Namibia : Sterilisation HIV-positiver Frauen gegen ihren Willen, so Gericht

Drei HIV-positive Frauen wurden in Namibia ohne ihre vorherige informierte Einwilligung (informed consent) sterilisiert, bestätigte heute ein Richter. Allerdings sah er keinen Zusammenhang mit ihrem HIV-Status. Über die Höhe von Schmerzensgeld oder Schadenersatz soll später entschieden werden.Dies berichtet die BBC.

Die drei Frauen hatten sich für einen Kaiserschnitt entschieden, um das Risiko einer HIV-Übertragung auf ihr Kind zu reduzieren. Nach Angaben der Anwälte wurde den Frauen gesagt, der Kaiserschnitt könne nur durchgeführt werden, wenn sie sich gleichzeitig für eine Sterilisation entscheiden.

Das Gesundheitsnministerium betrsiott, dass es Anweisungen gebe, HIV-positive Frauen zu sterilisieren. Eine Vertreterin des Southern Africa Litigation Centre (SALC) hingegen betionte, die aktuellen drei Fälle seien nur „die Spitze des Eisbergs“. Viele HIV-positive Frauen würden in Namibia ohne ihre Einwilligung sterilisiert.

Namibia hatte mit Wirkung ab 1. Juli 2010 seine zuvor bestehenden Einreisebeschränkungen für HIV-Positive aufgehoben.

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BBC 30.07.2012: Namibia judge backs sterilised women
IRIN 30.07.2012: NAMIBIA: Partial victory for HIV-positive sterilized women
Aids2012: Seeking Justice: Litigating the Forced Sterilization of Women Living with HIV – Panel Discussion

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I party. I bareback. I’m positive. I’m responsible. – Fotos der Aktion von Aids Action Now! in Washington

Die kanadische Aktionsgruppe ‚Aids Action Now!‘ war auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington u.a. mit ihrer Kampagne ‚I party. I bareback. I’m positive. I’m responsible.‘ (etwa: Ich feiere. Ich habe Sex ohne Kondom. Ich bin HIV-positiv. Ich verhalte mich verantwortunsgbewusst.) präsent.

Der Artikel über diese Aktion der kanadischen Gruppe ‚Aids Action now!‘ (ondamaris 25.07.2012: Bareback / Sex ohne Kondom kann verantwortungsvoller Sex sein – Kunstkampagne wendet sich gegen Kriminalisierung) hat viele Nachfragen verursacht – aus diesem Grund bin ich sehr froh, das Olivier mir zahlreiche weitere Fotos zur Verfügung gestellt hat, die einen Euindruck von der Arbeit der Gruppe und der Präsenz während der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington vermitteln.

Die Themen der Kampagne von ‚Aids Action now!‘ reichen von Kriminalisierung HIV-Positiver über HIV-positive Frauen und Sex bis Bareback / kondomfreier Sex und Viruslast-Methode sowie der Situation HIV-Positiver in Haft:

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Merci à Olivier pour les photos!

Mikrobizid versagt in Studie

Ein Mikrobizid-Gel, das das antiretrovirale Medikament Tenofovir enthält, hat in einer Studie versagt. Ein entsprechender Studien-Arm wurde abgebrochen.

Eine grosse Studie mit einem Gel, das den Wirkstoff Tenofovir enthält und das auf seine Tauglichkeit zur Prävention von HIV-Übertragungen getestet wurde, wurde vorzeitig abgebrochen. Im Studien-Arm mit Tenofovir als Mikrobizid wurden nicht mehr HIV-Übertragungen verhindert als in dem Arm, der Pzaebo enthielt.

Im Rahmen der VOICE-Studie (Vaginal and Oral Interventions to Control the Epidemic) wurden 5.029 Frauen in Südafrika, Simbabwe und Uganda untersucht. VOICE ist eine der größten derzeit stattfindenden Präventions-Studien mit einem Mikrobizid. Durchgeführt wurde die Studie von dem US-Forschungs-Konsortium Microbicide Trials Network (MTN). Untersucht wurden drei Arten der medikamentösen Prävention: Tenofovir als orales Medikament (Prä-Expositions-Prophylaxe, PrEP) oder als Wirkstoff in einem vaginalen Gel (Mikrobizid) sowie Tenofovir plus Emtricitabine als orales Medikament. Beides (Gel und Pillen) sollte unabhängig von sexueller Aktivität täglich angewandt / eingenommen werden.

Der Studien-Arm mit Tenofovir-Tabletten als PrEP war bereits Ende September 2011 abgebrochen worden. Eine Wirksamkeit oralen Tenofovirs zur Prävention von HIV-Übertragungen konnte in diesem Arm nicht gezeigt werden.

Nun wurde auch der Arm abgebrochen, der Tenofovir als vaginales Gel untersuchte. Das Data and Safety Monitoring Board (unabhängiges Expertengremium) der Studie hatte festgestellt, dass die HIV-Inzidenz in den beiden Studien-Armen mit Tenofovir-Gel und Plazebo nahezu identisch war. Unter Frauen, die Tenofovir Gel verwandten, traten 6,0 HIV-Infektionen pro 1.000 Frauen und Jahr auf, im Arm mit Plazebo 6,1. Sowohl der Tenofovir-Gel-Arm als auch der Plazebo-Gel-Arm der Studie wurden daraufhin gestoppt.

Einzig die beiden Studien-Arme mit Tenofovir plus Emtircitabine als Pille sowie Plazebo-Pillen werden fortgesetzt. Bisher ist geplant, diese Arme bis Mitte 2012 laufen zu lassen, Studienergebnisse werden für Anfang 2013 erwartet. Eine andere Studie mit Tenofovir plus Emtricitabine als PrEP zur Prävention der HIV-Übertragung (FEM-PrEP) war Ende April 2011 abgebrochen worden wegen mangelnder Wirksamkeit.

Tenofovir wird derzeit in mehreren Studien experimentell zur HIV-Prävention untersucht, auch als Mikrobizid. Tenofovir ist zur Behandlung der HIV-Infektion zugelasen und wird vom Pharmakonzern Gilead unter dem Handelsnamen Viread® vermarktet, es ist auch in Truvada® enthalten.

Das MTN Microbicide Trials Network hatte erst vor kurzem mitgeteilt, dass es in einer weiteren Studie erstmals ein Mirkobizid mit zwei Wirkstoffen untersucht.

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weitere Informationen:
aidsmap 25.11.2011: Microbicide gel fails to work in large international trial
aidsmap 29.09.2011: Tenofovir PrEP arm dropped in women’s HIV prevention trial
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Deutsche AIDS-Hilfe startet Internetportal für Frauen

Rechtzeitig zum Welt-Aids-Tag am 1.12. hat die Deutsche AIDS-Hilfe heute unter der Adresse www.frauenundhiv.info ein in Deutschland einzigartiges Internetportal zu frauenspezifischen Themen online gestellt.

Dazu sagt die Frauenreferentin der Deutschen AIDS-Hilfe, Marianne Rademacher: „Spezielle Informationen für Frauen waren im HIV-Bereich bisher Mangelware. Frauen mussten sie sich mühsam im Internet zusammensuchen. Unsere neue Website sorgt dafür, dass Frauen endlich Antworten auf alle ihre Fragen rund um HIV finden.“

Die Themen reichen dabei vom Kinderwunsch HIV-positiver Frauen über Wechselwirkungen von HIV-Medikamenten mit hormonellen Verhütungsmitteln bis hin zu speziellen Informationen zum Schutz vor HIV bei Sexarbeiterinnen. Auch Wissenschaft ist ein Thema, denn in der Forschung werden frauenspezifische Aspekte oft nicht genügend berücksichtigt, etwa wenn es um die Wirksamkeit von Medikamenten oder Nebenwirkungen geht.

www.frauenundhiv.info richtet sich an alle Frauen, die Interesse am Thema haben – gleich ob HIV-positiv oder HIV-negativ. Die Seite informiert Nutzerinnen in verschiedenen Rubriken wie „Übertragung & Schutz“, „Sexualität“, „HIV im Alltag“, „Behandlung“, „Lebenswelten“ sowie „Kinderwunsch und Schwangerschaft“. Weblinks ebnen den Weg zu weiteren Informationen, zum Beispiel auf anderen Websites und in Internetforen. Vertiefende Broschüren stehen zum Download bereit, können aber auch kostenlos in gedruckter Form bestellt werden.

Die Funktion eines roten Fadens übernehmen dabei rote Schuhe. Rote Stöckel kennen viele Frauen bereits aus verschiedenen Medien der Deutschen AIDS-Hilfe. Im neuen Portal gibt es nun ganz verschiedene Varianten – vom hochhackigen Lackschuh über Slipper und Chucks bis zum Latschen. So soll die Vielfalt der Nutzerinnen und ihrer Lebenssituationen zum Ausdruck kommen.

Idee, Konzept und Umsetzung der Seite entstanden in enger Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Frauen der Deutschen AIDS-Hilfe. Dort treffen sich regelmäßig Mitarbeiterinnen von Aidshilfen aus allen Bundesländern.

(Pressemeldung DAH)

Leben mit HIV – Broschüre für Frauen

Duie Deutsche Aids-Hilfe hat die eine kostenlose Broschüre zum Thema ‚leben mit HIV für Frauen‘ in einer Neu-Auflage herausgegeben.

Dioe DAH schreibt zu ihrer Broschüre

„In der Broschüre „positiv gesund leben – Informationen für Frauen mit HIV“ finden sich neben medizinischen Informationen zur HIV-Infektion und deren Behandlung auch andere wichtige Themen wie bspw. HIV am Arbeitsplatz, Berentung oder Schwerbehindertenausweis, Tipps zum Gesund- und fit bleiben. Des Weiteren werden Infoquellen zum Leben mit HIV genannt.“

positiv gesund leben
Informationen für Frauen mit HIV
DIN A5, 56 Seiten
online-Bestellung / Download hier

HIV und Sex: soll ich es sagen oder schweigen? – Gedanken einer HIV-positiven Frau

„Wie können wir HIV-positive Frauen mit dem Geheimnis „HIV-positiv“ umgehen, ohne auf Sex zu verzichten?“, fragt Saskia Schreiner, und ergänzt „Unser Leben ist stressig genug, daher sollte etwas, das Spaß und Befriedung bereitet nicht noch zusätzlich kompliziert sein.“

Doch – unkompliziert ist das Leben mit HIV nicht …

Der Text erschien zuerst im „Rainbow Magazin“ der Aids-Hilfe Stuttgart (Ausgabe 66 Frühjahr 2011).

HIV und Sex: soll ich es sagen oder schweigen? – Gedanken einer HIV-positiven Frau

Saskia Schreiner (Pseudonym)

Ich weiß nicht, wie es anderen ging. Als ich im sonnigen Monat August 2010 auf dem Weg zur Arbeit am Kiosk vorbeikam und bei einem flüchtigen Blick auf die Zeitungsständer die Schlagzeilen der Bild-Zeitung zum Prozess gegen die No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa las „HIV – Sex – Haft“, hat mich das nicht unberührt gelassen. Beim Lesen der Schlagzeilen oder der ausführlichen Berichte in der Stuttgarter Zeitung über die Details des Sexuallebens von Nadja Benaissa kam in mir eine bedrückte Stimmung auf, mehr noch, ich solidarisierte mich mit der Angeklagten und fühlte mich ebenfalls kriminalisiert. Warum ist das so?

Soll ich es sagen oder lieber schweigen?

HIV ist ein Tabu-Thema und wer als HIV-Infizierte ein sexuell erfülltes Leben lebt, hat gleich mehrere Probleme, vor allem dann, wenn man sich bewusst dafür entscheidet, die HIV-Infektion nicht öffentlich zu machen. Mir hat man vor 24 Jahren, im Alter von 28, die Diagnose HIV mitgeteilt. Ich habe mich dafür entschieden, meine Infektion nicht öffentlich zu machen. Die Hauptbeweggründe waren und sind vor allem beruflich bedingt, die Angst vor Diskriminierung am Arbeitsplatz und bei der Arbeitssuche, aber auch Angst vor Diskriminierung im alltäglichen Leben. Das Geheimnis für sich zu behalten, ist einfacher gesagt als getan, vor allem im Privatleben und in Partnerschaften. Nadjas Leben, zumindest wie es in der Presse wiedergegeben wurde, zeigt, wie schwierig es ist, als HIV-Infizierte etwas Normalität ins Leben zu bringen. Nicht nur ihr geht es so, sondern auch den vielen Infizierten hier in Deutschland und in aller Welt.

Ich frage mich: Was können wir HIV-positive Hetero-Frauen aus dem Prozess lernen? Wie können wir mit dem Geheimnis „HIV-positiv“ umgehen, ohne auf Sex zu verzichten? Unser Leben ist stressig genug, daher sollte etwas, das Spaß und Befriedung bereitet nicht noch zusätzlich kompliziert sein. Das ist es aber, denn HIV und Sex sind nicht voneinander zu trennen. Das zeigt der Prozess gegen Nadja sehr deutlich; die Bild-Zeitung hat das Tabu-Thema im Sommerloch schonungslos medial umgesetzt.

Ich finde es sehr mutig und authentisch, wie Nadja ihre Beziehungen und ihr Sexualleben beschreibt. Sie beschreibt damit erst mal nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich wird der Sachverhalt dadurch, dass sie weiß, dass sie HIV-positiv ist.

Nadja macht Mut über ein tabuisiertes Thema zu sprechen

Nach meiner HIV-Diagnose – das war in den 1980er Jahren, als Politiker wie Herr Gauweiler kundtaten, dass man HIV-Positive „wegschließen“ müsste – habe ich mir natürlich die Frage gestellt, ob Sexualität in einem Leben mit HIV überhaupt Platz hat. Ich habe mich dafür entschieden.

In den zurückliegenden 24 Jahren meines Lebens mit HIV und Sex gab es viele Situationen, die für mich und meine Partner nicht problemfrei waren. Ähnlich wie Nadja musste auch ich lernen, was es heißt, HIV und Sex als Normalität des eigenen Lebens zu akzeptieren. Ein Entkommen gibt es nicht. Bei diesem Thema ist man völlig auf sich selbst gestellt. Ich selbst habe lange gebraucht, für mich einen ’gehbaren’ Weg zu finden. Auch heute muss ich mir immer wieder Zeit für das Thema „HIV und Sex“ nehmen, denn Vorbilder gibt es hierzu kaum. Hinzu kommt, dass auch ich in einer Familie aufgewachsen bin, die nicht über Sex redet und über HIV schon gar nicht.

Meine Reaktion auf die Prozessschlagzeilen um Nadja hat mir gezeigt, wie verletzlich ich bin. Die Schwäche, die ich empfinde, die Opferhaltung, in die ich hineinrutsche, versuche ich in Stärke umzuwandeln, indem ich darüber schreibe. Schreiben ist für mich umso wichtiger, weil ich meine Krankheit geheimhalte und nicht über HIV sprechen kann – bis auf wenige Ausnahmen. Vor kurzem habe ich einer Freundin erzählt, dass ich HIV-positiv bin, denn sie fragte immer wieder nach: „Da ist doch irgendetwas, das dich belastet?“ Irgendwann, als wir zusammen im Auto saßen, habe ich es ihr gesagt. Ich weiß, dass mein Geheimnis bei ihr gut aufgehoben ist.

Als ’Nebenwirkung’ meiner allgemeinen Geheimhaltung habe ich eine gewisse Sprachlosigkeit zum Thema HIV und AIDS entwickelt. Hinzu kommt meine Erfahrung, dass es nicht einfach ist, mit Partnern über dieses Thema zu sprechen. In der Regel wird es kurz angesprochen, dann wird schnell das Thema gewechselt.

Der Medienrummel um Nadja hat mich bewogen, einige Erfahrungen aus meinem Leben mit HIV und Sex zu Papier zu bringen. Wichtig ist mir, daß wir den Mut haben, darüber außerhalb der Gerichtsräume zu sprechen und dabei eine Kultur entwickeln, die das Thema enttabuisiert. Das hilft uns selbst und darüber hinaus auch anderen.

Kurz zusammengefasst die Kerngedanken, die mir im Umgang mit HIV und Sex wichtig sind:

– Jede Beziehung und partnerschaftliche Situation ist anders. Daher gibt es keine Vorgehensweise, über HIV und Sex zu sprechen, die für alle und grundlegend richtig ist.

– Das Thema „HIV und Sex“ hat bei mir auch nach über 20 Jahren immer noch eine Stress-Komponente. Es liegt an mir, den Stress möglichst gering zu halten. Nur ich kann dafür sorgen. Nicht zu übersehen ist, dass Beziehungen – egal welcher Art – auch ohne HIV nicht stressfrei sind. In vielen Partnerschaften existiert eine gewisse Sprachlosigkeit beim Thema Sex; es fällt schwer, eigene sexuelle Wünsche zu äußern. Daher mag es hilfreich sein, wenn wir als Frauen mit HIV uns austauschen und gegenseitig unterstützen.
Da ich nicht bei der ersten sexuellen Begegnung weiß, ob dies der Partner fürs Leben ist, ob die sexuelle Beziehung ein „one-night-stand“ bleibt oder sich mehr aus dem Abend zu zweit entwickelt, liegt es an der Situation und der Person, ob ich es über die Lippen bringe und mich entscheide zu sagen „Ich bin HIV-positiv“.
Wenn ich es nicht sage, erwächst es häufig aus dem Gedanken „Was geschieht, wenn mein Partner mein Geheimnis kennt? Was ist, wenn er es anderen erzählt?“ Diese Angst ist real, denn vor Diskriminierung im Freundeskreis, in der Verwandtschaft und am Arbeitsplatz ist keine/r sicher.

Ein weiterer Gedanke, der dazu führt, es zu verschweigen, ist: „Was tue ich, wenn die Person, mit der ich Sex haben möchte, sich von mir abwendet, wenn ich ihr sage, dass ich HIV-positiv bin?“ Das tut weh und in einer Stimmung emotionaler Nähe und Sehnsucht kann es passieren, dass man das existierende Risiko verdrängt. Was passiert dann? Spätestens am nächsten Morgen beim Aufwachen beginnt ein Tag voller Sorge und Panik. Es kostet sehr viel Kraft, diese belastenden Situationen auszuhalten.

Ein weiterer Gedanke bestimmt manchmal das Vorgehen: „Meine Viruslast ist so gering, da bin ich als Frau auf der sicheren Seite und werde wohl kaum den Partner anstecken.“ So kann ungeschützter Geschlechtsverkehr begründet werden, jedoch mit den gleichen Sorgen und Ängsten am nächsten Tag.

– Manchmal denke ich auch: „Warum muss ich die ganze Verantwortung und Belastung tragen, mich und den anderen zu schützen? Ist nicht die andere Person für das eigene Tun verantwortlich, wenn sie nicht auf ein Kondom besteht?“

– Wenn möglichst wenig Personen von meiner Infektion erfahren sollen und ich mir das belastende Für und Wider beim kuscheligen Beisammensein ersparen möchte, dann genieße ich Sex, vor allem Schmusen, oralen Sex, lecken, knutschen etc. – und da können locker mal zwei Stunden tollster Zweisamkeit vergehen. Wenn es zum Geschlechtsverkehr kommt, habe ich das Kondom bei der Hand. Wenn ich hier proaktiv vorgehe, habe ich bisher keinen Mann erlebt, der das nicht akzeptiert, wenn auch zähneknirschend. Das ist für mich die einfachste und stressärmste Variante von Sex mit HIV, denn sie verhindert – so die aktuelle Gesetzeslage -, dass ich mich wegen Körperverletzung und Ansteckung strafbar mache.

– Meine Erfahrung ist, dass es auch in mehrjährigen eheähnlichen Partnerschaften nicht einfach ist, mit Männern über das Thema HIV und Sex zu sprechen. Immer muss ich das Thema vorbringen, muss ich einschätzen, wann eine Situation passt, um etwas, das mich bewegt oder bedrückt, anzusprechen.

Solange HIV und AIDS tabuisiert und kriminalisiert wird, wird sich zu diesem Thema wohl kaum jemand offen äußern – auch ich werde es nicht tun. Wie Nadja habe auch ich über Sex und das Risiko einer Infektion mit meinem Arzt immer wieder besprochen, nicht aber mit allen meinen Partnern. Ich habe medizinische Studien gelesen, bin zu Vorträgen zu diesem Thema gegangen und bin froh um die Angebote der AIDS-Hilfe und AIDS-Stiftung. Die Verantwortung für mein eigenes Handeln nimmt mir aber niemand ab und die Gesellschaft, in der ich lebe, ist, wie sie ist.

Für HIV-Positive ist das Thema „HIV und Sex“ Teil ihres Lebens. Wie der Prozess gegen Nadja zeigt, ist dies für Nichtbetroffene beziehungsweise diejenigen, die ihren HIV-Status nicht kennen, keineswegs der Fall.

Ich habe einige Wünsche an alle Beteiligten und die Gesellschaft:

  • Ich wünsche mir, dass Betroffene – einschließlich der Ärzte, Selbsthilfeorganisationen etc. – offener und unverkrampfter über HIV und Sex reden, sich austauschen und wenn möglich auch gegenseitig unterstützen. Dadurch gewinnen wir an Selbstbewusstsein und Lebensqualität.
  • Um dem Thema die Irrationalität zu nehmen, ist mehr Forschung, Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit erforderlich.
  • Eine HIV-Infektion führt aufgrund vieler Vorurteile eher zu Schweigen und zur Isolation als zu Offenheit. Unsere Gesellschaft braucht mehr Offenheit im Umgang mit HIV-Infizierten und tabuisierten Themen wie Sex und HIV. Darüber zu reden und zu schreiben ist eine Möglichkeit das Schweigen und die Isolation aufzubrechen.
  • Ich wünsche mir, irgendwann einmal nicht mehr den Druck zu verspüren, über ein Thema wie dieses unter einem Pseudonym zu schreiben.

Vielen Dank an ‚Saskia Schreiner‘ für den Text sowie an die Aids-Hilfe Stuttgart für die Genehmigung der Übernahme!

PrEP: Studie in Afrika mangels Wirkung vorzeitig abgebrochen (akt.4)

Eine Studie zur Prä-Expositions-Prophylaxe bei Frauen in Afrika ist vorzeitig abgebrochen worden. Es sei höchst unwahrscheinlich, dass die verwendete Medikamenten-Kombination bei der Prävention von HIV-Übertragungen effektiv sei, so die Begründung für den vorzeitigen Abbruch.

Nach einer planmäßigen Zwischen-Auswertung von Daten der ‚FEM-PrEP-Studie‘ stellte das Independent Data Monitoring Committee (IDMC) fest, die in der Studie verwendete Medikamenten-Kombination Emtricitabin (FTC) plus Tenofovir (Handelsname Truvada®) sei mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage, in der Studien-Population eine Wirksamkeit zur Verhinderung von HIV-Infektionen zu zeigen, selbst wenn die Studie bis zum ursprünglich geplanten Endpunkt und mit der ursprünglich geplanten Teilnehmerinnen-Zahl fortgesetzt werde.

Family Health International (FHI) als Träger der Studie hat sich darauf hin dazu entschlossen, die Studie geordnet zu beenden. Endgültige Auswertungen der Studienergebnisse lägen noch nicht vor, heißt es. Es sei derzeit nicht möglich zu sagen, ob Truvada geeignet sei zur Verhinderung von HIV-Infektionen bei Frauen.

„FHI subsequently concurred and has therefore decided to initiate an orderly closure of the study over the next few months. The final analyses have not yet been conducted. At this time, it cannot be determined whether or not Truvada works to prevent HIV infection in women.“

Im Rahmen der radomisierten, plazebokontrollierten Phase-III-Studie ‚FEM-PrEP‘, die FHI gemeinsam mit Forschungspartnern in Afrika durchführte, sollte untersucht werden, ob die Kombination von Emtricitabin und Tenofovir (Truvada®) geeignet ist, als Prä-Expositions-Prophylaxe bei HIV-negativen Frauen mit einem hohen HIV-Infektions-Risiko eine HIV-Infektion zu verhindern.

FHI bezeichnete die derzeitigen Daten und den Abbruch der Studie als enttäuschend. Es gebe eine Reihe von möglichen Gründen für dieses Ergebnis, darunter niedrige Therapietreue (Adhärenz), ein echtes Fehlen eines Effekts (im Gegensatz zu Männern), oder andere noch zu ermittelnde Gründe.

Die Studie hatte bisher 3.752 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren in Kenia, Südafrika und Tansania untersucht und 1.951 bereits in die Studie aufgenommen. Ursprünglich war die Teilnahme von insgesamt 3.900 Frauen vorgesehen. Bis 18. Februar2011  gab es unter den Studien-Teilnehmerinnen (die bis dahin durchschnittlich 12 Monate an der Studie teilgenommen hatten) eine Rate neuer HIV-Infektionen von 5%. 56 neue HIV-Infektionen wurden bei den Teilnehmerinnen diagnostiziert. Die Zahl der HIV-Neu-Diagnosen war in der Gruppe der Frauen, die Truvada® erhielten, gleich groß wie in der Gruppe der Frauen, die Plazebo (eine Pille ohne Wirkung) erhielten:

„As of February 18, the approximate rate of new HIV infections among trial participants was 5 percent per year. A total of 56 new HIV infections had occurred, with an equal number of infections in those participants assigned to Truvada and those assigned to a placebo pill.“

Besonders überraschendes Ergebnis der Studie: Frauen in der Truvada®-Gruppe wurden mit größerer Wahrscheinlichkeit schwanger als die in der Plazebo-Gruppe, obwohl alle hormonelle Kontrazeptiva nahmen. Bisher sind keine Wechselwirkungen zwischen Truvada® und hormonellen Kontrazeptiva bekannt.

Das britische HIV-Informations-Portal aidsmap bezeichnete es angesichts der von iPrEx überraschend deutlich abweichenden Ergebnisse von FEM-PrEP als eine Möglichkeit, dass antiretrovirale Medikamente in unterschiedlichen Populationen ein unterschiedliches Maß an Wirksamkeit zeigen. Damit könne der Präventions-Effekt deutlich vom Kontext abhängig sein:

„One possibility raised by the early closure of the FEM-PrEP study is that antiretroviral drugs may show different levels of effectiveness in preventing new infections according to the populations and locations in which they are studied. In other words, the prevention impact of antiretrovirals may be highly dependent on the context rather than on biological differences between the populations studied.“

Die US-Arzneimittelbehörde CDC reagierte auf die Studienergebnisse mit dem Hinweis, derzeit bestehe für die Anwendung von PrEP bei Frauen keine Grundlage:

„Given today’s results, CDC cautions against women using PrEP for HIV prevention at this time.“

Die Studie FEM-PrEP war finanziert worden von der U.S. Agency for International Development sowie der Bill & Melinda Gates Foundation. Die Medikamente stellte Hersteller Gilead zur Verfügung.

In zwei weiteren Studie wird derzeit das Konzept einer Prä-Expositions-Prophylaxe mit Truvada® bei Frauen untersucht:
– die ‚Partners‘-Studie untersucht 4.700 serodifferente Paare (Frau/Mann; serodifferent = ein HIV-Partner infiziert, der andere nicht) in Kenia und Uganda, Ergebnisse werden 2013 erwartet.
– Die ‚Vice‘-Studie vergleicht orales Tenofovir (Viread®), orales Truvada® und ein vaginales Gel mit Tenofovir bei 5.000 heterosexuellen Frauen in Südafrika, Uganda und Simbabwe; Ergebnisse werden ebenfalls 2013 erwartet.

Das Konzept einer Prä-Expositions-Prophylaxe (kontinuierlich oder zeitweise Aids-Medikamente nehmen vor einem möglichen Infektions-Risiko, um eine Infektion mit HIV zu verhindern) ist derzeit experimentell und auch unter Fachleuten umstritten.
Truvada® (Hersteller: Gilead) kostet in Deutschland derzeit 833,82 € (Monats-Packung mit 30 Tabletten). Für wenig entwickelte Staaten sind jedoch generische Versionen von Tenofovir und Emtricitabine (die Wirkstoffe von Tuvada®) erhältlich, die minimal nur 100€ pro Jahr kosten.

Erst im November 2011 hatte die ‚iPrEx-Studie für Aufmerksamkeit und Begeisterung gesorgt. Sie hatte bei HIV-negativen Männern eine 44%ige Schutzwirkung einer bestimmten Medikamenten-Kombination als PrEP gezeigt – aber auch viel Kritik und Fragen aufgeworfen.

Dennoch hatten die USA bereits kurz darauf vorläufige Richtlinien für PrEP vorgestellt. Das US-Magazin Time erklärte PrEP euphorisch zum ‚bedeutendsten medizinischen Durchbruch 2010‚. Auch die Europäer stellten ein Konzept-Papier zu PrEP zur Diskussion.

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Aktualisierung
18.04.2011, 21:00: Der Kurs der Aktie von Gilead, Hersteller von Truvada®, fiel nach Veröffentlichung des Studien-Abbruchs um 3,1%. (Bloomberg)
18.04.2011, 22:30: Der US-amerikanische Healthcare Provider Aids Healthcare Foundation forderte unterdessen, Gilead müsse seine  Zulassungsantrag von Truvada als PrEP stoppen.
19.04.2011, 09:30: Das US – National Institute of Allergies and Infectious Diseases (NIAID) betont, der Bedarf an weiterer Forschung auf diesem Gebiet sei offensichtlich. Man werde alle Teilnehmer der Vice-Studie (s.o.) über die Ergebnisse von FEM-PrEP informieren: „NIAID will continue with the VOICE study while informing all current participants about the FHI findings as soon as possible.“
Die International Aids Vaccine Initiative IAVI bezeichnete die Ergebnisse von FEM-PrEP als „enttäuschend“. Man habe in den vergangenen Monaten bedeutende Fortschritte auf diesem Gebiet gesehen. Trotz dieses Rückschlags trage FEM-PrEP auch zu einem besseren Verständnis von Prävention bei.

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weitere Informationen:
fhi 18.04.2011: FHI to Initiate Orderly Closure of FEM-PrEP
Fact Sheet zur FEM-PrEP-Studie (pdf, englisch)
FEM-PrEP Key Findings (pdf, englisch)
towleroad 18.04.2011: African Study of ‚Aids Prevention‘ Drug Truvada halted
aidsmap 18.04.2011: Study of HIV drug for prevention in women closes, judged unlikely to show effect
CBCnews 18.04.2011: AIDS prevention pill study halted
CDC 18.04.2011: Results of FEM-PrEP Clinical Trial Examining Pre-Exposure Prophylaxis (PrEP) for HIV Prevention Among Heterosexual Women
New York Times 18.04.2011: AIDS Prevention Pill Study Halted; No Benefit Seen
The Body 18.04.2011: PrEP Ineffective for Women? Study on Truvada for HIV Prevention Is Unexpectedly Cut Short
IAVI Blog 18.04.2011: Oral PrEP Trial in Women Stopped Early
NIAID 18.04.2011: The FEM-PrEP HIV Prevention Study and Its Implications for NIAID Research
Caprisa 18.04.2011: CAPRISA thanks FHI for important interim FEM-PrEP trial results
IAVI 18.04.2011: IAVI Responds to the News of Planned FEM-PrEP Trial Closure
DAH 19.04.2011: Präventionsstudie mit HIV-Medikamenten abgebrochen
Ärzteblatt 19.04.2011: Medizin Truvada: HIV-Präventions­studie gestoppt
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Was bedeutet HIV – Kriminalisierung für Frauen ?

Ein neu veröffentlichtes Paper des US- ‚Center for HIV Law and Policy‘ beschäftigt sich damit, wie sich die Kriminalisierung von HIV und HIV-Übertragung auf Frauen in den USA auswirkt.

Die Kriminalisierung der HIV-Übertragung führt zu einer Vielzahl von praktischen und juristischen Fragen – gerade auch für Frauen mit HIV. Hiermit setzt sich eine neue Broschüre des Centers for HIV Law auseinander.

Das Paper „What HIV Criminalization Means to Women in the U.S.“ des ‚Positive Justice Project‘ des ‚Centers for HIV Law and Pllicy‘ wendet sich direkt an Frauen mit und ohne HIV sowie ihre Anwälte. Neben grundlegenden Informationen über Kriminalisierung behandelt das Paper besonders deren Auswirkung auf HIV-positive Frauen und stellt Hilfsangebote vor.

Neben dem HIV-Law-Center selbst waren auch Frauen der ‚National Association of People with Aids‘ sowie des ‚Positive Women’s Network‘ an der Erstellung der Broschüre beteiligt.

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weitere Informationen:
Center for HIV Law and Policy / Positive Justice Project 09.02.2011: What HIV Criminalization Means to Women in the U.S. (pdf)
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Nationaler Aids-Beirat berufen – drei Expertinnen der GSSG dabei

Am 8. Februar 2011 fand in Berlin die konstituierende Sitzung des Nationalen Aids-Beirats (NAB) statt. Gaby Wirz, Fachbeirätin der Gemeinnützigen Stiftung Sexualität und Gesundheit (GSSG) wurde zur stell­vertre­tenden NAB-Vorsitzenden gewählt. Erster Vor­sitzender wurde der Mediziner Jürgen Rockstroh aus Bonn. Der NAB besteht aus 15 Sach­verständigen, die das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ehrenamtlich bei gesellschaftlichen und medizinischen Fragen zu HIV und Aids beraten.

Gaby Wirz ist Sozialpädagogin und ehrenamtlich im bundesweiten Netzwerk Frauen und Aids engagiert, haupt­amtlich führt sie die Geschäfte des Landesverbands der baden-württembergischen Aidshilfen. „Ich freue mich sehr auf die Arbeit im Nationalen Aids-Beirat“, sagte Wirz am Abend. „Der medizinische Fort­schritt stellt neue Anforderungen auch an Gesell­schaft und Politik und ich erwarte interessante Dis­kus­sionen.“

Unter den 15 Berufenen sind neben Wirz zwei weitere Aids-Expertinnen aus dem GSSG-Fachbeirat. Heidrun Nitschke leitet als Ärztin im Gesundheitsamt Köln die Beratungsstelle zu sexuell übertragbaren Krankheiten einschließlich Aids. Psychologin Ulrike Sonnenberg-Schwan koordiniert im Münchner Frauengesundheits­zentrum das Projekt „Positive Frauen“ und führt die Frauen-Sektion der Deutschen Aids-Gesellschaft.

Weitere NAB-Mitglieder sind die Mediziner Norbert Brockmeyer aus Bochum, Dominik Groß aus Aachen, Annette Haberl aus Frankfurt, Frank Kirchhoff aus Ulm, Reinhold Schmidt aus Hannover und Hans-Jürgen Stellbrink aus Hamburg. Weiterhin wurden die Theologen Stefan Alkier aus Frankurt und Rainer Jarchow aus Hamburg, die Pädagogin Silke Klumb und der Sozialwissenschaftler Rolf Rosenbrock aus Berlin sowie der Jurist Jochen Taupitz aus Mannheim in den NAB berufen.

„Das Bundesministerium hat überaus erfahrene und sachkundige Fachleute berufen“, lobt GSSG-Stifterin Harriet Langanke die multidisziplinäre Zusammensetzung, in der sich die einschlägigen Facheinrich­tungen ebenso widerspiegeln wie zivilgesellschaftliches Engagement.

Der NAB ist eines von 94 Gremien, die die verschiedenen Bundesministerien in Form von Stellungnahmen oder Gutachten beraten. Im Geschäftsbereich des BMG sind derzeit 13 Beratungsgremien tätig, darunter die Ständige Impfkommission oder die Ethik­kommission für Stammzellenforschung.

(Pressemitteilung der GSSG)

Zehn Gründe, warum die Kriminalisierung der HIV-Übertragung Frauen schadet

Gegen die Kriminalisierung der Übertragung von HIV sprechen zahlreiche Gründe. Besonders betroffen sind auch Frauen – darauf weist eine Veröffentlichung des ‚Athena Netzwerks‘ hin.

Eine Kriminalisierung der Übertragung von HIV dämmt die Ausbreitung von HIV nicht ein – aber sie untergräbt alle Bemühungen der Vorbeugung. Frauen allerdings sind von kriminalisierenden Gesetzen und Verfahren in besonderer Weise betroffen.

Ohnehin schon Mitglied einer marginalisierten Gruppe, haben Frauen, die als Prostituierte arbeiten oder Drogen konsumieren, proportional weniger und schlechteren Zugang zu HIV-Prävention wie auch zu HIV-Therapie und -Behandlung. Eine Kriminalisierung verstärkt das Stigma, dem sich diese Frauen sowieso schon ausgesetzt sehen, betont ein Paper der Organisation ‚Athenahttp://www.ondamaris.de/wp-admin/post.php?action=edit&post=22762&message=6‘.

‚Athena‘ ist ein Netzwerk von Gruppen und Einzelpersonen, das sich insbesondere für die Beachtung Gender-spezifischer belange im Kampf gegen Aids einsetzt.

Die Organisation wendet sich mit ihrem Paper explizit auch gegen die oft zu hörende Argumentation, eine HIV-Übertragung kriminalisierende Gesetze trügen zum Schutz von Frauen bei. Sie fordert stattdessen einen Menschenrechts-Ansatz, der den Schutz der Rechte und Würde aller Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Auch die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) hatte anlässlich des Prozesses gegen die Pop-Sängerin Nadja Benaissa im August 2010 erneut betont, dass „Zehn Gründe gegen die Kriminalisierung der Übertragung von HIV“ sprechen.

Der Gründer der US-Internetseite POZ, Sean Strub, erläutert in einem Artikel auf seinem Blog, warum es seiner Ansicht nach so wichtig ist, gegen Kriminalisierung vorzugehen.

weitere Informationen:
Athena Network (2009): 10 Reasons Why Criminalization of HIV Exposure or Transmission Harms Women (pdf)
Athena Network
Sean Strub: Criminalization 101
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New York: neue Richtlinien zu Menstruations-Beschwerden bei HIV-positiven Frauen

Das ‚New York State Department of Health AIDS Institute‘ hat neue Richtlinien zu Menstruations-Probleme bei HIV-positiven Frauen veröffentlicht. Die zusammen mit der Johns Hopkins University in Baltimore entwickelten Richtlinien untersuchen die Häufigkeit und Ursachen von Menstruations-Beschwerden bei HIV-positiven Frauen.

Eine Vielzahl unterschiedlicher Menstruations-Beschwerden kann bei Frauen mit HIV auftreten, von übermäßigen oder unregelmäßigen Blutungen über längerzeitiges Ausbleiben der Blutungen bis zu verfrühter Menopause.

Nachdem die Forschung dem Thema lange Zeit nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat, liegen nun mehrere Studien vor. Einige führen die Unterschiede zwischen HIV-positiven und HIV-negativen Frauen auf niedrige CD4-Werte zurück. Andere sehe Proteasehemmer als mögliche Ursache mancher Menstruations-Beschwerden.

Die neuen Richtlinien des Staates New York wenden sich an die Behandler HIV-positiver Frauen wie auch an HIV-positive Frauen selbst. Sie empfehlen u.a. eine klare Dokumentation und regelmäßige Untersuchungen. Sie geben Hinweise auf den Umgang mit bestimmten Arten von Menstruations-Beschwerden.

weitere Informationen:
New York State Department of Health AIDS Institute: Menstrual Disorders in HIV-Infected Women, September 2010 (html, pdf)
poz 11.10.2010: New Guidelines Issued on Menstrual Disorders in HIV-Positive Women
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Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurz-Berichte 20.07.2010 (akt.3)

In Wien findet vom 18. bis 23. Juli 2010 die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt. Im Folgenden Kurzberichte über einige wichtige Themen, die auf der Konferenz behandelt wurden. Diese Übersicht wird im Verlauf der Konferenz fortlaufend aktualisiert – Tag 2, 20. Juli 2010:

HIV ist eine Armuts-Frage – auch in Industriestaaten

In den USA ist in von größerer Armut geprägten Viertel der Anteil HIV-infizierter Heterosexueller bei 2,1 Prozent – deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (0,45%). Entsprechende Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control), die auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz vorgestellt wurden, zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen HIV-Verbreitung und Armut in den USA. Prävention müsse sich an Menschen aus auf ökonomisch schlecht gestellte Gruppen wenden, folgerten die Forscher.

USA News Health 19.07.2010: Poverty Driving HIV’s Spread Among Urban Heterosexuals: Report

HIV-positive Kinder in ärmeren Staaten besonders gefährdet

Die Entwicklung von Kindern mit HIV wird in Staaten mit begrenzten Ressourcen durch einen späten Therapiebeginn beeinträchtigt. Dadurch haben Kinder in diesen Staaten ein signifikant höheres Risiko von Entwicklungsschäden, sowohl was ihr Wachstum als auch neurokognitive Funktionen angeht.
Dieses Problem tritt nicht nur in Staaten Afrikas südlich der Sahara auf. Auch in Rumänien wurde in einer Kohorte HIV-infizierter Kinder ein hoher Grad an neurokognitiven Störungen (43,7%) sowie Aids-definierenden opportunistischen Erkrankungen festgestellt.
Der Therapieerfolg bei Kindern mit HIV variiert in Staaten mit niedrigem oder mittlerem Durchschnittseinkommen stark, stellte eine multiregionale Analyse an 13.611 Kindern unter 15 Jahren in Asien, Ost-, West- sowie Südafrika fest. Faktoren, die bei Kindern das Risiko einer niedrigen Überlebensrate erhöhen, seien u.a. für das Alter zu niedriges Gewicht, fortgeschrittene Erkrankung, sowie ein Lebensalter von weniger als 12 Monaten.

aidsmap 20.07.2010: Child development affected by late treatment start in resource-limited settings
aidsmap 20.07.2010: Success of treatment in children varies across low and middle-income countries

Heranwachsende mit HIV haben komplexe psychosoziale Bedürfnisse

Die Zahl junger Menschen mit HIV steigt. Sowohl junger Menschen im Heranwachsenden-Alter, die sich gerade erst mit HIV infiziert haben, als auch besonders Jugendlicher, die bereits seit vielen Jahren, seit ihrer Geburt HIV-positiv sind. Diese Heranwachsenden benötigen neue innovative Wege, über Sexualität zu sprechen, über die Frage wie offen sie mit ihrem HIV-Status umgehen wollen, und über ihre gesundheitlichen Bedürfnisse. Dies wurde bei einer Panel-Veranstaltung auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz deutlich. Heranwachsende hätten spezifische eigene Probleme und Bedürfnisse – und müssten sich gleichzeitig auch mit den Problemen jedes Erwachsenen mit HIV herumschlagen.

aidsmap 20.07.2010: Adolescents living with HIV face complex psychosocial concerns: require targeted, comprehensive services

Mindestens 31 Staaten deportieren HIV-Positive

Mindestens 31 Staaten weltweit deportieren immer noch Menschen mit HIV. Dies brachte eine Untersuchung an 197 Staaten zutage, die die Deutsche Aids-Hilfe gemeinsam mit Human Rights Watch am 20. Juli 2010 auf der XVIII. Internationalen Aids-Konferenz in Wien vorstellte. Die genaue Anzahl Staaten sei, so Peter Wiessner, unbekannt, da ein einheitliches weltweites Berichtssystem fehle. Die Staaten, die heute immer noch Menschen mit HIV deportieren, sind Armenien, Bahrain, Bangladesh, Brunei, Ägypten, Äquatorial Guinea, Ungarn, Indien, Irak, Jordanien, Kazachstan, Korea (Volksrepublik Nord ebenso wie Demokratische Republik Süd), Kuwait, Malaysia, Moldawien, Mongolei, Oman, Panama, Katar, Russland, Saudi Arabien, Singapur, Solomon Islands, Sri Lanka, Syrien, Taiwan, Turkmenistan, Vereinte Arabische Emirate, Usbekistan und Jemen.
In weiteren 66 Staaten weltweit bestehen Reise- und Aufenthalts-Restriktionen für Menschen mit HIV.
Unterdessen forderte die US-Regierung unter Präsident Obama, bundesstaatliche Gesetze, die spezifisch aufgrund von HIV kriminalisieren, abzuschaffen.
Der Gesundheitsminister Namibias, Dr. Richard Nchabi Kamwi, erläuterte in einer Rede in Wien die Gründe seiner Regierung, das Einreiseverbot für HIV-Positive abzuschaffen. Nach ausgiebigem Dialog mit der Zivilgesellschaft sowie Entwicklungs-Organisationen sie die Regierung zu dem Schluss gekommen, dass nur Reisefreiheit es Menschen mit HIV erlaube, eine wichtige Rolle in der nationalen Gesundheitspolitik zu spielen. Die frühere Regelung (des Einreiseverbots) sei ein eindeutiger Verstoß gegen die Verfassung Namibias gewesen. Namibia hat bei 2 Millionen Einwohnern eine HIV-Prävalenz von 15,3%.

UNAIDS 20.07.2010: Namibian Minister of Health shares words of advice for countries with HIV travel restrictions
POZ 20.07.2010: At Least 31 Countries Deporting People Living With HIV
Criminal HIV Transmission 20.07.2010: US: Obama administration calls for end to HIV-specific criminal laws
aidsmap 21.07.2010: Deportations of people with HIV widespread; activists’ tactics differ

Tenofovir als Gel wirksam

Die antiretrovirale Substanz Tenofovir (Handelsname Viread®) ist vorläufigen Studienergebnissen zufolge auch in einer Formulierung als Gel in der Verhinderung der Übertragung von HIV und Herpes wirksam. Damit eröffnet sich die Chance, Tenofovir als Mikrobizid einzusetzen. Dies zeigte eine am 20. Juli auf der Wiener Welt-Aids-Konferenz vorgestellte Sicherheits und Wirksamkeits-Studie. Untersucht wurden 889 Frauen in KwaZulu Natal (Südafrika) mit einem 1% Tenofovir enthaltenden Mikrobizid. Es zeigte über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren eine 39%ige Wirksamkeit in der Senkung des Risikos einer HIV-Infektion und eine 51%ige Wirksamkeit bei Herpes. UNAIDS bezeichnete das Ergebnis der ‚proof-of-concept Studie‘ als ‚Durchbruch‘.
Weitere Studien sind vor einer etwaigen Zulassung erforderlich. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, aber noch kein Durchbruch“, erklärt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, zu der Studie.

EurekAlert 19.07.2010: Study of microbicide gel shows reduced risk of HIV and herpes infections in women
aidsmap 19.07.2010: Tenofovir-based microbicide gel reduces risk of infection for women by 39%
UNAIDS 19.07.2010: WHO and UNAIDS welcome ground breaking proof of concept study results for vaginal gel showing reduced risk of HIV infections in women
SpON 20.07.2010: Vaginalgel senkt Aids-Risiko für Frauen
aidsmap 20.07.2010: Microbicides can work, CAPRISA trial shows, but more trials needed before approval
DAH 20.07.2010: Durchbruch in der Mikrobizid-Forschung?
Zeit online 20.07.2010: Verfrühte Hoffnungen auf ein Gel gegen Aids
aidsmap 21.07.2010: Tenofovir microbicide halves genital herpes infections and appears safe
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siehe auch: XVIII. Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurzberichte 19.07.2010

Sicher im Sexgeschäft

Ein vergleichsweise kleiner Teil der HIV-positiven Menschen in Deutschland sind Frauen. Damit das auch in Zukunft so bleibt, geht die Deutsche AIDS-Hilfe bald auch ins Bordell. Warum das viel bringt, erklärt DAH-Frauenreferentin Marianne Rademacher.

Frau Rademacher, in Deutschland entfallen nur 16 Prozent der HIV-Neudiagnosen auf Frauen – warum gibt es bei der Deutschen AIDS-Hilfe trotzdem ein eigenes Referat für sie?
Das ist die Gretchenfrage [lacht]. Natürlich ist ihr Anteil an den Neuinfektionen hier in Deutschland im Vergleich zu anderen Zielgruppen relativ gering. Weltweit sind jedoch 50 Prozent der Menschen, die mit HIV leben, weiblich. Schon vor unserer Haustür in Osteuropa ist die Lage ganz anders.

Warum ist die Lage hier vergleichsweise rosig?
Unsere HIV-Prävention scheint erfolgreich zu sein. Da sollten wir unbedingt dranbleiben. In der großen und sehr inhomogenen Zielgruppe der Frauen setzen wir aber Schwerpunkte, zum Beispiel beim Thema Prostitution.

Wieso gerade da?
Seit Öffnung der Grenzen in Europa sind Sexarbeiterinnen noch viel mobiler als früher. Daher sind nun auch in Deutschland viele Frauen in der kommerziellen Sexarbeit tätig, die aus Ländern kommen, wo die HIV-Prävention noch nicht so erfolgreich war. Sie entsprechen nicht dem Bild professioneller Sexarbeiterinnen, die diese Arbeit gut informiert und selbstbestimmt ausüben. Auf lange Sicht könnte sich das negativ auf die bisherigen Erfolge in der Prävention auswirken – und damit auf die Verbreitung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs). Hier wollen wir mit Aufklärung gegensteuern.

Seit einigen Jahren ist Prostitution in Deutschland legal. Ist das eine Hilfe für Ihre Arbeit?
Grundsätzlich ja, aber das Gesetz muss unbedingt nachgebessert werden. Denn in den einzelnen Bundesländern wird es sehr unterschiedlich und zum Teil sehr restriktiv ausgelegt. Den Sexarbeiterinnen werden noch immer viele Knüppel zwischen die Beine geworfen. Das verunsichert sie sehr. Umso wichtiger ist es, sie über ihre Rechte aufzuklären. Das ist neben der HIV- und STI-Prävention ein wichtiger Teil unseres Fortbildungsangebots in Clubs und Bordellen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe bildet Sexarbeiterinnen in Bordellen fort?
Ja, in diesem Jahr wird es nach den ersten 20 erfolgreichen Pilotschulungen bundesweit 30 Angebote in Clubs und Bordellen geben. Die bisherigen Ergebnisse sind sehr ermutigend. Wir erreichen die Sexarbeiterinnen mit unseren Angeboten direkt vor Ort – vor allem solche, die bisher kaum Zugang zu HIV- und STI-Prävention hatten. Sie haben ein enormes Informationsbedürfnis. Mit dem Geld, das wir sonst in ein Seminar für 20, 25 Frauen stecken, erreichen wir in den Clubs auf Anhieb um die 100 Personen. Und die tragen dann unsere Präventionsbotschaft weiter auch in andere Segmente der kommerziellen Sexarbeit.

Warum gehen die Frauen nicht einfach zur nächsten AIDS-Hilfe?
Die Angst, sich an Institutionen zu wenden, besteht nach wie vor. Die einen sorgen sich, dass ihr Doppelleben auffliegt, die anderen fürchten Diskriminierungen und Benachteiligungen aufgrund ihres Berufes. Bei Migrantinnen kommt häufig hinzu, dass sie keinen geregelten Aufenthaltsstatus haben.

Was lernt man während so einer Schulung?
Wir informieren die Sexarbeiterinnen über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen – alles im Kontext sexueller Dienstleistungen, verknüpft mit Strategien zur professionellen Umsetzung. Aber es geht auch um ganz praktische Lebenshilfe, um Steuerrecht und Schuldenmanagement. Damit können wir den Frauen viele Sorgen nehmen. Und nur wenn sie sich in ihren Lebensumständen sicher fühlen, können sie auch sicher im Sexgeschäft arbeiten!

(Pressemitteilung der DAH)

Stärkung von Frauenrechten ist Voraussetzung für erfolgreiche HIV-Prävention

Soziale und ökonomische Benachteiligung sowie Gewalt sind Faktoren, die zu einer besonderen HIV-Gefährdung von Frauen führen. Nach Angaben von UNAIDS ist HIV die Hauptursache für Krankheit und Tod bei Frauen zwischen 15 und 49 Jahren. In Afrika südlich der Sahara sind 60 Prozent der Menschen mit HIV weiblich. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist einer der Gründe für diese globale Entwicklung: Bis zu 70 Prozent der Frauen machen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen mit Gewalt, in Südafrika wird jede Minute eine Frau vergewaltigt. Frauen, die Angst vor Gewalt haben oder diese bereits erleben, haben keine Möglichkeit, geschützten Geschlechtsverkehr einzufordern, sie nehmen HIV-Tests weniger in Anspruch, verheimlichen oft ihre Infektion und haben daher meist auch keinen Zugang zu Behandlung. Eine weitere Ursache für die hohe Gefährdung von Frauen ist die Benachteiligung etwa im Zugang zu Bildung, zum Arbeitsmarkt und zum Gesundheitssystem. Frauen sorgen in der Regel für die Kinder und haben daher geringere Chancen auf Berufstätigkeit und eigene Einkünfte. Weltweit haben nur 38 Prozent der jungen Frauen korrekte und umfassende Informationen über HIV/AIDS. Von den 110 Millionen Kindern, die keine Schule besuchen, sind zwei Drittel Mädchen.

„Die Stärkung von Frauenrechten weltweit ist eine grundlegende Voraussetzung für die erfolgreiche Bekämpfung von HIV“, betont Dr. Ulrich Heide, geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung. „Die Regierungen der besonders betroffenen Länder, aber auch die internationale Staatengemeinschaft sind aufgefordert, sich gegen die Benachteiligung von Frauen einzusetzen, damit sie gleichberechtigten Zugang zu Aufklärung, Prävention und medizinischer Therapie erhalten.“ Um Frauen besonders für sie geeignete Präventionsmöglichkeiten zur Verfügung stellen zu können, müsse die Forschung an AIDS-Impfstoffen und Mikrobiziden verstärkt fortgesetzt werden.

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Stiftung)

Internationaler Frauentag: Deutsche Aids-Hilfe ruft zu Solidarität mit HIV-infizierten Frauen auf

Anlässlich des Internationalen Frauentages (International Women’s Day) am 8. März ruft die die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) zur Solidarität mit HIV-positiven und an Aids erkrankten Frauen in der Bundesrepublik auf.

Der Fall der Sängerin Nadja Benaissa verdeutlichte im letzten Jahr einmal mehr, dass der Umgang mit HIV-positiven Menschen in Deutschland, insbesondere mit infizierten Frauen, noch immer keine Selbstverständlichkeit ist.

Anlässlich des Internationalen Frauentags erklärt Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand der DAH: „Von den mit HIV und Aids lebenden Menschen sind weltweit fast die Hälfte Frauen – in Deutschland sind es gut 20 Prozent. Um weitere Neuinfektionen wirksam zu bekämpfen, engagiert sich die DAH zielgruppenspezifisch für einen besseren Schutz für Frauen vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Erregern. Zu den Hauptursachen vieler Gesundheitsprobleme gehören der schlechtere Zugang zu Informationen und dem Hilfesystem, sexuelle Gewalt gegen Frauen sowie eine prekäre wirtschaftliche und soziale Situation, unter der gerade auch alleinerziehende Mütter häufig zu leiden haben. Daher setzt sich die DAH für einen verbesserten Zugang von Frauen zur HIV-Prävention und gegen Gewalt gegenüber Frauen ein.“

Die Situation von Frauen, die mit der HIV-Infektion leben, weist zudem weitere Besonderheiten auf: Frauen fühlen sich nach wie vor entscheidend verantwortlich für das Wohl von Partnern bzw. Partnerinnen sowie von Familienangehörigen. Dementsprechend sind sie häufig bestrebt ihre HIV-Infektion aus Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung geheim zu halten. Dieses „Versteckspiel mit dem Virus“ hat großen Einfluss auf das Lebensumfeld sowie die sozialen Kontakte und ist auf die Dauer psychisch sehr belastend.

Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert deshalb Politik, Medien und Gesellschaft auf, das Thema „Frauen und HIV/Aids“ zu enttabuisieren und die Solidarität mit Menschen, die mit HIV bzw. dem Vollbild Aids leben, zu verstärken.

Veranstaltungskalender zum Frauentag 2010
Die „Bundesweite Arbeitsgruppe Frauenarbeit in Aidshilfe“ wendet sich anlässlich des Internationalen Frauentages wieder mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen gezielt an Frauen: Ziel der Veranstaltungen ist vor allem die Förderung der Solidarität mit den von HIV und Aids betroffenen Frauen. Der Veranstaltungskalender der regionalen Aidshilfen kann im Internet auf www.aidshilfe.de herunter geladen werden.

(Pressemitteilung der DAH)

HIV-infizierte Frauen besonders häufig auf Hilfe angewiesen

HIV-positive Frauen in Deutschland befinden sich offenbar häufiger als Männer in sozialen Notlagen.

Im vergangenen Jahr half die Deutsche AIDS-Stiftung 684 von HIV und AIDS betroffenen Frauen. Aufschlussreich ist dabei die Tatsache, dass die Zahl der Antragstellerinnen überproportional hoch ist im Vergleich zum Frauenanteil an der Zahl aller HIV-Positiven in Deutschland. Während ihr Anteil bei 18 Prozent liegt, der der Männer bei 82 Prozent, beträgt das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Antragsteller/ innen bei der Stiftung 39 Prozent zu 61 Prozent. Viele der Frauen sind alleinerziehende Mütter und haben auch noch die Sorge für ihre Kinder zu tragen. Der Anteil von Frauen an allen alleinerziehenden Antragsteller/innen beträgt 94 Prozent. HIV-positive Frauen leiden häufig neben medizinischen Nebenwirkungen unter Schuldgefühlen, mangelndem Selbstwertgefühl, Depressionen, Isolation und Diskriminierung.

In Deutschland lebten im Jahr 2009 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 12.000 Frauen mit HIV, es infizierten sich 350 Frauen neu, 200 erkrankten an AIDS. Häufig reicht das geringe Einkommen der Frauen, die meist auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind, nicht dafür aus, die elementarsten Dinge zu bezahlen, etwa notwendige Anschaffungen wie Kinderkleidung, eine Matratze oder eine Brille. Neben Hilfen im individuellen Notfall fördert die Stiftung auch zahlreiche Projekte speziell für Frauen, darunter Krankenreisen, Familienseminare oder Vernetzungstreffen, die der Stabilisierung der Lebenssituation dienen.

Im südlichen Afrika unterhalb der Sahara, wo 60 Prozent der von HIV betroffenen Menschen Frauen sind, unterstützt die Deutsche AIDS-Stiftung modellhafte Hilfsprojekte, die sich vor allem an schwangere Frauen und ihre Kinder richten. Das DREAM-Projekt der Gemeinschaft Sant`Egidio in Mosambik beispielsweise hat sich die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV zum Ziel gesetzt. Über 98 Prozent der Babys werden dort HIV-negativ geboren. HIVpositive Frauen werden in das Programm miteinbezogen: Sie werden zu Activistas ausgebildet, die wiederum andere Frauen über HIV und AIDS aufklären.

Weltweit sind mehr als die Hälfte aller infizierten Erwachsenen Frauen. AIDS ist nach Angaben von UNAIDS weltweit die häufigste Todesursache bei Frauen im Jugendalter.

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Stiftung, 05.03.2010)