 progress report
2007 progress report
2006 progress report
.

siehe auch:
SZ 29.09.2010: UN-Bericht zu HIV und Aids – Langsamer Fortschritt
.

58% der Positiven weltweit haben keinen Zugang zu Aids-Medikamenten

Über vier Millionen HIV-Positive in nicht-Industriestaaten erhalten inzwischen antiretrovirale Therapie. Damit sind jedoch immer noch Millionen Positive weltweit von wirksamen Aids-Therapien ausgeschlossen. Dies zeigt ein neuer Bericht von UNAIDS, WHO und UNICEF.

Ungefähr 33 Millionen Menschen lebten 2007 mit HIV, 2,7 Mio. infizierten sich neu mit HIV. Die Region Afrika südlich der Sahara (Subsahara-Afrika) ist weiterhin die von HIV am stärksten betroffene Region der Welt, zwei Drittel aller HIV-Infizierten leben hier.

Die Staaten der Welt setzten sich schon auf dem ‚General Assembly High-Level Meeting on AIDS‘ im Jahr 2006 das Ziel, bis zum Jahr 2010 allen HIV-Infizierten weltweit Zugang zu wirksamer antiretroviraler Therapie zu ermöglichen.

Auch wenn sich die Situation der Medikamenten-Versorgung verbessert hat, ein Erreichen des Zieles „Behandlung für alle 2010“ scheint äußerst fraglich.

Ende 2008 hatten vier Millionen HIV-Positive in Staaten, die nicht zu den (finanzstarken) Industriestaaten zählen, Zugang zu antiretroviraler Therapie (im Jahr 2007 erst 3 Mio.).In Industriestaaten erhalten circa 700.000 Positive Aids-Medikamente, so dass die Gesamtzahl der behandelten Positiven weltweit auf ca. 4,7 Mio. geschätzt wird.

Der größte Fortschritt im Zuzgang zu antiretroviraler Behandlung wurde in Subsahara-Afrika erzielt: hier steig die Zahl der Positiven unter Therapie um 39% auf 2,9 Mio. (Ende 2008).
Ein wesentlicher Faktor dabei: sinkende Medikamenten-Preise in den Nicht-Industrie-Staaten. Hier sanken die Preise für antiretrovirale Medikamente in der Erst-Behandlung (first-line) um 10 bis 40 Prozent. Medikamente für Folge-Behandlungen (second-line) bleiben weiterhin teurer.

Trotz deutlicher Erfolge, das ‚2010-Ziel‘ ist weiterhin in weiter Ferne: erst 42% derjenigen HIV-positiven Menschen, die einer antiretroviralen Therapie bedürfen, hatten Ende 2008 auch tatsächlich Zugang zu Medikamenten (2007: 33%). Dies ist das Resüme des gemeinsamen Berichts von UNAIDS, WHO und UNICEF.

Towards universal access, September 2009 progress report
Towards universal access, September 2009 progress report

weitere Informationen:
Towards Universal Access – September 2009 Progress Report (pdf, englisch, 3,17MB)
.