Kurz notiert … Januar 2012

26.Januar 2012: Der Rechtsausschuss des Landtags Nordrhein-Westfalen verpflichtet die Landesregierung, das Zwangsouting HIV-positiver Gefangener zu beenden.

25. Januar 2012: Ein international häufig verwendeter (jedoch in Deutschland nicht zugelassener) HIV-Schnelltest (OraQuick) ist etwas ungenauer, wenn statt Blut für den Test Speichel verwendet wird. Bei Verwendung mit oralen Flüssigkeiten und zudem in Settings mit niedriger HIV-Prävalenz könne mehr als ein von zehn Test-Ergebnissen falsch-positiv ausfallen.

20. Januar 2012: Gibt es bald eine „rue Hervé Guibert“ in Paris? Ein entsprechender Vorschlag wird in der Pariser Stadtverordnetenversammlung diskutiert.  Der Schriftsteller Hervé Guibert („Der Freund der mir das Leben nicht gerettet hat“, u.a. über den Aids-Tod Michel Foucaults, im Roman ‚Muzil‘) starb 1991 an den Folgen von Aids.

15. Januar 2012: Ed Lee, Bürgermeister von San Francisco, plant zusätzlich Mittel in Höhe von 1,8 Millionen US-$ für Aids-Pflege und -Behandlugn bereit zu stellen – um Kürzungen der Bundesbehörden auszugleichen.

9. Januar 2012: In einer Richtlinie informieren Forscher über Wechselwirkungen zwischen antiretroviralen Medikamenten und Epilepsie-Medikamenten und den Umgang damit.

Elton John schreibt ein Buch über Aids.

5. Januar 2012: Die HIV- und Hepatitis- Infektionsambulanz des Klinikums Salzgitter wurde zum Jahreswechsel geschlossen. betroffen sind fast 400 Patient/innen.

1. Januar 2012: Anfang 2012 startet in Frankreich die erste PrEP-Studie (Prä-Expositions-Prophylaxe) ‚IPERGAY‘.

Operation im Krankenhaus – „Ja, und ?“

Als HIV-Positiver im Krankenhaus – das kann zu Überraschungen führen. Manchmal „tut sich das Krankenhaus schwer mit Positiven„, bizarre Situationen wie „bei uns können Sie nicht duschen“ sind die Folge – oder eine Klinik kündigt gleich eine Verweigerung der Behandlung an.
Doch es gibt auch positive Erfahrungen von HIV-Positiven im Krankenhaus, eine solche berichtet Manfred in einem Gast-Beitrag:

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Vor einem Monat:
Operation im Krankenhaus, nichts Aufregendes, Stent ins rechte Bein. (Soll öfter als normal bei Positiven vorkommen und notwendig sein.) Lokalnarkose. Nach den Vorbereitungen oben im Zimmer werde ich von einem Menschen, Mischung aus arabischem Tarzan und der Oberschwester aus „Einer flog übers Kuckucksnest“, in den Operationssaal expediert, wo mich ein Narkoseteam von ungefähr 5 jungen Ärzten, alle gerade über die Dreißig, mit ansteckender Liebenswürdigkeit empfangen. Der Teufel scheint mich zu reiten als ich sie frage, ob sie über meinen Status unterrichtet seinen. ‚“Ja sind wir, und?“ „Keine besonderen Vorbereitungen, nicht etwas mehr Vorsicht?“ „Nein, wozu? Sie sind ein Patient wie jeder andere. Haben Sie Angst?“ „Nein, keine Spur.“ „Wir auch nicht.“ Und verstecken meine obere Hälfte unter einer Art Mini-Zelt, in dem in regelmäßigen Abständen ein Gesicht auftaucht und fragt: „Nicht zu heiß hier, ist es ihnen warm genug, tut es hier weh – oder sogar da?“ Usw usw … Eine junge Frau streichelte manchmal meinen Arm (wohltuend) und spätestens seit diesem Vormittag weiß ich, dass Gesichter mit einem Drei-Tage-Bart etwas Beruhigendes haben können. Nach der Operation wieder die gleiche lächelnde Aufmerksamkeit, Besorgnis. Und das bis zum nächsten Nachmittag, als man mich nach Hause schickt.
L’homme qui vous remerciera toujours, encore.

(ein Gast-Beitrag von Manfred)

Es ist bekannt dass sich das „Krankenhaus mit Menschen die HIV positiv sind schwer tut“

Das folgende Gespräch habe ich mit Klaus (der Name ist ein Pseudonym) der HIV-positiv ist, am Tag nach seiner Entlassung aus einem Krankenhaus (OP wegen analer Fistel /Morbus Crohn) geführt.

* * *

Als ich wie vereinbart 3 Tage vor der OP um 11.30 Uhr auf der Station der Inneren/Infektions-Abteilung des hiesige Krankenhauses erschien, empfing man mich recht kühl und distanziert. Normalerweise hätte ich auf der chirurgischen Abteilung aufgenommen werden sollen. Aber aus mir nicht bekannten, nicht kommunizierten Gründen hatte mir die Verwaltung ein Einzelzimmer auf der Inneren /Infektions-Abteilung zugewiesen.

In meiner Krankenakte waren auf einem Blatt das rot umrandet war meine Krankheiten, HIV, Morbus Crohn und meine ausgeheilte Hepatitis B angegeben. Hinweise, Kurzinfos auf Krankheiten wie man sie manchmal noch auf einem Schild das am Fußende der Krankenbetten angebracht ist findet, so dass sie für jedermann offensichtlich sind, das gab es nicht.

Während der Dauer meines Aufenthaltes und ganz besonders nach der OP hatte ich immer das Gefühl, dass sich das Personal auf der Station wegen meines Status ‚HIV-positiv‘ mir gegenüber sehr zurückhaltend verhalten hat. Ein abschätziges Wort oder dass man mich offen diskriminiert hatte habe ich nicht gehört bzw. erfahren.

Was die OP betrifft: ich wurde mit der Begründung dass man nach meiner OP den OP-Saal einer besonderen Reinigung / Desinfizierung unterziehen musste als letzter operiert.

Es war mehr ein Gefühl das ich hatte. Die Tage nach der Operation ließen mich da schon hellhöriger werden. Die Wundversorgung war sehr unregelmäßig. So nach dem Motto „ der liegt eh auf dem Zimmer. Wenn was ist dann wird er sich schon melden. Wenn der sich nicht meldet, wir melden uns nicht“. Eine regelmäßige Wundversorgung, ein Kontrollieren der Wunde, das Auswaschen der Wunde besonders während der ersten Tage nach der OP fand nicht statt.

Als ich die Schwestern darauf ansprach, sagten sie: „Ja ja, das machen wir nachher“. „Nachher“ ist aber niemand gekommen.

Der Sozialdienst des Krankenhauses hat den Kontakt zu einem examinierten Krankenpfleger hergestellt, der sich nach meiner Entlassung bei mir melden würde. Dieser „Wundmanager“ würde dann die Versorgung und Pflege meiner Wunde durch einen Pflegedienst in die Wege leiten, was in der Folge dann auch reibungslos verlief.

Am Tag nach meiner Entlassung nach hause setzte sich der „Wundmanager“ mit mir in Verbindung. Ich erzählte ihm das was die Wundversorgung i.e. der Verbandswechsel, Duschen der Wunde im Krankenhaus betrifft aufgrund meiner HIV-Infektion sehr unregelmäßig stattfand.

„Ja,“ sagte er, „es ist bekannt dass sich das Krankenhaus mit Menschen die HIV-positiv sind schwer tut.“

„Duschen? Das geht für HIV-Positive bei uns aber nicht. Wir können nicht jedesmal alles desinfizieren.“

Als HIV-Positiver läuft man auch im Jahr 30 von Aids immer noch Gefahr, den bizarrsten Situationen, den unterschiedlichsten Formen von Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt zu sein.

Zahnärzte verweigern die Behandlung, Kliniken drohen Behandlungsverweigerungen an, oder Personal erweist sich als unvorbereitet und ungeeignet, mit der Situation adäquat umzugehen.

Ein beispielhafter Bericht eines Patienten, so erlebt im Januar 2011 (Patient und Ort der Behandlung sind ondamaris bekannt):

Umgang mit HIV an einer deutschen Uniklinik im Jahr 2011

Seit Jahren bin ich nun positiv, seit Jahren nehme ich meine Medikamente und seit Jahren bin ich zum Glück unter der Nachweisgrenze. Das schützt mich natürlich nicht vor anderen, sagen wir mal, altersbedingten Erkrankungen. So kam es, dass ich mich im Januar einer stationären Hämorrhoidenoperation unterziehen musste (Klammermethode nach Longo) und wenn man schon dabei ist, davor noch eine Darmspiegelung erfolgen sollte. Alles war mit dem netten Doktor O., der den Eingriff auch ausführen sollte, besprochen und meine HIV Infektion war auch aktenkundig.

An einem Montag wurde ich aufgenommen und in einem Zweibettzimmer untergebracht.
Das WC musste man sich mit dem Nachbarzimmer teilen (also für 4 Personen gedacht).
Dann interviewten mich nacheinander die Stationsärztin, die Narkoseärztin und noch eine Medizinstudentin. Allen buchstabierte ich meine Dauermedikation: „Pre was? Prezista mit `Z´ und Isentress mit doppel `S´, nicht mit `D´, mit `T´… I s e n t r e s s !“
Ok, kein Drama, es ist eh nur ein kleiner Eingriff. Auf dem OP Plan war ich für Dienstag 9:00 eingeplant und meine OP Vorbereitungen beschäftigten mich noch bis zum Abend.

Ich will mich gar nicht darüber beschweren, dass es in Zeiten künstlicher Aromen ein Unding ist, dass die 3 Liter Abführlösung nach einer ausgewürgten Salzlauge schmecken muss.
Das war unnötig aber auch kein Drama.

Auch will ich mich gar nicht darüber aufregen, dass die vorgesehene Dormicum vor der OP vergessen wurde. Es war ja schon kurz vor 9:00 und ich wurde in den OP gefahren.
Ein bisschen nervös wurde ich ja dann doch noch: „War es die richtige Entscheidung? Hoffentlich machen die keinen Fehler und hoffentlich gibt es mit mir keine Komplikationen.
Schon komisch sooo eingeschläfert zu werden; hoffentlich werde ich auch wieder wach…
Na und hoffentlich gibt es hier keine multiresistenten Keime von denen man ja so viel hört. Wäre ja schon doof wegen so einer kleinen Geschichte sich noch was anderes, Unnötiges einzufangen. Man schleppt ja schon genug mit sich rum“ (die Gedanken die man sich eben so macht, bevor man sein Leben in die Hände wildfremder Menschen legt !).

So, gleich wird der Zugang gelegt. Eine Dame, die wohl für Instrumente und Reinigung zuständig ist, schaut noch in meine Patientenakte und dann ertönt aus ihr :
„Das geht so aber nicht! Der Patient muss nochmal zurück auf die Station. Er ist ja positiv !
Ich kann doch nicht den OP zwischendurch grundreinigen. Er muss als Letzter dran! “

„Ähhm … aber das war doch allgemein bekannt ! seit Wochen ! und den 3 Ärzten gestern hab ich es doch auch noch gesagt und sie hatten den OP Plan vor der Nase ! Das ist jetzt nicht Ihr Ernst ! Und ich bin unter der Nachweisgrenze“ (vielleicht hilft das ja, denk ich mir).

Sie guckt genervt „Das hat die Sekretärin bei der Aufnahme wohl vergessen, da können wir nichts für, aber die Regeln sind so, sie kommen als Letzter dran !“ und dreht sich um und will auch gar nicht weiter mit mir sprechen und schon werde ich rausgeschoben mit einem „Ähhm“ auf den Lippen. Sagte sie ich sei das Letzte ?? Nein irgendwas anderes, aber ich komme mir gerade so vor. Ich bin platt, sprachlos, fassungslos !
Kein „Tut mir leid, es verschiebt sich noch etwas. Keine Sorge wir regeln das gleich, Alles wird gut“ . Nein, natürlich nicht! Die Alte war genervt dass sie wegen mir fast noch mal den ganzen OP hätte putzen müssen !

Ich bin zurück auf dem Zimmer. Was war das? Ein Film? Bin ich noch unter Narkose oder bin ich zu empfindlich? Ich steh auf und geh ins Stationszimmer und frage was das sollte.
Es hätten mich 3 Ärzte gestern besucht und alle wussten doch bescheid. “ Wie kann sowas denn passieren?? Ist ihnen denn klar dass es für den Patienten nicht gerade der richtige Zeitpunkt ist für solche Diskussionen? (Ich werde lauter) So mal eben kurz vor der OP?? “
“ Da können wir doch nichts dazu“ schallt es unisono von allen Seiten, „wir sind doch nur das Pflegepersonal. Die Regeln sind aber so. Sie sind in 2 Stunden dran“.

Überleg, überleg…. macht es noch Sinn sich hier operieren zu lassen ? Habe ich das nötige Vertrauen in den Laden? In das Personal? Der Doktor O. war ja ganz nett gewesen, aber der war nicht im OP. Was machen die mit mir hier wenn ich in Narkose bin? Ich bin denen völlig ausgeliefert. Und übrigens…..Was heisst „Dann muss ich den OP noch mal reinigen“ ???

Wird er denn nicht nach jedem Patienten so gereinigt dass keine Gefahr für den Nächsten besteht? Was ist wenn einer positiv ist, ohne es zu wissen. Wie machen die das?
Oder wenn jemand vor mir Hepatitis C hat und es ist nicht bekannt. Es wurde hier ja kein Blut vorher abgenommen. Wie machen die das mit Notfällen? Komm ich jetzt als Letzter in eine Dreckskammer voller blutiger Binden und Keime? Bin ich am Ende gefährdet ???

Und überhaupt dieser Ton mit dem ich hier abgefertigt werde! Ich muss meinen Hausarzt auf Handy erreichen! Es ist nur die Sprechstundenhilfe da, den ich aber schon lange kenne.
Ich erzähl ihm was hier passiert und frage mich gleichzeitig „Übertreibe ich jetzt das Ganze? Bin ich jetzt nur zu sensibel? Hält er mich am Ende für bescheuert?
Kurzum, er findet die richtigen Worte:“Das tut mir echt leid für dich. Das ist eine Schweinerei!
Das war früher bei Zahnärzten auch so. Wir kriegen heute noch solche Geschichten zu hören. Beruhige dich, alles wird gut…..“
Ok… jemand hat verstanden worum es geht. Ich bin also nicht völlig bescheuert! Es ist kein Film, es ist real. Das Thema HIV ist halt nicht glasklar geregelt. Jetzt bin ich nun mal in so eine Situation gekommen. Ich fange plötzlich an zu heulen; das passiert mir sonst nie.
Ich glaube das nennt man einen Anfall. Oder Weltschmerz? Egal.

Ich mache jetzt die OP und gut ist… Leckt mich doch alle am Arsch!
Die Narkoseärztin rammt mir das Zeug rein und ich bin weg. Kein Wort wurde gesprochen als ich rein kam. Es hat mich auch echt keiner angeschaut! Kein Wort, kein Blick, Nichts .

Ich wache auf und gehe direkt pinkeln. Die Kompressen am Hintern sind voller Blut. Ich denke das ist normal. Ich lasse mir Kompressen geben. Keiner sagt was ich mit der Wunde machen soll. Ich werfe die alte Kompresse ins Klo und lege mir eine neue Kompresse ein.

Ich hab seit 26 Std. nichts gegessen. Ich bekomme was. Am nächsten Tag gehe ich auf Toilette und alles ist soweit ok. Der Stationsarzt schaut sich die Wunde an: „alles normal“.
Später fällt mir ein dass ich seit 2 Tagen nicht geduscht habe und dass es in den Zimmern ja keine Duschen gibt. Wahrscheinlich sind sie auf der anderen Flurseite für die gesamte Station. Da ich noch kein Handtuch bekommen habe, gehe ins Stationszimmer und treffe 5 Krankenschwestern an. Der Stationsarzt sitzt am Computer.

„Ich würde gerne duschen.“ ————— Schweigen —————————
5 Krankenschwestern schauen mich grossen Augen an und schweigen (das ist kein Witz!)
Eine der Schwestern bricht das Schweigen und sagt: „Das geht jetzt bei uns nicht.“ (???) Ähhmm ——– Ok ———- nochmal auf RESET :
„Ich würde gerne duschen.“ Sie: “ Ja das geht bei uns nicht. Wir können nicht jedes Mal wenn sie dann duschen das Bad neu desinfizieren!“

Wie jetzt ?? ——– Es dämmert mir so langsam ——- Der Film geht also noch weiter!
Ach wenn das ein Film ist kann ich ja mal eine neue Rolle spielen:

“ W O L L E N S I E M I C H H I E R A L L E V E R A RS C H EN ???“ (brüll, brüll) Ich benutze seit 2 Tagen die Gemeinschaftstoilette für 4 Patienten und muss da die blutigen Kompressen austauschen und jetzt wollen sie mir erzählen sie müssten die Dusche nach mir desinfizieren ?? Da stimmt ja wohl was nicht !“

Die Schwester darauf: “ Ja, das mit der Toilette hätte so auch nicht sein dürfen ! “

„Na daran hätten sie ja mal früher denken sollen. Es war bekannt dass ich komme und das ich Positiv bin. Was soll dass alles ?? (brüll, brüll) “
Der Stationsarzt schaut kurz auf. „Was ist los ?“ ——- „Ich würde gerne duschen.“
“ Selbstverständlich können sie duschen“.

Ich dreh mich auf der Stelle um, hole meine Duschsachen, klau mir ein Handtuch aus dem Wagen, will auch niemanden mehr fragen wo die Dusche überhaupt ist und finde ihn……. „Dieser Raum wird gerade renoviert “ Aha! Die Tür ist aber aufgeschlossen und ich gehe einfach rein. Der Raum ist zwar völlig verdreckt aber die Dusche funktioniert. Scheiss drauf! Vielleicht gibt es noch eine andere Dusche, aber hier bin ich wohl alleine und bekomme auch keinen Stress mit den bescheuerten Schwestern! Wahrscheinlich hol ich mir bei dem ganzen Dreck hier noch schön die Keime in die Wunde ————— die Wunde ?!?

Vom Personal hat mir noch keiner gesagt was ich mit der Wunde machen soll. Ich erinnere mich aber daran, dass mir ein Freund mal sagte, dass man Wunden an der Stelle mit viel Wasser abduschen soll, damit der angesammelte `Schmodder´ abfliessen kann.
Ich hoffe das stimmt und ich hoffe es kommt jetzt kein braunes Wasser aus der Leitung (das wäre zu krass :-). Ich lege vorsichtig meine Duschsachen übereinander um möglichst wenig Kontakt zu irgendeinem Objekt in diesem Raum zu haben. Nach mir muss man desinfizieren! Ja nee…. iss klar 🙂 !!

Was soll ich sagen? Der nette Doktor O. entließ mich am Freitag. Er hatte in die Akte groß reingeschrieben: NATÜRLICH KANN DER PATIENT DUSCHEN !.

Ich packte meine Sachen und holte den Entlassungsbrief aus dem Stationszimmer.
Die Schwestern waren da und ich kam noch auf die glorreiche Idee von ihrem reichen Erfahrungsschatz profitieren zu können und fragte: „Wie ist das denn nochmal mit den Klammern? Wie lange bleiben die normalerweise drin?“ Sie: „Was für Klammern?“
Ich: „Ja, ich hatte doch die Klammer-OP nach Longo“ Sie: „Sie haben keine Klammern.“
Ich: „Wie, ich habe keine Klammern?“ Sie “ H E L G A !!!
Weisst Du was von Klammern bei der Longo OP? 2.Schwester: “ Nein, was für Klammern?“
Ich: „Mir wurde gesagt es werden Titanklammern eingesetzt die nach ca. 3 Wochen mit
ausgeschieden werden“. Sie: „Ach da ist grad ein Chirurg auf dem Flur, den können wir
ja mal fragen. Wissen sie was von Klammern bei der Longo ?“
Chirurg: „Ja klar, die können bis zu einem halben Jahr drinbleiben und müssen entfernt werden, wenn die nicht rausgehen“ (Ich: schluck, ich geh dann mal besser…Tschüss!)

In der Hoffnung das das mit dem halben Jahr nicht stimmt fiebere ich meinem Nachsorgetermin nächste Woche bei Dr. O. entgegen. Es bleibt also noch spannend.

Ich kenne sehr freundliches und sehr kompetentes Pflegepersonal an deutschen Kliniken.
In grossen Lehrkrankenhäusern mit wechselndem Personal fühlt man sich vielleicht nicht so verantwortlich dafür wie es den Patienten geht. Sowas ist echt schade!
Nächster Gedanke: Wenn es nicht wirklich sein muss, soll ich nächstes Mal überhaupt erzählen dass ich positiv bin ?? Ende

Irland: HIV-infizierter Chirurg erstreitet Schadenersatz

Ein Chirurg in Irland, der sich 1997 bei einem Patienten mit HIV infizierte, hat vor Gericht Schadenersatz in nicht genannter Höhe von seinem früheren Arbeitgeber erstritten.

Bei einem orthopädischen Chirurgen wurde 1997 nach grippeähnlichen Symptomen eine HIV-Infektion diagnostiziert. Nun erstritt er Schadenersatz von seinem Arbeitgeber in ungenannter Höhe.

In den drei Monaten vor der Diagnose habe er über einhundert Patienten operiert, so dass es unmöglich sei festzustellen, bei welchem Patienten er sich infiziert haben könnte. Er habe bei den Operationen zahlreiche Nadelstich-Verletzungen erlitten – unglücklicherweise habe ihn ‚eine davon erwischt‘, zitiert ihn ein Medienbericht. Zudem müsse er bei seiner Arbeit Schrauben, Sägen und Meißel verwenden, auch hier komme es zu dem Risiko einer Kontamination mit Blut aus Operationswunden.

Der Chirurg klagte vor dem High Court gegen seinen Arbeitgeber, das Krankenhaus. Sein HIV-positiver Serostatus sei das Ergebnis des Verhaltens der Klinik, sowohl des Fehlens einer HIV-Testung von Patienten als auch der Abwesenheit von adäquaten Risikomanagement-Strategien, Infektionskontroll-Politiken sowie Trainings- und Ausbildungs-Programmen.

Das beklagte Krankenhaus bestritt die Ansprüche. Es wies in einer Stellungnahme darauf hin, es sei nie untersucht worden, ob der Chirurg seine HIV-Infektion auch auf anderem Weg als während der Arbeit erworben haben könne.

Seit seiner Diagnose darf der Mann nicht mehr als Chirurg arbeiten. Er leidet seitdem an Depressionen sowie körperlichen Symptomen seiner HIV-Infektion. Seine Frau und er seien sehr betrübt und hätten Sorgen, ob sie jetzt noch Kinder haben könnten.

Vor dem High Court wurde eine Einigung erzielt. Der Chirurg erhielt Schadenersatz. Die Höhe des Betrages wurde nicht genannt.

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weitere Informationen:
RTE News 26.01.2011: Surgeon settles HIV High Court action
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Rheinland-Pfalz: kündigt Spezial-Klinik HIV-Positivem Behandlungs-Verweigerung an?

Eine Spezial-Klinik in Rheinland-Pfalz kündigt einem HIV-positiven Patienten nach dessen Aussagen an, ihn im Fall eines erforderlich werdenden Eingriffs nicht behandeln zu wollen – aus „arbeitsrechtlichen Gründen“.

Behandlung verweigert aufgrund der HIV-Infektion – nicht möglich, nicht 2010, nicht in Deutschland? Die Realität scheint gelegentlich anders auszusehen. Ein aktueller Fall aus Rheinland-Pfalz wirft viele Fragen auf. Ein vorläufiger Bericht über den Fall aus Sicht des Betroffenen:

Ein HIV-positiver Mann besucht eine Venen-Klinik, um eine Vorsorge-Untersuchung durchführen zu lassen. Seine Venen sind infolge des Lipodystrophie-Syndroms stark hervorgetreten, zudem besteht eine Beschwerde, die abgeklärt werden soll.

Wie im Formular erfragt, gibt er im Aufnahmebogen die eingenommenen Medikamente an (die seiner antiretroviralen Kombi-Therapie). Es erfolgt keine weitere Nachfrage. Bei der Eingangsuntersuchung gibt er zudem an, die Venen seien stark hervorgetreten, vermutlich aufgrund von Lipodystrophie durch HIV-Medikamente. Erst hier wird der untersuchende Arzt hellhörig, fragt nach und bittet, die HIV-Infektion auf der Patientenkarte vermerken zu dürfen. Die Vorsorge-Untersuchung wird durchgeführt.

Bei der Besprechung des Untersuchungsergebnisses allerdings kommt der Klinikleiter hinzu. Ein Termin für die nächste Vorsorge-Untersuchung wird vereinbart – allerdings verbunden mit der Ankündigung, eine etwaig erforderlich werdende Behandlung könne man in der Klinik nicht vornehmen.

Der Patient erfährt vom Ärztlichen Direktor (!) der Klinik

„Wenn bei Ihnen ein Eingriff nötig werden sollte, kann der in unserem Haus aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht durchgeführt werden. Sollte sich jemand vom Personal beim Eingriff verletzen, hätten wir die Notfallmedikamente nicht im Haus.“

Die von einem privaten Träger geführte Klinik hat in Vergleichen extrem wenige Behandlungsfehler aufzuweisen, die Komplikationsquote liegt stark unter dem Bundes-Durchschnitt. Die Klinik wirbt explizit mit dieser niedrigen Komplikationsquote.

Der Patient spricht seine Krankenkasse auf den Vorfall an. Diese reagiert sofort. Die Krankenkasse bekommt die Angaben des Patienten vom Assistenzarzt der Klinik mündlich bestätigt und fordert eine kurzfristige schriftliche Äußerung an.
Dem Betroffenen kündigt die Kasse an, das Verhalten der Klinik nicht tolerieren zu wollen. Der Betroffene beabsichtigt, sich zudem an Landes-Ärztekammer und Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft (DKG) zu wenden

Gelegentlich wird die Frage gestellt, ob heute, in Zeiten wirksamer Aids-Medikamente, Menschen mit HIV überhaupt noch große Probleme hätten, sich Diskriminierungen ausgesetzt sähen. Kurze Antwort: Ja – wie dieser Fall wieder einmal beispielhaft zeigt.

Gehen die Uhren an der Mosel anders?, mag man sich zunächst fragen, ist dort 1980, nicht 2010? Aber – ein derartiges Vorgehen schiene nicht nur heute, sondern jederzeit bizarr …

Eine beinahe unfassbare Situation. Arbeitsrechtliche Gründe anzugeben erscheint schon bizarr genug. Die Begründung, man habe die ‚Notfallmedikamente‘ nicht im Haus, ist nicht minder absurd. Schließlich dürften auch in Rheinland, Eifel und anderen Provinzen wirksame Medikamente verfügbar sein – zudem, sollten sie tatsächlich benötigt werden und kein anderer Weg möglich sein, der Patient dürfte sie ja haben.

So erwecken beide Begründungen den Eindruck einer Ausrede, um nicht offen Diskriminierung von HIV-Positiven zugeben zu müssen.

Und eine weitere Frage steht im Raum:
Gerade HIV-Positive werden aufgrund ihres geschwächten Immunsystems hohen Wert auf eine gute und komplikationsfreie Behandlung legen – und auch ihre Kliniken nach entsprechenden Kriterien wählen. Erst jüngst hatte das RKI „Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten“ formuliert (auch wenn diese auf die Spezifika HIV-Infizierter nicht gesondert eingehen).
Wird hier gerade denjenigen Patienten, die am meisten auf eine hochqualitative Behandlung angewiesen sind, genau diese vorenthalten? Und das womöglich gar aus dem Grund, sich nicht mit eher „komplikations-trächtigen Fällen“ die (doch so werbeträchtige) Statistik zu versauen?

Immerhin – in seiner Krankenklasse hat der betroffene Patient derzeit einen kompetenten und engagierten Ansprechpartner gefunden, der sich für ihn einsetzt.

Fortsetzung folgt … hier: Wir operieren Sie selbstverständlich gerne … HIV-Positiver doch als Patient willkommen

Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten (akt.)

Das Robert-Koch-Institut hat als Vor-Veröffentlichung die Empfehlung „Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten“ veröffentlicht.

Die Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI) „Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten“ wurde am 28. Januar 2010 auf den Internetseiten des RKI vorab veröffentlicht.

Aufgrund erheblicher Fortschritte in Diagnostik und Therapie und dem daraus folgenden verbesserten Langzeitüberleben nehme in Krankenhäusern und Spezialambulanzen die Zahl von Patienten mit hochgradiger und lang anhaltender Immundefizienz oder -suppression stetig zu, so die Empfehlung.

Die Empfehlung „Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten“ richte sich an entsprechendes Fachpersonal, aber „ganz bewusst auch an die Patienten“.

Das RKI schränkt allerdings ein, „spezielle Aspekte des Umgangs mit HIV-infizierten Patienten“ würden in der Empfehlung „nicht behandelt“.

Vorveröffentlichung der Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten

Nachtrag 09.04.2010.
Die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene „Anforderungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten“ wurden im Bundesgesundheitsblatt publiziert (online am 20.03.2010), Bundesgesundheitsbl 2010 · 53:357–388