sexuelle Übertragbarkeit von Hepatitis C

Hepatitis C ist sexuell übertragbar. In deutschen Großstädten mehren sich die Erkrankungszahlen, insbesondere bei HIV-infizierten schwulen Männern. Neue Forschungsergebnisse geben Hinweise, auf welche Weise Hepatitis C sexuell übertragen wird.

Noch vor wenigen Jahren sprach man von Non-A-Non-B- Hepatitis. Inzwischen ist längst klar, dass es neben Hepatitis-A und Hepatitis-B mehrere weitere Typen von Hepatitis gibt. Die wohl bedeutendste von ihnen ist die Hepatitis C.

Jahrelang galt, dass Hepatitis C (bzw. genauer das diese Erkrankung auslösende Virus HCV) durch Blutkontakt (z.B. bei iv-Drogenkonsum mit gemeinsamer Spritzenbenutzung) übertragen wird. Doch inzwischen wird immer deutlicher, dass HCV auch sexuell übertragbar ist.

Die Zahl der Erkrankungen an Hepatitis C hat in den letzten Jahren zugenommen. Einige Gesundheits- Experten sprechen inzwischen von einer ‚Epidemie sexuell übertragener Hepatitis C‘.
Am häufigsten betroffen: HIV-positive schwule Männer. Schwerpunkte der Hepatitis-C-Erkrankungen sind europäische Großstädte (u.a. Amsterdam, London, Paris, Berlin und einige weitere deutsche Großstädte).


Zwar gibt es auch eine geringe Zahl HIV-negativer schwuler Männer, bei denen Hepatitis C diagnostiziert wird. Eine kleine Gruppe von neun HIV-negativen schwulen Männern mit Hepatitis C wurde in Brighton beobachtet, acht von ihnen wurden kurz nach ihrer Hepatitis-C-Diagnose auch HIV-positiv.

Einige Hepatitis-C-infizierte Männer berichten, die gesellschaftlichen Folgen seien gravierend. Während gerade in Großstädten HIV zunehmend weniger stigmatisierend sei, sei es schwer, offen mit Hepatitis C zu leben, erst recht, Sexualpartner zu finden. Hepatitis C sei dabei, anstelle von HIV ein neues Stigma zu werden.

Die sexuelle Übertragbarkeit der Hepatitis C ist unter Experten inzwischen nahezu unumstritten. In verschiedenen Untersuchungen wurden als Risikofaktoren, sich mit Hepatitis C zu infizieren, ungeschützter Analverkehr, Drogengebrauch, Fisten, Gruppensex und gemeinsame Benutzung von Sex Toys identifiziert.

Eine Ende 2006 durchgeführte Bonner Studie, die auf der IAS-Konferenz jüngst in Sydney vorgestellt wurde, untersuchte mögliche sexuelle Übertragungswege genauer. Ihre statistischen Analysen zeigten, dass nur Drogenkonsum durch die Nase und anale Blutungen nach Sex statistisch signifikant Risikofaktoren für eine Infektion mit Hepatitis C waren. Ungeschützer Analverkehr an sich erkläre nicht ausreichend Hepatitis- C-Infektionen. Vielmehr seien Gruppensex und anale Verletzungen vermutlich hinzukommende Risikofaktoren. Zudem vermuten sie, dass Drogen (nasal, anal verwendet) eine wesentliche Rolle bei der Übertragung von Hepatitis C zukommt. (Abstract der Studie als pdf, Bericht auf aidsmap hier)

Eine der Schwierigkeiten bei Hepatitis C: da immer noch nicht genau klar ist, wie / unter welchen Umständen die sexuelle Übertragung erfolgt, ist auch noch nicht klar, was hinsichtlich Hep C ‚unsafer Sex‘ ist, bzw. wie ’safer sex‘ bei Hepatitis C aussehen könnte. Ein reines Fokussieren auf Kondombenutzung dürfte jedoch nicht ausreichend sein.

Allerdings geben Ärzte einige Hinweise (z.B. in ‚aids treatment update‘ August/September 2007), wie das Risiko einer Infektion individuell reduziert werden könnte:

  • Drogenkonsum durch die Nase / schnupfen: eigenen Halm verwenden, nicht gemeinsam benutzen
  • Sex Toys: nur die eigenen benutzen, nicht gemeinsam mit anderen teilen
  • Fisten: Handschuhe benutzen, nur das eigene Schmiermittel benutzen (nicht mit anderen teilen)
  • Analverkehr nach Sex Toys oder Fisten: da es bei Toys und Fisten zu Verletzungen kommen kann, bei anschließendem Analverkehr Kondom benutzen. Bei Verwendung öl- oder fettbasierter Schmiermittel daran denken, Polyurethan-Kondome (nicht Latex) zu verwenden.

Die Inkubationszeit nach einer etwaigen Infektion liegt zwischen einem und bis zu sechs Monaten. Frühe Symptome sind u.a. Appetitmangel, Übelkeit, Muskelschmerzen und leichtes Fieber. Allerdings haben nur etwa 10% der Menschen mit akuter HCV-Infektion Symptome.

HCV kann leicht diagnostiziert werden (Antikörper oder PCR). Bei jeder Blutuntersuchung sollten auch die Leberenzyme mit untersucht werden. Erhöhte Werte beim Leberfunktionstest können ein Warnsignal sein.

weitere Informationen u.a.:
Info+ Virushepatitis (unentgeltliche Broschüre der Deutschen Aids-Hilfe)
Info+
Sexuell übertragbare Erkrankungen (unentgeltliche Broschüre der Deutschen Aids-Hilfe)

EuGH entscheidet über Rechte von Lebenspartnern

Sind eingetragene Lebenspartnerschaften in ihren Rechten mit der Ehe gleichzustellen? Diese Frage wird auch in Deutschland kontrovers diskutiert – derzeit sind schwule und lesbische Lebenspartnerschaften deutlich benachteiligt. Doch inzwischen befasst sich der EuGH mit dieser Ungleichbehandlung.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, läuft derzeit vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein Verfahren, das weitreichenden Einfluss auf die zukünftigen Rechte in Lebenspartnerschaften haben könnte.

Herr M. lebt seit Jahren mit seinem Partner in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Sein Partner verstirbt. Er beantragt beim (in diesem Fall zuständigen) Versorgungswerk der deutschen Bühnen (VddB) eine Hinterbliebenen-Rente. Doch das VddB lehnt den Antrag ab – nur Ehegatten würden eine Hinterbliebenen-Rente erhalten, so die Begründung.

Herr M. will sich damit nicht zufrieden geben. Vor dem Bayrischen Verwaltungsgericht klagt er gegen den VddB. Das Gericht legt den Fall dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vor, der bitte die Frage klären möge, wie in diesem Fall die Antidiskriminierungs-Richtlinie der Europäischen Union anzuwenden sei.

Insbesondere wird sich der EuGH mit den Fragen auseinandersetzen müssen, ob Arbeitgeber und Sozialversicherungen (hier Rente) Vergünstigungen auf Ehepaare beschränken dürfen, und generell, ob eingetragene Lebenspartnerschaften mit der Ehe gleichgestellt werden müssen.

Das Verfahren vor dem EuGH hat inzwischen begonnen. Am 19. Juni 2007 fand in Luxemburg eine erste Anhörung statt.
Herr M. wird in dem Verfahren durch die ILGA Europe vertreten in Person von RA Dr. Graupner (RKL Lambda, Wien), Prof. Wintemute (Kings College, London) und Manfred Bruns (LSVD, Berlin).

Der Kläger wird in seinem Begehren zudem von der Europäischen Kommission unterstützt.
Die Schlussplädoyers des Generalanwalts beim EuGH sind für den 6. September 2007 vorgesehen. Anschließend wird eine Entscheidung des EuGH erwartet.

Apologeten

Die CDU scheint zu merken, dass ein Anti-Diskriminierungs-Gesetz doch nicht so verkehrt ist

„Das [Allgemeine Gleichbehandlungs-] Gesetz bringt auf jeden Fall etwas.“
Ah ja, nun, das ist erfreulich.
Und die von manchen konservativen und Wirtschafts- Apologeten angekündigte Katastrophe?
Hat’s nicht gegeben. „Und sie wird nach meiner Prognose auch nicht eintreten.“
Nun ja, das ist ja auch erfreulich.

Scheint das AGG, früher Antidiskriminierungsgesetz, also doch ein wenig erfolgreich zu sein.
Trotz aller Bedenken und Katastrophen-Szenarien, die von Wirtschaftsbossen und konservativen Politikern an die Wand gemalt wurden.

Ach so. Von wem die Zitate stammen?
Nein, nicht von Volker Beck.
Auch nicht von irgendeinem Verbandsfunktionär des LSVD.

Sondern das ist aus dem CDU-geführten Bundesministerium für Frauen, Familie und Senioren zu hören. Von Martina Köppen, Leiterin der dort angesiedelten Antidiskriminierungsstelle. Im Gespräch mit der SZ (11.7.07)

eine blaue Fata Morgana

Die blauen Seiten sind ja doch immer wieder für Überraschungen gut. Manche präsentieren augenzwinkernd über wahre Perlen schwuler Wohnkultur, und der aktuelle Trend auf gayromeo soll ja sein: ‚Passive haben mehr Auswahl‚. Na denn …

So ab und an findet man dann doch die ein oder andere echte Perle, wie neulich im Profil eines Bekannten: „Natürlichkeit macht schöner als jede Kosmetik“.
Was sich als seltene Ausnahme erweist – Natürlichkeit wird auf dem Portal virtueller Sehnsuchts-Jäger wohl eher selten gefragt sein …

Viel mehr frage ich mich langsam, ist das Gayromeo von heute wirklich so viel mehr als der Kino-Besuch der 50er Jahre?
Mehr als leicht gemachte Realitäts-Flucht? ‚Ferien auf dem Immenhof‘ für den modernen virtuellen Homo?
Nicht doch ganz banal das reale Leben eingetauscht gegen Pseudo-Leben?
Pseudo-Leben, dessen Glücks- und Liebesversprechen sich nur allzu leicht als Fata Morgana erweisen?
Authentizität oder Versuche selbiger zumindest scheinen eher selten und wenig gefragt zu sein …

Statt dessen wird ein Körperkult propagiert, der sich derzeit immer noch gern als ’straight acting‘ oder ‚Hetero-Optik‘ präsentiert, oder in seiner jüngsten Variante als ‚Berlin gay‘ einen international stereotypisierten weiteren Clone entstehen lässt.

Suche nach flüchtiger Intensität – oder nach intensiver Flüchtigkeit?
Ist die ‚blaue Fleischtheke‘ manchmal tatsächlich nicht mehr als eine ‚blaue Fata Morgana‘?

So mancher verabschiedet sich ja bereits wieder aus dem blauen Branchenbuch … die neuen ‚Trendsetter‘?

Feigwarzen – Impfen nach Infektion möglich?

Impfen gegen Feigwarzen und Krebs – möglich? Bisherige Impfstoffe sind als Schutz-Impfung, nicht als Therapie gedacht. Doch – was ist mit Menschen, die bereits mit HPV infiziert sind, z.B. Feigwarzen haben? Australische Forscher machen vorsichtig Hoffnung.

‚Impfen gegen Krebs‘ – mit dieser Schlagzeile gehen immer wieder Berichte durch die Medien über Impfstoffe gegen Humane Papilloma-Viren (HPV).

Humane Papilloma-Viren(HPV) sind eine Gruppe von Viren, derzeit sind weit über 100 Typen von HP-Viren bekannt.Einige der HP-Viren (bes. Typ 16, 18 und 31) sind nicht nur mögliche Ursache des Gebärmutterhals- Krebses bei Frauen, sondern auch die mögliche Ursache von Feigwarzen und Analkarzinomen – beides bei Frauen und Männern.

HPV werden u.a. sexuell übertragen und sind weit verbreitet. Kondome schränken die Übertragungs- Wahrscheinlichkeit ein, jedoch ist auch bei Kondomverwendung eine HPV-Übertragung möglich.
Unter schwulen Männern ist die Verbreitung von HPV sehr hoch, besonders hoch ist sie unter HIV-positiven schwulen Männern.

In Deutschland ist bisher ein HPV-Impfstoff zugelassen, für die Anwendung bei jungen Mädchen übernehmen die Kassen die nicht unbeträchtlichen Kosten. Studiendaten zum Einsatz von HPV-Impfstoffen bei HIV-Infizierten sind bisher rar, insbesondere bei schon vorhandener HPV-Infektion (als therapeutische Vakzine). Dennoch ist immer wieder zu hören, dass gerade schwule Männer die HPV-Impfung auf eigene Kosten vornehmen lassen.

Bisher wurden die Impfstoffe jedoch meist als Schutz- Impfung eingesetzt – vor einer etwaigen Infektion mit HPV. Für Menschen, die bereits mit HPV infiziert sind, etwa an Feigwarzen leiden, sind die derzeitigen Impfstoffe nicht gedacht.

Nun habe australische Forscher einen neuen Impfstoff gegen einen HPV-Typ getestet. Das besondere: erstmals wurde bei HIV-Positiven getestet, und mit dem Ziel einer therapeutischen Impfung.

Sie verwendeten einen von der australischen Firma CSL entwickelten experimentellen Impfstoff gegen HPV16. 35 HIV-infizierte schwule Männer erhielten in einer Dosisfindungs- und Verträglichkeits-Studie entweder den experimentellen Impfstoff oder Plazebo.

Nahezu alle Teilnehmer (Durchschnittsalter 47 Jahre) erhielten antiretrovirale Therapie, und hatten bereits eine schwere Immunsuppression aufgrund von HIV (durchschnittlicher tiefster je gemessener CD4-Wert 154; durchschnittlicher aktueller CD4-Wert 627). Alle waren mit Hochrisiko-HPV-Typen infiziert (59% mit HPV16).

Nach 36 Wochen erwies sich die Vakzine als gut verträglich. Ein sehr hoher Anteil der Teilnehmer zeigte eine immunologische Wirkung.

Bei HPV-spezifischen Wirkungen allerdings waren die Ergebnisse unterschiedlich. Bei 2 Patienten war kein HPV16 mehr nachweisbar – jedoch drei, die vorher andere HPV-Typen (jedoch nicht Typ 16) hatten infizierten sich in der Studienzeit mit HPV16. Bei einigen Teilnehmern verbesserten sich anale Neoplasien (Gewebsveränderungen), während andere neue Neoplasien entwickelten.

Die Forscher zeigten sich zunächst erfreut, dass die Vakzine trotz der teilweise gravierenden Immunschäden der Studienteilnehmer gute immunologische Wirkungen erzielte. Die Studie habe zu geringe Teilnehmerzahlen gehabt, um schon Aussagen über eine Wirksamkeit zu treffen. Weitere Studien seien jedoch geplant.

Polnische Operetten

Ein Pole sorgt sich um ‚ernste sittliche Missbräuche‘

Eine Operette kann ja etwas sehr Schönes sein – wie ich jüngst in der Komischen Oper bei ‚Land des Lächelns‘ erlebte.

Bei einigen polnischen Operetten allerdings kann einem das Lächeln vergehen – oder doch im Halse stecken bleiben. So bei der jüngsten mal wieder:

In der polnischen Regierung kriselt es ja immer noch. Der Herr Kaczynski (der eine von den zweien, der Ministerpräsident ist), weiß nicht recht, ob er wirklich Neuwahlen anstreben sollte – zu schlecht sind doch die Werte seiner Beliebtheit im eigenen Land.

Also muss die mühsam zusammengehaltene Koalition auch weiterhin zusammen halten. Aber nicht ganz bedingungslos, einige Baustellen sollten schon ‚bereinigt‘ werden.
So auch eine moralische. Einige Politiker der Lepper- Partei ‚Samoobrona‘ des Bauernführers Lepper sollten aus der Regierung entfernt werden, forderte Kaczynski, und zwar jene, die sich „ernster sittlicher Missbräuche“ ’schuldig gemacht‘ hätten.

Das gefiel dem Herrn Lepper natürlich so gar nicht. Er parierte mit einem Konter. Kaczynski, über dessen hartnäckiges Junggesellen-Dasei so manches Gerücht durch die Welt und das Internet schwappt, solle doch „beim Thema Sex“ bitte ganz ruhig sein und sich nicht in anderer Leute Privatprobleme einmischen. Schließlich sei es auch Kaczynskis „Privatproblem“, dass dieser noch nie das Gefühl „mit einer Frau zusammen zu sein“ erlebt habe.

Ob dieser unverholenen ‚Bitte‘ Leppers darf man auf weiteres polnisches Schmierentheater gespannt sein …

Nachtrag 24.3.: selbst die FTD nennt schon ‚das Kind beim Namen‘

Diskreditiert

Polen hat einen Vize-Premierminister und Bildungs- Minister Giertych, der die Jugend des Landes vor ‚homosexueller Propaganda‘ schützen möchte und Lehrern deswegen gesetzlich verbieten möchte, ihre Homosexualität auch nur zu erwähnen. Von Aufklärungs-Material (z.B. zur Aids-Prävention) mal ganz zu schweigen.

Dieser Herr Giertych hat einen Vater. Der polnischer Europa-Abgeordneter ist. Und der hat noch seltsamere Gedanken. Nun vergleicht er Angela Merkel mit Adolf Hitler …

… und ich frage mich langsam (nicht erst seit dem EU-Spektakel), ob man so manchen polnischen Politiker noch ernst nehmen kann …

Schwul auf Arbeit – alles klar?

Respekt und gleiche Bedingungen am Arbeitsplatz sind für viele Schwulen, Lesben und Bisexuelle bisher nicht Realität. Ein Handbuch aus Schweden zeigt Beispiele, wie hier Veränderungen erreicht werden können.

‚Homosexualität – das ist doch reine Privatsache. Das hat doch mit dem Arbeitsleben nichts zu tun!‘ – Diese Einstellung hört man immer wieder, immer noch.
Und doch, es gilt massiv zu widersprechen. Solange Homo- und Bisexuelle im Arbeitsleben diskriminiert und benachteiligt werden, ist es eben nicht nur ‚reine Privatsache‘.

Stelle ich das Foto des Partners / der Partnerin auf den Schreibtisch? Bringe ich ihn/sie mit zur nächsten Betriebsfeier, oder verschweige ich sie/ihn schamhaft? Schon einfache Fragen zeigen, dass es oft um eine Gleichberechtigung am Arbeitsplatz noch nicht gut bestellt ist.

Eine offene Gesellschaft, gleichberechtigte und nicht diskriminierende Arbeitsbedingungen sind für viele Schwule, Lesben und Bisexuelle immer noch keine Realität.
Egal ob Arbeiter oder Managerin, Angestellte oder Aushilfskraft – jede/r, auch Lesben und Schwule sollte am Arbeitsplatz gleiche Bedingungen und Rechte haben. Dieses Ziel erreichen zu helfen ist Anliegen von ‚All Clear‘.

„All Clear“ soll den Herausgebern zufolge als Trainings- Werkzeug dienen, um „uns selbst offene Arbeitsräume schaffen zu helfen, in denen jede/r unabhängig von seiner/ihrer sexuellen Orientierung willkommen ist und respektiert wird“.

All Clear besteht aus einem 60eitigen Handbuch und einer CD-ROM. Beide sollen Anregungen geben und Methoden vorschlagen, um ein Bewusstsein für die Frage der Arbeitsbedingungen von Schwulen, Lesben und Bisexuellen zu schaffen und Einstellungen zu ändern. Adressaten sind Arbeitnehmer genauso wie Arbeitgeber und Gewerkschaften.

Ein breites Spektrum möglicher Quellen von Ungleichbehandlung und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung wird in den Handbuch thematisiert. Der Themenbereich HIV/Aids, gerade für schwule Männer ebenfalls ein potenzieller Ansatz für Ängste und Diskriminierungen, wird hingegen leider nahezu gar nicht behandelt.

All Clear wurde ursprünglich für die Situation in Schweden entwickelt und auf schwedisch verfasst. Aufgrund des Interesses weit über Schweden hinaus wurde die Broschüre 2006 mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds der EU ins Englische übersetzt (und stellenweise an internationale Gegebenheiten angepasst), die Videos auf der CD-Rom wurden auf englisch untertitelt.

Die Broschüre (mit CD) kann unentgeltlich direkt bei FrittFram online bestellt werden (Lieferzeit ca. 3 Wochen).

Masturbathon

Masturbieren um die Wette, und für einen guten Zweck … in den USA ist das morgen wieder angesagt beim Masturbate-A-Thon.

Masturbation sei immer noch eines der großen Tabus unserer Zeit, so die Veranstalter vom Center for Sex and Culture. Und, es sei die safeste Form von Sex. Und dann noch ‚für einen guten Zweck‘, unter dem Motto „wank for the greater good“.

Ihren Anfang nahm die ‚Bewegung‘ bereist vor zwölf Jahren, als erstmals ein ‚National Masturbation Month‘ stattfand. 1998 folgte dann der erste Masturbate- A-Thon, und 2006 schwappte die ‚Bewegung‘ erstmals über den Atlantik, mit einem Wettkampf in London.

Wir lernen: man / frau kann also aus allem ein öffentliches Event machen. Und als Leistungsschau gestalten. Die Website des Wettbewerbs jedenfalls verzeichnet schon Rekorde der meisten weiblichen Orgasmen, der längsten männlichen Masturbation etc.

Also – dann mal anstrengen morgen, und viel Spaß beim Masturbate-A-Thon

Hepatitis C

Das Hepatitis C Virus kann außer der Übertragung durch Blut auch sexuell übertragen werden. Neben Fisten scheinen auch andere sexuelle Übertragungswege an Bedeutung zu gewinnen. Regelmäßige Routine-Checks können ein frühes Erkennen einer Infektion erleichtern.

Lange Zeit galt als der bedeutendsten Übertragungsweg des Hepatitis-C-Virus (HCV) ein Blutkontakt (wie z.B. bei iv-Drogenkonsum und gemeinsamer Benutzung der selben Nadel). Eine sexuelle Übertragung wurde als ‚äußerst selten‘ eingeschätzt (und leider tlw. heute noch so fälschlicherweise auf wikipedia und anderen Medien dargestellt).

Bereits mehrfach wurden jedoch in den vergangenen Jahren Häufungen von Hepatitis C bei schwulen Männern beobachtet (so z.B. in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland / Berlin und andere Großstädte). Die Mehrzahl dieser Fälle wurde nicht durch iv-Drogenkonsum übertragen, sondern sexuell 2). Die Mehrzahl der Patienten war bereits vor ihrer HCV- Infektion HIV-positiv.
In mehreren Untersuchungen wurde als ein hoher Risikofaktor für eine sexuelle HCV-Übertragung ‚härtere sexuelle Praktiken‘ benannt, insbesondere Fisten.

In jüngster Zeit berichten jedoch Ärzte aus mehreren deutschen Großstädten von mehreren Fällen von Hepatitis C bei Patienten, die angeben niemals Fisten praktiziert zu haben. Auch andere Wege der sexuellen Übertragung von HCV (z.B. ungeschützter Analverkehr) scheinen sich zu etablieren.

Nun berichten Forscher aus New York von weiteren Besorgnis erregenden Beobachtungen. Auf einer der wichtigsten Aids-Konferenzen 1) weltweit wurde dieses Jahr von schweren Leberschäden bei HIV-positiven schwulen Männern berichtet 3). Diese schweren Leberschäden traten bereits innerhalb weniger Monate nach der Infektion mit Hepatitis C auf. Solch schnell auftretende schwere Leberschäden nach HCV-Infektion wurden bisher fast nie berichtet – meist treten Fibrosen erst nach Jahren einer chronischen HCV-Infektion auf.

Eine akute Infektion mit dem Hepatitis C Virus kann oftmals vom Patienten völlig unbemerkt verlaufen. Die meisten Fälle von HCV werden vielmehr bei Labor- Untersuchungen (durch Blutbild-Veränderungen) festgestellt.

Deswegen ist es umso empfehlenswerter, dass sich insbesondere HIV-positive schwule Männer regelmäßig auf HCV untersuchen lasen. In vielen Schwerpunkt- Praxen und -Ambulanzen gehört dies bereits zum regelmäßigen Untersuchungsspektrum (i.d.R. einmal jährlich).

Eine akute HCV-Infektion ist oftmals wesentlich besser zu behandeln als eine bereits chronische HCV-Infektion. Allerdings ist (unabhängig vom HIV-Status) nicht in jedem Fall eine Behandlung erforderlich – in manchen Fällen ist das Immunsystem selbst bei der Bekämpfung des HCV erfolgreich.

Informationen:
Informationen der Deutschen Aids-Hilfe zu Virus-Hepatitis (Stand 2006 2009) als HTML hier (Online-Bestellung)
Broschüre der Deutschen Aids-Hilfe zu Virus-Hepatitis (Stand Februar 2005) als pdf hier
MedInfo der Aids-Hilfe Köln zu HIV und Hepatitis C (Stand Oktober 2004) als pdf hier

Anmerkungen:
1) CROI Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections
2) Danta, M et al.: Evidence of sexual transmission of HCV in recent epidemics seen in HIV-infected men in the UK. 13. CROI 2006, abstract 86
3) Fierer et al.: Portal fibrosis during acute HCV infection of HIV-infected men. 14. CROI 2007, abstract 889

Zu Grabe getragen

In Sachen der Darkroom-Schließungen reagiert die Züricher Szene – der dortige CSD wird statt einer Spaß-Party wieder politischer … mit einem hübschen T-Shirt gegen die dortige Polizei-Cheffin, auf dem symbolisch das (nicht nur homosexuelle) Nightlife der Stadt zu Grabe getragen wird.

Nachtrag 09.12.2008: ‚Zürich: Darkrooms doch legal‘, meldet queer.de über ein urteil des Obergerichts Zürich.

Über dunkle Räume

In Zürich geht die Polizei gegen Etablisssements mit Darkrooms vor, meldet u.a. das Homo-Portal Queer.

Die Wogen der Diskussionen schlagen hoch – und plätschern doch nur, auf teils peinlichem Niveau. Da wird gar die Polizei verteidigt, vor (im Internet durchaus dokumentiertem) club- und schwulenfeindlichem Verhalten der Züricher Polizei werden munter beide Augen verschlossen. Neueste Posse: der Vorschlag, eine Homo-Einheit der Polizei könne doch ‚Berührungsängste abbauen‘.

Der an Jahren schon etwas ältere Leser mag sich vielleicht erstaunt die Augen reiben. Sich erinnern an längst vergangene Zeiten, an längst überwunden geglaubte Diskussionen. An ausgehängte Sauna-Türen und eben Darkroom-Verbote. An Gauweilereien und andere ‚Maßnahmen‚ Mitte der 80er Jahre.

Und der ein oder andere erinnert sich vielleicht, dass erst jüngst die Schweizerischen Verhältnisse als Vorbild für Deutschland herhalten musste. Dass auch deutsche Politiker fordern, mit schweizerischen Maßnahmen hierzulande ‚Infektionsschutz‘ zu betreiben, und die Bundesregierung schon eine Untersuchung beauftragt hat.

Worum geht es?
Nachdem es bereits häufiger zu Schikanen gekommen war gegen Wirte, die auch Darkrooms anboten, schloß die Züricher Wirtschaftspolizei am 20. April 2007 einen Club mit Darkroom ganz. Ein weiterer Club ist noch geöffnet, der Darkroom jedoch geschlossen.
‚Unhaltbare hygienische Zustände‘ wurden später offiziell für die Schließung angegeben. Doch diese weisen die Clubbetreiber weit von sich. Sie (die (ehemaligen) Betreiber des Labyrinth) schreiben dazu u.a. auf ihrer Website:

  • In der schriftlichen Verfügung des Kommissariats Polizeibewilligungen zum „Entzug des Gastwirtschaftspatentes“ ist unter anderem folgendes festgehalten: „In dem Lokal wurden einmal mehr desolate Zustände festgestellt. Es wurde festgestellt, dass in den widerrechtlich genutzten sog. Darkrooms sowie in und um die Toiletten insbesondere im hygienischen Bereich unhaltbare Zustände herrschen. Aufgrund der festgestellten Missstände, insbesondere der wiederholten Verletzung der öffentlichen Ordnung und guten Sitten, ist der sofortige Entzug des Gastwirtschaftspatentes die einzig wirksame Massnahme, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen.“ …
    Langjährige Gäste des Labyrinth werden wissen, dass die Toiletten im Club seit vielen Jahren gleich aussehen und wir seit bald 14 Jahren unseren Gästen einen Darkroom anbieten. Von dem her mutet es zumindest merkwürdig an, dass all dies bei früheren Kontrollen niemals Anlass zur Beanstandung gab, die Behörden uns aber jetzt in einer schwierigen Zeit einen Strick daraus drehen. Es entsteht – im Zusammenhang mit den polizeilichen Aktionen der letzten Monate im Labyrinth-Club und unlängst auch in der Lobby-Bar – der Eindruck, dass die Behörden das Labyrinth und dessen Betreiber aus was auch immer für Gründen ganz einfach nicht mehr im Zürcher Nachtleben dulden wollen.

Die Wirte reagieren über Zürich hinaus: Der ‚VEGAS‚ Verein Gay-Betriebe Schweiz‘ soll laut Queer seinen Mitgliedern derzeit raten, Darkrooms in Zukunft geschlossen zu halten. Am 30.3. noch hatte VEGAS in einer Pressemitteilung mitgeteilt, Darkrooms könne es auch zukünftig geben, allerdings unter anderen Bedingungen (aus Gastrobereich ausgeschlossen).

Im Diskussionsforum auf dem Internetangebot des geschlossenen Clubs wird bereits resümiert „Das Klima in Zürich wird homophober, Razzien auf Clubs und Partys werden als entwürdigend und unverhältnismässig empfunden.“ Und zum Handeln aufgerufen: „Die Gespräche mit der Polizei bringen offenbar nichts. Der CSD 2007 kann deshalb nicht einfach eine bunte Parade bleiben.“ (Pink Cross)

Auf dem Diskussionsforum zum Queer-Artikel hingegen verteidigen Schwule munter die Polizei, nach dem Motto ‚ja, es gibt ja auch Sauberkeitsprobleme, und diese Drogen …‘ und warnen gar vor ‚Vorurteilen gegen die Schweizer Polizei‘.
Da passt es, dass auf die Frage ‚Nach Zürich: Sollen Darkrooms in Deutschland schließen?‘ immerhin 29% (Stand 5.5.) der Nutzer des ‚Queer‘-Votings‘ mit ‚Ja, diesen Schmuddelsex braucht niemand‘ antworteten …

Manchmal stellt sich die Frage, worüber man sich mehr wundern sollte…
Über die Schweiz und deren Maßnahmen aus der repressiven Mottenkiste?
Oder über deutsche Politiker, die hierin ein nur gar zu gerne nachzuahmendes Beispiel sehen?
Oder etwa über die vielen Nutzer eines Internetangebots für Schwule, die selbst für die Schließung von Darkrooms votieren?
Oder gar über Schwule, die immer noch nicht merken, wohin die Reise geht? (Ach, würden sie doch mal auf Wahlplakate achten …)
Oder erschrecken über den Geist, der einem da entgegen wabert? (Zitat: ‚Ja, ich bin stolz darauf, es NICHT nötig zu haben, mir SEX in irgendwelchen Büschen oder versifften dunklen Darkrooms … zu holen.‘)

Nebenbei, geradezu naiv finde ich die Vorstellung, man müsse nur einige Darkrooms schließen, und dann wären alle Probleme gelöst (oder auch nur etwas verbessert). Niedlich diese Naivität zu glauben, dann würde anonymer Sex nicht mehr stattfinden. Nicht doch an anderen (und schwerer erreichbaren) Orten gesucht und gefunden werden …

statt Wort zum Sonntag

Die Kirche möchte Berufung gegen ein zu mildes Urteil für eine ACT UP – Aktion

Manchmal gibt es ja geradezu niedliche Nachrichten….

Da machte ACT UP Paris eine Aktion in Notre Dame. Eine Aktion, natürlich ungenehmigt (wer hätte die denn auch genehmigt). Eine Aktion für die Homo-Ehe.

Und nun wurde ACT UP Paris zu einer symbolischen Strafe von einem Euro verurteilt.

Und die Kirche überlegt, in Berufung zu gehen….

Und ich frage mich verzweifelt …
Oh Gott, hat die Welt, hat deine Kirche keine größeren Probleme?
Und oh ACT UP, hat Aids keine größeren Probleme als die Homo-Ehe?
Und – wofür wurde der symbolische Euro eigentlich gespendet? (das schreibt Radio Vatikan nämlich leider nicht…)

Nun gut, der Gang kirchlicher Dinge ist übrigens langsam (kein Wunder, wenn man in Jahrhunderten denkt), die ACT UP – Aktion ereignete sich 2005 (!). Das Urteil kam erst am vergangenen Freitag …

Anti-Homo-Gesetz: Polen unter Druck

Die EU-Kommission kritisiert das in Polen geplante ‚Homosexuellen-Gesetz‘.

Polen gerät wegen seiner diskriminierenden Politik gegen Lesben und Schwule vermehrt unter Druck europäischer Institutionen.

Aktueller Hintergrund: das polnische Bildungsministerium unter dem ultrakonservativem Minister Giertych bereitet ein Gesetz gegen die ‚Verbreitung von Homosexualität‘ vor. Mit diesem Gesetz soll es bei Androhung von Strafe zukünftig verboten werden, im Schul-Unterricht auch nur zu erwähnen, dass es auch Schwule und Lesben gibt.

Nun hat EU-Kommissar Wladimir Spidla die polnische Regierung eindringlich vor diesem Gesetz gewarnt, berichtet der Standard. Dies würde im Widerspruch zur Europäischen Menschenrechts-Konvention und zur Grundrechte-Charta der EU stehen, so Spidla.

Schon vor einigen Tagen hatte der liberale Fraktions- Vorsitzende Watson angekündigt, das EU-Parlament könne einen Sonderausschuss zu dem geplanten Gesetz einrichten.
Das Europaparlament hatte sich schon mehrfach in Stellungnahmen besorgt über die Zunahme rassistischer und antihomosexueller Gewalt in Polen gezeigt. Und am 27. April erneut die polnische Regierung aufgefordert, vom geplanten Gesetz abzusehen.

Missliche Lage

Das gerade erst kurze Zeit in Kraft befindliche Antidiskriminierungsgesetz (das ja anders heisst, aber selbiges sein sollte) hat anscheinend Folgen, die die schlimmsten Befürchtungen übertreffen.

Heterosexuelle Mitbürger sehen sich inzwischen (wie hier unsere Aufnahme aus dem Hauptbahnhof in Köln) schon gezwungen, auf ihre missliche Lage anonym aufmerksam zu machen.

Gleichberechtigung Leider konnte die Redaktion niemanden der unbekannten Protestierer für eine Stellungnahme erreichen. So fehlen bisher weiter tiefere Einblicke in diese skandalöse Situation.
Die Frage bleibt offen, wie massiv der schwule Mainstream inzwischen schon den heterosexuellen Mitbürger unterdrückt, diskriminiert.

Ob die Landesregierung nun endlich handelt und eine Stelle für die Gleichberechtigung der Heterosexualität schafft, ist bisher nicht bekannt. Der zuständige Ausschuss soll allerdings eine Reise nach Polen planen, um sich über die dortigen erfolgreichen Maßnahmen zu informieren.