Wikileaks: HIV spielt kaum eine Rolle in Depeschen der US-Diplomatie

Wikileaks – inzwischen sind alle 251.287 ‚geleakten‘ Depeschen bekannt und stehen im Internet zur Verfügung. 1.534 Depeschen befassen sich einer Stichwortsuche zufolge mit HIV, 107 sind direkt mit dem Stichwort ‚HIV‘ versehen. Die ‚Aids Treatment News‘ ATN haben die HIV-bezogenen Depeschen gezielter analysiert (mit US-Sicht), u.a. hinsichtlich HIV-Prävention bei Drogengebrauchern (Nadeltausch), sowie dem Erfolg des US- PrepFAR-Programms. Die ATN zeigen sich überrascht, welch geringe Rolle HIV in den diplomatischen US-Depeschen einnimmt angesichts von Millionen Aids-Toten.

Aids Treatment News 12.07.2012: Researching HIV in WikiLeaks Cables

USA: HIV Heimtest zugelassen (akt.2)

Die US-Arzneimittelbehörde FDA Food and Drug Administration hat am 3. Juli 2012 erstmals einem zuhause selbst anzuwendenden HIV  Heimtest die Zulassung für die USA erteilt. Der Test soll nach Angaben des Herstellers OraSure ab Oktober in den USA im Einzelhandel erhältlich sein. Der Preis ist noch nicht bekannt, soll Presseberichten zufolge aber ‚leicht über 17,50 US-$‘ liegen.

Der ‚OraQuick In-Home HIV Test‘ kann Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2 nachweisen. Bei dem Test wird eine Probe aus dem Mund (Flüssigkeit von Mundschleimhäuten / Zahnfleisch) entnommen, diese wird in  ein mit geliefertes Röhrchen getaucht. Innerhalb von 20 bis 40 Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden.

Die FDA weisen darauf hin, dass ein positives Ergebnis des Heimtests nicht zwingend eine HIV-Infektion bedeuten muss, vielmehr solle in diesem Fall ein erneuter Test in professioneller medizinischer Umgebung wiederholt werden. Ebenso bedeutet ein negatives Testergebnis nicht zwingend, dass keine HIV-Infektion vorliegt, insbesondere falls diese innerhalb der vergangenen drei Monate vor dem Test erworben sein sollte.

Der FDA-Pressemitteilung zufolge ergaben Studien beim nun zugelassenen Test eine Sensitivität von 92% (bedeutet: der Test fällt positiv aus, wenn eine HIV-Infektion vorliegt; bedeutet: bei je 12 mit HIV infizierten Menschen fällt der Test einmal falsch negativ aus). Die Spezifizität liege bei 99,8% (bedeutet: bei 5.000 durchgeführten tests wird einmal ein Ergebnis fälschlichersweise als HIV-positiv angezeigt, obwohl die den Test durchführende Person nicht mit HIV infiziert ist).

In Deutschland gilt seit Verabschiedung des ‚Gesetzes zur Änderung medizinprodukterechtlicher Vorschriften‘ (21. März 2010), dass HIV-Schnelltest-Kits generell nur noch an Ärzte, ambulante und stationäre Einrichtungen im Gesundheitswesen sowie an die Deutsche AIDS-Hilfe und Gesundheitsbehörden abgegeben werden dürfen. Festgeschrieben ist außerdem, dass eine ärztliche Beratung sichergestellt sein muss.

Warum das auch gut ist, erläutert Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen Aids-Hilfe:

„Auch wenn der Heimtest vielleicht attraktiv erscheint, weil man ihn völlig anonym machen kann – Antworten auf Fragen und Beratung zu HIV, Safer Sex und anderen sexuell übertragbaren Infektionen kann er nicht liefern.“

Die jetzige Zulassung sieht er kritisch:

„Die Zulassung der HIV-Heimtests in den USA ist ein Ausdruck der Verzweiflung.“

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weitere Informationen:
FDA 03.07.2012: FDA approves first over-the-counter home use HIV test kit
DAH 04.07.2012: „Die Zulassung der HIV-Heimtests in den USA ist ein Ausdruck der Verzweiflung“
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siehe auch:
DAH 12.05.2012: HIV-Test: Do it yourself?
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USA: Übersicht zu HIV-Kriminalisierung in den Bundesstaaten

Das ‚Center for HIV Law and Policy‘ hat eine Übersicht veröffentlicht, in der aktuell zusammengestellt ist, in welchen US-Bundesstaaten Gesetze und andere Maßnahmen angewendet werden, um Menschen mit HIV zu kriminalisieren. Angegeben wird nicht nur die Art der kriminalisierenden Maßnahme, sondern z.B. auch welches Verhalten kriminalisiert wird.

Chart: State­‐by‐State Chart of HIV­‐Specific Statutes and Prosecutorial Tools, Center for HIV Law and Policy (2012) (pdf)

USA: Entscheidung über beantragte PrEP-Zulassung erst später

Die US-Gesundheitsbehörde FDA Food and Drug Administration nimmt sich mehr Zeit bis zur Entscheidung über die etwaige Zulassung von Emtricitabine/Tenofovir als Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP).

Ursprünglich war die Entscheidung über die Zulassung der Kombination von Emtricitabine und Tenofovir (Handelsname Truvada®) zur Prä-Expositions-Prophylaxe bis 15. Juni erwartet worden. Nun hat die FDA die Frist verlängert, eine Entscheidung wird erst bis 14. September 2012 erwartet.

POZ 11.06.2012: Truvada HIV PrEP Approval Decision Delayed Three Months
CDC NPIN 11.06.2012: FDA Delays Decision on Drug to Prevent HIV Infection

siehe auch
ondamaris 05.07.2012: Aids und die Rolle der Pharma-Industrie – ein Traum wird wahr …

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beachten:
ondamaris 16.07.2012: Pille gegen HIV – FDA erteilen Truvada als PrEP Zulassung
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New York: Speichel HIV-Positiver ist kein „gefährliches Instrument“ …

Der Speichel eines HIV-Positiven ist kein „gefährliches Instrument“. Dies hat das Berufungsgericht von New York am 7. Juni 2012 entschieden, wie das ‚Center for HIV Law and Policy‘ berichtet..

Der Entscheidung kommt große Bedeutung zu: auf der Bewertung des Speichels als „gefährliches Instrument“ basierte eine Verurteilung eines HIV-positiven Mannes wegen schwerer Körperverletzung. Die Verurteilung von David P. zu 10 Jahren Haft wurde aufgehoben, das Berufungsgericht ordnete eine Neu-Verhandlung des Falles an. David P. sitzt seit seiner Verurteuilung 2006 (!) im Gefängnis Sing-Sing in Haft.

Speichel oder jede andere Körperflüssigkeit oder -teil seien niemals ein „gefährliches Instrument“ und damit keine Grundlage, um jemanden unter dem Recht von New York der schweren Körperverletzung anzuklagen, stellte das Berufungsgericht von new York nun fest.

Die Deutsche Aids-Hilfe betont zur Frage der HIV-Übertragbarkeit

„In Speichel, Tränen und Urin sind nur sehr wenige HIV-Viren enthalten. Eine Übertragung über diese Körperflüssigkeiten ist deswegen ausgeschlossen. Außerdem ist das Virus außerhalb des Körpers nur sehr kurz überlebensfähig und kann durch Reinigungsmaßnahmen zuverlässig abgetötet werden.“

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The Center for HIV Law and Policy 07.06.2012: State vs. Plunkett: New York Court of Appeals Says HIV+ Man’s Saliva Is Not a “Dangerous Instrument”
The Center for HIV Law and Policy 07.06.2012: People v. Plunkett, New York Court of Appeals, June 7, 2012

USA: offen HIV-positiver Senator des Bundesstats New York kandidiert nicht wieder

Thomas K. Duane, offen schwuler und offen HIV-positiver Senator des New York State Senate, wird nicht wieder zur Wahl antreten. Der 57-jährige Politiker der Demokraten Duane repräsentierte den 29. Senats-District in Manhatten, der u.a. Greenwich Village sowie East Village umfasst.

Thomas K. Duane ist der erste in ein öffentliches Amt gewählte Politiker in den USA, der (seit 1991) offen HIV-positiv ist. Seit 1998 ist er Mitglied des New York State Senate. Seine Amtszeit als New York State Senator endet am 31. Dezember 2012.

New York Times 03.06.2012: Champion of Gay Rights to Leave New York State Senate
New York Times 08.08.1991: Gay Candidate for City Council Says He Has AIDS Virus
alivenkickin 23.07.2009: Tom Duane – Rede vor dem New York State Senat

USA: HIV-Positiver zu 20 Jahren Haft wegen Vergewaltigung verurteilt

Ein 28-jähriger HIV-positiver Mann aus Waterford (Region New York) ist zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Ihm wurde vorgeworfen, seine ehemalige Freundin vergewaltigt zu haben. Zudem wurde ihm versuchte Infektion seiner Ex-Freundin mit HIV vorgeworfen; diesen Vorwurf bestritt er in der Verhandlung vehement.

Ob die Frau infiziert wurde, ist bisher nicht klar. Ob der Mann antiretrovirale Medikamente nahm, wird im Bericht nicht erwähnt.

Nach Entlassung aus der Haft wird er als Sexualstraftäter registriert und muss sich 25 Jahre lang einer Nach-Strafvollzug-Überwachung unterziehen.

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The Saratogian 17.05.2012: Man sentenced to 20 years in prison for raping his ex-girlfriend, attempting to infect her with HIV

„30 Years from here“ – Aids-Doku für Emmy nominiert

Die Dokumentaion „30 Years from here“ ist für die Emmy Awards nominiert. Die TV-Dokumentation schildert 30 Jahre Kampf gegen und Leben mit Aids, mit Schwerpunkt auf New York.

Regisseur Josh Rosenzweig lässt in „30 Yeards from here“ Ärzte, Aktivisten und weitere Zeitzeugen zu Wort kommen.

It is a unique combination of interviews from medical experts, activists, and everyday people who were here on the ground in the early ’80s, working and living with this epidemic all around them — and these are the stories that we have not heard.  We also felt that we wanted and needed to present the story in a somewhat matter-of-fact manner and let it speak for itself. Therefore, it is somewhat devoid of sentimentality. It’s not brutal, but I would say it is very frank.

Die Erstausstrahlung des Films war im Dezember 2011; er wurde bisher im US-Fernsehen gesendet. Die 39. ‚Annual Daytime Emmy Awards‘ werden am 23. Juni vorgestellt. Der „Emmy“ ist der bedeutendste Fernsehpreis der USA.

Zwei weitere neue Dokumentarfilme beschäftigen sich mit der (US-) Geschichte des Aids-Aktivismus, beide mit deutlichem Fokus auch auf ACT UP und Therapie-Aktivismus: „How to survive a plague“ sowie “United in Anger: A History of ACT UP”, der erstmals am 26. Juni in Europa (in Berlin) zu sehen ist.

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weitere Informationen:
Advoctae 09.05.2012: Acclaimed AIDS Documentary Nominated For Emmy Award
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USA / Indiana: HIV-Test auch ohne Wissen und Einwilligung

Ärzte dürfen eine Person im US-Bundesstaat Indiana auf HIV testen, auch ohne Wissen des Patienten, und auch wenn kein Einverständnis vorliegt – wenn sie den Verdacht haben, dass die Person HIV-positiv sein könnte. Dies erlaubt ein neues Gesetz, das der Gouverneur von Indiana Mitte März 2012 unterzeichnete.

Die Site LegiScan beschreibt das Gesetz u.a. so;

„Provides that under certain circumstances, a physician may order an HIV test for a patient without informing the patient or despite the individual’s refusal of the test.“

Indiana Public Media 11.04.2012: Group Says Indiana’s HIV Law Creates Dilemma
LegiScan: Legislative Detail: IN Senate Bill 52 – 2012 Regular Session

[via JoeMyGod]

USA: Gericht bestätigt 50 Jahre Haft für HIV-Positiven

Ein US- Bundesrichter in Iowa bestätigte heute eine 50-jährige Haftstrafe für einen HIV-positiven Mann aus Iowa City. Ihm wurde vorgeworfen, 2002 und 2003 Sex ohne Benutzung von Kondomen mit mehreren Frauen gehabt zu haben, obwohl er von seiner HIV-Infektion wusste.

Nach erfolgloser Berufung vor dem Obersten Gerichtshof von Iowa legte der Mann Berufung vor dem Bundesgerichtshof ein, dort unterlag er heute. Die Strafe sei angemessen, seine Rechte seien nicht verletzt worden, so der Bundesrichter.

USA Today 13.04.2012: US judge upholds 50-year term for spreading HIV

Scholarship-Programm für Internationale Aids-Konferenz in Washington

Ab sofort können sich Interessierte aus der Positiven-Selbsthilfe und den Communities im HIV/Aidsbereich, die an der internationalen AIDS-Konferenz teilnehmen möchten, die Kosten aber nicht selber tragen können, bei der DAH um einen von fünf Plätzen im Scholarship-Programm der DAH bewerben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Scholarship-Programm der DAH werden über ein Ausschreibungsverfahren ermittelt. Für die Bewerbung um einen Scholarship-Platz muss dargelegt werden, dass sich die bewerbende Person aktiv an der Konferenz beteiligt. Dies kann z.B. über folgende Aktivitäten deutlich gemacht werden (bitte die jeweiligen Anmeldefristen für Abstracts, Global Village-Stände und Programmaktivitäten beachten www.aids2012.org):

  • Beteiligung an einem NGO-Stand oder den Aktivitäten am DAH-Stand im Global Village,
  • Durchführung eines Angebots in den Programmaktivitäten des Global Village,
  • gegebenenfalls Beteiligung an inhaltlichen Angeboten am gemeinsamen deutschen Stand.

Ein Gremium aus DAH-Vorstand, -Geschäftsführung und -Referenten wird über die Teilnahme entscheiden. Die Zielgruppe sollen Menschen aus der Selbsthilfe und den Communities aus dem HIV/Aidsbereich (z.B. Netzwerke). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ferner als Multiplikator(inn)en in ihre Netzwerke und Szenen (Communities) hinein wirken.

Die DAH weist darauf hin, dass die Konferenzsprache Englisch ist und zur Teilnahme ausreichende englische Sprachkenntnisse zwingend erforderlich sind.

Übernommen werden im Rahmen des Scholarships die Fahrt- und Unterkunftskosten sowie eine Pauschale für die Verpflegung und gegebenenfalls der Eintritt in die Hauptkonferenz (es gibt 3 Plätze für die Teilnahme ausschließlich am Global Village und 2 Plätze für die Teilnahme inklusive der Hauptkonferenz).

Für eine Bewerbung muss das ausgefüllte und unterschriebene Formular (im Anhang) bis spätestens 10.04.2012 bei der DAH, Wilhelmstraße 138, 10963 Berlin eingegangen sein.

Als Ansprechpartnerin für Rückfragen steht Heike Gronski, Tel. 030-69008750, E-Mail: heike.gronski@dah.aidshilfe.de gerne zur Verfügung.

Anhang: Formular für die Bewerbung zum Scholarship

(Meldung der Deutschen Aids-Hilfe)

New York: ein ‚unendlicher Wald‘ als Aids-Gedenk-Park im West Village ? (akt.)

Die Stadt New York will im West Village einen Park als Aids-Gedenk-Ort errichten. Sieger des Gestaltungs-Wettbewerbs: der ‚infinite forrest‘ (unendlicher Wald).

Ein Park zum Gedenken an die vielen tausend Aids-Toten der Stadt – das soll es nach dem Willen einer Kampagne bald in New York geben. Nun wurde der Sieger des Design Entwurfs vorgestellt.

New York ist von der Aids-Epidemie besonders betroffen. Bereits 1981 wurde der erste Aids-Fall in New York City berichtet. Allein für das Jahr 2009 wurde nach Angaben des New York City Department of Mental Health and Hygiene geschätzt, dass weit über 100.000 Menschen mit HIV in der Stadt leben. Über 1.600 Menschen starben allein 2009 in New York City an den Folgen von Aids. Allen an den Folgen von Aids verstorbenen Bürgern New Yorks soll nun mit einem neu zu errichtenden Aids memorial park gedacht werden.

Sieger des im November 2011 gestarteten Design Wettbewerbs für einen Park-Entwurf: die Gruppe ’studio a+1′ (Mateo Paiva, Lily Lim, John Thurtle, Insook Kim, Esteban Erlich). Der Park soll dem Sieger-Entwurf zufolge mit drei Wänden von den ihn umgebenden Starssen abgeschirmt werden. In dem sich ergebenden Dreieck sollen Bäume wachsen. Getrennte Statuen, Skulpturen oder Plaketten soll es nicht geben. Der Park solle von der Reflektion über die Weite des Waldes leben. Unter dem Park soll ein Dokumentaionszentrum (learning centre) errichtet werden.

Infinite Forrest - Sieger des Wettbewerbs für den New York City Aids Memorial Park (Quelle: Aids Memorial Park campaign)
Infinite Forrest - Sieger des Wettbewerbs für den New York City Aids Memorial Park (Quelle: Aids Memorial Park campaign)

Der ‚Aids memorial park‘ könnte auf der so genannten ‚Triangle Site‘ entstehen. Die ‚Triangle Site‘ ist Teil des Geländes des ehemaligen St. Vincent’s Hospital und wird gebildet aus den drei Strassenzügen 7th Avenue, 12th Street und Greenwich Avenue. Der zukünftige Park läge zudem direkt gegenüber dem LGBT Community Center. Das Gebiet des ehemaligen St. Vincent’s Hospital wird derzeit restrukturiert.

Das frühere St. Vincent’s Hospital war die erste Einrichtung, in der Aids-Patienten behandelt wurden. Lange Zeit stellte es sozusagen den Mittelpunkt, das Epizentrum der Aids-Epidemie in New York dar.Das Krankenhaus ging im April 2010 pleite. Das Gelände wurde an eine Entwicklungs-Firma verkauft, die hier Luxuswohnungen errichten will. Allerdings wurden die Entwickler verpflichtet, als Teil des Projekts öffentliche Räume zu entwickeln und bereit zu stellen.

Die Initiative ‚Aids memorial park – campaign for a beautiful memorial park at St. Vincent’s campus‘ wurde 2011 gegründet. Ziel ist es, mit dem Park der über 100.000 Männer, Frauen und Kinder zu gedenken und sie zu ehren, die in New York City an den Folgen von Aids gestorben sind.

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siehe auch Kommentar: Wie wichtig sind uns Erinnern und Gedenken an die an Aids Verstorbenen?

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Aktualisierung
31.01.2012, 07:15: Der Eigentümer des Geländes Triangular Space, ‚Rudin Management‘, hat den mit dem ersten Preis prämierten Gestaltungs-Entwurf sofort nach Bekanntgabe zurückgewiesen. Man sei bereit, mit der Initiative für den ‚Aids Memorial Park‘ zusammen zu arbeiten. Der von ‚a+1‘ vorgerlegte Entwurf würde aber zu Verzögerungen im Baufortschritt führen und werde deswegen abgelehnt. Bill Rudin, geschäftsführendes Vorstandsmitglied (CEO) von ‚Rudin Management‘ kündigte stattdessen an, das Unternehmen wolle mit seinen eigenen Planungen für das Gelände voranschreiten, man habe den Landschaftsplaner Rick Parisi damit beauftragt. Dabei solle sowohl der an den Folgen von Aids Verstorbenen gedacht als auch an die 160jährige Geschichte des St. Vincent’s Hospital erinnert werden. Dies meldete DNA info / Manhattan Local News („AIDS Memorial Park Design Winner Chosen, But Developer Says No Thanks“)

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Campaign ‚Aids memorial park
Memorial park: Sieger ‚infinite forrest‘
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Time: HIV- ‚treatment as prevention‘ drittbedeutendster medizinischer Durchbruch 2011

HIV-Medikamente zur HIV-Prävention (treatment as prevention) – für das US-amerikanische Magazin ‚Time‘ der dritt-bedeutendste medizinische Durchbruch 2011.

‘treatment as prevention’  ist eine Umsetzung des EKAF-Statements und seiner Konsequenzen auf die Prävention: wenn bei HIV-Positiven durch eine erfolgreiche antiretrovirale Therapie (ART) die Infektiosität drastisch sinkt – müsste es dann nicht möglich sein, durch eine möglichst weitreichende und umfassende Behandlung aller HIV-Positiven die Zahl der HIV-Neuinfektionen nahe Null zu bringen? Und müssten die gleichen Medikamente nicht vielleicht auch geeignet sein, Menschen die bisher nicht mit HIV infiziert sind, vor einer Infektion zu schützen?

Zwei Studien zeigten 2011, dass mit antiretroviraler Medikation als Prophylaxe eine gewisse Schutz-Wirkung erzielt werden kann (siehe u.a. „Studie bestätigt: wirksame Therapie senkt HIV-Übertragungs-Risiko um 96% – Pillen zur Prävention?„).

Das US-anmerikanische Magazin ‚Time‘ wählte nun ‚treatment as prevention‘ zum dritt-bedeutendsten medizinischen Durchbruch des Jahres 2011. Time sieht hierin eine Chance, die weltweite HIV-Epidemie in den Griff zu bekommen:

„The results add to the evidence that using ARVs could help control the still growing AIDS epidemic in the developing world, where most new infections occur in heterosexual couples. Public health officials face significant obstacles in making ARVs widely available in these regions, but if they can, they might finally be able to curb the epidemic.“

Das Konzept ‚treatment as prevention‘ ist nicht unumstritten (siehe auch Der Teilzeitblogger: Therapiezwang – Volksgesundheit vs. Entscheidungsfreiheit“). Es gibt zahlreiche Hinweise, dass das Konzept im realen Leben nicht so einfach zu realisieren ist. Welch enge Grenzen in der Praxis selbst in wohlhabenden Industriestaaten derzeit gesetzt sind, zeigten erst jüngst Daten aus den USA – nur 50% der HIV-Positiven in den USA erhalten regelmäßige Betreuung, nur 28% haben eine Viruslast unter der Nachsweisgrenze.

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weitere Informationen:
Time: Top Ten Medical Breakthroughs: 3. HIV treatment as prevention
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USA: nur 50% der HIV-Positiven erhalten regelmäßige Betreuung, nur 28% unter Nachweisgrenze

Nur gut ein Viertel der HIV-Infizierten in den USA hat eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze, nur die Hälfte hat Zugang zu medizinischer Behandlung. Darauf wies die US-Gesundheitsbehörde CDC hin.

Die Ziele der Nationalen Aids-Strategie der USA sind Erhöhung des Zugangs zu medizinischer Behandlung und Therapie, Verbesserung der Ergebnisse der medizinischen Behandlung und Abbau von Ungleichheiten im Gesundheitswesen. Um diese Ziele zu erreichen, sind aktuellen Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC Centers for Disease Control zufolge noch intensive Maßnahmen erforderlich. Denn: nur die Hälfte der mit HIV infizierten Menschen in den USA hat überhaupt Zugang zu medizinsicher Behandlung, und nur ein gutes Viertel hat eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze.

Der Einschätzung der CDC liegen folgende Faktoren zugrunde:
2008 lebten schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion in den USA. Bei 80% von ihnen wurde die HIV-Infektion bereits diagnostiziert. 77% der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion erhalten innerhalb von 3 bis 4 Monaten medizinische Behandlung, 51% erhalten fortlaufend medizinische Betreuung. 89% der erwachsenen HIV-Positiven, die medizinische Betreuung erhalten (und deren Daten im Medical Monitoring MMP erfasst sind), erhalten antiretrovirale Therapie, 77% hatten bei der letzten Untersuchung eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze.
Aus diesen Daten folgterte die CDC, dass letztlich in den USA 35% aller diagnostizierten HIV-Positiven bzw. 28% aller HIV-Infizierten (einschl. noch nicht diagnostizierte HIV-Infektionen) eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben.

Bei Verfügbarkeit und Wirksamkeit antiretroviraler Therapie zeigten die CDC-Daten zudem deutliche ehtnische Unterschiede:
– weiße HIV-Positive erhalten zu 92% antiretrovirale Therapie (ART), 84% haben eine Viruslast unterhalb der Nachwiesgrenze (200 Kopien);
– HIV-positive US-Einwohner spanischer Abstammung (Hispanics) erhalten zu 89% ART, 79% haben eine Viruslast unter der Nachweisgrenze; und
– noch niedriger waren die Raten für schwarze in den USA lebende HIV-Positive: 86% von ihnen haben Zugang zu ART und nur 70% eine Viruslast unter der Nachweisgrenze.

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weitere Informationen:
CDC / MMWR 29.11.2011 (early release): Vital Signs: HIV Prevention Through Care and Treatment — United States (abstract)
POZ 29.11.2011: CDC: Only 50% of People With HIV in U.S. Get Regular Care
aidsmap 01.12.2011: Undiagnosed infections and poor retention in care mean that few US patients fully benefit from HIV treatment
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Kurz notiert … November 2011

28. November 2011: Der Phamakonzern Gilead hat von der EU-Kommission die Zulassung für eine Kombinationspille aus den Wirkstoffen Emtricitabine, Rilpivirine und Tenofovir erhalten. Sie soll unter dem Handelsnamen Eviplera® vermarktet werden.

22. November 2011: Danielle Mitterand, Ehefrau des früheren französischen Präsidenten Francois Mitterand (und sein „linkes Gewissen“), ist tot. Über ihre Stiftung setzte sie sich immer wieder auch für HIV-Infizierte, insbesondere in Afrika, ein.

Das Robert-Koch-Institut RKI informiert über seine Geschichte zwsichen 1933 und 1945.

21. November 12011: Gilead baut seine Marktmacht weiter aus und erwirbt Pharmaset – ein hierzulande weitgehend unbekanntes Unternehmen, das zahlreiche neue Substanzen gegen Hepatitis C in der Entwicklung hat.

20. November 2011: Aids sei „in erster Linie ein ethisches Problem“, meint ein von Papst Benedikt XVI. unterzeichnetes Abschlussdokument der vatikanischen Bischofssynode zu Afrika. Nötig seien sexuelle Enthaltsamkeit und Treue in der Ehe.

15. November 2011: In Kasachstan sind offiziellen Angaben zufolge insgesamt 17.266 Menschen mit HIV infiziert, 1.432 von ihnen sind an Aids erkrankt.

Das CHMP der europäischen Arzneimittelbehörde EMA hat bereits am 20. Oktober 2011 die Zulassung einer ersten generischen Version von Efavirenz empfohlen. Efavirenz wird bisher unter den Handelsnamen Sustiva® und  Stocrin®vermarktet.

Die krankenkasse KKH hat einen Rabattvertrag über 5 HIV-Medikamente mit einem Pharmakonzern abgeschlossen.

14. November 2011: Prof. Gabriele Arent (Düsseldorf) fasst in einem Artikel für SpON die Suituation und aktelle Forschugn zum Thema „HIV und Gehirn“ zusammen.

11. November 2011: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die für 2012 ursprünglich vorgesehenen Kürzungen bei der Prävention im Bereich HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen teilweise zurückgenommen.

10. Nobvember 2011: Dänemark entfernt HIV aus Artikel 252 des Strafgesetzbuches – scheint aber andere die HIV-Übertragung kriminalisierende Regelungen vorzubereiten.

8. November 2011: Für ihre Verdienste wird Gaby Wirz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

7. November 2011: Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt vor (vermutlich seltenen) schweren Hautreaktionen bei Anwendung von Raltegravir (Handelsname Isentress®).

5. November 2011: Vier von fünf HIV-Patienten weltweit werden mit Aids-Medikamenten des Pharmakonzerns Gilead Sciences behandelt, berichten Finanz-Analysten.

4. November 2011: Der Conseil national du sida (CNS), das 1989 gegründete höchste Beratungsgremium der französischen Politik in Aids-Fragen, unterstützt Forderungen nach einer Finanztransaktionssteuer. Diese sei geeignet, Mittel für die weltweite Aids-Bekämpfung zu generieren.

3. November 2011: Jeff Crowley, Director of the Office of National AIDS Policy and Senior Advisor on Disability Policy im Weißen Haus und „Aids-Zar“ von US-Präsident Obama, hat seinen Rückzug erklärt.

Bundesentwicklungsminister Niebel sieht sich durch jüngst vorgelegte Prüfberichte des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) bestätigt und fordert Reformen.

2. November 2011: Eine neue Regelung untersagt HIV-Positiven in Swasiland, als Pilot zu arbeiten. HIV-Aktivisten in dem afrikanischen Binnenstaat protestieren.

USA: Gesetzentwurf zur Abschaffung die HIV-Übertragung kriminalisierender Gesetze

Die Abgeordnete Barbara Lee (Demokraten, Kalifornien) hat einen Gesetzentwurf in den US-Kongress eingebracht, mit dem hoffentlich Gesetze, die bisher die Übertragung von HIV kriminalisieren, zurückgezogen werden.

34 US-Bundesstaaten sowie 2 US-Territorien haben derzeit Gesetze, mit denen explizit die Übertragung von HIV kriminalisiert wird. Die Strafen reichen dabei von Bußgeldern bis zu 30 Jahren Haft. Die entsprechenden Gesetze könnten nun ein Ende finden – wenn es nach einem Gesetzentwurf geht, den die US-Abgeordnete Barbara Lee am 22. September 2011 in den US-Kongress eingebracht hat.

US-Kongress-Abgeordnete Barbara Lee (Demokraten / Kalifornien)
US-Kongress-Abgeordnete Barbara Lee (Demokraten / Kalifornien)

Erstmals überhaupt widmet sich ein Gesetzentwurf in den USA der Problematisierung der Kriminalisierung der HIV-Infektion. Der „REPEAL HIV Discrimination ACT“ fordert eine Kontrolle aller Gesetze und Verordnungen der USA sowie aller Bundesstaaten, in denen HIV-Übertragung kriminalisiert wird:

„a national review of Federal and State laws, policies, regulations, and judicial precedents and decisions regarding criminal and related civil commitment cases involving people living with HIV/AIDS, including in regards to the Uniform Code of Military Justice“

Als zweiter Schritt soll – nach einem nach 180 Tagen vorzulegenden Bericht – dem Gesetzentwurf zufolge ein System von Anreizen geschaffen werden, damit diese Gesetze überarbeitet werden.

Unterstützt wird Barbara Lees Gesetzentwurf von den Abgeordneten Donna Christensen (D-VI), Hansen Clarke (D-MI-13), Steve Cohen (D-TN-9), Raul Grijalva (D-AZ-7), Maurice Hinchey D-NY-22), Jesse Jackson D-IL-2), Eleanor Holmes Norton (D-DC), Mike Quigley (D-IL-5), Charles Rangel (D-NY-15), Gregorio Kilili Camacho Sablan (D-MP), Jose Serrano (D-NY-16) und Lynn Woolsey (D-CA-6).

Barbara Lee war auch bereits sehr engagiert für die Abschaffung des früheren, zum 4.1.2010 abgeschafften Einreiseverbots für HIV-Infizierte in die USA, u.a. ebenfalls mit Gesetzesentwürfen, die sie einbrachte.

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housingworks 26.09.2011: Rep. Lee Introduces Groundbreaking Anti-HIV Criminalization Bill
REPEAL HIV discrimination act
center for HIV law and policy 26.09.2011: Why Federal Legislation Matters: The REPEAL HIV Discrimination Act
HIVplus Mag 26.09.2011: Proposed Law Aims to Stop Criminalizing People with HIV

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