US-Arzneimittelbehörde erteilt neuer 800mg – Darunavir-Pille keine Zulassung

Die US-Arzneimittelbehörde FDA Food and Drug Administration hat einem Zulassungsantrag des Pharmakonzerns Johnson&Johnson für eine neue 800mg-Tablette des HIV-Proteasehemmers Darunavir (Handelsname Prezista®) zunächst nicht entsprochen. Die neue Formulierung hätte eine einmal tägliche Einnahme in einer Pille (statt zwei) ermöglicht.

Die FDA gab an, zunächst weitere Daten zu benötigen. Johnson & Johnson teilte Medienberichten zufolge mit, das Unternehmen gehe davon aus, zusätzliche Studien seien nicht erforderlich.

Die 400mg-Formulierung von Darunavir ist seit 2006 in den USA und seit 2007 in Europa zugelassen.

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POZ 30.05.2012: FDA Turns Down Prezista 800 mg Tablet
Johnson&Johnson 29.05.2012: FDA Issues Complete Response Letter for 800mg PREZISTA® (darunavir) Tablet
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Rilpivirin bei HIV: Zusatznutzen für Monopräparat belegt – Dossier für Kombinationspräparat inhaltlich unvollständig: Vorhandene Studiendaten nicht adäquat ausgewertet

Seit Anfang 2012 steht erwachsenen Patientinnen und Patienten, die mit dem Humanen Immundefizit-Virus Typ1 (HIV-1) infiziert sind, auch der Arzneistoff Rilpivirin zur Verfügung. Es gibt ihn sowohl als Monopräparat (Handelsname Edurant ®) als auch in fester Kombination mit anderen HIV-Medikamenten (Handelsname Eviplera ®). Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat nun bei zwei frühen Nutzenbewertungen gemäß AMNOG überprüft, ob die beiden neuen Medikamente gegenüber den bisherigen Standardtherapien Vorteile haben.

Demnach gibt es Belege, dass Rilpivirin als Einzelwirkstoff Männern, die mit HIV-1 infiziert sind, einen beträchtlichen Zusatznutzen bietet. Für Frauen liefern die verfügbaren Studien entsprechende Hinweise.

Für die Fixkombination lässt sich aus dem Dossier des Herstellers ein Zusatznutzen dagegen nicht ableiten – und das obwohl beiden pharmazeutischen Unternehmen dieselben Studien zur Verfügung standen. Denn im Unterschied zum Hersteller des Monopräparats hat der Hersteller des Kombinationspräparats die Studiendaten nicht in angemessener Weise ausgewertet. Sein Dossier ist deshalb inhaltlich unvollständig.

(Pressemitteilung IQWIG, Anfang; vollständige Pressemitteilung mit Links zu Ergebnissen der beiden Nutzenbewertungen hier)

Schweiz: Pharmakonzern führt Arbeitsplatzreglement zu HIV/Aids ein

Johnson & Johnson Schweiz führt neu eine HIV Workplace Policy ein. In Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Schweiz hat das Unternehmen ein solches Arbeitsplatzreglement erarbeitet. Es tritt ab sofort in Kraft und hat Gültigkeit für die rund 3‘600 Mitarbeitenden des Unternehmens in der Schweiz.

Ein wichtiges Instrument gegen Diskriminierungen von HIV-positiven Personen am Arbeitsplatz ist ein Arbeitsplatzreglement zu HIV/Aids. Mit Johnson & Johnson hat ein weiterer wichtiger Arbeitgeber in der Schweiz eine solche Workplace Policy in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Schweiz entwickelt und eingeführt. Johnson & Johnson schützt mit dieser Massnahme ihre 3‘600 Mitarbeitenden wirksam vor Diskriminierungen und setzt sich für Menschen mit einer chronischen Krankheit ein.

„Wir freuen uns sehr über diesen Entscheid von Johnson & Johnson“, sagt Daniel Bruttin, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz. „Die Firma setzt damit ein Zeichen, dass die Diskriminierung von HIV-positiven Menschen nicht toleriert wird“. Carine Brouillon Managing Director von Janssen, der Pharma-Division von Johnson & Johnson ergänzt: „Als sozial verantwortlich handelndes Unternehmen war es für uns selbstverständlich, diesem wichtigen Anliegen auch bei uns ein grösseres Bewusstsein zu verschaffen“.

Dank der in den letzten Jahren stark verbesserten Therapien arbeiten heute 70 Prozent der HIV-positiven Menschen. Zwei Drittel der HIV-positiven Erwerbstätigen bekleiden Vollzeitstellen. Doch eine Normalisierung ist in weiter Ferne: Unrechtmässige Kündigungen, Mobbing durch Vorgesetzte oder Kollegen, mangelnde Versicherungsleistungen und Datenschutzverletzungen sind in vielen Unternehmen an der Tagesordnung. Mit einer Workplace Policy verpflichtet sich ein Unternehmen beispielsweise, im Bewerbungsverfahren den HIV-Status nicht abzufragen, die Datenschutzbestimmungen einzuhalten und seine Angestellten vor diskriminierenden Handlungen zu schützen.

Ein weiter wichtiger Schritt im Diskriminierungsschutz wäre ein Antidiskriminierungsgesetz, wie es in vielen europäischen Ländern vorhanden ist. „Wir erleben immer wieder, dass die Rechtslage in der Schweiz HIV-positive Menschen daran hindert, ihr Recht einzufordern“, sagt Aids-Hilfe-Juristin Caroline Suter. „Die Umkehr der Beweislast, also dass der Arbeitgeber zeigen müsste, dass er nicht missbräuchlich gehandelt hat, wäre ein grosser Schritt.“

(Medienmitteilung der Aids-Hilfe Schweiz)

bald geboostete Kombis ohne Ritonavir?

Der Proteasehemmer Darunavir (Prezista®) könnte schon bald in einer Ko-Formulierung mit dem Booster Cobicistat ko-formuliert und die Pillen-Zahl so reduziert werden. Eine entsprechende Entwicklungsvereinbarung schlossen beide Hersteller-Unternehmen.

Schon länger kündigt es sich an, nun könnte es konkret werden: das Ende des ‚Norvir®-Monopols‘ als Booster von HIV-Medikamenten. Die beiden Pharmakonzerne Johnson & Johnson (Janssen Pharmaceuticals / Tibotec) und Gilead einigten sich darauf, dass Gilead seinen proteasehemmer Darunavir (Handelsname Prezista®) entwickeln kann in einer gemeinsamen Formulierung mit dem Booster Cobicistat.

In einer Pressemitteilung kündigte Tibotec an:

„Tibotec Pharmaceuticals today announced that it has entered into a license agreement with Gilead Sciences, Inc., for the development and commercialization of a new once‐daily single tablet fixed‐dose antiretroviral combination product containing Tibotec’s protease inhibitor PREZISTA® (darunavir) and Gilead’s cobicistat, an investigational pharmacoenhancing or „boosting“ agent.“

Cobicistat ist eine Substanz, die (ebenso wie Ritonavir) geeignet ist, die Plasmaspiegel anderer Substanzen im Blut zu erhöhen (boosten). Cobicistat wird von Gilead Pharmaceuticals entwickelt. Bisher muss Darunavir in der geboosteten Verwendung in Kombination mit Ritonavir (Handelsname Norvir®; Hersteller Abbott) eingesetzt werden. Ritonavir ist derzeit der einzige verfügbare Booster für Aids-Medikamente.

Die nun in Entwicklung befindliche Ko-Formulierung von Darunavir und Cobicistat wäre erst die zweite „einmal-täglich eine Pile“ Formulierung eines Proteasehemmers: surch die nun in Entwicklung befindliche Ko-Formulierung könnte auch mit Cobicistat geboostetes Darunavir als „Eine – Pille“ – Formulierung angeboten werden – die Pillenzahl würde sich reduzieren.

Mit Ausnahme des Proteasehemmers ‚Kaletra®‘ (des Ritonavir-Herstellers Abbott) gibt es bisher keine Ko-Formulierungen geboosteter Proteasehemmer in einer einzigen Pille. Auch dieses Monopol würde mit einer Entwicklung einer Cobicistat-geboosteten Darunavir-Pille aufgehoben werden.

Cobicistat ist bisher nicht zugelassen. Eine Zulassung für die USA wird für 2012 erwartet.
Beide Unternehmen verhandeln derzeit zudem darüber, Cobicistat auch mit einer anderen Kombination von Aids-Medikamenten von Gilead zu kombinieren.

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siehe auch:
Tibotec Pressemitteilung 28.06.2011: Tibotec Pharmaceuticals announces Agreement with Gilead Sciences … (pdf)
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Prezista: Warnung vor Verunreinigung (akt.4) – Chargen-Rückruf

Der Pharmahersteller Janssen hat eine Warnung vor Verunreinigungen beim Aids-Medikament Prezista® herausgegeben. Die betroffenen Chargen werden zurück gerufen.

Der HIV-Proteasehemmer Prezista®  (Darunavir) des Herstellers Janssen (einer Tochter von Johnson & Johnson) hat aidsmap zufolge eine Warnung an Apotheken und Patienten heraus gegeben. Ungefähr 2.000 Flaschen mit Prezista® Tabletten 600 mg und 400 mg könnten Verunreinigungen mit Holzschutzmittel enthalten. Flaschen mit den Dosierungen 75 mg, 150 mg und 300 mg sind aidsmap zufolge nicht betroffen.

Patienten, die einen modrigen Geruch feststellten, sollten ihre Apotheke kontaktieren. Sie sollten die Einnahme des Medikaments nicht selbständig abbrechen.

Janssen-Cilag bezeichnet das Risiko für Patienten als „gering“:

„Aufgrund der geringen Toxizität von TBA und der geringen nachgewiesenen TBA-Mengen, die deutlich unter den zulässigen Grenzwerten lagen, wird das von der Anwendung betroffener Prezista®-Chargen ausgehende Risiko für den Patienten als gering eingestuft.“

Dem Bericht zufolge sind von den möglichen Verunreinigungen Prezista® – Packungen in Großbritannien, Irland, Deutschland, Österreich und Kanada betroffen.

Die Verunreinigungen sollen durch eine Chemikalie mit der Bezeichnung TBA (2,4,6 tribromoanisol) verursacht sein. TBA wird in Holzschutzmitteln eingesetzt. Die Substanz wurde „in Spuren“ in einer kleinen Anzahl Pillen-Flaschen entdeckt. Es wird vermutet, dass die Verunreinigungen von Holzpaletten stammen.

Vier Patienten, die Prezista® einnehmen, sollen dem aidsmap-Bericht zufolge Magenprobleme gehabt haben, die möglicherweise auf die Verunreinigung zurück zu führen sein könnten.

Janssen-Cilag ist bereits in Gesprächen mit kanadischen sowie europäischen Arzneimittel-Zulassungsbehörden. Zudem laufen interne Untersuchungen, um den Verursacher der Verunreinigung festzustellen

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Aktualisierungen
11.05.2011
, 13:45: Einem kanadischen Bericht zufolge sollen in Deutschland betroffen sein:
– Prezista® 400 mg Produkt Code 386333, Chargen-Nr. AKZ0B00, Mindesthaltbarkeit Oktober 2012
– Prezista® 600 mg Produkt Code 386332, Chargen-Nr. ALZ0E00, Mindesthaltbarkeit Oktober 2012
– Prezista® 600 mg Produkt Code 386332, Chargen-Nr. AKZ0D00, Mindesthaltbarkeit Oktober 2012
In Österreich sollen die ersten beiden genannten Positionen betroffen sein.

11.05.2011, 14:05: Janssen-Cilag ruft die betroffenen Chargen zurück. In einem Schreiben ‚Rote-Hand-Brief‘ heißt es
„Es werden folgende Chargen des HIV-Proteaseinhibitors Prezista® (Darunavir) in Deutschland zurückgerufen:
Prezista 400mg Filmtabletten (PZN: 2918601): AKZ0B00
Prezista 600mg Filmtabletten (PZN: 2918618): ALZ0E00 und AKZ0D00
Grund für den Rückruf sind Berichte über einen von der Umverpackung (Kunststoffflasche) des Arzneimittels ausgehenden unangenehmen Geruch, der auf eine Kontamination mit Spuren von 2,4,6-Tribromoanisol (TBA) zurückzuführen ist. …
Aufgrund der geringen Toxizität von TBA und der geringen nachgewiesenen TBA-Mengen, die deutlich unter den zulässigen Grenzwerten lagen, wird das von der Anwendung betroffener Prezista®-Chargen ausgehende Risiko für den Patienten als gering eingestuft.
Bei Fragen steht Ihnen der Janssen Info Service (02137-955 955) gerne zur Verfügung.“

11.05.2011, 19:20: Johnson & Johnson (Mutter-Gesellschaft von Janssen-Cilag) betont in einer Mitteilung, man werde jede potentiell betroffenen Packung Prezista® austauschen. Es handele sich in allen fünf betroffenen Staaten zusammen um „geschätzt weniger als 2.000 Packungen“.

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weitere Informationen:
aidsmap 11.05.2011: Janssen issues warning on potential non-toxic contamination of Prezista 400mg or 600mg tablets
LeaderPost 11.05.2011: Janssen Identifies Trace Amounts of TBA in 5 Lots of PREZISTA®* in Canada and the EU
DAH 11.05.2011: Hersteller warnt vor chemisch verunreinigten Prezista®-Chargen
Johnson & Johnson 11.05.2011: Janssen Identifies Trace Amounts of TBA in 5 Batches of PREZISTA® (darunavir) in the EU and Canada
Wall Street Journal 11.05.2011: J&J Recalls HIV Drug After Finding Smelly Chemical
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Kompetenznetz HIV – der steigende Einfluss der Pharmaindustrie

Das Kompetenznetz HIV/Aids sucht neue Wege der Finanzierung. Ein begehrter ‚Partner‘: die Pharmaindustrie, deren Einfluss im Kompetenznetz zunehmend steigt.

Das Kompetenznetz HIV/Aids sucht neue Wege der Finanzierung. Ein begehrter ‚Partner‘: die Pharmaindustrie, deren Einfluss im Kompetenznetz zunehmend steigt.

Es ist ruhiger geworden in den letzten Monaten um das Kompetenznetz HIV/Aids. Noch 2006 und 2007 wurde intensiv über laxen Umgang mit Patientendaten, über Kohortenstudie und Datenschutz-Probleme diskutiert, und Ende 2008 über die ominöse ‚Rektalstudie‘.

Inzwischen herrscht weitgehend Ruhe beim Thema ‚Kompetenznetz‘. Eine Ruhe, aus der man schließen könnte, alle Probleme seien gelöst, alle offenen Fragen beantwortet.

Doch – die Debatten wurden noch nicht zuende geführt. Viele Fragen sind noch offen. Und neue Fragen hinzu gekommen. Nicht nur interne wie die des Datenschutzes, sondern auch extern – die nach den Partnern. Besonders die nach der Rolle der Pharma-Industrie im Kompetenznetz HIV/Aids.

Heute „Kompetenznetz HIV – der steigende Einfluss der Pharmaindustrie“, am Freitag folgt der zweite Teil zur Frage, welche Rolle die DAH im Kompetenznetz hat.

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Die neue Rolle der Pharmaindustrie im Kompetenznetz HIV/Aids

Im Jahr 2008 hat das Kompetenznetz eine organisatorische Änderung erfahren, die zukünftig weitreichende Konsequenzen haben könnte: erstmals wurden Pharmaunternehmen aufgenommen.

Hierzu wurde das Konstrukt einer ‚Fördermitgliedschaft‘ neu eingeführt.
2008 wurden bereits die Pharmakonzerne Abbott und MSD Mitglied mit einem jährlichen ‚Förderbeitrag‘ in Höhe von je 10.000€, 2009 wurden zudem Boehringer Ingelheim und Essex als ‚Fördermitglied‘ aufgenommen.

Doch der Arm der Pharma-Industrie reicht inzwischen weiter hinein in das Kompetenznetz HIV. Nicht nur in Form von ‚Fördermitgliedschaften‘ ist die Pharmaindustrie beteiligt, sondern seit Kurzem auch direkt finanziell in Projekte und die Nutzung von Ergebnissen eingebunden:

Zum Kompetenznetz-Projekt ‚Resistenzdatenbank‘ vermeldet das Kompetenznetz selbst Ende 2008:

„Nun konnte das Kompetenznetz selbst mit der Firma Virco einen Partner finden, der das Projekt mitfinanziert.“

Virco, ein 1995 gegründetes Unternehmen, das Verfahren zur Interpretation von Resistenztests entwickelt und anbietet, ist ein Teil des 1994 gegründeten Unternehmens Tibotec (u.a. HIV-Medikamente Prezista®, Intelence®). Tibotec wiederum ist (über Janssen-Cilag) seit April 2002 Bestandteil des internationalen Pharmakonzerns Johnson & Johnson.

Der Preis für die Unterstützung Vircos?

„Als Gegenleistung für die Finanzierung der Resistenzdatenbank erhält Virco die pseudonymisierten Sequenzdaten sowie einen eingeschränkten Satz relevanter klinischer Daten“, berichtet ‚Kompl@t‘, der Newsletter des Kompetenznetzes.

Die Pharmaindustrie ist also inzwischen weit mehr als „nur“ Fördermitglied, die Pharmaindustrie gelangt vielmehr längst in der Rolle eines bedeutenden Finanziers von Projekten. Zudem partizipiert sie direkt an den Ergebnissen.

Diese Entwicklung vollzieht sich nicht grundlos. Hintergrund dieser Entwicklungen ist das Bemühen des Kompetenznetzes HIV, den Anteil der Drittmittel-Förderung auszubauen.

Dieses Bemühen des Kompetenznetzes HIV/Aids um Drittmittel war notwendig geworden, nachdem der Bund ankündigte, nach Ablauf der dritten Förderperiode 2010 keine weiteren öffentlichen Mittel bereit zu stellen. Zwar enthielt erst jüngst ein Antrag der FDP-Bundestagsfraktion (21. Januar 2009) zur Aids-Forschung auch einen Appell, die zukünftige Förderung des Kompetenznetzes durch das Forschungsministerium sicherzustellen. Diesem Begehren wird derzeit aber nur geringe Aussicht auf erfolg eingeräumt.

Angesichts der Mittel-Situation wird die Pharmaindustrie zukünftig ein noch begehrterer Partner des Kompetenznetzes HIV werden. Ein Partner, der weit mehr sein wird als nur Fördermitglied. Ein Partner, der wesentlich zur Finanzierung des Kompetenznetzes HIV beitragen wird. Ein Partner, der zunehmend an den Ergebnissen der Projekte teilhaben wird. Und ein Partner, der zunehmend versuchen dürfte, auch auf die Ausrichtung des Kompetenznetzes und seiner Forschungsprojekte Einfluss zu nehmen.

Dies ist eine Entwicklung, die sicher auch die Bundesregierung verursacht durch ihr Beharren auf einem Auslaufen der öffentlichen Förderung.
Es ist jedoch in jedem Fall eine Entwicklung, die so nicht im Interesse der Menschen mit HIV und Aids sein dürfte. Ein stärkerer Einfluss der Pharmaindustrie dürfte immer auch bedeuten, dass Interessen an kommerzieller Verwertbarkeit der Ergebnisse stärkere Bedeutung gewinnen. Dass dies nicht unbedingt Patienteninteressen entspricht, zeigen allein schon die zahlreichen Beispiele von Substanzen, deren Erforschung nicht oder nur unter äußerst erschwerten Umständen möglich war – weil eine Patentierbarkeit unmöglich, eine lukrative kommerzielle Verwertung unwahrscheinlich war – obwohl eine Erforschung im Interesse von HIV-Positiven gewesen wäre.

Ein Kompetenznetz HIV/Aids, in dem die Pharmaindustrie eine immer stärkere Rolle einnimmt – kann das im Interesse von Menschen mit HIV sein? Und wie müssten, sollten sie sich daran beteiligen – oder nicht?

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Teil 2 am Freitag, 27.2. beschäftigt sich mit der Rolle der DAH im Kompetenznetz

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