DAH: Respekt und Solidarität für Einräumen einer zweiten Chance (akt.)

Der Düsseldorfer Aidshilfe gebührt Respekt und Solidarität dafür, dass sie das Prinzip der Resozialisierung ernst genommen und einem Anfang Februar verhafteten, nach eigenen Angaben aus der rechten Szene ausgesteigenen Mitarbeiter eine zweite Chance gegeben hat. Dies betont die Deutsche Aids-Hilfe in einer aktuellen Mitteilung.

Am 1. Februar wurde Carsten S., Mitarbeiter der Düsseldorfer Aids-Hilfe, von GSG-9-Truppen wegen Terror-Verdacht festgenommen. Carsten S. selbst hatte zuvor davon gesprochen, bereits im Jahr 2000 aus der rechten Szene ausgestiegen zu sein (auch Hans Leyendecker bemerkt in der Süddeutschen Zeitung am 3.2.2012: „Er hat sich, davon sind die Fahnder überzeugt, im Jahr 2000 von seiner rechten Vergangenheit gelöst“). Die Düsseldorfer Aids-Hilfe geriet unter medialen Druck, Fragen wurden laut, auch warum und warum sie ihn wo beschäftigt hat.

Manuel Izdebski (Foto: DAH)
Manuel Izdebski (Foto: DAH)

Im aktuellen Verbandsnewsletter der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) vom 9.2.2012 schreibt Manuel Izdebski (seit Oktober 2011 Mitglied im Bundesvorstand der DAH):

„Im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe sind wir einhellig der Meinung, dass sich die Düsseldorfer Aidshilfe nichts vorzuwerfen hat. Es ehrt die Kolleginnen und Kollegen, dass sie einem jungen Mann, der glaubwürdig seinen Ausstieg aus der rechten Szene vollzogen hatte, eine zweite Chance einräumen wollten. Nun holt ihn die Vergangenheit ein, und ein Gericht wird über Schuld oder Unschuld zu befinden haben, sofern es zur Anklage kommt.
Als Verband stehen wir nicht nur durch Lippenbekenntnisse zum Prinzip der Resozialisierung. Dieses Prinzip gilt auch für Anhänger der rechten Szene, wenn sie Abkehr geleistet haben und Reue zeigen. Wie sonst will man den vornehmlich jungen Männern, die für das rechte Gedankengut empfänglich sind, einen Weg zurück in die Gesellschaft ebnen? Und warum sollte sich der Ausstieg sonst für sie lohnen?
Nichts anderes haben die Kolleg_innen der AIDS-Hilfe Düsseldorf getan – und dafür verdienen sie ausdrücklich unseren Respekt und unsere Solidarität!“

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Aktualisierung
13.02.2012, 07:30: „Wir stehen ausdrücklich zu der Entscheidung der Aids Hilfe Düsseldorf, Carsten S. eine Chance zum Ausstieg aus der rechten Szene zu geben, und würden die Kollegen auch bei künftigen Entscheidungen dahingehend stärken“, äußert Patrick Maas, Geschäftsführer der Aids-Hilfe NRW, in der FAS (12.2.).

„Wir setzen auf einsichts- und lernfähige Menschen“

Düsseldorf Januar 2012: Spezialkräfte der GSG-9 verhaften einen Aidshilfe-Mitarbeiter unter dem Verdacht, die rechtsextreme Terror-Gruppe ‘NSU’ unterstützt zu haben. Wie kommt ein (ehemaliger) Rechtsextremer zur Aids-Hilfe?

Die Aids-Hilfe Düsseldorf hat sich in Reaktion auf die Verhaftung in einer Presseerklärung „von der rechten Szene und ihrem Gedankengut“ distanziert. Bei vielen Mitgliedern, Klienten und Angestellten hat die Verhaftung vermutlich Bestürzung ausgelöst, Fragen aufgeworfen. Die Aids-Hilfe Düsseldorf steht derzeit zudem unter erheblichem medialem Druck. Partner in Politik ebenso wie Unterstützer und Geldgeber haben Erwartungen, fordern vermutlich klare Worte. Insofern ist die Distanzierung der Aids-Hilfe Düsseldorf verständlich, vermutlich auch richtig, vielleicht sogar hinreichend.

Dies ist sie jedoch nicht für den Dachverband, die Deutsche Aids-Hilfe (die sich bisher außer in Form einer Übernahme der Düsseldorfer Presseerklärung nicht zu dem Vorgang geäußert hat).

„Recht auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Solidarität“ und „verantwortungsvoll und solidarisch mit den Bedrohten und Betroffenen umgehen“ – Werte wie diese stehen im Mittelpunkt es Grundverständnisses von Aidshilfe, so formuliert im Leitbild der Deutschen Aids-Hilfe. „Deshalb setzen wir in unserer Arbeit auf das verantwortliche Handeln vernunftbegabter, einsichts- und lernfähiger, freier und gleichberechtigter Menschen“.

Politischer Extremismus egal welcher Richtung (insbesondere, aber nicht nur in seiner gewaltbereiten Form) ebenso wie religiöser Fundamentalismus (egal welcher Glaubensrichtung) bedrohen und gefährden diese Werte, diese Basis der Arbeit von Aidshilfe. Schon aus diesem Grund muss Aidshilfe in ihrem Reden und Handeln immer auch ihre Werte reflektieren und sich aktiv für sie einsetzen.

Sich von Extremismus und Fundamentalismus zu distanzieren, aktiv gegen sie und für Freiheit und Solidarität einzusetzen sollte also zum Wesen des Handelns von Aidshilfe gehören.

Ein Distanzieren von Extremismus und Fundamentalismus – wie es jetzt die Aids-Hilfe Düsseldorf gemacht hat – ist somit nicht nur verständlich. Es sollte für jede Aidshilfe selbstverständlich sein.

Distanzierung darf jedoch nicht alles sein. Aktive Schritte des Engagements gegen Extremismus sind erforderlich. Dieses Engagement darf nicht nur Lippenbekenntnis sein, es muss reales Handeln beinhalten.

Hierzu gehört dann auch, Aussteigern aus dem Extremismus, aktuell: der rechten Szene, eine reale Chance zu geben, eine Chance auf Neubeginn, auf einen persönlichen, menschlichen wie auch beruflichen Neuanfang.

Chance auf Neuanfang für Aussteiger, dies ist gesellschaftlich wie politisch wichtig im Engagement gegen Extremismus und Fundamentalismus. Und hier ist selbstverständlich auch Aidshilfe gefordert. Chancen geben, dies beinhaltet auch: Risiken eingehen. Risiko und der Umgang mit Chancen und Risiken – Themenfelder, die für Aidshilfe nichts Unbekanntes sind.

Dass die Aids-Hilfe Düsseldorf einem Aussteiger aus der rechten Szene diese Chance auf Neuanfang gegeben hat, ist also nur konsequent. Und es ist zu begrüßen.

Die Deutsche Aids-Hilfe ist gefordert, nicht nur das Selbstverständliche zu sagen, die Distanzierung von Extremismus und Gewalt. Sondern auch das Unbequemere:

Es ist wichtig, Aussteigern eine Chance auf Neuanfang zu geben.
Die Aids-Hilfe Düsseldorf hat, indem sie Carsten S. diese Chance auf Neuanfang gab, eine mutigen, einen richtigen Schritt gemacht.
Einen Schritt im Sinn der Werte von Aidshilfe. Ein Schritt, den der Dachverband begrüßen und unterstützen sollte.

Wie heisst es im Leitbild der Deutschen Aids-Hilfe?
„Deshalb setzen wir in unserer Arbeit auf das verantwortliche Handeln vernunftbegabter, einsichts- und lernfähiger, freier und gleichberechtigter Menschen“.


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siehe auch ondamaris 10.02.2012: DAH: Respekt und Solidarität für Einräumen einer zweiten Chance

„Gesundheit braucht Solidarität. Lebenslänglich!“

Am 1. Dezember 2011 fand in der Frankfurter Paulskirche die Welt-Aids-Tags-Veranstaltung 2011 der Frankfurter Aidshilfe statt unter dem Motto ‚Gesundheit, lebenslänglich‘.
Als Dokumentation im Folgenden die Rede, die Carsten Schatz bei dieser Veranstaltung gehalten hat:

Gesundheit braucht Solidarität. Lebenslänglich!

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

Ich möchte noch einige Momente zu meiner Vorstellung hinzufügen. Ich bin seit fast 20 Jahren HIV-positiv, also chronisch krank, wie eben dargestellt wurde, aber ich fühle mich gesund. Außerdem bin ich ich ein chronischer Weltverbesserer.

Als ich zu Beginn des Jahres eingeladen wurde, an der traditionsreichen Veranstaltungen der Frankfurter Aids-Hilfe in der Paulskirche teilzunehmen, habe ich mich sehr gefreut und nach (auch für mich) bewegten Monaten in diesem Jahr freue ich mich hier zu Ihnen sprechen zu können.

Gesundheit, lebenslänglich! ist der heutige Abend überschrieben und spielt auf Diskurse an, die seit einigen Jahren in unserer Gesellschaft geführt werden.

Dabei wird Gesundheit im Wesentlichen als ein Zustand der Abwesenheit von Krankheit betrachtet und dem Individuum die Verantwortung zugeschrieben, für diesen Zustand so lange als möglich zu sorgen. Das geschieht ganz unterschiedlich. Appellativ: Rauchen gefährdet ihre Gesundheit! auch durch Drohungen – zumindest für mich ist es eine: Rauchen lässt ihre Haut altern! oder auch durch Verweigerung gesellschaftlicher Solidarität. So wurden bereits vor einigen Jahren Folgeerkrankungen von Tätowierungen oder Piercings aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gestrichen.

Meine These dagegen ist: Gesundheit braucht Solidarität. Lebenslänglich!

Carsten Schatz / Rede in der Paulskirche 01.12.2011
Carsten Schatz / Rede in der Paulskirche 01.12.2011 (Foto: Aids-Hilfe Frankfurt)

Die Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahre 1986 formulierte andererseits:

„Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden hin.“

Die Rede ist von

  • umfassenden körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefinden
  • von der Befriedigung individueller wie kollektiver Bedürfnisse
  • der Wahrnehmung und Verwirklichung von individuellen und kollektiven Wünschen und Hoffnungen,
  • vom Meistern der Umwelt – auch im Sinne von Veränderbarkeit
  • von Gesundheit als einem positiven Konzept in der Einheit von individuellen und sozialen Ressourcen
  • und von Gesundheit als einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe mit dem Ziel des umfassenden Wohlbefindens.

In der deutschen Gesundheitspolitik und ihren Debatten fühle ich mich oft, als gäbe es diese Erkenntnisse nicht.

Genau der Zusammenhang zwischen Individuellem und Kollektivem beschreibt Solidarität, erfordert sie und beschreibt ihre Grundlagen. Gemeinhin wird Solidarität als ein Zusammengehörigkeitsgefühl beschrieben oder als Miteinander auf der Basis von Gegenseitigkeit. Ich möchte einen Schritt weiter gehen. Solidarität ist für mich zunächst bedingungslos und uneigennützig. Sie erweist sich – wie alles – in der Praxis und nicht in Worten. Solidarität ist mehr als Mitgefühl. Solidarität bedingt Freiheit und kann nicht erzwungen werden. Solidarisch ist man oder frau nicht, solidarisch handelt man oder frau.

Nun wird nicht nur mir entgegengehalten, dass Solidarität ihre Grenzen habe. Ein junger Mann, der sich heute, mit dem Wissen der letzten 30 Jahre, mit HIV infiziere, der sei doch selbst Schuld, der verdiene keine Solidarität, noch weniger, wenn er sich vor dem Gang in die Sauna, den Darkroom – wohin auch immer – mit Drogen beneble. Er müsse das Risiko doch kennen.
Die Raucherin, die trotz der erschreckenden Mitteilung „Rauchen lässt ihre Haut altern“ zur Zigarette greift.
Der Autofahrer, die Bergsteigerin, Extremsportler, die Alkoholikerin, die Aufzählung ließe sich, je nach Perspektive unendlich fortsetzen…. nicht enthalten sind allerdings die workaholics, meist gut bezahlt, die sich zum frühen Herzinfarkt arbeiten.

Was steckt da eigentlich dahinter?

Neben – wie auch immer motivierten – Schulddiskursen ist es auch der Drang zur Normierung, auch ein Hauch Diktatur, aber vor allem die Idee, individuelles Wissen führe zu Verhaltensänderung und diese Verhaltensänderung zu mehr Gesundheit.

Am Rande: Dass dem leider nicht so ist, erleben HIV-Positive jeden Tag. Zahnärztinnen und Zahnärzte, die HIV-positiven die Behandlung verweigern, Radiologinnen und Radiologen, die für eine Röntgenaufnahme eines Positiven Gummihandschuhe anziehen. Beispiele dafür, dass Wissen, das ich bei Ärztinnen und Ärzten voraussetze, eben nicht zu einer Verhaltensänderung führt.

Der Grundfehler aus meiner Sicht liegt hier in der Betonung der individuellen Verhaltensänderung als Grundlage von Gesundheit.

Erinnern wir uns noch mal an die Ottawa-Charta, der Zusammenhang von Individuellem und Kollektiven.

Die Aids-Hilfen in Deutschland haben schon Anfang der 90er Jahre ein Arbeitskonzept entwickelt, das die strukturelle Prävention postuliert, den Zusammenhang von Verhaltens- und Verhältnisprävention, das Miteinander von Primärprävention, also der Verhinderung von HIV-Infektionen, die Sekundärprävention, Maßnahmen zur Verhinderung des Ausbruchs von Aids und der Tertiärprävention, Maßnahmen, um den Menschen so lange als möglich ein gutes Leben mit dem Vollbild Aids zu ermöglichen, ein Konzept das Freiheit, Selbstbestimmung und Solidarität verbindet und fördert.
Bernd Aretz hat dazu rückblickend formuliert:

„Gesundheit war nicht von Virenfreiheit abhängig, sondern davon, dass in der konkreten Lebenssituation ein Höchstmaß an Autonomie und Würde erhalten blieb. Dies setzte einen geänderten gesellschaftlichen Umgang und eine Förderung der individuellen Möglichkeiten voraus. Die Strukturen mussten geändert werden. Das ging von der Abschaffung des §175 zur Legalisierung der Substitution und möglichst auch des Drogengebrauchs zur rechtlichen Absicherung der Sexarbeiter/innen bis zu einem grundlegend anderen Umgang mit Migranten.“

Und in dieser Beschreibung steckt die nächste Dimension von Solidarität, einer Solidarität die in Aids-Hilfen und in der Selbsthilfe der Menschen mit HIV/Aids gewachsen ist und die wir die Solidarität der Uneinsichtigen nannten. Eine Solidarität, die uns gegenseitig stärkte und die uns half unsere Umwelt zu meistern und zu verändern.
Die Abschaffung des §175 war hier schon erwähnt, die Legalisierung von Substitution, das Prostitutionsgesetz all diese Veränderungen konnten gemeinsam erreicht werden.
Aber auch diese Solidarität muss immer neu errungen werden, fällt nicht vom Himmel. Wenn ich heute bei facebook lese, dass ein Freund von mir aus München ebendort im schwulen Distrikt von einem jungen Schwulen ob seines sichtbaren Alters angepöbelt wird, dann zeigt das, da liegt noch ne Menge Arbeit auf der Straße.

Es zeigt mir – nebenbei bemerkt – auch, dass die schwulen Communities endlich realisieren sollten, dass neben der rechtlichen Gleichstellung, die wir bis auf die Öffnung der Ehe weitgehend erreicht haben, weitere Debatten geführt werden müssen, in denen es um eine Vielfalt von Vor-Bildern auch in den schwulen Communities geht, eine Vielfalt, die den Normierungen in schwuler Szene, etwas entgegensetzt und der neuen Generation ein unbeschwerteres Leben ermöglicht.
Natürlich brauchen wir auch eine Debatte – und die haben wir – über Homophobie in der Gesellschaft, ihre Ursachen und wirksame Strategien zur Förderung sexueller Vielfalt. Beispielgebend sind hier die Bundesländer Berlin und Nordrhein-Westfalen, die Landesprogramme aufgelegt haben bzw. auflegen, übrigens unter breiter Beteiligung der Communities.

Dass es der Aids-Bewegung bis heute nicht gelungen ist, im Gegenteil zu Spanien, die Spritzenvergabe in deutschen Knästen (mit einer Ausnahme, dem Frauenknast in Berlin-Lichtenberg) durchzusetzen, schmerzt mich. Martin Dannecker nannte das auf der Präventionskonferenz der Deutschen Aids-Hilfe einen Grund sich zu empören. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Denn auch hier gilt die Achtung von Autonomie und nicht der Drang, Ideologie – der Knast wäre drogenfrei – in den Himmel zu heben. Deshalb wird es für die DAH in den nächsten Jahren ein wichtiger Schwerpunkt sein, hier deutliche Fortschritte zu erreichen.

Und – bevor die berechtigten Einwände kommen – ja, HIV/Aids hat sich verändert. Es ist zu einer chronischen Erkrankung geworden. Viele Menschen haben die Panik vor dem schnellen Tod verloren. Ich finde das nicht schlimm.

Schlimm finde ich vielmehr, dass im öffentlichen Diskurs nach wie vor auf alleinige Wissensvermittlung gesetzt wird und das andere – für mich so wichtige – Moment der Konfrontation mit Menschen mit HIV vernachlässigt wird. Ich bin froh, dass es der DAH gelungen ist, in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dem Bundesministerium für Gesundheit und der Deutschen Aids-Stiftung, seit dem vergangenen Jahr eine Kampagne zum Welt-Aids-Tag zu machen, die reale Menschen mit HIV in den Mittelpunkt stellt, Konfrontation und Solidarität ermöglicht. Leider läuft diese Kampagne eben nur zum Welt-Aids-Tag und nicht das ganze Jahr über.

Denn die Angst vor Diskrimierung und Ausgrenzung ist geblieben und ist real. Wenn vor wenigen Wochen in Berlin ein junger Mann gekündigt wurde, weil er HIV-positiv ist, wohlgemerkt, es geht nicht um einen Chirurgen, der unter Umständen, wie es ein befreundeter Chirurg ausdrückte, bis zum Ellenbogen in eines Patienten Körper steckte, nein, der junge Mann war für die Qualitätskontrolle in einem Pharma-Unternehmen zuständig. Die Begründung des Gerichts, dass die Kündigung für rechtmäßig hielt, hat übrigens nicht den konkreten Arbeitsablauf und daraus erwachsende Gefahren – die es nicht gibt – benannt, sondern darauf rekurriert, dass HIV als chronische Erkrankung nicht vom Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz abgedeckt sei. Nun denn, meine Damen und Herren aus den Parteien – ich nehme das auch selbst als Mitglied einer Partei mit – , dann müssen wohl chronische Erkrankungen in diesen Katalog aufgenommen werden.

Und gegen diese Diskrimierung und Ausgrenzung müssen wir Aufstehen, wann immer sie uns begegnet. Sei es in dieser Form oder in Form von Homophobie, der Kriminalisierung des Drogengebrauchs, Sexismus oder Rassismus. Und das geht eben nicht nur an den entsprechenden Tagen, wie dem 1. Dezember, dem 8.März (Welt-Frauentag – wer es nicht weiß), dem 17. Mai (dem internationalen Tag gegen Homophobie), im Juli zum Gedenktag für die Opfer des illegalisierten Drogengebrauchs, sondern das ganze Jahr über in der Straßenbahn, im Bus, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Kneipe und im Verein.

Denn genau diese Solidarität kann – wir erinnern uns an Ottawa – dazu beitragen, körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu steigern.

Und gemeinsam müssen wir den gesellschaftlichen Diskursen entgegentreten, die uns gegeneinander ausspielen wollen, die Solidarität verhindern. Die finanzielle Zukunft der deutschen Sozialversicherungssysteme wird eben nicht durch Leistungskürzungen wiederhergestellt, sondern durch Umstellung der Mechanik der Beitragsrechnung. Die wurde im Zeitalter der industriellen Massenproduktion erfunden, auf dem damals der gesellschaftliche Reichtum basierte. Der Reichtum ist noch da, er wächst sogar stärker als je zuvor, allerdings erarbeiten ihn immer weniger Menschen. Also sollte die Finanzierungsgrundlage verbreitert werden, dann sind die solidarisch finanzierten Sozialversicherung für alle auch weiter zu finanzieren. Das klingt nach Umsturz?

Übrigens: Auch diese Erkenntnis ist nicht ganz neu. Rudolf Virchow, der berühmte Berliner Arzt, der auch ein 1848-er Revolutionär war, formulierte:

„Gegen Elend und Seuche kann nur der Umsturz helfen, der zu Freiheit und Wohlstand führt.“

Herzlichen Dank!

Positive gehen mit Polizei gegen Positiven vor

Zu einem bemerkenswerten Polizei-Einsatz gegen einen HIV-Positiven in Berlin heute ein Gast-Kommentar von Michael:

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Positive gehen mit Polizei gegen Positiven vor

Am 20.06. 11.07.2011 fand im Café PositHiv das Positivenplenum der Berliner Aids-Hilfe (BAH) statt, besucht von fast 40 Mitgliedern und Nutzern von Angeboten der BAH.

In der Pause, zwischen einem Vortrag von Renate Künast und versuchter (aber mangels erzielter Mehrheiten gescheiterter) Neuwahl der Positivensprecher, tauchten 3 Polizisten am Versammlungsort auf. Sie waren herbeigerufen worden – vom wem? Vom teils persönlich anwesenden BAH-Vorstand ?, vom ebenfalls anwesenden HIV-Referenten der BAH ?, oder von einem der Betreiber des Café PositHiv ?

Diese drei Polizisten waren gerufen worden, um ein Hausverbot gegen einen auf diesem Positivenplenum anwesenden HIV-Positiven und ehemaligen Positivensprecher durchsetzen. Und dies taten sie auch. Er, der bis zu diesem Zeitpunkt an diesem Plenum ohne Störungen und friedlich teilgenommen hatte, ging erst, nachdem die Polizisten ihm Gewalt angedroht hatten. Der Großteil der Anwesenden kümmerte sich überhaupt nicht darum und benahm sich so, als sei ein solcher Vorgang ganz normal.

Dieser Positive wurde letztes Jahr vom Plenum der Berliner HIV-Positiven zum Positivensprecher gewählt. Er wurde dann aber nach wenigen Wochen Tätigkeit als Positivensprecher aus der BAH ausgeschlossen, weil – wie ich hörte – er unter seinem Pseudonym Mitglied wurde und der Vorstand sich getäuscht fühlte.So jedenfalls sei die offizielle Begründung. Dieser ehemalige Positivensprecher erhielt daraufhin sogar Hausverbot für die BAH. Dieses Hausverbot wurde nun wohl im Café PositiHiv (einer Einrichtung der BAH) mit Hilfe der Polizei durchgesetzt.

Ein Vorgang, den ich als Skandal empfinde.

Erstens sollte sich jeder Positive schämen, der Polizei gegen einen anderen Positiven einsetzen läßt. Diese Polizei hat schon Positive verhaftet, weil sie angeblich willentlich andere infiziert hätten. Eine solche Kraft hat in Versammlungen von Positiven positiv nichts zu suchen.

Zweitens, ist es Ausdruck der – auch von uns selbst – so oft eingeforderten Solidarität, einen von uns, einen HIV-Positiven aus einen Positiven-Plenum auszuschließen? Wie geht das zusammen? Wie viel Kritik und andere Meinung halten wir aus? (Zumal die betreffende Person sich während des Plenums völlig friedfertig verhielt).

Als skandalös empfinde ich auch, dass der Großteil der Anwesenden einfach herum stand, alles geschehen ließ und nicht eingriff. Als nach der Pause ein Anwesender ironisch dazu aufrief, einfach einen der Polizisten zum Versammlungsleiter zu machen, gab es auch dazu keine Reaktion.

Die betreffende Person hatte Hausverbot, war aus dem Verein ausgeschlossen worden. Zu dem Plenum haben auch Nicht-Mitglieder Zutritt, bleibt also das Haus-Verbot. Was für mich die Frage aufwirft: was berechtigt eine Organisation, die für Menschen mit HIV arbeitet und sich einsetzt, einem solchen Hausverbot zu erteilen? Hat er „goldene Löffel geklaut“? Ich glaube kaum. Hat er Gewalt in der BAH ausgeübt, sich sexistisch, nazistisch verhalten? Soweit ich weiß, auch nicht.
Ich höre, er habe ein Pseudonym benutzt im Mitgliedsantrag, dies sei der Grund des Ausschlusses. Nun, sollte nicht jede/r Positive wissen, in welchem ‚diskriminierungsfreundlichen‘ Land er/sie hier lebt? Kann ein Pseudonym nicht ein legitimes Mittel sein, sich zu schützen? Stand nicht bisher auch Aidshilfe oft ein für das Recht auf Anonymität?
Oder gab es ganz andere Gründe hinter dem Hausverbot? Ich höre Gerüchte, er sei halt sehr aktiv gewesen, habe sich mit möglichen Durchstechereien und Vetternwirtschaft auseinander gesetzt. Nun, Transparenz – hatten wir sie nicht selbst immer wieder gefordert?

Was ist mit einer AIDShilfe los, die mit Polizei gegen einen Positiven vorgeht?
Kann es ein Positiven-Plenum hinnehmen, dass gegen eines ihrer eigenen Mitglieder mit Polizei vorgegangen wird?
Ich frage mich, wenn wir dieses hinnehmen, wird dann bald auch die Polizei ins Positivenplenum gerufen, um nichtdeutsche Positive ohne Papiere abschieben zu lassen?

Ich empfinde dies alles als einen äußerst abstoßenden Vorgang.
Und das bisherige weitestgehende Schweigen der Positiven hierüber bedrückt mich.

Mir stellt sich hier die Frage: Was soll überhaupt noch ein Positivenplenum dieser Art? Welche Interessen vertritt es?

Sehr zornig

Michael

Solidarität ist Zusammengehörigkeit, ist Mitmenschlichkeit – Michèle Meyer im Interview

Was bedeutet Solidarität? Ganz allgemein, und unter uns Positiven? Hat jede/r HIV-Positive erst einmal meine Solidarität? Ein Interview mit Michèle Meyer.

Michèle Meyer ist Präsidentin von LHIVE, der Schweizer Organisation für Menschen mit HIV und Aids, und hat u.a. die Welt-Aids-Tags-Rede 2009 in der Frankfurter Paulskirche gehalten: „Wenn Würde nicht gleich Würde ist – ein Spagat„.

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Michèle, Solidarität – was heißt das für dich, zunächst ganz allgemein?

Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.“ (Che Guevara)
Solidarität ist für mich ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Ein Prinzip der Mitmenschlichkeit. Es kann und soll auch in Haltung und Handlung erkennbar sein, bzw. praktisch werden. Es heißt für mich: für einander eintreten, sich gegenseitig helfen, aus „freien Stücken“.

‚Aus freien Stücken‘ – heißt das auch, Solidarität ist ‚bedingungslos‘?
Oder muss man sich den Anspruch auf Solidarität vorher ‚erwerben‘?

Das ist wie mit der Würde, nicht? Ich meine, Solidarität als Grundlage/ Grundhaltung ist bedingungslos.

Wenn sich jedeR die Solidarität zuerst verdienen muss, werden wir uns kaum einig wem sie gebührt, geschweige denn wie sie zu verdienen wäre.
Genauso vehement, wie wir eintreten für unsere Diversität, den Reichtum unserer Vielfalt, und genauso vehement wie wir nicht hinnehmen in Verallgemeinerungen oder normativen Zwängen unterzugehen, genauso vehement müssen wir, meiner Meinung nach, Solidarität für alle Menschen mit HIV/AIDS einfordern und praktizieren, auch innerhalb der Communities.

Sonst sind wir nicht nur unglaubwürdig und selbst ausgrenzend, sondern leisten einen gehörigen Beitrag zu den diversen Versuchen von Seiten der Regierungen, Gesundheitssysteme und der Öffentlichkeit, uns mit „divide et impera“ [lat., „teile und herrsche“; politische Strategie den Gegner in Untergruppen aufzuspalten, damit er leichter beherrschbar ist; d.Hg.] nach ihrem Gusto in der Gesellschaft zu positionieren ( und dulden)!

Das heißt, wir positionierten uns im Thema und zeigten unsere Solidarität möglichst frei von Interpretationen oder Bewertung des Individuums und seinem wahrnehmbaren Verhalten, sondern beziehen uns auf die gemeinsamen Interessen, die gemeinsamen Ziele und das prinzipiell mitmenschlich-Handelnde.

Hat Solidarität Grenzen?
In den letzten Tagen wurde ja viel diskutiert – nehmen wir eine konkrete (in Kommentaren angesprochene) Konstellation: ein Positiver belügt, verschweigt wissentlich trotz Nachfrage seinen HIV-Status vor gemeinsamem Sex – Solidarität mit ihm, auch dann?

Natürlich hat Solidarität Grenzen und natürlich hat sie sie nicht!
Sprich: Ich mag solidarisch sein mit allen Menschen mit HIV/AIDS, weil z.b. Diskriminierung, Ausgrenzung, Benachteiligung und oft auch Kriminalisierung  alle betrifft.

Der oder die Einzelne kann mir dabei unsympathisch sein, mehr sogar noch, oder sich selbst unsolidarisch oder nach meinem Verhaltenskodex „falsch“ verhalten. Das ändert aber an der Grundhaltung nichts. Das ändert nur etwas an meinem Bezug nehmen und meinem Engagement in der Sache und dem Mensch persönlich gegenüber!

Michèle Meyer (Foto: privat)
Michèle Meyer (Foto: privat)

Kurz ein Beispiel: in unserer Charta [die Charta von LHIVE; d.Hg.] steht klar und deutlich, dass wir solidarisch sind mit allen Menschen mit HIV/AIDS sind und als Organisation danach handeln. Insbesondere wenn Menschen wegen ihres Serostatus benachteiligt / ausgegrenzt etc. werden. Aber wer unsere Charta nicht unterschreibt, weil er oder sie vielleicht die „durban declaration“ [Erklärung von Durban; Erklärung zahlreicher Wissenschaftler, dass HIV die Ursache von Aids ist; d.Hg.] nicht akzeptiert und somit zu den AIDS-Dissidenten zu zählen ist, kann nicht Mitglied sein, geschweige denn stimmberechtigt. Hier kommen also im Bezug nehmen und im Handeln dem Individuum gegenüber Bedingungen zum Tragen.

Das von Dir genannte Beispiel enthält natürlich viel moralischen Zündstoff und scheint auf den ersten Blick klar bewertbar zu sein. Aber: warum wurde geschwiegen oder gelogen, welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stecken dahinter, die ein solches Verhalten begünstigen? Und sind es nicht diese, die trotzdem Solidarität fordern?

Und selbstredend ist ein Arschloch ein Arschloch, und es fällt mir schwer solidarisch mit ihm oder ihr zu sein. Und auch ich bin nicht gefeit, mich manchmal von Moralin leiten zu lasen und auch mal vorschnell zu urteilen.
Trotzdem meine ich, dass jedes Mal gut hingeguckt werden muss, um was es genau geht in der Sache! Und wem was nutzt …

Denn wie wollen wir zu wirklichen Veränderungen bei Stigma, Selbststigma, Kriminalisierung  kommen, wenn wir uns nicht klar positionieren? Indem wir selbst solches NICHT auf uns und andere anwenden?

Solidarität verlangt Empathie und vielleicht auch immer wieder gemeinsames Aushandeln von Zielen und Haltungen. Ob uns das fehlt?

Was heißt Solidarität für dich ganz praktisch, Solidarität unter und mit HIV-Positiven?

Das ist wahrscheinlich eine „never-ending-story“…
… trotzdem ein, zwei Antworten:

Solidarität heißt für mich, dass wir uns in öffentlichen Konflikten, zum Beispiel, nicht gegenseitig in den Rücken fallen. Sondern in der Sache zusammenstehen.
…Dass wir immer oder meist auch global Bezug nehmen zu den Themen.
….Dass innerhalb unserer eigenen Communities wir hellhörig sind bei internen Ausgrenzungen und Anfeindungen
…Dass Menschen mit HIV/AIDS keine Menschen 2. oder 3. Klasse sind, für niemanden.
…Dass unsere Serostatus niemandem das Recht gibt uns zu bewerten und einzuordnen.
…Dass die Community oder Communities nicht versucht, andere chronisch Kranke auszublenden, zu übertönen oder gar auszustechen und vice versa!
…Dass ich, wenn ich mich öffentlich äussere, a) immer versuche möglichst zu betonen,  nur ein Beispiel von vielen zu sein, und b) immer Bezug nehme auf ganz unterschiedliche Problemstellungen bzw. Lebenshintergründe und Auswirkungen der HIV-Infektion.

Und Solidarität heißt auch zu erleben, dass eine Bekannte mir diesen 1. Dezember 100.- CHF geschickt hat, einfach so, aus Solidarität und weil sie mein Engagement schätzt.
Oder dass eine andere Mutter mit HIV/AIDS extra nach Wien fährt an den Kongress um mich zu unterstützen und zu entlasten!

Liebe Michèle, danke für das Interview!

Über Solidarität und Wegsehen

Kann Wegsehen solidarisch sein? Ist ein kritischer Blick in den eigenen Szenen okay? Erwünscht? Nestbeschmutzung?

Gerade nach meinen Posts mit Kritik an Maneo und jüngst zur Finanzierung des Switchboards Mann-O-Meter aus Mitteln der HIV-Prävention wurde ich mehrfach angemaunzt, das sei „unsolidarisch“, ich könne doch nicht „unsere eigenen Projekte“ so angehen.

Die Frage der Solidarität. Keine neue Frage, sondern eine immer wieder gestellte, eine Frage, vor der auch ich selbst immer wieder stehe.

Natürlich empfinde ich Solidarität, mit einzelnen Menschen oder Gruppen, mit Szenen oder Projekten.

Aber wie weit geht Solidarität? Oder, anders herum gefragt, wann wird aus echter Solidarität falsch verstandene Solidarität, die z.B. nur noch aus einem Mäntelchen des Wegsehens, Problemverschweigens und Weiter-Sos besteht?

Wenn (aus Steuergeldern finanzierte) öffentliche Mittel an einer Stelle nicht optimal eingesetzt scheinen, während sie an anderer Stelle händeringend fehlen, ist ein Wegsehen dann solidarisch?
Wenn Projekte sich, z.B. aufgrund technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen wie leichter und breiter Verfügbarkeit von Internet-Zugängen, überlebt haben, der Grund, aus dem heraus sie geschaffen wurden, schlichtweg weggefallen oder zumindest verändert ist, ist dann ein „(dennoch) weiter so“ solidarisch?
Wenn ganze Gruppen von Menschen, die vom gleichen Problem genauso, wenn möglich sogar intensiver, tiefgreifender ‚betroffen‘ sind, wenn diese Menschen von geförderten Projekten ignoriert werden, ist es dann solidarisch wegzusehen, zu tun als sei nichts geschehen, als habe man nichts bemerkt?

Ist es nicht viel solidarischer, ab und an selbst (bevor es andere tun) einen kritischen Blick zu riskieren, zu überlegen wo sich Situation, Ziele, Prioritäten verändert haben, und wie wir bzw. „unsere“ Projekte darauf reagieren können?

Und, nebenbei, wenn ich „außerhalb unserer Szenen“ ungerechtfertigte Mittelverwendungen, manchmal -verschwendungen kritisiere, muss ich dann nicht die selben Prinzipien auch „innen“ anwenden? Wäre ein Schweigen aus falsch verstandener Solidarität nicht nur verlogen, scheinheilig, und damit das, was wir anderen (gern ‚Berufspolitikern‘, ‚Funktionären‘ etc.) gerne vorwerfen?

Ich mein ja nur …

Und an die, die mich fragten, wieso machst du dir überhaupt über so’n Mist Gedanken: in Sabines Blog fand ich gerade heute einen schönen Gedanken, der zu diesem Thema passt: „Democracy is run by those who participate. It’s as easy as that and means that a lot of capable, intelligent, and thoughtful people will never ever show up in anything remotely connected with politics. They may have many reasons for this, and some of them may even be valid on a larger scale – but if this form of governance is to survive it’s just not enough to complain.“
Genau darum geht es: Demokratie heißt sich einmischen, kritisch mitdenken, aktiv werden … ein Schritt dabei ist m.E., seine Meinung zu äußern, öffentlich zumachen, zur Diskussion zu stellen …