Kurz notiert … August 2010

21. August 2010: In China wurde erneut ein Aids-Aktivist festgenommen. Er hatte sich für Entschädigungen für diejenigen Chinesen eingesetzt, die durch Blutkonserven mit HIV infiziert wurden.

17. August 2010: Eingetragene Lebenspartnerschaften müssen künftig bei der Erbschaftssteuer wie Ehepaare behandelt werden. Eine entsprechende Entscheidung veröffentlichte das Bundesverfassungsgericht am 17.8.2010.

14. August: Die Stadt Rotterdam hat ein Cruising-Gebiet im ‚Kralingse Bos‘ mit kleinen hölzernen Pfählen (darauf Regenbogen-Aufkleber mit Füßen) kenntlich gemacht, berichtet minorités. Drei Millionen Bürger nutzen den Park, so die verantwortlichen, und jeder solle für seine Zwecke sein Gebiet finden. Der Sinn des ganzen auch: sexuelle Aktivitäten außerhalb des markierten Gebiets werden künftig als Ordnungswidrigkeit bestraft.

12. August 2010: „The normal heart„, das semi-autbiographische Stück von US-Aktivist Larry Kramer, wird von Ryan Murphy („Glee“, „Eat Pray Love“) verfilmt. Mark Ruffalo wird die Hauptrolle spielen, einen jüdischen Schwulen-Aktivisten, der Ende der 1980er Jahre den Beginn der Aids-Epidemie erlebt.

11. August 2010: Ein 34-jähriger Hamburger wurde freigesprochen von dem Vorwurf, zwei Frauen wissentlich mit HIV infiziert zu haben. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Callboy zum fraglichen Zeitpunkt von seiner HIV-Infektion nicht wusste.

9. August 2010: „Homo-Ehe = 166 Euro, Hetero-Ehe = 40 Euro“ – SpON schreibt über das teure Ja-Wort bei Homo-Ehen in Baden-Württemberg.

6. August 2010: Guyana (Südamerika) diskutiert die Einführung eines Spezial-Gesetzes gegen HIV-Positive ‚Criminal Responsibility of HIV Infected Individuals‘.

4. August 2010: Ein HIV-positiver 34-jähriger Mann muss sich seit 4. August in Hamburg wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, zwei Frauen mit HIV infiziert zu haben.
Die US-Medikamentenbehörde FDA hat ihre Entscheidung über eine etwaige Zuzlassung der Substanz Tesamorelin (geplanter Handelsname Egrifta®) für die Behandlung ungewöhnlicher Fettansammlungen bei HIV-Infektion auf den Herbst verschoben.

3. August 2010: Die ‚Bettencourt-Affäre‚ um Liliane Bettencourt, L’Oréal-Erbin und reichste Frau der Welt und möglicherweise illegale Parteispenden bewegt beinahe ganz Frankreich. ‚Yagg‘ thematisiert eine etwaige ‚schwule Komponente‘ und den Umgang der Medien damit: hatte der 2007 verstorbene Ehemann und konservative Politiker André Bettencourt eine Affäre mit dem Schriftsteller und Fotografen François-Marie Banier? Und wird diese Affäre derzeit in den französischen Medien als Tabu behandelt?

1. August 2010: In Köln wurden am Abend des 31. Juli die ‚Gay Games‚ eröffnet. Eine Veranstaltung voll Events, Trubel, Aktion – sowie bemerkenswertem und  kontrovers diskutiertem Aids-Gedenken (siehe queer.de Liveblog 31.7.2010 14:22 #5). Die Aidshilfe Köln organisierte in Mitten des Gay-Games-Trubels einen Ort der Stille und des Gedenkens an Menschen, die an den Folgen von Aids gestorben sind: im ‚Spanischen Bau‘ im Rathaus Köln wird vom 30.7. bis 6.8. die Ausstellung „International Memorial Quilts“ gezeigt.

Bereits Anfang Juli wurde der Proteasehemmer Atazanavir in der Europäischen Union auch für den Einsatz bei Kindern und Heranwachsenden zwischen 6 und 18 Jahren zugelassen.

Cruising-Ratgeber gegen Homophobie

Die Zahl an Überfällen auf Schwule scheint zuzunehmen. Besonders betroffen auch Cruiser, in Parks, auf Parkplätzen, aber auch bei Internet-Bekanntschaften. In Frankreich will nun ein neuer Cruising-Ratgeber praktische Tipps geben.

‚Alle drei Tage wird in Frankreich ein physischer Angriff gegen Schwule gemeldet‘, betont SOS Homophobie, und bietet seit kurzem eine neue praktische Hilfe: den ‚Guide gay de la drague‘, einen Cruising-Ratgeber.

Das besondere: der Ratgeber informiert insbesondere darüber, wie man sich sicherer Verhalten kann beim Cruisen, wie man Gewalt vermeiden kann, aber auch welche Vorsichtsmaßnahmen möglich sind. Zudem sind Informationen über sexuell übertragbare Krankheiten enthalten.

Der 36seitige Ratgeber wurde von SOS Homophobie unter Beteiligung zahlreicher weiterer Organisationen (Aides, Warning, FLAG, le SNEG, le Kiosque infos Sida, Act-up Paris, Centre LGBT Paris IDF, ADHEOS, Le Refuge, GAGL, Couleurs Gaies) erstellt. Er soll in ganz Frankreich verteilt werden, in Zusammenarbeit mit SNEG, der Vereinigung schwuler Unternehmen.

Der Guide gay de la drague steht zum Download zur Verfügung als pdf (in französischer Sprache).

Teadance positiv – Amen

Mit einer neuen Sonntag-Nachmittag-Veranstaltung überrascht die niederländische Positiven-Gruppe ‚Poz and Proud‘ Amsterdam: ‚Amen at Club Church‘.

Poz Tea Dance
Poz Tea Dance

Der ‚Sunday Tea Dance for Poz Men and Friends‘ wird veranstaltet von ‚Poz and Proud‘, der niederländische Positivengruppe, zusammen mit einer Stiftung. Sie wollen „Licht in dunkle Zeiten bringen“, verkünden die Veranstalter mehrdeutig im ihrem Blog.

Der positive Tea Dance findet statt im ‚Club Church‘ (Amsterdam, Kerkstraat 52) am 16. November 2008 von 16:00 bis 20:00 Uhr (Eintritt 5 Euro). Der ‚Gay Cruise Club Church‚ wurde erst im Sommer geöffnet und wirbt mit seiner „strikten Safe Sex Politik“.

Zukünftig soll der Positive Tea Dance alle zwei Monate organisiert werden, der nächste am 18. Januar 2009, teilt Poz and Proud mit.

Ort und Anlass des positiven Kennenlernens und sozialen Kontakts wolle man ermöglichen, beschreibt ‚Poz and Proud‘ die Party.
Was allerdings eine „strikte safe sex Politik“ ist, frage ich mich ja immer noch – ’safer‘ verstünde ich ja, aber ’safe‘? Was machen die denn dann noch? Was ist so sicher, dass es ’safe‘ ist?
Und, ja, nun gut, ich gestehe, den niederländischen Post-Titel ‚Samen naar Amen‘ hab ich zuerst auch missverstanden … 😉

Kurznachrichten 14.02.2008

Karin Wolff, bisher hessische Kultusministerin, tritt ab. Noch im Juli 2007 hatte sie mit Kreationisten-Förderung für Furore gesorgt – oder mit ihrem Going Public als Lesbe, je nach Sichtweise …

Big Brother selbst auf der Berlinale. Die setzt nämlich Nachtsichtgeräte ein, um ihre Besucher im Kino zu überwachen, berichtet oberschichtenfernsehen. Scheinbar ohne Information der Überwachten …

Freiheit – Sicherheit – Risiko. Das Thema, mit dem sich das Forum Sozialethik 2008 beschäftigt, ist auch im Aids-Kontext interessant (man denke nur an die Diskussionen zur Frage ‚keine infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne STDs‚). Als wäre ihnen die aktuelle Debatte bekannt, fragen auch die Veranstalter in ihrem Call for Papers „wie kann das Verhältnis von Freiheit, Risiko und Sicherheit im Zusammenhang mit ethischen Fragestellungen etwa bezüglich … der Bekämpfung einer Pandemie wie HIV/Aids ausbuchstabiert werden?“

Die Zürcher Posse geht weiter. Sex in gastgewerblichen Räumen sei grundsätzlich gesetzeswidrig, meint das Bezirksgericht Zürich (Bericht NZZ). Dunkle Räume sind manchen Schweizern wohl schon länger suspekt. Werden nun in der Schweiz Darkrooms zu Grabe getragen?

Zu Grabe getragen

In Sachen der Darkroom-Schließungen reagiert die Züricher Szene – der dortige CSD wird statt einer Spaß-Party wieder politischer … mit einem hübschen T-Shirt gegen die dortige Polizei-Cheffin, auf dem symbolisch das (nicht nur homosexuelle) Nightlife der Stadt zu Grabe getragen wird.

Nachtrag 09.12.2008: ‚Zürich: Darkrooms doch legal‘, meldet queer.de über ein urteil des Obergerichts Zürich.

Über dunkle Räume

In Zürich geht die Polizei gegen Etablisssements mit Darkrooms vor, meldet u.a. das Homo-Portal Queer.

Die Wogen der Diskussionen schlagen hoch – und plätschern doch nur, auf teils peinlichem Niveau. Da wird gar die Polizei verteidigt, vor (im Internet durchaus dokumentiertem) club- und schwulenfeindlichem Verhalten der Züricher Polizei werden munter beide Augen verschlossen. Neueste Posse: der Vorschlag, eine Homo-Einheit der Polizei könne doch ‚Berührungsängste abbauen‘.

Der an Jahren schon etwas ältere Leser mag sich vielleicht erstaunt die Augen reiben. Sich erinnern an längst vergangene Zeiten, an längst überwunden geglaubte Diskussionen. An ausgehängte Sauna-Türen und eben Darkroom-Verbote. An Gauweilereien und andere ‚Maßnahmen‚ Mitte der 80er Jahre.

Und der ein oder andere erinnert sich vielleicht, dass erst jüngst die Schweizerischen Verhältnisse als Vorbild für Deutschland herhalten musste. Dass auch deutsche Politiker fordern, mit schweizerischen Maßnahmen hierzulande ‚Infektionsschutz‘ zu betreiben, und die Bundesregierung schon eine Untersuchung beauftragt hat.

Worum geht es?
Nachdem es bereits häufiger zu Schikanen gekommen war gegen Wirte, die auch Darkrooms anboten, schloß die Züricher Wirtschaftspolizei am 20. April 2007 einen Club mit Darkroom ganz. Ein weiterer Club ist noch geöffnet, der Darkroom jedoch geschlossen.
‚Unhaltbare hygienische Zustände‘ wurden später offiziell für die Schließung angegeben. Doch diese weisen die Clubbetreiber weit von sich. Sie (die (ehemaligen) Betreiber des Labyrinth) schreiben dazu u.a. auf ihrer Website:

  • In der schriftlichen Verfügung des Kommissariats Polizeibewilligungen zum „Entzug des Gastwirtschaftspatentes“ ist unter anderem folgendes festgehalten: „In dem Lokal wurden einmal mehr desolate Zustände festgestellt. Es wurde festgestellt, dass in den widerrechtlich genutzten sog. Darkrooms sowie in und um die Toiletten insbesondere im hygienischen Bereich unhaltbare Zustände herrschen. Aufgrund der festgestellten Missstände, insbesondere der wiederholten Verletzung der öffentlichen Ordnung und guten Sitten, ist der sofortige Entzug des Gastwirtschaftspatentes die einzig wirksame Massnahme, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen.“ …
    Langjährige Gäste des Labyrinth werden wissen, dass die Toiletten im Club seit vielen Jahren gleich aussehen und wir seit bald 14 Jahren unseren Gästen einen Darkroom anbieten. Von dem her mutet es zumindest merkwürdig an, dass all dies bei früheren Kontrollen niemals Anlass zur Beanstandung gab, die Behörden uns aber jetzt in einer schwierigen Zeit einen Strick daraus drehen. Es entsteht – im Zusammenhang mit den polizeilichen Aktionen der letzten Monate im Labyrinth-Club und unlängst auch in der Lobby-Bar – der Eindruck, dass die Behörden das Labyrinth und dessen Betreiber aus was auch immer für Gründen ganz einfach nicht mehr im Zürcher Nachtleben dulden wollen.

Die Wirte reagieren über Zürich hinaus: Der ‚VEGAS‚ Verein Gay-Betriebe Schweiz‘ soll laut Queer seinen Mitgliedern derzeit raten, Darkrooms in Zukunft geschlossen zu halten. Am 30.3. noch hatte VEGAS in einer Pressemitteilung mitgeteilt, Darkrooms könne es auch zukünftig geben, allerdings unter anderen Bedingungen (aus Gastrobereich ausgeschlossen).

Im Diskussionsforum auf dem Internetangebot des geschlossenen Clubs wird bereits resümiert „Das Klima in Zürich wird homophober, Razzien auf Clubs und Partys werden als entwürdigend und unverhältnismässig empfunden.“ Und zum Handeln aufgerufen: „Die Gespräche mit der Polizei bringen offenbar nichts. Der CSD 2007 kann deshalb nicht einfach eine bunte Parade bleiben.“ (Pink Cross)

Auf dem Diskussionsforum zum Queer-Artikel hingegen verteidigen Schwule munter die Polizei, nach dem Motto ‚ja, es gibt ja auch Sauberkeitsprobleme, und diese Drogen …‘ und warnen gar vor ‚Vorurteilen gegen die Schweizer Polizei‘.
Da passt es, dass auf die Frage ‚Nach Zürich: Sollen Darkrooms in Deutschland schließen?‘ immerhin 29% (Stand 5.5.) der Nutzer des ‚Queer‘-Votings‘ mit ‚Ja, diesen Schmuddelsex braucht niemand‘ antworteten …

Manchmal stellt sich die Frage, worüber man sich mehr wundern sollte…
Über die Schweiz und deren Maßnahmen aus der repressiven Mottenkiste?
Oder über deutsche Politiker, die hierin ein nur gar zu gerne nachzuahmendes Beispiel sehen?
Oder etwa über die vielen Nutzer eines Internetangebots für Schwule, die selbst für die Schließung von Darkrooms votieren?
Oder gar über Schwule, die immer noch nicht merken, wohin die Reise geht? (Ach, würden sie doch mal auf Wahlplakate achten …)
Oder erschrecken über den Geist, der einem da entgegen wabert? (Zitat: ‚Ja, ich bin stolz darauf, es NICHT nötig zu haben, mir SEX in irgendwelchen Büschen oder versifften dunklen Darkrooms … zu holen.‘)

Nebenbei, geradezu naiv finde ich die Vorstellung, man müsse nur einige Darkrooms schließen, und dann wären alle Probleme gelöst (oder auch nur etwas verbessert). Niedlich diese Naivität zu glauben, dann würde anonymer Sex nicht mehr stattfinden. Nicht doch an anderen (und schwerer erreichbaren) Orten gesucht und gefunden werden …

Stadt Land Fluss

Deutschland ist föderalistisch strukturiert, im Gegensatz zu anderen Staaten wie z.B. (immer noch, wenn auch nachlassend) Frankreich. Das hat einige Vorteile, auch für den schwulen Mann.

Der kann von CSD zu CSD durch die Republik reisen, oder von Starkbierfest über Karneval zu Oktoberfest. Ein schwul-lesbisches Stadt-Land-Fluss sozusagen.
Und die Szenen jeder Stadt können sich bzw. ihre Stadt irgendwie für ‚die größte‘ halten, ihren speziellen Lokalpatriotismus pflegen, der zu den kuriosesten Blüten führt.

Manche Blüte erweist sich allerdings bei genauerem Hinsehen an der einen oder anderen Stelle als reichlich welk, könnte eine Auffrischung vertragen.

Viele Kölner Schwule halten ihre Stadt ja für den Nabel (oder den ‚geilsten Arsch‘) der Welt, nicht für Provinz. Ein großer Teil der Berliner Homoszenen lächelt da sicher milde oder amüsiert und denkt sich, na Berlin ist der Nabel der (schwulen) Welt, klar doch. Und Hamburg mokiert sich wahrscheinlich wieder, malt Schreckgespenster an die Wand, es werde benachteiligt, zu unrecht natürlich. Den Süden des Landes haben wir bisher ganz übergangen, und den Osten, den mittleren Südwesten und und und …

Allerdings, in einer Kategorie kann Köln in meinen Augen ganz klar punkten, und muss Berlin sich mit einem der hinteren Plätze bescheiden:
Was das schwule Saunaleben angeht – ganz klar Köln 5 Punkte, Berlin hingegen weit abgeschlagen…

Köln kann gleich mit vier Saunen aufwarten, davon mindestens zwei, die auch international mithalten können, der Phoenix und dem Badehaus. Die Phoenix zudem mit beispielhafter Umsetzung von Safer-Sex befördernden Konzepten – Kondome überall (nicht nur an der Theke, sondern dort wo benötigt) gratis erhältlich, und selbstverständlich auch Gel. Dazu noch eine Sauna (Vulkan), die sich auf das eher reifere Publikum spezialisiert hat und auf ihre Weise auch einen ganz eigenen Charme haben soll.

Hamburg dann irgendwie im Mittelfeld, mit immerhin zwei Saunen, eine davon auch mit überregionalem Format – zwar vermisse ich (ach, die Jugend) irgendwie ja immer noch ‚CU‘ oder ‚Pool‘, aber auch der Drache hat ja einiges Feuer …

Berlin hingegen? Saunen, die ihre besten Jahre längst hinter sich haben, in die kaum investiert wird, oder mit muffigem Personal. Eine wagt einen Neubeginn, über den auch eher zwiespältiges zu hören ist. Keine kann von Größe, Ausstattung und Präventionsaktivitäten her mit dem Kölner Standard mithalten. Insgesamt – an einem Schlechtwetter-Wochenende kann man auffällig viele schwule Berliner in einer Sauna in Leipzig treffen. Das sagt eigentlich genug über die Qualität des Berliner Saunalebens …

In Sachen ‚geilster Arsch der Welt‘ also in dieser Kategorie neidlose fünf Punkte für Köln … und Berlin stellt sich in die Ecke und schämt sich …

Nebenbei, bei dieser schwulen Nabelschau -wer hat die größte wichtigste bedeutendste schönste Homoszene des Landes- fällt mir wieder einmal ein, wie sieht das eigentlich bei Lesben aus, und bei Transgenders? Gibt es da auch einen derart kuriosen Wettbewerb? Einen Lokalpatriotismus à la ‚wir haben aber die geilste Lesbenszene‘???

Überhaupt, früher in meiner Kindheit gab’s diese klasse Sendung im Fernsehen (nein, nicht ‚Einer wird gewinnen‘ …), diesen von Camillo Felgen moderierten Städtewettbewerb namens ‚Spiel ohne Grenzen‘. Wäre es nicht an der Zeit, diese Show wiederzubeleben und die Homos der vermeintlichen Zentren dieses Landes auf einander los zu lassen? Über die Disziplinen wird man sich ja sicher einigen können … und als Namen schlage ich ‚Schwul ohne Grenzen‘ vor (und melde mal gleich Titelschutz an 😉 )

Volltreffer

Ich weiß ja, dass Aufräum-Aktionen in den städtischen Grünflächen ab und an sein müssen.
Beim Zustand des Aachener Weihers (das bedeutendste Cruising-Areal in Köln) jedoch kommt mir nur dieser kriegerische Begriff ‚Volltreffer‘ in den Sinn:

Aachener Weiher 01
Das übertrifft vieles, was in den vergangenen Jahren in Berliner Tiergärten angerichtet wurde …

Natürlich werden hier Sturmschäden beseitigt – allein, es scheint doch seltsam, gerade an den Stellen, wo Mann sich des Nachts und gern auch des Tags trifft, muss der Sturm wieder einmal besonders gewütet haben, während andere Teile der städtischen Grünanlagen um den Aaachener Weiher weitgehend unbeschadet blieben …

Aachener Weiher 02
Auch das Grünflächenamt scheint wohl zu ahnen, dass sich da so mancher seine Gedanken machen könnte, und hat vorsorglich dieses und nur dieses) Gebiet mit netten Aufklärungs-Schildchen eingekreist:

Aachener Weiher 03

Teste dich zum Richtigen?

Nach einigen bald beendeten Ausflügen in virtuellen Welten (wie das zügig wieder verlassene MySpace) habe ich mich erneut auf die Reise durch die unendlichen Weiten der elektronischen Kontaktaufnahme begeben.

Virtuelle Welten sind ja so eine zwiespältige Sache. Da chattet man und chattet, und heraus kommt, wenn überhaupt, oft ein Fake. Oder man schreibt sich die Bloggerfinger wund, und kaum jemand liest’s. Oder wird von Spam-Messages und Marketing-Tricks überschüttet.
Letztens jedoch bin ich beim Surfen (durch eine Mail eines Bekannten) auf ein Portal aufmerksam geworden, das ganz erfrischend und interessant wirkt und mir einen Versuch wert scheint.

OKCupid! ist eines dieser vielen Portale, auf denen sich Menschen für was auch immer begegnen können. Na, nicht noch ein Gayromeo, denkt der schwule Leser sicher sofort, ein anderer mag sich fragen ‚wozu das denn noch‘.
OKCupid bietet genau ein Feature, das es von den zahlreichen anderen Sites unterscheidet – Tests. Die Ergebnisse dieser Test werden dann dazu verwendet, unter all den angemeldeten Usern (oder nach eigenen Filtern) zu suchen, wer mit den eigenen Antworten, Einstellungen und Vorlieben zusammen passen könnte (sogenannte Matches).

Die Tests haben dabei zweierlei Form. Zum einen einfache Fragen nach dem One-Choice-Prinzip, bei denen man/frau zusätzlich angibt, welche Antwort der potenzielle Partner möglichst geben sollte, und wie wichtig einem diese Frage ist. Zum anderen aber, und das gibt oftmals sehr interessante Ergebnisse, eine Vielzahl von Tests (mit einer bis zu 30 Fragen) zu den unterschiedlichsten Fragen (von Politik und Weltanschauung über Kochen und Urlaub bis zu Sexualität).
Wie viel man/frau von sich preisgeben möchte, bleibt dem eigenen Gusto überlassen – alle Fragen können übersprungen werden, alle Tests sind freiwillig.

Je mehr dieser (frei auswählbaren) Tests ausgefüllt werden, desto genauer werden die Matches – und führen oft zu erstaunlichen Ergebnissen. Tatsächlich stoße ich nach einigen Tagen auf Menschen, bei denen ich anhand ihres Profils und der Ergebnisse ihrer Test denke, ‚ooops, da könnte was passen‘, oder ‚interessanter Mensch, mit dem könnte man sich mal treffen‘. Die aufsummierten Testergebnisse und Fragen scheinen ein realistischeres Bild von der Person zu geben, als es durch noch so ausgefeilte Selbstdarstellungs- Profile auf Gayromeo und Co. möglich ist. Eine komfortable Suche ermöglicht dazu ein Eingrenzen nach regionalen Faktoren oder Geschlechtern und sexuellen Vorlieben.

Während sich ansonsten die Kontaktforen (gerade für Schwule) immer weiter ausdifferenzieren, sich immer speziellere Zielgruppen suchen (von jungen Homos über Fetisch bis Bareback), wendet sich OKCupid! an „alle“ – und ermöglicht so sowohl, den eigenen ‚Mus-Topf‘ einmal wieder zu verlassen, als auch überraschende neue Kontakte zu machen.

Auch hier besteht die Welt der im Profil anzugebenden (auf dieser Site möglichen) Identitäten allerdings aus nur sehr wenigen Dimensionen – genau sechsen, die sich aus den Paarungen männlich / weiblich sowie straight / bisexuell / gay ergeben. So mancher Transgender wird sich da kaum wiederfinden mögen.
Die Site ist insgesamt weitgehend leicht und intuitiv zu bedienen (und wer mehr basteln will, die ausgefuchsteren Dinge erinnern weitgehend an Wiki-Syntax).

OKCupid! – ein interessantes Portal zum (virtuellen) Kennenlernen von Menschen, die einem sonst wahrscheinlich nicht begegnet wären. Sehr interessant und reizvoll finde ich insbesondere die Vielzahl der angebotenen Test – hier ergeben sich, gerade wenn man/frau ein wenig mehr „Futter“ an das eigene Profil gebracht hat, doch recht interessante „matches“. Ich bin auf Menschen gestoßen, von denen ich (anhand ihres Profils) tatsächlich Interesse hätte sie kennenzulernen, und die mir so wahrscheinlich im real life kaum begegnet wären.
Ein Problem hat die Site: auf OKCupid! sind bisher überwiegend US-amerikanische User, nur recht wenige Nutzer aus Europa und insbesondere Deutschland. Da dürften die meisten interessanten Matches wohl bei Email- und Chatkontakten bleiben….