Sansibar: Mitarbeiterin von Aids-Organisation geschlagen – weil sie Kopf unbedeckt zeigte

Eva Andrew, westliche Mitarbeiterin einer Aids-Organisation auf Sansibar, gibt an von einer Gruppe Männer auf Sansibar verprügelt worden zu sein. Der Grund: sie habe ihren Kopf während des Ramadans unbedeckt in der Öffentlichkeit gezeigt. Die Polizei untersucht den Vorfall.

Die Frau gab an, auf einen Markt auf Sansibar von einer Gruppe Männer attackiert worden zu sein, als sie im Begriff war, sich mit von ihrer Organisation unterstützten Menschen zu treffen.

Sansibar ist ein halbautonomer Teilstaat der Union Tansania und verfügt über eine eigene Regierung.  2014 soll Sansibar eine neuen Verfassung erhalten.
98% der Bewohner Sansibars sind Muslime.
Eine separatistische islamische Organisation (UAMSHO, Vereinigung für die Mobilisierung und Verbreitung des Islam) kämpft für die Unabhängigkeit Sansibars von Tansania.

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allafrica 06.08.2012: Tanzania: Woman Harassed in Zanzibar for Exposing Head

Nigeria: bald keine Heirat ohne HIV-Test in Bauchi ?

Im Bundesstaat Bauchi (Nigeria) wird zukünftig ein HIV-Test zwingend zur Pflicht, bevor eine Heirat möglich ist – wenn ein gestern eingebrachter Gesetzesvorschlag Realität wird. Der Entwurf hat bereits die erste und zweite Lesung passiert und wird jetzt im Gesundheitsausschuss des Bundesstaats beraten.

Bauchi ist ein Bundestaat im Norden Nigerias mit ca. 4,7 Millionen Einwohnern. Seit 2001 gilt in Bauchi islamisches Recht, die Scharia.

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Nigerian Eye 31.07.2012: The Bauchi State House of Assembly is set to pass a law for compulsory Humane Immune Virus, HIV, test before marriage in the state.
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HIV und Ramadan – was geht, und wie?

HIV und Ramadan – HIV-positiv, Medikamente, und die Fastenzeit für Muslime, der Ramadan. Verträgt sich das? Und wie regele ich’s am praktischsten? Ratschläge gibt ein (französischsprachiges) Interview mit einer Ärztin.

Am 20. Juli 2012 beginnt in Deutschland für gläubige Muslime der Ramadan (Ende: 18. August; beide Daten laut Festlegung des Koordinationsrates der Muslime KRM).

Ramadan – das bedeutet bis Sonnenuntergang nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen. Als ‚Fastenmonat‘ bringt der Ramadan somit auch für Menschen mit HIV, die muslimischen Glaubens sind, einige Fragen mit sich. HIV und Ramadan – geht das? Und wie?

Aids-Medikamente müssen eingenommen werden, vielleicht nicht nur einmal, sondern zweimal täglich – geht das? Und wie? Und was ist mit Medikamenten, die nicht ohne Nahrung eingenommen werden dürfen? Gibt es Konstellationen als HIV-Positive/r, die sich mit dem Ramadan definitiv nicht vertragen? Und was dann?

Dr. Assia Djender hat dazu dem französichen Sida Info Service (bzw. deren ‚SIS radio) ein Interview mit vielen praktischen Tipps gegeben:

Sida Info Service: Séropositivité et ramadan 2012 : mode d’emploi

Sida Info Service
Sida Info Service

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Die “Praxistipps‘ zum Thema „HIV-positiv und Ramdan“, die Dr. Djender gibt, sind in französischer Sprache. Leider ist mir kein Pendant in deutscher Sprache bekannt – für Hinwiese bin ich dankbar!

Saudi-Arabien – Konterrevolution und Abschiebung HIV-Positiver

In vielen Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens kämpfen Menschen für mehr Freiheit und gegen Unterdrückung. Saudi-Arabien hingegen stellt sich zunehmend auf die Seite totalitärer Herrscher. Für Menschen mit HIV heißt es in Saudi-Arabien: Saudi = bleiben und Therapie, Ausländer = sofortige Abschiebung.

‚Arabischer Frühling‘ – Tunesien und Ägypten haben sich von diktatorischen Regimen befreit (Ben Ali, ex-Diktator Tunesiens, floh nach Saudi-Arabien), beide Staaten suchen nach neuen Wegen. Libyen ist in Aufruhr, Syrien ebenfalls. In Jordanien scheint sich König Abdullah II. den Forderungen nach Reformen zu beugen. Unruhen auch in Bahrain – die von Soldaten aus Saudi-Arabien vorerst niedergeschlagen wurden. Der Jemen steht kurz vor einem Bürgerkrieg zwischen Aufbegehren für mehr Freiheit, Stammesfehden und diktatorischem Herrscher – der zur Behandlung im Ausland weilt, in Saudi Arabien.

Saudi-Arabien, das Land der Wahhabiten (einer sehr konservativ-dogmatischen sunnitischen Richtung des Islams, die dort Staatsreligion ist) gilt als Bastion des Konservatismus – und Saudi-Arabien scheint sich zunehmend als Motor einer ‚Gegen-Revolution‘ gegen den ‚arabischen Frühling‘ zu verstehen.

Wie steht es um HIV und Aids, wie um die Situation HIV-Positiver in diesem Staat?

HIV: Epidemiologische Situation in Saudi-Arabien

Das offizielle ‚Epidemiological Fact Sheet‘ der Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS verzeichnet keinerlei Angaben.

Dem ‚Country report Saudi Arabia‘  von UNAIDS zufolge (der auf saudischen Angaben basiert) lebten Ende 2008 13.926 Menschen mit HIV in Saudi-Arabien (für 2010 spricht ein Report von 15.213 Fällen); 3,538 (25,4%) waren Staatsbürger Saudi-Arabiens, 10.388 (74,6%) Ausländer. Der hauptsächliche Übertragungsweg sind dem Bericht zufolge „heterosexuelle Beziehungen“ mit einem Anteil von 88% (9% iv-Drogengebraucher/innen, 3% Mutter-Kind-Übertragung). 74% der saudischen HIV-Positiven sowie 54% der HIV-positiven Ausländer seien männlich.

Anderen Berichten und Schätzungen zufolge gelten diese Zahlen als weitaus zu niedrig. Eine Schätzung von UNAIDS 2003 ergab einen Anteil von 0,3% HIV-Positiver an der Gesamt-Bevölkerung, was etwa 45.000 HIV-Positive bedeuten würde.

Die Zahl der jährlichen HIV-Neudiagnosen steigt in Saudi-Arabien seit einigen Jahren stetig an. Als einer der Haupt-Gründe wird unzureichende Unterrichtung in Safer Sex gesehen.

Unter den 20 Provinzen Saudi-Arabiens findet sich die höchste HIV-Inzidenz in Jeddah (Dschidda) mit einem Anteil von 37% aller saudi-arabischen HIV-Diagnosen bei saudischen Staatsbürgern und 46% der Ausländer mit positivem HIV-Status. An zweiter Stelle mit einem Anteil von 25% (saudische Staatsbürger mit HIV) liege die Region Riad.

Der erste Fall von Aids sei bereits 1984 in Riad festgestellt worden. Die ersten Fälle von HIV-Infektionen seien auf importierte kontaminierte Blutprodukte zurück zu führen gewesen.

Homosexualität wie auch Prostitution seien schon angesichts des religiösen, sozialen und kulturellen Hintergrunds in Saudi-Arabien sehr selten, so der Bericht. Homosexualität werde als ‚kriminelles soziales Übel‘ betrachtet und strafrechtlich verfolgt.

Prostitution ist verboten und wird strafrechtlich verfolgt. Der Vertrieb von Kondomen ist in Saudi-Arabien illegal und ‚könnte als Strategie betrachtet werden, außerehelichen Geschlechtsverkehr zu erleichtern‘. Dennoch sind Kondome in Apotheken in Saudi-Arabien erhältlich. Illegal sind ebenfalls Nadel-Tausch-Programme für Drogengebraucher/innen.

Saudi-Arabien: Die Situation HIV-Positiver

Saudi-arabische Staatsbürger mit einem positiven HIV-Test erhalten dem ‚Country report‘ zufolge freien und unbegrenzten Zugang zu Behandlung. Ausländer  mit positivem Testergebnis werden in der Regel abgeschoben (auch wenn der Bericht angibt, 15% von ihnen erhielten ebenfalls Zugang zu Behandlung).

Als Grund für die Abschiebung HIV-positiver Ausländer nennt der ‚Country report‘ die Sorge, HIV-Positive, die zunächst in Saudi-Arabien antiretrovirale Medikamente erhielten, könnten im Fall ihrer Heimkehr (und dort nicht erfolgender antiretroviraler Behandlung) Resistenzen entwickeln.

Besonders gravierend ist die Situation im Land lebender HIV-Positiver Schwuler. Die New York Times zitiert 2006:

„Du lebst in der ständigen Angst entdeckt und angegriffen zu werden. Ich bin mir sicher ein Haufen Menschen würden denken, ich habe ganz zu recht das was ich habe, wenn sie davon wüssten.“

Dennoch ist Feisal mit seiner medizinischen Situation zufrieden:

„Ich muss unsere Regierung loben. Wir bekommen die Medikamente unentgeltlich. Wir bekommen unentgeltlich Behandlung. Und die Behandlung ist vertraulich.“

Seine soziale Situation allerdings sieht er trist:

„Wäre ich Bürger der USA oder eines Staates in Europa, ich würde leben wollen. Aber hier gibt es kein schwules Leben, geschweige denn ein HIV-positives Leben.“

HIV: Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen in Saudi-Arabien

Ausländer, die in Saudi-Arabien arbeiten wollen, benötigen ebenso wie Ausländer, die sich dort niederlassen wollen nach Angaben von hivtravel.org (auf Basis von Angaben der deutschen Botschaft in Riad) einen HIV-Test mit negativem Ergebnis. Der Test erfolge bei Einreise, Menschen mit HIV-positivem Status würden abgeschoben. Zudem seien Deportationen von Personen, die HIV-positiv sind, berichtet worden.

Die US-Regierung fasst zusammen

„Saudi Arabia has not imposed HIV/AIDS travel restrictions on any particular group of travelers. All travelers who are coming to work in the Kingdom must undergo a medical exam and present a medical report confirming that they are free from contagious diseases, including HIV/AIDS. Any worker testing positive for HIV/AIDS will not be allowed to work in the Kingdom.“

Saudi-Arabien: Nationale Aids-Strategie und Nationale Aids-Politik

Saudi-Arabien hat eine nationale Aids-Strategie (National Aids Plan 2010 – 2015). Kennzeichen der Nationalen Aids-Politik sind u.a.

  • In Saudi-Arabien gibt es 20 ‚VCT center‘ (HIV-Testzentren). Ein HIV-Test ist seit 2008 vor der (heterosexuellen) Eheschließung Pflicht. Sollte der Test positiv ausfallen, ist eine Heirat nur mit Ausnahme-Genehmigung des Justizministeriums möglich.
  • Umgerechnet 20 Mio. US-$ (75 Mio. Rial) sind 2008 für den Kampf gegen Aids ausgegeben worden, die Hälfte davon für die Beschaffung von Aids-Medikamenten.
  • Die Versorgung HIV-positiver mit antiretroviralen Medikamenten erfolgt über acht darauf spezialisierte Behandlungszentren. Im Jahr 2009 erhielten 1.125 HIV-positive Erwachsene und Kinder antiretrovirale Medikamente (2008: 865).
  • 2008 wurden zwei ‚Nicht-Regierungs-Organisationen für Menschen mit HIV‘ gegründet (und staatlich zugelassen und finanziell unterstützt), die ‚Saudi Charity Association for AIDS patients‘ in Jeddah und die ‚philanthropic organization for the care of AIDS patients‘ in Riad.
  • Sozialwissenschaftlich erhobene Daten zu HIV und Aids in Saudi-Arabien fehlen (u.a. aufgrund fehlender entsprechender Forschung) nahezu völlig. Besonders für Monitoring und Evaluation sei die Hilfe internationaler Organisationen erforderlich.
  • Die (vom Gesundheitsministerium indirekt eingestandene Notwendigkeit einer) Anerkennung der Tatsache, dass es auch in Saudi-Arabien Prostitution sowie Homosexualität gebe werde noch Jahre erfordern angesichts der tief verankerten sozialen, kulturellen und sozialen Werte, so der ‚Country report‘.

Saudi-Arabien bemüht sich in jüngster Zeit, seine Aids-Politik zu ‚exportieren‘, insbesondere in Nachbarstaaten des Golf-Kooperations-Rates. Hierzu wurde im April 2011 die ‚Saudi initiative to combat AIDS in GCC countries‘ gegründet

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weitere Informationen:
UNAIDS: Saudi Arabia – 2010 Country Progress Report (pdf)
Adel Alothman et al.: What is the Real Prevalence of HIV-Infection in Saudi Arabia? Infectious Diseases: Research and Treatment 2010:3 41–44 (pdf)
HIVtravel.org: Saudi-Arabien
Returned to Risk – Deportation of HIV-Positive Migrants. Bericht (2009) von Human Rights Watch, Deutscher Aids-Hilfe, EATG und African HIV Policy network (pdf)
Konsularabteilung des US-Außenministeriums: Saudi Arabia
New York Times 08.08.2006: Saudi Arabia Begins to Face Hidden AIDS Problem
Badahdah A M: Stigmatization of persons with HIV/AIDS in Saudi Arabia (abstract)
arab news 17.4.2011: New initiative launched to combat HIV/AIDS
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In der Reihe zum ‚arabischen Frühling‘ erschienen bisher:
03.02.2011: Ägypten: Mubarak, das hieß auch Verfolgung und Gewalt gegen HIV-Positive
22.02.2011: HIV und Aids in Nordafrika und im Nahen Osten
26.02.2011: HIV/Aids in Libyen: wenig Fakten und ein inszenierter Schau-Prozess
09.05.2011: Syrien: Aids-Politik mit ideologischen Scheuklappen
07.06.2011: “Warum sollte sich ein Kranker für seine Krankheit schämen?” – erstmals berichtet ein HIV-Positiver in Ägypten
10.06.2011: Libyen: Richter des Aids-Schauprozesses zu Rebellen übergelaufen
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HIV im Iran und der ‚illegale Sex‘

Der Iran hat eine Aids-Statistik vorgelegt – mit unerwartet detaillierter Offenheit.

18.320 Menschen sind der offiziellen Statistik zufolge im Iran HIV-positiv. Die reale Zahl dürfte weitaus höher sein, räumte ein Vertreter des Gesundheitsministeriums ein. UNAIDS schätzt die zahl der HIV-Infiziertem im Iran auf ca. 86.000.

69% der HIV-Positiven seien Drogengebraucher. Die verbleibenden 30% seien auf „illegale sexuelle Kontakte“ zurückzuführen.

Homosexualität ist im Iran (ebenso wie Prostitution und außerehelicher Sex) gesetzlich verboten (Höchststrafe Todesstrafe), Schwulenverfolgung im Iran alltäglich. Immer wieder kommt es zu Prozessen, Verurteilungen, Hinrichtungen Homosexueller im Iran. Asyl im Ausland scheint für viele homosexuelle Iraner der einzig gangbare Weg.

Angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der iranischen Bevölkerung sehr jung sie, befürchte er eine dritte Welle der HIV-Epidemie, äußerte Gesundheitsminister Lankarani. Mehr als die Hälfte der ca. 70 Millionen Iranerinnen und Iraner sind jünger als 25 Jahre.

Iran, so überraschend es scheinen mag, ist andererseits unter Experten bekannt für eine bemerkenswert pragmatische Aids-Politik.
Der scheidende UNAIDS-Direktor Peter Piot hat Iran schon vor einiger Zeit als ‚Musterland‘ bezeichnet. Piot sagte bereits 2006:

„Im Iran gibt es eine wachsende Zahl junger Menschen, die Drogen injizieren. Das Rauschgift stammt aus dem Nachbarland Afghanistan und ist beliebt, weil es billig zu haben ist. Die Gefängnisse im Iran sind voll mit jungen Drogenkonsumenten. Die Regierung im Iran geht allerdings pragmatisch mit dem Problem um: In allen Provinzen werden Methadon-Programme angeboten, auch in den Gefängnissen. Spritzen und Nadeln werden ausgetauscht. Und überall stehen Kondome unentgeltlich zur Verfügung. Ich wünschte, alle Länder der Region wären dazu bereit.“

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Ägypten: Schwulenverfolgung statt Prävention

Immer wieder hat die Polizei in den vergangenen Monaten in Ägypten Razzien gegen Schwule durchgeführt. Fünf Schwule wurden Anfang April zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.

Schwule Männer in Kairo reagieren zunehmend eingeschüchtert und zurückhaltend. Bisher beliebte Treffpunkte werden gemieden; einige wenige, nur Insidern bekannte Treffpunkte wie Hammams und Kinos sind geblieben. Auf öffentlichen Plätzen hingegen, einst beliebte Treffpunkte, geht immer ein prüfender Blick in die Runde, ist Polizei anwesend?

Ägypten – für (einheimische) Positive gefährlich‚, dies gilt schon länger. Im Oktober 2007 waren 12 Männer verhaftet worden; einige von ihnen wurden im Februar/März 2008 verurteilt.
Am 9. April nun verurteilte das Kairoer Gericht fünf Homosexuelle zu drei Jahren Gefängnis. Auch diese Männer waren im Oktober vergangenen Jahres in der ägyptischen Hauptstadt im Rahmen von gegen HIV-Positive gerichteten Razzien verhaftet worden. Alle wurden zwangsweisen körperlichen Untersuchungen unterzogen, die ‚ihre Homosexualität beweisen‘ sollten.

Die Verfolgungen geschehen scheinbar mit Wissen und auf Anlass höchster staatlicher Stellen. In den Akten eines der Verhafteten fand die Kairoer Menschenrechtsgruppe ‚Initiative for personal Rights‘ einen ‚Fragebogen für Patienten mit HIV/Aids‘. In diesem Fragebogen des ägyptischen Gesundheitsministeriums sollte durch die Ermittler mit ja/nein-Fragen das Sexualverhalten der Angeklagten erforscht werden.

Auch für die Aids-Prävention haben die Verfolgungswellen drastische Folgen. Statt für Prävention erreichbar zu sein, werden schwule Männer immer mehr in den Untergrund gedrängt. „Von Safer Sex haben die Leute noch nie gehört“, schreibt auch SpON.

117 Nichtregierungsorganisationen aus 41 Staaten unter Koordination von Amnesty International und Human Rights Watch protestierten gegen die Verhaftungen mit einem Brief an den ägyptischen Gesundheitsminister (Text des Briefes hier). Zudem kritisierten sie das Verhalten der beteiligten Ärzte. Mediziner sollten sich für ihre Patienten engagieren, und sich nicht an Treibjagden beteiligen, so die Kritik.

Homosexualität ist in Ägypten juristisch gesehen legal. Sie wird jedoch über Gummiparagraphen mit Begriffen wie „moralische Verwerflichkeit“ immer wieder als Anlass für Verfolgungs- und Unterdrückungsmaßnahmen benutzt.
Kritiker sehen die jüngeren Verfolgungswellen gegen Homosexuelle im Land zudem im Kontext erstarkender islamistischer Gruppierungen: zahlreiche Regime im Nahen Osten sehen sich zunehmend veranlasst, sich selbst als ‚Wahrer der Sitten‘ zu profilieren, um etwaiger Kritik von Islamisten zuvor zu kommen.

Auch in weiteren Staaten des Nahen und Mittleren Ostens verschäft sich die Situation. Erst im Januar waren in Marokko sechs Männer angeklagt, denen ‚homosexuelles Verhalten‘ vorgeworfen wurde. Kuweit hat im Dezember 2007 ein Gesetz verabschiedet, das die ‚Imitation des anderen Geschlechts‘ unter Strafe stellt. Bahrein will auswärtigen Homosexuellen die Ansiedlung verweigern, ‚homosexuelle Kinder‚ bestrafen, am liebsten gleich ‚Homosexualität ausrotten‘. Und die Vorgänge in Dubai um die Vergewaltigung eines 15jährigen Schülers in Dubai haben auch nicht gerade homofreundliche Zustände an den Tag gebracht.

Zur bisher größten Verhaftungswelle gegen Homosexuelle in Ägypten war es 2002 gekommen, als 52 Männer auf einen Nil-Schiff (dem ‚Queen Boat‘, einer fahrenden Disco) verhaftet wurden. Ihnen wurde Homosexualität vorgeworfen, sie wurden medizinisch untersucht. 23 der Männer wurden zu Haftstrafen zwischen einem und drei Jahren verurteilt. Im Mai 2002 hob der ägyptische Staatspräsident die Strafen auf – die Verhandlung habe ‚vor dem falschen Gerichtshof stattgefunden‘. Eine anschließende neue Verhandlung führte zu jeweils gleichen Strafbemessungen.

Nachtrag 26.5.2008: Dubai bleibt LGBT-feindlich – ‚Dubai geht gegen ‚unanständige Transvestiten vor‘, berichtet SpON