Neu ab 1. Oktober: Chat-Beratung der Aidshilfen

Ab Oktober startet aidshilfe-beratung.de ein neues Angebot: Neben der Beratung per Mail wird es dann auch regelmäßig einen Beratungschat geben.

Der Vorteil des Chats ist, dass man sehr individuell in den Austausch kommen und bei Unklarheiten sofort rückfragen kann.

Alle Chat-Beraterinnen und Berater sind speziell für diese Beratungsform geschult, denn auch für sie gilt die Verpflichtung, vertraulich, verlässlich und kompetent zu beraten. Erster Chat-Termin ist Freitag, der 1. Oktober, um 14.00 Uhr (bereits gebucht, weitere Termine auf der Internetseite des Angebots).

Um einen Chat zu buchen, folgt man einfach diesem Link: https://www.aidshilfe-beratung.de. Zu Beginn werden pro Woche zwei bis drei Chat-Termine angeboten.

(Meldung der DAH)

Ausgezeichnet! Deutsche AIDS-Hilfe bekommt Salomon-Neumann-Medaille

Die Deutsche AIDS-Hilfe e. V. (DAH) ist am 22. September in Berlin mit der Salomon-Neumann-Medaille ausgezeichnet worden. Die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) würdigte damit die Verdienste der DAH „um Prävention und Gesundheitsförderung im Bereich HIV/Aids und anderer sexuell übertragbarer Infektionen“. Die Medaille wird seit 1986 jährlich verliehen und erinnert an Salomon Neumann (1819–1908), einer der Begründer einer neuen Sozialmedizin.

Silke Klumb, Geschäftsführerin der DAH: „Die Deutsche AIDS-Hilfe dankt der DGSMP für diese bedeutende Auszeichnung. Damit wird der Erfolg unseres Konzeptes der strukturellen Prävention gewürdigt, das eine wesentliche Grundlage unserer Arbeit darstellt. Die strukturelle Prävention ist eine effektive und vielfältig umsetzbare Strategie, die alle Präventionsebenen einbezieht und nicht nur auf Verhaltensprävention setzt, sondern eine Veränderung der Verhältnisse anstrebt. Sie will einen gesellschaftlichen Rahmen schaffen, der zum verantwortlichen Umgang mit Gesundheit motiviert und dieses überhaupt erst ermöglicht.“

Strukturelle Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext von HIV

Das „Aids Forum DAH“ beschäftigt sich in Band 57 mit dem Thema „Strukturelle Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext von HIV“:

Der Band „Strukturelle Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext von HIV“ enthält eine Sammlung von Beiträgen neueren Datums zur Strukturellen Prävention. Sie zeigen, wie sich der HIV-Präventionsdiskurs in den letzten 20 Jahren entwickelt hat, analysieren die strukturelle Prävention aus verschiedenen Perspektiven und stellen anhand von Beispielen dar, wie das Konzept in die Praxis umgesetzt wird. Außerdem gehen sie der Frage nach, ob das Konzept „anschlussfähig“ ist und welche Zukunft es hat.

forum Band 57

„Strukturelle Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext von HIV“
Aids Forum DAH Band 57 (pdf)
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Deutsche AIDS-Hilfe kritisiert Medienberichte über Substitution

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) widerspricht negativen und fachlich teilweise falschen Berichten zur Substitutionsbehandlung von Opiatkonsumenten in der Ärztezeitung und in Medien der WAZ-Gruppe („Junkies nehmen Heroin und dealen mit Methadon“). Zum wiederholten Mal entsteht in der Öffentlichkeit durch falsche Informationen der Eindruck, viele Substituierte würden weiterhin Heroin konsumieren und ihr Substitut auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen. Dieses pauschale Bild entspricht nicht der Wirklichkeit. Substitution ist die weltweit erfolgreichste Behandlungsform für Heroinkonsumenten und rettet in Deutschland Zehntausenden das Leben.

Silke Klumb, Geschäftsführerin der DAH erklärt hierzu: „Substitutionspatienten werden in diesen Berichten diskreditiert, indem sie als Dealer und Betrüger dargestellt werden. Die positiven Effekte der Substitutionsbehandlung fallen unter den Tisch. Substitution ermöglicht den Betroffenen den Ausstieg aus der Drogenszene und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Viele können zum Beispiel wieder arbeiten.“

Die WAZ-Medien zitieren einen FDP-Landtagsabgeordneten, der sich auf nicht näher bezeichnete Studien bezieht. Die Ärztezeitung nimmt in ihrem Bericht Bezug auf die bekannte ZIS-Studie, zieht aber falsche Schlüsse. Bereits nach Veröffentlichung der Studie im Jahr 2009 erläuterten die Autoren: „Bei den befragten 806 Personen handelt es sich zum großen Teil um sozial desintegrierte, schwer kranke Personen, die im Umfeld von Drogenkonsumräumen kontaktiert wurden, und nicht um reguläre, integrierte Substitutionspatienten.“ Die Wissenschaftler reagierten damit auf fehlerhafte Berichte über die Studie, unter anderem im Spiegel.

Das Thema Beikonsum (Drogenkonsum zusätzlich zum Medikament, das die Droge ersetzt) wird immer wieder falsch dargestellt. Indem etwa Kokain, Medikamente und Alkohol in einem Atemzug mit Heroin genannt werden, entsteht der Eindruck, viele Substituierte würden weiter Heroin konsumieren. Das kommt aber nur relativ selten vor.

Dazu Dirk Schäffer, DAH-Referent für Drogen und Strafvollzug: „Drogenabhängige konsumieren oft viele Substanzen. Die Substitutionsmedikamente wirken ausschließlich gegen die Opiatabhängigkeit. Der missbräuchliche Konsum anderer Substanzen wird nicht beeinflusst. Hier werden unrealistische Erwartungen an die Substitutionsbehandlung gerichtet.“

Auch der reflexartige Ruf nach mehr Kontrolle der Substitutionsbehandlung verkennt die Realität. Substitution ist bereits heute so engmaschig reglementiert, dass viele Ärzte den Aufwand scheuen und aus dieser Behandlungsform aussteigen. Ein Höchstmaß an Regeln und Kontrollen erschwert zugleich vielen Abhängigen den Einstieg in die Behandlung.

Statt Substitution in Frage zu stellen, muss es darum gehen, die Palette der zur Verfügung stehenden Medikamente zu erweitern, um noch mehr Heroinkonsumenten eine für sie passende Behandlung anbieten zu können. Nach den Ergebnissen der „Heroinstudie“ in Deutschland profitieren sowohl bisher nicht erreichte Heroinkonsumenten als auch so genannte „Substitutionsversager“ von einer Behandlung mit Diamorphin (pharmazeutisch reines Heroin).

Darüber hinaus gilt es, den Wiedereinstieg in Arbeit und Beschäftigung weiter zu erleichtern und damit die Fähigkeit zur Eigenverantwortung zu stärken. Beikonsum kann auf diesem Weg reduziert werden.

(Pressemitteilung der DAH)

Deutsche AIDS-Hilfe: Rückzug der Bundesrepublik aus dem Globalen Fonds hätte fatale Auswirkungen

Die Bundesregierung will sich ab 2012 zumindest teilweise aus dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria zurückziehen.
Das geht aus der Antwort des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) auf eine schriftliche Frage der Bundestagsabgeordneten Karin Roth (SPD) hervor.
In dem Papier, das der Deutschen AIDS-Hilfe vorliegt, erklärt Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz, es werde „angestrebt, ab 2012 das Engagement zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten vermehrt auf bilateraler Ebene umzusetzen.“ Der Globale Fonds stelle beim Engagement gegen diese Krankheiten nur „ein mögliches Instrument“ dar.
Dieser Rückzug aus dem Globalen Fonds ist der falsche Weg und würde die weltweiten Maßnahmen gegen HIV/Aids und andere schwere Infektionskrankheiten zurückwerfen. Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert die Bundesregierung auf, die Mittel für den Globalen Fonds aufzustocken, statt sie zu reduzieren oder sich sogar auszuklinken.
Dazu erklärt Carsten Schatz, Vorstandsmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe:
„Ein Rückzug des drittgrößten Geberlandes wäre ein fatales Signal. Andere Länder würden möglicherweise diesem Beispiel folgen, so dass der Globale Fonds schweren Schaden nehmen könnte.“
Der Globale Fonds ist nach Auffassung der Deutschen AIDS-Hilfe das beste zurzeit verfügbare Instrument gegen die HIV/Aids-Epidemie weltweit. Er bringt Geld und Fachwissen zusammen, koordiniert die internationale Hilfe und behält dabei die Gesamtsituation im Blick. Bilaterale Maßnahmen sind in der Regel weniger effektiv und schwerer nachvollziehbar. Für einzelne Regierungen ist es zudem immer schwierig, den Hilfsbedarf richtig einzuschätzen und nachhaltig wirkungsvolle Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
„Im weltweiten Engagement gegen HIV/Aids und andere Infektionskrankheiten ist gut abgestimmte internationale Kooperation gefragt, nicht Einzelaktionen von Regierungen, die immer auch eigene Interessen verfolgen“, so DAH-Vorstand Carsten Schatz.

(Pressemitteilung der DAH)

Deutsche AIDS-Hilfe bedauert Urteil im „Benaissa-Prozess“

Das Amtsgericht Darmstadt hat am 26.8.2010 die Sängerin zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) bedauert das Urteil gegen die Sängerin Nadja Benaissa. Von dem Urteil gehen die falschen Botschaften aus, die der HIV-Prävention und der Emanzipation von chronisch Kranken in Deutschland Schaden zufügen werden.

Dazu erklärt Carsten Schatz, Mitglied im Bundesvorstand der DAH: „Ich halte dieses Urteil für falsch: Es wird der HIV-Prävention dramatischen Schaden zufügen. Wir sehen die Politik nun in der Pflicht, das Strafrecht der Lebensrealität anzupassen!“

Silke Klumb, Bundesgeschäftsführerin der DAH: „Wir alle tragen Verantwortung dafür, wie mit dem Thema HIV und Aids umgegangen wird: Daher muss jeder Einzelne dazu beitragen, dass alle Menschen über HIV sprechen und Safer Sex praktizieren können. Nur dann kann HIV-Prävention wirklich gelingen.“

Marianne Rademacher, Frauenreferentin der DAH: „Wenn die Verhütung vor allem Frauen und HIV-Positiven einseitig zugeschrieben wird, setzen wir die gemeinsame Verantwortung zweier Menschen außer Kraft.“

In Bielefeld kommen ab heute auf den „Positiven Begegnungen“ 500 Vertreterinnen und Vertreter der HIV-Selbsthilfe zur größten Konferenz in Europa zusammen.

(Pressemitteilung der DAH)

Leitsätze der DAH zur Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie

Zur Debatte, wie Organisationen des Gesundheitsbereichs mit Geldern Dritter, insbesondere aus der Pharma-Industrie, umgehen können, hier als Dokumentation die Leitsätze der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) aus dem Jahr 2000. Die hier dokumentierten Leitsätze wurden durch den Vorstand der DAH für den Verband formuliert und im März 2000 veröffentlicht. Sie wurden auf der DAH-Mitgliederversammlung im November 2000 diskutiert und verabschiedet.
Inzwischen hat die DAH die „Leitsätze der Selbsthilfe für die Zusammenarbeit mit Personen des privaten und öffentlichen Rechts, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen, insbesondere im Gesundheitswesen“ von Paritätischem Wohlfahrtsverband und BAG Selbsthilfe unterzeichnet.

Leitsätze zur Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie

1. Die Deutsche AIDS-Hilfe richtet ihre fachliche und politische Arbeit an den Bedürfnissen und Interessen von Menschen mit HIV und AIDS und der von AIDS bedrohten Gruppen aus. Leitkriterium ihrer Arbeit ist die Selbstbestimmung und das Wohlbefinden der genannten Interessengruppen; daher werden Zuwendungen, die mit Auflagen verbunden sind, die diesem Leitkriterium entgegenstehen, von der Deutschen AIDS-Hilfe nicht akzeptiert.

2. Die Deutsche AIDS-Hilfe stellt bei der Bewertung therapeutischer Optionen das Interesse und das Wohlbefinden von Menschen mit HIV und AIDS in den Mittelpunkt, nicht aber die Zugehörigkeit zu bestimmten medizinischen Schulen gebunden und/oder wirtschaftliche Motive; sie steht auch unkonventionellen Therapierichtungen jenseits oder am Rande der sogenannten Schulmedizin vorurteilsfrei gegenüber (Methodenpluralismus).

3. Die Deutsche AIDS-Hilfe gibt keine ärztlichen Therapieempfehlungen. Sie behält sich aber vor, Stellung zum Einsatz von bestimmten Medikamenten, Medikamentengruppen und Therapieregimen aus der Perspektive von Menschen mit HIV und AIDS zu beziehen.

4. Die Deutsche AIDS-Hilfe nimmt finanzielle Unterstützung in Form von Spenden oder im Rahmen schriftlicher Sponsoringvereinbarungen von Firmen der pharmazeutischen Industrie entgegen. Ein Einflussrecht der Sponsoren auf Inhalte von Informationsmaterialien oder Veranstaltungen der Deutschen AIDS-Hilfe ist ausgeschlossen.

5. Die Deutsche AIDS-Hilfe legt die Förderung durch Firmen der pharmazeutischen Industrie in ihrem Jahresbericht offen.

6. Die Deutsche AIDS-Hilfe lässt sich von mehreren unterschiedlichen Firmen der pharmazeutischen Industrie fördern. Exklusivverträge sind ausgeschlossen.

7. Die Deutsche AIDS-Hilfe achtet bei der Förderung durch die pharmazeutische Industrie darauf, dass eine Einstellung dieser Unterstützung niemals den Fortbestand des Vereins Deutsche AIDS-Hilfe gefährden kann.

8. Die Deutsche AIDS-Hilfe schließt zur Wahrung ihrer Interessen und ihrer Unabhängigkeit gegenüber den unterstützenden Firmen mit diesen schriftliche Vereinbarungen ab.

9. Die Deutsche AIDS-Hilfe bietet den unterstützenden Firmen, sofern dies fachlich zu verantworten ist, an, ihre Unterstützung öffentlich zu dokumentieren. Ausgeschlossen sind solche Formen der Dokumentation, die im Zusammenhang mit medizinischer Information die Bevorzugung einzelner Produkte, Produktgruppen oder Anbieter nahe legen und daher als eine indirekte Produktempfehlung verstanden werden könnten.

10. Die Deutsche AIDS-Hilfe gewährt den unterstützenden Firmen im Rahmen der jeweils geschlossenen vertraglichen Vereinbarung bestimmte Kommunikationsrechte. Ausgeschlossen davon ist die unmittelbare oder mittelbare Bewerbung von Produkten oder Produktgruppen der HIV- oder AIDS-Therapie.

11. Die Deutsche AIDS-Hilfe stellt den unterstützenden Firmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten die eigene Fach- und Interessenkompetenz zur Verfügung (Neben-, Wechselwirkungen, Adherence u. dgl.) mit dem Ziel, im Interesse von Menschen mit HIV und AIDS auf Studiendesigns, Produktentwicklung und Marketing Einfluss zu nehmen.

Berlin, den 12. November 2000

Leitsätze der Selbsthilfe für die Zusammenarbeit mit Personen des privaten und öffentlichen Rechts, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen, insbesondere im Gesundheitswesen

Zur Debatte, wie Organisationen des Gesundheitsbereichs mit Geldern Dritter, insbesondere aus der Pharma-Industrie, umgehen können, hier als Dokumentation die entsprechenden Leitsätze der BAG Selbsthilfe als Dokumentation.

Diese Leitlinien der BAG Selbsthilfe wurden auch von der Deutschen Aids-Hilfe DAH unterzeichnet und gelten auch für die DAH.

Leitsätze der Selbsthilfe für die Zusammenarbeit mit Personen des privaten und öffentlichen Rechts, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen, insbesondere im Gesundheitswesen

Präambel

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen (BAG SELBSTHILFE) und der Paritätische Wohlfahrtsverband mit seinem FORUM chronisch kranker und behinderter Menschen im PARITÄTISCHEN (FORUM) vertreten als Dachorganisationen die Interessen der ihnen angeschlossenen Mitgliedsverbände. Darüber hinaus sind sie als die maßgeblichen Spitzenorganisationen der Selbsthilfe aufgerufen, die Interessenvertretung der Selbsthilfe behinderter und chronisch kranker Menschen insgesamt wahrzunehmen.

Um ihren Auftrag als maßgebliche Spitzenorganisationen der Selbsthilfe behinderter und chronisch kranker Menschen sachgerecht wahrnehmen zu können, ist es für die Selbsthilfe chronisch kranker und behinderter Menschen unabdingbar, ihre Neutralität und Unabhängigkeit strikt zu wahren. Auf der Basis ihrer Neutralität und Unabhängigkeit legen die der BAG SELBSTHILFE und die dem FORUM angeschlossenen Selbsthilfeorganisationen Wert auf eine faire und transparente Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen. Sie begrüßen das Interesse von Wirtschaftsunternehmen an einer solchen Zusammenarbeit und sehen hier die Chance zu einem gleichberechtigten Dialog.

Um ihre Neutralität und Unabhängigkeit zu bewahren und auch künftig zu gewährleisten, sind im Folgenden gemeinsame Leitsätze der beiden Spitzenorganisationen für die Kooperation mit Personen des privaten und öffentlichen Rechts, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen sowie von ihnen Beauftragte formuliert.

Die nachstehenden Leitsätze gelten für die BAG SELBSTHILFE und das FORUM als übergreifende Zusammenschlüsse sowie für die Selbsthilfeorganisationen, die sich durch schriftliche Selbstverpflichtung zur Anwendung dieser Leitsätze gegenüber der BAG SELBSTHILFE und/oder dem PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverband, Gesamtverband e. V., verpflichtet haben und im Anhang aufgeführt sind. Soweit Selbsthilfeorganisationen entsprechende Leitsätze oder Richtlinien verabschiedet haben, bleibt deren Geltung unberührt.

Die BAG SELBSTHILFE und das FORUM beraten die ihnen angeschlossenen Selbsthilfeorganisationen und begleiten sie fortlaufend bei der Umsetzung dieser Leitsätze in der Praxis.

1. Allgemeine Grundsätze

a. Die Selbsthilfeorganisationen richten ihre fachliche und politische Arbeit ausschließlich an den Bedürfnissen und Interessen von behinderten und chronisch kranken Menschen und deren Angehörigen aus. Sie wollen die Selbstbestimmung behinderter und chronisch kranker Menschen fördern.

b. Die Kooperation zwischen Selbsthilfeorganisationen und Wirtschaftsunternehmen muss mit den satzungsgemäßen Zielen und Aufgaben der Selbsthilfeorganisationen im Einklang stehen und diesen dienen. Die Selbsthilfeorganisationen akzeptieren keine Zusammenarbeit, welche die Gemeinnützigkeit des Verbandes gefährdet oder gar ausschließt.

c. In allen Bereichen der Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen muss die Selbsthilfeorganisation die volle Kontrolle über die Inhalte der Arbeit behalten und unabhängig bleiben. Dies gilt sowohl für ideelle als auch für finanzielle Förderung und Kooperationen.

d. Jedwede Kooperation mit und Unterstützung durch Wirtschaftsunternehmen ist transparent zu gestalten.

2. Information und inhaltliche Neutralität

a. In Kooperationen mit Unternehmen der pharmazeutischen Industrie, Anbietern von Heil- und Hilfsmitteln sowie Dienstleistungen und anderen Unternehmen, die Produkte für behinderte und chronisch kranke Menschen herstellen oder vertreiben, wird auf eine eindeutige Trennung zwischen Informationen der Selbsthilfeorganisation, Empfehlungen der Selbsthilfeorganisation und Werbung des Unternehmens geachtet. Die Selbsthilfeorganisationen informieren über Angebote, beteiligen sich aber nicht an der Werbung.

Werbung von Wirtschaftsunternehmen ist grundsätzlich zu kennzeichnen.

b. Die Selbsthilfeorganisation gibt grundsätzlich weder Empfehlungen für einzelne Medikamente, Medikamentengruppen oder Medizinprodukte, noch Empfehlungen für bestimmte Therapien oder diagnostische Verfahren ab.

Die Abgabe einer Empfehlung ist nur dann möglich, wenn diese auf dem Bewertungsergebnis anerkannter und neutraler Expertengremien beruhen. Die Zusammensetzung der Gremien muss öffentlich transparent sein. Ihre Ergebnisse müssen transparent und nachvollziehbar sein.

Informationen von Wirtschaftsunternehmen werden kenntlich gemacht sowie nicht unkommentiert weitergegeben.

c. Die Selbsthilfeorganisation informiert über die Erfahrungen von Betroffenen mit Medikamenten, Medizinprodukten, Therapien und diagnostischen Verfahren.

d. Die Selbsthilfeorganisation informiert auch über die Vielfalt des Angebotes und über neue Entwicklungen im Bereich der Prävention, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation unter Angabe der Quellen.

e. Die Selbsthilfeorganisation ist in ihrer fachlichen Arbeit unabhängig und nicht an medizinische Fachrichtungen gebunden. Sie steht grundsätzlich auch besonderen Therapierichtungen offen gegenüber. Eine besondere Bedeutung haben hier z. B. homöopathischen, phytotherapeutischen und anthroposophischen Angebote.

3. Kommunikationsrechte

a. Die Selbsthilfeorganisation gewährt ggf. Wirtschaftsunternehmen in schriftlichen Vereinbarungen Kommunikationsrechte, wie z.B. das Recht auf die Verwendung des Vereinsnamens oder des Logos in Publikationen, Produktinformationen, Internet, Werbung oder auf Veranstaltungen. Tatsache und Gegenstand dieser Vereinbarungen werden veröffentlicht. Ausgeschlossen wird die unmittelbare oder mittelbare Bewerbung von Produkten, Produktgruppen oder Dienstleistungen zur Diagnostik und Therapie von chronischen Erkrankungen oder Behinderungen.

Die schriftlichen Vereinbarungen enthalten eindeutige Beschreibungen, welcher Partner in welchem Zusammenhang Namen bzw. Logo des anderen Partners verwenden darf und wo die Grenzen gezogen werden. Eine Formulierung wie: „Der Sponsor verpflichtet sich, keine Maßnahmen zu treffen, die den Ideen und dem Ansehen der Selbsthilfeorganisation Schaden zufügen“ bietet in der Vereinbarung einen umfassenden Schutz für die Interessen der Selbsthilfeorganisation.

b. Das Gebot der Transparenz gebietet, dass grundsätzlich im Rahmen der gemeinsamen Aktion auf die Unterstützung durch das Wirtschaftsunternehmen hingewiesen wird, ohne jedoch im Sinne der Grundsätze des BMF für ertragssteuerrechtliche Behandlung des Sponsoring vom 18.02.1998 und des darauf beruhenden Erlasses des Finanzministeriums Bayerns vom 11.02.2000 aus steuerlicher Sicht Werbung im aktiven Sinne zu betreiben.

c Eine Verwendung des Logos und des Namens der Selbsthilfeorganisation darf nur mit ausdrücklicher schriftlicher Zustimmung der Selbsthilfeorganisation erfolgen. Das Logo muss dann originalgetreu verwendet werden. Abweichungen oder Änderungen sind nicht zulässig. Die Verwendung darf nur für den konkret vereinbarten Zweck erfolgen.

Ebenso kann die Selbsthilfeorganisation das Logo des Wirtschaftsunternehmens verwenden. Die Abgrenzung von jeglicher Produktwerbung ist dabei zu beachten.

d. Im Folgenden sind übliche Aktionsfelder für Kommunikationsrechte zwischen Wirtschaftsunternehmen und Selbsthilfeorganisationen aufgeführt. Die Liste versteht sich als beispielhafte und nicht abschließende Nennung von Kooperationsmöglichkeiten.

· Veranstaltungen von Selbsthilfeorganisationen

Die Selbsthilfeorganisation trägt dafür Sorge, dass bei von ihr organisierten und durchgeführten Veranstaltungen stets die Neutralität und Unabhängigkeit gewahrt bleibt. Dieser Anspruch gilt auch für organisatorische Fragen. Die Auswahl des Tagungsortes und der Rahmen der Veranstaltung wird von der Selbsthilfeorganisation bestimmt. Reisekosten orientieren sich grundsätzlich am Bundes- bzw. Landesreisekostengesetz. Sofern Honorare gezahlt werden sind diese maßvoll zu bemessen. Dabei kann die Honorarordnung des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge herangezogen werden. Daten von Teilnehmenden an Veranstaltungen werden nicht an Wirtschaftsunternehmen weitergegeben.

Bei der Festlegung der Inhalte und bei der Auswahl der Referenten achtet die Selbsthilfeorganisation insbesondere darauf, dass die Sachverhalte objektiv dargestellt und behandelt werden. Dies schließt eine einseitige Darstellung zu Gunsten eines bestimmten Unternehmens, einer bestimmten Therapie oder eines bestimmten Produktes grundsätzlich aus. Die Selbsthilfeorganisation trägt Sorge dafür, dass die behandelten Themenbereiche nicht allein von Referenten, die bei dem jeweiligen Sponsor angestellt sind oder vom dem jeweiligen Sponsor finanziell abhängig sind, behandelt werden.

· Veranstaltungen von Wirtschaftsunternehmen

Die Selbsthilfeorganisation trägt dafür Sorge, dass auch im Rahmen von Veranstaltungen von Wirtschaftsunternehmen stets die Neutralität und Unabhängigkeit der Selbsthilfeorganisation gewahrt bleibt. Die schriftliche Vereinbarung regelt, in wie weit der Name oder das Logo der Selbsthilfeorganisation auf Veranstaltungen des Wirtschaftsunternehmens benutzt werden darf. Werbung für ein konkretes Produkt, Produktgruppen oder Dienstleistungen wird dabei ausdrücklich ausgeschlossen. Reisekosten orientieren sich grundsätzlich am Bundes- bzw. Landesreisekostengesetz. Sofern Honorare gezahlt werden, sind diese maßvoll zu bemessen. Dabei kann die Honorarordnung des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge herangezogen werden.

· Publikationen von Selbsthilfeorganisationen

Sollte eine Publikation mit der Unterstützung durch ein Wirtschaftsunternehmen entstanden sein, wird auf den Druckerzeugnissen – z.B. mit der Formulierung: „mit freundlicher Unterstützung von…..“ – auf die Unterstützung hingewiesen. Dabei können das Logo oder der Schriftzug des Wirtschaftsunternehmens verwandt werden, soweit dies ohne besondere Hervorhebung erfolgt.

· Publikationen von Wirtschaftsunternehmen

Das Wirtschaftsunternehmen kann den Abdruck des Logos der Selbsthilfeorganisation in seinen Publikationen oder auf Plakaten veranlassen, soweit dies in der schriftlichen Vereinbarung festgehalten wurde. Die Vereinbarung schließt aus, dass auf diesem Wege mittel- oder unmittelbar Werbung für Produkte, Produktgruppen oder Dienstleistungen betrieben wird.

· Internetauftritte von Selbsthilfeorganisationen

Die Selbsthilfeorganisation kann auf ihrer Homepage auf die Unterstützung durch Wirtschaftsunternehmen hinweisen. Eine aktivierte Verlinkung von einer Homepage der Selbsthilfeorganisation auf die Homepage eines Wirtschaftsunternehmens wird von den Steuerbehörden als aktive Werbung gewertet und stellt aus steuerlicher Sicht einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb dar. Im Einzelnen wird auf den Erlass des Finanzministeriums Bayern vom 11.02.2000 verwiesen.

· Internetauftritte von Wirtschaftsunternehmen

Wirtschaftsunternehmen können in ihrem Internetauftritt auf die Selbsthilfeorganisationen verweisen und auch direkt verlinken. Sie sollten die Selbsthilfeorganisationen über diesen Schritt informieren und auch akzeptieren, wenn eine solche Verlinkung nicht gewünscht wird. Eine Verlinkung zum down load-Bereich der Selbsthilfeorganisation verursacht Kosten bei der Selbsthilfeorganisation und ist in einer schriftlichen Vereinbarung zu regeln.

· Eigenwerbung von Selbsthilfeorganisationen

Selbsthilfeorganisationen können in ihrer Eigenwerbung auf die Unterstützung von Wirtschaftsunternehmen hinweisen. Umfang und Art und Weise werden in der schriftlichen Vereinbarung festgehalten. Der Hinweis geschieht in der Form, dass es sich im steuerrechtlichen Sinne nicht um aktive Werbung handelt. Ein Zusammenhang mit Produkt-, Produktgruppen und Dienstleistungswerbung wird ausgeschlossen.

· Eigenwerbung von Wirtschaftunternehmen

Die Selbsthilfeorganisation kann den unterstützenden Wirtschaftsunternehmen anbieten, die im Rahmen der geschlossenen Vereinbarungen erfolgten Zuwendungen öffentlich zu dokumentieren und damit zu werben.

4. Zuwendungen

a. Die Selbsthilfeorganisation kann finanzielle Zuwendungen entgegennehmen. Dabei wird die Selbsthilfeorganisation nicht in Abhängigkeit von bestimmten Wirtschaftsunternehmen oder von einer bestimmten Person geraten. Die Selbsthilfeorganisation achtet bei der Förderung durch Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen insbesondere darauf, dass eine Beendigung der Unterstützung weder den Fortbestand noch den Kernbereich der satzungsgemäßen Arbeit der Selbsthilfeorganisation gefährden kann.

b. Die Selbsthilfeorganisation trifft ggf. auch Sponsoring-Vereinbarungen mit Wirtschaftunternehmen. Unter Sponsoring ist dabei die Gewährung von Geld, geldwerten Vorteilen, Sachzuwendungen oder ideeller Unterstützung durch Unternehmen zur Förderung der Selbsthilfeorganisation zu verstehen, wenn damit auch eigene unternehmensbezogene Ziele der Werbung oder der Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens verfolgt werden. Die Selbsthilfeorganisation sichert ihre Unabhängigkeit gegenüber Sponsoren dadurch ab, dass Sponsoring-Vereinbarungen, die Zuwendungen in nicht unerheblichen Umfang zum Gegenstand haben, schriftlich fixiert und die Zuwendungen transparent gemacht werden.

Sollte mit einem Unternehmen eine Sponsoringvereinbarung getroffen werden, sind die geltenden steuerrechtlichen Vorschriften, insbesondere im Hinblick auf die Gemeinnützigkeit von Vereinen, und die eindeutige Zuordnung zum entsprechenden Tätigkeitsbereich zu beachten.

c. Soweit Projekte einer Selbsthilfeorganisation mit über der Hälfte der dafür notwendigen Sach- und Finanzmittel von einem oder mehreren Wirtschaftunternehmen ausgestattet sind, werden diese in geeigneter Weise öffentlich ausgewiesen.

d. Die Selbsthilfeorganisation informiert in geeigneter Weise über Organvertreter, die außerhalb ihrer Rolle als Mitglied der Mitgliederversammlung von Wirtschaftsunternehmen Leistungen erhalten.

5. Unterstützung der Forschung

a. Die Selbsthilfeorganisation begrüßt Forschungsanstrengungen, die einer Verbesserung der Situation chronisch kranker und behinderter Menschen dienen.

b. Die Selbsthilfeorganisation ist grundsätzlich bereit, sich mit ihrer Fachkompetenz an solchen Forschungsprogrammen, insbesondere an klinischen Studien zu beteiligen, sowie über solche Forschungsprogramme, insbesondere klinische Studien, zu berichten, um über ihre Mitgliedsverbände so die Beteiligung von Probanden an den Forschungsprogrammen bzw. Studien zu ermöglichen. Eine solche Unterstützung setzt jedoch voraus, dass die Informationen über das Forschungs- und Studiendesign sowie über die laufenden Ergebnisse der Forschungsprogramme bzw. Studien die Informationen gegenüber der Selbsthilfeorganisation vollständig offen gelegt werden. Des Weiteren hält die Selbsthilfeorganisation die Übernahme der Kosten für die genannten Unterstützungsmaßnahmen durch die betreffenden Unternehmen für geboten. Die Selbsthilfeorganisationen unterstützen insbesondere Studien, die bei Studienregistern registriert werden und bei denen Design und Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

c. Die Selbsthilfeorganisation versucht ihrerseits, im Interesse chronisch kranker und behinderter Menschen auf die Firmenpolitik (Studiendesigns, Produkteigenschaften, Marketing, etc.) der Unternehmen Einfluss zu nehmen.

6. Monitoring

a. Die BAG Selbsthilfe und der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband mit seinem FORUM beraten aktiv neue Mitglieder im Zusammenhang mit der Unterzeichnung der Leitsätze, im Übrigen auch andere Mitglieder über Zielsetzung und Regelungsgehalt der Leitsätze.

b. Mindestens einmal im Jahr kommen Vertreter beider Organisationen zusammen, um über die Erfahrungen in der Anwendung der Leitsätze in der Praxis und notwendige Weiterentwicklung zu beraten. Die Ergebnisse dieser Fachaustausche werden öffentlich gemacht.

c. Bei Verstößen gegen die Leitsätze werden die betreffenden Organisationen von ihren Dachorganisationen aktiv angesprochen und zu einem Beratungsgespräch eingeladen. Die im Beratungsgespräch getroffenen Vereinbarungen werden dokumentiert und darüber in den Fachaustauschen informiert.

d. Die Selbsthilfeorganisationen beraten und informieren regelmäßig ihre ihnen angeschlossenen Untergliederungen (Selbsthilfegruppen), z. B. in geeigneten Veranstaltungen und Publikationen, um haupt- und ehrenamtliche Mitglieder mit den erforderlichen Verfahrensregeln vertraut zu machen.

e. Selbsthilfeorganisationen, die diesen Leitsätzen beigetreten sind, werden in einer Übersicht zusammengefasst. Diese wird in der aktuellen Fassung in geeigneter Weise veröffentlicht.

Den Selbsthilfeorganisationen wird eine Übergangsfrist bis 31.12.2007 eingeräumt, um ggf. abweichende eigene Regelungen anzupassen.

Darüber hinausgehende Regelungen von Selbsthilfeorganisationen haben weiterhin Geltung.

Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Gesellschaft zur Beteiligung der deutschsprachigen Communities am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Anfang Mai hatte die DAH aufgerufen zur Diskussion über und Beteiligung an einer ‚Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Gesellschaft zur Beteiligung der deutschsprachigen Communities am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress‘. Inzwischen haben Vorarbeiten, Beteiligungen aus den Communities und Diskussionen gefruchtet – auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz in Wien wurde die Erklärung unterzeichnet – sie ist im Folgenden als Dokumentation wiedergegeben:

Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Gesellschaft zur Beteiligung der deutschsprachigen Communities am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Auf der Grundlage des 1994 formulierten Prinzips der stärkeren Einbeziehung von Menschen mit HIV/Aids (GIPA) und den daraus folgenden Prinzipien der AIDS-Kongresse von Genf (1998) und Essen (1999) sollen in dieser Erklärung Eckpunkte zur aktiven Beteiligung der deutschsprachigen Communities am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress festgelegt werden. Der Begriff „Communities“ wird im HIV/Aids-Bereich unterschiedlich definiert. Im Sinne dieser Erklärung umfasst der Begriff „Communities“:

1. Von HIV betroffene Communities
· Menschen, die mit HIV/Aids leben
· Menschen, z. B. schwule Männer, Drogengebraucher/innen, Migrant(inn)en, für die HIV epidemiologisch relevant ist
· Menschen, die in verschiedenen Formen der Selbstorganisation Selbsthilfe und Prävention leisten

2. Menschen, die sich professionell in Selbsthilfe und Prävention engagieren
· Menschen, die als Sozialwissenschaftler/innen mit ihrer Forschung und ihrem Engagement zur Grundlage für Selbsthilfe und Prävention beitragen
· Menschen, die in Aidshilfen und anderen Projekten haupt- oder ehrenamtlich Selbsthilfe fördern und mittragen und in Beratung und Prävention tätig sind.

Diese Gruppen tragen maßgeblich dazu bei, Konferenzgeschehen und -inhalte verstehbar und zugänglich zu machen. Sie bringen als Communities unterschiedliche Perspektiven in den Deutsch-Österreichischen Kongress ein und müssen deshalb in die Gestaltung aktiv einbezogen werden. Dabei kommt der Selbstvertretung von Menschen mit HIV/Aids ein besonderer Stellenwert zu.

Partizipation
Eine Beteiligung der Communities am Kongress geht über die reine Teilnahme von Menschen mit HIV/Aids am wissenschaftlichen Programm weit hinaus. Die Communities müssen aktiv die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven bei der Auswahl und Gestaltung der Themenschwerpunkte von Anfang an einbringen zu können. Die Struktur eines Community Boards, das Menschen einbindet, die mit HIV/Aids leben, hat sich dabei in der Vergangenheit bewährt und soll ausgebaut werden. Das Board setzt sich aus jeweils zwei Vertreter(inne)n aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie einem/einer lokalen Vertreter/in zusammen. Um die Einbindung von Communities in Kongress-Geschehen und -Inhalte langfristig zu stärken, bemühen sich DAH und DAIG um Veranstaltungen zu Skills Building/ Kompetenzerwerb für Vertreter/innen der Communities innerhalb der Konferenz.

Professionalität
Die Teilnahme an einem Kongress soll mit einem weiteren Zugewinn an Professionalität für alle beteiligten Gruppen verbunden sein. Dies geschieht einerseits durch Angebote, die einen gewinnbringenden Dialog innerhalb der einzelnen Disziplinen fördern – z. B. sozialwissenschaftliche, präventionistische, pflegerische, psychosoziale. Dieser Dialog muss die unterschiedlichen Erfahrungs- und Wissenshorizonte der vertretenen Gruppen berücksichtigen. Anderseits geschieht dies durch Angebote, mit denen Kongress-Inhalte auch für die o. g. Communities zugänglich und verstehbar gemacht werden. Zusätzlich sollen interdisziplinäre „Brückenangebote“ fest im Programm verankert sein, da auch die Versorgung von Menschen mit HIV/Aids zunehmend interdisziplinär strukturiert ist.

Prävention und Sozialwissenschaft
Interdisziplinarität funktioniert, wenn sie auf den Bedürfnissen und Kompetenzen verschiedener Fachrichtungen aufgebaut und diese selbst bestimmen können, wie der interdisziplinäre Austausch beim Kongress gestaltet werden soll. Dabei ist die Einbeziehung der Communities unerlässlich für das Verständnis der medizinischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet HIV/Aids. Primär- und Sekundärprävention, psychosoziale Beratung/Betreuung und die Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten sollen als zentrale Themen Berücksichtigung im Kongress finden. Neben quantitativen Untersuchungen sind hier aus Sicht der Aids- und Selbsthilfen vor allem qualitative Untersuchungen von großem Interesse. Diese können beispielsweise Aufschluss über das Verhalten von Menschen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Verhältnissen geben und stellen eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Aids- und Selbsthilfen und weiterer zentraler Akteure des Versorgungssystems dar.

Praxisrelevanz
Kongresse, deren Programm ausschließlich „abstract driven“ zusammengestellt ist, sind für Menschen aus den Communities weniger interessant, da es nämlich nicht nur darum geht, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, sondern darüber hinaus die Bedeutung dieser Ergebnisse interdisziplinär und in ihrer Praxisrelevanz und Umsetzbarkeit zu diskutieren. Dafür sind einerseits Zeit zur Diskussion und andererseits Workshops und nonabstract- driven Sessions notwendig. Denn die spannendsten wissenschaftlichen Ergebnisse bleiben ohne Wirkung, wenn sie perspektivisch von Praktikerinnen und Praktikern nicht umgesetzt werden können.

Beteiligung der Communities in der Kongressorganisation des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses

1. Beteiligung der Communities an Organen/Gremien:
· Kongresspräsidium:
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus dem Community Board
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus den Dachorganisationen von Aidshilfen aus Deutschland und Österreich
· Scientific Board und Abstract Review:
Die Communities erhalten ein Drittel der Sitze im Scientific Board.
Ein Drittel der Abstract Reviewer werden durch die Communities gestellt.
· Chairs:
Alle Kongressveranstaltungen sollen mit einem Co-Chair aus den Communities besetzt werden.
· Community Scholarship Programm:
20 Scholarships (Registrierung, Reisekosten, Unterkunft) und 50 freie Kongressregistrierungen werden vom Kongress übernommen.

2. Kongressstruktur:
Kongresseröffnung: Bei bis zu vier Redner(inne)n wird ein/e Redner/in vom Community Board benannt. Bei mehr als vier Redner(inne)n sind dies entsprechend zwei Redner/innen.
Ein Drittel der Sessions werden „non abstract driven“ konzipiert.
Ein Drittel der „abstract driven“ Sessions werden interdisziplinär zusammengesetzt. Eine Session von 90-minütiger Dauer soll dabei nicht mehr als 3–4 Beiträge umfassen, um ausreichend Zeit für Diskussion zu bieten. 30 % der Session-Zeit stehen für Nachfrage und Diskussion zur Verfügung.

Wien, den 22. Juli 2010
Dr. Annette Haberl, Vorstand DAIG
Carsten Schatz, Vorstand Deutsche AIDS-Hilfe
Prof. Dr. Jürgen Rockstroh, Vorstand DAIG
Winfried Holz, Vorstand Deutsche AIDS-Hilfe
Michèle Meyer, Präsidentin LHIVE
Helmut Garcia Solarte-Konrad, Obmann Positiver Dialog

Only Rights Will Fix the Wrongs – Nur Rechte werden Missstände beheben Neue Maßstäbe in der Community-Beteiligung bei wissenschaftlichen Kongressen

Deutsche AIDS-Gesellschaft, Deutsche AIDS-Hilfe und Community-Vertretungen unterzeichnen Prinzipien zur Beteiligung am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Im Rahmen der XVIII. Internationalen Aids-Konferenz 2010 in Wien haben die Deutsche AIDS-Gesellschaft sowie die Deutsch AIDS-Hilfe e.V. (DAH), Positiver Dialog (Österreich) und LHIVE (Schweiz) einen verbindlichen Rahmen für den Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress vereinbart: Er soll die Einbindung von Menschen mit HIV/Aids nicht nur bei den Kongressen selbst, sondern bereits bei Auswahl und Gestaltung der Themenschwerpunkte langfristig stärken.

Damit erwarten wir eine Stärkung von Praxisrelevanz und Interdisziplinarität des Kongressgeschehens. Für die Beteiligung der Communities an den Kongressgremien und in der Kongressstruktur wurden verbindliche Festlegungen getroffen.
Die DAH und ihre Partnerinnen und Partner setzen damit einen wichtigen Meilenstein in der Weiterentwicklung des Prinzips der stärkeren Einbeziehung von Menschen mit HIV-Aids (GIPA) und entwickeln dadurch neue internationale Maßstäbe.

(Pressemitteilung der DAH)

siehe auch: Dokumentation: Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Gesellschaft zur Beteiligung der deutschsprachigen Communities am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Gisela Marsen-Storz gestorben

Deutsche AIDS-Hilfe gedenkt einer Pionierin der Zusammenarbeit zwischen Staat und Aidshilfe

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln hat am 20. Juli mitgeteilt, dass Frau Gisela Marsen-Storz gestorben ist. Sie war viele Jahre in der BZgA tätig, zuletzt als Leiterin der Abteilung Prävention von Krankheiten und Missbrauchverhalten/Sucht.

Anfang der 1980er Jahre trug Frau Marsen-Storz maßgeblich zu den ersten Treffen zwischen Vertretern aus Gesundheitsministerium und BZgA sowie der Aidshilfe bei – die zunächst unter beinahe konspirativen Umständen stattfanden. Der Erfolg: Schon ab Herbst 1985 wurde die Arbeit der DAH mit staatlichen Mitteln gefördert – ein Novum in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit.

„Frau Marsen-Storz war eine mutige Frau“, sagt DAH-Geschäftsführer Peter Stuhlmüller. „Vieles wusste man damals noch nicht, vieles war umstritten und umkämpft. Aber der Weg der Einbeziehung der Zielgruppen, der Arbeitsteilung zwischen Staat und NGOs sowie der Aufklärung und der Information hat sich bewährt – und das ist auch und gerade ihr Weg.“

Welt-Aidskonferenz: DAH fordert Menschenrechte ein

Welt-Aidskonferenz: DAH fordert Menschenrechte ein

DAH-Delegation in Wien – Engagement in Osteuropa – deutscher Gemeinschaftsstand

Anlässlich der am Sonntag beginnenden Welt-Aidskonferenz in Wien (IAC) appelliert die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) an die internationale Staatengemeinschaft, die Menschenrechte einzuhalten und den universellen Zugang zu HIV-Prävention, -Pflege und -Behandlung sicherzustellen. Die Unterstützung beim Abbau von Diskriminierungen und Stigmatisierungen und bei der Vernetzung von Selbsthilfe-Strukturen sind die Ziele der internationalen Zusammenarbeit der DAH in Osteuropa. Auf der Konferenz ist die DAH mit einer eigenen Delegation vertreten. www.aidshilfe.de berichtet täglich von heute an bis zum 23.7. über die IAC.

„Harm Reduction“ (Prävention für drogengebrauchende Menschen: z.B. Substitution, Spritzentausch) ist einer der Schwerpunkte der 18. Welt-Aidskonferenz in Wien. Unter dem Motto „Rechte hier und jetzt“ will die Konferenz auch Brücken schlagen zwischen Selbsthilfeorganisationen, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Politik und zu den von HIV und Aids betroffenen und bedrohten Menschen in Osteuropa.

Dazu erklärt Silke Klumb, DAH-Geschäftsführerin: „Es ist gelungen, die HIV-Neuinfektionszahlen weltweit von 3 Millionen (2001) auf 2,7 Millionen (2008) zu senken – in großen Teilen Osteuropas z.B. steigt die Zahl HIV-infizierter Menschen aber weiter stark an. Die Lebenssituation von Menschen mit HIV und Aids ist in diesen Ländern häufig katastrophal. Wir bieten unsere Unterstützung und unsere 27-jährige Erfahrung z.B. bei der Vernetzung von Selbsthilfestrukturen an: Die Konferenz schlägt eine wichtige Brücke nach Osteuropa. Das Motto „Rights here, right now!“ unterstreicht in diesem Zusammenhang unsere Forderung auf Einhaltung der Menschenrechte und den Abbau der Diskriminierung der von HIV bedrohten und betroffenen Menschen als Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche HIV-Bekämpfung: Dies gilt gerade für die Unterstützung der Selbstorganisation von Projekten für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).“

(Pressemitteilung der DAH)

gutaussehend, klug und unkompliziert – „www.aidshilfe.de“ im neuen Design

Gutaussehend, klug und unkompliziert: Die neue Website der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) ist ein Traumpartner, wenn es um HIV/Aids und andere sexuell übertragbare Infektionen geht. Am 13. Juli geht das Portal online und soll in Zukunft die erste Adresse zum Thema sein.

Was kann ich tun, wenn das Kondom gerissen ist? Wo lasse ich mich testen? Wie funktioniert eine Kombinationstherapie? Soll ich auf der Arbeit sagen, dass ich positiv bin? – aidshilfe.de gibt Auskunft über Schutz sowie alle Themen, die im Leben mit HIV eine Rolle spielen. Außerdem informiert die Deutsche AIDS-Hilfe auf der Seite über aktuelles Geschehen aus Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Selbsthilfe. Für Journalisten stehen zusätzlich Hintergrundinformationen bereit.

www.aidshilfe.de - im neuen Look (Screenshot Startseite)
www.aidshilfe.de - im neuen Look (Screenshot Startseite)

„Die Deutsche AIDS-Hilfe bietet mit der neuen Seite Information, Dialog und Service für Menschen mit und ohne HIV“, sagt Dirk Hetzel, Referent für internetgestützte Prävention der DAH. „Wir schreiben damit eine Erfolgsgeschichte fort: Nicht-Infizierte und Infizierte werden gemeinsam zu Gesundheitsthemen informiert.“

aidshilfe.de verwendet eine klare, einfache Sprache, die jeder versteht, und verweist auf weiterführende Informationen.

Dabei nutzt das Portal die ganze Klaviatur des Web 2.0: Im Blog liefert das Redaktionsteam von aidshilfe.de Hintergründe zu aktuellen Themen und lädt die Nutzerinnen und Nutzer zum Diskutieren ein. Videocasts ermöglichen Einblicke ins reale Leben mit HIV. Wer sich bei aidshilfe.de als User registriert, hat außerdem die Möglichkeit, die Seite seinen Bedürfnissen entsprechend mitzugestalten – mit den persönlichen Lieblingsrubriken auf der Startseite.

www.aidshilfe.de im neuen Look - Screenshot Info-Seite
www.aidshilfe.de im neuen Look - Screenshot Info-Seite

Besonderen Wert legt die Deutsche AIDS-Hilfe auf Service und Vernetzung: Über aidshilfe.de finden Interessierte schnell zu allen Angeboten von Aidshilfe-Organisationen in Deutschland. Ein Veranstaltungskalender listet Aktivitäten und ermöglicht registrieren Usern online die Anmeldung zu Seminaren. Infomaterialien können unkompliziert bei unserem Versand bestellt werden.

An den Start geht www.aidshilfe.de mit einer besonderen Aktion: „HIV ist mir nicht egal – 1.000.000 Klicks in einer Woche!“

1.000.000 Klicks in einer Woche
1.000.000 Klicks in einer Woche

Das Besondere an der Aktion: Du kannst mit einem Klick auf den Button (auf www.aidshilfe.de) nicht nur ein Zeichen setzen – sondern mit etwas Glück auch ein tolles Berlin-Wochenende gewinnen!

Die Deutsche AIDS-Hilfe ist der Dachverband von rund 120 Aidshilfen in Deutschland. Sie betreibt in erfolgreicher Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung HIV-Prävention und vertritt die Interessen von Menschen mit HIV/Aids in Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft.

Deutsche AIDS-Hilfe kündigt Protest gegen Sparpaket der Bundesregierung an

Angesichts der von der Bundesregierung angekündigten Kürzungen im Gesundheitswesen ruft die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) gemeinsam mit Sozialverbänden und Gewerkschaften zu massiven Protesten gegen das sog. Sparpaket auf. Die DAH fordert eine solidarische Gesellschaft, die nicht auf Kosten sozial benachteiligter Menschen wie chronisch Kranker spart. Die Entwicklungen im Arbeits- und Gesundheitsbereich werden zu einer weiteren, deutlichen Verschlechterung der Situation vieler Menschen mit HIV/Aids beitragen, wenn jetzt nicht umgesteuert wird.

Silke Klumb, Geschäftsführerin der DAH: „Die Aidshilfen werden diese Sparpolitik nicht mittragen! Wir fordern die Bundesregierung auf, dass Sparpaket unverzüglich zu überarbeiten sowie die Kürzungen im Bereich der Arbeits- und Sozialpolitik zurückzunehmen. Auch eine Kopfpauschale lehnen wir ab: Stattdessen muss eine solidarische Bürgerversicherung aufgebaut werden.“

Die DAH bemängelt insbesondere…
– Kürzungen bei Wiedereingliederunggsmaßnahmen: dies verringert die Chance für chronisch Kranke, einen Job zu finden;
– Abschaffung der rentenrechtlichen Absicherung für Langzeitarbeitslose: dies erhöht das Altersarmutsrisiko;
– Einführung der Kopfpauschale: dies belastet Menschen mit geringem Einkommen deutlich stärker;
– Streichung des Heizkostenzuschusses für Wohngeldempfänger: dies würde alte Menschen und chronisch Kranke besonders hart treffen;
– Verlagerung von Sozialleistungen in die private Risikoabsicherung: dies schließt chronisch Kranke von verschiedenen Leistungen aus.

Aufruf zur Beteiligung an Protestkundgebungen:
– „Wir zahlen nicht für eure Krise“: am 12. Juni ab 12.00 Uhr in Berlin (Alexanderplatz/Rotes Rathaus)
– „Gerecht geht anders“: am 12. Juni ab 11.00 Uhr am Hbf. und ab 12.30 Uhr am Schlossplatz in Stuttgart

(Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe)

Text der Bundesregierung zu den Eckpunkten des Sparpakets (pdf)
tabellarische Aufstellung der Kürzungen (pdf)

DAH: bundesweite Hepatitisstrategie ist überfällig

Nationale/Bundesweite Hepatitisstrategie längst überfällig – Aktionsbündnis Hepatitis und Drogengebrauch fordert Bundesregierung zum Handeln auf

In Deutschland sind ca. 1.Mio Menschen von Hepatitis B und C betroffen. Da viele Menschen keine Kenntnis von ihrer Infektion haben, wird die Dunkelziffer wesentlich höher eingeschätzt.

Hepatitis B und C Infektionen werden als stille Epidemie bezeichnet, da sie vielfach symptomlos verlaufen und Betroffene erst in einem späteren Stadium von ihrer Infektion erfahren.

DrogenkonsumentInnen sind eine der Hauptbetroffenengruppe von Hepatitis B und C Infektionen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bis zu 80 % der intravenös Drogen konsumierenden Menschen von Hepatitis- C-Infektionen betroffen sind.

„Das Bewusstsein für diese lebensbedrohliche, aber heilbare Hepatitis-C-Infektion muss sowohl bei politisch Verantwortlichen, in Teilen der Drogenhilfe als auch bei Ärzten deutlich erhöht werden“, erläutert Prof. Stöver vom Aktionsbündnis.
Die Erfolgsraten der Interferonbehandlung bei Substituierten sind mit ca. 65 % ebenso hoch wie bei Nicht- Opiatabhängigen. Dennoch ist die Quote der Interferonbehandlungen bei chronisch HCV infizierten DrogengebaucherInnen mit etwa 10% deutlich zu gering.

Das Aktionsbündnis fordert ferner ein verstärktes Engagement in der Prävention von Hepatitis A und B Infektionen. Durch praxisnahe Impfkampagnen können Hepatitis A und B Infektion verhindert werden.

Anders als viele unserer europäischen Nachbarn verfügt Deutschland über kein nationales Strategiepapier oder einen Aktionsplan zum Thema Hepatitis. Die Erfahrungen beim Thema HIV/AIDS zeigen, dass über einen Aktionsplan und die Einbeziehung von Fachleuten aus Medizin, Wissenschaft, Praxis und von Betroffenen Erfolge in der Prävention und Behandlung von Infektionserkrankungen zu erzielen sind.

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages fordert das Aktionsbündnis Hepatitis und Drogengebrauch die Bundesregierung auf, bundesweite zielgruppenspezifische Kampagnen zu initiieren, um über die Übertragungswege aufzuklären und die Impfquote bei riskierten Gruppen zu erhöhen, erläutert Dirk Schäffer von der DAH. „Denn Hepatitis C ist heilbar“.

Mit der Einsetzung einer Expertenkommission zur „Entwicklung einer nationalen HCV-Strategie“ würde die Bundesregierung am Welt-Hepatitis-Tag ein wichtiges Signal setzen, so Prof. Heino Stöver.
Das Aktionsbündnis ist ein offenes politisches Forum, das (fach-)politische Lobby-Arbeit zum Thema „Hepatitis und Drogengebrauch“ macht.

Ziel und Aufgabe des Aktionsbündnisses ist, die Bedeutung und Auswirkungen von Hepatitisinfektionen, insbesondere der Hepatitis C, auf die Gruppe der DrogenkonsumentenInnen und unser Gesundheitswesen insgesamt deutlich zu machen.

(Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe)

Diskussions-Aufruf: Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Die Deutsche AIDS-Hilfe DAH hat unter Beteiligung einiger weiterer Community-Vertreter/innen gemeinsam mit der DAIG Deutsche AIDS-Gesellschaft eine Erklärung zu den zukünftigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongressen (DÖAKs) entworfen und stellt den Entwurf zur Diskussion.

Dieser Entwurf ist hier dokumentiert – verbunden mit der von der DAH geäußerten Bitte um Kommentare und Diskussionen. Reaktionen, die binnen der nächsten vier Wochen (bis Ende Mai 2010) eingehen, fließen mit ein in die dann erfolgende Überarbeitung der Erklärung, bevor diese anschließend von DAIG und DAH unterzeichnet wird.

Hintergrund ist u.a. die Auseinandersetzung um die Community-Beteiligung 2009, in deren Verlauf sich das Community-Board sowie die Deutsche Aids-Hilfe von ihrer geplanten Beteiligung am Schweizerisch-Österreichisch-Deutschen Aids-Kongress 2009 in St. Gallen zurück gezogen hatte.

Ich bitte alle Leserinnen und Leser, diese Chance zur aktiven Beteiligung an der Zukunft der Community-Beteiligung an Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongressen zu nutzen und hier auf ondamaris mit Kommentaren, Meinungen und Hinweisen zur Entwicklung einer gemeinsamen Position beizutragen!

Ulli Würdemann, ondamaris

Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Auf der Grundlage der Prinzipien der AIDS-Kongresse von Genf (1998) und Essen (1999) sollen in dieser Erklärung Eckpunkte zur aktiven Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS Kongress festgelegt werden. Der Begriff „Community“ wird im HIV/AIDS- Bereich unterschiedlich definiert. Wir verstehen Community in einem weiteren Sinne, der folgende Gruppen umfasst:
• Menschen, die mit HIV/AIDS leben
• Menschen, die z. B. als schwule Männer, Drogengebraucher/innen, als Migrant(inn)en in Communities leben, in denen HIV epidemiologisch relevant ist
• Menschen, die in verschiedenen Formen der Selbstorganisation Selbsthilfe und Prävention leisten
• Menschen, die als Sozialwissenschaftler/innen aus den genannten Communities mit ihrer Forschung und ihrem Engagement zur Grundlage für Selbsthilfe und Prävention beitragen
• Menschen, die professionell in AIDS Hilfen und anderen Projekten haupt- oder ehrenamtlich Selbsthilfe fördern und mittragen und in Beratung und Prävention tätig sind

Diese Gruppen bringen als Community unterschiedliche Perspektiven in den Deutsch-Österreichischen Kongress ein und müssen deshalb in die Gestaltung aktiv einbezogen werden. Der Selbstvertretung von Menschen mit HIV/AIDS kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu.

Partizipation
Community Beteiligung am Kongress geht über die reine Teilnahme von Menschen mit HIV/AIDS am wissenschaftlichen Programm weit hinaus. Die Community muss aktiv die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven bei der Auswahl und Gestaltung von Themenschwerpunkten von Anfang an einbringen zu können. Die Struktur eines Community-Boards hat sich dabei in der Vergangenheit bewährt und soll ausgebaut werden. Das Board setzt sich aus jeweils zwei Vertreter/innen der am Kongress beteiligten Länder sowie einem/einer lokalen Vertreter/in zusammen.

Professionalität
Die Teilnahme an einem Kongress soll mit einem Zugewinn an Professionalität für alle beteiligten Gruppen verbunden sein. Dies geschieht einerseits durch Angebote, die die
Professionalität der einzelnen Disziplinen – z. B. sozialwissenschaftliche, präventionistische, pflegerische, psychosoziale – fördern. Zusätzlich sollen interdisziplinäre „Brückenangebote“ fest im Programm verankert sein, da auch die Versorgung von Menschen mit HIV/AIDS zunehmend interdisziplinär strukturiert ist.

Prävention und Sozialwissenschaft
Interdisziplinarität funktioniert, wenn sie auf den Bedürfnisssen und Kompetenzen verschiedener Fachrichtungen aufgebaut und diese selbst bestimmen können, wie der interdisziplinäre Austausch beim Kongress gestaltet werden soll. Dabei ist die Einbeziehung der Community unerlässlich für das Verständnis der medizinischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet HIV/AIDS.
Primär- und Sekundärprävention, psychosoziale Beratung/Betreuung und die Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten sollen als zentrale Themen Berücksichtigung im Kongress finden. Neben quantitativen Untersuchungen sind hier aus Sicht der AIDS- und Selbsthilfen vor allem qualitative Untersuchungen von großem Interesse. Diese können beispielsweise Aufschluss über das Verhalten von Menschen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Verhältnissen geben und stellen eine wichtige Grundlage für die kontinuierliche Arbeit an unserem Versorgungssystem dar.

Praxisrelevanz
Die spannendsten wissenschaftlichen Ergebnisse bleiben ohne Wirkung, wenn sie perspektivisch von Praktikerinnen und Praktikern nicht umgesetzt werden können. Aus diesem Grund sind Kongresse, deren Programm ausschließlich „abstract driven“ zusammengestellt ist, für Menschen mit HIV/AIDS weniger interessant. Ihnen geht es nämlich nicht nur darum, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, sondern darüber hinaus, die Bedeutung dieser Ergebnisse interdisziplinär und praxisnah zu diskutieren.

Beschlüsse für die Community Beteiligung am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress
1. Beteiligung der Community an Organen/Gremien:
• Kongresspräsidium:
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus dem Community Board
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus den Dachorganisationen von AIDS-Hilfen aus Deutschland und Österreich
• Scientific Board und Abstract Review:
Die Community erhält ein Drittel der Sitze im Scientific Board.
Ein Drittel der Abstract Reviewer werden von der Community gestellt.
• Chairs:
Alle Kongressveranstaltungen sollen mit einem Co-Chair aus der Community besetzt werden.
Community Scholarship Programm:
20 Scholarships (Registrierung, Reisekosten, Unterkunft) und 50 freie Kongressregistrierungen werden vom Kongress übernommen.

2. Kongressstruktur:
Kongresseröffnung: Bei bis zu vier Rednern wird ein/e Redner/in von der Community benannt. Bei mehr als vier Rednern sind dies entsprechend zwei Redner/innen
Ein Drittel der Sessions werden „non abstract driven“ konzepiert.
Ein Drittel der „abstract driven“ Sessions werden interdisziplinär zusammengesetzt. Eine Session von 90-minütiger Dauer soll dabei nicht mehr als 3-4 Beiträge umfassen, um ausreichend Zeit für Diskussion zu bieten.

Anmerkung 18.06.2010: Kommentierungs-Phase beendet.