Umsatz mit Aids-Medikamenten weltweit 2009 und 2010

Das umsatzstärkste Aids-Medikament weltweit war im Jahr 2010 Atripla® des Pharmakonzerns Gilead. Auf Platz 2: Truvada®, ebenfalls von Gilead.

Nahezu 3 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielte der Pharmakonzern Gilead im Jahr 2010 allein mit seinem Aids-Medikament Atripla® (2.927 Mio. $ 2010 gegenüber 2.382 Mio. $ 2009, plus 23%). Auf Platz zwei der umsatzstärksten Aids-Medikamente weltweit: das ebenfalls von Gilead vertriebene Truvada® mit einem Umsatz von 2.650 Mio. $ (plus 6,4% gegenüber 2.489 Mio. $ 2009).

Auf den weiteren Plätzen der Umsatz-Statistik 2010: Sustiva® (BMS) mit 1.368 Mio. $ (+7,1% gegenüber Vorjahr), Kaletra® (Abbott) mit 1.255 Mio. $ (minus 8,2%) und Isentress® (Merck/MSD) mit 1.090 Mio. $ (+45%). Es folgen Kivexa / Epzicom® (die Kombination aus den Wirkstoffen Abacavir und Lamivudin wird in den USA unter dem Handelsnamen Epzicom®, in den meisten anderen Staaten unter dem Handelsnamen Kivexa® vermarktet) mit 860 Mio. $ (+0,9%), Prezista® mit 857 Mio. $ (+45%), Viread® mit 732 Mio. $ (+9,7%) und Combivir® mit 563 Mio. $ (minus 15%).

Nooch im Jahr 2006 waren Truvada® (Gilead) und Kaletra® (Abbott) die beiden umsatzstärksten Aids-Medikamente weltweit.

Daten für die Umsätze des Jahres 2011 liegen noch nicht vor.

(Quelle der Daten 2009 & 2010: Statista, zitiert hier)

Kurz notiert … Dezember 2010

22. Dezember 2010: Eine in Kenia geborene 28-jährige Frau wurde in Finnland zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Frau, die als ‚Erotik-Tänzerin‘ arbeitete, wurde vorgeworfen, zwischen 2005 und 2010 kondomlosen Sex mit 16 Männern gehabt zu haben, ohne ihren HIV-Status mitzuteilen.

Die US-Medikamentenbehörde FDA hat für die USA eine 200mg-Tablette von Etravirine (Handelsname Intellence®) zugelassen.

Die US-Medikamentenbehörde FDA hat erstmals einen Impfstoff auch zur Prävention von Anal-Karzinomen zugelassen (zur Anwendung bei Männern und Frauen im Alter von 9 bis 26 Jahren).

21. Dezember 2010: Der Pharmakonzern BMS erwirbt vom japanischen Unternehmen Oncolys BioPharma die Lizenz für den NRTI Festinavir. Die Substanz ist ein Derivat von d4T (Stavudin, Handelsname Zerit®). Festinavir soll Phase-I-Studien-Daten zufolge auch wirksam sein bei Resistenzen gegen Abacavir und Tenofovir. Für die weiteren Entwicklungsrechte zahlt BMS bis zu 286 Millionen US-$.

20. Dezember 2010: In den Vorgängen um die Verhaftung von Wikilekas-Gründer Julian Assange rückt immer mehr die Frage von Kondom-Benutzung und HIV-Test in den Vordergrund.

Ein Angeklagter vor dem Strafgericht Lüttich drohte dem Vorsitzenden, er werde den Richter mit HIV infizieren. Bevor er den Richter erreichte, überwältigten ihn Sicherheitsbeamte.

17. Dezember 2010: Auf den Zusammenhang zwischen der Verhaftung von Wikileaks-Gründer Julian Assange und den sehr repressiven HIV-Gesetzen in Schweden weist Edwin J. Bernard in seinem Artikel auf ‚Criminal HIV Transmission‘ hin.

In San Francisco hat am 10. Dezember 2010 das GLBT History Museum eröffnet. Betrieben wird es von der GLBT Historical Society.

16. Dezember 2010: Die USA und Südafrika haben eine auf fünf Jahren angelegte Partnerschaft zur Bekämpfung von Aids vereinbart.

15. Dezember 2010: Ein HIV-infizierter Amerikaner, der mit mehreren Frauen Sex ohne Kondom gehabt haben soll, wurde vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu einem Jahr und sechs Monaten Haft verurteilt. Damit wurde das Urteil erster Instanz des Amtsgerichts Neumarkt bestätigt. Das Urteil ist rechtskräftig.

14. Dezember 2010: Richard Holbrooke stirbt im Alter von 69 Jahren. Der US-Star-Diplomat war neben vielen anderen Aktivitäten auch gegen Aids engagiert, war z.B. maßgeblich am Zustandekommen der Sitzung (wie der daraus folgenden Resolution) des Welt-Sicherheitsrates zu Aids im Jahr 2000 beteiligt.

HIV-Positive mit erhöhten Triglyzerid-Werten haben auch ein erhöhtes Risiko für Neuropathien, so eine (online auf AIDS publizierte) Studie.

9. Dezember 2010: In Südafrika startet 2011 ein „real life“ – test der ‚test-and-treat‚-Strategie (möglichst viele Menschen auf HIV testen, als HIV-positiv diagnostizierte Menschen direkt antiretroviral behandeln). Die Studie wird von der französischen ANRS durchgeführt.

8. Dezember 2010: In London solle ein Aids-Memorial errichtet werden, dass an diejenigen erinnert, die an den Folgen von HIV-Infektion und Aids verstorben sind, fordert eine neue Kampagne.

6. Dezember 2010: Tabu, Scham & Co. – eine im Auftrag der DAH erstellte Studie untersucht, warum viele HIV-Infektionen spät erkannt werden.

„Großer Erfolg“ – die DAH berichtet über erste Ergebnisse der EMIS-Befragung.

4. Dezember 2010: Die European Medicines Agency (EMA) weitet die Zugangsmöglichkeiten der Öffentlichkeit zu Unterlagen über Medikamente aus.

3. Dezember 2010: Die US-Medikamentenbehörde FDA erteilt einem „1-Minute – HIV-Schnelltest für die USA die Zulassung.

Schweiz: R. Staub, im Bundesamt für Gesundheit zuständig für Prävention und Promotion im BAG, benennt den gewünschten „kulturellen Wandel“ in der HIV-Prävention: Menschen mit neuer HIV-Diagnose sollen sich per SMS bekennen und Sexpartner zu informieren.

In New York wurden am Rand eines Benefiz-Events mehrere Aids-Aktivisten verhaftet. Sie hatten gegen die Aids-Politik von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg protestiert.

2. Dezember 2010: Die Polizei in Russland hat am Welt-Aids-Tag zehn HIV-Positive festgenommen, die gegen die Politik des Gesundheitsministeriums protestiert hatten.

Das Pharmaunternehmen Vertex hat in den USA einen Zulassungsantrag für den Hepatitis-C – Proteasehemmer Telaprevir gestellt.

1. Dezember 2010:Auch Menschen ohne einen legalen Aufenthaltsstatus haben Anspruch auf Behandlung, darauf weist die Bundesärztekammer hin („Patientinnen und Patienten ohne legalen
Aufenthaltsstatus in Krankenhaus und Praxis“, pdf)

Der Pharmakonzern MSD hat nach Empfehlung des Sicherheits-Komitees eine Phase-III-Studie zur einmal täglichen Anwendung von Raltegravir (Isentress®) vorzeitig abgebrochen. Insbesondere bei HIV-Infizierten mit hoher Viruslast sei die virologische Antwort weniger gut gewesen als bei der zweimal täglichen Dosierung.

Pünktlich zum Welt-Aids-Tag startet auf Kuba eine neue Kampagne für Sexual-Aufklärung und Aids-Prävention.

In China wird ein Erstklässler wegen seiner HIV-Infektion nach Protesten anderer Eltern der Schule verwiesen.

Todesfälle … aber nicht signifikant. Oder: zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie …

Wie geht ein Pharmakonzern, und wie ein Referent auf einer bedeutenden Aids-Konferenz damit um, dass es in einer Studie mit einem experimentellen Aids-Medikament zu einer nennenswerten Zahl an Todesfällen kam? Ein lehrreiches Beispiel …

Vicirviroc ist eine Substanz der neuen Klasse der CCR5-Hemmer, die derzeit in klinischen Studien untersucht wird. Vicriviroc ist bisher nicht zugelassen.

Vicriviroc
Vicriviroc

Neue Studiendaten zu Vicriviroc wurden jüngst auf der 17. CROI Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections 2010 vorgestellt. Siegfried Schwarze berichtet in der März/April-Ausgabe von ‚Projekt Information‚ über die Daten und dabei über eine bemerkenswerte Begebenheit:

„Interessant wurde es dann, als nach dem Vortrag ein Zuhörer im Auditorium die Frage stellte, ob es denn Todesfälle in der Studie gegeben hätte – in der Präsentation hatte es keine Anhaltspunkte dazu gegeben. Der Referent Joseph Gathe antwortete (zunächst im Brustton der Überzeugung) „Es gab einen Todesfall!“; dann, nach einer kurzen Pause: „nein, Moment, mir wird gerade signalisiert, es gab sieben Todesfälle, diese traten gleich verteilt in beiden Gruppen auf.“ Daraufhin ging Lisa Dunkle von Schering-Plough ans Mikrofon und stellte klar: „Es gab sieben Todesfälle, alle in der Vicriviroc-Gruppe. Aber das war statistisch nicht signifikant. Einer wurde ermordet.“
Bei einer solchen Vorgehensweise fragt man sich als Zuhörer schon, ob hier etwas bewusst verschwiegen werden sollte.“

Tim Horn berichtet ähnlich über den Vorfall (auf aidsmeds.com, s.u.):

„Interestingly, Gathe didn’t discuss deaths seen in the study during his presentation. When asked about this during the question-and-answer period, one of Gathe’s colleagues answered that there were seven deaths among those receiving vicriviroc, compared with zero deaths among those receiving optimized therapy alone. No clear explanations for these deaths—notably their causes—were provided.“

Auch im Abstract der Präsentation (auf der Konferenz-Internetseite, s.u.) werden die Todesfälle nicht erwähnt.

Hersteller Schering-Plough beschloss unterdessen, eine Zulassung von Vicriviroc für bereits vorbehandelte HIV-Positive nicht mehr anzustreben. Klinische Studien zur Anwendung bei bisher nicht antiretroviral behandelten Positiven werden fortgesetzt.

Referent Gathe wirbt auf seiner eigenen Internetseite mit dem Motto „Taking care of AIDS patients is the most gratifying thing I have ever done in my life.“

weitere Informationen:
Joseph Gathe: Phase 3 Trials of Vicriviroc in Treatment-experienced Subjects Demonstrate Safety but Not Significantly Superior Efficacy over Potent Background Regimens Alone. 17. CROI 2010, paper #54LB
Siegfried Schwarze: ‚Neue Substanzen (und neues von bekannten Substanzen) auf der CROI‘, Projekt Information Jg. 18 Nr. 2 März/April 2010
aidsmeds.com 18.02.2010: Vicriviroc Falls Short in Treatment-Experienced HIV Studies
The Body 17.02.2010: Why Vicriviroc Failed in Its Phase 3 Trials — and What It May Mean for Future Studies in HIV Treatment-Experienced People
aidsmap 21.02.2010: Merck will not seek vicriviroc licenses in treatment-experienced
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lukrativer ‚Nebenverdienst‘ – Pharmageld an Ärzte

Ärzte erhalten Geld von Pharmakonzernen – ein offenes Geheimnis. Doch – wie viel? In den USA kehrt zunehmend mehr Transparenz ein …

Pharmakonzerne zahlen Geldbeträge an Ärzte, für Beratungsleistungen und als Honorare für Vorträge. Die Tatsache an sich ist bekannt – doch wie hoch sind diese Leistungen? In den USA veröffentlichen nun Pharmakonzerne Aufstellungen ihrer Leistungen an ‚influential prescibers‘ im Internet.

Und – es geht bei den Zahlungen von Pharmakonzernen an Ärzte durchaus nicht nur um kleinere Beträge. Der 121-seitige Bericht des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK) zum Beispiel führt auch Ärzte  auf, die ‚Berater-Honorare‘ von annähernd 74.000$ oder ‚Honorare als Redner‘ von über 70.000$ erhalten haben – und dies nur im zweiten Quartal 2009, und nur in den USA.

Der größte Betrag innerhalb der drei Monate April, Mai und Juni 2009 ging an einen Spezialisten für die Behandlung von Asthma und Allergien – allein 99.375$ in 3 Monaten. Medikamente für Asthma und Allergien sind eines der Schwerpunkt-Geschäftsfelder von GSK.

Die Zahlungen als Redner oder Berater sind zudem nicht die einzigen Zahlungen, die GSK an Ärzte leistet. Die Internetseite des Pharmakonzerns führt unter der Kategorie „work with healthcare providers“ auch die Rubriken „Sponsoring und Zuwendungen“ sowie „Forschungs-Zuwendungen“ auf.

Vor GSK haben bereits die Pharmakonzerne Lilly und MSD ihre Zahlungen an Ärzte veröffentlicht, Pfizer wird demnächst folgen – in den USA. Ob derartige Transparenz irgendwann einmal auch für Deutschland zu erwarten ist?

Immerhin – auch für Patienten ist nicht uninteressant zu wissen, von welchem Konzern ihr Arzt welche Beträge erhält – schließlich geht es auch um die Unabhängigkeit des Behandlers und das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.

Denn – dass die Zahlungen der Pharmaindustrie völlig ohne Absicht, rein aus Philanthropismus erfolgen, steht wohl nicht zu erwarten. Schon der Begriff „influential prescibers“ erzählt viel über die Hintergedanken …

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weitere Informationen:
ft.com 14.12.2009: GSK’s $15m fees data go online
ft.com 20.10.2009: Merck pays $3m in speaker fees to US doctors
Lilly: Registry Report Payments Made Q1-Q2/2009
GSK: Fees Paid to US Based Healthcare Professionals for Consulting & Speaking Services 2nd Quarter 2009

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Kompetenznetz HIV – der steigende Einfluss der Pharmaindustrie

Das Kompetenznetz HIV/Aids sucht neue Wege der Finanzierung. Ein begehrter ‚Partner‘: die Pharmaindustrie, deren Einfluss im Kompetenznetz zunehmend steigt.

Das Kompetenznetz HIV/Aids sucht neue Wege der Finanzierung. Ein begehrter ‚Partner‘: die Pharmaindustrie, deren Einfluss im Kompetenznetz zunehmend steigt.

Es ist ruhiger geworden in den letzten Monaten um das Kompetenznetz HIV/Aids. Noch 2006 und 2007 wurde intensiv über laxen Umgang mit Patientendaten, über Kohortenstudie und Datenschutz-Probleme diskutiert, und Ende 2008 über die ominöse ‚Rektalstudie‘.

Inzwischen herrscht weitgehend Ruhe beim Thema ‚Kompetenznetz‘. Eine Ruhe, aus der man schließen könnte, alle Probleme seien gelöst, alle offenen Fragen beantwortet.

Doch – die Debatten wurden noch nicht zuende geführt. Viele Fragen sind noch offen. Und neue Fragen hinzu gekommen. Nicht nur interne wie die des Datenschutzes, sondern auch extern – die nach den Partnern. Besonders die nach der Rolle der Pharma-Industrie im Kompetenznetz HIV/Aids.

Heute „Kompetenznetz HIV – der steigende Einfluss der Pharmaindustrie“, am Freitag folgt der zweite Teil zur Frage, welche Rolle die DAH im Kompetenznetz hat.

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Die neue Rolle der Pharmaindustrie im Kompetenznetz HIV/Aids

Im Jahr 2008 hat das Kompetenznetz eine organisatorische Änderung erfahren, die zukünftig weitreichende Konsequenzen haben könnte: erstmals wurden Pharmaunternehmen aufgenommen.

Hierzu wurde das Konstrukt einer ‚Fördermitgliedschaft‘ neu eingeführt.
2008 wurden bereits die Pharmakonzerne Abbott und MSD Mitglied mit einem jährlichen ‚Förderbeitrag‘ in Höhe von je 10.000€, 2009 wurden zudem Boehringer Ingelheim und Essex als ‚Fördermitglied‘ aufgenommen.

Doch der Arm der Pharma-Industrie reicht inzwischen weiter hinein in das Kompetenznetz HIV. Nicht nur in Form von ‚Fördermitgliedschaften‘ ist die Pharmaindustrie beteiligt, sondern seit Kurzem auch direkt finanziell in Projekte und die Nutzung von Ergebnissen eingebunden:

Zum Kompetenznetz-Projekt ‚Resistenzdatenbank‘ vermeldet das Kompetenznetz selbst Ende 2008:

„Nun konnte das Kompetenznetz selbst mit der Firma Virco einen Partner finden, der das Projekt mitfinanziert.“

Virco, ein 1995 gegründetes Unternehmen, das Verfahren zur Interpretation von Resistenztests entwickelt und anbietet, ist ein Teil des 1994 gegründeten Unternehmens Tibotec (u.a. HIV-Medikamente Prezista®, Intelence®). Tibotec wiederum ist (über Janssen-Cilag) seit April 2002 Bestandteil des internationalen Pharmakonzerns Johnson & Johnson.

Der Preis für die Unterstützung Vircos?

„Als Gegenleistung für die Finanzierung der Resistenzdatenbank erhält Virco die pseudonymisierten Sequenzdaten sowie einen eingeschränkten Satz relevanter klinischer Daten“, berichtet ‚Kompl@t‘, der Newsletter des Kompetenznetzes.

Die Pharmaindustrie ist also inzwischen weit mehr als „nur“ Fördermitglied, die Pharmaindustrie gelangt vielmehr längst in der Rolle eines bedeutenden Finanziers von Projekten. Zudem partizipiert sie direkt an den Ergebnissen.

Diese Entwicklung vollzieht sich nicht grundlos. Hintergrund dieser Entwicklungen ist das Bemühen des Kompetenznetzes HIV, den Anteil der Drittmittel-Förderung auszubauen.

Dieses Bemühen des Kompetenznetzes HIV/Aids um Drittmittel war notwendig geworden, nachdem der Bund ankündigte, nach Ablauf der dritten Förderperiode 2010 keine weiteren öffentlichen Mittel bereit zu stellen. Zwar enthielt erst jüngst ein Antrag der FDP-Bundestagsfraktion (21. Januar 2009) zur Aids-Forschung auch einen Appell, die zukünftige Förderung des Kompetenznetzes durch das Forschungsministerium sicherzustellen. Diesem Begehren wird derzeit aber nur geringe Aussicht auf erfolg eingeräumt.

Angesichts der Mittel-Situation wird die Pharmaindustrie zukünftig ein noch begehrterer Partner des Kompetenznetzes HIV werden. Ein Partner, der weit mehr sein wird als nur Fördermitglied. Ein Partner, der wesentlich zur Finanzierung des Kompetenznetzes HIV beitragen wird. Ein Partner, der zunehmend an den Ergebnissen der Projekte teilhaben wird. Und ein Partner, der zunehmend versuchen dürfte, auch auf die Ausrichtung des Kompetenznetzes und seiner Forschungsprojekte Einfluss zu nehmen.

Dies ist eine Entwicklung, die sicher auch die Bundesregierung verursacht durch ihr Beharren auf einem Auslaufen der öffentlichen Förderung.
Es ist jedoch in jedem Fall eine Entwicklung, die so nicht im Interesse der Menschen mit HIV und Aids sein dürfte. Ein stärkerer Einfluss der Pharmaindustrie dürfte immer auch bedeuten, dass Interessen an kommerzieller Verwertbarkeit der Ergebnisse stärkere Bedeutung gewinnen. Dass dies nicht unbedingt Patienteninteressen entspricht, zeigen allein schon die zahlreichen Beispiele von Substanzen, deren Erforschung nicht oder nur unter äußerst erschwerten Umständen möglich war – weil eine Patentierbarkeit unmöglich, eine lukrative kommerzielle Verwertung unwahrscheinlich war – obwohl eine Erforschung im Interesse von HIV-Positiven gewesen wäre.

Ein Kompetenznetz HIV/Aids, in dem die Pharmaindustrie eine immer stärkere Rolle einnimmt – kann das im Interesse von Menschen mit HIV sein? Und wie müssten, sollten sie sich daran beteiligen – oder nicht?

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Teil 2 am Freitag, 27.2. beschäftigt sich mit der Rolle der DAH im Kompetenznetz

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