Abbott: 3,5 Mio. $ Strafe an Glaxo

Der Pharmakonzern Abbott wurde in den USA verurteilt, seinem Wettbewerber GlaxoSmithKline (GSK) eine Strafe von 3,5 Millionen US-Dollar zu zahlen. Hintergrund des Urteils ist die Verfünffachung des Preises für Norvir® (Wirkstoff Ritonavir) im Jahr 2003.

Im Jahr 2003 erhöhte der Pharmakonzern Abbott den Preis für sein Aids-Medikament Norvir. Doch es folgte nicht eine ‘normale’ Preiserhöhung – der Pharmakonzern verfünffachte den Preis direkt (siehe Bericht “Gewinne Gewinne Gewinne“).

Der Pharmakonzern  GlaxoSmithKline (GSK; ‚Glaxo‘) ging daraufhin gegen Abbott vor Gericht vor. Die massive Preiserhöhung habe den Zweck verfolgt, weiteres Wachstum für Abbotts Medikament Kaletra® sicherzustellen (in dem ebenfalls Ritonavir als Booster verwendet wird). Dies stelle eine Wettbewerbsverzerrung und Benachteiligung von Wettbewerbern wie Atazanavir (Handelsname Reyataz®) von Glaxo dar.

Ein Gericht in den USA wies am 31. März 2011 die Klage Glaxos gegen Abbott zurück. GSK hatte den Schaden auf 570 Mio. $ beziffert und den dreifachen Betrag als Schadenersatz gefordert.

Allerdings sprach das Gericht GSK eine Zahlung in Höhe von 3,5 Millionen US-Dollar wegen Vertragsbruchs zu. Ein Abbott-Sprecher betonte, der Konzern behalte sich vor, hiergegen in Berufung zu gehen. Ein GSK-Sprecher hingegen betonte, der Konzern sei enttäuscht, man werde das Urteil jedoch akzeptieren.

Bereits 2007 waren vier Apotheken-Ketten in den USA wegen der drastischen Preiserhöhung gegen Abbott vor Gericht gegangen. Dabei wurden auch prozessunterlagen bekannt, die wenig günstig für das Bild von Abbott in der Öffentlichkeit waren: Laut Prozess-Unterlagen (’exhibit #14′) wurde damals als eine Alternative zur drastischen Preiserhöhung die Einstellung der Norvir®-Produktion überlegt. Es wurde diskutiert “den verbleibenden Vorrat nach Afrika zu geben und die Ritonavir-Produktionsanlage zu schließen”.

Ein Gericht in San Francisco wies am 07. Juli 2009 die Klage zurück. Abbott hatte vorher Presseberichten zufolge 10 Millionen US-$ gezahlt, und sich zudem bereit erklärt, dass das Gericht dennoch kläre, ob die Preiserhöhung einen illegale Geschäftspraxis sei.

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weitere Informationen:
Bloomberg 31.03.2011: Abbott Ordered to Pay Glaxo $3.5 Million in HIV Drug Suit
NPIN 31.03.2011: US Jury Rejects Glaxo Antitrust Claim vs. Abbott
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Kurz notiert … Oktober 2010

28. Oktober 2010: Hepatitis C : Die DAH weist hin auf Verhaltensänderungen bei Hepatitis-C-Behandlung: neue Medikamenteninformationen

24. Oktober 2010: Trotz seiner langwährenden Freundschaft mit Ernie sei er nicht schwul, lässt Sesamstraßen-Figur Bert erklären.

22. Oktober 2010: Die derzeit angewendeten US-Behandlungsrichtlinien für die Behandlung von Syphilis bei HIV-Positiven haben eine sehr geringe Evidenz-Basis, betont eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift.

Mit Ritonavir (Handelsname Norvir®) geboostetes Saquinavir (Invirase®) kann zu Herzrhythmusstörungen führen, berichten Medien. Die US-Packungsbeilage wurde geändert.

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson macht Infektionskrankheiten (darunter HIV)  zu einer Priorität seiner Geschäftsaktivitäten.

21. Oktober 2010: Den seltenen Fall einer HIV-Übertragung durch eine Messer-Attacke haben Forscher in Taiwan dokumentiert.

19. Oktober 2010: Auch München braucht einen Gedenkort für schwule NS-Opfer, fordert die Rosa Liste in einem Antrag.

15. Oktober 2010: Zwei HIV-positive Strafgefangene haben vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) erfolgreich gegen Russland bzw. gegen die Ukraine geklagt. Sie erhielten Schmerzensgeld in Höhe von 27.000 bzw. 8.000 Euro zugesprochen, ihre medizinische Versorgung sei menschenunwürdig.

Die ARGE muss die Fahrtkosten zur Substitutionsbehandlung übernehmen, urteilte das Sozialgericht Wiesbaden.

Aids könne eine „Art von immanenter Gerechtigkeit“ für den Missbrauch der Liebe sein, meint der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Belgien.

14. Oktober 2010: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ihre Richtlinie zur Behandlung der HIV-Infektion bei Frauen und Kindern aktualisiert.

13. Oktober 2010: Über 80.000 Menschen im Iran seien an Aids erkrankt, meldet der unabhängige Sender ‚Radio Zamadeh‘ aus Amsterdam. Offizielle Zahlen liegen bei 22.000.

Der Pharmakonzern Abbott hat mit dem niederländischen Biotech-Unternehmen Qiagen eine Vereinbarung geschlossen über die gemeinsame Vermarktung von Tests auf HIV, Hepatitis C und Humane Papilloma-Viren.

„The Gay Liberation Front’s social revolution“ – Peter Tatchell erinnert in einem Kommentar an die Gründung der Schwulengruppe ‚Gay Liberation Front‚ in London am 13. Oktober 1970.

11. Oktober 2010: Der Vertreib von HIV-Heimtests ist gesetzlich geregelt, (nicht nur) die DAH warnt immer wieder. Nun warnen auch Ärzte vor HIV-Heim-Tests.

Medizinische Leitlinien haben weitreichende Folgen. Entstehen sie immer unabhängig? Über Interessenverflechtungen berichtet „Augen auf beim Leitlinien-Kauf“

9. Oktober 2010: In Paris findet die  erste Internationale Konferenz homosexueller Muslime (CALEM Conférence des associations LGBT européennes et musulmanes) statt – unter Beteiligung der beiden einzigen offen homosexuellen Imame.

7. Oktober 2010: Uridin hilft nicht gegen Fettschwund bei HIV-Positiven (Lipoatrophie), zeigte eine US-Studie.

6. Oktober 2010: Erstmals soll ein ‚therapeutischer Impfstoff‚ eine „funktionale Heilung“ erreicht haben – bei SIV, einer ‚Affen-Variante‘ von HIV. In einer Gruppe mit der Substanz des Unternehmens VIRxSYS Corporation geimpfter Affen soll die HIV-Vermehrung unter Kontrolle und das Voranschreiten der Erkrankung aufgehalten worden sein.

5. Oktober 2010: Wegen Unwirksamkeit beendet der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) alle seine Studien zum Herpes-Impfstoff „Simplirix“.

4. Oktober 2010: Klassischer Fall von Homophobie gepaart mit Serophobie in Indonesien: der Informationsminister macht Schwule für Aids verantwortlich.

„Schwulenhass bleibt ein Thema“, betont Dirk Brüllau vom schwul-lesbischen Netzwerk „Queer Football Fanclubs“ zum Thema Homophobie und Fussball im Magazin „11FREUNDE“.

3. Oktober: Der Brite Robert Edwards erhält den diesjährigen Medizin-Nobelpreis für die Entwicklung der künstlichen Befruchtung. Erst jüngst hatte der G-BA einen Anspruch auf künstliche Befruchtung als GKV-Leistung auch für von HIV betroffene Paare beschlossen.

2. Oktober: US-Präsident Obama entschuldigt sich nach über 60 Jahren für Syphilis-Versuche in den 1940er Jahren. Ohne ihr Wissen wurden 1.500 Menschen in Guatemala mit Syphilis infiziert, um die Wirkungsweise von Penicillin zu untersuchen. Die Teilnehmer hatten keinerlei Möglichkeit einer informierten Einwilligung (informed consent). Die Untersuchungen fanden im Zusammenhang mit dem berüchtigten „Tuskegee Syphilis Experiment“ statt.

1. Oktober 2010: Homosexuelle mit einzubeziehen sei entscheidend für Malawis Kampf gegen Aids, betonte die Vizepräsidentin des afrikanischen Staates, Joyce Banda, bei einem Spitzentreffen religiöser Führer. Schwule und Lesben seien eine Realität in Malawis Gesellschaft, dies dürfe nicht ignoriert werden.

Welche Anforderungen und Bedürfnisse haben Transgender-Männer an HIV-Prävention?, fragt ‚Youths2getherNetwork: „What are transgender men’s HIV prevention needs?“

Sexualaufklärer Oswald Kolle ist bereits am 24. September im Alter von 81 Jahren in den Niederlanden verstorben, wie erst am 1. Oktober bekannt wurde.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat am 1. Oktober den Verdienstorden des Landes Berlin an 14 Bürgerinnen und Bürger verliehen, darunter auch an Kai-Uwe Merkenich, von 2000 bis 2009 Geschäftsführer des Berliner Aids-Hilfe e.V..

Der von der französischen Staatssekretärin für Sport Rama Yade angekündigte ‚Aktionsplan gegen Homophobie im Sport‚ nimmt Gestalt an, die Arbeitsgruppe, die den Plan entwickeln soll, kam zu einem ersten treffen im Ministerium zusammen.

lukrativer ‚Nebenverdienst‘ – Pharmageld an Ärzte

Ärzte erhalten Geld von Pharmakonzernen – ein offenes Geheimnis. Doch – wie viel? In den USA kehrt zunehmend mehr Transparenz ein …

Pharmakonzerne zahlen Geldbeträge an Ärzte, für Beratungsleistungen und als Honorare für Vorträge. Die Tatsache an sich ist bekannt – doch wie hoch sind diese Leistungen? In den USA veröffentlichen nun Pharmakonzerne Aufstellungen ihrer Leistungen an ‚influential prescibers‘ im Internet.

Und – es geht bei den Zahlungen von Pharmakonzernen an Ärzte durchaus nicht nur um kleinere Beträge. Der 121-seitige Bericht des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK) zum Beispiel führt auch Ärzte  auf, die ‚Berater-Honorare‘ von annähernd 74.000$ oder ‚Honorare als Redner‘ von über 70.000$ erhalten haben – und dies nur im zweiten Quartal 2009, und nur in den USA.

Der größte Betrag innerhalb der drei Monate April, Mai und Juni 2009 ging an einen Spezialisten für die Behandlung von Asthma und Allergien – allein 99.375$ in 3 Monaten. Medikamente für Asthma und Allergien sind eines der Schwerpunkt-Geschäftsfelder von GSK.

Die Zahlungen als Redner oder Berater sind zudem nicht die einzigen Zahlungen, die GSK an Ärzte leistet. Die Internetseite des Pharmakonzerns führt unter der Kategorie „work with healthcare providers“ auch die Rubriken „Sponsoring und Zuwendungen“ sowie „Forschungs-Zuwendungen“ auf.

Vor GSK haben bereits die Pharmakonzerne Lilly und MSD ihre Zahlungen an Ärzte veröffentlicht, Pfizer wird demnächst folgen – in den USA. Ob derartige Transparenz irgendwann einmal auch für Deutschland zu erwarten ist?

Immerhin – auch für Patienten ist nicht uninteressant zu wissen, von welchem Konzern ihr Arzt welche Beträge erhält – schließlich geht es auch um die Unabhängigkeit des Behandlers und das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.

Denn – dass die Zahlungen der Pharmaindustrie völlig ohne Absicht, rein aus Philanthropismus erfolgen, steht wohl nicht zu erwarten. Schon der Begriff „influential prescibers“ erzählt viel über die Hintergedanken …

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weitere Informationen:
ft.com 14.12.2009: GSK’s $15m fees data go online
ft.com 20.10.2009: Merck pays $3m in speaker fees to US doctors
Lilly: Registry Report Payments Made Q1-Q2/2009
GSK: Fees Paid to US Based Healthcare Professionals for Consulting & Speaking Services 2nd Quarter 2009

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Rückruf-Aktion Combivir (akt.2)

Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) ruft eine Charge des Aids-Medikaments Combivir zurück. Verdacht auf Produktfälschung wird als Grund angegeben.

Apotheken teilte GSK unterdessen mit:

‚GlaxoSmithKline (GSK) ruft in Deutschland die Charge R343741 des HIV-Medikaments Combivir 150 mg/300 mg Filmtabletten (PZN 8725085) aus dem  pharmazeutischen Grosshandel und aus Apotheken zurück. Der Chargenrückruf ist eine vorsorgliche Massnahme aufgrund des Verdachts einer Arzneimittelfälschung.
Die Originalcharge von GSK mit der Nummer R343741 wurde von GSK zwischen Mai und Juni 2008 an Grosshandel und Apotheken ausgeliefert. Kürzlich im Handel gefundene Ware mit dieser Chargennummer stellte sich als Fälschung heraus.
Dieser Chargenrückruf betrifft keine anderen Produkte, die von GlaxoSmithKline in Deutschland vertrieben werden. Die zuständige Überwachungsbehörde ist über diese Rückrufaktion informiert. Bitte schicken Sie Ihre Rücksendung (nach vorheriger sorgfältiger Prüfung der Chargennummer) an folgende Adresse: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, Retourenabteilung, -Rückruf Combivir-, Industriestrasse 32-36, 23843 Bad Oldesloe. Bei weiteren Fragen steht Ihnen das MED INFO & SERVICE CENTER gebührenfrei unter der Telefonnummer: (08 00) 1 22 33 55 zur Verfügung.‘

Einem Bericht in einem Forum zufolge soll die Polizei im Raum Bremen auf der Suche nach gefälschten Combivir-Packungen sein.

GSK hatte angekündigt, zeitgleich auch Aidshilfen über den Rückruf zu informierent:

„Gefälschte Combivir®-Packungen
Wir möchten Sie darüber informieren, dass GlaxoSmithKline (GSK) in Deutschland in Zusammenarbeit mit der zuständigen Landesbehörde die Charge R343741 (haltbar bis 01/2010) des HIV-Medikaments Combivir® 150/300 Filmtabletten (Wirkstoffe Lamivudin und Zidovudin) im pharmazeutischen Großhandel und bei Apotheken zurückruft. Der Chargenrückruf ist eine vorsorgliche Maßnahme aufgrund des Verdachts einer Arzneimittelfälschung.
Bei GSK Deutschland lag zunächst eine pharmazeutische Reklamation über eine einzelne Combivir-Packung® vor, die durch ausführliche Vergleichsuntersuchungen als Fälschung identifiziert wurde. Der Verdacht, dass weitere gefälschte Combivir®-Packungen in die deutsche Vertriebskette gelangt sind, hat sich nach weiteren Nachforschungen erhärtet.
Dabei handelt es sich nach bisherigen Erkenntnissen um Fälschungen der Umverpackung, der Gebrauchsinformation (Beipackzettel) sowie der Blisterpackung. Gefälschte Tabletten wurden bisher nicht gefunden. Analysen der aufgrund des Rückrufs zurückgesandten Ware werden weitere Aufschlüsse über das Ausmaß der Arzneimittelfälschung geben.
Die Sicherheit der Patienten steht für GSK an erster Stelle. Jeder Verdachtsfall einer Medikamentenfälschung wird daher sehr ernst genommen. Bei weiteren Fragen steht Ihnen unser MED INFO&SERVICE CENTER gebührenfrei unter Tel.: 0800-122 33 55 gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG“

Bereits in früheren Jahren war es zu Rückruf-Aktionen von Aids-Medikamenten durch GSK gekommen.

weitere Informationen:
Rückruf: Combivir 150 mg/300 mg, 60 Filmtabletten, Ch.-B.: R343741: Chargenrückruf, auch in Pharmazeutische Zeitung .
DAH-Blog 31.08.2009: Verdacht auf Arzneimittelfälschung bei Combivir®
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interessant zu lesen:
Prof. Schweim: „Arzneimittel-Fälschungen“ (pdf)

Danke an K.!