Obamas öffentlicher HIV-Test

US-Präsident Barack Obama und Frau Michele haben einen HIV-Test machen lassen. Das Weiße Haus hat nun ein Video dazu veröffentlicht.

Zum 14. Mal fand am 27. Juni 2009 in den USA der ‚National HIV Testig Day‘ statt. Aus diesem Anlass veröffentlichte das Weiße Haus ein Video über einen HIV-Test von Barack und Michele Obama:

„For the 14th commemoration of National HIV Testing Day, we wanted to share this video of the President and First Lady with you“

Noch zu Zeiten als Senator von Illinois hatte Obama 2006 Kenia besucht (wo seine Großmutter lebte) und dort am 6. August 2006 im Rahmen einer öffentlichen Präventions-Veranstaltung einen HIV-Test machen lassen.

Mit der Veröffentlichung des Videos wollte Obama auf die Bedeutung eines HIV-Tests für alle Amerikaner hinwiesen, so das Weiße Haus. Jeder Fünfte HIV-Infizierte in den USA wisse bisher nicht von seiner Infektion. Gerade Menschen, die nicht von ihrer HIV-Infektion wissen, trügen besonders zur weiteren Verbreitung vin HIV bei, so Obama. Die damals in Kenia gemachte Botschaft sich testen zu lassen  sei auch heute und in den USA gültig.

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weitere Informationen:
boston.com 27.08.2006: Obama takes HIV test to lessen stigma
Illinois senator is visiting Kenya

Whitehouse.gov Blog 27.06.2009: Get tested!
Aids.gov Blog 27.06.2009: National HIV Testing Day – A message from President Obama
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Oralverkehr: „sehr geringes Risiko“

Oralverkehr ist nicht risikofrei, sagen die CDC in einer neuen Publikation. Oralverkehr bedeutet hinsichtlich HIV ein „sehr geringes Risiko“, betont die DAH. „Blasen – raus bevor’s kommt“ gelte weiterhin.

Die us-amerikanischen Centers for Disease Control CDC haben eine neue Stellungnahme zu Oralverkehr und HIV-Risiko herausgegeben. Sie beginnt mit den Worten „Oral Sex Is Not Risk Free“ und stellt kurz darauf fest „numerous studies have demonstrated that oral sex can result in the transmission of HIV and other sexually transmitted diseases (STDs)“.

Oraler Sex könne zu HIV-Übertragung führen, hätten zahlreiche Studien gezeigt, sagt das CDC. Oral-Sex sei eine häufige sexuelle Praktik, ergänzen die CDC.

Die CDC berufen sich in ihrem aktuellen Paper insbesondere auch auf eine Studie von di Campo. Eine Studie, die er selbst schon unter dem Titel „Oral transmission – reality or fiction?“ publiziert hat.

„Beim Blasen raus bevor’s kommt“ – auf diese leicht verständliche Formulierung hat die Deutsche Aids-Hilfe bisher ihre Haltung zu Oralverkehr und HIV-Risiko zusammengefasst.

Raus bevor's kommt (c) DAH
Raus bevor's kommt (c) DAH

Hat sich hieran etwas geändert, etwa durch neue Studiendaten?
Nein.

Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen Aids-Hilfe, hat die wesentlichen Informationen zu Oralverkehr und HIV-Risiko zusammengefasst:

Studien im Überblick
In seiner Literaturstudie (Review) stieß Campo zwar auf Studien, in denen einige HIV-Übertragungen durch Oralsex vorkamen, aber er bezeichnet das Risiko als sehr gering. Er beschreibt unter anderem eine große Studie von del Romero. Dieser untersuchte 135 heterosexuelle diskordante Paare und deren Handlungen bezüglich Oralsex. In den mehr als zehn Jahren Beobachtungszeit waren viele andere Paare ausgeschieden, da sie andere, meist größere Risiken eingegangen waren (etwa durch ungeschützten Analverkehr). Die übrig gebliebenen 135 Paare ergaben 19.000 Expositionen durch oralen Sex (Cunnilingus sowie Fellatio ohne und in circa einem Drittel der Fälle mit Ejakulation), was zu keiner einzigen HIV-Übertragung geführt hatte. Knapp 40 Prozent der HIV-positiven Partner nahmen eine antiretrovirale Therapie ein (1989 bis 2000, also auch vor der hochwirksamen Kombitherapie).

Es gibt aber auch Einzelfallberichte und einzelne Studien, die Übertragungen durch Oralverkehr belegen, z.B. eine kleine Studie von Dillon mit 120 Personen mit frischen HIV-Infektionen, die zu 6,6 Prozent wahrscheinlich auf Oralverkehr zurückgehen. Damit ist das Risiko bei Oralverkehr bezifferbar, liegt aber immer noch weit hinter anderen Risiken (ungeschützter Anal- oder Vaginalverkehr) zurück.

Schwierigkeiten der Risikokalkulation
Warum ist es so schwer, das Risiko für Oralverkehr eindeutig zu bestimmen? Ein Grund liegt darin, dass das niedrige Risiko bei Oralverkehr von dem hohen Risiko bei Vaginal- und Analverkehr überlagert wird (und die meisten Menschen sich nicht nur auf eine Sexualpraktik beschränken). Problematisch ist andererseits, dass in den Studien nicht immer sauber zwischen Oralverkehr mit bzw. ohne Ejakulation unterschieden wird.

Fazit
Was schließt man aus der Studienlage? Campo und Kollegen, die in ihrem Literaturreview die wichtigsten zehn Studien zu Oralverkehr zusammenfassen, schlussfolgern, dass das HIV-Übertragungsrisiko durch Oralverkehr „sehr gering“ ist. Die Mundschleimhaut bietet eben doch einen besseren Schutz als Vaginalschleimhaut, Vorhaut oder Darmschleimhaut. Und man sieht, dass Ergebnisse von Studien mit festen (heterosexuellen) Paaren etwas anders ausfallen als Ergebnisse von Studien mit Gelegenheitspartnern. Denn der/dieHIV-positive Partner/in in der Partnerstudie hat die akute Infektion schon hinter sich, wenn das Paar in die Studie eintritt und hat eher keine relevante STD. Denn bei hoher Viruslast durch akute HIV-Infektion, eventuell zusammen mit einem syphilitischen Geschwür, kann auch aus einem sonst geringen Risiko die eine oder andere Übertragung resultieren – eine Situation, die in einer Partnerstudie praktisch nicht vorkommt.
Insgesamt aber scheint in der Prävention der Oralverkehr im Vergleich zu ungeschütztem Anal- oder Vaginalverkehr eher überbewertet worden zu sein.
Die bisherigen Empfehlung „Raus bevor es kommt“ bei Oralverkehr ist weiterhin gültig, HIV-haltige Flüssigkeiten sollten nicht mit Schleimhaut in Kontakt kommen. Der Fokus der Prävention sollte allerdings deutlicher auf der Vermeidung der großen Risiken liegen, also auf den Schutz beim Anal- und Vaginalverkehr.

Literatur zu den genannten Studien
Campo J, Perea MA, del Romero J, Cano J, Hernando V, Bascones A (2006). Oral transmission of HIV. Reality of fiction? An update. Oral Diseases 12: 219 – 228
del Romero J, Marincovich B, Castilla J et al. (2002). Evaluating the risk of HIV transmission through unprotected orogenital sex. AIDS 16: 1296–1297
Dillon B, Hecht F.M., Swanson M. (2000). Primary HIV Infections Associated with Oral Transmission. Abstract473. 7th Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI).“

Dank an Armin Schafberger für die Genehmigung zur Verwendung des Textes!

weitere Informationen:
CDC Juni 2009: Oral Sex and HIV Risk (pdf)

Herr Pofalla bei der LSU

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla besucht die LSU. Viele warme Worte – und nichts in der -homopolitischen- Substanz.

Ronald Pofalla, Generalsekretär der CDU, war der erfreut begrüßte ‚Stargast‘ des ‚Jahresempfangs und Sommerfestes‘ der LSU Lesben und Schwule in der Union am 18. Juni 2009 in der Sächsischen Vertretung in Berlin.

Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole

Pofalla überbrachte den etwa 200 Gästen Grüße von Bundeskanzlerin Merkel, verbunden mit dem „Dank für das Engagement“. Merkel sei „froh, dass Sie zur Familie gehören“. Die Union brauche die LSU; mit seinem Besuch wolle er auch deutlich machen, dass die LSU selbstverständlich auf allen Ebenen der Partei sichtbar und engagiert sein solle.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla

Nach diesen kurzen Worten zur LSU berichtet Pofalla umfangreich zu den Beratungen über das kommende Wahlprogramm der CDU. Homopolitische Themen oder gar Vorhaben kamen nicht mehr zur Sprache, ebenso nichts zu Aidspolitik.

Noch 2007 hatte Pofalla deutlich gemacht

„Eine Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau als Kern der Familie lehnen wir aber ebenso ab wie ein Adoptionsrecht für Homosexuelle.“

Änderungen in dieser Haltung ließ Pofalla beim Jahresempfang der LSU nicht erkennen.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSUBundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Reinhard Thole, LSU-Bundesvorsitzender, zeigte sich stolz auf bisher erreichte Erfolge – die CDU, sie bewege sich doch. Er verwies auf das Erbschaftssteuer-Gesetz oder das AGG. Thole forderte in seiner Rede die rechtliche Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit der Ehe.

Jahresempfang 2009 der LSU / LSUBundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Zum Thema HIV/Aids forderte Thole eine „verstärkte Aids-Prävention“ sowie „wirksame Hilfen für Betroffene“. Er betonte, Männer die Sex mit Männern haben seien immer noch die von HIV am stärksten betroffene Gruppe. Der Prävention käme auch zukünftig weiterhin eine Schlüsselrolle zu. Zudem sei es wichtig, „Jugendliche zu verantwortlicher Sexualität zu erziehen“. Er forderte einen Runden Tisch zur Gesundheits-Prävention, den das Bundesministerium für Gesundheit koordinieren solle.

Schon kurz vor dem LSU-Sommerfest hatte Angela Merkel mit Lesben und Schwulen in der CDU gesprochen. Das Kölner DomRadio berichtet von einem Besuch Merkels im Kardinal-Höffner-Kreis der Unionsfraktion in der Parlamentarischen Gesellschaft. Dort habe Merkel

„berichtet von ihrem Gespräch mit den Lesben und Schwulen in der CDU, ‚hammerhart‘: „Unglaublich nette Menschen“, denen sie dann habe erklären können, dass sie nicht gleichgeschlechtlich heiraten dürften“.“

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So, wie die Schwusos begeistert sind vom SPD-Parteiprogramm, zeigte sich wie zu erwarten auch die LSU begeistert von CDU-Generalsekretär Pofalla und seinen Ausblicken auf das Wahlprogramm. Brave Parteigänger halt.

Dass Pofalla allerdings selbst auf dem Jahresempfang der „Lesben und Schwulen in der Union“ (der, nebenbei, kaum weibliche Besucher aufwies) nach unverbindlichen warmen Worten so überhaupt kein Wort mehr fand zu homo- oder aidspolitischen Sachverhalten, war nach seinen früheren Aussagen zwar wenig überraschend, dennoch auffällig und ein deutliches Signal. Warme Worte und politische Realitäten sind halt (wie auch bei Steven Milverton nachzulesen) zweierlei – und bei CDU/CSU besonders weit von einander entfernt. Schwule und Lesben haben von dieser Partei scheinbar auch weiterhin nicht viel zu erwarten.

weitere Informationen:
Rede Ronald Pofallas auf dem Jahresempfang 2009 der LSU
gayweb news 09.03.2007: Pofalla: Keine weiteren Rechte für Verpartnerte
LSU-Pressemitteilung 27.5.2009: LSU fordert Runden Tisch HIV- und AIDS-Prävention
DomRadio 18.06.2009: „Viele suchen nach Halt“ – Angela Merkel betont vor Unionsabgeordneten ihr Christsein
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„Ich mach’s auch ohne“ – ein Fall für den Werberat?

„Ich mach’s auch ohne“ wirbt die Telekom auf einigen öffentlichen Telefonen. Ein Aufruf zur Körperverletzung, findet ein eifriger Werbekaufmann, und will diese Werbung stoppen.

Es geht nur um bargeldloses Telefonieren – der erste Eindruck allerdings mag anderes suggerieren. „Ich mach’s auch ohne“ – das könnte auch wie ein frecher Gegenentwurf zu kondomisiertem Gemüse der HIV-Prävention klingen.

Oder macht die Telekom neuerdings „Aids-Prävention in EKAF-Zeiten“ … ?

Die Werbung der Telekom läuft scheinbar schon seit einem Jahr …

Kommentar von Basicthinking: “Das ist das beste Beispiel für billigstes Marketing auf Kosten aller.”

Die ganze Story bei basicthinking.

weitere Informationen:
basicthinking 17.06.2009: “Ich mach’s auch ohne!” – oder: Ein Mann nimmt’s mit der Telekom auf
nw-news.de 17.06.2009: „Diese Werbung ist sexistisch“
queer.de 19.06.2009: Sex-Telekomspruch verärgert Werbefachmann
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Berlin: mehr GIPA – Positive wollen an Diskussionen über Berliner Aids-Politik beteiligt werden

Wie soll die Berliner Aids-Politik zukünftig aussehen? Und welche Rolle haben Menschen mit HIV und Aids in diesem Prozeß? Der Aids-Aktionsplan Berlin und die zukünftige Finanzierung der Berliner Aids-Projekte standen am 9.6. bei einer Veranstaltung im Abgeordnetenhaus Berlin zur Diskussion.

„149 Abgeordnete – 5 Parteien – 1 Virus“, unter diesem Titel hatten die Positivensprecher der Berliner Aids-Hilfe am 9. Juni 2009 zum Positivenplenum geladen.

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Auf dem Einladungs-Plakat hatten die Positivensprecher konstatiert:

„AIDS-Aktionsplan für Berlin!
Menschen mit HIV und Aids fordern von der Landespolitik:
1. Mehr öffentliche Mittel zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit und mehr Integrationsangebote bei Beschäftigung und Wohnen!
2. Ausbau und Weiterentwicklung von Gesundheitsförderung, Integration in den 1. Arbeitsmarkt, Antidiskriminierung und Selbsthilfeförderung!
3. Mehr Jugendprävention, Beschäftigungs-, Wohn-, Begegnungs- und Mehrbedarfsangebote durch vernetzte Aktivitäten auf Bezirksebene!
4. Pilotprojekt zur Ausgabe von Einwegspritzen in Haftanstalten!
5. Lösung der Probleme bei der medizinischen Versorgung von Menschen mit HIV und AIDS ohne Aufenthaltsgenehmigung!“

An der von Holger Wicht moderierten Diskussion nahmen teil Katrin Lompscher (Linke; Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz), Monika Thamm (CDU; MdA), Petra Merkel (SPD, MdB), Thomas Birk (Grüne; MdA) und Kai Gersch (FDP; MdA).

Hintergrund der Diskussionsveranstaltung war insbesondere die anstehende Neu-Verhandlung über den IGV Integrierten Gesundheitsvertrag, sowie aktuell ein Brief des LABAS (Landesverband der Berliner Aids-Selbsthilfe-Einrichtungen), in dem dieser einen Mindest-Mehrbedarf von jährlich 350.000€ (zusätzlich 10 Personalstellen) für die Gewährleistung einer angemessenen Versorgung fordert.

Über den Aids-Aktionsplan Berlin sowie die anstehende Verlängerung des Integrierten Gesundheits-Vertrags per 1.1.2011 war bereits auf einer Veranstaltung während ‚HIV im Dialog 2009‘ im September 2008 diskutiert worden. Bereits damals hatte Senatorin Lompscher betont, der Integrierte Gesundheitsvertrag habe sich als Modell bewährt und solle prinzipiell beibehalten werden. Allerdings müsse man sich veränderten Rahmenbedingungen anpassen, zumal angesichts der angespannten Haushaltssituation.

Senatorin Katrin Lompscher
Senatorin Katrin Lompscher

Auch bei dieser Veranstaltung betonte Senatorin Lompscher eingangs, es sei ihrer Ansicht nach schon ein Erfolg, wenn die derzeitige finanzielle Situation im neuen Vertrag ab 2011 erhalten werden könne. Es sei wichtig, neue Erkenntnisse auf den Gebieten HIV wie auch sexuell übertragbare Erkrankungen und deren Auswirkungen auf das Versorgungssystem zu prüfen; dies müsse aber nicht zwingend auch zu mehr Geldern führen.
Moderator Holger Wicht wies darauf hin, in Berlin lebten zunehmend mehr Menschen mit HIV, die Zahl der HIV-Neudiagnosen steige, und die Zahl der Syphilis-Diagnosen ebenfalls. Doch auch dies, so Lompscher, ändere nichts daran, dass zunächst das bestehende Angebot analysiert und verbessert werden müsse.

Thomas Birk hingegen forderte, auch den Gesamtkomplex „sexuelle Gesundheit“ zu betrachten. Hier sei der Bedarf gestiegen, die vorhandenen Mittel reichten nicht aus. Der vom LABAS angemeldete Mehrbedarf sei schon sehr bescheiden, eigentlich seien eine Million Euro mehr jährlich erforderlich.
So sei es schon jetzt angesichts fehlender Ressourcen kaum möglich, die verfügbaren Materialen der bundesweiten Kampagne „ich weiss, was ich tu!“ in Berlin so einzusetzen, wie es wünschenswert sei. Eine Analyse des Wissenschaftszentrums Berlin, so ergänzte Holger Wicht, habe gezeigt, dass das für vor-Ort-Arbeit zuständige Berliner Projekt ManCheck im Vergleich deutscher Großstädte hinsichtlich seiner Ausstattung nicht gut dastehe.

Kai Gersch betonte zur Frage verfügbarer Mittel, auch ihm sei eine Evaluation der bestehenden Projekte wichtig, wobei es gelte etwaige heute nicht mehr erforderliche oder nicht mehr zeitgerechte Maßnahmen auch zu streichen und diese Mittel bedarfsgerecht neu zur Verfügung zu stellen.

Monika Thamm wies darauf hin, dass der Hauptausschuß „klare Ansagen“ benötige. Schon für die Beibehaltung der derzeitigen Mittelausstattung seinen gute Argumente nötig, umso mehr für etwaige zusätzliche Gelder.

Petra Merkel wies auf die Frage nach etwaigen Bundesmitteln darauf hin, dass dann z.B., die Deutsche Aids-Hilfe mit einbezogen werden sollte; selbst dann sehe sie keinen hohen Chancen.

In der ganzen Debatte fehle bisher eine Erhebung zur Lebenssituation von Menschen mit HIV und Aids in Berlin, wird aus dem Publikum hingewiesen, ebenso eine Analyse, was bisher schief gelaufen sei, wenn die Neudiagnose-Zahlen anstiegen. Zudem vermisse er auch selbstkritische interne Debatten im LABAS, z.B. nach etwaigen vorhandenen Doppel-Strukturen.

Vertreter verschieneder Berliner Aids-Projekte im Publikum machten in ihren Statements deutlich, dass die vorhandene finanzielle Situation und Personal-Ausstattung nach Jahren der Kürzungen an der Grenze der Belastbarkeit sei. Es mangele nicht an innovativen Ideen, auch zu schwierigeren Fragen wie der Prävention bei schwer erreichbarer Gruppen, es mangele schlicht an Mitteln, an Mitarbeitern. „So wie wir aufgestellt sind, sind wir auf verlorenem Posten“, brachte ein Projekt-Vertreter seine Wahrnehmung der Situation auf den Punkt.

Teilnehmer merkten auch an, für ein Positiven-Plenum gehe es bei der Veranstaltung sehr viel um Primär-Prävention. Hätten Positive keine anderen Themen, die sie mit der Politik diskutieren sollten? Verwiesen wurde auf das Prinzip GIPA (Greater Involvement of People with HIV and AIDS) – wo wurden HIV-Positive bisher an diesen politischen Schwerpunktsetzungen beteiligt? Wie solle dies zukünftig geschehen?

Daraus resultiere auch ein Schwachpunkt der bisherigen Debatte, so ein Teilnehmer, der nach der Formulierung des Bedarfs fragte. Wenn der Bedarf in der politischen Diskussion von den Leistungserbringern formuliert werde, stimme dies skeptisch. Auch die Frage der Bedarfs-Ermittlung müsse unter Einbeziehung von Menschen mit HIV geschehen – und diesen Prozeß zu koordinieren sei originäre Aufgabe der Senatsverwaltung.

Im Laufe der Veranstaltung wurde auch Kritik an den auf der Einladung gestellten, aber in der Veranstaltung kaum diskutierten Forderungen laut. Zur Frage der Spritzen-Versorgung in Haftanstalten z.B. habe es bereits Pilotprojekte gegeben, die Versorgung scheitere derzeit in vielen Fällen eher an den Personalvertretungen als an Politik oder Justizverwaltung. Auch eine Intensivierung von Jugendprävention wurde nicht von allen Teilnehmern dieses ‚Positivenplenums‘ als eine ihnen primär wichtige Forderung betrachtet.

In der Abschlussrunde griff Senatorin Lompscher den Vorschlag „GIPA“, die Einbeziehung von Positiven in politische Entscheidungsprozesse, auf und forderte zu Stellungnahmen auf – Positive sollten ihre eigenen Ansprüche und Anforderungen an das Rahmenkonzept formulieren.

Alle Teilnehmer auf dem Podium zeigten sich erfreut über eine offene, ehrliche und konstruktive Diskussion. „Es gibt wenig Parteipolitik bei dem Thema – das ist ein Glücksfall“, resümierte Kai Gersch.

Ein Positiven-Plenum zu Forderungen HIV-Positiver an die Landespolitik, das sich fast ausschließlich mit Fragen der Primär-Prävention beschäftigt – ein bemerkenswerter Akzent, der überrascht.

Kritik wurde im Verlauf der Veranstaltung geübt am Zustandekommen der Forderungen. Es habe kein Plenum gegeben, das diesen Forderungskatalog so vorher diskutiert und beschlossen habe. Zudem stelle sich generell die Frage, ob das Berliner Positiven-Plenum (eine Einrichtung der Berliner Aids-Hilfe, die ja nur ein Träger unter mehreren Organisationen der Aids-Arbeit in Berlin ist) überhaupt für „die Berliner Menschen mit HIV und Aids“ sprechen könne?

Eine Frage, der Bedeutung zukommt, gerade wenn andererseits die Politik eine direkte Einbeziehung von Menschen mit HIV ermöglichen will, ja geradezu vorschlägt.

Eine Realisierung des GIPA-Prinzips, der direkten Einbindung von Menschen mit HIV und Aids in sie betreffende Entscheidungsprozesse, setzt auch voraus, dass Menschen mit HIV und Aids sich für ihre Belange interessieren und einsetzen. Eine von gerade einmal 30 Teilnehmern (viele davon zudem ‚Funktionäre‘ der beteiligten Projekte) besuchte Veranstaltung mag da ein Auftakt sein, mehr aber noch nicht.

Wenn Menschen mit HIV eine Beteiligung an politischen Entscheidungen wollen – jetzt, gerade auch nach der Aufforderung von Senatorin Lompscher, sie bitte um größere Beteiligung, ist der richtige Zeitpunkt!

Eine Notiz am Rande: bestürzend ist es,  immer wieder Versuche der Ent-Solidarisierung, des kleinen Vorteils zu Lasten anderer, schwächerer Gruppen zu erleben. Dass gerade ein Vertreter der Grünen immer wieder den Gedanken einbringt, doch eventuell bei Drogenprojekten zu kürzen, das Geld könnten doch auch schwule Projekte brauchen, empfinden zahlreiche Teilnehmer als beschämend und zudem nicht zielführend.

weitere Informationen:
DAH-Blog 10.06.2009: Berlin: HIV-Projekte fordern mehr Geld
Top-TV im OKB: Gesundheitssenatorin Lompscher auf dem Positivenplenum in Berlin
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AIDS-Teddy bärenstark? – ein starkes Stück …

Der „Teddy“ ist ein beliebtes und auch von einigen Aids-Hilfen gern verwendetes Zeichen der Solidarität. Doch – Patente scheinen es Schweizer Positiven unmöglich zu machen, mit Teddys Solidarität zu zeigen. Ein bärenstarkes Stück …

Patente, Patentstreitigkeiten – dass Patentrechte Probleme bereiten können, ist z.B. aus der Frage der Versorgung von HIV-Positiven in Staaten südlich der Sahara mit bezahlbaren Aids-Medikamenten bekannt. Patente, da kommt schnell die Assoziation „Pharmakonzerne“.

Doch – auch Teddys (hier der Teddy 2006 von Rat und Tat Bremen) können Patent-Sorgen haben …

ein Aids-Teddy 2006 (c) Foto: rat und tat Bremen
ein Teddy 2006 im Regenbogen (c) Foto: Rat und Tat Bremen

Die Schweizer Positiven-Organisation möchte zum nächsten Welt-Aids-Tag (wie so manche deutsche oder französische Organisation bisher auch schon) eine ‚Bären-Aktion‘ machen – kleine Teddy-Bären im Zeichen der Solidarität. Bei den Vorbereitungen stößt Michele Meyer auf einige Absonderlichkeiten.
Ein Gastbeitrag von Michèle Meyer, Präsidentin von LHIVE, der Organisation von menschen mit HIV und Aids in der Schweiz:

Damals brachte Heiko Sobel, Leiter des Zürcher Lighthouses und erster AIDS-Pfarrer Europas die Teddybären-Idee mit aus Amerika. Er etablierte den AIDS-Teddy in der Schweiz.

Heute ist der AIDS-Teddy in Deutschland und neu auch in Frankreich weitverbreitetes und bekanntes Markenzeichen der Organisationen im Aids-Bereich. Jedes Jahr in neuem Design kommt er zu Spendezwecken in den Verkauf. Kleine und große NGOs (Nichtregierungsorganisationen) im Aids-Bereich profitieren vom Sympathieträger.

Dieses Jahr wollte LHIVE, die Organisation der Menschen mit HIV und AIDS in der Schweiz, solche Bären einkaufen und für den ersten Dezember einkleiden und unters Volk bringen.

Die Idee, die Bären individuell zu gestalten, um schrille, elegante, verlumpte, bunte, konservative, kleinkarierte und durchgestylte Teddys zu schaffen, sollte unserem Reichtum und unserer Vielfalt als Menschen mit HIV und AIDS Ausdruck verschaffen.

Ergo suchte ich Kontakt zu Heiko Sobel, der noch immer die Bären herstellen lässt und importiert.

Meine Frage, ob es noch Bären gäbe, ob wir welche bestellen könnten und ob wir sie weiterbearbeiten dürften, beantwortete Heiko Sobel allesamt mit einem JA. Super!
Wir dürfen ihn tatsächlich individuell gestalten…ich bin baff.

Nur – und jetzt kommt’s dick – Heiko Sobel machte mich darauf aufmerksam, dass anno dazumal das Zürcher Lighthouse sich den Bär hat schützen lassen. Den Bär?
Alle Teddybären! Bären durften in der Folge – zu Spendenzwecken – nur vom Lighthouse Zürich verkauft werden. Keine andere Organisation hatte das Recht dazu.
Aber, es sei schon mehr als zehn Jahre her, ich solle mich doch schlau machen, denn er bräuchte da schon eine schriftliche Bestätigung der Freigabe…

Gesagt getan.
Die Markenrecherchen ergaben folgendes:

aktive Marke
Marken Nr. P-456133
Hinterlegungsdatum 19.02.1998
Ablauf Schutzfrist 19.02.2018
dreidimensionale Marke

https://www.swissreg.ch/srclient/images/loadImage?Action=LoadImg&ItemType=tm&ImageType=print&ImageHash=0C1FF93AF4EEA23DB0A35B6625CB4C969D89AB27.png
Klassifikation: 35,36,41,42
35
Werbung zur Prävention und Aufklärung der Oeffentlichkeit in Gesundheitsfragen; Detailhandel.

36
Spendenaktionen; finanzielle Unterstützung.

41
Erziehung, Aufklärung und Information; Durchführung von Veranstaltungen.

42
Beratung und Betreuung auf dem Gebiet des Gesundheitswesens.

Hhmmm… ob da was zu machen ist?

Ich rufe also das Lighthouse Zürich an. Die Website erinnert nirgends an den Ursprung, jedenfalls für mich nicht sichtbar: kein Red Ribbon, keine Wort wie HIV oder AIDS. Nichts. Zudem heißt es heute Hospiz.

Die Dame am Telefon ist ziemlich direkt: ja das sei ihr Markenzeichen, sie könne die Geschäftsleitung zwar bitten mich anzurufen, aber zu machen sei da nichts.

Ich bitte trotzdem um Rückruf und tatsächlich ruft die Geschäftsleiterin mich etwas später zurück. Ich bringe meine Anfrage erneut vor.
Ja, sie hätten diese Marke geschützt. Von welcher Organisation ich denn sei? Ich antworte natürlich wie es sich gehört: wahrheitsgetreu, und versuche ich nochmals nachzufragen, ob da nichts möglich sei.
Ich sei in Kontakt mit Heiko Sobel und es würde mich erstaunen, dass der Teddy in ganz Deutschland und neu auch in Frankreich von den unterschiedlichsten NGOs im AIDS-Bereich verkauft würde und ausgerechnet in der Schweiz sei dies nicht möglich.

Sie bestätigt mir dies, und ja, es handle sich nicht einfach um den AIDS-Teddy, den das Lighthous sich hat schützen lassen sondern generell um Teddys, die im NGO-Bereich zum Verkauf kämen. Alle Teddys. Schließlich hätte damals Heiko Sobel so veranlasst.

Ja, ich weiss der AIDS-Teddy ist markenrechtlich geschützt. Aber nicht alle Teddys und schon gar nicht exklusiv für das Lighthouse. Da ist mir anderes bekannt.

Das Gespräch abschließend meint sie, es sei noch heute richtig, dass das Lighthouse den Teddy geschützt hätte und ganz nebenbei verweist sie mich auf den Fall des Kinderspitals, das auch mal Teddys verkaufen wollte und alle zurückziehen musste.
Es tue ihr leid.

Mir auch, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.

Nein, halt, es tut mir nicht leid. Ich bin entsetzt und wütend.

Heiko Sobel, der Initiant und Zuständige , als Bezugsquelle in Europa tätig, unkompliziert und engagiert, würde uns Teddybären verschaffen… bloß dürfen wir sie in der Schweiz nicht verkaufen, weil das Lighthouse Zürich, das mit HIV und AIDS nix mehr am Hut hat, die Marke „ Teddybär“ für sich gepachtet hat?
Das kann doch nicht sein…

Wir werden weiter verhandeln und … handeln, so hoffe ich.

Bill Gates‘ versteckte Aids-Botschaften – demnächst auch bei uns im Fernsehen?

Schleichwerbung im Fernsehen, nicht nur für Kaffee und Cola, sondern auch für Gesundheits-Themen, ist längst Realität. Die Bill und Melinda Gates Stiftung will diese unterschwellige Gesundheits-Werbung nun massiv ausweiten – auch im Aids-Bereich.

Die ‚Bill and Melinda Gates Foundation‘ ist eine Stiftung, die sich insbesondere aus den Mitteln ihrer beiden Namenspatrone Bill und Melinda Gates sowie aus dem Vermögen des Investors Warren Buffett speist. Die im Jahr 2000 gegründete Stiftung ist inzwischen die größte Stiftungen weltweit, kontrolliert ein Vermögen von geschätzten 37 Milliarden US-$.

Bill Gates (Foto: Bill and Melinda Gates Foundation)
Bill Gates (Foto: Bill and Melinda Gates Foundation)

Die ‚Bill and Melinda Gates Stiftung‘ unterstützt viele Projekte weltweit, oftmals mit dem Ziel der Förderung von Gesundheit und Bildung. Eines der bedeutendsten Arbeitsfelder der Stiftung ist HIV/Aids.

Weniger bekannt ist, dass diese Stiftung auch ‚hinter den Kulissen‘ sehr aktiv ist. Aktiv, um Einfluss zu nehmen. Einfluss zum Beispiel auch darauf, welche Geschichten (und wie) in erfolgreichen TV-Serien erzählt werden. Aktiv, um hier ihre Botschaften unterzubringen.

Längst ist es der Stiftung gelungen, dafür zu sorgen, dass die ihrer Ansicht nach wichtigen Botschaften auch zu Gesundheitsthemen in TV-Serien wie „ER“, „Law and Order: SUV“ oder „Private Practice“ auftauchen. Serien, die teils auch im deutschsprachigen Fernsehen laufen. Auch Botschaften zur HIV-Prävention haben so ihren Weg auf Millionen heimische Bildschirme weltweit gefunden.

Doch damit nicht genug. Die ‚Bill und Melinda Gates Stiftung‘ möchte mehr, möchte ihren Einflussbereich weiter ausdehnen. Dazu wurde eine Vereinbarung geschlossen mit dem Medienkonzern Viacom, zu dessen Imperium unter anderem Sender wie MTV, VH1 oder Nickelodeon gehören.

Gegenstand des Vertrags: ‚message placement‘, die Platzierung von Botschaften. Wo bisher Konsumgüter-Konzerne bezahlen, damit die ‚richtige‘ Cola-Marke auf dem Tisch, der ‚richtige‘ Burger in der Hand des Moderators ist, zahlt nun die Stiftung, damit die ‚richtigen‘ Gesundheits-Botschaften verbreitet werden. Auch zu Themen wie HIV und Aids.

Der Zweck scheint gut – allein, heiligt der Zweck alle Mittel?
Gewiss, es wäre naiv zu glauben, wir unterlägen im Alltag keinerlei Manipulationen. Versteckte Botschaften, unterschwellige Nachrichten sind längst Gang und Gäbe. Die alltägliche Einflussnahme, vor allem der Werbeindustrie.

Aber wenn schon Einflussnahme, dann offen – vor allem bei Einflussnahme auf so wichtige Themen wie Gesundheit. Welche Cola getrunken, welcher Kühlschrank in der TV-Küche steht, da mag verdeckte Einflussnahme letztlich vielleicht hinnehmbar (und unter dem Begriff ‚Schleichwerbung‘ längst Usus) sein. Bei Gesundheit allerdings geht es um etwas mehr als nur banale Konsumprodukte.

Die ‚Bill and Melinda Gates Foundation‘ ist erst jüngst ins Gerede gekommen, u.a. wegen des Vorwurfs mangelnder Transparenz (siehe The Lancet 11. Mai 2009: ‚What has the Gates Foundation done for global health ?‘, im Volltext online hier). Transparenz – auch eine Frage, die hier aufgeworfen wird.

Wenn ein beliebter TV-Star in einer beliebten Arzt-Serien so ganz banal nebenbei erwähnt, er habe jetzt einen Organspende-Ausweis – wer würde da nicht denken, wie sympathisch, das mach ich jetzt auch?Und wenn das junge Mädchen, der gut aussehende Held der Teenie-Serie (ganz nach der Doktrin der letzten US-Regierung) sagen würde, ich mach mal schnell einen HIV-Test, zuhause, so eben nebenbei? Oder gar (als TV-Sternchen) laut denkt ‚ich möchte als Jungfrau in die Ehe gehen – kein Sex vorher‘, wie viele junge Mädchen eifern ihr dann nach? Mit womöglich gravierenden Folgen? Wie zahlreiche Studien über das Scheitern von Abstinenz-Programmen gezeigt haben?

Nicht jede Gesundheits-Botschaft ist gleich eine sinnvolle Botschaft. Und erst recht nicht jede unterschwellige Botschaft befördert eine freie, und vor allem informiert und überlegt getroffene Entscheidung.

Zudem stellt sich die Frage, ob eine ‚philanthropische‘ Stiftung nicht anders, mit anderen, eher vertretbaren Mitteln agieren sollte, als profitorientierte Konzerne und ihre Marketing- und Werbeindustrien?

Wenn schon Einflussnahme, wenn schon Gesundheits-Botschaften in TV-Serien, dann bitte schön nicht verdeckt, im Verborgenen, mit herunter gelassenem Visier – sondern offen, be- und hinterfragbar, offen zur Diskussion.

weitere Informationen:

SZ (NYT Beilage) 14.04.2009: „Messages With a Mission, Now in Television Shows“
New York Times 02.04.2009: „Messages With a Mission, Embedded in TV Shows“

Safer SM

Safer Sex – auch bei SM ist dies ein Thema. Doch nur wenige Broschüren informieren praxisgerecht und lebensnah. „SM safely“ ist ein neuer Ansatz aus den USA.

„SM safely“ ist eine Broschüre des Stop Aids Project www.stopaids.org.

Auf 29 Seiten informiert die reich bebilderte Broschüre über Safer Sex und Themen wie Master/Slave, Bondage, TT, CBT, TENS / Estim, Masken, Watersports, Mindplay oder Breathcontrol – aber auch das Reinigen des Spielzeugs oder sexuell übertragbare Krankheiten.

SM safely
SM safely

Das Motto der Broschüre:

So, enjoy. Play safe. Play hot. But most of all, PLAY!

„SM safely“
Stop Aids Project
online als pdf hier

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HIV-Therapie und Prävention – Positionspapier der DAH jetzt auch in englisch und französisch

Die Deutsche Aids-Hilfe hat vor kurzem ihr Positionspapier “HIV-Therapie und Prävention – Positionspapier der Deutschen AIDS-Hilfe e. V.“ vorgelegt. Es ist nun auch in englischer und französischer Sprache verfügbar.

In diesem Positionspapier geht die DAH nicht nur auf das Statement der EKAF (”keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“) ein, sondern sie gibt auch zahlreiche Empfehlungen für verschiedenste Situationen und Konstellationen.

Aufgrund des großen auch internationalen Interesses liegt dieses Positionspapier seit 23.04.2009 auch in englischer und französischer Sprache vor:

english version: „HIV Therapy and Prevention – position paper by Deutsche Aids-Hilfe“ als pdf

version francaise “Thérapie contre le VIH et Prévention – document de prise de position de l’Aids allemand contre le sida, la Deutsche Aids-Hilfe e.V. (DAH)” als pdf
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Die Perspektiven von Menschen mit HIV/Aids in die Planung von Prävention einbeziehen

Im Folgenden ein Gastbeitrag von Bernd Aretz.
Auf dem Abschlussplenum der Positiven Begegnungen 2009 in Stuttgart hatten die Teilnehmer Arbeitsaufträge erteilt.
Die bei den Positiven Begegnungen 2009 erteilten Arbeitsaufträge sollen in die Programm-Gestaltung der Positiven Begegnungen 2010 einfließen.

Einer der Arbeitsaufträge lautete, die „Perspektiven von Menschen mit HIV/Aids in die Planung von Präventions-Botschaften und -Kampagnen mit einbeziehen“.

Die Perspektiven von Menschen mit HIV/Aids in die Planung von Prävention einbeziehen
Die Perspektiven von Menschen mit HIV/Aids in die Planung von Prävention einbeziehen

Bernd Aretz wirft in seinem Gastbeitrag viele Fragen zu diesem Themenbereich auf, und bittet um rege Diskussion- also: Chance nutzen und zahlreich und rege kommentieren!

Die Perspektiven von Menschen mit HIV/Aids in die Planung von Prävention einbeziehen

Die Positiven Begegnungen in Stuttgart haben unter anderem den Auftrag erteilt, dafür Sorge zu tragen, dass die Perspektiven betroffener Frauen und Männer in die Prävention einbezogen werden. Aber was ist die Perspektive? Es gibt Frauen, die aus Angst um ihre Kinder, die eigene Infektion geheim halten. Es gibt aber auch die Eltern, die fragen, wie sollen wir unsere Kinde dahin erziehen, zu sich zu stehen, wenn lebensprägende Umstände von den uns verschwiegen werden? Da gibt es die Schweizer Jugendlichen, die über die Zeitschrift Bravo an die Öffentlichkeit gegangen sind. Deutsche Jugendliche waren in Stuttgart leider nicht anwesend, wie sie überhaupt in den Diskurszusammenhängen fehlen. Ist deren Perspektive die der BetreuerInnen, wie das bei der Leitbilddiskussion der DAH so schön erkennbar wurde durch den Antrag, die DAH solle für nicht nur für Menschen sondern auch für Kinder und Jugendliche zuständig sein. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ist die Sicht desjenigen maßgebend, der Angst hat, tagsüber durch das Treppenhaus zu gehen, weil er die Frage der Nachbarin fürchtet, warum ein so junger Mann eigentlich nicht arbeitet? Ist es die Sicht desjenigen, der sofort nach dem Einzug in ein Haus mit hundert Parteien über den Grund seiner Verrentung plaudert, um klare Verhältnisse zu haben? Da gibt es Menschen, die in beruflichen Zusammenhängen Rücksicht nehmen (müssen), die realen Erfahrungen der Ausgrenzung – auch im Medizinsystem. Aber manche Firmen erteilen jeglicher Form von Ausgrenzung eine klare Absage. Schwule Männer machen auf der sexuellen Pirsch ganz unterschiedliche Erfahrungen. Viele serodifferente Partnerschaften scheinen zu belegen, dass eine große Bereitschaft da ist, positive Partner zu akzeptieren. Andrerseits haben viele erlebt, wegen der HIV-Infektion als Sexualsubjekt abgelehnt zu werden. Es gibt die Berufspositiven ebenso wie diejenigen, die sich allenfalls bei Positiventreffen fern der Heimat zu ihren Viren bekennen. Von der Phantasie das größtmögliche Elend schultern zu müssen bis zur Haltung, man wolle mit keinem Rheumakranken tauschen, ist alles vertreten. Es gibt Menschen, die seit 20 Jahren jeden Laborbericht sammeln und die Haltung, mein Arzt soll mich nur dann informieren, wenn etwas Behandlungsbedürftiges oder sexuell Bedeutsames vorliegt. Bei den Nebenwirkungen der Therapien gibt es von großen Leiden über die Einordnung als Bagatellproblem bis zum Gutverträglichen alles.

Lässt sich ein Konsens zu den Zielen herstellen? Möchten wir, dass im gesellschaftlichen Umgang HIV wie jede andere Infektionskrankheit behandelt wird? Das heißt aber auch, diskrimierungsärmere Verhältnisse vorausgesetzt, die Abschaffung aller Besonderheiten des Umgangs.

Das setzt voraus, dass die Positiven nicht als Drohkulisse gebraucht werden, dass sie bei der Mitwirkung in der Prävention säuberlich unterscheiden zwischen eigenen Schwierigkeiten und Dramatik und den Erfahrungen anderer. Dazu gehört eben, dass viele mit der Infektion ohne große Probleme – außer den Zuschreibungen – leben. Wie ist dann der Umstand einzuordnen, dass viele Positive in der EKAF Debatte erklärt haben, es sei zwar richtig, dass durch die Therapien die Infektiösität gegen null sinken könne, das dürfe man aber nicht laut sagen, es schützte sich dann doch niemand mehr? Das heißt dann aber auch, dass der oft angetragenen Forderung die Probleme in den Vordergrund der Prävention zu stellen, widerstanden werden muss.

Besteht Einigkeit darüber, dass es für (noch) nicht Infizierte Sinn macht, sich zu schützen? Besteht Einigkeit darüber, dass auch mit HIV ein erfülltes (auch Sexual-)Leben möglich ist? Kann man von Positiven erwarten, dass sie unabhängig von der Viruslast Kondome benutzen, wenn sie nicht sprachlich über diese Frage kommunizieren? Kann man von Negativen erwarten, dass sie das gleiche tun oder über unsafe Begegnungen informieren? Ist das ganze von Orten der Begegnung abhängig? Kann man erwarten, dass in Beziehungen offen kommuniziert wird und wann ist der Zeitpunkt, ab dem eine Beziehung anzunehmen ist?

Ist es Aufgabe der Prävention, all die verschiedenen Bilder zu vermitteln oder klar zu sagen, dass man nichts erwarten sollte? Erwarten wir, dass Risikobewertungen gewichtet werden, also der Lusttropfen beim Blasen anders bewertet wird, als das Sperma im Darm, und der Koitus interruptus noch anders, oder spielt das keine Rolle, weil es keinen Unterschied macht, wenn sich ein hohes oder ein geringes Risiko tatsächlich verwirklicht? Ratsuchende lechzen immer nach solchen Angaben, am liebsten in Prozentangaben. Aber kann man diesem Wunsch überhaupt entsprechen?

Welchen Stellenwert haben die unsäglichen Strafverfahren? Offensichtlich ist in den Köpfen mancher Staatsanwälte fest verankert, dass HIV unabhängig von Therapien hoch gefährlich sein soll und dass es eine klare Unterscheidung zwischen Tätern und Opfern geben soll. Welcher Unterstützung bedarf es, das umzusetzen, was man wichtig und richtig findet und zwar auf der Basis interessenlos offengelegter Informationen.

Wie kann die Perspektive überhaupt eingebracht werden? Ist für schwule Männer IWWIT eine Plattform, braucht es Resolutionen, Mitarbeit in den örtlichen Aidshilfen, um von unten Inhalte einzubringen? Das EKAF Statement kann nur diejenigen überrascht haben, die vorher nicht die von der AH Offenbach veröffentlichte Haltung des Schweizer Bundesgesundheitsamtes zur Kenntnis genommen haben. Und auch der Diskurs um EKAF musste in den Aidshilfen von unten her organisiert werden, weil der Dachverband und seine Gremien in dieser Frage versagt haben und sich viele Mitarbeiter von Aids-Hilfen schwer taten und tun, die entlastende Botschaft zu verkünden. Wer bringt die positive Perspektive ein – und wie? Wäre es ein erster Schritt, die MitarbeiterInnen der DAH und das Vorbereitungsteam für die Positiven Begegnungen in Stuttgart zu loben? Sie haben es jedenfalls verdient. Sollten wir uns vom Feindbild Aidshilfe nicht verabschieden und sie lieber als Ort begreifen, in den an einvernehmlicher Sexualität Interessierte, seinen sie nun positiv oder nicht sich einbringen können? Sollten wir mehr Leserbriefe schreiben? Ist es mal wieder an der Zeit öffentliche Diskussionsveranstaltungen loszutreten.

Ich bitte dringend um Diskussionsbeiträge.
Bernd Aretz

siehe auch:
koww 27.04.2009: Aufruf zur Diskussion
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mit HIV vogelfrei für die Medien? – Fragen an den Staatsanwalt (akt.)

Eine junge Frau wird unvermittelt verhaftet – und die Medien geraten in Aufruhr, die Schlagzeilen der Titelseiten glühen rot. Aids, Schuld, Gefängnis schreien sie uns an. Als habe es keine jahrelange Aids-Prävention gegeben, werden alte Klischees bemüht – und Präventionserfolge riskiert.

Rufen wir uns zunächst den Sachverhalt in Erinnerung. Einer jungen Frau wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, Sexpartner mit HIV infiziert zu haben. Sie wird verhaftet, mit dem Vorwurf gefährlicher Körperverletzung. Dabei geht es bisher um staatsanwaltliche Ermittlungen – nicht um eine Anklage, geschweige denn um eine Verurteilung. Sondern um einen Verdacht.

Die Medien erfahren von diesen Ermittlungen – von der ermittelnden Staatsanwaltschaft.
Und nicht nur das, der zuständige Pressesprecher der Staatsanwaltschaft gibt darüber hinaus gerade Boulevard-Medien bereitwillig Interviews (Quelle: (1)).

Eine Pressearbeit der Staatsanwaltschaft, die Fragen aufwirft, hier z.B.:
– War es überhaupt erforderlich, die Person festzunehmen?
– Und war es erforderlich, angesichts einer eventuellen Tat, die schon vor Jahren (2004 und 2005) stattgefunden haben soll?

Aber neben dem konkreten Ermittlungs-Verhalten stellen sich erst recht Fragen an die freudige Auskunftsbereitschaft der Staatsanwaltschaft:
– Was macht erforderlich, dass die Staatsanwaltschaft sich in diesem Fall von sich aus aktiv an die Presse wendet?
– Warum war es notwendig, den vollen Namen der betreffenden Person zu nennen?
– War es tatsächlich zwingend notwendig, den HIV-Status dieser Person offen zu legen, und dann gegenüber den Medien? Ist der HIV-Status der beschuldigten Person als Faktum bekannt, oder wurde auch hier nur ein Verdacht an die Medien gegeben?
– Worin besteht der „dringende Tatverdacht“ verbunden mit „Wiederholungsgefahr„, die als Begründung für die plötzliche Festnahme angeführt werden?
– Was hat die Staatsanwaltschaft veranlasst, die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen so völlig hintan zu stellen gegenüber dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit?
– Besteht die Unschuldsvermutung nicht mehr?

Fragen über Fragen, denen sich weitere hinzu gesellen, wie die, ob aktuelle Erkenntnisse in Sachen Infektiosität (EKAF-Statement) überhaupt berücksichtigt wurden, oder die, warum -wenn die Gesundheit der Bevölkerung so wichtig ist- derart lange mit Reaktionen gewartet wurde.

Für die Medien wurde der ‚Fall‘ durch das Verhalten der Staatsanwaltschaft, durch Pressemitteilung und bereitwillige Interviews erst recht zum ‚gefundenen Fressen‘ – und mit zusätzlicher Attraktivität versehen, gab es doch gar Staatsanwälte als Quelle zu zitieren.
Entsprechend gerieren sich Medienvertreter auch, als die Anwälte der Verhafteten sich mit einer einstweiligen Verfügung zur Wehr setzen. Und sich auf die Pressefreiheit berufen.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Ger Neuber, kommentierte Kritik am Verhalten der Staatsanwaltschaft kühl mit den Worten „Wir kriminalisieren nicht, wir verfolgen eine Straftat.“
Ganz im Gegenteil, man wolle weiter machen: „“In der konkreten Situation sehen wir uns nach wie vor verpflichtet, den äußeren Tatbestand der Vorwürfe den Medien mitzuteilen.“ (laut taz)

Geraten so Staatsanwaltschaften in Gefahr, sich bewusst oder unbewusst zum Helfer der Medien zu machen – und die Belange, insbesondere die Schutzinteressen der betroffenen Personen, gegen die sie ermitteln, aus den Augen zu verlieren?
Und – beschwören Staatsanwaltschaften nicht so geradezu die Gefahr herauf, dass jegliches faire Verfahren unmöglich oder zumindest erschwert wird, die Unschuldsvermutung ausgehöhlt, der Beklagte in seinen Rechtspositionen beeinträchtigt und das Verfahren vorgeprägt wird?

Oder ist die Staatsanwaltschaft gar nur ganz modern, setzt sich auf den Zug der „litigation PR“ (dem Managen der Kommunikation in rechtlichen Auseinandersetzungen)? Und die Anwälte spielen gar mit, mit ihrer einstweiligen Verfügung, die gerade Boulevard-Journalisten nur noch mehr herausfordern muss?

Der bzw. hier die Dumme im ganzen Vorgang: die Verhaftete mit ihren Persönlichkeitsrechten – und indirekt HIV-Positive und ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, sowie die Aids-Prävention.
Oder ist der Staatsanwaltschaft, die kühl sagt “Wir kriminalisieren nicht, wir verfolgen eine Straftat” nicht bewusst, welche Folgen ihr Handeln für das Bild von HIV-Positiven und für HIV-Prävention haben kann? Wie sehr sie Diskriminierung und Stigmatisierung Tür und Tor öffnet?

Ist der Staatsanwaltschaft nicht bewusst, dass sie hier -wie selbst die Deutsche Aids-Stiftung beklagt und die TV-Nachrichten (2) bemerken – potenziell Präventionserfolge gefährdet?

Über Unschuldsvermutung und Persönlichkeitsrechte hinaus – die eigentliche, über den konkreten Fall hinaus weisende Kernfrage lautet deswegen m.E.: seit wann betreiben Staatsanwaltschaften Aids-Prävention?

Was (und wer) legitimiert, vor allem auch was qualifiziert eine Staatsanwaltschaft, sich als Player auf dem Gebiet der Aids-Prävention zu gerieren?

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(1) Schertz Bergmann Rechtsanwälte: „Einstweilige Verfügung gegen BILD im Fall X“, online auf presseecho.de
(2) ZDF heute journal 16.04.2009
Litigation-PR-Blog 16.04.2009: PR-Periskop I: Bärendienst für X
3A 16.04.2009: HIV-Behandlerinnen fordern sofortige Freilassung von Nadja Benaissa – Inhaftierung unverhältnismäßig
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auch lesen:
koww 17.04.2005: Keine Gelegenheit auslassen …
Antiteilchen 17.04.2009: Manchmal fragt man sich wer in Bwerlin alles Richter werden darf
alivenkickin 17.04.2009: Der Spießrutenlauf
taz 17.04.2009: Ende der Unschuldsvermutung
SZ 16.04.2009: Intimes, inszeniert und vorgeführt
SZ 16.04.2009: Auf das Wie kommt es an
„Medien können sich doch bei der Entscheidung, was und wie sie berichten, nicht nur von der Frage leiten lassen, was erlaubt ist. Sie müssen sich die Frage stellen, was richtig ist. Und was notwendig ist. Ich weiß nicht, ob es erlaubt war, über den Verdacht gegen eine Sängerin, über ihr Intimleben und ihre HIV-Infektion zu berichten. Aber ich bin überzeugt davon, dass es nicht notwendig war.“ Stefan Niggemeier
Steven Milverton 18.04.2009: HIV in der öffentlichen Wahrnehmung
FAZ 19.04.2009: Der Staatsanwalt in meinem Bett
DAH-Blog 15.05.2009: Deutschland disst den Superstar
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Ins Netz gegangen- Schwule Männer, Sex und Prävention im Internet

In ihrer Reihe „Aids-Forum DAH“ hat die Deutsche Aids-Hilfe jüngst einen neuen Band veröffentlicht: „Ins Netz gegangen – Schwule Männer, Sex und Prävention im Internet“.

Ins Netz gegangen
Ins Netz gegangen

Die DAH schreibt dazu:

„Der Band präsentiert Erkenntnisse und Erfahrungen rund um das Thema „Internet, Sex und Prävention“, und zwar am Beispiel schwuler, bisexueller und anderer Männer, die Sex mit Männern haben (MSM): Studien zufolge liegt der Anteil der Internet-User in dieser Gruppe wesentlich höher als in der Allgemeinbevölkerung, und MSM nutzen das Medium offenbar auch häufiger als heterosexuelle Männer (und diese wiederum häufiger als Frauen) zur Suche nach Sexkontakten. Der Einfluss des Internets auf das Sexverhalten und die Eignung dieses Mediums für die Präventionsarbeit wird dabei zugleich anhand derjenigen Gruppe beleuchtet, die in Deutschland am stärksten von HIV, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten betroffen ist.“

Deutsche Aids-Hilfe e.V. (Hg.):
Ins Netz gegangen – Schwule Männer, Sex und Prävention im Internet
Aids-Forum DAH Band 53
DIN A5, 96 Seiten
Bestellnr. 030053
Direktlink zur online-Bestellung

HIV-Therapie und Prävention – Positionspapier der Deutschen AIDS-Hilfe

Die Veröffentlichung des sogenannten EKAF-Statements 2008 hat viele Diskussionen ausgelöst. Die Deutsche Aids-Hilfe e.V. (DAH) hat hierzu ihre Position zum Thema HIV-Therapie und Prävention abschließend entwickelt. Diese Position im Folgenden als Dokumentation:

HIV-Therapie und Prävention – Positionspapier der Deutschen AIDS-Hilfe e. V. (DAH)

April 2009

1. Die HIV-Therapie ist ein wichtiges Element des Risikomanagements und kann zur Entstigmatisierung von Menschen mit HIV beitragen

Die antiretrovirale Therapie (ART) hat die Lebenserwartung von Menschen mit HIV deutlich erhöht und die Lebensqualität vieler Positiver wesentlich verbessert. Sie hat darüber hinaus einen wichtigen primärpräventiven Nebeneffekt: das Ansteckungsrisiko wird deutlich vermindert.

Eine Übertragung bei sexuellen Kontakten ohne Kondom ist unwahrscheinlich (1), wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
– die Viruslast des HIV-positiven Partners/der HIV-positiven Partnerin ist seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze,
– die antiretroviralen Medikamente werden konsequent eingenommen,
– bei den Sexualpartnern/-partnerinnen liegen keine Schleimhautdefekte z.B. als Folge sexuell übertragbarer Infektionen vor.

Das heißt: Das Risiko einer HIV-Übertragung ist unter den oben genannten Bedingungen so gering wie bei Sex unter Verwendung von Kondomen.

Unsere bisherigen Safer-Sex-Botschaften werden durch diese Aussage sinnvoll und wirksam ergänzt; in der Prävention eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten.

1.1 Information als Grundlage für Kommunikation, selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Handeln

Die Information, dass eine HIV-Übertragung bei sexuellen Kontakten mit HIV-Positiven unter den oben genannten Bedingungen unwahrscheinlich ist, ist nicht nur für das Risikomanagement (und damit für die Primärprävention) wichtig, sondern kann für Menschen mit HIV und Aids eine Erleichterung und Verbesserung ihrer Lebenssituation und -perspektiven bedeuten, weil sie den Abbau irrationaler Ängste ermöglicht, wie Delegiertenrat und Vorstand der DAH Anfang März 2008 in einer Erklärung betonten. (2) Das gilt auch für HIV-Negative und Ungetestete, etwa Partner/innen in serodifferenten Partnerschaften (3), (weitere) Sexpartner/innen oder Familienangehörige.

Als Selbsthilfeorganisation der von HIV und Aids besonders Bedrohten und Betroffenen und als Präventionsorganisation begrüßt die Deutsche AIDS-Hilfe daher, dass die schweizerische Eidgenössische Kommission für Aidsfragen (EKAF) am 30. Januar 2008 das Positionspapier „HIV-infizierte Menschen ohne andere STD sind unter wirksamer antiretroviraler Therapie sexuell nicht infektiös“ veröffentlicht hat. Die EKAF hat diese Information, die bis dahin „unter der Hand“ bereits kommuniziert wurde (vor allem in der Beratungspraxis), zum Gegenstand der öffentlichen Diskussion, der Kommunikation unter (Sex-)Partnerinnen und -Partner und zu einem Thema für die Aufklärung gemacht.

Indem die DAH nun ihr eigenes Positionspapier veröffentlicht, verfolgt sie das in ihrem Leitbild formulierte Ziel, „dass die Gesellschaft als Ganze und jede und jeder Einzelne informiert, selbstbestimmt und verantwortungsvoll mit den Risiken von HIV/Aids … umgehen kann“. (4)

1.2 Wie sicher ist sicher genug?

Die DAH verfolgt einen Ansatz der lebensweltorientierten Prävention und Gesundheitsförderung. Das heißt unter anderem: Präventionsbotschaften müssen „lebbar“, also möglichst stabil und einfach umsetzbar sein. In der Frühzeit der HIV-Prävention hat sich die DAH daher für die Propagierung von „Safer Sex“ entschieden. „Safer“ steht in diesem Zusammenhang dafür, dass die Befolgung der empfohlenen „Safer-Sex-Regeln“(5) eine HIV-Übertragung unwahrscheinlich macht und insofern „sicherer“ als ungeschützter Sex ist, aber keinen völlig sicheren Schutz vor einer Infektion bieten (den es nur bei Abstinenz gäbe). Das vor allem im angelsächsischen Raum verbreitete Konzept „Safe Sex“ (durch Abstinenz oder Vermeidung jeglichen Kontakts mit Körperflüssigkeiten (6)) dagegen hielten und halten wir nicht für lebensnah und nicht für wirksam, weil es die sexuellen Bedürfnisse und die Lust ignoriert.

Safer Sex heißt also: Es besteht ein Restrisiko (siehe 3.), das es aus Sicht der DAH zu benennen gilt. Ob der oder die Einzelne es akzeptiert, ist allerdings seine oder ihre autonome Entscheidung. Aufgabe der Prävention ist es, die nötigen Informationen für die Kommunikation über dieses Risiko und für das individuelle Risikomanagement zielgruppengerecht und an den Interessen der Zielgruppen orientiert bereitzustellen. Das gilt in gleicher Weise für andere Strategien der Risikominimierung oder Risikominderung, über deren (ggf. auch irrtümlich angenommene) Wirksamkeit und Schwächen die DAH ebenfalls umfassend informiert – auch dann, wenn sie eine geringere Schutzwirkung und Sicherheit als die klassischen Safer-Sex-Regeln bzw. eine stabil unter der Nachweisgrenze liegende Viruslast bei gleichzeitiger Abwesenheit von Schleimhautdefekten bieten: Wir vertreten den Standpunkt, dass auch „Besser-als-nichts-Strategien“ wichtige Pfeiler im Köcher der Prävention sind. Insbesondere in bevölkerungsbezogener Sicht kann eine sehr sichere Strategie (z. B. Safer Sex) nämlich sehr unsicher werden, wenn die Anwendung nicht konsequent gelingt (und umgekehrt kann eine Schutzstrategie mit beschränkter Effektivität, aber konsequenter Anwendung, die Zahl der HIV-Übertragungen senken helfen). (7) Darüber hinaus wissen (und verteidigen) wir, dass maximal präventives Verhalten nicht immer das Ziel individuellen Risikomanagements ist, sondern dass Menschen je nach Situation und Disposition z. B. den Lustgewinn und die Folgen einer möglichen Infektion gegeneinander abwägen. (8)

1.2.1 Neutrale Informationen oder Empfehlungen?

Die Deutsche AIDS-Hilfe bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Präventionsorganisation mit öffentlichem Auftrag und Selbsthilfe- sowie Interessenvertretungsorganisation. Während aus Perspektive der Selbsthilfe und Interessenvertretung die Befähigung zum selbstverantwortlichen Umgang mit den Risiken sowie die Stärkung und der Schutz der Autonomie im Zentrum stehen, ist das vorrangige Ziel aus Sicht der New Public Health die möglichst weitgehende Vermeidung von HIV-Übertragungen.

Von öffentlicher Seite (und auch aus den Zielgruppen unserer Arbeit) erwarten viele Menschen daher von der DAH nicht nur neutrale Informationen, sondern auch Empfehlungen. Ein solches Vorgehen entspricht auch unserem Selbstverständnis als bundesweites Netzwerk der Kompetenzen für die strukturelle Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext von HIV und Aids – in dieser Rolle sehen wir es als unsere Aufgabe, Informationen im Licht der strukturellen Prävention und an den Interessen und Lebenswelten der Menschen aus unseren Zielgruppen zu bewerten. Entscheidend dabei ist aber, dass auch Empfehlungen die Autonomie des oder der Einzelnen nicht verletzen dürfen.

Empfehlungen können indes immer nur allgemeiner Art sein. Neben der Informationsaufbereitung und -vermittlung sind daher das Angebot vertiefender Kommunikation und individueller Beratung für uns zentral.

1.3 Selbstbestimmt heißt: freiwillig und ohne Zwang!

Respekt vor der autonomen Entscheidung des oder der Einzelnen gebietet nicht nur, die verfügbaren Informationen zum Risikomanagement unverkürzt und zielgruppengerecht zu verbreiten, sondern auch, Versuchen entgegenzutreten, das Individuum zu „maximal präventivem Verhalten“ zu drängen. Das heißt konkret: So, wie die Entscheidung für oder gegen den Kondomgebrauch in der Hand des Individuums liegt, so liegt auch die Entscheidung, ob und wann mit einer antiretroviralen Therapie begonnen wird, beim Menschen mit HIV. Hier darf kein Druck und kein Zwang ausgeübt werden (z. B., aus primärpräventiven Gründen mit einer Behandlung zu beginnen).

1.4 Selbstverantwortung, Mitverantwortung und Verantwortung für andere

Die Entscheidung über das individuelle Risikomanagement (und damit über die Nutzung der angebotenen Informationen bzw. die Umsetzung von Empfehlungen) liegt beim Individuum. Wir sehen den Einzelnen und die Einzelne dabei allerdings nicht allein mit dieser Verantwortung, sondern sehen immer auch die Mitverantwortung der anderen – insbesondere dann, wenn die Partner/innen hinsichtlich ihres Wissens, Wollens, Fühlens und Könnens nicht auf gleicher Augenhöhe sind.

Um selbstbestimmt entscheiden und verantwortlich handeln zu können, braucht der und die Einzelne aber – neben ausreichenden Informationen – auch entsprechende Kompetenzen und Ressourcen sowie Akzeptanz und Solidarität. Die Schaffung von Strukturen und Verhältnissen, in denen solche Kompetenzen erworben werden können und solche Ressourcen zur Verfügung stehen, fordert die DAH von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft ein. Das gilt auch für Akzeptanz und Solidarität: Um sie zu fördern, muss die sogenannte Allgemeinbevölkerung nicht zuletzt auch über den aktuellen Wissensstand zu Strategien des Risikomanagements informiert werden.

2. Botschaften

Die zentrale Botschaft lautet:

Bei sexuellen Kontakten ohne Kondom mit einem/einer HIV-positiven Partner/in ist eine HIV-Übertragung unwahrscheinlich, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
-Die Viruslast des HIV-positiven Partners/der HIV-positiven Partnerin ist seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze,
– die antiretroviralen Medikamente werden konsequent eingenommen,
– bei den Sexpartnern/-partnerinnen liegen keine Schleimhautdefekte (z. B. als Folge sexuell übertragbarer Infektionen) vor.

2.1 (Weitere) Botschaften und Erläuterungen für HIV-Positive mit nicht nachweisbarer Viruslast

Unter „HIV-Positiven mit nicht nachweisbarer Viruslast“ verstehen wir im Folgenden Menschen mit HIV, die sich einer wirksamen ART unterziehen und deren Viruslast sich seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze befindet. Eine wirksame Therapie führt dazu, dass die Viruslast im Blut, im Sperma und in den Schleimhäuten unter die Nachweisgrenze sinkt, wodurch auch eine Ansteckung der Sexpartner/innen unwahrscheinlich wird.

Geschwüre oder Entzündungen der Schleimhäute am Penis, im Darm oder in der Scheide bei einem/einer der Sexpartner/innen – vor allem durch sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis und Herpes – erhöhen dieses Risiko wieder, weil sich in geschädigter Schleimhaut HIV anreichert und sie außerdem durchlässiger für HIV ist. Das Risiko für den HIV-negativen Partner wird unwägbar. Bis zur Ausheilung sollte wieder Sex mit Kondom praktiziert werden (bzw. ohne dass HIV in den Körper/auf Schleimhäute gelangt).

Im Übrigen gilt: Bei auffälligen körperlichen Veränderungen, die auf eine sexuell übertragbare Krankheit hindeuten könnten, sollte man sich ärztlich untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen. Auch die Partner/innen sollten informiert werden, damit sie sich ebenfalls untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen können.

Bis zum erfolgreichen Abschluss einer STD-Behandlung lautet die Empfehlung „Sex mit Kondom“.

2.1.1 Botschaften für feste Partnerschaften mit HIV-Negativen oder Ungetesteten

Taucht in festen Partnerschaften zwischen HIV-Positiven mit nicht nachweisbarer Viruslast und HIV-Negativen oder Ungetesteten das Thema „Sex ohne Kondome?“ auf, so empfehlen wir folgende Vorgehensweise:
– die Beschäftigung mit den dazu vorliegenden Informationen (Unterstützung und Beratung dazu bieten z. B. die Aidshilfen, aber auch behandelnde Ärztinnen und Ärzte und Mitarbeiter/innen weiterer Beratungsstellen), sodass die Grundlagen für eine informierte Entscheidung gegeben sind,
– die Kommunikation über diese Informationen,
– eine gemeinsame Entscheidung, mit der beide gut leben können, sowie in der Folge
– die regelmäßige Einnahme der HIV-Medikamente und der regelmäßige Besuch beim Arzt/bei der Ärztin, um die Wirksamkeit der Medikamente und die Abwesenheit von Schleimhautdefekten zu überprüfen.

2.1.2 Botschaften für Gelegenheitskontakte

Beim Sex mit Gelegenheitspartner(inne)n empfiehlt sich weiterhin die Verwendung von Kondomen, da die Bedingungen der regelmäßigen STD-Kontrolle (um die Abwesenheit von Schleimhautdefekten bei beiden Partnern/Partnerinnen zu überprüfen), der Kommunikation und der gemeinsamen Entscheidung hier in der Regel nicht gegeben sind.

Positiven mit sexuellen Gelegenheitskontakten neben ihrem/ihrer festen Partner/in empfehlen wir eine regelmäßige Kontrolle auf sexuell übertragbare Krankheiten, da diese häufig ohne auffällige Symptome verlaufen (bzw. da Symptome häufig nicht bemerkt werden) und oft nur durch ärztliche Untersuchungen bzw. im Labor festgestellt werden können.

2.2 Botschaft für HIV-Positive mit nachweisbarer Viruslast, für Ungetestete und HIV-Negative

HIV-Positiven mit nachweisbarer Viruslast, Ungetesteten und HIV-Negativen empfehlen wir – inbesondere bei sexuellen Gelegenheitskontakten – weiterhin die Befolgung der Regeln „Anal- und Vaginalverkehr mit Kondom“ und „Kein Blut/Sperma in den Körper oder auf Schleimhäute gelangen lassen“.

Für Partnerschaften zwischen HIV-Negativen oder Ungetesteten und HIV-Positiven mit nicht nachweisbarer Viruslast gelten die unter 2.1 und 2.1.1 gemachten Aussagen.

Taucht in festen Partnerschaften zwischen HIV-Negativen und/oder Ungetesteten die Frage „Sex ohne Kondom?“ auf, gelten die bisherigen Empfehlungen. (9)

2.3 Exkurs: Botschaften für HIV-Positive mit HIV-positiven Sexpartner(inne)n

Beim Sex zwischen HIV-positiven Partner(inne)n steht die mögliche Übertragung von anderen STDs oder einer Hepatitis C im Mittelpunkt des präventiven Handelns. Da manche STDs bzw. die Hepatitis C bei Menschen mit HIV schneller und schwerer verlaufen können, empfehlen wir ihnen, sich mindestens zweimal jährlich auf diese Krankheiten untersuchen zu lassen.

Um eine „Superinfektion“ (d. h. die Übertragung einer Virusvariante auf den Partner/die Partnerin bzw. die Ansteckung mit einer Virusvariante des Partners/der Partnerin) zu verhindern, reicht die wirksame Therapie eines Partners aus. Möglich (aber epidemiologisch nicht relevant) ist eine Superinfektion, wenn beide Partner/innen unbehandelt oder in einer Therapiepause sind. Nachteilig kann eine Superinfektion werden, wenn dabei medikamentenresistente Viren übertragen werden.

2.4 Besonderheiten bei Drogengebraucher(inne)n

Die erweiterten Präventionsbotschaften, die natürlich auch für Drogengebraucher/innen gelten, beziehen sich ausschließlich auf die sexuelle HIV-Übertragung. Beim Drogengebrauch gilt nach wie vor, dass eine Übertragung bei der gemeinsamen Benutzung von Spritzen und Kanülen erfolgen kann. Zwar ist davon auszugehen, dass auch hier das Risiko gesenkt wird, wenn die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt. Allerdings können die Ergebnisse der Studien zur sexuellen Transmission von HIV nicht auf die Transmission bei intravenösem Drogengebrauch übertragen werden, denn bei der sexuellen Übertragung stellt die intakte Schleimhaut eine Barriere gegen HIV dar, während es eine solche Barriere beim intravenösen Drogengebrauch nicht gibt. Daher gelten die Präventionsbotschaften (Safer-Use-Empfehlungen) in diesem Bereich unverändert weiter, zumal Safer Use auch das Risiko einer Übertragung anderer Infektionskrankheiten wie z. B. Hepatitis B und C minimiert.

Nichtsdestotrotz gilt auch für Drogengebraucher/innen, dass der oben geschilderte Sachverhalt vor allem für HIV-serodifferente Paare in der Substitution entlastend sein kann. Auch wenn die Präventionsbotschaften für den Drogengebrauch weiterhin bestehen, sollten die Änderungen, die sich im Bereich Sexualität ergeben, besprochen werden, denn Drogengebraucher/innen und Substituierte benötigen – wie alle anderen auch – solche Informationen, um ein auf ihr Leben abgestimmtes Risikomanagement betreiben zu können.

2.5 Besonderheiten bei Menschen in Haft

In Gefängnissen besteht die Besonderheit, dass Inhaftierte kaum über Präventionsmittel (Kondome, Gleitgel, Spritzen, Kanülen oder Substitution) verfügen. Ihr Risiko, sich beim Sex oder beim Drogengebrauch in Haft zu infizieren, ist hoch. Zudem wird auch die für das unter 2.1.1 beschriebene Vorgehen notwendige dreimonatliche Viruslastbestimmung häufig nicht oder in viel größeren zeitlichen Abständen vorgenommen als draußen. Es gilt daher weiterhin, sich für eine gute medizinische Versorgung der HIV-positiven Gefangenen einzusetzen, die der Versorgung außerhalb der Gefängnismauern entspricht, und die o. g. Argumente (bessere medizinische Versorgung = mehr Sicherheit in Haft) in die Diskussionen mit den Anstaltsärzten und Anstaltsärztinnen einfließen zu lassen.

Gegenüber Gefangenen sollten die Informationen zur sexuellen Übertragung möglichst in einem Informations- oder Beratungsgespräch mitgeteilt werden, um hier auch den Informationspart, den Ärztinnen und Ärzte aus HIV-Schwerpunktpraxen sonst übernehmen, zumindest teilweise abzudecken. (Leider ist nicht davon auszugehen, dass die von den Anstaltsärztinnen oder -ärzten gegebenen Informationen mit denen in einer HIV-Schwer–punktpraxis vergleichbar sind.) Um ein sinnvolles Risikomanagement in Haft betreiben zu können, muss im Informations- oder Beratungsgespräch der Haftalltag genauer beleuchtet werden (z. B. das Thema sexuelle Beziehungen in Haft, Risiken der einzelnen sexuellen Praktiken, Viruslast und Medikamenteneinnahme, STDs, Risiken beim Drogengebrauch).

2.6 Besonderheiten beim Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillen

Für Paare mit Kinderwunsch, in denen eine/r oder beide der Partner/innen HIV-positiv ist/sind, gelten folgende Aussagen:
– Bei nicht nachweisbarer Viruslast und Erfüllung der unter 1. und 2. genannten Bedingungen kann die Zeugung des Kindes auf natürlichem Weg erfolgen, ohne eine Ansteckung des Partners/der Partnerin zu riskieren.
– Bei HIV-positiven Müttern mit nicht nachweisbarer Viruslast ist das Risiko einer HIV-Übertragung auf das Kind während der Schwangerschaft und unter der Geburt gering. Bei entsprechender medizinischer Betreuung durch Spezialist(inn)en ist daher auch eine vaginale Geburt möglich.
– Weiterhin abgeraten wird jedoch vom Stillen – für eine Änderung der Empfehlung reichen die wissenschaftlichen Daten bisher nicht aus.

3. Hintergründe und Erläuterungen

3.1 Bedeutung von Schleimhautläsionen und sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs)

Schleimhautläsionen (Geschwüre, Entzündungen) spielen eine erhebliche Rolle bei der Transmission von HIV: Bei HIV-negativen Partner(inne)n stellen sie eine Eintrittspforte für HIV dar. Bei HIV-positiven Partner(inne)n führen sie zu einer Anreicherung von Immunzellen im Geschwür bzw. in der Entzündung. Da ein Teil dieser Immunzellen mit HIV infiziert ist, reichert sich auch HIV in und um die Läsion herum an.

Schleimhautläsionen kommen z. B. vor bei
– sexuell übertragbaren Krankheiten: Syphilis und Herpesinfektionen führen zu Geschwüren und erhöhen damit am stärksten von allen STDs die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Transmission. Bei anderen STDs ist entscheidend, wie umfangreich die Entzündungsreaktion der Schleimhaut ist: Gonokokken (Tripper) und Chlamydieninfektionen können im Darm zu ausgedehnten Entzündungen führen – während sie im Rachen ggf. nur geringfügige Läsionen verursachen.
– Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Amöbenruhr
– Fisteln von Scheide oder Darm/Anus.

Die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer HIV-Übertragung bei gleichzeitig vorliegenden STDs ist bei nicht antiretroviral therapierten Menschen mit HIV in zahlreichen wissenschaftlichen Studien gut belegt (z.B. Laga 1993, Craib 1995, Fleming 1999, Cohen 2005). Für Menschen mit stabiler antiretroviraler Therapie gibt es bislang keine aussagekräftigen epidemiologischen Studien, allerdings wurden Erhöhungen der HIV-Konzentration in den genitalen Sekreten (Schleimhäuten) bei gleichzeitig vorliegender STD nachgewiesen (Sadiq 2002).

Sexuell übertragbare Krankheiten können ganz oder phasenweise asymptomatisch verlaufen. Daher kommt der Diagnostik/dem Screening von STDs auch bei fehlender Symptomatik hohe Bedeutung zu. Folgende Untersuchungen sind möglich und üblich:
Syphilis Serologie (Blutuntersuchung)
Herpes Inspektion und Anamnese (Befragung/Krankengeschichte), ob Herpesbläschen oder Geschwüre beobachtet wurden. Die Serologie ist aufgrund der relativ hohen Prävalenz von untergeordneter Bedeutung, denn die Antikörper bleiben lebenslang nachweisbar.
Chlamydien Abstriche vaginal/zervikal, aus der Harnröhre, aus dem Rektum und dem Rachen. Alternativ oder ergänzend zum Harnröhrenabstrich (beim Mann schmerzhaft) ist eine Urinuntersuchung möglich.
Gonokokken Abstriche vaginal/zervikal, aus der Harnröhre, aus dem Rektum und dem Rachen. Beim Mann wird ein Abstrich aus der Harnröhre in der Regel bei fehlenden Symptomen nicht für erforderlich gehalten, da Gonokokken – im Gegensatz zu Chlamydien – beim Mann zu Beschwerden in der Harnröhre führen.

3.2 Bedeutung der Viruslast im Blut und in den genitalen/rektalen Sekreten

Einer Senkung der Viruslast im Blut folgt in der Regel auch eine Senkung der Viruslast in den genitalen und rektalen Sekreten und Schleimhäuten. Ausnahmen sind jedoch möglich. Bei einigen wenigen HIV-Positiven, deren Viruslast im Blutplasma länger als ein halbes Jahr unter der Nachweisgrenze war und bei denen keine STDs vorlagen, konnte HIV im Sperma nachgewiesen werden (Nachweisgrenze für Blutplasma 40 Kopien/ml, Nachweisgrenze für Sperma ca. 200 Kopien/ml); allerdings war die gemessene Viruslast in einem niedrigen Bereich (< 1500) und Transmissionen wurden von diesen Fällen nicht berichtet.
Wissenschaftlich ist nicht geklärt, ob es einen Schwellenwert für die Viruslast im Blut bzw. den genitalen Sekreten gibt, unterhalb dessen eine Infektion nicht mehr stattfinden kann.

3.3 Bedeutung von Therapietreue und Therapiekontrolle

Eine „stabile antiretrovirale Therapie“ beinhaltet regelmäßige Kontrollen der Viruslast, in der Regel alle drei Monate. Die Therapie sollte kontinuierlich eingenommen werden, um Schwankungen der Wirkstoffkonzentration und damit die Gefahr einer Entwicklung von Resistenzen mit nachfolgendem Therapieversagen zu minimieren.

Resistenzen und Therapieversagen gehen allerdings nicht ausschließlich auf mangelnde Therapietreue zurück. Auch andere Faktoren können dazu führen, dass die erforderlichen Wirkstoffkonzentrationen im Blut nicht erreicht werden. Ratsuchende sollten in der Beratung auf diese Faktoren hingewiesen werden:
– Wechselwirkungen mit anderen (auch nicht verschreibungspflichtigen) Medikamenten oder naturheilkundlichen Substanzen können zu einem Wirkungsverlust der HIV-Medikamente führen. Die Einnahme anderer Medikamente sollte daher mit dem HIV-Arzt/der HIV-Ärztin abgesprochen werden.
– Erkrankungen können die Aufnahme der HIV-Medikamente in den Körper verzögern oder verhindern (Brechdurchfall, Lymphom, atypische Mykobakteriose).
– Nach Operationen des Magen-Darm-Trakts kann es zur verminderten Aufnahme von Medikamenten kommen.

3.4 Bedeutung der Kommunikation zwischen den Partner(inne)n

Die Präventionsmethode „Senkung der Viruslast unter die Nachweisgrenze“ bedarf – mehr als bei Verwendung von Kondomen – einer funktionierenden Kommunikation zwischen den Sexualpartner(inne)n. Mangelnde Therapietreue oder unbeabsichtigte Therapiepausen (z. B. im Urlaub) sollten thematisiert werden; es sollten dann wieder Kondome verwendet werden.

Grundsätzlich sollten in der Beratung sexuelle „Außenkontakte“ und der Umgang mit ihnen angesprochen werden, auch wenn die Paare zum Zeitpunkt der Beratung davon ausgehen, keine Außenkontakte zu pflegen. Sexuelle Außenkontakte bergen prinzipiell die Problematik, dass STDs erworben werden können und dann ggf. die Voraussetzungen für die Methode „Viruslast“ nicht mehr gegeben sind.

3.5 Vergleich: Stärken und Schwächen von Kondomen und der„Viruslastmethode“

Beide Methoden verfügen über ein unterschiedliches Profil von Vor- und Nachteilen. Beide Methoden lassen sich miteinander oder mit anderen Strategien der Risikosenkung kombinieren. Die Beratung kann bei der Auswahl individuell passender Präventionsmethoden helfen.

3.5.1 Verwendung von Kondomen

Stärken
– kann ohne Abklärung von Vorbedingungen erfolgen
– reduziert das Risiko auch für andere sexuell übertragbare Infektionen (v. a. Syphilis, Tripper, Chlamydieninfektion); eignet sich daher besonders für Sex mit Gelegenheitspartner(inne)n oder für Sexarbeit
– bietet gleichzeitig Schwangerschaftsverhütung (wenn gewünscht).

Schwächen
– Anwendungsfehler möglich: Beschädigung des Kondoms bei der Handhabung, Verwendung ungeeigneter Gleitmittel (z. B. fetthaltiger Öle), Verwendung von Gleitmittel zwischen Kondom und Penis)
– Materialfehler möglich (sehr selten)
– Effektivität sinkt bei nicht durchgehender (100%iger) Verwendung, z. B. infolge Alkoholkonsums vor dem Sex oder erektiler Dysfunktion.

3.5.2 Senkung der Viruslast unter medikamentöser Behandlung

Stärken
– deckt neben den Sexualpraktiken mit hohem HIV-Übertragungsrisiko (Analverkehr, Vaginalverkehr) auch „kleine Risiken“ ab, die sich durch das Kondom nicht reduzieren lassen oder bei denen gewöhnlich kein Kondom verwendet wird, z. B. Oralverkehr, Spermaspiele mit Schleimhautkontakt, Trinken von Muttermilch, nichtinsertive Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakte, Blutkontakte
– Schwangerschaft möglich (falls gewünscht).

Schwächen
– erfordert eine Abklärung der Vorbedingungen: die Viruslast ist seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze von derzeit 40 Viruskopien/ml, Kontrollen der Viruslast erfolgen regelmäßig, d. h. in der Regel alle 3 Monate, die Therapie wird zuverlässig eingenommen und es liegen bei beiden Partnern keine Schleimhautläsionen z. B. durch sexuell übertragbare Erkrankungen vor
– unzureichende Senkung der Viruslast in den genitalen/rektalen Sekreten möglich (selten)
– Anstieg der Viruslast bei Medikamenten-Wechselwirkungen oder Therapieversagen möglich (erfolgt in der Regel langsam und wird bei Kontrollen bemerkt)
– kein Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.

3.5.3 Wirksamkeit von Kondomen und „Viruslastmethode“

Sowohl die konsequente (100-prozentige) Verwendung von Kondomen (10) als auch die dauerhafte Senkung der Viruslast beim/bei der HIV-positiven Partner/in – bei Abwesenheit von Schleimhautläsionen/STDs bei beiden Partner(inne)n – bieten eine ausreichende Sicherheit zur Vermeidung einer HIV-Infektion, das Restrisiko einer HIV-Übertragung ist vernachlässigbar gering.(11) Bei Kombination beider Methoden nähert sich das Restrisiko gegen Null.

Transmissionsrisiko für 100 Sexualakte bei diskordanten MSM-Paaren
Transmissionsrisiko für 100 Sexualakte bei diskordanten MSM-Paaren

Die Graphik stellt das Transmissionsrisiko für 100 Sexualakte bei diskordanten MSM-Paaren dar (nach Garnett, Gazzard 2008). Die Autoren beziehen sich auf eine Modellrechnung von Wilson et al. (2008), die von einem hohen Transmissionsrisiko ausgeht und den Wert der Methode „Viruslast“ kritisch betrachtet.

3.6 Wissenschaftliche Datenlage zum Thema Viruslast und Infektiosität bei Heterosexuellen und Männern, die Sex mit Männern haben (MSM)

Die epidemiologische Datenlage zum Thema „Viruslast und Infektiosität“ ist für Männer, die Sex mit Männern haben, schlechter als für Heterosexuelle. An dieser Ungleichheit wird sich in den nächsten Jahren voraussichtlich nichts ändern. Die einzige randomisierte Interventionsstudie (HIV Prevention Trial Network 2008), die derzeit zur Senkung der Infektiosität bei antiretroviraler Therapie läuft, hat die Rekrutierung abgeschlossen und kein einziges MSM-Paar eingeschlossen.

Darf man nun MSM eine bei Heterosexuellen beeindruckend wirkende Präventionsmethode so lange vorenthalten, bis auch zu MSM Daten vorliegen, oder ist es nicht angesichts der deutlich höheren HIV-Inzidenz bei MSM geboten, Analogieschlüsse zu ziehen und Empfehlungen auf geringerem Evidenzniveau auszusprechen, um gerade bei MSM alle Möglichkeiten in der Prävention nutzen zu können?

Es ist nicht anzunehmen, dass sich der Zusammenhang zwischen Viruslast und Infektiosität grundlegend anders bei MSM als bei Heterosexuellen darstellt. Sowohl bei HIV-positiven Heterosexuellen als auch bei MSM senkt eine effektive antiretrovirale Therapie die Viruslast auf ein tausendstel bis zehntausendstel. Bei Heterosexuellen ist durch Kohortenstudien erwiesen, dass es bei Erfüllung der o. g. Bedingungen praktisch zu keinen Infektionen mehr kommt (Barreiro, 2006, Bernasconi 2001, Castilla 2005, Melo 2006, Quinn 2000, Gray 2001). Für MSM liegen solche Kohortenstudien nicht vor. Lediglich eine epidemiologische Studie mit MSM in San Francisco belegt eine deutliche Reduktion der Infektiosität nach Einführung der antiretroviralen Therapie (Porco 2004). Beobachtungen aus klinischen Kohorten und der Praxis weisen darauf hin, dass auch bei MSM-Paaren eine ähnliche Reduktion der Infektiosität zu beobachten ist.

Auch wenn man einen „Sicherheitsfaktor“ einbezieht (und die Möglichkeit in Betracht zieht, dass die Effektivität der Methode bei MSM bzw. bei Analverkehr geringer sein sollte als bei Heterosexuellen), kann man mit einer Wirksamkeit rechnen, die die Wirksamkeit bei der Verwendung von Kondomen erreicht oder übersteigt (s. oben).

3.7 Individuelle Ebene und Public Health

Auf der individuellen Ebene gibt es derzeit wissenschaftlich kaum mehr Kontroversen darüber, dass eine Transmission bei Einhaltung der Kriterien (Viruslast mindestens ein halbes Jahr unter der Nachweisgrenze, Therapietreue, keine Schleimhautläsionen) eine HIV-Übertragung unwahrscheinlich ist.

Anders stellt sich die Situation auf Public-Health-Ebene dar. Hier gibt es Befürchtungen, dass es durch die Aufnahme der „Viruslastmethode“ in die Prävention zu einem Anstieg der HIV-Neuinfektionen kommen könnte: In einer südwestpazifischen Stellungnahme (Wilson 2008) zur Veröffentlichung der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen (2008) wird anhand eines mathematischen Modells angenommen, dass HIV-Positive mit stabiler ART, die bisher Safer Sex praktiziert haben, nun in großem Umfang auf Kondome verzichteten. Ausgehend von der Annahme, dass durch die Verwendung von Kondomen bei stabiler ART das Risiko einer HIV-Übertragung gegen Null sinkt, nehmen Wilson et al. an, dass das Risiko (auf das Restrisiko-Niveau der verbleibenden Methode) steigt, wenn auf eine der beiden Methoden verzichtet wird. Insgesamt könnte es bei diesem Szenario tatsächlich zu einem „Risiko–anstieg“ und damit auf die Bevölkerung bezogen zu einem potenziellen Zuwachs an Infek­tionen kommen – auch wenn das Risiko für das Individuum vernachlässigbar gering bleibt.

Diese Position lässt verschiedene Argumente außer Acht:
– Die Kriterien für die Verwendung der „Viruslast-Methode“ sind streng gefasst; es kommen nur relativ wenige Personen dafür in Frage; seit Veröffentlichung der EKAF-Information vor einem Jahr konnten wir keine Reduktion der Kondomverwendung beobachten.
– Die Prävention hat seit 25 Jahren mit der Propagierung der Botschaft „Safer Sex“ genau diese Höhe eines Restrisikos toleriert. Für das Individuum wäre es nicht nachvollziehbar, wenn ein noch kleineres Restrisiko nicht toleriert würde. In der Prävention fokussieren wir seit 25 Jahren auf den Schutz, den eine Methode (z.B. Kondomverwendung) bietet, und nicht auf das sehr geringe Restrisiko.
– Die Aussicht, kaum mehr infektiös zu sein, kann für Menschen mit HIV einen Anreiz darstellen, rechtzeitig mit einer Therapie zu beginnen und die Therapie auch konsequent fortzusetzen. Derzeit beginnen zu viele Menschen mit HIV zu spät mit der Therapie; ca. 30 % der Neudiagnostizierten sind sog. „late presenter“.

Insgesamt kann die DAH den Befürchtungen nicht folgen, es könnte zu einer Zunahme der Infektionen kommen, wenn die „Viruslast-Methode“ in der Prävention eingesetzt wird. Im Gegenteil: die DAH sieht in dem Nutzen, den die antiretrovirale Therapie bietet, eine Chance in der Prävention.

3.8 Literatur (Auswahl)

[Literatur hier nicht dokumentiert; siehe Positionspapier auf aidshilfe.de]

– – –
Anmerkungen:
(1) Siehe hierzu die Erläuterungen unter 3.
(2) Papier „Neue Wege sehen – neue Wege gehen!“, vom Delegiertenrat der DAH in seiner Sitzung vom 7. bis 9. März 2008 in Abstimmung mit dem Vorstand verabschiedet
(3) Hier: ein/e Partner/in ist HIV-positiv getestet, der oder die andere HIV-negativ.
(4) Sie tut dies im Folgenden vor allem mit Blick auf diejenigen Individuen und Gruppen, die sie vertritt und mit denen und für die sie arbeitet: die Menschen, die mit HIV/Aids leben, und die von HIV, Aids, Hepatitis und anderen sexuell und beim Drogenkonsum übertragbaren Krankheiten besonders Bedrohten und Betroffenen.
(5) Die Safer-Sex-Regeln im engeren Sinn lauten: Beim Anal- und Vaginalverkehr Kondome benutzen, beim Oralverkehr kein Blut oder Sperma in den Mund gelangen lassen (für die Zielgruppe der Männer, die Sex mit Männern haben, z. B. in der Formulierung „Ficken mit Kondom. Beim Blasen raus bevor’s kommt.“). Im weiteren Sinne kann man unter „Safer Sex“ Maßnahmen verstehen, mit denen man verhindert, das HIV in einer für eine Ansteckung ausreichenden Menge in den Körper oder auf Schleimhaut gelangt.
(6) durch die Benutzung von Kondomen beim Anal-, Vaginal- und Oralverkehr und den Verzicht auf Zungenküsse
(7) Vgl. Aids-Hilfe Schweiz: Rahmen- und Positionspapier: Sexuelles Risikomanagement – April 2007/Januar 2008. Vom Vorstand an seiner Sitzung vom 24. April 2007 verabschiedet und für verbindlich erklärt. Aktualisiert am 30. Januar 2008. Bern: Aids-Hilfe Schweiz 2008
(8) Vgl. ebenda.
(9) Beide Partner/innen sollten drei Monate konsequent Kondome beim Anal- und Vaginalverkehr einsetzen, kein Blut/Sperma in den Körper oder auf Schleimhäute gelangen lassen und sich anschließend auf HIV testen lassen. Bis zur Mitteilung der Testergebnisse muss weiter konsequent Safer Sex betrieben werden. Fallen die HIV-Tests negativ aus, kann innerhalb der Partnerschaft auf Kondome verzichtet werden, sofern bei sexuellen Kontakten außerhalb der Partnerschaft die oben genannten Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Das setzt allerdings großes Vertrauen und Offenheit voraus: Bei ungeschützten Kontakten außerhalb der Beziehung müssen die Partner/innen miteinander reden und sich beim Sex wieder schützen, bis sie das geschilderte Vorgehen wiederholt haben.
(10) Generell nimmt man an, dass Safer Sex das Risiko einer HIV-Übertragung um 95 % senkt. Restrisiken bestehen durch Anwendungsfehler, Materialfehler und sog. „kleine Risiken“ beim Sex, die durch das Kondom nicht abgedeckt werden oder bei denen in der Regel kein Kondom verwendet wird (Oralverkehr, andere Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakte, Blutkontakte). Eine Cochrane-Analyse (Weller et al. 2006) bei Heterosexuellen berechnete einen Schutzeffekt von 80 %. Bei MSM geht man im Allgemeinen von einer geübteren Handhabung und daher von einem höheren Schutzeffekt (95 %) aus als bei Heterosexuellen. Eine Cochrane-Analyse zur Sicherheit von Kondomen bei MSM gibt es nicht.
(11) Bei beiden Methoden –der Verwendung von Kondomen und der Viruslastmethode – kann es in seltenen Fällen trotz korrekter Einhaltung der Regeln zu HIV-Transmissionen kommen; bei der Viruslastmethode ist bislang ein solcher Fall dokumentiert (Stürmer 2008).

[Das Positionspapier der DAH findet sich auch online auf dem Internetangebot der Deutschen Aidshilfe als pdf]

Mikrobizide: erste Hoffnungen – auch auf rektale Anwendung?

Mikrobizide sind ein seit langem -und bisher erfolglos- erforschter neuer Weg, das HIV-Infektionsrisiko zu mindern. Nun weckt eine neue Studie Hoffnungen – auch für eine rektale Anwendung?

Mikrobizide sind chemische Substanzen, die Mikroben abtöten. Schon seit langem betonen Präventions-Experten wie auch Community-Vertreter, dass ein Verlangsamen der HIV-Epidemie neben Kondomen auch weitere Mittel der Prävention erfordert. Erstmals forderte die Epidemiologin Zena Stein bereits im April 1990 in ihrem Artikel „HIV Prevention: The Need for Methods Women Can Use“ frauengerechte Präventionsmethoden.

Die Entwicklung von Mikrobiziden kann einen wesentlichen Fortschritt für Gesundheit und Prävention bedeuten – geben doch Mikrobizide auch Frauen direkt die Möglichkeit sich zu schützen, ohne auf den Mann als Kondom-Verwender angewiesen zu sein.

Seit Ende der 1990er Jahre werden Mikrobizide in Studien auf ihre Wirksamkeit untersucht. Bisher jedoch verliefen alle Studien mit Mikrobiziden (wie Nonoxyl-9 oder ‚Carraguard’®) erfolglos. Nun jedoch könnte die Situation sich ändern:

croi2009
Auf einer der wichtigsten HIV-Konferenzen (16. CROI Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections, 8.-11. Februar 2009, Montreal) wurden erstmal optimistische Daten einer Studie mit einem Mikrobizid vorgestellt. PRO2000 wurde in einer zwei Jahre dauernden Studie an 3.000 Frauen in Afrika und Philadelphia untersucht. Die Studie wurde durchgeführt vom ‚International Partnership for Microbicides‘.

PRO2000 (Hersteller: Indevus Pharmaceuticals, inzwischen übernommen von Endo Pharmaceuticals) reduzierte das Risiko der Frauen, sich mit HIV zu infizieren, um 30 Prozent.30% – das mag nicht viel erscheinen. Zumal eine Einschränkung gilt: die Ergebnisse der Studie waren ’statistisch nicht signifikant‘.

Aber, so betonen Experten, immerhin gebe es zum ersten Mal überhaupt positive Ergebnisse und Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit.

Prof. Salim Abdool Karim, Leiter der Studie, betonte, auch wenn bisher keine Sicherheit bestehe, dass PRO2000 ein wirksames Mikrobizid ist, so sei die Substanz doch ein vielversprechender Kandidat.

Eine weitere Studie (MDP301) mit PRO2000 läuft, Ergebnisse werden zum Jahresende 2009 erwartet.

Wenn Mikrobizide Frauen beim Vaginal-Verkehr schützen können – warum dann nicht auch beim Analverkehr? Und nicht nur Frauen, sondern auch schwule Männer? Diese Frage drängt sich inzwischen auf.

So fordern inzwischen auch Aktivisten sowie Organisationen wie die ‚International Rectal Microbicides Advocates‚ verstärkt eine Erforschung rektaler Mikrobizide.

Eine Studie zur rektalen Anwendung von PRO2000 bei sexuell aktiven schwulen Männern soll noch in diesem Jahr in Großbritannien beginnen (gesponsert vom britischen ‚Microbicide Development Programme‘).

Spät – aber immerhin: Licht am Ende des Tunnels, des Tunnels der Suche nach wirksamen Mikrobiziden. Hoffnung keimt auf, nach vielen Jahren erfolgloser Studien – für Frauen, für die vaginale Anwendung.

Erstaunlich und bezeichnend, dass bisher die Idee einer rektalen Anwendung kaum verfolgt wurde. Dass erst in diesem Jahr die erste Studie startet. Besser als nie – aber: warum so spät?

weitere Informationen:
Abdool Karim S et al.: ‚Safety and effectiveness of vaginal microbicides BufferGel and 0,5% PRO2000/5 Gel for the prevention of HIVB infection in women: results of the HPTN 035 trial ‚, 16. CROI Montreal, abstract 48 LB
AVAC Aids Vaccine Advocacy Coalition 09.02.2009: update PRO2000
Global Campaign for Microbicides. „Rektale Mikrobizide: wer braucht sie?“ (doc)
World Health Organisation: Microbicides
poz&proud 28.03.2009: Even Rechtzetten
Chicago Free Press 26.03.2009: Microbicide advocates stress options
The Philadelphia Inquirer 23.03.2009: How HIV prevention has defied science
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‚Der Schwanz als Diktator‘ – oder: Männer sind gefährlich (akt.)

Die Münchner Aids-Hilfe hat eine neue Kampagne gestartet, „Der Schwanz als Diktator“ – eine Kampagne, die kontroverse Reaktionen hervorruft.

Eines der Motive der Kampagne:

"Der Schwanz als Diktator" - neue Kampagne der Münchner Aids-Hilfe
"Der Schwanz als Diktator" - neue Kampagne der Münchner Aids-Hilfe (c) Münchner Aids-Hilfe

Die Münchner Aidshilfe schreibt zu ihrer neuen Kampagne:

„Natürlich ist es ein ganz übles Klischee!
Aber sicher auch eines, bei dem sich viele Schwule schon mal gefragt haben, ob es nicht doch ein Körnchen Wahrheit beinhaltet: Männer werden von ihrem Schwanz gesteuert! Also sind wir mal davon ausgegangen, dass es so ist: Dass ein kleiner Diktator zwischen unseren Schenkeln sagt, wo es lang geht. Und dass dies zu Problemen führen kann, kann man sich ja denken…“

Die Kampagne entstand aus einer Werbeagentur heraus: „Die Idee und die wunderbare Umsetzung ist uns von der Werbeagentur .start! zur Verfügung gestellt worden.“

„Der Schwanz als Diktator“ – eine Kampagne der Münchner Aidshilfe. Dazu ein Gastbeitrag von Martin Klatt:

Auch im Jahr 2009 ist in AIDS-Hilfe noch etwas drin, was man dort nicht auf den ersten Blick vermutet und es gibt viele Botschaften, die mir in den letzten Tagen begegneten. Im Folgendem handelt sich um Gedanken, die von mir interpretiert wurden und nichts mit der Kampagne zu tun haben müssen aber von ihr inspiriert sind:

· Männer sind gefährlich.

· (Männliche) Sexualität ist unberechenbar, gemeingefährlich und unterdrückend.

· Der Schwanz macht viele Probleme und ist ein Fremdkörper, mit dem „Ich“ nichts zu tun habe.

· Die Autonomie des einzelnen kann in Frage gestellt werden (auch wenn man es nicht will…)

· HIV-positive sind dafür verantwortlich, die Infektion nicht weiterzutragen.

· Sexualität ist gefährlich und muss zumindest aus seuchenmedizinischer Sicht kontrolliert werden (Herr Gauweiler und Co hatten doch nicht so unrecht…).

· Ist das (Begleitscheiben) von der oder für die katholischen Kirche?

· Ist das für die Kampf-Fraktion der Frauen in der Emanzipationsbewegung geschrieben?

· Warum ist Herr Gauweiler eigentlich nicht der abgebildete Diktator?

· Hat das irgendwas mit Schwulen zu tun? Waren vielleicht Diktatoren der angedeuteten Staaten MSM?

· Gibt es das auch mit Hitler?

· Der HIV-Schnelltest hilft (gegen oder für … ja was eigentlich ?- Diktatoren, die zwischen den Schenkeln schaukeln?)

· Alle MSM in diesem Lande, die ihr euch von AIDS-Hilfe nicht angesprochen fühlt – habt ihr es gut….es wird weiterhin dafür gesorgt, dass ihr gute Gründe habt, es dabei bewenden zu lassen.

· Was hat das mit Schnelltest zu tun? Auch in Diktaturen wird schon mal schnell geschossen.

· Eine Kampagne kommt gut ohne sinnvolle Botschaft aus.

· AIDS-Hilfe ist neben den Hochglanz-Leitbildern und wirklich gut klingenden Ansätzen auch noch etwas ganz anderes…
(es lohnt sich immer, hinter die Fassaden zu schauen…in diesem Fall bekommt man Inneres sogar frei Haus)

· Man muss auch Männer, die ihrem Schwanz ausgeliefert sind, dort abholen wo sie stehen.

· Diktaturen sind gut für eine leichte und witzige Werbekampagne.

· Braun als (Grund-)Farbe des Motivs muss nicht politisch gewertet werden und braucht nicht mit einer irgendwie gearteten Geschichte in Verbindung gebracht werden (außerdem gibt es dass ja auch in grau).

· Menschen, die aus politischen Gründen oder wegen ihrer homoerotischen Neigungen in Diktaturen verfolgt werden und wurden sind keine Gruppe, auf die Rücksicht genommen werden muss.

· Die Würde des Menschen ist unantastbar (sozusagen per Definition) und Angriffe dagegen muss eine Demokratie aushalten bzw. sind dann per Definition gar nicht möglich und beruhen logischerweise auf der Überempfindlichkeit derer, die sich als Opfer wähnen.

· Leitbilder in ihrer Tiefe zu verstehen und zu leben ist nachrangig, wenn es darum geht sich Gehör verschaffen zu wollen.

· Authentizität gegenüber eigenen Leitbildern ist nachrangig, wenn die Werbeindustrie mal wieder einen Coup gelandet hat.

· Man kann der Werbeindustrie nicht sagen: „Das geht gar nicht, das nehmen wir nicht“ – leichter ist es, die eigenen Werte zu verraten.

· Die Würde des Menschen ist ein Kostenfaktor und disponierbar.

· Man muss sich nicht dem Vorwurf aussetzen, feige zu sein (wenn man sich nicht mit der Werbeagentur anlegt), schließlich hat man ja eine mutige Kampagne gestartet.

· Der Zweck, ach nein – pardon, Geld heiligt die Mittel.

· Wandel in Geschichte kann in abgedroschenen Klischees durchaus ignoriert werden.

· In einer Diskussion (rund um den Test) erworbenes Renomee bürgt nicht für Qualität einer Einrichtung (man lasse sich nicht von schönen Worten blenden).

· „Der Farbige an sich schnackselt halt gerne“ wie man spätestens seit Frau von Thurn und Taxis weiß.

· Die einzelne AIDS-Hilfe ist grenzenlos autonom.

· Die einzelne AIDS-Hilfe muss es nicht kümmern, wenn sie verbandsschädigende Botschaften/Kampagnen verbreitet.

· AIDS-Hilfen (d.h. die Menschen darin) sind es selber schuld, wenn sie sich mit den Botschaften/Kampagnen anderer AIDS-Hilfen identifizieren (wollen).

· Der Karikaturen-Streit ist adaptierbar.

· Kampagnen in AIDS-Hilfe sind auf den ersten Blick gerne ohne klare Botschaften und sind bevorzugt für Menschen zugänglich, die sich (zeitlich und inhaltlich) intensiv und intellektuell mit Medien auseinandersetzen (können) und gerne zwei bis x mal um die Ecke denken.

· Mit genügend Ausdauer werden wir die verstandesgesteuerte, misstrauenbesetzte Sexualität schon noch hinbekommen.

· Vertraue keinem, auch dir selbst nicht – du kannst nie wissen, was du tust.

· Vermeide Leben, du könntest von ihm diktiert werden und schlimmer, es könnte dir schaden.

· Die Michael-Stich-Stiftung ist doch in guter Gesellschaft…

· Kann ein großer Diktator auch ein kleines Problem sein? – und wie ist das mit der Demokratie?… …ist mein Schwanz stimmberechtigt?

…ich schweife nun endgültig ab…ich liebe diese Kampagne…

also zurück zur Kampagne, die zwei Preise verdient:

Den „Schimmligen Schwanz 2009“ in Gold für die beste „Schlechteste Kampagne einer AIDS-Hilfe“.

Die „Goldene Irgendwas 2009“ die nicht mit Lob spart, wie toll diese mutige Kampagne doch zu einer offenen Diskussion anregt und somit dem Thema Aufmerksamkeit beschert und sich die Macher nicht scheuten, dazu in leichter und witziger Art kontrovers erlebte Motive aufzugreifen.

Gastbeitrag von Martin Klatt (nicht als Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Gießen e.V., nicht als Vorstand der AIDS-Hilfe Hessen e.V.)

queer.de 27.02.2009: ‚Münchner Aids-Hilfe schwanzfixiert
TheGayDissenter 27.02.2009: ‚Das Diktatorentreffen zu München‘

Nachtrag 07.03.2009: Die Münchner Aids-Hilfe hat inzwischen in ihrem Forum eine Diskussions-Seite zur Kampagne „Der Schwanz als Diktator“ eingerichtet

Gauweiler oder Süßmuth? „Es hätte auch ganz anders kommen können …“ – die Entscheidung über die deutsche Aids-Politik (Video)

„Am Anfang war das nicht entschieden!“ Es hätte auch so kommen können, dass Peter Gauweiler die Linie der deutschen Aids-Politik bestimmt, betont Ute Canaris (BzgA-Cheffin bis 1985).

Heute, im Nachhinein betrachtet, mit dem Blickwinkel einer im wesentlichen erfolgreichen Aids-Politik der letzten 20Jahre, erscheint es beinahe selbstverständlich, dass von HIV hauptsächlich betroffene Gruppen in Information und Prävention einbezogen werden, dass der Staat nicht auf Repression und Verfolgung setzt, sondern auf Information und Aufklärung.

Doch es hätte auch ganz anders kommen könne, wie Dr. Ute Canaris, bis 1985 Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), während des Seminars „25 Jahre Deutsche Aids-Hilfe“ am 13.12.2008 im Waldschlößchen berichtet.

Über die Auseinandersetzung zwischen new public health und der ‚Gauweiler-Linie‘ erzählt Canaris:

„Viele Menschen hatten damals Angst, und sie hatten zu Recht Angst. Am Anfang war das nicht entschieden. Es stand eine Zeit lang spitz auf Knopf.“

[flashvideo file=“wp-content/uploads/Videos/Canaris2008121301.flv“ /]

(Video, 1:01 Min, ca. 4,5 MB, leider schlechter Ton)

Prof. Rolf Rosenbrock ergänzt, wie hilfreich und notwendig es war, gerade die homophoben Positionen (sei es nun Peter Gauweiler oder Norbert Geis) nicht nur (schwer angreifbar) implizit, sondern endlich auch explizit geäußert, im politischen Entscheidungsprozeß verwendbar zu haben, um ein breites Bündnis zu errreichen:

[flashvideo file=“wp-content/uploads/Videos/Rosenbrock20081121301.flv“ /]

( Video, 1:33 Min, ca. 5,8 MB, leider schlechter Ton)