USA: bedeutet neue FDA-Cheffin Wandel bei der Medikamenten-Zulassung?

Barack Obama hat Dr. Margaret Hamburg zur neuen Leiterin der US-Gesundheitsbehörde FDA ernannt.

Margaret Hamburg, bisher Leiterin der Gesundheitsbehörden von New York, wird zukünftig Cheffin der US-Gesundheits-Behörde FDA (Food and Drug Administration). Die FDA ist auch für die Zulassung neuer Medikamente in den USA zuständig.

Dr. Margarte Hamburg (Foto: nlm.nih.gov)
Dr. Margarte Hamburg (Foto: nlm.nih.gov)

Insbesondere in den vergangenen Jahren wurden Medikamente in den USA teils sehr schnell zugelassen, u.a. auf dem Weg eines beschleunigten Verfahrens (‚fast track‘).Die Berufung von Dr. Hamburg wird in den USA nun als Signal verstanden, dass die Regierung Obama mehr Schwerpunkt auf Verbraucherschutz und -Sicherheit legen wird als auf schnelle Zulassung neuer Substanzen.

weiterer Informationen:
Blog des Weißen Hauses 14.03.2009: President Barack Obama Announces Key FDA Appointments and Tougher Food Safety Measures
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USA: detaillierte Daten von HIV- und Aids-Patienten frei im Internet gefunden

Zehntausende digitale Patientenakten fanden Forscher im Internet – darunter auch zahlreiche Daten von HIV-Patienten.

Detaillierte persönliche Angaben zu Zehntausenden von Patienten, Informationen zu physischen oder mentalen Krankheitsdiagnosen sowie Versicherungsnummern, Namen, Adressen und Krankengeschichten fand ein Forscher im Internet. Die Identität der betroffenen Klinik wollte der Forscher, der die Daten im Internet fand, nicht nennen.

„Mit den Informationen könnte man nicht nur die betroffenen Patienten bloßstellen, sondern auch medizinische Betrügereien begehen“, berichtet heise.de über eine entsprechende Meldung des US-Dienstes nextgov.

Unter den Zehntausenden Patientendaten einer Klinik, die mithilfe sogenannter File-Sharing-Software gefunden werden konnten (und, so vermutete heise.de, immer noch online stehen) befanden sich auch detaillierte Angaben zu 4 HIV-Patienten, einschließlich Namen.

Eric Johnson, der Forscher, der die Daten während einer zweiwöchigen Recherche im Januar 2009 im Internet entdeckte, fand (wie er in einem pdf-Paper selbst berichtet) zudem u.a. auch Datentabellen eines Zentrums, das auf die Behandlung von HIV-Positiven und Aids-Kranken spezialisiert war. Personenbezogene Angaben für 242 Positive konnte er ausmachen, nebst Namen, Adressen und Labordaten.

Bei einigen der Daten vermutete Johnson, dass bereits eine kommerzielle Verwendung erfolgt oder geplant sei.

Bereits wiederholt ist es zu ‚Datenpannen‚ im Gesundheitswesen gekommen, nicht nur in den USA. Wobei der Begriff ‚Datenpanne‘ angesichts der möglichen Konsequenzen für die betroffenen Menschen ein wenig zu verharmlosend klingt.

Der Vorfall in den USA zeigt erneut, dass bei der Elektronisierung des Gesundheitswesens besondere Vorkehrungen und Vorsicht angebracht sind – besonders, wenn neben lokalen Systemen vor Ort auch vorgesehen ist, Daten zentrenübergreifend zu verwenden, z.B. via Internet.

Die neue seit langem vor der Einführung stehende elektronischen Gesundheitskarte (e-Card) wirft in diesem Kontext nochmals Fragen auf – gerade HIV-Positive sollten hier eine Sensibilität, ein besonderes Augenmerk auf Datenschutz und Sicherheit haben.

heise.de 20.02.2009: Daten von zehntausenden US-Patienten im Internet gefunden
nextgov.com 27.02.2009: File-sharing networks used to uncover thousands of medical records
Eric Johnson: ‚Data Hemorrhages in the Health-Care Sector‘ (pdf).

Weitere Informationen:
Stationäre Aufnahme 10.03.2009: Google Health lässt Patienten Daten verteilen
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Proposition 8 – die Anhörung zur Klage

Anfang November 2008 stimmten die Bürger Kaliforniens in Form der Proposition 8 zu 52% gegen die Homo-Ehe. Vor dem Obersten Gerichtshof Kaliforniens laufen Klagen, die Abstimmung für ungültig erklären zu lassen. Heute findet die Anhörung statt.

Seit 09:00 Uhr Pacific Time läuft in San Francisco die dreistündige Anhörung zu Proposition 8 bzw. der Klagen gegen die Gültigkeit des Abstimmungs-Ergebnisses. Ziel der Klage ist es, die Abstimmung Proposition 8 für ungültig erklären zu lassen.

overturn8

Die Anhörung kann live verfolgt werden.

Eine der aktuellsten und informativsten Sites hat dazu das National Center for Lesbian Rights NCLR, das zu Prop 8 und der heutigen Anhörung live bloggt unter http://nclrights.wordpress.com/, die Site hat eine zusätzliche Seite mit Hintergrund-Informationen hier.

Die Verhandlung soll auch online live verfolgt werden können auf http://www.calchannel.com/, der Server ist jedoch meist überlastet …

Die Verhandlungen können am leichtesten live verfolgt werden via Twitter auf http://twitter.com/NCLRights

Der Oberste Gerichtshof Kaliforniens selbst hat eine Seite zur Klage gegen Proposition 8 hier.

Wann das Gericht eine Entscheidung trefen wird, ist bisher unklar.
Auf seiner Internetseite teilt der Gerichtshof in einer Presseerklärung (pdf) mit, ihm bleibe nach der Anhörung eine Frist von 90 Tagen, in der er seine Entscheidung schriftlich veröffentlichen werde.

Nachtrag:
05.03.2009: die Anhörung (der vor dem Gerichtsgebäude über 1.000 Zuschauer beiwohnten) ist zuende, nun heißt es warten, wie der Gerichtshof urteilt
365gay 05.03.2009: Now The Wait Begins
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Obama: „treating all its citizens with dignity and respect“ – die schwulen- und lesbenpolitische Agenda des neuen US-Präsidenten

Schon kurz nach seiner Amtseinführung hat US-Präsident Obama sich auch zu seiner schwulen- und lesbenpolitischen Agenda geäußert.

Auf dem neu gestalteten Internetauftritt des Weißen Hauses www.whitehouse.gov befindet sich bereits kurz nach der Amtsübernahme die erste Agenda des neuen US-Präsidenten. Unter den 24 angesprochenen einzelnen Themen, im Abschnitt „civil rights“, auch Aussagen zu schwulen- und lesbenpolitischen Fragestellungen.

US-Präsident Barack Obama (Foto: whitehouse.gov)
US-Präsident Barack Obama (Foto: whitehouse.gov)

Barack Obama äußert sich u.a. zu Diskriminierung am Arbeitsplatz, Hass-Verbrechen (Hate Crimes), den Rechten gleichgeschlechtlicher Paare, dem Umgang mit Schwulen beim Militär, Adoptionsrechten sowie HIV-Prävention und Aids-Politik / Aids-Bekämpfung.

In seiner Rede zur Amtseinführung hatte Obama Schwule und Lesben, zu Schwulenpolitik, Lesbenpolitik nicht erwähnt.

Auf dem neu installierten Blog des Weißen Hauses verspricht Obama Kommunikation, Transparenz und Partizipation.

Auf der Internetseite des Weißen Hauses heißt es zu schwulen- und lesbenpolitischen Themen:

Support for the LGBT Community

„While we have come a long way since the Stonewall riots in 1969, we still have a lot of work to do. Too often, the issue of LGBT rights is exploited by those seeking to divide us. But at its core, this issue is about who we are as Americans. It’s about whether this nation is going to live up to its founding promise of equality by treating all its citizens with dignity and respect.“— Barack Obama, June 1, 2007

  • Expand Hate Crimes Statutes: In 2004, crimes against LGBT Americans constituted the third-highest category of hate crime reported and made up more than 15 percent of such crimes. President Obama cosponsored legislation that would expand federal jurisdiction to include violent hate crimes perpetrated because of race, color, religion, national origin, sexual orientation, gender identity, or physical disability. As a state senator, President Obama passed tough legislation that made hate crimes and conspiracy to commit them against the law.
  • Fight Workplace Discrimination: President Obama supports the Employment Non-Discrimination Act, and believes that our anti-discrimination employment laws should be expanded to include sexual orientation and gender identity. While an increasing number of employers have extended benefits to their employees‘ domestic partners, discrimination based on sexual orientation in the workplace occurs with no federal legal remedy. The President also sponsored legislation in the Illinois State Senate that would ban employment discrimination on the basis of sexual orientation.
  • Support Full Civil Unions and Federal Rights for LGBT Couples: President Obama supports full civil unions that give same-sex couples legal rights and privileges equal to those of married couples. Obama also believes we need to repeal the Defense of Marriage Act and enact legislation that would ensure that the 1,100+ federal legal rights and benefits currently provided on the basis of marital status are extended to same-sex couples in civil unions and other legally-recognized unions. These rights and benefits include the right to assist a loved one in times of emergency, the right to equal health insurance and other employment benefits, and property rights.
  • Oppose a Constitutional Ban on Same-Sex Marriage: President Obama voted against the Federal Marriage Amendment in 2006 which would have defined marriage as between a man and a woman and prevented judicial extension of marriage-like rights to same-sex or other unmarried couples.
  • Repeal Don’t Ask-Don’t Tell: President Obama agrees with former Chairman of the Joint Chiefs of Staff John Shalikashvili and other military experts that we need to repeal the „don’t ask, don’t tell“ policy. The key test for military service should be patriotism, a sense of duty, and a willingness to serve. Discrimination should be prohibited. The U.S. government has spent millions of dollars replacing troops kicked out of the military because of their sexual orientation. Additionally, more than 300 language experts have been fired under this policy, including more than 50 who are fluent in Arabic. The President will work with military leaders to repeal the current policy and ensure it helps accomplish our national defense goals.
  • Expand Adoption Rights: President Obama believes that we must ensure adoption rights for all couples and individuals, regardless of their sexual orientation. He thinks that a child will benefit from a healthy and loving home, whether the parents are gay or not.
  • Promote AIDS Prevention: In the first year of his presidency, President Obama will develop and begin to implement a comprehensive national HIV/AIDS strategy that includes all federal agencies. The strategy will be designed to reduce HIV infections, increase access to care and reduce HIV-related health disparities. The President will support common sense approaches including age-appropriate sex education that includes information about contraception, combating infection within our prison population through education and contraception, and distributing contraceptives through our public health system. The President also supports lifting the federal ban on needle exchange, which could dramatically reduce rates of infection among drug users. President Obama has also been willing to confront the stigma — too often tied to homophobia — that continues to surround HIV/AIDS.
  • Empower Women to Prevent HIV/AIDS: In the United States, the percentage of women diagnosed with AIDS has quadrupled over the last 20 years. Today, women account for more than one quarter of all new HIV/AIDS diagnoses. President Obama introduced the Microbicide Development Act, which will accelerate the development of products that empower women in the battle against AIDS. Microbicides are a class of products currently under development that women apply topically to prevent transmission of HIV and other infections.

www.whitehouse.de
The Agenda / Civils Rights
Support for the LGBT Community

Rede Obamas zur Amtseinführung auf deutsch und englisch sowie auf englisch als Audio

USA: seit 12.1.2009 online-Einreiseerlaubnis erforderlich – mit HIV-Frage (akt.)

Bei Flug- und Schiffs-Reisen in die USA ist seit 12.01.2009 eine vorherige Online-Reiseerlaubnis (ESTA) Pflicht. Diese umfasst auch die Frage ob eine HIV-Infektion vorliegt. De facto wird das (eigentlich aufgehobene) HIV-Einreiseverbot immer noch angewandt.

Seit Montag, 12. Januar 2009 ist vor einer Einreise in die USA per Schiff oder Flugzeug (nicht bei Land-Einreise aus Mexiko oder Kanada) eine Online-Reiseerlaubnis (ESTA) Pflicht. Diese beinhaltet die gleichen Fragen, die auch schon von den Einreisekarten (‚I-94W‘) bekannt sind, die früher an Bord des Flugzeugs vor der Landung verteilt wurden.

Die Online-Einreiseerlaubnis, die nun vor Flugantritt eingeholt werden muss, umfasst u.a. personenbezogene Daten wie der Name, das Geburtsdatum und die Reisepassnummer sowie auf freiwilliger Basis Angaben über den Abflugort, die Reisedaten und das Ziel in den USA.

Online-Einreiseerlaubnis ESTA (Screenshot ondamaris.de, Ausschnitt)
Online-Einreiseerlaubnis ESTA (Screenshot ondamaris.de, Ausschnitt)

Doch das ist nicht alles. Das Formular beinhaltet auch sieben „Sicherheitsfragen“. Unter ihnen befindet sich neben Einreise-Grund oder Kriminalität und Sabotage auch die Frage nach ansteckenden Krankheiten:

„A) Leiden Sie an einer ansteckbaren Krankheit, an einer körperlichen oder geistigen Erkrankung, oder betreiben Sie Drogenmissbrauch oder sind drogenabhängig?“

Die Erläuterungen zu „ansteckende Krankheiten“ machen deutlich, worum es geht. So heißt es dort u.a. „Ansteckende Krankheiten: Nach geltendem U.S.-Recht gehören zu den ansteckenden Krankheiten, die ein Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung darstellen: … * Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) …“.

Damit wird das eigentlich abgeschaffte HIV-Einreiseverbot auch bei der Online-Einreiseerlaubnis immer noch angewandt.

1987 erließen die USA (u.a. auf Bestrebungen des jüngst verstorbenen Jesse Helms hin) erstmals Bestimmungen, die Menschen mit HIV die Einreise verweigern. Dieses HIV-Einreiseverbot ist eigentlich (formaljuristisch) mit der Unterzeichnung des PEPFAR-Gesetzes durch US-Präsident Bush am 24. Juli 2008 aufgehoben worden. Doch die entsprechende erforderliche Änderung der Durchführungsbestimmungen lässt weiterhin auf sich warten. De facto befindet sich (wie auch jetzt bei der Online-Einreiseerlaubnis wieder ersichtlich) das HIV-Einreiseverbot administrativ weiterhin in Anwendung. Als Zwischenlösung können die US-Botschaften US-Visa für HIV-Positive erteilen (wenn diese dies vorher angeben).

Immer wieder war es auch in jüngster Zeit zu Protesten gegen das HIV-Einreiseverbot der USA gekommen. UNAIDS und IAS haben eine internationale Arbeitsgruppe zu HIV-Einreiseverboten eingesetzt.

Für die Umsetzung des PEPFAR (President’s Emergency Plan for Aids Relief) ist der ‚globale Aids-Koordinator‘ verantwortlich, seit August 2006 Mark Dybul, offen schwul lebend, der zunächst auch unter der neuen Regierung Obama im Amt bleiben soll.

Die Online-Reiseerlaubnis muss auch von Bundesbürgern für touristische oder Geschäftsreisen bis 90 Tagen ausgefüllt werden, obwohl Deutschland im Programm ‚Visumfreies Reisen‘ der USA läuft – sie ist eine zusätzliche Maßnahme über das (für Deutsche i.d.R. nicht erforderliche) Visum hinaus. Ohne vorhandene Online-Reiseerlaubnis ist es nicht möglich, ohne Visum in die USA zu reisen.

Spätestens 72 Stunden vor Abflug müssen die Daten dem US-System vorliegen. Nach Eingabe der Daten wird meistens sofort eine Antwort (Einreiseerlaubnis) erteilt, spätestens jedoch innerhalb von 72 Stunden. Gültig bleibt ein ‚okay‘ für einen Zeitraum von zwei Jahren.

Die Daten werden via Internet auf ein System der US-Regierung eingegeben – die Daten unterliegen damit den US-Bestimmungen (auch des Datenschutzes). Presseberichten zufolge werden die Daten 15 Jahre gespeichert.

Datenschützer wiesen darauf hin, dass neben den bisher schon manuell erfassten Daten nun auch Telefonnummer und Email-Adresse angegeben werden müssen. Zudem seien die Daten, da alle elektronisch erfasst, nun wesentlich leichter zu verknüpfen und auszuwerten.

weitere Informationen:

Seite des kostenlosen „Elektronischen Reisegenehmigungssystems“ ESTA (Electronic System for Travel Authorization, deutsch)

hivtravel.org zu HIV-Einreisebestimmungen der USA

Nachtrag
13.01.2009: Die EU-Kommission hat am Dienstag, 13.01.2009 die US-Regierung aufgefordert, die Frage nach einer HIV-Infektion abzuschaffen.
23.01.2009: Barack Obama hat sich einem Bericht des ‚Washington Blade‘ zufolge entschieden, Mark Dybul von seinem Posten als Aids-Koordinator abzuberufen.
30.01.2009: New York Times: After Departure, No Leader for U.S. Aids Program.
Pinknews 20.04.2009: People with HIV ’still being refused entry to US‘
Sehr lesenswert: Andrew Sullivan im ‚Atlantic‘ 13.05.2009: „The Fierce Urgency Of Whenever“

Auch weiterhin gilt für Menschen mit HIV und Aids, die in die USA einreisen wollen: sich rechtzeitig vorher informieren und  vorbereiten kann Probleme vermeiden helfen.

Dass die USA auch nach nahezu einem halben Jahr noch nicht in der Lage sind, die Aufhebung des Einreiseverbots auch in Verwaltungspraxis umzusetzen, befremdet. Es ist zu befürchten, dass diese Grauzone der Unsicherheit für HIV-Positive noch einige Zeit andauert …

Florida: Adoptions-Verbot für Homos verstösst gegen die Verfassung

Nach jüngsten Rückschlägen beim Eintreten für die Homo-Ehe ein überraschender Erfolg für Schwule und Lesben in den USA: das Verbot der Adoption durch homosexuelle Paare verstoße gegen die Verfassung, urteilte ein Richter in Florida.

Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA am 8. November hatten die Wähler in einigen Bundesstaaten auch über die Zulässigkeit der Homo-Ehe abzustimmen. In Florida, Arizona und Kalifornien waren die Gegner der Homo-Ehe erfolgreich. Dort heißt es zukünftig ‚Homo-Ehe per Verfassung verboten‚ – oder doch nicht?

Hoffnungen schöpfen Schwulen- und Lesben-Aktivisten, die gegen das Verbot der Homo-Ehe gerichtlich vorgehen wollen, durch ein überraschendes Urteil:

Das Verbot der Adoption für homosexuelle Paare verstoße gegen die Verfassung des Landes – so urteilte überraschend eine Richterin in Florida, berichtet der Miami Herald. In seinem 53seitigen Urteil betonte die Richterin Cindy Lederman:

„It is clear that sexual orientation is not a predictor of a person’s ability to parent.“

Im Namen der zuständigen Behörde (Department of Children & Families) werde er sofort Berufung gegen das urteil einlegen, teilte ein stellvertretender Generalbundesanwalt nach der Urteilsverkündung mit.

Bereits zum zweiten Mal (nach September 2008) hat damit in Florida ein Richter gegen das Adoptions-Verbot geurteilt. Nun wird sich der Satte Supreme Court mit der Frage beschäftigen.

Die neue Bewegung für gleiche Rechte in den USA

Zur Situation in den USA nach den Abstimmungen über die Homo-Ehe heute ein Gast-Beitrag. Prof. Dr. Robb Kvasnak berichtet über eine Protest-Demonstration in Fort Lauderdale – ein Bericht, der ein Stimmungsbild der Situation in den USA vermittelt, und der aufzeigt, dass Protest nicht dazu führen muss, dass sich gesellschaftliche Gruppen gegenseitig diskriminieren, sondern solidarisch handeln:

Am 15. November 2008 fanden Proteste in allen 50 Bundesstaaten und in der Hauptstadt der USA statt. Erboste Menschen, meistens Schwule und Lesben aber auch heterosexuelle Freunde, haben zwei Stunden lang gegen die Volksentscheide in Kalifornien, Florida und Arizona demonstriert.

Gegen 13 Uhr Ortszeit begannen sich Protester in Fort Lauderdale vor dem Rathaus zu versammeln. Zum größten Teil waren es 50 bis 60jährige Babyboomers und 20 bis 30jährige Millennium Gen’ er. Gen X, die Kinder der Reagan Ära, hat wie in der Vergangenheit kaum Geschmack oder Zeit für Politik. Anti-Kriegs Proteste in Fort Lauderdale zogen oft kleine Gruppen von 30 bis 50 Menschen zusammen. Aber an diesem sonnigen, heißen Tag strömten unaufhörlich mehr Menschen in Shorts, Schlappen und Sonnenbrillen ein. Gegen 13h30 waren es einige Tausende, die einen Protestzug ringsum das Rathaus gezogen hatten. Plakate trugen Aufschriften wie „Habe ich gegen Ihre Ehe gestimmt?“ „Gleichheit für alle Amerikaner“ und „Did you cast a stone or a ballot?(Haben Sie einen Stimmzettel abgegeben oder einen Stein geworfen?)“ Die Luft war elektrisch mit geballter Wut. „Black, White, Gay, Straight, We will not descriminate!“ riefen sie im Chor. Von jungen Protestern angefeuert brüllte die Menge lautstark auf die Frage: Was wollen wir? GLEICHE RECHTE. Wann wollen wir sie? JETZT!

Um 14 Uhr rief eine kleine, schwarze Frau, Bischöfin Mahee, durch ein Sprachrohr und beruhigte die aufgewühlte Menschenmenge. Einige Anführer der neugeborenen Bewegung machten es klar, dass die superfrommen Rechten einen schlafenden Riesen geweckt hatten. Eine Stimmung wie die nach Stone Wall lag in der Luft. Die Leute der Millennium Generation, die erst mit 9/11 ein politisches Bewusstsein entwickelt hatten, fanden nun ihre cause célèbre, einen Leitfaden für ihr Leben: Zivilrechte für alle. Die Wahl von Barack Obama, einem Mann der durch seine gemischte Herkunft den Erfolg der Babyboomers verkörpert, nämlich dass wir alle gleich sind, hat der neuen Bewegung Hoffnung gegeben. Aber die Tatsache, dass Barack nie ein kariertes Hemd anzog und sich gegen einen Zaun anlehnte mit einem Strohhalm im Mund, um mit einem bäuerlichen Akzent des Mittelwestens den Wahlkampf zu gewinnen, war noch bedeutender. Zum ersten Mal seit Kennedy zieht ein Mann ins Weiße Haus, der seine glänzende Erziehung an der Universität Harvard nicht versteckt und der die Nation zu mehr Bildung aufruft. Leute, die denken, anstatt nur beten oder an den nächsten Hauskauf sinnen, dürfen jetzt öffentlich mit allgemeinem Respekt ihre Meinung lüften. Auch dies elektrisierte die Protester, ohne das es jemand aussprach. Damit das Gefühl der Befreiung war allen klar. Trotz ihrer Wut lächelten sie, hielten mit Fremden Händchen, umarmten einander wie die Überlebenden einer Schreckenszeit. Die USA werden eines Tages in den Fußstapfen der Europäer, Kanadier und Südafrikaner treten, und allen Staatsbürgern die gleichen Rechte geben. Es ist eine Frage der Zeit.

Robb Kvasnak, Ed.D.
Professor of Education, ESOL, bilingual education, second language teaching and acquisition

(Robb, vielen Dank für den Beitrag!)

Wir brauchen Eure Unterstützung …

Heute erhielt ich eine Email aus den USA, aus Florida. Mit einem dringenden Aufruf, aktiv zu werden. Einem Appell, der meine ich eindringlich deutlich macht, warum die Auseinandersetzung um die Homo-Ehe in den USA nicht nur ein ‚Thema weit ab‘ von uns ist, sondern auch uns direkt angeht:

„Ich wohne in Fort Lauderdale/Florida. Am Samstag bin ich mit meinem Partner zur Demo für gleiche Rechte gegangen. Wir brauchen Eure Unterstützung in Europa in diesem neuen Kampf. Wenn Touristen aus Europa und Kanada uns besuchen, lassen sie ihre Rechte beim Zoll und holen sie erst wieder ab, wenn sie wegfliegen. Insoweit seid auch Ihr betroffen. Darüberhinaus werden die Glaubenseiferer nicht ruhen. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie uns gebändigt haben, werden sie nach Kanada und Europa marschieren. Die Mormonen und die Evangelischen insbesondere aber auch gewisse Katholiken, Muselmanen und orthodoxe Juden hassen und fürchten uns. Wir spüren das hier jeden Tag. Europa MUSS uns unterstützen – wenn nur aus Eigeninteresse.“

Ich habe ihm geantwortet, berichtet wie das Thema auch hier in den Medien und bei Bloggern wahrgenommen wird, dass es auch hier (Amsterdam) erste Demonstrationen gibt.

Und dennoch, es bliebt das Gefühl – ja, er hat ja so recht: nach diesem ‚Erfolg‘ werden sie sich noch mehr ermutigt fühlen, auch hier aktiver zu werden – umso mehr sollten wir uns aufgefordert fühlen aktiv zu werden.

Was können wir tun? Ideen und Anregungen gerne via Kommentar 🙂

Nein zum Hass – No on H8 (akt.)

Zehntausende gehen inzwischen landesweit in den USA auf die Straßen – um zu demonstrieren gegen das Verbot der Homo-Ehe in Kalifornien, Arizona und Florida.

Len Peltier, Künstler aus New York, hat den Protesten ein Logo gewidmet und zur freien Verwendung bereitgestellt (nach bekanntem Robert-Indiana-Vorbild):

No on Hate (Len Peltier, New York)
No on Hate (Len Peltier, New York)

No on H8 – Nein zum Hass

No on H8 – war und bleibt ein Motto der Proteste gegen das ‚Proposition 8‘ – Referendum.

It’s better to light a candle than curse the darkness.“

Proposition 2 wurde in Kalifornien zugestimmt – Zuchthennen müssen zukünftig mehrt Platz im Käfig bekommen.
Proposition 8 wurde in Kalifornien zugestimmt – Homosexuelle dürfen zukünftig nicht mehr heiraten.

„Müssen die Wähler die Käfige, in denen Schwule stecken, wirklich sehen, um es zu kapieren?“, fragt laut SpON frustriert Michael Patrick King, der Regisseur von ‚Sex and the City‘.

Die meisten Gelder für den Kampf gegen die Homo-Ehe kamen von der Glaubensgemeinschaft der US-Mormonen (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) – sie steht nun im Mittelpunkt von Kritik und Protesten.

[Logo via Ravenhurst, JoeMyGod]

siehe auch
NYT 6.11.2008: ‚Ban in 3 states on Gay marriage‘
NYT 14.11.2008 über die außerordentliche Rolle der Mormonen im Kampf gegen die Homo-Ehe in Kalifornien: ‚Mormons Tipped Scale in ban on Gay Marriage‘
Proteste überall in den USA: ‚Rallies across America

USA: Homo-Ehe per Verfassung verboten

Die Wähler in den USA haben in verschiedenen Bundesstaaten für ein verfassungsmässiges Verbot der Homo-Ehe und weitere homosexuellenfeindliche Maßnahmen gestimmt.

In Florida und Arizona ist die Homo-Ehe zukünftig per Verfassung verboten. Die Wähler dieser Bundesstaaten stimmten mehrheitlich für entsprechende Verfassungsänderungen.

In Arkansas stimmten die Wähler mehrheitlich für einen Vorschlag, mit dem schwulen und lesbischen Paaren die Adoption von Kindern verboten wird.

In Kalifornien sind die Ergebnisse der Abstimmung über ‚Proposition 8‘ noch unklar. Mit ‚Proposition 8‘ wird ein Vorschlag bezeichnet, mit dem das Verbot der Homo-Ehe in die Verfassung des Staates Kalifornien aufgenommen werden soll. Nach bisherigen Ergebnissen zeichnet sich ab, dass auch in Kalifornien ein Verbot der Homo-Ehe die Mehrheit der Wählerstimmen bekommen haben könnte (mit 53% Zustimmung).

Nachtrag 11.11.2008: ‚Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung‘

USA: nach der Wahl – wie geht es weiter mit der Aids-Politik in den USA?

Jung, farbig und – überladen mit Hoffnungen und Erwartungen. Barack Obama wird 44. Präsident der USA und Nachfolger von George W. Bush.

Change – Wandel war sein großes Motto. Doch – nach der US-Wahl, wie geht es weiter mit der Aids-Politik der USA? Wandel auch auf dem Aids-Bereich? Beide Kandidaten waren zu diesem Thema während des Wahlkampfs nicht sehr pointiert.

Über eine Million US-Amerikanerinnen und Amerikaner leben mit HIV. Allein im Jahr 2006 sind ca. 14.000 Menschen in den USA an den Folgen von Aids gestorben.
Etwa 25% der HIV-Infizierten in den USA wissen Schätzungen zufolge bisher nicht von ihrer Infektion und erhalten so keinerlei Behandlung. Stigmatisierung und Diskriminierung bzw. Ängste davor gelten auch in den USA als größtes Hindernis, einen HIV-Test zu machen.

Bisher ist unklar, ob sich mit einem neuen Präsidenten auch die Aids-Politik der USA verändern wird.
Eine gute Sammlung von Artikeln, die sich im Vorfeld der US-Wahlen mit der Haltung der Kandidaten und ihrer Stellvertreter/in mit dem Thema HIV/Aids befassen, hat ‚The Body‚ zusammengestellt.

Die Site aidsvote.org hatte sich während des Wahlkampfs bemüht, Wähler über die Haltung der Kandidaten zu Aids-relevanten Fragen zu informieren und gefordert „The next president must end AIDS!“. Hierzu war extra sowohl einZehn-Punkte-Plan USA als auch ein Zehn-Punkte-Plan international formuliert worden.

Aids-Aktivisten hatten in summa auch hinsichtlich der Aids-Politik eher Obama als McCain vorgezogen. Beide hatten eine Nationale Aids-Strategie zugesagt. Einige Aids-Aktivisten verweisen jedoch darauf, Obama habe hinsichtlich seiner Haltung zu HIV/Aids eine aussagekräftigere Vergangenheit. So hat Obama sich z.B. 2006 mit südafrikanischen Aids-Aktivisten im Township Khayelitsha getroffen. McCain habe erst seit diesem Herbst das Thema Aids in sein Wahlprogramm aufgenommen.
Etwas klarer scheint das Bild, das beide Politiker hinsichtlich Schwulen- und Lesbenpolitik abgeben: John McCain and gay rights oder Barack Obama and gay rights.

Offen bleibt bisher auch weiterhin ein altes Gesetz der Konservativen und seine Aufhebung: wie geht es weiter mit dem Einreiseverbot für HIV-Positive? Zwar hatte der bisherige US-Präsident Bush ein Gesetz unterzeichnet, das auch die Aufhebung des Einreiseverbots für HIV-Positive vorsieht. Die entsprechende verwaltungstechnische Umsetzung jedoch verzögert sich bisher immer wieder. Das Ende des US-Einreiseverbots für HIV-Positive zeichnet sich ab – erreicht jedoch ist es bisher immer noch nicht.

Barack Obama ist mit vielen Hoffnungen und Sehnsüchten gewählt worden. Ihm (und den Bürgern) ist zu wünschen, dass er Kraft und Ressourcen hat, einen Teil dieser Hoffnungen in wirksame Politik für Menschen umzusetzen.
Auch Menschen mit HIV und Aids setzen Hoffnungen in die kommende US-Regierung. In eine Verbesserung ihrer sozialen Situation, in eine Verbesserung eines Gesundheitssystems, das bisher zulässt, dass Millionen US-Bürger ohne jeglichen Krankenversicherungs-Schutz leben müssen.

Nebenbei, am Wahltag wurde auch über zahlreiche für Schwule und Lesben wichtige Gesetze und Anträge in US-Bundesstaaten abgestimmt, wie ‚Proposition 8‚ (Verbot der Homo-Ehe) in Kalifornien oder ähnliche Abstimmungen in Arizona und Florida. In Kalifornien hatten Kommentatoren schon betont ‚Forget Obama, it’s all about Proposition 8‘.
Berichte werden sich (hoffentlich) dazu auch in deutschsprachigen Blogs finden …

Magic Johnson: positiv – oder nicht?

Magic Johnson sei gar nicht HIV-positiv, er habe dies nur aus Sympathiegründen vorgespiegelt – behaupteten zwei Radiomoderatoren in den USA. Magic Johnson, einst Basketball-Star der NBA, reagierte gelassen.

7. November 1991- Earvin ‚Magic‘ Johnson, einer der bekanntesten Basketball-Spieler der USA, erklärt öffentlich, er sei HIV-positiv (siehe Aidszeiten 1991). Er löst mit seinem Outing in der Folgezeit eine Welle von Berichten und Aufmerksamkeit für das Thema HIV/Aids in den USA aus.
Magic Johnson engagiert sich seitdem in seiner Magic Johnson Foundation für HIV-Information und -Prävention.

Oktober 2008. Radiomoderatoren werfen Magic Johnson vor, er sei in Wirklichkeit nicht HIV-positiv, habe stattdessen seine vermeintliche Aids-Diagnose nur aus ‚Sympathie-Gründen‘ angegeben.

Magic Johnson (Foto: Magic Johnson Foundation)
Magic Johnson (Foto: Magic Johnson Foundation)

In der ‚Chris Baker  Show‘ des Senders KTLK in Minneapolis am 8. Oktober 2008 sprechen die beiden Moderatoren der Sendung, Chris Baker und Langdon Perry, laut Mitschrift der Sendung über Krankheiten.  Dabei entspinnt sich folgender Dialog der beiden:

PERRY: What about diseases that are eminently treatable and you can live with for a long, long time quite healthily if you just get some basic drugs?
BAKER: Like Magic Johnson.
PERRY: Like Magic with his faked AIDS. Magic faked AIDS.
BAKER: You think Magic faked AIDS for sympathy?
PERRY: I’m convinced that Magic faked AIDS.
BAKER: Yeah, me too.
PERRY: It falls apart —
BAKER: Which is horrible.
PERRY: — when you get into motivation. I’m not sure why, but I’m pretty sure he faked AIDS.
BAKER: I’ve got a great email here from —
PERRY: ‚Cause he’s the only cured AIDS guy ever.

(Quelle: Mitschrift auf mediamatters)

Magic Johnson verurteilte die Äußerungen, verzichtete jedoch darauf, eine Entlassung der Moderatoren zu fordern. Der Sender äußerte sein Bedauern über ‚einige leichtfertige Bemerkungen‘.

Magic Johnson äußerte sein Entsetzen. Zusammen mit vielen anderen Menschen setze er sich dafür ein, das Menschen die richtigen Informationen bekämen um sich schützen zu können und zu wissen was es bedeute HIV-positiv zu sein. Derartige Falschinformationen und Verharmlosungen von HIV und Aids seien fahrlässig und unverantwortlich.
Zudem betonte Johnson, er sei nicht an Aids erkrankt, habe immer geäußert, HIV-positiv zu sein. Dies sei ein Unterschied – es gebe heutzutage ‚phantastische Medikamente‘.

Statt eine Entlassung der beiden Moderatoren zu fordern, halte er es für sinnvoller, deren Zuhörer über HIV und Aids zu informieren. Der Sender erklärte sich bereit, HIV- und Aids- Informationssendungen auszustrahlen. Man werde hierzu auch Magic Johnson kontaktieren.

US-Einreisebestimmungen: weiterhin Possenspiele

Die angekündigte Aufhebung des Einreiseverbots für HIV-Positive in die USA erweist sich immer mehr als Possenspiel.

Zwar hat US-Präsident Buch inzwischen längst dass so genannte PrepFar-Gesetz unterzeichnet, mit dem auch die Aufhebung des HIV-Einreiseverbots realisiert werden sollte. Seitdem allerdings ersticken diese Pläne scheinbar nach und nach im bürokratischen Dickicht (sie aktualisierter Post „USA: Ende des HIV-Einreiseverbots zeichnet sich ab„).

Zuständig für die Umsetzung der Entscheidung ist das US – ‚Department of Homeland Security‘ (DHS). Dessen Sprecherin kündigte nun gegenüber dem San Francisco Chronicle an, wie die Behörde sich die weitere Vorgehensweise vorstellt.

Zunächst soll bald eine Regelung geschaffen werden, bei der HIV-positive USA-Touristen weiterhin ihren HIV-Status angeben müssen – nur um dann -als Positive aktenkundig- ohne bisherige von-Fall-zu-Fall-Entscheidung ein Visum zu bekommen:

„Under the new rule, everyone with HIV who applies for a short-term visitor visa – a moderately small population – will be given a waiver rather than being evaluated on a case-by case basis, said Amy Kudwa, a spokeswoman for the Department of Homeland Security. She estimated the new process would be in effect by Friday.“

Und was ist mit der angekündigten Regelung, dass der HIV-Status überhaupt nicht mehr angegeben werden muss?
Darauf dürfen wir weiterhin warten:

„It is expected that the health department will remove HIV completely from the list within a year, Kudwa said.“

(Quelle: San Francisco Chronicle online, Meldung vom 2. Oktober 2008; Hervorhebungen durch ondamaris)

Zumindest bis es soweit ist, werden Menschen mit HIV also auch weiterhin anders behandelt in den USA …

Und vor allzu großem Optimismus hinsichtlich der kompletten Aufhebung des Einreiseverbots ist zu warnen. Vorsicht vor allem derzeit bei in einigen Medien voreilig kursierenden Meldungen, man könne nun unbeeinträchtigt auch als HIV-Positiver in die USA einreisen.

US-Einreiseverbot gekippt

Das Einreiseverbot für Menschen mit HIV, das seit 1987 in den USA bestand, ist gekippt. US-Präsident Bush hat das sogenannte PEPFAR-Gesetz unterzeichnet. Dieses beinhaltet auch einen Passus (Section 305), der die Aufhebung des HIV-Einreiseverbots ermöglicht.

Den Fall des auf den jüngst verstorbenen Jesse Helms zurückzuführenden Einreiseverbots kommentiert BoxTurtleBulletin und weist darauf hin, dass trotz der Unterzeichnung des Gesetzes die entsprechenden Regelungen des zuständigen HHS (Department of Health and Human Services) bisher weiterhin in Kraft sind und angewandt werden. Wann die Verwaltungsrichtlinien der neuen Gesetzerslage angepasst werden, ist bisher unklar.

Obamamanie

Obama in Berlin – und alle sind begeistert. Alle?

‚Berlin wählt Obama‘, titelte die Netzzeitung während der US-Vorwahlen. Am 24. Juli 2008 ist Barack Obama nun in Berlin. Da er (noch ?) kein Präsident ist, darf er nicht am Brandenburger Tor sprechen. Aber an der Siegesäule, am Donnerstag um 19:00 Uhr, mit ‚Fanmeile‘, mit Blick auf Brandenburger Tor und Pariser Platz – auch eine imposante und medienwirksame Kulisse.

All denjenigen, die nun in den breiten Chor der Obamamanie einfallen, sei angeraten, sich ein wenig auch darum zu bemühen, welche Positionen Barack Obama in Sachen Homo-Politik vertritt bzw. in letzter Zeit so äußert …

Einige Beiträge (Ergänzungen erwünscht):
schwuler Quark
Same Sex Marriages in Kalifornien – was sagt eigentlich Barack Obama dazu?
Obama and Gay Marriage
Obamas California Contortion

USA: Ende des HIV-Einreiseverbots zeichnet sich ab (akt.)

Das Einreiseverbot, das in den USA für Menschen mit HIV und Aids besteht, könnte nach 21 Jahren bald beendet oder deutlich gelockert werden. Dies geht aus einer Entscheidung des US-Senats hervor.

1987 führten die USA mit Hilfe geänderter Visa-Bestimmungen ein Einreiseverbot für Menschen mit HIV und Aids ein, 1993 wurde dieses Gesetz. Haupt-Betreiber dieser Regelung war der erst jüngst verstorbene US-Senator Jesse Helms. Bisher ist dieses Einreiseverbot unverändert in Kraft und wird auch praktisch umgesetzt.

Doch nun zeichnet sich eine Änderung ab. Der US-Senat hat mit 80 zu 16 Stimmen einem Aids-Gesetzespaket des US-Präsidenten zugestimmt. Versteckt in diesem PEPFAR (President’s Emergency Plan for Aids Relief) genannten Paket befindet sich (in ‚Section 305‘) auch ein von den Senatoren Kerry und Smith eingebrachter Teil (siehe ‚Ich war noch niemals in New York‚) , der auch eine Überarbeitung der Einreise-Regelungen vorsieht.

Diese Regelung führt dazu, dass das für die Einreiseregelungen zuständige DHHS (Department of Health and Human Services) diese nun kippen könnte. Allerdings ist Presseberichten zufolge bisher unklar, ob dies bereits zu Zeiten der Regierung Bush erfolgen wird, oder ob Bush dies der neuen US-Regierung überlässt, die im Januar 2009 ihre Arbeit aufnimmt.

Das US-Einreiseverbot für HIV-Positive war in der Vergangenheit immer wieder scharf kritisiert worden. Aufgrund dieser Regelungen hatte die International Aids-Society u.a beschlossen, dass internationale Aids-Kongresse nicht mehr in den USA stattfinden, solange dieses Einreiseverbot besteht.

Das PEPFAR-Programm war von US-Präsident Bush 2003 gegründet worden. Mit dem jetzigen Beschluss des Senats kann es weitere fünf Jahre laufen und wird hierfür mit insgesamt 30 Mrd. Euro (48 Mrd. US-$) ausgestattet. PEPFAR ist im wesentlichen ein Hilfsplan für ausländische Staaten (hauptsächlich zugunsten von 15 von der Bush-Regierung ausgewählten Staaten) zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose. PEPFAR geriet immer wieder in die Kritik, u.a. weil darin von den Empfängern der Mittel insbesondere auch Programme gefordert werden, die Abstinenz und Treue, nicht allein jedoch die Verwendung von Kondomen vorsehen.

[via 365gay, pinknews, aegis]

Nachtrag 21.7.2008: über das 3. Treffen des International Task Teams on HIV-related Travel Restrictions berichtet UNAIDS.
Nachtrag 23.7.2008: Nach der Unterzeichnung des Gesetzes (HR 5501) durch den Senat wird sich das ‚House of Representatives‘ im Verlauf der 30. KW mit PEPFAR befassen. Bisher bestehen geringe Unterschiede zwischen der Kongress-Version des Gesetzes und der ‚House‘-Version. Wie die endgültige Version des Gesetzes aussehen wird, ist derzeit noch nicht im Detail klar.
Nachtrag 28.7.2008: Das US-Repräsentantenhaus hat mit 303 gegen 115 Stimmen dem Gesetz ebenfalls zugestimmt. Nun steht noch die Unterschrift von US-Präsident Bush aus. Es ist weiterhin unklar, ob Bush zeichnet, oder die Regelung seinem Nachfolger überlässt, der sein Amt als 44. US-Präsident am 20. Januar 2009 antreten wird.
Nachtrag 30.07.2007: Medienberichten zufolge wird US-Präsident Bush das Gesetz am 31.7.2008 unterzeichnen. Die Aufhebung des Einreiseverbots muss laut dem Bericht von Bush zusätzlich veranlasst werden.
Nachtrag 22.9.2008: Die Umsetzung der Aufhebung des Einreiseverbots ist immer noch nicht Praxis. Der HHS hat eine entsprechende Regelung noch nicht erlassen und publiziert. Experten protestieren gegen die langsame Umsetzung.
Nachtrag 25.9.2008: Der HHS reagierte auf die Kritik mit dem Hinweis, die Revision der Regelungen sei ein ‚zeitraubender Prozess‘, man habe aber das Ziel, ihn bis zum Ende der Regierungszeit der Bush-Administration abzuschließen. Dies würde eine Umsetzung bis Ende Januar 2009 bedeuten.
Nachtrag 30.9.2008: Ein weiterer kleiner Schritt der Umsetzung: Botschaften können zukünftig auch an HIV-Positive Visa erteilen, wenn ‚die sonstigen Einreisebestimmungen erfüllt werden‘. Die Zustimmung der Gesundheitsverwaltung ist noch erforderlich.
Nachtrag 01.10.2008: „De Facto Discrimination“ kommentiert die Washington Post am 26.9.2008 das de facto – Fortbestehen des Einreiseverbots
Pinknews 20.04.2009: People with HIV ’still being refused entry to US‘
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