EU-Parlament fordert gegenseitige Anerkennung von Homo-Ehen

Das Europäische Parlament fordert die gegenseitige Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften.

Homo-Ehen sollten zwischen EU-Staaten, die diese selbst anbieten, gegenseitig anerkannt werden. Eine entsprechende Formulierung findet sich in der heute verabschiedeten Erklärung zu „Grundrechten in der Europäischen Union“.

Das Europäische Parlament stimmte für einen entsprechenden Antrag des italienischen EU-Abgeordneten Catania (siehe Meldung von gestern).

In einer Erklärung des Europäischen Parlaments heißt es u.a.:

„Das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf Freizügigkeit innerhalb der EU solle unter den gleichen Bedingungen Anwendung finden, wie dies in Bezug auf heterosexuelle Paare der Fall sei. Das Parlament fordert diejenigen Mitgliedstaaten, die Rechtsvorschriften hinsichtlich gleichgeschlechtlicher Partnerschaften erlassen haben, auf, die von anderen Mitgliedstaaten angenommenen Bestimmungen, die ähnliche Auswirkungen haben, anzuerkennen und Leitlinien für die gegenseitige Anerkennung der bestehenden Rechtsvorschriften in den Mitgliedstaaten festzulegen.“

Zudem fordert das Europäische Parlament die Verurteilung homophober Äußerungen, auch seitens religiöser Würdenträger, und unterstützt die französische Initiative zur Entkriminalisierung der Homosexualität:

„Diskriminierende Bemerkungen in Bezug auf Homosexuelle, die religiöse Würdenträger sowie Persönlichkeiten des sozialen Lebens und Politiker äußern, schürten Hass und Gewalt. Daher fordert das EP die jeweils verantwortlichen Gremien auf, diese Äußerungen zu verurteilen, und unterstützt zugleich „voll und ganz“ die französische Initiative zur weltweiten Entkriminalisierung der Homosexualität; Homosexualität ist in 91 Ländern nach wie vor eine Straftat und in einigen Fällen sogar ein Kapitalverbrechen.“

weitere Informationen:
EU: gegenseitige Anerkennung von Homo-Ehen? (dort Links auf die EP-Tagesordnung und Resolution)
Grundrechte in der Europäischen Union (Pressemitteilung des Europäischern Parlaments)

EU: gegenseitige Anerkennung von Homo-Ehen?

Das Europäische Parlament stimmt am morgigen Mittwoch darüber ab, ob in einem Mitgliedsstaat geschlossene Homo-Ehen auch in allen anderen EU-Mitgliedsstaaten anerkannt werden sollen.

Giusto Catania, Europa-Abgeordneter der vereinigten Europäischen Linken, hat als „Rapporteur“ den Entwurf einer Resolution eingebracht, die in einem ihrer Paragraphen auf die Anerkennung der in einem Mitgliedsstaat geschlossenen Homo-Ehen in denjenigen Mitgliedsstaaten zielt, die ihrerseits bereits Homoehen zulassen.

Diese Resolution „zur Lage der Grundrechte in der Europäischen Union 2004–2008“ fordert in Artikel 75

„75.    fordert diejenigen Mitgliedstaaten, die Rechtsvorschriften hinsichtlich gleichgeschlechtlicher Partnerschaften erlassen haben, auf, die von anderen Mitgliedstaaten angenommenen Bestimmungen, die ähnliche Auswirkungen haben, anzuerkennen; fordert die Mitgliedstaaten auf, Leitlinien für die gegenseitige Anerkennung der bestehenden Rechtsvorschriften in den Mitgliedstaaten festzulegen, um zu gewährleisten, dass das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union unter den gleichen Bedingungen Anwendung findet wie dies in Bezug auf heterosexuelle Paare der Fall ist;”

Das Europa-Parlament wird sich am 14. Januar mit der Resolution befassen (Debatte und Abstimmung).

Eine ähnliche Resolution war auch von der britischen Europa-Abgeordneten Sharon Bowles eingebracht worden.

Derzeit gibt es in einigen EU-Staaten Homo-Ehen oder zivile Partnerschaften. Sie werden nur in einigen wenigen Fällen jeweils auch in einigen wenigen anderen EU-Staaten anerkannt. Eine EU-weite gegenseitige Anerkennung von Homo-Ehen existiert bisher nicht.

Weitere Informationen:
Europa-Parlament
Tagesordnung EU-Parlament für den 14.01.2008
Resolution „zur Lage der Grundrechte in der Europäischen Union 2004–2008“ (2007/2145(INI))
Sharon Bowles, eigene Website Sharon Bowles
Sharon Bowles campaign for equal recognition of civil partnberships across Europe
Pinknews: MEPs to vote on recognition of same-sex partnerships

Stonewall 2.0 – Schwule und Lesben in den USA werden wieder aktiv

Wut und Entsetzen über ein Verbot der Homo-Ehe in drei US-Bundesstaaten haben in den USA eine weitgehend unerwartete Folge – ein Wiedererstarken schwulen und lesbischen Aktivismus‘, der sich selbst den Namen „Stonewall 2.0“ gegeben hat. „Gay Marriage Ban inspires New Wave of Activists“, titelt die New York Times.

„Stonewall 2.0“ – ein Name, der erinnert an die Anfänge der 1970er-Schwulen und Lesbenbewegung, an die Aufstände in New York, an wütende Schwule, die nicht mehr kuschen sondern für ihre Rechte eintreten wollte.

Genau dies, Wut und Eintreten für eigene Rechte, scheint auch ein Moment hinter dem Engagement vor allem junger Schwuler und Lesben in den USA zu sein. Was als ‚No on H8 – nein zum Hass‚ und Protesten gegen massive Unterstützung für Homo-Gegener seitens der Mormonen begann, beginnt sich zu einer landesweiten neuen Bewegung für gleiche Rechte für Homos auszuwachsen.

Aktivismus statt Apathie – zahlreiche neue Gruppen entstehen überall in den USA nach den Abstimmungen des 4. November, junge Schwule und Lesben werden plötzlich wieder aktiv. „I’d been focused on other things in my life. Then Nov. 4 happened, and it woke me up,” zitiert die New York Times einen 23jährigen, der zusammen mit Freunden eine dieser Gruppen, die Equal Roots Coalition gründete.

Eine Bewegung, die schnell Unterstützer findet: “We’re a gay couple in West Hollywood, neither of us involved in activism, but we just wanted to help. And we were amazed at what happened,” ergänzt ein 30Jähriger.

„Gay Marriage Ban Inspires New Wave Of Activists“ schreibt die New York Times am 10.12.2008 in einem sehr lesenswerten Artikel und berichtet von Wut und Ungeduld, von neuen Aktionsformen und neuen Medien, von Homorechten in Zeiten von Twitter & Co.

Frankreich: Homoehe steuerlich anerkannt

In Frankreich hat die Steuerbehörde erstmals eine Homoehe steuerlich anerkannt – eine ausländische.

Erstmals haben die französischen Steuerbehörden eine Homoehe steuerlich anerkannt. Die beiden Männer kommen nun in den Genuss der gleichen steuerlichen Vorteile wie heterosexuelle Ehepaare.

Der Haken dabei: es handelt sich um ein niederländisches Paar, das seine Ehe in den Niederlanden geschlossen hat. Die beiden Männer leben seit Jahren im südfranzösischen Gers.

In Frankreich gibt es keine Homoehe, sondern den PACS (Pact civile de solidarité), ein zivilrechtlicher Vertrag, der im Gegensatz zur deutschen Lebenspartnerschaft auch von Heteros geschlossen werden kann (und auch in großem Umfang von Heteros genutzt wird).

Auch wenn homosexuellen Französinnen und Franzosen der Abschluss einer Homoehe weiterhin nicht möglich ist, erkennen die französischen Steuerbehörden nunmehr doch im Ausland geschlossene Homoehen an. Dies berichtet das österreichische Magazin Xtra! in seiner Ausgabe Oktober/November 2008.

Ein erfreulicher Entschluss der französischen Steuerbehörden, der jedoch nur für sehr wenige Ausnahmefälle Nutzen bringen dürfte.
Die nunmehr entstehende bizarre Situation, dass in Frankreich geschlossene schwule oder lesbische Lebenspartnerschaften von Franzosen schlechter gestellt sind als im Ausland geschlossene Homo-Ehen zeigt einmal mehr, wie dringend hier eine eu-weit einnheitliche Regelung und wechselseitige Anerkennung sinnvoll wäre.

Florida: Adoptions-Verbot für Homos verstösst gegen die Verfassung

Nach jüngsten Rückschlägen beim Eintreten für die Homo-Ehe ein überraschender Erfolg für Schwule und Lesben in den USA: das Verbot der Adoption durch homosexuelle Paare verstoße gegen die Verfassung, urteilte ein Richter in Florida.

Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA am 8. November hatten die Wähler in einigen Bundesstaaten auch über die Zulässigkeit der Homo-Ehe abzustimmen. In Florida, Arizona und Kalifornien waren die Gegner der Homo-Ehe erfolgreich. Dort heißt es zukünftig ‚Homo-Ehe per Verfassung verboten‚ – oder doch nicht?

Hoffnungen schöpfen Schwulen- und Lesben-Aktivisten, die gegen das Verbot der Homo-Ehe gerichtlich vorgehen wollen, durch ein überraschendes Urteil:

Das Verbot der Adoption für homosexuelle Paare verstoße gegen die Verfassung des Landes – so urteilte überraschend eine Richterin in Florida, berichtet der Miami Herald. In seinem 53seitigen Urteil betonte die Richterin Cindy Lederman:

„It is clear that sexual orientation is not a predictor of a person’s ability to parent.“

Im Namen der zuständigen Behörde (Department of Children & Families) werde er sofort Berufung gegen das urteil einlegen, teilte ein stellvertretender Generalbundesanwalt nach der Urteilsverkündung mit.

Bereits zum zweiten Mal (nach September 2008) hat damit in Florida ein Richter gegen das Adoptions-Verbot geurteilt. Nun wird sich der Satte Supreme Court mit der Frage beschäftigen.

Bulgarien führt Lebenspartnerschaft ein – für Heteros

Bulgarien führt eine zivile Partnerschaft ein. Doch – die Regelung soll nur für Heteros gelten, nicht für homosexuelle Lebenspartnerschaften. Mitglieder des EU-Parlaments protestieren.

Das bulgarische Parlament berät derzeit über die Einführung einer zivilen Partnerschaft. Allerdings, Bulgarien plant, diese Regelung nur für Paare von Mann und Frau zuzulassen. Homosexuelle Lebenspartnerschaften sollen von der Regelung ausgenommen sein.

EU-Parlamentarier forderten nun das bulgarische Parlament auf, die Gültigkeit der Regelung auch auf homosexuelle Paare auszuweiten. „Es stellt eine unmittelbare Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung dar, wenn gemischte Paare eine Partnerschaft rechtlich registrieren lassen können, gleichgeschlechtliche Paare aber nicht. Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung ist in verschiedenen rechtlichen Dokumenten der Europäischen Union als verboten erklärt“, zitiert blu.fm aus dem Schreiben.

Erst jüngst hatten Äußerungen des Bürgermeisters von Sofia und Parteivorsitzenden der GERB (eine der großen Parteien Bulgariens) für Unruhe und Proteste gesorgt. Er werde alles in seiner Macht stehende tun, um Homosexuelle aus der Politik des Landes heraus zu halten, hatte Boyko Borisow bemerkt. Dies würde nur die Psyche der Menschen beeinträchtigen und wichtige Entscheidungen beeinflussen.
Beobachter vermuten, die Bemerkungen zielten auf den (unverheirateten) Premierminister Sergej Stanischew.

Bulgarien ist seit 2007 Mitglied der EU. Homosexualität wird in Bulgarien nicht strafrechtlich verfolgt, die Altersgrenze ist für einvernehmlichen Sex bei Heteros und Homos gleich. Seit 2003 existiert ein Antidiskriminierungsgesetz.

Bulgarien folgt mit deisem bizarren Vorhaben dem griechischen ‚Beispiel‘ …

Die neue Bewegung für gleiche Rechte in den USA

Zur Situation in den USA nach den Abstimmungen über die Homo-Ehe heute ein Gast-Beitrag. Prof. Dr. Robb Kvasnak berichtet über eine Protest-Demonstration in Fort Lauderdale – ein Bericht, der ein Stimmungsbild der Situation in den USA vermittelt, und der aufzeigt, dass Protest nicht dazu führen muss, dass sich gesellschaftliche Gruppen gegenseitig diskriminieren, sondern solidarisch handeln:

Am 15. November 2008 fanden Proteste in allen 50 Bundesstaaten und in der Hauptstadt der USA statt. Erboste Menschen, meistens Schwule und Lesben aber auch heterosexuelle Freunde, haben zwei Stunden lang gegen die Volksentscheide in Kalifornien, Florida und Arizona demonstriert.

Gegen 13 Uhr Ortszeit begannen sich Protester in Fort Lauderdale vor dem Rathaus zu versammeln. Zum größten Teil waren es 50 bis 60jährige Babyboomers und 20 bis 30jährige Millennium Gen’ er. Gen X, die Kinder der Reagan Ära, hat wie in der Vergangenheit kaum Geschmack oder Zeit für Politik. Anti-Kriegs Proteste in Fort Lauderdale zogen oft kleine Gruppen von 30 bis 50 Menschen zusammen. Aber an diesem sonnigen, heißen Tag strömten unaufhörlich mehr Menschen in Shorts, Schlappen und Sonnenbrillen ein. Gegen 13h30 waren es einige Tausende, die einen Protestzug ringsum das Rathaus gezogen hatten. Plakate trugen Aufschriften wie „Habe ich gegen Ihre Ehe gestimmt?“ „Gleichheit für alle Amerikaner“ und „Did you cast a stone or a ballot?(Haben Sie einen Stimmzettel abgegeben oder einen Stein geworfen?)“ Die Luft war elektrisch mit geballter Wut. „Black, White, Gay, Straight, We will not descriminate!“ riefen sie im Chor. Von jungen Protestern angefeuert brüllte die Menge lautstark auf die Frage: Was wollen wir? GLEICHE RECHTE. Wann wollen wir sie? JETZT!

Um 14 Uhr rief eine kleine, schwarze Frau, Bischöfin Mahee, durch ein Sprachrohr und beruhigte die aufgewühlte Menschenmenge. Einige Anführer der neugeborenen Bewegung machten es klar, dass die superfrommen Rechten einen schlafenden Riesen geweckt hatten. Eine Stimmung wie die nach Stone Wall lag in der Luft. Die Leute der Millennium Generation, die erst mit 9/11 ein politisches Bewusstsein entwickelt hatten, fanden nun ihre cause célèbre, einen Leitfaden für ihr Leben: Zivilrechte für alle. Die Wahl von Barack Obama, einem Mann der durch seine gemischte Herkunft den Erfolg der Babyboomers verkörpert, nämlich dass wir alle gleich sind, hat der neuen Bewegung Hoffnung gegeben. Aber die Tatsache, dass Barack nie ein kariertes Hemd anzog und sich gegen einen Zaun anlehnte mit einem Strohhalm im Mund, um mit einem bäuerlichen Akzent des Mittelwestens den Wahlkampf zu gewinnen, war noch bedeutender. Zum ersten Mal seit Kennedy zieht ein Mann ins Weiße Haus, der seine glänzende Erziehung an der Universität Harvard nicht versteckt und der die Nation zu mehr Bildung aufruft. Leute, die denken, anstatt nur beten oder an den nächsten Hauskauf sinnen, dürfen jetzt öffentlich mit allgemeinem Respekt ihre Meinung lüften. Auch dies elektrisierte die Protester, ohne das es jemand aussprach. Damit das Gefühl der Befreiung war allen klar. Trotz ihrer Wut lächelten sie, hielten mit Fremden Händchen, umarmten einander wie die Überlebenden einer Schreckenszeit. Die USA werden eines Tages in den Fußstapfen der Europäer, Kanadier und Südafrikaner treten, und allen Staatsbürgern die gleichen Rechte geben. Es ist eine Frage der Zeit.

Robb Kvasnak, Ed.D.
Professor of Education, ESOL, bilingual education, second language teaching and acquisition

(Robb, vielen Dank für den Beitrag!)

Wir brauchen Eure Unterstützung …

Heute erhielt ich eine Email aus den USA, aus Florida. Mit einem dringenden Aufruf, aktiv zu werden. Einem Appell, der meine ich eindringlich deutlich macht, warum die Auseinandersetzung um die Homo-Ehe in den USA nicht nur ein ‚Thema weit ab‘ von uns ist, sondern auch uns direkt angeht:

„Ich wohne in Fort Lauderdale/Florida. Am Samstag bin ich mit meinem Partner zur Demo für gleiche Rechte gegangen. Wir brauchen Eure Unterstützung in Europa in diesem neuen Kampf. Wenn Touristen aus Europa und Kanada uns besuchen, lassen sie ihre Rechte beim Zoll und holen sie erst wieder ab, wenn sie wegfliegen. Insoweit seid auch Ihr betroffen. Darüberhinaus werden die Glaubenseiferer nicht ruhen. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie uns gebändigt haben, werden sie nach Kanada und Europa marschieren. Die Mormonen und die Evangelischen insbesondere aber auch gewisse Katholiken, Muselmanen und orthodoxe Juden hassen und fürchten uns. Wir spüren das hier jeden Tag. Europa MUSS uns unterstützen – wenn nur aus Eigeninteresse.“

Ich habe ihm geantwortet, berichtet wie das Thema auch hier in den Medien und bei Bloggern wahrgenommen wird, dass es auch hier (Amsterdam) erste Demonstrationen gibt.

Und dennoch, es bliebt das Gefühl – ja, er hat ja so recht: nach diesem ‚Erfolg‘ werden sie sich noch mehr ermutigt fühlen, auch hier aktiver zu werden – umso mehr sollten wir uns aufgefordert fühlen aktiv zu werden.

Was können wir tun? Ideen und Anregungen gerne via Kommentar 🙂

Hinterbliebenenrente: Kläger setzt sich durch

Das Verwaltungsgericht München hat einem überlebenden Lebenspartner Recht gegeben, der ein Versorgungswerk auf eine Hinterbliebenenrente verklagte. Vorausgegangen war ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs.

Herr M. lebt seit Jahren mit seinem Partner in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Sein Partner verstirbt. Er beantragt beim (in diesem Fall zuständigen) Versorgungswerk der deutschen Bühnen (VddB) eine Hinterbliebenen-Rente. Doch das VddB lehnt den Antrag ab – nur Ehegatten würden eine Hinterbliebenen-Rente erhalten, so die Begründung.

Herr M. will sich damit nicht zufrieden geben. Vor dem Bayrischen Verwaltungsgericht klagt er gegen den VddB. Das Gericht legt den Fall dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vor, der bitte die Frage klären möge, wie in diesem Fall die Antidiskriminierungs-Richtlinie der Europäischen Union anzuwenden sei.

Und der EuGH urteilte. Das sei diskriminierend, meint zunächst der Generalanwalt des EuGH. Das Verhalten des betroffenen Versorgungswerks verstoße gegen die Antidiskriminierungs-Richtlinie der Europäischen Union. der EuGH schloss sich dieser Sichtweise mit Urteil vom 01.04.2008 (C-267/06) an, „für den Fall bejaht, dass sich der Kläger hinsichtlich der Hinterbliebenenrente in einer Lage befindet, die mit der hinterbliebener Ehegatten vergleichbar ist. “

Nun gibt es ‚Neues in der Rechtssache Maruko‚: „Diese Frage hat das Verwaltungsgericht München jetzt mit Urteil vom 30.10.2008 – Az. M 12 K 08.1484 – bejaht. Das Urteil wird am 14.12.2008 rechtskräftig, sofern die Gegenseite nicht wider Erwarten beim Verwaltungsgerichtshof  München Berufung einlegt“, berichtet nun der LSVD.

Manfred Bruns, Sprecher des LSVD, kommentiert zur Bedeutung des Urteils für Lesben und Schwule:

„Viele Lesben und Schwule haben sich gegen ihre Benachteiligung beim Arbeitsentgelt (Familienzuschlag, Beihilfe, Hinterbliebenenpension, betriebliche Hinterbliebenenrenten) gewehrt. Ich empfehle allen, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen sind, dringend, Abschriften des neuen Urteils des Verwaltungsgerichts München den Stellen zu übersenden, bei denen die Verfahren anhängig sind.“

Der LSVD bietet die Urteile auf seinem Internetangebot zum Download an.

Mormonen – mit Geld und Strategie gegen Schwule und Lesben (akt.)

In den USA wurde in drei Staaten die Homo-Ehe per Volksabstimmung verboten – darunter in Kalifornien mit der umstrittenen ‚Proposition 8‘. Mit maßgeblicher Beteiligung der Mormonen. Inzwischen werden die Proteste von Schwulen und Lesben zahlreicher und lauter.

Die USA wählen Barack Obama zum neuen Präsidenten. Hoffnung weht durch das Land. Und Gefühle des Entsetzens und einer tiefen Traurigkeit. Denn in drei Staaten, Arizona, Florida und Kalifornien wurde per Verfassung die Homo-Ehe verboten.

Tausende protestieren inzwischen quer durch die USA gegen das Abstimmungs-Ergebnis, u.a. unter dem Motto No on H8 – Nein zum Hass (worum es genau geht, hat TheGayDissenter gut beschrieben).

Immer mehr wird inzwischen in den USA deutlich: die Kirche der Mormonen (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) in Salt Lake City gehört maßgeblich und mit hohen finanziellen Mitteln zu den großen Unterstützern der Gegner der Homo-Ehe. Der Kampf der Mormonen gegen die Homo-Ehe wurde generalstabsmäßig geplant – wie ein nun bekannt gewordenes Memo von 1997 zeigt. Die Mormonen treten in den USA teilweise für die Polygamie ein.

Christus-Statue im Mormonen-Tempel in Salt Lake City (Foto: commons.wikimedia)
Christus-Statue im Mormonen-Tempel in Salt Lake City (Foto: commons.wikimedia)

Erstmals konkret angesprochen auf ihre potenzielle Beteiligung am Kampf gegen die Homo-Ehe und für Proposition 8 wurden die Mormonen kurz nach dem Urteil des kalifornischen Gerichtshofs im Mai 2008 vom römisch-katholischen Erzbischof der Diözese San Francisco – berichtet die New York Times.

Die Mormonen, auch genannt ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage‘ sind nicht nur in Salt Lake City und den USA sehr aktiv. Auch in Deutschland ist diese Organisation aktiv, mit einer Vielzahl von ‚Kirchen‘.

Es scheint mir immer noch unvorstellbar – ausgerechnet in Kalifornien, einst ‚Mekka der Schwulen und Lesben‘, ist nun die Homo-Ehe per Verfassungszusatz verboten.
In den USA werden die Proteste gegen das Abstimmungs-Ergebnis, und vor allem gegen den unsäglichen Einfluss der Mormonen auf die Kampagne immer lauter. Zehntausende demonstrieren inzwischen quer durch die USA.
Und hierzulande? Sicher, wir sind von dem Verbot nicht betroffen. Nicht direkt – aber sind nicht auch wir betroffen, wenn Kirchen, religiöse Eiferer egal welcher Couleur, egal ob Fundamental-Christen, Evangelikale oder Mormonen glauben, mit ihrem Hass, mit ihrem religiösen Eifer, mit ihren Millionen Schwulen und Lesben das Leben schwer machen zu können?
Die Mormonen haben auch in Deutschland zahlreiche ‚Kirchen‘ – und ich frage mich langsam, ob sie nicht auch hierzulande merken sollten, dass Schwule und Lesben sich diese Homophobie nicht gefallen lassen. Ob wir nicht auch hier mit Demonstrationen Solidarität mit den US-amerikanischen Lesben und Schwulen zeigen sollten – gegen Homophobie, gegen Hass, für Freiheit, für Liebe.

Nachtrag:
18.11.2008: Wie umgehen mit der Situation, wie für unsere Rechte eintreten? Mit ‚The Long Term Strategy‘ befasst sich John Corvino‘
18.11.2008: die deutschen Mormone nehmen Stellung ‚Kirche nimmt Stellung zu Volksentscheiden über gleichgeschlechtliche Ehe in den USA‘, ‚Mormonale Lügen‘ kommentiert TheGayDissenter
18.11.2008: Verhandelt der kalifornische Supreme Court bald über die Zulässigkeit der Proposition 8? ‚Speedy Prop 8 hearing sought at Calif. Supreme Court‘
18.11.2008: ‚Florida anti-gay amendment ratified‘
20.11.2008: ‚18,000 gay marriages in limbo until march at earliest‘

Nein zum Hass – No on H8 (akt.)

Zehntausende gehen inzwischen landesweit in den USA auf die Straßen – um zu demonstrieren gegen das Verbot der Homo-Ehe in Kalifornien, Arizona und Florida.

Len Peltier, Künstler aus New York, hat den Protesten ein Logo gewidmet und zur freien Verwendung bereitgestellt (nach bekanntem Robert-Indiana-Vorbild):

No on Hate (Len Peltier, New York)
No on Hate (Len Peltier, New York)

No on H8 – Nein zum Hass

No on H8 – war und bleibt ein Motto der Proteste gegen das ‚Proposition 8‘ – Referendum.

It’s better to light a candle than curse the darkness.“

Proposition 2 wurde in Kalifornien zugestimmt – Zuchthennen müssen zukünftig mehrt Platz im Käfig bekommen.
Proposition 8 wurde in Kalifornien zugestimmt – Homosexuelle dürfen zukünftig nicht mehr heiraten.

„Müssen die Wähler die Käfige, in denen Schwule stecken, wirklich sehen, um es zu kapieren?“, fragt laut SpON frustriert Michael Patrick King, der Regisseur von ‚Sex and the City‘.

Die meisten Gelder für den Kampf gegen die Homo-Ehe kamen von der Glaubensgemeinschaft der US-Mormonen (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) – sie steht nun im Mittelpunkt von Kritik und Protesten.

[Logo via Ravenhurst, JoeMyGod]

siehe auch
NYT 6.11.2008: ‚Ban in 3 states on Gay marriage‘
NYT 14.11.2008 über die außerordentliche Rolle der Mormonen im Kampf gegen die Homo-Ehe in Kalifornien: ‚Mormons Tipped Scale in ban on Gay Marriage‘
Proteste überall in den USA: ‚Rallies across America

USA: Homo-Ehe per Verfassung verboten

Die Wähler in den USA haben in verschiedenen Bundesstaaten für ein verfassungsmässiges Verbot der Homo-Ehe und weitere homosexuellenfeindliche Maßnahmen gestimmt.

In Florida und Arizona ist die Homo-Ehe zukünftig per Verfassung verboten. Die Wähler dieser Bundesstaaten stimmten mehrheitlich für entsprechende Verfassungsänderungen.

In Arkansas stimmten die Wähler mehrheitlich für einen Vorschlag, mit dem schwulen und lesbischen Paaren die Adoption von Kindern verboten wird.

In Kalifornien sind die Ergebnisse der Abstimmung über ‚Proposition 8‘ noch unklar. Mit ‚Proposition 8‘ wird ein Vorschlag bezeichnet, mit dem das Verbot der Homo-Ehe in die Verfassung des Staates Kalifornien aufgenommen werden soll. Nach bisherigen Ergebnissen zeichnet sich ab, dass auch in Kalifornien ein Verbot der Homo-Ehe die Mehrheit der Wählerstimmen bekommen haben könnte (mit 53% Zustimmung).

Nachtrag 11.11.2008: ‚Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung‘