Sechs Monate Haft wegen eines Fachartikels über Homosexualität – im Irak ist dies möglich.
Ein wissenschaftlicher Artikel über Homosexualität brachte einen Arzt im Irak mit dem Gesetz in Konflikt.
Adel Hussein hatte im April 2007 einen wissenschaftlichen Artikel publiziert, in dem er sich mit Homosexualität beschäftigte. Dies missfiel dem Staatsanwalt von Erbil.
Am 24. November wurde der Arzt im nordirakischen Erbil (330km nördlich von Bagdad; kurdisches Autonomiegebiet) zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe sowie einer Geldstrafe von 125.000 Dinar (85 Euro) verurteilt, meldet nun ‚Reporters without Borders‘.
Die Organisation kommentiert “Sexual practices are part of the individual freedoms that a democratic state is supposed to promote and protect. Furthermore, Hussein did not defend homosexuality. He limited himself to describing a form of behaviour from a scientific viewpoint.”
Nachtrag:
10.12.2008: „Iraq reporter who wrote gay story freed“, meldet 365gay.
Nach jüngsten Rückschlägen beim Eintreten für die Homo-Ehe ein überraschender Erfolg für Schwule und Lesben in den USA: das Verbot der Adoption durch homosexuelle Paare verstoße gegen die Verfassung, urteilte ein Richter in Florida.
Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA am 8. November hatten die Wähler in einigen Bundesstaaten auch über die Zulässigkeit der Homo-Ehe abzustimmen. In Florida, Arizona und Kalifornien waren die Gegner der Homo-Ehe erfolgreich. Dort heißt es zukünftig ‚Homo-Ehe per Verfassung verboten‚ – oder doch nicht?
Hoffnungen schöpfen Schwulen- und Lesben-Aktivisten, die gegen das Verbot der Homo-Ehe gerichtlich vorgehen wollen, durch ein überraschendes Urteil:
„It is clear that sexual orientation is not a predictor of a person’s ability to parent.“
Im Namen der zuständigen Behörde (Department of Children & Families) werde er sofort Berufung gegen das urteil einlegen, teilte ein stellvertretender Generalbundesanwalt nach der Urteilsverkündung mit.
Bereits zum zweiten Mal (nach September 2008) hat damit in Florida ein Richter gegen das Adoptions-Verbot geurteilt. Nun wird sich der Satte Supreme Court mit der Frage beschäftigen.
Die Zahl an Überfällen auf Schwule scheint zuzunehmen. Besonders betroffen auch Cruiser, in Parks, auf Parkplätzen, aber auch bei Internet-Bekanntschaften. In Frankreich will nun ein neuer Cruising-Ratgeber praktische Tipps geben.
‚Alle drei Tage wird in Frankreich ein physischer Angriff gegen Schwule gemeldet‘, betont SOS Homophobie, und bietet seit kurzem eine neue praktische Hilfe: den ‚Guide gay de la drague‘, einen Cruising-Ratgeber.
Das besondere: der Ratgeber informiert insbesondere darüber, wie man sich sicherer Verhalten kann beim Cruisen, wie man Gewalt vermeiden kann, aber auch welche Vorsichtsmaßnahmen möglich sind. Zudem sind Informationen über sexuell übertragbare Krankheiten enthalten.
Der 36seitige Ratgeber wurde von SOS Homophobie unter Beteiligung zahlreicher weiterer Organisationen (Aides, Warning, FLAG, le SNEG, le Kiosque infos Sida, Act-up Paris, Centre LGBT Paris IDF, ADHEOS, Le Refuge, GAGL, Couleurs Gaies) erstellt. Er soll in ganz Frankreich verteilt werden, in Zusammenarbeit mit SNEG, der Vereinigung schwuler Unternehmen.
Der Guide gay de la drague steht zum Download zur Verfügung als pdf (in französischer Sprache).
Zur Situation in den USA nach den Abstimmungen über die Homo-Ehe heute ein Gast-Beitrag. Prof. Dr. Robb Kvasnak berichtet über eine Protest-Demonstration in Fort Lauderdale – ein Bericht, der ein Stimmungsbild der Situation in den USA vermittelt, und der aufzeigt, dass Protest nicht dazu führen muss, dass sich gesellschaftliche Gruppen gegenseitig diskriminieren, sondern solidarisch handeln:
Am 15. November 2008 fanden Proteste in allen 50 Bundesstaaten und in der Hauptstadt der USA statt. Erboste Menschen, meistens Schwule und Lesben aber auch heterosexuelle Freunde, haben zwei Stunden lang gegen die Volksentscheide in Kalifornien, Florida und Arizona demonstriert.
Gegen 13 Uhr Ortszeit begannen sich Protester in Fort Lauderdale vor dem Rathaus zu versammeln. Zum größten Teil waren es 50 bis 60jährige Babyboomers und 20 bis 30jährige Millennium Gen’ er. Gen X, die Kinder der Reagan Ära, hat wie in der Vergangenheit kaum Geschmack oder Zeit für Politik. Anti-Kriegs Proteste in Fort Lauderdale zogen oft kleine Gruppen von 30 bis 50 Menschen zusammen. Aber an diesem sonnigen, heißen Tag strömten unaufhörlich mehr Menschen in Shorts, Schlappen und Sonnenbrillen ein. Gegen 13h30 waren es einige Tausende, die einen Protestzug ringsum das Rathaus gezogen hatten. Plakate trugen Aufschriften wie „Habe ich gegen Ihre Ehe gestimmt?“ „Gleichheit für alle Amerikaner“ und „Did you cast a stone or a ballot?(Haben Sie einen Stimmzettel abgegeben oder einen Stein geworfen?)“ Die Luft war elektrisch mit geballter Wut. „Black, White, Gay, Straight, We will not descriminate!“ riefen sie im Chor. Von jungen Protestern angefeuert brüllte die Menge lautstark auf die Frage: Was wollen wir? GLEICHE RECHTE. Wann wollen wir sie? JETZT!
Um 14 Uhr rief eine kleine, schwarze Frau, Bischöfin Mahee, durch ein Sprachrohr und beruhigte die aufgewühlte Menschenmenge. Einige Anführer der neugeborenen Bewegung machten es klar, dass die superfrommen Rechten einen schlafenden Riesen geweckt hatten. Eine Stimmung wie die nach Stone Wall lag in der Luft. Die Leute der Millennium Generation, die erst mit 9/11 ein politisches Bewusstsein entwickelt hatten, fanden nun ihre cause célèbre, einen Leitfaden für ihr Leben: Zivilrechte für alle. Die Wahl von Barack Obama, einem Mann der durch seine gemischte Herkunft den Erfolg der Babyboomers verkörpert, nämlich dass wir alle gleich sind, hat der neuen Bewegung Hoffnung gegeben. Aber die Tatsache, dass Barack nie ein kariertes Hemd anzog und sich gegen einen Zaun anlehnte mit einem Strohhalm im Mund, um mit einem bäuerlichen Akzent des Mittelwestens den Wahlkampf zu gewinnen, war noch bedeutender. Zum ersten Mal seit Kennedy zieht ein Mann ins Weiße Haus, der seine glänzende Erziehung an der Universität Harvard nicht versteckt und der die Nation zu mehr Bildung aufruft. Leute, die denken, anstatt nur beten oder an den nächsten Hauskauf sinnen, dürfen jetzt öffentlich mit allgemeinem Respekt ihre Meinung lüften. Auch dies elektrisierte die Protester, ohne das es jemand aussprach. Damit das Gefühl der Befreiung war allen klar. Trotz ihrer Wut lächelten sie, hielten mit Fremden Händchen, umarmten einander wie die Überlebenden einer Schreckenszeit. Die USA werden eines Tages in den Fußstapfen der Europäer, Kanadier und Südafrikaner treten, und allen Staatsbürgern die gleichen Rechte geben. Es ist eine Frage der Zeit.
Robb Kvasnak, Ed.D.
Professor of Education, ESOL, bilingual education, second language teaching and acquisition
‚A Day without A gay‘ – mit dieser landesweiten Kampagne wollen Schwule und Lesben am 10. Dezember in den USA für ihre Rechte, für die Homo-Ehe demonstrieren. Mit Liebe gegen Hass, ist die Idee hinter der Initiative.
Am 8. November 2008 wählte die Bevölkerung der USA nicht nur einen neuen Präsidenten, sondern in mehreren US-Bundesstaaten standen auch schwulen- und lesbenfeindliche Initiativen zur Abstimmung. Das Resultat: in Arizona, Florida und Kalifornien wurde die Homo-Ehe per Verfassung verboten.
Nach einer erste Schock-Starre formierte sich schnell Protest. Landesweit gehen Zehntausende auf die Straßen, demonstrieren, verleihen ihrer Enttäuschung, ihrer Wut Ausdruck – und fordern gleiche Rechte für Lesben und Schwule. Im Mittelpunkt des Protests u.a. die Mormonen, die massiv mit Geld homo-feindliche Kampagnen unterstützt hatten. No on H8 – nein zum Hass ist das Motto.
US-Schwulen- und Lesbengruppen, Aktivisten und Einzelpersonen koordinieren ihre Aktionen und Demonstrationen nicht nur landesweit (z.B. über Websites wie JoinTheImpact), sondern spüren auch immer neue Aktionsformen auf, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Eine der landesweiten Kampagnen: der 10. Dezember 2008 wurde zum „Day without A Gay“ ausgerufen.
A Day without A Gay? Ein Tag ohne Schwulen? Was soll das sein?
Die Veranstalter erläutern
„We’ve reacted to anti-gay ballot initiatives in Californaia, Arizona Florida, and Arkansas with anger, with resolve, and with courage. NOW, it’s time to show America and the world how we love. Gay people and our allies are compassionate, sensitive, caring, mobilized, and programmed for success. A day without gays would be tragic because it would be a day without love.“
Der Blog Queers United kommentiert:
„On this day you are encouraged to call in „gay“ to work, school, and whatever obligations you have. It is a national day of protest to show our friends, family, neighbors, and co-workers that they can deny us our rights, but we can deny them our labor and hit back where it hurts, the economy.“
Gegen Hass, gegen Proposition 8 mit Liebe anzustehen, das ist der Grundgedanke des Day without A Gay. Offen schwul oder lesbisch auftreten, sich engagieren, ob im gewohnten Umfeld oder in einem sozialen Projekt, „love and support to those who need it most“.
Die Kampagnenseite des Day without A Gay erläutert:
„Day Without A Gay seeks to shift our strong feelings about injustice toward service! Let’s fight for equality by out-loving those who would deny us rights. Call in „gay“ on December 10th (International Human Rights Day) and volunteer for your local LGBT and/or human rights organizations.
We will not sit at home on December 10, 2008. We will offer love and support to those who need it most, the way only the gay community can!“
Der ‚Day without a Gay‘ hat historische Vorbilder. So machten Künstler in den 1980er und 1990er Jahren mit einem ‚Day without Art‘, einem Tag ohne Kunst, darauf aufmerksam, wie sehr der Kunst- und Kultur-Bereich von Aids betroffen war. Visualisierten massive Betroffenheit, Trauer, Verlust – die Leere, die Lücken, die Aids in den Kunstbetrieb riss. Erstmals 1989 blieben am ‚Day without Art‚ Galerien geschlossen, Museen öffneten ihre Pforten nicht, Bibliotheken und Kunsthochschulen machten Veranstaltungen, Kultursendungen sendeten mit schwaarzem Trauer-Rand. Die Initiative us-amerikanischer Künstler (u.a. um die Gruppe ‚Visual Aids‘) reichte bald schon weit über die USA hinaus, auch in vielen Ländern Europas und Asiens beteiligten sich Institutionen aus Kunst und Kultur.
Mit einem ähnlichen Grundgedanken, noch mehr ins Positive gewendet, versuchen nun die Initiatoren des ‚Day without A Gay‘, die Bedeutung von lesben und Schwulen in der Gesellschaft derutlich zu machen.
Heute erhielt ich eine Email aus den USA, aus Florida. Mit einem dringenden Aufruf, aktiv zu werden. Einem Appell, der meine ich eindringlich deutlich macht, warum die Auseinandersetzung um die Homo-Ehe in den USA nicht nur ein ‚Thema weit ab‘ von uns ist, sondern auch uns direkt angeht:
„Ich wohne in Fort Lauderdale/Florida. Am Samstag bin ich mit meinem Partner zur Demo für gleiche Rechte gegangen. Wir brauchen Eure Unterstützung in Europa in diesem neuen Kampf. Wenn Touristen aus Europa und Kanada uns besuchen, lassen sie ihre Rechte beim Zoll und holen sie erst wieder ab, wenn sie wegfliegen. Insoweit seid auch Ihr betroffen. Darüberhinaus werden die Glaubenseiferer nicht ruhen. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie uns gebändigt haben, werden sie nach Kanada und Europa marschieren. Die Mormonen und die Evangelischen insbesondere aber auch gewisse Katholiken, Muselmanen und orthodoxe Juden hassen und fürchten uns. Wir spüren das hier jeden Tag. Europa MUSS uns unterstützen – wenn nur aus Eigeninteresse.“
Ich habe ihm geantwortet, berichtet wie das Thema auch hier in den Medien und bei Bloggern wahrgenommen wird, dass es auch hier (Amsterdam) erste Demonstrationen gibt.
Und dennoch, es bliebt das Gefühl – ja, er hat ja so recht: nach diesem ‚Erfolg‘ werden sie sich noch mehr ermutigt fühlen, auch hier aktiver zu werden – umso mehr sollten wir uns aufgefordert fühlen aktiv zu werden.
Was können wir tun? Ideen und Anregungen gerne via Kommentar 🙂
In den USA wurde in drei Staaten die Homo-Ehe per Volksabstimmung verboten – darunter in Kalifornien mit der umstrittenen ‚Proposition 8‘. Mit maßgeblicher Beteiligung der Mormonen. Inzwischen werden die Proteste von Schwulen und Lesben zahlreicher und lauter.
Die USA wählen Barack Obama zum neuen Präsidenten. Hoffnung weht durch das Land. Und Gefühle des Entsetzens und einer tiefen Traurigkeit. Denn in drei Staaten, Arizona, Florida und Kalifornien wurde per Verfassung die Homo-Ehe verboten.
Tausende protestieren inzwischen quer durch die USA gegen das Abstimmungs-Ergebnis, u.a. unter dem Motto No on H8 – Nein zum Hass (worum es genau geht, hat TheGayDissenter gut beschrieben).
Immer mehr wird inzwischen in den USA deutlich: die Kirche der Mormonen (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) in Salt Lake City gehört maßgeblich und mit hohen finanziellen Mitteln zu den großen Unterstützern der Gegner der Homo-Ehe. Der Kampf der Mormonen gegen die Homo-Ehe wurde generalstabsmäßig geplant – wie ein nun bekannt gewordenes Memo von 1997 zeigt. Die Mormonen treten in den USA teilweise für die Polygamie ein.
Erstmals konkret angesprochen auf ihre potenzielle Beteiligung am Kampf gegen die Homo-Ehe und für Proposition 8 wurden die Mormonen kurz nach dem Urteil des kalifornischen Gerichtshofs im Mai 2008 vom römisch-katholischen Erzbischof der Diözese San Francisco – berichtet die New York Times.
Die Mormonen, auch genannt ‚Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage‘ sind nicht nur in Salt Lake City und den USA sehr aktiv. Auch in Deutschland ist diese Organisation aktiv, mit einer Vielzahl von ‚Kirchen‘.
Es scheint mir immer noch unvorstellbar – ausgerechnet in Kalifornien, einst ‚Mekka der Schwulen und Lesben‘, ist nun die Homo-Ehe per Verfassungszusatz verboten.
In den USA werden die Proteste gegen das Abstimmungs-Ergebnis, und vor allem gegen den unsäglichen Einfluss der Mormonen auf die Kampagne immer lauter. Zehntausende demonstrieren inzwischen quer durch die USA.
Und hierzulande? Sicher, wir sind von dem Verbot nicht betroffen. Nicht direkt – aber sind nicht auch wir betroffen, wenn Kirchen, religiöse Eiferer egal welcher Couleur, egal ob Fundamental-Christen, Evangelikale oder Mormonen glauben, mit ihrem Hass, mit ihrem religiösen Eifer, mit ihren Millionen Schwulen und Lesben das Leben schwer machen zu können?
Die Mormonen haben auch in Deutschland zahlreiche ‚Kirchen‘ – und ich frage mich langsam, ob sie nicht auch hierzulande merken sollten, dass Schwule und Lesben sich diese Homophobie nicht gefallen lassen. Ob wir nicht auch hier mit Demonstrationen Solidarität mit den US-amerikanischen Lesben und Schwulen zeigen sollten – gegen Homophobie, gegen Hass, für Freiheit, für Liebe.
Nachtrag:
18.11.2008: Wie umgehen mit der Situation, wie für unsere Rechte eintreten? Mit ‚The Long Term Strategy‘ befasst sich John Corvino‘
18.11.2008: die deutschen Mormone nehmen Stellung ‚Kirche nimmt Stellung zu Volksentscheiden über gleichgeschlechtliche Ehe in den USA‘, ‚Mormonale Lügen‘ kommentiert TheGayDissenter
18.11.2008: Verhandelt der kalifornische Supreme Court bald über die Zulässigkeit der Proposition 8? ‚Speedy Prop 8 hearing sought at Calif. Supreme Court‘
18.11.2008: ‚Florida anti-gay amendment ratified‘
20.11.2008: ‚18,000 gay marriages in limbo until march at earliest‘
Len Peltier, Künstler aus New York, hat den Protesten ein Logo gewidmet und zur freien Verwendung bereitgestellt (nach bekanntem Robert-Indiana-Vorbild):
No on H8 – Nein zum Hass
No on H8 – war und bleibt ein Motto der Proteste gegen das ‚Proposition 8‘ – Referendum.
„It’s better to light a candle than curse the darkness.“
Proposition 2 wurde in Kalifornien zugestimmt – Zuchthennen müssen zukünftig mehrt Platz im Käfig bekommen.
Proposition 8 wurde in Kalifornien zugestimmt – Homosexuelle dürfen zukünftig nicht mehr heiraten.
„Müssen die Wähler die Käfige, in denen Schwule stecken, wirklich sehen, um es zu kapieren?“, fragt laut SpON frustriert Michael Patrick King, der Regisseur von ‚Sex and the City‘.
Die meisten Gelder für den Kampf gegen die Homo-Ehe kamen von der Glaubensgemeinschaft der US-Mormonen (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) – sie steht nun im Mittelpunkt von Kritik und Protesten.
siehe auch
NYT 6.11.2008: ‚Ban in 3 states on Gay marriage‘
NYT 14.11.2008 über die außerordentliche Rolle der Mormonen im Kampf gegen die Homo-Ehe in Kalifornien: ‚Mormons Tipped Scale in ban on Gay Marriage‘
Proteste überall in den USA: ‚Rallies across America‚
Darf ein Politiker öffentlich sagen, Homosexualität sei minderwertiger als Heterosexualität? Ja, entschied am heutigen Mittwoch das höchste Zivilgericht Frankreichs.
Christian Vanneste (Jahrgang 1947; Philosophie-Professor) ist seit März 1993 Deputierter (Nord) und Politiker der französischen Regierungspartei UMP (Union pour un Movement Populaire) aus dem Norden Frankreichs. 2004, während Debatten über französische Initiativen für ein Antidiskriminierungsgesetz und die Errichtung der französischen Antidiskriminierungsbehörde ‚Halde‘ (Haute autorité de lutte contre les discriminations et pour l’égalité), äußerte Vanneste gegenüber der Presse, Homosexualität sei minderwertiger als Heterosexualität, sie zu fördern sei gefährlich für die Menschlichkeit.
Wegen dieser Äußerung wurde Vanneste am 24. Januar 2006 vom Strafgericht in Lille zu 3.000 Euro Strafe sowie einem Bußgeld von 2.000 Euro an die drei klagenden Organisationen SOS-Homophobie, ACT UP Paris und SNEG (Syndicat national des entreprises gays) verurteilt. Das Berufungsgericht in Douai bestätigte dieses Urteil im 25. Januar 2007.
Der Cour de cassation, das höchster französische Zivilgericht, hob dieses Urteil nun am 12. November auf. Der Politiker habe mit seiner Äußerung die Grenzen der Meinungsfreiheit nicht überschritten.
Ein Parlamentarier sei Teil der nationalen Souveränität, seine Rede- und Meinungsfreiheit sei ein Grundbestandteil von Demokratie und Rechtsstaat, hatte Vanneste vor dem höchsten Zivilgericht vorgebracht.
Wenn auch mit der Äußerung Befindlichkeiten mancher homosexueller Personen verletzt worden sein könnten, überschreite ihre Äußerung doch nicht die Grenzen der Meinungsfreiheit, urteilte der Gerichtshof.
ACT UP Paris hatte schon 2005 mit einer Petition den Ausschluss von Christian Vanneste aus der UMP gefordert mit der Begründung, Homophobie sei keine Meinung. Vanneste ist bereits häufiger mit homophoben Äußerungen aufgefallen. So hatte er z.B. 2004 Homosexualität als ‚eine Bedrohung für das Überleben der Menschheit‘ bezeichnet und geäußert, Homosexuelle seien schädlich für das Allgemein-Interesse.
Am Mittwoch äußerte Vanneste, er bedauere es, Homosexualität mit dem Wort ‚minderwertig‘ bezeichnet zu haben. Er habe ausdrücken wollen, dass Homosexualität weniger gut sei, weil sie nicht universell sein könne, nicht die ganze Welt könne homosexuell sein.
Die Rechtsanwältin der drei klagenden Organisationen, Caroline Mécary, erwägt inzwischen, den Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu bringen.
Weitere Informationen:
Das Urteil des Gerichts in Lille vom 24. Januar 2006 (pdf)
nicht-offizielle Mitschrift (ACT UP Paris) von der Verhandlung vor dem Berufungsgericht am 12. Dezember 2006 (dreiteilig) hier
Das Urteil des Berufungsgerichts in Douai vom 25. Januar 2007 (pdf)
Der Polnische Staatschef Kaczynski ein Freund der Schwulen und Lesben? Nun, diese Meldung würde wohl viele überraschen. Und doch …
Nein nein, da habe ihn ganz Europa missverstanden.
Lech Kaczynski, der von vielen wohl nicht ganz grundlos als ‚homophobster Staatschef Europas‘ betrachtet wird, fühlt sich missverstanden.
Bei einem Staatsbesuch in Slowenien betonte er auf Fragen von Journalisten: „Mir Vorurteile gegen Homosexuelle vorzuwerfen ist ein völliges Missverständnis.“
Aufgrund seiner Homophobie wurde Kaczynski erst vor einigen Monaten in die ‚Hall of Shame‚ „aufgenommen“.
Die Wähler in den USA haben in verschiedenen Bundesstaaten für ein verfassungsmässiges Verbot der Homo-Ehe und weitere homosexuellenfeindliche Maßnahmen gestimmt.
In Florida und Arizona ist die Homo-Ehe zukünftig per Verfassung verboten. Die Wähler dieser Bundesstaaten stimmten mehrheitlich für entsprechende Verfassungsänderungen.
In Arkansas stimmten die Wähler mehrheitlich für einen Vorschlag, mit dem schwulen und lesbischen Paaren die Adoption von Kindern verboten wird.
In Kalifornien sind die Ergebnisse der Abstimmung über ‚Proposition 8‘ noch unklar. Mit ‚Proposition 8‘ wird ein Vorschlag bezeichnet, mit dem das Verbot der Homo-Ehe in die Verfassung des Staates Kalifornien aufgenommen werden soll. Nach bisherigen Ergebnissen zeichnet sich ab, dass auch in Kalifornien ein Verbot der Homo-Ehe die Mehrheit der Wählerstimmen bekommen haben könnte (mit 53% Zustimmung).
Nachtrag 11.11.2008: ‚Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung‘
Nackte Tatsachen gegen Homophobie – mit dieser Aktion machen Schülerinnen und Schüler in der Schweiz auf ihre Aktion für mehr Toleranz aufmerksam.
Nackte Schülerinnen und Schüler werben für Toleranz, fragen ‚wie lesbigayfriendly bist du?‘ – eine Aktion, die in der Schweiz Aufsehen erregt.
Der Verein ‚HalloWelt! – Schwule und Lesben an Schulen‘ verschickte die Plakate an über 400 Schulen in der Schweiz.Man wolle durch diese Blickfänger zu Diskussionen anregen, betonte der 23jährige Präsident der Gruppe gegenüber der Presse.
Verbunden ist die Aktion mit einem ausführlichen ‚Akzeptanz-Test‘ „Wie LesBiGayfriendly bist du?„. Die Aktion entstand im Umfeld des Coming Out Day. Man wolle „auf die Dazugehörigkeit von Lesben und Schwulen in unserem Alltag aufmerksam“ machen, so die Veranstalter.
Der Verein ‚HalloWelt!‘ „ist aus der Maturarbeit ‚Aktion HalloWelt!‘ entstanden und wurde am 8. September 2005 von einer Hand voll Kantischüler aller sexuellen Ausrichtungen gegründet“.
„Rudolf Brazda war aufgrund seiner Homosexualität von 1942 bis 1945 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Er ist der wahrscheinlich letzte noch lebende Zeitzeuge, der wegen Homosexualität in einem Konzentrationslager inhaftiert war. Ende Juni war Brazda auf Einladung des LSVD nach Berlin gekommen und hatte gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit das neue Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen besichtigt.“ (LSVD) Dort hatte Brazda auch berichtet (Video) „ein schreckliches Leben war das„.
24% der Briten wünschen sich, dass schwuler Sex wieder kriminalisiert wird. Dies ergab eine Umfrage der britischen Zeitung ‚The Observer‘.
Die britische Wochenzeitung ‚The Observer‚ führte ihre ‚Sex Poll 2008‘ durch und veröffentlichte unter dem Titel ‚Sex Uncovered‚ in einer Serie die Resultate. Beim Thema Homosexualität ergab die Umfrage teils bemerkenswerte Ergebnisse.
24 Prozent der Befragten gaben auf die Frage „Do you think that gay sex should be made illegal“ als Antwort an „Yes“. Ein Viertel der Befragten für die erneute Einführung der Strafbarkeit der Homosexualität, ein Ergebnis das selbst die Autoren des Observer-Berichts überraschte.
Bei der letzten Umfrage 2002 hatten 23% der Befragten diese Ansicht geäußert. Eine negative Einstellung zur Homosexualität war bei Männern häufiger anzutreffen als bei Frauen.
Ben Summerskill von der britischen Schwulengruppe Stonewall kommentierte „“We have always been crystal clear that homophobia does not go away, it goes to sleep“. Man müsse wachsam sein jenen gegenüber, die die Uhr in die 1950er Jahre zurückdrehen wollten.
Weitere Ergebnisse der Umfrage: während 55% der Befragten äußerten, homosexuellen Paaren sollte die heirat erlaubt werden, lehnte 56% die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare ab.
Bemerkenswertes Ergebnis: 81% der Befragten meinten, ihre Regierung solle mehr Geld ausgeben für Informationen über HIV und Aids sowie andere sexuell übertragbare Krankheiten..
Für die Umfrage wurden im September 2008 von ICM Research 1.044 Erwachsene über 16 Jahren befragt.
„Diskriminierung von schwulen und Lesben? – Gibt’s doch kaum noch“ – solche Sätze hört man immer wieder, besonders auch von Schwulen. Diese Umfrage-Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie grundlos diese Art ‚Diskriminierungs-Optimismus‘ ist.
Latente Homophobie, ein Problem, dessen Existenz immer unterschwellig, manchmal auch deutlicher bewusst ist. 24% allerdings ist eine Dimension, die erneut deutlich macht, dass größere Wachsamkeit als bisher gegenüber homophoben Tendenzen angesagt ist.
Louis-Georges Tin, der jüngst sein Buch ‚L’invention de la culture hétérosexuelle‘ (Die Erfindung der heterosexuellen Kultur) vorstellte, diskutierte im Chat auf Le Monde mit Lesern über sein Buch.
Im Chat auf lemonde.fr erklärt Louis-George Tin am 21.10.2008 sein Konzept heterosexueller Kultur. Er meine damit nicht heterosexuelle Praktiken. Vielmehr die Propagierung des Mann-Frau-Paares, die im Westen erst relativ spät in der Geschichte auftrete, etwa Ende des 12. Jahrhunderts:
„Mais avec l’essor de la courtoisie, à la fin du XIIe siècle, le couple hétérosexuel devient un objet culturel majeur et même un objet culte. … Bien entendu, je ne parle pas ici des pratiques hétérosexuelles, qui existent depuis fort longtemps et qui ont permis la reproduction de l’espèce humaine, de génération en génération. En revanche, la culture hétérosexuelle, c’est-à-dire la promotion du couple homme-femme et de l’amour, intervient dans l’histoire de l’Occident relativement tardivement.“
Auch im Mittelalter seien vermutlich die Mehrzahl der Praktiken eher heterosexuell gewesen, geht er auf eine kritische Nachfrage ein. Aber es gebe in der Zeit eine Reihe z.B. von Liedern, typisch für die ritterliche Ethik des Mittelalters, die Heldentum und Zärtlichkeit unter Rittern feierten:
„L’éthique chevaleresque telle qu’elle apparaît dans les chansons de geste célèbre d’ordinaire les amitiés viriles : Roland et Olivier dans la Chanson de Roland, par exemple ; Claris et Laris dans la Chanson du même nom ; Ami et Amile, sont autant de héros qui célèbrent les valeurs de l’héroïsme et de la tendresse entre hommes.“
Erst im 13. Jahrhundert komme es zu einem Umschwung, erst in dieser Zeit einer allgemeinen Verhärtung verstärkten sich die Sanktionen gegen alles Häretische (zur christlichen Lehre im Widerspruch Stehende):
„C’est à cette même période que se renforcent les sanctions contre les hérétiques en général, contre les „sorcières“, contre les juifs, etc.. C’est une époque de raidissement général dans l’Occident chrétien.“
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts könne man von einer ‚Erfindung‘ der homosexuellen Kultur sprechen. Zwar habe es auch vorher Beziehungen zwischen Männern oder zwischen Frauen gegeben. Aber sie seien nicht als solche wahrgenommen worden und ihnen sei kein sozialer Wert beigemessen worden. Aus dieser Überlegung heraus sei ihm der Gedanke gekommen, auch von der Erfindung einer heterosexuellen Kultur zu sprechen:
„De nombreux travaux ont montré à juste titre je crois que la culture homosexuelle telle que nous la connaissons avait surgi en Occident à la fin du XIXe siècle. Cela ne veut pas dire, évidemment, qu’il n’y avait pas de relations entre femmes ou entre hommes avant cette époque. Mais elles n’étaient pas identifiées comme telles et ne constituaient pas un objet social véritable. En cela, il faut en effet parler de l’invention de la culture homosexuelle.C’est la même démarche qui m’a conduit à penser également l’invention de la culture hétérosexuelle, car il faut sortir l’hétérosexualité de „l’ordre de la nature“ pour la faire entrer dans „l’ordre du temps“, c’est-à-dire dans l’histoire.“
Homosexuelle wie auch heterosexuelle Kultur seien soziale Konstrukte, darauf weist Tin später hin.
Er betonte, er habe seine Homosexualität nicht mehr zu rechtfertigen. Es sei der Homophobe, der seine Homophobie zu erklären habe. Diese Sichtweise werde weit reichende, noch nicht völlig erkannte Auswirkungen haben. Auch aus diesem Grund habe er den Tag gegen Homophobie vorgeschlagen.
„Je n’ai plus à justifier „mon“ homosexualité, c’est l’homophobe qui est sommé de justifier son homophobie. C’est donc un renversement à la fois épistémologique et politique dont les conséquences n’ont pas encore été pleinement mesurées. C’est aussi pourquoi j’ai proposé cette journée mondiale de lutte contre l’homophobie.“
Mehr von Louis-Georges Tin in der Mitschrift des Chats vom 21.10.2008 ist auf lemonde.fr zu lesen. Lesenswert!
Von Louis-Georges Tin stammt auch ‚Le Dictionnaire de l’homophobie‘ (Das Wörterbuch der Homophobie), Paris, Presses Univ. de France 2003 (leider nicht auf deutsch erschienen)
Warum hetero? Eine Frage, die wohl kaum einmal gestellt wird – ganz anders als die Frage ‚warum schwul‘. Nun stellt Louis-Georges Tin sie in seinem neuen Buch.
Louis-Georges Tin ist in Deutschland relativ wenig bekannt – anders in Frankreich. Er ist Sprecher von CRAN (Conseil Représentatif des Associations Noires) – und er ist der ‚Erfinder‘ des Internationalen Tags gegen Homophobie (IDAHO International Day Against Homophobia), der seit 2005 jedes Jahr am 17. Mai begangen wird (idaho idaho internationale site).
Louis-Georges Tin hat am 16. Oktober 2008 in Frankreich ein Buch publiziert: „L’invention de la culture hétérosexuelle“ – ein Essay, in dem er die Frage stellt, warum fühlen sich einige Menschen nur von Personen des anderen Geschlechts angezogen?
In einem Interview mit Le Monde erklärt er, ihn nerve die ständige Frage „warum Homosexualität“. Nun stelle er die umgekehrte Frage „warum heterosexuell?“. Er wolle diese Frage selbst gar nicht beantworten – aber darauf hinweisen, dass die Heterosexualität wenn schon dann genauso wie die Homosexualität hinterfragt werden könne. Heterosexualität sei auch als kulturelles Phänomen zu verstehen.
Das Interview mit Louis-Georges Tin, geführt von Le Monde, ist hier und hier als Video zu sehen (in französischer Sprache).
Dort findet sich auch ein Hinweis auf einen Chat mit Louis-George Tin auf Le Monde Chat am 21.10.2008 zum Thema „Wie kann man heterosexuell sein?“
Leseprobe ‚Les bonnes feuilles de „L’invention de la culture hétérosexuelle“‚ auf Le Monde
Und – Danke an M. für Link und Hinweis!
Louis-Georges Tin: L’invention de la culture hétérosexuelle
Edition autremont
Oktober 2008, ca. 20€
Immer wieder, und vermehrt in den letzten Monaten, taucht in den verschiedensten Zusammenhängen in Medien und Diskussionen die Formulierung „homosexueller Lebensstil“ auf. Und immer wieder frage ich mich, was denn das sei? Habe ich wieder einen Trend verpasst? Oder muss ich jetzt so leben? Leben gar alle Homosexuellen so? Rosa und Jens, Melitta und Patrick, Drag Queen und Meister, sie alle haben den gleichen Lebensstil? Welch absurde Vorstellung …
Umso erfrischender, einmal die Frage auf anregende Weise umgekehrt gestellt zu bekommen – warum eigentlich ‚heterosexuelle Kultur‘?