Hepatitis C ist sexuell übertragbar. In deutschen Großstädten mehren sich die Erkrankungszahlen, insbesondere bei HIV-infizierten schwulen Männern. Neue Forschungsergebnisse geben Hinweise, auf welche Weise Hepatitis C sexuell übertragen wird.
Noch vor wenigen Jahren sprach man von Non-A-Non-B- Hepatitis. Inzwischen ist längst klar, dass es neben Hepatitis-A und Hepatitis-B mehrere weitere Typen von Hepatitis gibt. Die wohl bedeutendste von ihnen ist die Hepatitis C.
Jahrelang galt, dass Hepatitis C (bzw. genauer das diese Erkrankung auslösende Virus HCV) durch Blutkontakt (z.B. bei iv-Drogenkonsum mit gemeinsamer Spritzenbenutzung) übertragen wird. Doch inzwischen wird immer deutlicher, dass HCV auch sexuell übertragbar ist.
Die Zahl der Erkrankungen an Hepatitis C hat in den letzten Jahren zugenommen. Einige Gesundheits- Experten sprechen inzwischen von einer ‚Epidemie sexuell übertragener Hepatitis C‘.
Am häufigsten betroffen: HIV-positive schwule Männer. Schwerpunkte der Hepatitis-C-Erkrankungen sind europäische Großstädte (u.a. Amsterdam, London, Paris, Berlin und einige weitere deutsche Großstädte).
Zwar gibt es auch eine geringe Zahl HIV-negativer schwuler Männer, bei denen Hepatitis C diagnostiziert wird. Eine kleine Gruppe von neun HIV-negativen schwulen Männern mit Hepatitis C wurde in Brighton beobachtet, acht von ihnen wurden kurz nach ihrer Hepatitis-C-Diagnose auch HIV-positiv.
Einige Hepatitis-C-infizierte Männer berichten, die gesellschaftlichen Folgen seien gravierend. Während gerade in Großstädten HIV zunehmend weniger stigmatisierend sei, sei es schwer, offen mit Hepatitis C zu leben, erst recht, Sexualpartner zu finden. Hepatitis C sei dabei, anstelle von HIV ein neues Stigma zu werden.
Die sexuelle Übertragbarkeit der Hepatitis C ist unter Experten inzwischen nahezu unumstritten. In verschiedenen Untersuchungen wurden als Risikofaktoren, sich mit Hepatitis C zu infizieren, ungeschützter Analverkehr, Drogengebrauch, Fisten, Gruppensex und gemeinsame Benutzung von Sex Toys identifiziert.
Eine Ende 2006 durchgeführte Bonner Studie, die auf der IAS-Konferenz jüngst in Sydney vorgestellt wurde, untersuchte mögliche sexuelle Übertragungswege genauer. Ihre statistischen Analysen zeigten, dass nur Drogenkonsum durch die Nase und anale Blutungen nach Sex statistisch signifikant Risikofaktoren für eine Infektion mit Hepatitis C waren. Ungeschützer Analverkehr an sich erkläre nicht ausreichend Hepatitis- C-Infektionen. Vielmehr seien Gruppensex und anale Verletzungen vermutlich hinzukommende Risikofaktoren. Zudem vermuten sie, dass Drogen (nasal, anal verwendet) eine wesentliche Rolle bei der Übertragung von Hepatitis C zukommt. (Abstract der Studie als pdf, Bericht auf aidsmap hier)
Eine der Schwierigkeiten bei Hepatitis C: da immer noch nicht genau klar ist, wie / unter welchen Umständen die sexuelle Übertragung erfolgt, ist auch noch nicht klar, was hinsichtlich Hep C ‚unsafer Sex‘ ist, bzw. wie ’safer sex‘ bei Hepatitis C aussehen könnte. Ein reines Fokussieren auf Kondombenutzung dürfte jedoch nicht ausreichend sein.
Allerdings geben Ärzte einige Hinweise (z.B. in ‚aids treatment update‘ August/September 2007), wie das Risiko einer Infektion individuell reduziert werden könnte:
- Drogenkonsum durch die Nase / schnupfen: eigenen Halm verwenden, nicht gemeinsam benutzen
- Sex Toys: nur die eigenen benutzen, nicht gemeinsam mit anderen teilen
- Fisten: Handschuhe benutzen, nur das eigene Schmiermittel benutzen (nicht mit anderen teilen)
- Analverkehr nach Sex Toys oder Fisten: da es bei Toys und Fisten zu Verletzungen kommen kann, bei anschließendem Analverkehr Kondom benutzen. Bei Verwendung öl- oder fettbasierter Schmiermittel daran denken, Polyurethan-Kondome (nicht Latex) zu verwenden.
Die Inkubationszeit nach einer etwaigen Infektion liegt zwischen einem und bis zu sechs Monaten. Frühe Symptome sind u.a. Appetitmangel, Übelkeit, Muskelschmerzen und leichtes Fieber. Allerdings haben nur etwa 10% der Menschen mit akuter HCV-Infektion Symptome.
HCV kann leicht diagnostiziert werden (Antikörper oder PCR). Bei jeder Blutuntersuchung sollten auch die Leberenzyme mit untersucht werden. Erhöhte Werte beim Leberfunktionstest können ein Warnsignal sein.
weitere Informationen u.a.:
Info+ Virushepatitis (unentgeltliche Broschüre der Deutschen Aids-Hilfe)
Info+ Sexuell übertragbare Erkrankungen (unentgeltliche Broschüre der Deutschen Aids-Hilfe)