Reinhold Schulte ist neuer Vorsitzender des Stiftungsrates der Deutschen AIDS-Stiftung

Der Vorsitzende des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV), Reinhold Schulte, leitet künftig den Stiftungsrat der Deutschen AIDS-Stiftung. Er wurde von der PKV, einem der drei Urstifter der Deutschen AIDS-Stiftung, für dieses Amt benannt. Die beiden anderen Urstifter, das Deutsche Rote Kreuz und Pfarrer Rainer Jarchow, erneuerten die Berufung ihrer Vertreter Dr. Karl Demmer und Dr.Ute Canaris. Beide sind damit weiterhin stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates. Neu in das Gremium gewählt wurde Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Gesundheit.

Als weitere Mitglieder wurden wiedergewählt: Christian Boehringer, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der C.H. Boehringer Sohn AG & Co. KG; Dr. Elisabeth Chowaniec, Oberkirchenrätin der Nordelbisch Ev.-lutherischen Kirche; Dr. Walter Döllinger, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW.

Der 1948 im Sauerland geborene Reinhold Schulte, zugleich Chef der Signal-Iduna-Gruppe, setzt das bis ins Gründungsjahr der Stiftung zurückreichende Engagement der PKV bei der AIDS-Prävention und der Hilfe für Betroffene fort. Er folgt auf den früheren Vorsitzenden des PKV-Verbandes und Vorsitzenden der Aufsichtsräte der Debeka-Versicherungen, Peter Greisler, der den Stiftungsrat neun Jahre lang leitete. Bei der konstituierenden Sitzung in Dortmund dankten der Vorsitzende und seine Stellvertreter Peter Greisler herzlich für seine hervorragenden Verdienste um die Stiftung und die AIDS-Arbeit schlechthin.

Der Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung, Dr.Christoph Uleer als ehrenamtlicher Vorsitzender und Dr. Ulrich Heide als geschäftsführendes Vorstandsmitglied, begrüßt das Engagement der neuen und wiedergewählten Stiftungsratsmitglieder, die einschließlich des Bundesgesundheitsministers ihre Mitarbeit fest zugesagt haben. Auch in den für das Thema und die Spendenakquise schwieriger gewordenen Zeiten sieht er gute  Voraussetzungen für ein weiterhin erfolgreiches Wirken der Stiftung gegen AIDS und dessen Folgen.

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Stiftung)

Stephanie Schmidt ist tot

Am 22. Januar starb Stephanie Schmidt, langjährige JES-Aktivistin.

Stephanie Schmidt, Mutter zweier Kinder, engagierte sich seit Mitte der 1990er Jahre für akzeptierende Drogenarbeit und für die Interessen drogengebrauchender Menschen mit HIV. Stephanie arbeitete hauptamtlich in der Aids-Hilfe Braunschweig und war u.a. engagiert bei JES (sowohl lokal als auch als Bundessprecherin).

Stephanie Schmidt (c) Dirk Schäffer
Stephanie Schmidt (c) Dirk S.

Ich habe vor einigen Jahren mit Stephanie Schmidt eine Zeit lang enger zusammen gearbeitet, im Rahmen des Community Boards beim Deutschen Aids-Kongress 1999 in Essen. Ich habe dabei Stefanie sehr zu schätzen gelernt – ihre offene, dem Leben zugewandte Art, ihre Fähigkeit sich auch in andere Menschen und ihre Anliegen hinein zu denken – und vor allem ihre Fähigkeit, die Belange drogengebrauchender Menschen mit HIV verständlich zu machen und aktiv und engagiert zu vertreten. Durch Stephanie lernte ich ein wenig Einblick zu bekommen, zu verstehen aus Welten, die mir eher fremd schienen.

Solidarität der Betroffenengruppen – Stefanie lebte sie. Danke!

siehe auch:
DAH-Blog 03.02.2010: Nachruf auf Stephanie Schmidt
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Südafrika: Ex-Gesundheitsministerin gestorben

Manto Tshabalala-Msimang, die ehemalige Gesundheitsministerin Südafrikas, ist tot.

Tshabalala-Msimang starb Presseberichten zufolge am 16.12. an den Spätfolgen einer Lebertransplantation.

Tshabalala-Msimang war als Gesundheitsministerin höchst umstritten. In ihrer Zeit fiel Südafrika im Kampf gegen Aids weit zurück. Wirksame Medikamente gegen HIV hielt sie für ‚Teufelszeug des Westens‘. Für Hunderttausende Aids-Tote in Südafrika trage sie die Verantwortung, warfen ihr Kritiker nicht nur von TAC vor.

Wegen ihrer seltsamen Aussagen zu HIV und Aids wurde Tshabalala-Msmimang auch „Dr. Rote Beete“ genannt – sie hatte jahrelang von antiretroviraler Therapie gegen HIV abgeraten und stattdessen jahrelang Zitronensaft, Olivenöl, Knoblauch und Rote Beete empfohlen.

Im November 2008 war Barbara Hogan als neue Gesundheitsministerin und Nachfolgerin von Tshabalala-Msmimang ernannt worden. Sie leitete unverzüglich eine neue Aids-Politik des Landes ein.

Professor Francois Venter, Präsident der südafrikanischen HIV-Ärzte-Vereinigung, sagte der Familie solle die Möglichkeit zu stiller Trauer gegeben werden, öffentliche Trauerbezuegungen sollten sich jedoch angesichts der unzähligen Toten auf ein Minimum beschränken:

„The family should be allowed to grieve in privacy. Equally, political leaders should keep eulogizing to a bare minimum, to respect the large number of people who died unnecessarily of HIV or who suffered at the hands of a decimated health system.“

weitere Informationen:
Mail & Guardian 16.12.2009: Manto Tshabalala-Msimang dies
allafrica.com 16.12.2009: Manto Tshabalala-Msimang is Dead
SAPA16.12.2009: Manto’s death: All the reaction
HIV, Aids and HOPE 17.12.2008: Manto and her legacy …
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Silke Klumb neue DAH-Geschäftsführerin

Die Deutsche Aids-Hilfe DAH hat eine neue Geschäftsführerin – Silke Klumb.

Silke Klumb wird ab 1. Februar 2010 neue Geschäftsführerin der Deutschen Aids-Hilfe.

>Silke Klumb (Foto: DAH)
Silke Klumb (Foto: DAH)

Bisher ist Silke Klumb in der DAH Abteilungsleiterin Migration, Frauen, Drogen, Haft, Internationales und Leiterin des Fachbereichs Migration.

Die Diplompädagogin Klumb (40) wird gemeinsam mit Peter Stuhlmüller das neue Führungsduo auf Dachverbandsebene bilden.

Bundesvorstand Carsten Schatz: „Der DAH-Vorstand freut sich sehr auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Silke Klumb und Peter Stuhlmüller.“

Pionier der Aids-Forschung Joel Weisman gestorben

Joel Weisman, ein Internist aus Los Angeles erkannte bereits 1980 eine Häufung von Krankheitssymptomen bei schwulen Männern. Zusammen mit Dr. Michael Gottlieb berichtete Weisman erstmals im Wochenreport des Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta (der nationalen Gesundheitsbehörde) über fünf Fälle einer seltenen Lungenentzündung, hervorgerufen durch einen für gesunde Menschen eigentlich harmlosen Keim. Diese Erwähnung gilt allgemein als der erste wissenschaftliche Bericht über die Immunschwächekrankheit Aids.

Joel Weisman widmete sich weiterhin dem Kampf gegen Aids, 1983 wurde er Gründungsmitglied des Aids Projects Los Angeles. 1991 verlor er seinen Partner Timothy Bogue, mit dem er zehn Jahre zusammen war, an Aids. Wie sein Lebensgefährte Bill Hutton nun mitteilte, starb Joel Weisman am 18. Juli 2009 nach monatelanger Krankheit an einem Herzleiden.

[Dank an samstagisteingutertag für die Erlaubnis zur Übernahme des Artikels!]

Meldung auf Advocate.com
Würdigung auf der Seite des Aids Projects L.A:
Randy Shilts im Spiegel über die Entstehungsgeschichte der Aids-Epidemie
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POZ 24.07.2009: Pioneering AIDS Physician Joel Weisman Dies
LA Times 23.07.2009: Dr. Joel D. Weisman dies at 66; among the first doctors to detect AIDS
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Cori Obst geb. Tigges – Bundesverdienstkreuz für ein offensives Leben mit HIV

Am Mittwoch, 27. Mai 2009 wird Cori Obst (geb. Tigges) das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht.

Der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung überreichte Cori Obst das Bundesverdienstkreuz. Mit der Auszeichnung werden ihr langjähriges Engagement zu HIV und AIDS, insbesondere ihr lokales und bundesweites Eintreten für die Lebenssituation und die Interessen von Frauen mit HIV und AIDS gewürdigt.

Cori Obst (geb. Tigges) Foto: Aids-Hilfe NRW
Cori Obst (geb. Tigges) Foto: Aids-Hilfe NRW

Frau Cori Obst hat sich nach ihrer HIV-Diagnosemitteilung 1991 sehr bewusst für ein Engagement in der Öffentlichkeit, der Positivenselbsthilfe und in der AIDS-Hilfe Wuppertal entschieden. Als heterosexuelle Frau musste sie feststellen, dass in den AIDS-Hilfen, aber auch in der Gesellschaft, die Realität von Frauen mit HIV und AIDS vernachlässigt wurde. An ihrer eigenen Biografie machte sie erfahrbar, dass eine HIV-Infektion jeden treffen kann.

Stewart Lindemann, Vorstand der AIDS-Hilfe Wuppertal, würdigt das Engagement von Cori Obst: „Ihr öffentliches Auftreten gab Frauen mit HIV ein Gesicht. Sie brach mit der gesellschaftlichen Verdrängung, dass HIV nur eine Krankheit der Schwulen und Drogengebraucher sei. Ihr mutiges und streitbares Auftreten verstörte die Gesellschaft – und ermutigte zugleich andere HIV-positive Frauen. Cori Obst hat unschätzbaren Anteil daran, dass sich der Fachschwerpunkt Frauen und AIDS in der Wuppertaler AIDS-Hilfe, im Landesverband der AIDS-Hilfen in NRW und im Dachverband der Deutschen AIDS-Hilfe etablierte.“
Cori Obst war von 1994 – 1998 Vorstandsmitglied der AIDS-Hilfe NRW und hat wesentlich den Fachbereich Frauen im Landesverband geprägt. Auch als Interviewgast in diversen Talkshows (Biolek, Hans Meiser, Bettina Böttinger…) zeigte Cori, dass HIV-positive Frauen politisch, selbstbewusst und gesellschaftlich engagiert sind.

Auch die Deutsche AIDS-Hilfe DAH gratuliert Cori Obst herzlich zur Auszeichnung. „Sie gibt den Frauen eine selbstbewusste Stimme und politisches Gewicht“, sagt Sylvia Urban vom Vorstand. „Durch ihr mutiges, kämpferisches und manchmal auch streitbares Auftreten hat sie vielen Frauen Mut gemacht.“

Cori Obst widmet ihr Bundesverdienstkreuz allen lebenden Menschen mit HIV und AIDS. Ihre Botschaft „Wir HIV-Positiven können etwas verändern. Bundespräsident Horst Köhler sagte anlässlich der Feiern zu 60 Jahren Verfassung der Bundesrepublik: Das Grundgesetz lebt von den Menschen, die es mit Inhalt füllen. Das Grundgesetz gilt daher für Menschen mit HIV und AIDS wie für alle anderen auch. Bürgerrechte müssen für alle gewahrt sein, jenseits von Serostatus, Hautfarbe und Religion.“

weitere Informationen:
termabox 27.05.2009: Laudatio auf Cori Obst zum Bundesverdienstkreuz
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Michel Sidibe neuer UNAIDS-Direktor

Michel Sidibé wird neuer Direktor von UNAIDS und Nachfolger des scheidenden Peter Piot.

Michel Sidibé, neuer UNAIDS-Direktor (Foto: UNAIDS)
Michel Sidibé, neuer UNAIDS-Direktor (Foto: UNAIDS)

Ende des Jahres 2008 beendet der bisherige UNAIDS-Direktor Peter Piot seine Amtszeit. Nun wurde anlässlich des Welt-Aids-Tags von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon der neue Generaldirektor benannt – Michel Sidibé, bisheriger stellvertretender Leiter.

Sidibé (56) stammt aus Mali und hat vor seiner Zeit bei UNAIDS 14 Jahre lang beim Kinderhilfswerk der Vereinten Natiuonen UNICEF gearbeitet.

UNAIDS: vier Kandidaten als Nachfolger von Piot

UNAIDS-Direktor Peter Piot beendet im Dezember diesen Jahres seine Amtszeit. Vier Kandidaten stehen für seine Nachfolge in der engeren Auswahl.

Peter Piot, derzeit Direktor von UNAIDS (Foto: Imperial College London)
Peter Piot, derzeit Direktor von UNAIDS (Foto: Imperial College London)

Seit ihrer Gründung 1995 ist Peter Piot „Executive Director“ der Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS. Ende Dezember 2008 endet seine Amtsperiode. Bereits im Juni bei der UN-Generalversammlung zu HIV/Aids (2008 High Level Meeting on Aids) hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon angekündigt, Piot werde nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen.

UNAIDS hat nach Bekanntwerden des Rückzugs Piots eine Findungskommission eingesetzt. Diese wählte aus 117 Bewerbungen sieben Kandidaten für nähere Interviews aus. Vier Kandidaten empfiehlt das UNAIDS Programm-Koordinierungs-Board für die endgültige Wahl:

Tim Barnett ist seit 1996 Mitglied des Parlaments von Neuseeland (Labour Party). Früher arbeitete er für Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) insbesondere in Großbritannien.

Stefano Bertozzi ist Aids-Forscher und Gründungsdirektor der Abteilung für Gesundheits-Ökonomie und -Politik an Mexikos Institute of Public Health. Er ist zudem Mitglied einer Arbeitsgruppe des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.

Michel Sidibe ist derzeit Vertreter des Direktors von UNAIDS. Er arbeitet seit 20 Jahren für die Vereinten Nationen.

Debrework Zewdie ist Direktorin des Global HIV/Aids Program der Weltbank. Sie war an der Bildung des Multi-Country HIV/Aids Program der Weltbank beteiligt.

Die Entscheidung über den nächsten Direktor von UNAIDS wird im Programm-Koordinierungs-Board gefällt, letztlich mit der Stimme des Vorsitzenden (derzeit der US-Vertreter). Ernannt wird der neue Vorsitzende von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Peter Piot will wieder zurück in eine akademische Laufbahn. In einer Pressemitteilung heißt es, er werde Direktor des neuen Institute of Global Health des Inperial College London.

Jesse Helms tot

Im Alter von 86 Jahren ist am 4. Juli 2008 der frühere US-Senator (Republikaner) Jesse Helms gestorben.

Jesse Alexander Helms war einer der aggressivsten Kämpfer gegen Rechte von Schwulen und Lesben in den USA. Vielen nicht nur in den USA galt er als Inkarnation des Begriffs ‚Homophobie‘. Und wenig überraschend war Helms auch ein Vertreter einer ganz und gar nicht liberalen Aids-Politik.

Jesse Helms sprach sich u.a. lange gegen eine staatliche Förderung der Aids-Forschung aus. Und eine der bekanntesten „Erfolge“ von Helms ist – das Einreiseverbot für Menschen mit HIV und Aids in die USA. Das wurde nämlich als sogenantes „Helms Amendment“ (benannt nach seinem Initiator) im Juli 1987 eingeführt (durch das Helms-Amendment wurde HIV in die Ausschluß-Liste der Einreiseregelungen des US Public Health Service aufgenommen [1]). Es wurde 1993 Gesetz.
Das durch Helms begründete HIV-Einreiseverbot besteht trotz zahlreicher nationale rund internationaler Proteste bis heute …

Aufgrund seiner aggressiv gegen die Interessen von Menschen mit HIV und Aids gerichteten Politik wurde Helms auch zur Zielscheibe von Aktionen von ACT UP. Auch Aktionen, die ACT UP gegen den damaligen Zigaretten-Konzern Philipp Morris durchführte, waren darin begründet, dass dieser Konzern Jesse Helms damals finanziell umfangreich förderte.

Auch politische Widersacher als Menschen zu respektieren halte ich für mich persönlich für eine Grundlage politischer Arbeit. Jesse Helms allerdings hat so viel Hass gesät, so unendlich viel Schaden angerichtet, agitiert und gekämpft gegen Lesben und Schwule, gegen Menschen mit HIV und Aids – es wäre wirklich geheuchelt, würde ich jetzt Trauer zeigen angesichts seines Todes.

[via boxturtlebulletin]

[1] Senate Record Vote Analysis (1987) ‚Supplemental appropriations/AIDS testing for immigrants‘, 100th Congress, 1st session, June 2,Vote No. 142 auf www.senate.gov

Baba, Hubert

Vor einigen Tagen. In der Post der letzten Tage habe ich die Zeitungen und Zeitschriften beiseite gelegt, auf den Lesestapel. Erst gestern Abend, beim Blättern im Wiener „Xtra!“, sehe ich die große, schwarz gerahmte Meldung „In memoriam Dr. Hubert K. Hartl“.

Mitte der 1990er Jahre. Ein österreichisches Unternehmen (das heute längst in einem US-Konzern untergegangen ist) forschte an der Entwicklung von Impfstoffen gegen HIV. Und hatte sich auf die Fahnen geschrieben, bei einer großen, europaweiten Studie auch die Vertretung der Interessen von Patienten zu realisieren, in Form eines ‚Community Advisory Boards‚.

So lernte ich Hubert Hartl kennen. Genauer, Dr. Hubert K. Hartl. Denn in Wien hat ja jeder mindestens einen Titel, lieber zwei. Hubert bestand nie auf seinen ‚Dr.‘ – begrüßte aber schmunzelnd jeden Kneipenwirt, bei dem wir abends ausgingen, mit „Servus, Herr Gastronomierat“.

Hubert war wohl das, was man einen Multi-Aktivisten nennen darf, engagiert auf den vielfältigsten Ebenen der österreichischen und europäischen Hämophilen-, Hepatitis- und HIV-Communities. Unter anderem war zuletzt er Geschäftsführer der Österreichischen Hämophilie-Gesellschaft und im Vorstand der European Haemophilia Organisation.

Hubert war nicht immer ein leichter, unkomplizierter Partner bei der Vertretung von Patienteninteressen, und nicht immer teilten wir die gleichen Sichtweisen. Immer aber war er sehr engagiert bei der Vertretung der Interessen von Patienten im allgemeinen und der Hämophilen insbesondere.
Ich habe an Hubert Hartl neben dieser Ernsthaftigkeit und Authentizität seines Engagements immer geschätzt, wie unbefangen und vorbehaltlos er anderen Communities begegnete, er, der Familienvater mit drei Töchtern, besonders wenn er abends mit einer Schar schwuler Männer ‚um die Häuser zog‘. Berührungsängste waren ihm fremd.

Dr. Hubert Hartl verstarb am 18. Januar 2008 im Alter von 45 Jahren während eines Treffens der Österreichischen Hämophilie-Gesellschaft im Krankenhaus Innsbruck an akutem Leberversagen.

Servus Hubert, und baba …