Das Robert Koch-Institut hat einen neuen Vizepräsidenten

Das Robert Koch-Institut hat seit 1. April 2011 einen neuen Vizepräsidenten, Privatdozent Dr. Lars Schaade. Damit ist die Führungsspitze des Instituts wieder komplett, nachdem im August 2010 der bisherige Vizepräsident Prof. Dr. Reinhard Burger zum Präsidenten berufen wurde und kürzlich die vakante Leitung der Abteilung Infektionskrankheiten neu bestimmt wurde, die Burger zuvor ebenfalls innegehabt hatte. Neuer Abteilungsleiter ist Prof. Dr. Martin Mielke, zuvor Leiter des Fachgebiets für Angewandte Infektions- und Krankenhaushygiene, das er noch kommissarisch führt. „Zu den anstehenden Herausforderungen für das RKI gehört insbesondere die weitere Umsetzung des Programms RKI 2010, mit dem das RKI zu einem Institut für die Gesundheit der Bevölkerung (Public Health) ausgebaut wird, und die Umsetzung der Großen Baumaßnahme und Neuetablierung der Labors in der Seestraße in Berlin-Wedding“ sagt Reinhard Burger.

Schaade ist Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie und für das Fach Medizinische Mikrobiologie und Virologie habilitiert. Von 2002 bis Anfang 2010 war Schaade im Bundesministerium für Gesundheit mit dem Infektionsschutz befasst, seit Oktober 2007 als Referatsleiter. Im Februar 2010 wechselte er als Leiter des Zentrums für Biologische Sicherheit zum Robert Koch-Institut.

Das Zentrum für Biologische Sicherheit, das Schaade weiter leitet, hat die Aufgabe, biologische Gefahrenlagen bzw. Ausbrüche durch hochpathogene und bioterroristisch relevante Krankheitserreger und Toxine zu erkennen. Dort werden die gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung beurteilt und Konzepte zu ihrer Verhinderung bzw. Bekämpfung entwickelt. Dazu gehört es auch, Entscheidungsträger und Fachkreise im Ereignisfall zu informieren und zu beraten und bei den notwendigen Maßnahmen zu unterstützen. „Ich freue mich darauf, meine Erfahrungen in Medizin, Wissenschaft und ministerieller Tätigkeit in die weitere Entwicklung des RKI einzubringen“, unterstreicht Schaade. Er ist zunächst mit der Wahrnehmung der Funktion des Vizepräsidenten beauftragt, eine Ernennung ist beamtenrechtlich erst nach sechs Monaten möglich.

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Seine Aufgaben liegen in der Vorbeugung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten und der Analyse langfristiger gesundheitlicher Trends in der Bevölkerung. Mit dem Projekt „RKI 2010“ wird das Robert Koch-Institut seit dem Jahr 2008 schrittweise und nachhaltig gestärkt und zu einem Institut für die Gesundheit der Bevölkerung (Public Health) ausgebaut.

Neue Herausforderungen zur Gesunderhaltung der Bevölkerung gibt es auf einer ganzen Reihe von Gebieten. Die zunehmende Zahl alter Menschen zum Beispiel verschiebt das Krankheitsspektrum. Das betrifft unter anderem Demenzerkrankungen, Depressionen und Krebs. Veränderungen des Lebensstils führen zu einer wachsenden Zahl übergewichtiger Menschen, die ein höheres Risiko für Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes haben. Globalisierung und Klimawandel können die Verbreitung neuer Krankheitserreger fördern. Auch die Gefahr bioterroristischer Anschläge ist seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts ein wichtiges Thema im Infektionsschutz. Diese Herausforderungen erfordern eine stärkere internationale Vernetzung, zum Beispiel mit der Weltgesundheitsorganisation und dem 2005 gegründeten Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC).

(Pressemitteilung des RKI)

HIV/AIDS RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte

Das Robert-Koch-Institut hat den „HIV/AIDS RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte“ aktualisiert. Die neue Fassung vom März 2011 ersetzt das Merkblatt für Ärzte zur HIV-Infektion aus dem Jahr 2000 und die Ratgeber-Version aus dem Jahr 2006.

Die aktualisierte Fassung äußert sich auch zur Reduzierung des Risikos der HIV-Übertragung aufgrund erfolgreicher antiretroviraler Therapie:

„Durch eine erfolgreiche antiretrovirale Therapie, die die Viruslast im Plasma unter die Nachweisgrenze der verfügbaren Testverfahren (derzeit ca. 20 Viruskopien/ml) reduziert, wird daher auch die Ansteckungsfähigkeit deutlich reduziert.

Auf der Grundlage – unkontrollierter – Beobachtungsstudien wird das Risiko einer HIV-Übertragung auf sexuellem Wege in einer serodifferenten Partnerschaft bei effektiv behandelter HIV-Infektion (Viruslast seit mindestens 6 Monaten unterhalb der Nachweisgrenze) und in Abwesenheit weiterer sexuell übertragbarer Infektionen als vergleichbar gering wie bei Kondomverwendung ohne antiretrovirale Therapie eingeschätzt.“

weitere Informationen:
RKI: HIV/AIDS RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte
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Syphilis in Deutschland 2009

Erstmals seit 2003 wurden im Jahr 2009 wieder weniger als 3.000 Syphilis-Neudiagnosen mitgeteilt, so das Robert-Koch-Institut – und schlägt regelmäßige Screening-Untersuchungen und Information aller Sexpartner vor.

Bei 2.716 Menschen in Deutschland wurde im Jahr 2009 eine Syphilis diagnostiziert.  In der aktuellen Ausgabe Nr. 49 / 2010 berichtet das Robert-Koch-Institut über die Situation zur sexuell übertragbaren Infektion Syphilis (Lues) im Jahr 2009.

Seit 2001 (Einführung des Infektionsschutz-Gesetzes (IfSG) war die Zahl der jährlichen Syphilis-Neudiagnosen von 1.6978 auf 3.352 im Jahr 2004 gestiegen. Seitdem lag die Zahl pro Jahr zwischen 3.000 und 3.500 Neudiagnosen. Im Jahr 2009 sank sie nun erstmals wieder unter 3.000 – auf 2.716 Fälle, davon 164 Frauen.

Abrupte Steigerungen der Zahlen („Syphilis-Ausbrüche“) gab es 2009 in Sachsen (Januar 2009), Schleswig-Holstein, Köln (März 2009), Köln (April 2009), Nordrhein-Westfalen, Köln, Freiburg (Juli 2009), Darmstadt (August 2009), Niedersachsen, Weser/Ems, Mittelfranken (September 2009), Baden-Württemberg (Oktober und November 2009) sowie in den Regierungsbezirken Stuttgart und in der Region Braunschweig (November 2009), alle ausschließlich bei Männern.

Insgesamt lag die Syphilis-Inzidenz 2009 in den Stadtstaaten Berlin (11,9 pro 100.000 Einwohner) und Hamburg (9,4) am höchsten.

Für 73% der Fälle lagen dem RKI Meldungen zum Infektionsrisiko vor. Diesen Daten zufolge erfolgten 83% der Syphilis-Infektionen vermutlich durch sexuelle Kontakte zwischen Männern.

Insgesamt hat die Zahl der Syphilis-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), im Jahr 2009 abgenommen. Dieser Trend setzte sich auch im ersten Halbjahr 2010 fort.

Um die Zahl der Syphilis-Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), dauerhaft und stabil zu senken, schlägt das RKI regelmäßige Screening-Untersuchungen vor. Besonders wichtig seine Screenings bei Männern mit hohen Partnerzahlen (als hoch bezeichnet das RKI über 10 Sexpartner pro Jahr), mit 4 bis 6 Screening-Untersuchungen pro Jahr. Ideal, so das RKI, wäre bei Syphilis-Diagnose die „möglichst vollständigen Benachrichtigung von potenziell exponierten Partnern“.

Das RKI schlägt auch Wege vor, wie dies erreichbar sein könnte:

„Bei HIV-positiven Patienten unter antiretroviraler Therapie (ART) könnte das Syphilis-Screening ohne großen Zusatzaufwand in die ohnehin vierteljährlich empfohlenen Verlaufsuntersuchungen integriert werden. Für HIV-negative Männer mit hohen Partnerzahlen müssten dagegen, vor allem in Großstädten, niedrigschwellige Untersuchungsangebote geschaffen bzw. ausgebaut werden.“

Ein Großteil der HIV-positiven MSM wird, so das RKI auf Basis erster EMIS-Auswertungen, auch jetzt schon mindestens einmal jährlich  auf Syphilis untersucht (70% im Bundesdurchschnitt, 80% in Großstädten).

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Dass die Zahl der Syphlis-Neudiagnosen 2009 gesunken ist, und dass dieser Trend sich auch im ersten Halbjahr 2010 fortsetzt, ist eine gute Nachricht.

Alle schwulen Männer, insbesondere auch HIV-Positive, die ein aktives Sexleben haben, sind gut beraten, sich regelmäßig auf Syphilis untersuchen zu lassen. Ein einfacher Bluttest, der schnell Klarheit bringt. Und der im Fall des Falles verhindern hilft, unwissentlich Sexpartner mit dieser sexuell übertragbaren Infektion anzustecken. Eine einfache Frage beim nächsten Arztgespräch kann Sicherheit bringen – untersucht er regelmäßig auf Syphilis?

Die Untersuchung sollte allerdings immer auf freiwilliger Basis sein. Und erst recht freiwillig sollte sein, seine Sex-Partner zu informieren. Wenn das RKI von „möglichst vollständigen Benachrichtigung von potenziell exponierten Partnern” spricht, riecht das auffällig nach ‚contact tracing‘, einer epidemiologischen Methode des ‚old public health‘.

Erfahrungen im Umgang mit der HIV-Infektion haben gezeigt, wie sinnvoll (und erfolgreich) es ist, statt auf Zwänge auf Information, Aufklärung und Freiwilligkeit zu setzen. Ein Weg, der auch bei sexuell übertragbaren Infektionen weiterhin gegangen werden sollte. Zwänge, seine Sexpartner zu informieren, führen im schlimmsten Fall zu einer Verschlechterung der Situation. Falls Menschen, die Angst um ihre Privatsphäre haben, aufgrund der Informationspflicht ärztliche Untersuchungen meiden, könnte eine Pflicht, Sexpartner zu informieren, sich schnell als kontraproduktiv erweisen

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weitere Informationen:
Syphilis in Deutschland im Jahr 2009. In: Epidemiologisches Bulletin Nr. 49 / 2010
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Dritter Fall von Anthrax bei einem i. v. Heroinkonsumenten in Deutschland

Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist in seinem heute erschienenen Epidemiologischen Bulletin auf einen dritten Fall von Milzbrand (Anthrax) bei einem Drogengebraucher hin.

Bereits Mitte Januar 2010 hatte das RKI über einen ersten Fall berichtet: ein HIV-positiver Drogengebraucher in NRW starb an Milzbrand. Im April 2010 wurde dann von einem zweiten Fall von Milzbrand bei einem Drogengebraucher in Deutschland berichtet.

Schon im Januar 2010 hatte das RKI auf den ersten Fall reagiert und eine aktuelle Publikation ‚Milzbrand – Information für Drogenkonsumenten‚ bereit gestellt.

Aktuell berichtet das RKI nun über einen dritten Fall von Milzbrand bei einem Drogengebraucher in Deutschland, in Niederbayern. Er wurde retrospektiv durch die behandelnde Ärztin festgestellt.

Das RKI betont

„Die Herkunft des Heroins ist unklar, allerdings kann eine gemeinsame Quelle mit dem Heroin in Aachen, das wahrscheinlich zu den dortigen Anthraxfällen geführt hat, nicht ausgeschlossen werden.“

„Das Auftreten dieses Falls von Milzbrand bei einem Heroinkonsumenten ist ein weiterer Hinweis darauf, dass kontaminiertes Heroin in Deutschland zumindest bis Februar/ März 2010 im Umlauf war. Da sich in Großbritannien auch im Herbst 2010 noch Fälle bei Heroinkonsumenten ereigneten, könnte auch in Deutschland kontaminiertes Heroin weiterhin im Umlauf sein.“

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weitere Informationen:
RKI: dritter Fall von Anthrax bei einem i. v. Heroinkonsumenten in Deutschland. in: Epidemiologisches Bulletin Nr. 49 / 2010
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11.000 HIV-Positive leben in Berlin

Ungefähr 11.000 Menschen leben derzeit in Berlin mit einer HIV-Infektion. 460 Menschen infizierten sich 2010 neu mit HIV.

Ende November 2010 präsentierte das Robert-Koch-Institut (RKI) Daten zu „Verlauf und zum Stand der HIV-Epidemie in Deutschland bis Ende 2010“. Zeitgleich wurden auch Daten zur Situation in Bundesländern vorgestellt.

Ende 2010 leben nach Schätzungen des RKI etwa 11.000 Menschen mit HIV in Berlin, davon 9.800 Männer, 1.300 Frauen. 8.200 der in Berlin lebenden HIV-Infizierten gehören laut RKI zur Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben (MSM); 1.500 sind iv-Drogengebraucher/innen, etwa 920 haben sich durch heterosexuelle Kontakte mit HIV infiziert, 380 in Berlin lebende HIV-Positive stammen aus sog. Hochprävalenzländern.

Etwa 8.900 Menschen mit HIV erhalten in Berlin antiretrovirale Therapie.

Schätzungsweise 460 Menschen haben sich laut RKI im Jahr 2010 neu mit HIV infiziert (440 Männer, 20 Frauen), unter ihnen ca. 410 Männer, die Sex mit Männern haben. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen durch iv-Drogengebrauch liegt 2010 in Berlin unter 10.

Etwa 150 Personen erkrankten 2010 neu an Aids, darunter ca. 130 Männer. Etwa 60 HIV-Positive starben 2010 in Berlin an den Folgen ihrer HIV-Infektion.

Seit Beginn der Epidemie infizierten sich in Berlin insgesamt etwa 15.000 Menschen mit HIV; ca. 4.500 starben an den Folgen ihrer HIV-Infektion.

Zu den Daten zu in Berlin lebenden HIV-Positiven weist das RKI ausdrücklich auf die Frage des Zuzugs von HIV-Positiven hin, der Auswirkungen auf die Daten hat:

„In der Bundesland-bezogenen Prävalenzschätzung kann es auf Grund Deutschland-interner Wanderungsbewegungen von HIV-Infizierten nach erfolgter HIV-Diagnose zu Inkonsistenzen der Zahlenangaben kommen: Die Zahl der in Berlin lebenden Menschen mit HIV wird auf Grundlage der in Berlin erfolgten HIV-Diagnosen geschätzt. Die Zahl der Infizierten unter antiretroviraler Therapie spiegelt dagegen die Zahl der aktuell in Berlin lebenden Patienten wider. Durch Zuzug von HIV-Infizierten aus anderen Bundesländern dürfte die Zahl der aktuell in Berlin lebenden HIV-Infizierten deutlich höher sein, als die der in Berlin erstdiagnostizierten HIV-Infizierten. Im Vergleich mit allen anderen Bundesländern ist die Diskrepanz zwischen der kumulierten Zahl der HIV-Erstdiagnosen, die aus Berlin gemeldet wurden, und der aktuell in Berlin lebenden HIV-Infizierten wahrscheinlich am stärksten ausgeprägt.“

weitere Informationen:
RKI: HIV/AIDS in Berlin – Eckdaten 2010
zum Vergleich: RKI: HIV/AIDS in Berlin – Eckdaten 2009

Daten zu den Bundesländern:
RKI: HIV/AIDS-Eckdaten in Deutschland und den Bundesländern
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RKI: HIV-Neudiagnosen 2010 weiterhin stabilisiert

Das Robert-Koch-Institut hat neue Daten zum „Verlauf und zum Stand der HIV-Epidemie in Deutschland bis Ende 2010“ veröffentlicht. Die Zahl der HIV-Neudiagnosen habe sich seit 2007 stabilisiert.

Rechtzeitig zum anstehenden Welt-Aids-Tag am 1. Dezember publiziert das Robert-Koch-Institut (RKI) wie schon seit Jahren Daten zum „Verlauf und zum Stand der HIV-Epidemie in Deutschland bis Ende 2010“. Der Bericht befindet sich in der aktuellen Ausgabe des ‚Epidemiologischen Bulletins‘ (Nr. 46/2010).

Bereits 2009 hatte das RKI eine Stabilisierung der Zahl der HIV-Neuinfektionen konstatiert. Auch für 2010 berichtet das RKI nun:

„seit 2007 scheint sich die Gesamtzahl der HIV-Neudiagnosen in Deutschland auf einem Niveau von derzeit ca. 3.000 HIV-Neudiagnosen pro Jahr zu stabilisieren“.

Dem Bericht für 2010 zufolge leben derzeit etwa 70.000 Menschen in Deutschland mit HIV und Aids, davon 57.000 Männer und 13.000 Frauen sowie ca. 200 Kinder. 42.000 von ihnen gehören der Gruppe ‚Männer die Sex mit Männern haben‘ an. 40.000 der in Deutschland mit HIV lebenden Menschen erhalten 2010 eine antiretrovirale Therapie (Therapiequote 75%).

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen für das Jahr 2010 schätzt das RKI auf ca. 3.000 (davon 2.700 Männer, 2.200 ‚Männer die Sex mit Männern haben‘). Etwa 760 Menschen erkranken im Jahr 2010 neu an Aids; ca. 550 Personen sterben an den Folgen der HIV-Infektion.

Seit Beginn der Epidemie infizierten sich laut RKI etwa 91.000 Menschen in Deutschland mit HIV; ca. 29.000 starben an den Folgen der HIV-Infektion.

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Anmerkung:
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen wird vom RKI geschätzt (mehr zur Methodik siehe Artikel im Epidemiologischen Bulletin). Die Zahl der HIV-Neudiagnosen, die üblicherweise im Jahresbericht veröffentlicht wird, basiert auf Meldungen – sie wird gezählt. Zum Unterschied siehe „HIV-Neuinfektionen – Hintergrund-Informationen„.

weitere Informationen:
„Verlauf und zum Stand der HIV-Epidemie in Deutschland bis Ende 2010“
in: Epidemiologisches Bulletin 46/2010
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RKI: Kongressbeiträge zu Therapiewechsel, late presentern und geschlechtsspezifischer Analyse der HIV-Progression unter ART veröffentlicht

Das Robert-Koch-Institut hat auf seinen Internetseiten einige Beiträge von Mitarbeitern zu HIV-bezogenen Themen auf internationalen und nationalen Kongressen neu publiziert.

Langfristig wirksame Zweit-Therapie der HIV-Infektion bei Klassenwechsel nach virologischem Versagen unter Protease-Inhibitoren
BrunnerJ*, Seybold U*, Gunsenheimer-Bartmeyer B., Hamouda O., Bogner J.R. und die ClinSurv-Studiengemeinschaft (*gleichwertiger Beitrag) (2010): Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, Köln, P144.
Schlussfolgerung: „Nach virologischem Versagen eines PI-basierten Erst-Regimes Überlegenheit des Klassenwechsels von PI auf NNRTI gegenüber einem PI-Wechsel bzgl. Ansprechen und Durabilität des Zweit-Regimes“

Late Presentation to HIV Diagnosis and Treatment in Germany
Zoufaly A, van Lunzen J, an der Heiden M, Voss L, Marcus U, Hamouda O and the ClinSurv Study-Group (2010), AIDS 2010, Vienna, THPE0123
Aus den Ergebnissen: „Among 12,248 eligible patients in the national surveillance database newly diagnosed between 2001 and 2008 18,5% had advanced immunodeficiency and /or clinical AIDS at the time of their first positive HIV test. Late presenters to HIV diagnosis were older and had higher viral load. Late presenters to HIV diagnosis were less likely to be MSM or IDU and to come from big cities.“

Klinische Surveillance der HIV-Krankheit (KlinSurv HIV) Instrument der epidemiologischen Überwachung von HIV/AIDS in Deutschland
Kühne A, Kollan C, Claus H, Hamouda O und die ClinSurv-Studiengemeinschaft (2001), Deutscher AIDS-Kongress, Berlin, 45.4, Eur. J. Med. Res. 6 (Suppl. I): 106.

Klinische Surveillance der HIV-Krankheit (ClinSurv-HIV) Instrument der epidemiologischen Überwachung von HIV/AIDS in Deutschland – Aktuelle Daten zum 31.12.2002
Kühne A, Kollan C, Matysiak-Klose D, Hamouda O und die ClinSurv-Studiengemeinschaft (2003), Deutscher und Österreichischer AIDS-Kongress, Hamburg, 179, Eur. J. Med. Res. 8 (Suppl. I): 75.

Klinische Surveillance der HIV-Krankheit (ClinSurv-HIV) in Deutschland
Matysiak-Klose D, Kühne A, Puscher J, Gostomelsky E, Kollan C, Hamouda O und die deutsche ClinSurv-HIV Studiengemeinschaft (2004), DAE-Jahrestagung, Heidelberg

Clinical Surveillance of HIV-Disease (ClinSurv-HIV) in Germany
Matysiak-Klose D, Kühne A, Kollan C, Puscher J, Gostomelsky E, Hamouda O, the German ClinSurv-HIV Study Group and Competence Network HIV/ AIDS (2004), 3rd Nordic Conference in Epidemiology, Kupio

HIV-Progression unter Therapie, eine geschlechtsspezifische Analyse
Gender related effects on clinical outcomes after starting highly active antiretroviral therapy
Matysiak-Klose D, Puscher J, Kühne A, Kollan C, Hamouda O, die ClinSurv HIV Studiengemeinschaft und das Kompetenznetz HIV/AIDS (2005), Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress, Wien, P113, Eur. J. Med. Res. 10 (Suppl. II): 70.
Schlussfolgerung: „Unter Berücksichtigung verschiedener Confounder zeigen die ClinSurv Daten keine Evidenz eines geschlechtsspezifischen Einflusses auf die virologischen oder immunologischen Laborparameter bei Therapiebeginn oder bis zu vier Halbjahren danach sowie auf die Progression zu AIDS. Ob diese Faktoren auch für eine seltenere Gabe einer antiretroviralen Therapie verantwortlich sind, soll weiter untersucht werden.“

Veränderungen innerhalb der am häufigsten verwendeten antiretroviralen Regime in der multizentrischen ClinSurv-Kohorte
Changes within the most currently used regimens of antiretroviral treatment in the German ClinSurv multicentre cohort
Kollan C, Stoll M, Kühne A, Matysiak-Klose D, Puscher J, Hamouda O, die ClinSurv Studiengemeinschaft und das Kompetenznetz HIV/AIDS (2005), Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress, Wien, P113, Eur. J. Med. Res. 10 (Suppl. II): 70.

Webbasierte Erhebung zur HIV-Diagnostik in Deutschland 2009

Das Robert-Koch-Institut berichtet in einem Beitrag im Epidemiologischen Bulletin über die „Webbasierte Erhebung zur HIV-Diagnostik in Deutschland 2009“.

Der Beitrag im Epidemiologischen Bulletin 39/2010 zeigt die Ergebnisse einer Erhebung zu den Testverfahren bei der HIV-Diagnostik. Mit dieser Erhebung sollten die Anzahl der in Deutschland durchgeführten HIV-Such- und Bestätigungsteste und zusätzlich Informationen zur Herkunft der eingesandten Proben sowie zu Entwicklungen in der Testmethodik ermittelt werden.

Das RKI berichtet über die Ergebnisse u.a.:

„Von 288 Laboren (91 %) lagen Angaben zur Gesamtzahl der durchgeführten HIV-Suchteste vor. Insgesamt führten diese Labore im Jahr 2009 knapp 2 Millionen HIV-Suchteste (EIA/ELISA) durch, von denen 0,9 % als reaktiv/positiv gewertet wurden.

Von den 317 in der Analyse berücksichtigten Laboren führten 113 (36 %) Western-/Immunoblots durch. Insgesamt waren dies im Jahr 2009 über 20.000 serologische Bestä ti gungsteste, davon 36 % mit einem positiven Ergebnis.

Bezogen auf die Anzahl der untersuchten Proben stammten 51 % aus Arztpraxen, 26,5 % von stationären Krankenhauspatienten, 9 % von ambulanten Krankenhauspatienten, 6,5 % aus Gesundheitsämtern und 7 % aus weiteren Bereichen (z. B. betriebsärztlichen Diensten und Justizvollzugsanstalten).“

Und zur neuen Datenübermittlung:

„Für die Erhebung wurde in diesem Jahr erstmalig eine Webseite für die Datenerfassung entwickelt und zur Verfügung gestellt. Vorausgegangene Erhebungen mit der gleichen Fragestellung wurden bislang mittels Versand von Fragebögen durchgeführt. Der technische Fortschritt erlaubt mittlerweile durch die fast lückenlose Vernetzung der diagnostischen Einrichtungen in Deutschland – auch eine Erhebung auf dem elektronischen Wege über das Internet.“

Die leichte Steigerung der HIV-Suchtests kommentiert das RKI

„Hierbei ist davon auszugehen, dass sowohl die Entwicklung und der Einsatz leistungsfähigerer Testsysteme wie auch die stärkere Inanspruchnahme von HIV-Testung in den letzten Jahren infolge durchgeführter Aufklärungskampagnen für die Bedeutung eines rechtzeitigen Therapiebeginns und moderner Therapiemöglichkeiten
sowie ein breiterer Einsatz der HIV-Teste bei Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen der Schwangerschaft zu dieser Entwicklung beigetragen haben.“

Robert-Koch-Institut: Webbasierte Erhebung zur HIV-Diagnostik in Deutschland 2009
in: Epidemiologisches Bulletin Nr. 39
S. 391-94

ClinSurv – Klinische Surveillance der HIV-Erkrankung

Nicht nur in der HIV/Aids-Kohorte des Kompetenznetz HIV/Aids werden Daten über HIV-Positive gesammelt. Auch das Robert-Koch-Instiut RKI sammelt – in der „Klinischen Surveillance der HIV-Erkrankung“ (ClinSurv).

Das RKI schreibt über ClinSurv

„Um valide Aussagen zur Demographie der in klinischer bzw. ambulanter Betreuung befindlichen HIV-Patienten, ihrer Therapie und den weiteren Verlauf der Erkrankung treffen zu können, wurde 1999 das Projekt „Klinische Surveillance der HIV-Krankheit (ClinSurv HIV) initiiert. Dabei werden in ihrem Umfang begrenzte Daten von allen HIV-Patienten erhoben, die in an dem Projekt teilnehmenden klinischen Zentren behandelt werden.“

Die Datenerhebung ist anders als in der HIV-Kohorte des Kompetenznetzes geregelt (ClinSurv: anonymer Identifikations-Code; HIV-Kohorte des Kompetenznetzes: psyeudonymisierte Daten):

„Die Daten werden in einer verbindlich vorgegebenen einheitlichen Struktur lokal erhoben. … Die teilnehmenden Zentren senden halbjährlich die anonymisierten Daten an das RKI.“

Anders als im Kompetenznetz HIV ist rechtlich aufgrund einer Ausnahmegenehmigung keine Einverständniserklärung (informed consent) der betroffenen Patienten der teilnehmenden Zentren erforderlich, „da die Daten anonymisiert sind und nur ein kleiner, klar umrissener Datensatz erfasst wird“.

Die ClinSurv-Kohorte umfasst die Daten von weit über 10.000 HIV-Positiven (30.6.2004: 10.681 Patienten; 31.12.2008: 14.382 Patienten). Teilnehmende Institutionen bei ClinSurv sind insbesondere die großen HIV-Behandlungszentren an Universitätskliniken in Deutschland.

weitere Informationen:
RKI: Klinische Surveillance der HIV-Erkrankung (ClinSurv)
DAH aktuell 13.08.2009: HIV-Kohorte vor dem Aus?
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Prof. Dr. Reinhard Burger ist neuer Präsident des Robert Koch-Instituts

Neuer Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) ist Herr Prof. Dr. Reinhard Burger. Er wurde vom Bundespräsidenten Christian Wulff auf Vorschlag des Bundeskabinetts ernannt. In einer Feierstunde hat der Bundesminister für Gesundheit, Dr. Philipp Rösler, ihn heute in sein Amt eingeführt.

„Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, mit Herrn Prof. Dr. Reinhard Burger einen hochqualifizierten Wissenschaftler und eine gleichermaßen erfahrene Führungskraft als Präsidenten für das Robert Koch-Institut zu gewinnen. Er ist der Richtige, das Renommee und die Expertise des Instituts auszuweiten und die Neuausrichtung zu einem Public-Health-Institut für Deutschland weiter voranzutreiben“, erklärte Gesundheitsminister Dr. Philipp Rösler.

Der neue Präsident des RKI kennt das Institut bereits seit vielen Jahren und hat maßgeblich zu seiner weltweiten Reputation beigetragen. Der gelernte Mikrobiologe übernahm als Professor der Immunologie nach diversen Forschungsaufenthalten in den USA und China 1987 zunächst die Leitung der Abteilung Immunologie. Seit 1998 ist Prof. Dr. Reinhard Burger Leiter der großen Abteilung Infektionskrankheiten des Instituts, zu der die Laborbereiche Virologie, Bakteriologie, Krankenhaushygiene und Parasitologie / Mykologie gehören. Im Januar 1999 übernahm er zudem die Funktion des stellvertretenden Institutsleiters und wurde im April 2001 zum Vizepräsidenten des Robert Koch-Instituts ernannt.

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Sicherheit von Bluttransfusionen und Blutprodukten. Diese wichtige Thematik berührt nicht nur wissenschaftliche Fragen, wie neuartige Infektionserreger und hochsensitive Testverfahren, sondern auch die ausreichende Versorgung der Bevölkerung und ethische Fragen. Seine Arbeit zur Infektionssicherheit von Bluttransfusionen hat mit dazu beigetragen, dass in Deutschland ein sehr hoher Sicherheitsstandard in der Transfusionsmedizin erreicht wurde.

Prof. Dr. Reinhard Burger vereint in seiner Person sowohl wissenschaftliche als auch gesundheitspolitische Expertise. Seine wissenschaftlichen Publikationen haben weltweite Beachtung gefunden. Er ist international bekannt und vernetzt durch die Vertretung Deutschlands in vielen internationalen Gremien sowie durch die Mitgliedschaft in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften (z.B. American Association of Blood Banks, American Association of Immunologists).

(Pressemitteilung des BMG)

Impfempfehlungen aktualisiert (akt.)

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, STIKO, hat ihre Impfempfehlungen aktualisiert und im Epidemiologischen Bulletin 30/2010 veröffentlicht.

Die aktualisierten Empfehlungen enthalten auch Hinweise zu Impfungen bei HIV-Infektion (z.B. Hepatitis B, Influenza, Pneumokokken). Die aktualisierten Empfehlungen sind auch im Internet abrufbar (Epidemiologisches Bulletin Nr. 30 / 2010).

Die Begründungen der STIKO zu den neuen oder veränderten Empfehlungen und eine Übersicht zu den Neuerungen wurden werden in den kommenden Wochen im Epidemiologischen Bulletin Nr. 32 / 2010 veröffentlicht.

weitere Informationen:
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut/Stand: Juli 2010. In: Epidemiologisches Bulletin 30/2010
Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI: Begründungen zu den aktualisierten Empfehlungen vom Juli 2010. In: Epidemiologisches Bulletin 32/2010
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HIV & Aids in Deutschland 2009 – HIV-Neudiagnosen stabil (akt.)

2.856 Menschen haben sich im Jahr 2009 neu mit HIV infiziert. Dies geht aus dem ‚Jahresbericht 2009 zu HIV und Aids in Deutschland‘ hervor, den das Robert-Koch-Institut soeben veröffentlicht hat.

„Keine nennenswerte Veränderung bei der Gesamtzahl der HIV-Neudiagnosen“ meldet das Robert-Koch-Institut. 2.856 Menschen haben sich im Jahr 2009 neu mit HIV infiziert (2008: 2.843); bei 489 Menschen wurde 2009 eine Neu-Erkrankung  an Aids berichtet (mehrere Diagnosejahre) .
Der umfangreiche „Jahresbericht 2009 zu HIV und Aids in Deutschland“ wurde im Epidemiologischen Bulletin Nr. 22 /2010 des Robert-Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht.

„Der Jahresbericht im Epidemiologischen Bulletin 22/2010 beschreibt die Entwicklung und die Situation bei den HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen im Jahr 2009. Tabellarische und grafische Übersichten ergänzen und veranschaulichen die Auswertungen aus den Meldedaten.“

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) stellen unverändert die größte Gruppe unter den HIV-Neudiagnosen. Zur Verteilung auf die unterschiedlichen Gruppen vermeldet das RKI

„Betrachtet man die Entwicklung der HIV-Neudiagnosen in den verschiedenen Betroffenengruppen, so steigt die absolute Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr (2008) geringfügig um 3,3 % an (von 1.575 auf 1.629); die Zahl der Personen mit Angabe eines heterosexuellen Infektionsrisikos (HET) nimmt ebenfalls um 3,2 % zu (von 410 auf 423). Bei Konsumenten intravenös verabreichter Drogen (IVD) ging die Zahl neu diagnostizierter HIV-Infektionen um 20 % zurück (von 125 auf 100), bei Migranten aus Hochprävalenzländern (HPL) um 6,3 % (von 300 auf 281). Die Zahl der HIV-Neudiagnosen, bei denen keine Angabe zum Infektionsrisiko vorliegt (k. A.), bleibt praktisch konstant (417 vs. 412).
Die Absolutzahl der HIV-Neudiagnosen bei Frauen in Deutschland (n = 461) hat sich gegenüber dem Vorjahr (n = 465) nicht verändert, die Zahl der HIVNeudiagnosen bei Männern steigt leicht von 2.348 auf 2.377 an“.

Zur regionalen Entwicklung der HIV-Neudiagnosen sowie der Altersverteilung bei MSM bemerkt das RKI

„Die größten Veränderungen wurden in Hamburg (Anstieg von 91 auf 137), Rheinland-Pfalz (Anstieg von 32 auf 49), Berlin (Rückgang von 338 auf 313) und Mecklenburg-Vorpommern (Rückgang von 19 auf 10) registriert.“

„Berücksichtigt man die rückläufige Größe der jüngeren Alterskohorten, ergibt sich im Jahr 2009 die höchste Zahl an HIV-Neudiagnosen pro 100.000 Männer in der Altersgruppe der 25- bis 29-jährigen MSM, gefolgt von den 30- bis 39-jährigen und dann bereits von den 21- bis 24-jährigen.“

Der Jahresbericht geht auch auf die (gezielt an MSM gerichteten) ‚iwwitTestwochen‚ (September bis November 2009) ein:

„Bundesweit wurden 63 Testangebote in 51 Städten und allen 16 Bundesländern realisiert … Die Testwochen hatten insgesamt knapp 3.000 Teilnehmer, davon ca. 57 % MSM. … Insgesamt 66 bestätigt positive HIV-Tests wurden im Rahmen der Testwochen berichtet. Bezogen auf die Gesamtzahl der 2.535 berichteten durchgeführten HIV-Tests bedeutet dies eine Positivenrate von 2,6 %.“

Das RKI sieht „keine Anhaltspunkte dafür, dass sich im Zeitraum der Testwochen …die Anzahl von gemeldeten HIV-Erstdiagnosen verglichen mit den vorangegangenen Jahren wesentlich verändert hat“.

Das RKI veröffentlicht auch erste Daten der „HIV Inzidenz-Studie“, die Aufschluss darüber liefern soll, wie hoch der Anteil der kürzlich (vergangene fünf Monate) erworbenen HIV-Infektionen unter den HIV-Neudiagnosen ist. Aufgrund der Daten einer ersten Zwischenauswertung (Zeitraum 1.3.2008 bis 28.2.2009; 1.512 Proben von gesicherten Erstdiagnosen, Proben „weitgehend repräsentativ für alle HIV-Neudiagnosen in Deutschland“) stellt das RKI fest

„Der Anteil kürzlich erworbener („rezenter“) HIV-Infektionen betrug bei Probanden aus der Gruppe MSM 36 %, bei i. v. Drogengebrauchern 37 %, bei Menschen mit heterosexuellem Transmissionsrisiko 31 % und 15 % bei Personen, die aus Hochprävalenzregionen stammen.
Erhöhte Anteile rezenter HIV-Infektionen wurden vor allem bei jüngeren Probanden (< 30 Jahre) gemessen (z. B. 54 % rezente Infektionen bei MSM < 30 Jahre in Berlin).“

Die Daten des Jahresberichts (außer Inzidenzstudie) basieren auf Meldungen an das RKI bis zum 01.03.2010.

Update 07.06.2010 22:30 Uhr: Die DAH sieht sich in ihrer Arbeit bestätigt:

„Wir begrüßen, dass sich seit 2007 der in den Jahren davor beobachtete Anstieg der HIV-Neudiagnosen deutlich verlangsamt hat. Die Zahl der Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben, ist im Berichtszeitraum nur geringfügig um 3,3 Prozent angestiegen,“ so Jörg Litwinschuh, Pressesprecher der Deutschen AIDS-Hilfe. „Wir sehen den Erfolg unserer Konzepte der strukturellen Prävention bestätigt – insbesondere unserer zielgruppenspezifische Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU zur Intensivierung der HIV-Prävention und Gesundheitsförderung bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM): www.iwwit.de.“

weitere Informationen:
HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen in Deutschland
Jahresbericht zur Entwicklung im Jahr 2009 aus dem Robert Koch-Institut
in: Epidemiologisches Bulletin 22/2010
aidshilfe.de 07.06.2010: HIV/AIDS-Jahresbericht: keine nennenswerte Veränderung bei HIV-Neudiagnosen

Auf die Grösse kommt es an! – Befragung EMIS gestartet

In einer beispiellosen Studie namens EMIS werden europaweit Schwule über HIV, andere sexuell übertragbare Infektionen und ihr Safer-Sex-Verhalten befragt.

Am 4. Juni startet europaweit die größte Befragung schwuler Männer, die es je gegeben hat. In 31 Ländern werden Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), aufgerufen, online einen Fragebogen zu ihrem Umgang mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen auszufüllen.

EMIS

Das Projekt trägt den Titel EMIS (European MSM Internet Survey on knowledge, attitudes and behaviour as to HIV and STIs) und wird in Deutschland mit dem Slogan “Auf die Größe kommt es an!” beworben (Übertragung des englischen Mottos „Be part of something huge“).

Getragen wird EMIS von zahlreichen Forschern und Organisationen. In Deutschland sind das Robert-Koch-Institut (RKI), die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), in persona Michael Bochow, sowie die Deutsche AIDS-Hilfe beteiligt. EMIS führt die bisherigen „Bochow-Studien“ zum Safer-Sex-Verhalten fort.

Ziel der Befragung ist es, möglichst viel über das Verhalten, das Wissen und die Bedürfnisse der Zielgruppe in Bezug auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen zu erfahren. EMIS soll zeigen, welche Präventionsmaßnahmen in den jeweiligen Ländern notwendig sind und welche Untergruppen bei den MSM besondere Ansprache durch die Prävention benötigen.

Zugleich soll die Untersuchung die Bedürfnisse und Rechte homosexueller Männer öffentlich sichtbar machen und einfordern. „Mit einer massenhaften Teilnahme können Schwule, Bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben, den Anspruch anmelden, mit ihren gesundheitlichen Bedürfnissen von der Politik ernst genommen zu werden!“, sagt Dr. Dirk Sander, MSM-Referent der Deutschen AIDSHilfe.

„Mit den Ergebnissen einer solchen Befragung wird sich Politik machen lassen – auch und gerade in besonders homophoben Ländern, zum Beispiel in Osteuropa. Wir bauen darum auf möglichst viel Unterstützung in der Community und den schwulen Medien.“

Auch auf den EMIS-Seiten des Robert-Koch-Instituts wird der Zusammenhang zwischen Prävention und Politik betont: „Die Möglichkeiten zu präventivem Verhalten und Gesundheitsvorsorge unter schwulen und bisexuellen Männern – zum Beispiel Zugang zu angemessenem Wissen und Informationen, Zugang zu Testangeboten und HIV-Behandlung – sind stark abhängig von ihren allgemeinen Lebensbedingungen, dem Grad der Stigmatisierung von Homosexualität und der HIV-Infektion.“

Die EMIS-Befragung wird bis zum 31. August laufen.

(Pressemitteilung der DAH)

Du willst teilnehmen? Zur EMIS-Studie geht’s hier!

EMIS

Situationsbericht Hepatitis in Deutschland

Das Robert-Koch-Institut RKI hat am heutigen Welt-Hepatitis-Tag vorab die Ausgabe 20 des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht, mit einem umfangreichen Bericht „Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten in Deutschland – Virushepatitis B, C und D im Jahr 2009″.

Der 11seitige Bericht geht neben einer Übersicht über die weltweite Situation insbesondere auf Fallmeldungen und regionale Verteilung, Übertragung, Prävention und Therapie ein, jeweils für Hepatitis B und Hepatitis C.

weitere Informationen:
„Virushepatitis B, C und D: Situationsbericht Deutschland 2009“
in: RKI (Hg.): Epidemiologisches Bulletin 20/2010
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„Auf die Grösse kommt es an“ – europaweite Studie über Schwule und HIV

Ab Juni werden in einer beispiellosen Studie europaweit Schwule über HIV, andere sexuell übertragbare Infektionen und ihr Safer-Sex-Verhalten befragt.

Im Juni startet europaweit die größte Befragung schwuler Männer, die es je gegeben hat. In mindestens 31 Ländern werden Männer, die Sex mit Männern haben, aufgerufen, online einen Fragebogen zu ihrem Umgang mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen auszufüllen. Die Befragung wird in Online- und Offline-Medien (Print, Postkarten etc.) für schwule Männer bekannt gemacht. Der Fragebogen wird in 25 Sprachen zur Verfügung stehen.

Das gigantische Projekt trägt den Titel EMIS (European MSM Internet Survey on knowledge, attitudes and behaviour as to HIV and STIs) und verdankt sich der Zusammenarbeit von zahlreichen Forschern und Organisationen. In Deutschland sind das Robert-Koch-Institut (RKI), das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), in persona Michael Bochow, sowie die Deutsche AIDS-Hilfe beteiligt. Die Befragung führt die bisherigen „Bochow-Studien“ zum Safer-Sex-Verhalten fort, die es in der bisherigen Form nicht mehr geben wird.

Ziel der Befragung ist es, möglichst viel über das Verhalten, das Wissen und die Bedürfnisse der Zielgruppe in Bezug auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen zu erfahren. EMIS soll zeigen, welche Präventionsmaßnahmen in den jeweiligen Ländern notwendig sind und welche Untergruppen bei den MSM besondere Ansprache durch die Prävention benötigen.

Zugleich soll die Untersuchung die Bedürfnisse und Rechte homosexueller Männer öffentlich sichtbar machen und einfordern. „Mit einer massenhaften Teilnahme können Schwule, Bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben, den Anspruch anmelden, mit ihren gesundheitlichen Bedürfnissen von der Politik ernst genommen zu werden!“, sagt Dr. Dirk Sander, MSM-Referent der Deutschen AIDS- Hilfe. „Mit den Ergebnissen einer solchen Befragung wird sich Politik machen lassen – auch und gerade in besonders homophoben Ländern, zum Beispiel in Osteuropa. Wir bauen darum auf möglichst viel Unterstützung in der Community und den schwulen Medien.“

Auch auf den EMIS-Seiten des Robert-Koch-Instituts wird der Zusammenhang zwischen Prävention und Politik betont: „Die Möglichkeiten zu präventivem Verhalten und Gesundheitsvorsorge unter schwulen und bisexuellen Männern – zum Beispiel Zugang zu angemessenem Wissen und Informationen, Zugang zu Testangeboten und HIV-Behandlung – sind stark abhängig von ihren allgemeinen Lebensbedingungen, dem Grad der Stigmatisierung von Homosexualität und der HIV-Infektion.“

Die EMIS-Befragung wird drei Monate laufen. Erste Ergebnisse der Studie sollen bereits in diesem Sommer veröffentlicht werden.

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Hilfe)

siehe auch „EMIS – europaweite Befragung von Männern, die Sex mit Männern haben

100. Todestag von Robert Koch

Am 27. Mai jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Robert Koch.

Robert Koch, Begründer der modernen Infektiologie, wurde am 11. Dezember 1843 in Clausthal geboren. Er starb am 27. Mai 1910 in Baden-Baden.

Robert Koch
Robert Koch

1876 konnte Robert Koch bei Versuchen mit der gefürchteten Tierseuche Milzbrand erstmals nachweisen, dass Seuchen durch Erreger verursacht werden – und nicht wie zuvor vermutet durch in der Luft herumfliegende Giftstoffe.

Am 24. März 1882 publizierte er erstmals die Entdeckung des Lungentuberkulose-Erregers in seinem Vortrag „Aetiologie der Tuberkulose“. 1890 stellte er auf einem Kongress in Berlin erstmals einen aus Tuberkulose-Erregern gewonnenen Impfstoff (‚Tuberkulin‘) gegen Tuberkulose vor (der jedoch später die Erwartungen nicht erfüllte, sich aber in der Diagnostik bewährte).

Robert Koch: Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten
Robert Koch: Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten, Leipzig 1878

Zuvor hatte Koch bereits 1876 seine Entdeckung des Milzbrand-Erregers veröffentlicht.

Koch erhielt 1905 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (verkürzt oft als Medzin-Nobelpreis bezeichnet) „für seine Untersuchungen und Entdeckungen auf dem Gebiet der Tuberkulose“.

Robert Koch starb am 27. 1910 Mai in Baden-Baden, wo er sich zur Behandlung einer Angina pectoris in einem Sanatorium aufhielt. Seine Urne wird im Westflügel des Robert-Koch-Instituts für Infektionskrankheiten beigesetzt.

Nach Robert Koch benannt ist das Robert-Koch-Institut, die „zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention“.

Das Robert-Koch-Institut ehrt den Namensgeber ab dem 27. Mai mit einer Festwoche, deren Höhepunkt die Eröffnung der Ausstellung „MenschMikrobe“ am 2. Juni in Berlin ist.