HIV sehr früh behandeln – eine Chance auf Heilung? (akt.)

Heilung von HIV – ein Traum, oder bald eine reale Chance? Forscher glauben, mit einer sehr frühen Behandlung direkt nach Infektion eine ‚funktionale Heilung‘ erreichen zu können. Heute werden sie ihre Daten in Washington auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz vorstellen.

Die HIV-Infektion ist in vielen Fällen heute gut behandelbar, eine Vielzahl von Medikamenten stehen zur Verfügung. Eines ist jedoch bisher nicht gelungen, die Heilung (bis auf einen Ausnahme-Fall, den ‚Berlin patient‘, siehe ondamaris 20.05.2011: “Ich bin von HIV geheilt” – der ‘Berlin Patient’ im Interview).

Doch nun haben Forscher nicht nur eine ‚Strategie zur Heilung von HIV‚ auf den Weg gebracht. Einige Forscher sind der Überzeugung, einen konkreten Weg zu einer Möglichkeit der Heilung gefunden zu haben.

Wichtig dabei: zwei Begriffe von ‚Heilung‘ zu unterscheiden: Heilung kann bedeuten (im klassischen Sinn), den Virus vollständig aus dem Körper zu entfernen (die vordem mit HIV infizierte Person ist wieder HIV-frei). Oder es kann bedeuten, das Immunsystem der Person in die Lage zu versetzen, die vorhandene HIV-Infektion selbst unter Kontrolle zu halten. Die Person bleibt HIV-infiziert, erkrankt aber auch ohne Einnahme von Medikamenten nicht. Dieser Ansatz wird ‚functional cure‘ (funktionale Heilung) genannt.

Genau für diese funktionale Heilung glauben einige Forscher nun eine konkrete Mögichkeit zu sehen: die sehr frühe Behandlung HIV-Infizierter. Sehr früh meint hier: innerhalb der ersten 14 Tage nach Infektion mit HIV.

Forscher wollen konkrete Daten zu der französischen Studie, aus der sie dieses Konzept entwickelten, heute (Donnerstag, 26.7.2012) auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington voerstellen.

Jon Cohen, Reporter des ‚Science Magazine‚, konnte schon vorab mit den Forschern sprechen. Im Interview erläutert er das Konzept und die Gründe:

Grund-Idee dieses Ansatzes einer ‚functional cure‘: HIV-Positive sehr nahe am Infektionszeitpunkt antiretroviral behandeln (innerhalb der ersten 14 Tage nach Infektion). Entstanden ist dieses Konzept aus einer Studie, über die die Forscher heute berichten werden. Ihre Beobachtung: wenn frühzeitig behandelte HIV-Positive mit ihrer Viruslast unter der Nachweisgrenze waren, und dann die Medikamenten-Einnahme beendeten, war bei einigen auch nach sieben Jahren keine messbare Viruslast –  ohne Medikamenten-Einnahme, ohne zu erkranken.

Die Forscher fragten sich, ob sie vielleicht zufällig eine Gruppe von so genannten ‚Elite Controllern‘ haben (Menschen, die aufgrund körpereigener Faktoren wie bestimmter Korezeptoren ihre HIV-Infektion ohne zu erkranken selbst unter Kontrolle behalten können). Die Studie zeigte allerdings (aufgrund einer Analyse relevanter Marker): nein, eher im Gegenteil, diese Teilnehmer müssten ein höheres Risiko haben zu erkranken.

Schlussfolgerung der Forscher: eine sehr frühe Behandlung HIV-Infizierter könnte vielleicht dazu führen, dass ihr Immunsystem selbst HIV unter Kontrolle behalten kann (und die ansonsten üblichen Schäden (auch am Immunsystem selbst) entstehen erst gar nicht.

Weitere Daten (über obiges Interview hinaus) sollen heute Donnerstag 26.7.2012 in Washington vorgestellt werden.

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Aktualisierung
27.07.2012, 10:30: Charline Bacchus, Leiterin der Studie bei der französischen staatlichen Aids-Forschungs-Organisation ANRS (Agence National de recherche sur le Sida et les hépatites virales) erläuterte gegnüber Medien die Studienergebnisse:

„Six years after interruption of treatment, patients treated early on in the post-infection period present a perfect ability to control the HIV infection.“

In der kleinen ANRS-Studie (‚Visconti-Kohorte‘, ‚Virological and Immunological Studies in CONtrollers after Treatment Interruption‘) wurden 12 HIV-Positive untersucht. Sie erhielten innerhalb der ersten 10 Wochen nach Infektion antiretrovirale Behandlung, stoppten diese aber nach Erreichen einer Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze. Für im Median 6 Jahre konnte trotz Absetzen der Medikamente keine HIV-Viruslast gemessen werden. HIV war zwar weiter nachweisbar, die Infektion wurde jedoch vom körpereigenen Immunsystem unter Kontrolle gehalten.

Resüme der Forscher in ihrem auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington vorgestellten Abstract:

„In VISCONTI patients, treatment initiated at primary HIV-1 infection leads, after treatment interruption, to a low -but inducible- durable HIV reservoir distributed mainly in short-lived memory CD4+T cells that mimicks the natural distribution observed in Elite-Controllers.“

Die Studie wird fortgesetzt. Die Forscher wollen werausfinden, welche Immun-Parameter dafür verantwortlich sind, dass (anders als sonst notwendig) diese HIV-Positiven in der Studie keine antiretroviralen Medikamente mehr nehmen müssen – warum sie sich de facto annähernd wie Elite-Controller verhalten.

27.07.2012, 15:00: aidsmap zitiert eine Ko-Autorin der Stuidie mit der Aussage, die Studie zeige, dass womöglich bei einem kleinen Teil HIV-Positiver (5 bis 15%) das Immunsystem lange Zeit lang  in der Lage sein könne, die HIV-Infektion selbst zu kontrollieren, wenn die antiretrovirale Therpaie sehr früh beginne.

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siehe auch:
Charline Bacchus, Cellular and Tissular Immunology Laboratory, Pierre and Marie Curie University, INSERM UMR-S 945, Pitié-Salpêtrière Hospital, Paris, France, et al.: Distribution of the HIV reservoir in patients spontaneously controlling HIV infection after treatment interruption
Guardian 26.07.2012: French research gives scientists hope of ‚functional cure‘ for HIV
Pinknews 26.07.2012: Small HIV study raises hopes of ‘functional cure’
IAS 26.07.2012: New HIV Cure Research Released Today at the XIX International AIDS Conference (AIDS 2012) (pdf)
aidsmap 27.06.2012: Latest data on HIV cure research (dort Absatz zu ‚Visconti‘)
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Top 15 der Kriminalisierung HIV-Positiver

Die ‚ Top 15 der Kriminalisierung ‚ – In welchen Staaten der Welt werden HIV-Positive am intensivsten juristisch verfolgt?

Kriminalisierung der HIV-Übertragung, Kriminalisierung HIV-Positiver – die strafrechtliche Verfolgung ist für Menschen mit HIV immer noch eine der intensivsten und weitreichendsten Bedrohungen und Einschränkungen. Und ein wesentliches Hindernis für eine erfolgreiche HIV-Prävention.

Auf der XIX. Internationalen Aids Konferenz in Washington ist die Frage der Kriminalisierung der HIV- Übertragung und HIV-Positiver immer wieder grosses Thema. In einer gemeinsamen Präsentation von HIV Justice Network und GNP+ (Global netwiork of people Living with HIV) stellten Moono Nyambe und Edwin J. Bernard eine Liste derjenigen 15 Staaten vor, in denen HIV-Positive am intensivsten strafrechtlich verfolgt werden:

die Top 10 - Staaten der Kriminalisierung von HIV-Positiven (Grafik: HIV Justice Network)
die Top 10 - Staaten der Kriminalisierung von HIV-Positiven (Grafik: GNP+ / HIV Justice Network)

Die fünfzehn Staaten, in denen HIV-Positive juristisch am stärksten bedroht sind (gemessen an der Zahl der bekannt gewordenen Verhaftungen / Verurteilungen von HIV-Positiven pro 1.000 Menschen mit HIV) sind

  1. USA (Bundesstaaten South Dakota (SD), Idaho (ID), Iowa (IA), Michigan (MI), Louisiana (LA), Tennessee (TN), Illinois (IL), Missouri (MO), Indiana (IN), Ohio (OH), Oklahoma (OK))
  2. Bermuda
  3. Malta
  4. Schweden
  5. Australien (Bundesstaaten Tasmanien (TAS), South Australia (SA), Australian Capital Territory (ACT), Victoria (VIC), Western Australia (WA))
  6. Neuseeland
  7. Finland
  8. Norwegen
  9. Österreich
  10. Dänemark
  11. Kanada
  12. Tschechien
  13. Schweiz
  14. Ungarn
  15. Singapur

Die kriminalisierung HIV-Positiver hält Menschen davon ab, einen HIV-Test machen zu lassen, und hindert HIV-Positive daran, Zugang zu Behandlung und Therapie zu erhalten. damit gefährdet Kriminalisierung HIV-Positiver Menschenleben – und erschwert massiv effiziente Prävention.

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Die Kriminalisierung HIV-Positiver ist, zeigt die Grafik anschaulich, nicht ein Problem irgend welcher düsterer ‚Schurkenstaaten‘. Sondern Kriminalisierung ist ein Problem der ‚reichen Industriestaaten‘ – die mit Kanada und den USA sowie Schweden, Finland, Norwegen, Österreich, Dänemark, Tschechien, der Schweiz und Ungarn gleich zehn der fünfzehn Plätze dieser traurigen ‚Top 15‘ belegen.

Kriminalisierung – ist ein Problem von uns!

Nicht nur von uns HIV-Positiven, sondern auch von uns, die wir (egal ob mit oder ohne HIV) in Europa und Nordamerika leben.

Es ist an uns, dies zu ändern …

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HIV Justice Network 26.07.2012: HIV Criminalisation Discourages HIV Testing, Creates Disabling and Uncertain Legal Environment for People with HIV in U.S. (Press Release)

Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!

Morgens ein ausführliches Gespräch mit J. (Nurse in Administration, ca. 57+ Jahre, verpartnert). Er erzählt anschaulich von den Anfängen von AIDS, als er als junger Pfleger mit den Versicherungen Deals machen mußte, damit sie Kosten der Behandlung der ersten AIDS Kranken übernehmen. Diese Kosten waren oft nicht versichert und keiner wollte für die Pflege und die kleinen Dinge aufkommen. Eigentlich wolle auch keiner diese Pflege leisten. Den einen war es zu gefährlich, für die anderen war es zu wenig Geld, was bei der langwierigen Arbeit übrig blieb.

Man mußte Ärzte finden, die eine Behandlung damals praktisch ohne geeignete Medikamente durchführen konnten, und es war ein Problem, überhaupt Diagnosen richtig gestellt zu bekommen. Der HIV-Test wurde von vielen Ärzten überhaupt nicht in Erwägung gezogen, die Folge war noch schlechtere Versorgung der Patienten als ohnehin schon.

Wir vergleichen dann noch das Versicherungssystem in Deutschland und den USA. Dabei erfahre ich dann auch, dass man in den USA am besten dasteht, wenn man Ex-Militär ist. Die Veteran Insurance war früher einmal die schlechteste Form der Versicherung – wenige Leistungen bei hohen Versicherungsprämien und nur wenigen Ärzten, die überhaupt für die Leistungen in Frage kamen. Dann kam ein ehrgeiziger, patriotischer Mann vor einigen Jahren und baute die Versicherung zu der am besten leistenden Versicherung in den USA um.

Das Event des Tages ist die Demonstration!

HIV is not a crime! Criminalizing it is!
HIV is not a crime! Criminalizing it is!

Es wurde im Amerikanischen Stil demonstriert. Sprechchöre, Einpeitscher, Ausstattungsdepartment, Emotionen und ein kleines Ordnerdurcheinander gehören dazu und schaffen eine unvergeßliche Atmosphäre für den vom deutschen CSD-Getümmel gelangweilten Teilnehmer.

Politik ist wesentlich auf der Demo. Viele verschieden Gruppen beteiligen sich.

For an Aids-free world: In $ we trust!
For an Aids-free world: In $ we trust!

Aus New York ist man mit Bussen seit 5 Uhr morgens angereist – und sieht trotzdem gut aus.

ACT UP & Occupy: Tax Wall Street - End Aids
ACT UP & Occupy: Tax Wall Street - End Aids

Es ging in mehreren Teildemos durch die Innenstadt. Vor entsprechenden Institutionen machten die einzelnen Gruppen ihrem Unmut Luft. So machte sich die Gruppe, welche für eine Robin Hood Tax (Tobin Tax, Tobin-Steuer, in Deutschland etwas langweilig Finanztransaktionssteuer genannt) einsetzt, vor der Bank of Amerika breit.

 Bank of America
Bank of America

Manchmal versteh ich die Politik nicht – da fordert das Volk schon Steuererhöhungen, und dann ist es den Damen und Herren auch nicht recht – normalerweise demonstrieren Bürger gegen Steuerhöhungen (meist zu Recht).

Geendet hat die Demo im Vorgarten vom Präsidentenpalast … ER hat aber trotz klingeln an der Tür nicht geöffnet.

Gerüchteweise haben sich noch Demonstranten sorgfältig an den Gartenzaun vom Weißen Haus gekettet und wurden dann sorgfältig festgenommen. Hat ER wirklich Angst vor Männern mit grünem Hütchen?

Kosten werden zu Investitionen

Im den Wirtschaftsveranstaltungen wird jetzt viel, gern und unwidersprochen von einem „Investment“ gesprochen. Die Maßnahmen für/gegen HIV und AIDS waren/sind/werden ein „lohnendes Investment“. Statt Kostenverursacher und Wohltätigkeit nun also Erträge. Damit bin ich als Positiver ab heute ein Investitionsgut der HIV-Branche und muß entsprechende Gewinne abwerfen, damit sich das Investment lohnt. (SO hat das heute aber keiner gesagt …. das ist dann nur meine zugespitzte Schlußfolgerung).

Was passiert mit mir / meiner Medikamentenversorgung, wenn ich mich nicht mehr rechne?

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ sind bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld
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Kinder & Aids : bessere Medikamenten-Formen für Kinder erforderlich

Kinder & Aids : Trotz weitreichender Erfolge in der Entwicklung moderner Medikamente zur Behandlung der HIV-Infektion ist die Behandlung HIV-infizierter Babys und Kinder weiterhin ein nur wenig beachtetes Thema. Pädiatrische Formulierungen von für Erwachsene zugelassenen Aids-Medikamenten fhelen oft, und sofern sie existieren, besteht in vielen Regionen der welt de facto jkein Zugang zu ihnen für die betroffenen Patient/innen.

3,4 Millionen Kinder weltweit sind mit HIV infiziert – für sie war der Fortschritt in der Behandelbarkeit ihrer HIV-Infektion in den letzten Jahren gering. Darauf wiesen Experten im Umfeld der derzeit in Washington stattfindende XIX. Internationalen Aids-Konferenz hin.

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Irin Plus news 23.07.2012: HIV/AIDS: Better paediatric HIV formulations

Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld

Ab jetzt laufen die Programme richtig los. Mein Spezialgebiet ist der Track E – Health Economics ( Gesundheitsökonomie ).

Das ist für die meisten ja nicht so ein interessantes Gebiet, aber mir persönlich sagen diese Dinge einiges, und ich finde als Positive sollten wir uns solchen Diskussionen auch stellen. In Washington nehmen sie jedenfalls einen großen Raum ein. Wenn wir diese Diskussionen vermeiden, werden sie also ohne uns geführt – und das kann einem ja erst recht nicht gefallen.

Chart des Vormittags:
durch die Einnahme von ART nimmt die Arbeitsfähigkeit von HIV-Positiven wieder zu - bis auf 90% des Ausgangswerts
durch die Einnahme von ART nimmt die Arbeitsfähigkeit von HIV-Positiven wieder zu - bis auf 90% des Ausgangswerts

Das Bild zeigt, das durch den Einsatz einer ART die Arbeitsfähigkeit der Positiven wieder zunimmt, um im Laufe der Zeit fast 90 % des alten Werts zu erreichen. Das finde ich sehr ermutigend. Die Untersuchung war eine Langzeitbetrachtung mit einer große Zahl von Positiven in Süd-Afrika. Das Ganze ist in der Grafik dann etwas aufgehübscht mit Statistik. Wichtig sind die blauen Punkte. Diese sinken vor dem Beginn einer ART (= gestrichelte Linie) kontinuierlich ab. Das bedeutet, dass die Menschen immer weniger arbeiten – im allgemeinen also arbeitslos werden, weil sie nicht mehr können. Danach steigen die Punkte wieder an fast auf das Ausgangsniveau der roten Linie – d.h. die Menschen arbeiten wieder fast genau so viel wie vorher.

Chart des Nachmittags:

nur max. 19% der HIV-Positiven, die in der Ukraine ART benötigen, erhalten diese auch !
nur max. 19% der HIV-Positiven, die in der Ukraine ART benötigen, erhalten diese auch !

Das Bild zeigt, daß in der Ukraine 2010 nur maximal 19% der Menschen, die eine ART benötigen, diese dann auch wirklich erhalten. Dabei ist noch nicht einmal die Frage angeschnitten, ob diese ART die optimale ist. Das ist unterste Schublade! 80% der Positiven bleiben unversorgt und haben deshalb das Risiko, früher als notwendig zu sterben. Wenn man sich ansieht, dass in den anderen Balken auch keine schwerreichen Industrieländer stehen, dann kann man, habe ich das Gefühl,bei der Ukraine schon von einem AIDS-Schurkenstaat sprechen.

Gemeinschaftsstand der Lateinamerikaner - macht richtig was her.... den dicken Teppich sieht man nicht auf dem Foto
Gemeinschaftsstand der Lateinamerikaner - macht richtig was her.... den dicken Teppich sieht man nicht auf dem Foto

Es gab aus der Leserschaft eine Rückfrage zum Global Village [als Kommentar zuRolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister„; Anm. ondamaris]: ob die von mir beschrieben „Lebendigkeit“ im Golbal Village „nur“ von Konferenzteilnehmern verursacht ist, oder ob auch die „unbeteiligte“ Bevölkerung rein geht. Gestern am Eröffnungsabend waren nach meinem Eindruck eher Fachbesucher da. Heute hatte ich den Eindruck, dass der eine oder andere Nicht-Fachmann da war. Aber im Wesentlichen sind es Menschen, die zur Konferenz gekommen sind. Die vielzitierte Offenheit für alle wird eher nicht wahrgenommen. Meine Unterscheidung würde ich am zweiten Tag auch eher abgrenzen mit „ehrenamtlichem HIV“ im Village gegenüber „angestelltem HIV“ in der Kongressausstellung – aber ganz trennscharf ist das auch nicht, weil auch viele im HIV-Bereich Erwerbstätige im ‚Global Village‘ sind (zum Beispiel das Spitzenteam der DAH). Ich guck da noch mal weiter hin.

das Spitzen-Team der DAH im Global Village
das Spitzen-Team der DAH im Global Village

Country Ownership

Diskussions-Panel zu PrepFAR
Diskussions-Panel zu PrepFAR

Hab in einem Abendpanel versucht etwas über PEPFAR (The U.S. President’s Emergency Plan for AIDS Relief) und COUNTRY OWNERSHIP zu lernen.

Das Programm rettet unbestritten Leben, es scheint aber auch Mechanismen zu enthalten, die zu einer Aneignung des Landes durch die Geberländer führen können (ich frage mich, wie weit hat es Aspekte von Kolonialisierung, wenn Empfänger-Länder sich, um Mittel aus PrepFAR zu erhalten, konform zu den Werten des Geberlandes USA verhalten müssen?)

Interessant fand ich den Beitrag eines der weltgrößten Minenkonzerne der Welt. Die haben für Ihre Angestellten in Süd-Afrika vor einigen Jahren eine Kranken- (und auch HIV-) Versorgung auf eigene Kosten eingeführt. Ich gehe davon aus, dass diese ähnlich arbeitet wie die bestehende Arbeitgeberversicherungen in den USA. Nur 5% der Lohnsumme kostet es derzeit den Konzern, diese Struktur zu unterhalten. Die Produktivitätsverluste nur durch HIV waren vor der Einführung mehr als 3 mal so hoch. Es rechnet sich also!

Vermutlich bindet es die Arbeiter auch enger an das Unternehmen. Zumindest als Positiver hat man dann ein starkes Interesse nicht seinen Arbeitsplatz zu verlieren. An Streiks wird man wohl daher weniger gern teilnehmen. Das ist aber reine Spekulation – so hat das der freundliche Herr von der Firma nicht ausgeführt. Gleichwohl wäre es ungerecht, dem Herrn nur ein oberflächliches Interesse an dem Thema zu unterstellen. Er sitzt in vielen Organisationen zu HIV an entscheidenden Stellen.

Präsidententratsch des Tages:

Vermutlich nun aber wirklich das letzte Mal Obama: Ich traf den positiven Consultant B., der mir nach einigen unterhaltsamen Sätzen zu den Unterschieden von Annahmen, Eindrücken, Fakten und Ergebnissen in der empirischen Männerforschung seine Einladung zum „Seated Dinner“ bei Präsident Obama am kommenden Donnerstagabend zeigte.

B. hatte schon aufgrund von Charme, Intelligenz und sicherlich auch persönlichen Verdiensten um die Sache der Positiven diese Einladung verdient – aber ich habe ihn doch wohlwollend beneidet um einen ABEND mit dem gutaussehenden Herrn im Weißen Haus (das hat B. dann noch mehr gefreut – zumal er versicherte, dass die Einladung völlig unerwartet in seinem Briefkasten gelandet sei und er sich diese Ehre auch nicht ganz erklären könne – manchmal ist das Schicksal doch gerecht!).

Er ist bisher der einzige, den ich getroffen habe, der da hingehen darf – ich kenne nicht mal jemanden der jemanden kennt der da hingeht. Oder sitzen die beiden am Ende wirklich zu zweit beim Candellight Dinner ….. ???

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
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Südkorea beendet Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für HIV-Positive

Südkorea beendet Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für HIV-Positive. Dies berichtet die Deutsche Aids-Hilfe DAH unter Verweis auf eine Rede des südkoreanischen Außenministers Kim Bong-hyun im Umfeld der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington.

Bereits Ende 2009 hatte Südkorea Verbesserungen der 1988 eingeführten Beschränkungen für HIV-Positive angekündigt (siehe ondamaris 10.09.2009: Reisen mit HIV: Südkorea und Tschechien bewegen sich).

DAH 23.07.2012: Südkorea schafft Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV ab

US-Aussenministerin Hillary Clinton: Mein Ziel ist eine Generation ohne Aids – Frankreichs Staatspräsident Hollande stimmt zu (akt.2)

„Ich bin hier, um das Ziel einer Aids-freienGeneration zu setzen.“ Dies betonte US-Außenministerin Hillary Clinton auf ihrer heutigen Rede bei der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington.

‎“I’m here to set a goal for an AIDS free generation!“

Hillary Clinton 2009 (Foto: Department of State)
Hillary Clinton 2009 (Foto: Department of State)

Hillary Clintion sprach um 10:00 Uhr Ortszeit auf der Eröffnungsveranstaltung der XIX. Internationalen Aids-Konferenz im Washington Convention Center. Die Rede der US-Außenministerin Clinton war angekündigt worden, US-Präsident Obama hingegen ließ mitteilen, nicht an der Eröffnung der 19. Internationalen Aids-Konferenz teuilnehmen zu können. Er wandte sich per Video-Botschaft an die über 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Bereits im Vorfeld der Konferenz hatten auf einem international besetzten Symposium Wissenschaftler eine ‚Strategie zur Heilung von HIV‘ auf den Weg gebracht.

Clintons Rede wurde live gestreamt (hier). Ein Video der Rede wird sobald verfügbar auf ondamaris in diesem Artikel ergänzt liegt nun vor:

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Zuvor hatte auch der französische Staatspräsident Francois HJollande in einer Videobotschaft an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses betont, es sei möglich, die „Aids-Epidemie in der ganzen Welt zu beenden“ („arreter l’épidémie du sida dans le monmde, c’est possible“):

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Aktualisierung
23.07.2012, 20:30: Der Redetext steht hier auf den Seiten des State department online. Ergänzend das Fact Sheet „Progress on Achieving an AIDS-Free Generation„.

24.07.2012, 21:20: Video der Rede Hillary Clintion liegt vor und ist oben eingebunden

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Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister

Wir treffen uns zu einer verträglichen Uhrzeit um als Gruppe gemeinsamen zur großen Demo unter dem Titel „Keep the Promise“ zu marschieren. Politiker in den USA und in aller Welt sollen durch diese Großdemonstration daran erinnert werden, die vereinbarten Ziele und Versprechungen zu HIV / AIDS endlich umzusetzen.

morgendliches Frühstücks-Hot Dog in DC
morgendliches Frühstücks-Hot Dog in DC

H. und ich müssen uns kurz vor dem Ziel erst mal stärken, da das Frühstück wegen vieler kleiner Arbeiten dann doch ausgefallen ist.

wir mal so ...
wir mal so ...

Die Veranstaltung wurde massgeblich von der Aids Health Foundation ausgerichtet.

Bühne mit Leinwänden und trommeltragenden Frauen
Bühne mit Leinwänden und trommeltragenden Frauen

Eine riesige Demomaschine wurde dafür in Gang gesetzt. Perfekt organisiert für sicher 10.000 Teilnehmer – inklusive kostenloser Regenschirme und Trinkwasserversorgung.

Leider waren dann die erhofften Massen nicht gekommen

Platz für weitere 8000 Demonstranten
Platz für weitere 8000 Demonstranten

In Amerika wir nicht so laienhaft wie bei uns in Deutschland demonstriert. Es gibt immer ein Prop-Department, das vieles Nützliches für die Teilnehmer vorbereitet, um eine schlagkräftige Veranstaltung zu gewährleisten – so sind auch vorbereite Transparente üblich. Das führt dann allerdings auch dazu, das der Veranstalter seine Message leichter unter das Volk bringen kann.

 Take Away Statement
Take Away Statement

Ich würde ungern mit einer Tafel „TEST AND TREAT NOW“ herumlaufen. So eine Forderung dient nicht unbedingt den Positiven, sondern eher Pharmafirmen und Public Health Überlegungen. Dass die Medikamente teuer sind für den Einzelnen und die Gesellschaft, dass Nebenwirkungen auftreten und die Auswirkungen von langer ART unbekannt sind, wird dabei vernachlässigt.

es gibt sie noch: Die guten Aktivisten aus Texas
es gibt sie noch: Die guten Aktivisten aus Texas

Im Gespräch mit P. aus Texas höre ich, das in Austin eine besonders hohe Neuinfektionsquote zum Problem wird. Der Cowboystaat ist schon immer restriktiv, defensiv, vermeidend, strafend mit seiner HIV- und Sexpolitik umgegangen. Gleichzeitig kommt es durch das gute Wirtschaftswachstum in der Region zu einer erhöhten Zuwanderung von Leuten, deren kulturelle Hintergründe anders sind (jemand aus New York kann da bereits aus einer anderen Welt kommen). Beide Faktoren zusammen bieten die Grundlage für eine überdurchschnittliche Ausbreitung von HIV.

Irgendwann geriet die Veranstaltung zum Popkonzert, weil der befürchtete Regen ausblieb, die Regenschirme zu Sonnenschirmen wurden und die Redner, Tänzer und Sänger sich nicht vom leeren Platz einschüchtern ließen und enthusiastisch „eindroschen“ auf das Publikum …

Weather Girls
Weather Girls

… das dann auch bereitwillig mitging

Wir mussten dann vor dem großen Finale bereits zum Kongresszentrum, um bei der Eröffnung des Deutschen Stands und des Global Villages auf der Aids 2012 dabei zu sein.

Bundesgesundheitsminister Bahr mit iwwit- Rollenmodell Marcel bei der Eröffnung des deutschen Standes auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz
Bundesgesundheitsminister Bahr mit iwwit- Rollenmodell Marcel bei der Eröffnung des deutschen Standes auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz

M. ist dann im letzten Moment (eigentlich schon 5 Minuten später) wie ein Schauspielprofi mit dem Minister vor die Kameras gesprungen und hat brilliant seinen Eröffnungspart zur Freude der Zuschauer, der Medien und sicher auch des Ministers gegeben.
Global Village und Exposition unterscheiden sich schon bei der Eröffnung sehr stark in ihrer Atmosphäre. Das Village ist lebendig und überraschend. Bis zum späten Abend wurden noch Gespräche geführt und Präsentationen gestartet…. und sogar Stände aufgebaut.

Scheinbar kein Tag ohne den Präsidenten in diesem Land: Heute flog er mit seinem Hubschrauber über mir herum (– vielleicht klappt ja doch was??).

Präsident über Demonstranten
Präsident über Demonstranten

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
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XIX. Internationale Aids Konferenz 2012 : täglich live dabei mit Roland

Die XIX. Internationale Aids Konferenz 2012 findet vom 22. bis 27. Juli 2012 in Washington, USA statt.

Roland, ein HIV-positiver Mann, nimmt durch ein Scholarship der Deutschen Aids-Hilfe zum ersten Mal an einer Welt-Aids-Konferenz teil. Für ondamaris berichtet Roland in den Tagen vor und während der Konferenz über die XIX. International Aids Conference 2012 und seine Reiseeindrücke und Erfahrungen täglich live aus Washington.

Bisher erschienen:

XIX. Internationale Aids-Konferenz Washington 22.-27.7.2012

ondamaris 27.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 5: Aids 2012: Mexikanische Gefängnisse schützen vor Syphilis

ondamaris 26.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 4: Aids 2012: Verteilungskämpfe

ondamaris 25.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!

ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld

ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister

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Anreise und Vor – Konferenzen

ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern

ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei

ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht

ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama

ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise

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Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern

Heute morgen bin ich erst mal ins Delegationshotel umgezogen. Liegt gut zum Kongresszentrum der ‚Aids 2012‘ und hat wohl auch etwas Urbanität um sich herum.

Dann husch durch den Regen wieder zur den Indigenen (International Indigenious Conference). Für die American Indians wurden unter anderem folgende Fakten präsentiert:

  • Höchste Selbstmordrate unter Jugendlichen
  • Über 27% ohne Krankenversicherung
  • 4 mal mehr Fälle von AIDS bei Frauen im Vergleich zu Non-Indianer-Frauen

Der Gesundheitszustand der ganzen Gruppe ist unterdurchschnittlich. HIV ist nur eines unter vielen Problemen.

Dann ein schneller, verschwitzter Wechsel zum Gay Men´s Health Summit. Auch hier der zweite Tag.

Der Titel klang wieder einmal sehr vielversprechend: „ It´s Not Racism, It´s a Preference“ – Ein Dialog über Rasse und Klasse. Das interessiert mich auch persönlich und ich habe bereits schon einige Gespräche dazu geführt.

Leider erfüllte auch dieser Block nicht meine Erwartungen. Einer der Trainer forderte uns langatmig auf frei und offen zureden, woraufhin sein Kollege lange Geschichten erzählte und dann die beiden miteinander redeten und 2 Vielredner auch noch dauernd zu Wort kamen. Der Erkenntniswert der Beiträge blieb überschaubar. Meist redeten Weiße miteinander über Farbige – selbst nachdem ein Teilnehmer auf dieses Problem hingewiesen hat. Auch der Chef der Veranstaltung redete immer engagiert mit … was nicht richtig besprochen wurde waren heikle Fragen zum Rassismus.

In den USA ist die Situation nach meinem Eindruck sehr festgefahren. Die Parteien stehen sich unversöhnlicher gegenüber als anderswo. Das führt möglicherweise zu einem für einen Europäer merkwürdigen Diskussionsstil und –inhalt.

Danach habe ich den Gay Men´s Health Summit einfach und unbemerkt verlassen… der Begriff „Summit“ wird wohl in den USA (wie auch in Deutschland) derzeit für alles mögliche verwendet.
Ich wollte meine Zeit nun nicht weiter in dieser Veranstaltung vertun und sauste entgegen meiner ursprünglichen Tagesplanung wieder zurück zu den Indigenen.

Nachmittags gab es dort in einem Panel Präsentationen von frisch und stark inhaltlich orientierten Jugendlichen. Diese 4 flotten Menschen wurden dabei durch die Moderatorin einer straffen Befragung zu u.a. Präventionsansätzen, Heilung, Community und eigenen Vorstellungen zur Arbeit unterzogen. Zu hören gab es tolle Antworten und Statements.

Zur Frage nach einer Arbeit über die eigene Zielgruppe hinaus fielen Sätze wie:

  • “Do not create an agenda for us … we need to be included …. Listen to us!”
  • „Lass uns eine Diskussion zu Sex über alle Altersgruppen hinweg führen“
Aids 2012: Indigenious Preconference
Aids 2012: Indigenious Preconference

Im letzten Block wurden dann Arbeitsgruppen gebildet. Ich habe mich für „Inklusion“ entschieden und spitzte fleißig meine Ohren.

Aids 2012: Indigenious Preconference
Aids 2012: Indigenious Preconference

Am Ender der Veranstaltung stand eine lange Verabschiedung. Es wurden sehr viele Geschenke verteilt. Als ich kurz überlegte schon mal zu gehen, wurde dann ein „Representative from Germany“ aufgerufen – Blick links, Blick rechts … keiner da – also bin ich dann auf die Bühne und habe stellvertretend für die Deutschen (hier kam ich mir ungerechtfertigt vor wie der Präsident) von Elton Naswood von den Navajo Indianern ein Geschenk entgegengenommen. Das hat mich zusammen mit den anderen Zeremonien wie Abschiedsgesängen und Gebeten sehr bewegt. Ich finde es lohnt sich zukünftig auf diese Gruppe mehr zu achten – hier kann man was lernen.

Abends gab es dann noch eine wilde Feier nahe dem Eastern Market mit Trommeln und Tanz.

Aids 2012: Indigenious Preconference
Aids 2012: Indigenious Preconference

Da konnte ich aber nur kurz bleiben, weil dann unsere erste große Zusammenkunft der ganzen Delegation rief. Beim Mexikaner an der Ecke trafen sich das Team der DAH und die meisten Scholarshipperinnen, um den Einsatz für den morgigen ersten offiziellen Konferenztag abzustimmen.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
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‚Dein Recht auf freie Entscheidung‘ – DAH mit Kampagne zu Entscheidungsfreiheit auf Internationaler AIDS-Konferenz

Entscheidungsfreiheit – Das Recht, in Bezug auf das eigene Leben freie Entscheidungen zu treffen steht im Mittelpunkt der Kampagne, mit der sich die Deutsche Aids-Hilfe DAH auf der heute beginnenden Internationalen Aids-Konferenz in Washington (Aids 2012) präsentiert.

Your Freedom Of Choice - Kampagne der DAH zur Internationalen Aids-Konferenz Washington 2012
Your Freedom Of Choice - die Kampagne der DAH zur Internationalen Aids-Konferenz Washington 2012 thematisiert Entscheidungsfreiheit, das Recht, in Bezug auf das eigene Leben freie Entscheidungen zu treffen

Im Folgenden als Dokumentation die Kampagnen-Beschreibung der DAH:

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Your FREEDOM OF CHOICE

Die Deutsche AIDS-Hilfe präsentiert sich bei der XIX. Internationalen AIDS-Koferenz in Washington unter dem Motto „Your FREEDOM OF CHOICE“.

Das Recht, in Bezug auf das eigene Leben freie Entscheidungen zu treffen, ist ein hoher Wert – in den USA und in vielen anderen Ländern. Leider wird dieser Wert in Bezug auf Sexualität, Drogen und den Umgang mit HIV oft außer Kraft gesetzt – mit fatalen Folgen!

Diskriminierung und Repression stehen im Widerspruch zu den Menschenrechten und sind Gift für die Prävention. Wer versucht, anderen Menschen Lebensentwürfe aufzuzwingen oder ihr Verhalten zu reglementieren, verspielt die Möglichkeit, sie zu erreichen. Stigmatisierung führt dazu, dass Menschen Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Ideologische Scheuklappen blockieren wirksame Hilfsmaßnahmen. Das ist oft lebensgefährlich!

FREEDOM OF CHOICE rettet Leben, verhindert HIV-Infektionen und fördert Gesundheit. Prävention ist erfolgreich, wenn sie selbst gewählte Lebensweisen respektiert und von den Gruppen (mit-) gestaltet wird, für die sie gedacht ist. Dann gilt es, passende Maßnahmen zum Schutz vor HIV und anderen Gesundheitsschäden anzubieten. Das gilt in allen Bereichen der HIV-Prävention:

  • Drogengebrauch: Der Krieg gegen Drogen hat zu tödlicher Gewalt und Millionen HIV-Infektionen geführt. Drogenkonsumenten werden ins Gefängnis gesteckt und infizieren sich nicht selten dort mit HIV oder Hepatitis. FREEDOM OF CHOICE heißt, sie mit geeigneten Mitteln zu unterstützen, Gefahren für Leib und Leben zu reduzieren – unabhängig davon, ob sie sich für Abstinenz, Substitution oder ein Leben mit Drogen entscheiden.
  • Sexarbeit: Repression setzt Sexarbeiterinnen unter Druck und treibt sie in die Illegalität. Dadurch wird ihr Arbeitsumfeld unsicher und sie sind für Prävention kaum noch zu erreichen. FREEDOM OF CHOICE heißt, Sexarbeiterinnen unbehelligt arbeiten zu lassen und sie vor Ort dabei zu unterstützen, sich und ihre Kunden zu schützen!
  • Gay life: Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transmenschen werden diskriminiert, angegriffen, bestraft. Wer sich verstecken muss, ist für Informationen schwer erreichbar und kann kaum ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln, das auch für den Schutz vor HIV unverzichtbar ist. FREEDOM OF CHOICE heißt, Menschen in ihrem Bedürfnis nach erfüllter Sexualität und Gesundheit zu stärken.
  • HIV+: Menschen mit HIV werden stigmatisiert, diskriminiert, kriminalisiert. Das macht es ihnen schwer, offen mit ihrer Infektion umzugehen. Angst vor Ablehnung verhindert oft, dass Schutz vor HIV thematisiert wird. FREEDOM OF CHOICE haben Menschen mit HIV nur, wenn sie nichts zu befürchten haben. Weil dann offen über HIV gesprochen wird, trägt das auch zur Vermeidung weiterer HIV-Infektionen bei.

FREEDOM OF CHOICE ist der Schlüssel! Wer glaubt, mit Moralvorschriften und Repression die Verbreitung von HIV zu verhindern, macht sich und der Gesellschaft etwas vor. Deswegen fordern wir: FREEDOM OF CHOICE! Now!

Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei

Heute morgen um 08:00 Uhr begann dann meine erste Pre-Konferenz. Aus mir noch unbekannten Gründen veranstalten alle möglichen Gruppen vorab eine PreC – also so was wie ne PreP, bei der man schon mal sagt, was man dann in wenigen Tagen im Global Forum noch mal sagen wird?

Ich hatte mich für den Gay Men´s Health Summit entschieden. Ich finde es ein spannendens Konzept sich 2 Tage intensiv in einer großen Zahl von Veranstaltungen über GLBTQ … Gesundheit Gedanken zu machen. Die Veranstaltung ist sehr USA orientiert, aber Gäste aus aller Welt sind gern gesehen. Es waren sicher 80% der Teilnehmer aus den USA, eine starke Gruppe aus Belgien, Franzosen und ein Haufen Neuseeländer. Ich war der einzige aus Deutschland dort.

Gay Men's Health Summit 2012
Gay Men's Health Summit 2012

Die Veranstaltung hatte etwas mit Organisationsproblemen zu kämpfen, aber die Workshops selbst waren davon nicht betroffen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Gesamtzahl der Teilnehmer den Erwartungen der Veranstalter entspricht. Ich fand auch die Programmteile, an denen ich teilnahm – „3o Jahre HIV“ und „LGBTQ … Moral“ganz nett, aber in der Programmankündigung klang das alles irgendwie fetziger. Daher will ich den Leser nicht mit Details langweilen.

Zur Ergänzung habe ich auch noch eine Anmeldung „To See and Be Seen“ ausgefüllt – für so einen Kongreßtitel habe ich einfach eine Schwäche.

Und das zum Glück! Das war mit Abstand der freundlichste, most sexy und perfekteste Check-In den es bisher gab. Die ‚International Indigenious Conference‘ war ein tolles Highlight am Nachmittag. Tolle Dressings und ein gute Atmosphäre zusammen mit einem ordentlich vorbereiteten Programm. Eine echte Überraschung für mich.

Ich hatte mich für den Teil zur Kriminalisierung entschieden. Das Thema war zwar nur mäßig gut besucht, aber die Referenten boten einen verständlichen Einblick in die erschreckende Problematik der Kriminalisierung von HIV Positiven. Erstaunlicherweise sind im weltweiten Vergleich nicht die bekannten „Schurkenstaaten“ und 3. Welt Länder am schlimmsten, sondern die entwickelten Industrieländer weisen eine sehr hohe Zahl von Verurteilungen wegen „HIV“ auf. Das liegt nun nicht daran, dass dort besonders übertragungswütige Positive leben und ihr Unwesen treiben, sondern an sehr ausgebildeten Ermittlungs- und Rechtssprechungssystemen, die in den letzten 10 Jahren nicht mit dem wissenschaftlichen Fortschritt mitgegangen sind und daher mit abstrusen Sofort-Gesetzen aus der Panik-Frühzeit der Epidemie arbeiten. Verschärft wird diese Situation noch durch eine unberechenbare, widersprüchliche Auslegung der mangelhaften Gesetze und drakonische Strafen für unklare Tatbestände. Die Oslo- Deklaration hat das ja schon aufgegriffen, aber es ist noch ein langer, steiniger Weg zu gehen ehe die USA, Kanada und Europa eine angemessene und vernünftige Rechtsprechung – wie es sich für ein zivilisiertes Industrieland gehört! – zu diesem Thema umsetzen.

Ungeklärt vom heutigen Tag bleibt: Was ist (k)ein Aktivist? Bin ich ein Aktivist?

Dann bin ich noch schnell ums Weiße Haus gelaufen … und denke an nix böses, latsche dösig rum – freue mich noch am großen Autochaos zur Rush Hour …. und werde von eine Polizistin zusammengefaltet, daß ich SOFORT!! und UMKEHREN !!!! soll…. erst da merke ich, daß der Stau eine Sperrung ist und dann rauscht auch schon der Präsident mit seiner ganzen 17 Autos und 6 Motorräder umfassenden Entourage aus seiner White House Ausfahrt raus und an mir vorbei. Das gab natürlich nur noch schlechte Fotos. (ich hatte ja auch etwas Angst präventiv erschossen zu werden)

... der Präsident rauscht vorbei ...
... der Präsident rauscht vorbei ...

Ich bin gespannt was es morgen auf beiden Konferenzen zu lernen gibt.

Der flotte Präsident wird ja nun nicht noch mal Thema werden wollen – auch wenn er im Wahlkampf ist.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht

Der Weg zur Heilung von HIV ?

Eine “ Strategie zur Heilung von HIV “ brachten Wissenschaftler am 19. Juli 2012 in Washington auf den Weg – gemeinsame Anstrengungen, um die HIV-Infektion heilen zu können. Ihrer Ansicht nach der einzige Weg, dauerhaft die Aids-Krise zu beenden, die HIV-Epidemie zu stoppen, so die Wissenschaftler.

Françoise Barré-Sinoussi, die 2008 für die Entdeckung von HIV den Nobelpreis für Medizin erhielt (siehe ondamaris 08.10.2008: Wissenschaftskrimi um den Aids-Erreger), hält eine Heilung für machbar – die so genannten ‚Elite-Controller‘ (Menschen, die seit langem mit HIV infiziert sind, ohne Medikamente zu nehmen – und ohne zu erkranken) würden den Weg weisen:

„I think it’s possible because we have this category of patients we call the „elite controller“. … Those elite controllers never receive ART [antiretroviral therapy]. For some of them it is 20 years since they were infected with HIV. They have no detectable levels of virus in the blood. They have not only no detectable virus but the size of the reservoir is very low. So it is a strong argument to say if you have a very low level of reservoir, maybe you can stop the treatment.“

HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)
HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)

UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé lobte die neue Strategie. Die vorangegangene Generation habe für Behandlungsmögflichkeiten gekämpft, die jetzige Generation müsse für die Heilung von HIV kämpfen:

„The previous generation fought for treatment. Our generation must fight for a cure.“

Die Strategie zur Heilung von HIV – „The strategy – Towards an HIV Cure“ – wurde offiziell auf einem internationalen Symposium im Vorfeld der von der International Aids Society IAS veranstalteten XIX. International Aids Conference (Aids2012) in Washington gestartet.

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weitere Informationen:
IAS: The strategy – Towards an HIV Cure
IAS: “Towards an HIV Cure”: Global Scientific Strategy (Updated April 2012) (pdf)
Guardian 19.07.2012: A cure for Aids?
DAH-Blog 21.07.2012: Bericht aus Washington (1): “Wir müssen das jetzt anpacken!”
DAH-Blog 23.07.2012: Bericht aus Washington (2): Pioniere der Heilung
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Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht

Obama wird die Konferenz nicht eröffnen. Das ist schade. Es ist sicherlich auch eine politische Entscheidung. Ich lebe aber gut mit dieser Entscheidung. Derzeit kämpft der Präsident für seine Wiederwahl im Herbst. Eine noch größere Nähe zu HIV ist dafür nicht hilfreich. Die derzeitigen Umfragewerte sehen ohnehin den Herausforderer Romney als Sieger. Das wäre laut Barbara (aus dem Flugzeug) dann noch schlimmer als Bush.

Lieber verzichte ich auf einige sicher beeindruckende Worte des bestaussehenden regierenden Staatsführer der westlichen Welt. Wenn er dadurch dann doch noch die Wahl gewinnt, dann ist mir damit als HIV Positivem viel mehr gedient. Das Opfer das die Wahlkampfstrategen hier für uns ersonnen haben gebe ich gern.

Zur Vorbereitung auf meine kurze Teilnahme an der Pre-Konferenz für Indianische Völker habe ich mich dann heute noch mal im Indianermuseum umgetan.

Tolle Museumsdidaktik haben die Amerikaner in vielen Museen in denen ich zwischenzeitlich war. Neben guten Denkanstößen zur amerikanischen Geschichte lernte ich auch noch etwas über die „Nation auf dem Pferderücken“. Winnetou war also Fußgänger ehe er den Spaniern 1680 über 1500 Pferde abnahmen und damit das Monopol auf Pferdereiten brach.

Nachmittags habe ich dann erste richtige Aktivisten der Konferenz getroffen und mich über „Black AIDS“ kurz während einer Taxifahrt briefen lassen und mir anschließend das wirklich spartanische Quartier für die Prekonferenz des Black AIDS Instituts angesehen. Das Waldschlösschen ist eben ein wirklich schöner Ort für uns in Deutschland.

Am Abend sollte es noch schnell zur Registrierung für den Gay Men´s Health Summit gehen, das hat aber irgendwie mit der Ortsbeschreibung nicht geklappt. Ich habe mich dann sogar noch in der dunkelsten Metro der Welt verfahren und bin dabei mit einem reifen, dunkelhäutigen Herrn zusammengestoßen der einfach unsichtbar war – (warum denke ich das ich mit der Sonnenbrille in der U-Bahn cool aussehe??)

Die dunkelste U-Bahn der Welt
Die dunkelste U-Bahn der Welt

Ich bin da noch in eine Art Gottesdienst meiner Glaubensgemeinschaft gegangen. Ich hatte mich vorher artig angekündigt und wurde somit erwartet. Man traf sich mit 7 bürgerlichen, jüngeren Leuten und ich wurde gefragt was ich in DC mache? Lügen ist ja im Glauben nicht so prickelnd … also nach der guten Erfahrung in der Einwanderung hab ich dann lieber gleich gesagt „Ich bin hier für die Welt AIDS Konferenz“ – uiiii … das war nicht so gut – fremder Glaubensbruder aus Lotter-Berlin der sich hier unbekannt einfindet und dann evt. mit HIV ankommt?? …. Erst mal fragte keiner etwas und dann erbarmte sich eine Frau und wollte wissen wann die Konferenz losgeht? Ab Sonntag würde es offiziell losgehen aber es würden nun schon viele Vorabkonferenzen starten. Es hat dann aber keiner mehr so richtig etwas zu dem Thema gesagt…. aber wir waren ja auch zum Ausführen kultischer Handlungen zusammengekommen und nicht für meinen nächsten Coming out Schritt.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
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Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama

Der superfreundliche, angenehme, hilfsbereite, gutaussehende L. ist seit 1980 HIV positiv. Er ist der letzte Überlebende von seinen Freunden und Bekannten von damals. Während er mich in meine Zwischenunterkunft am anderen Ende der Stadt fährt, unterhalten wir uns über die Gesundheitsreform. Anders als Barbara aus dem Flugzeug ist er kein Freund richtiger von Obama. Er findet aber das zänkische Verhalten vom Obama Herausforderer Romney mit seiner Drohung nach der Wahl alles rückgängig machen zu wollen falsch.

Die rein ablehnende Haltung der Republikaner ist nach seiner Ansicht nicht produktiv für die politische Weiterentwicklung der Krankenversicherung in den USA. Nur eine Haltung „wir sind dagegen und werden es wieder abschaffen“ wird er den Anforderungen die zukünftig auf die kranken und gesunden US Bürger zukommen nicht gerecht meint L.

Während er mich durch ein Autobahngewirr steuert denke ich darüber nach, was so ein Politikverständnis für Deutschland bedeuten würde.

Am Nachmittag geht es erst mal auf Entdeckungstour in die City.

14:36 Uhr das erste sichtbare Zeichen der nahenden Konferenz begegnet mir!

.. und das tolle daran: Es ist keine Pharmawerbung sondern eine Begrüßungswerbung von der Ford Foundation und Greater than AIDS.

Einen U-Bahnhof weiter gibt es dann aber schon massiv Pharmawerbung! Das geht hier ja anders als in Deutschland.

Ich lese mir dann die textlastige Tafel durch und stelle verwundert fest, dass der Text zum größten Teil aus Warnungen und Anwendungsverboten besteht.

Das Medikament ist sicher sehr begehrt bei Positiven, wenn es seine versprochene Wirkung (Abbau der von mir sehr gefürchteten Fettverteilungsstörung) hat. Es ist aber unklar, welche Risiken man eingeht bei der Anwendung.

Am Abend lädt mich dann die First Lady des Landes mit einer flotten E-Mail zur Teilnahme an der Geburtstagsparty für ihren Mann in ihrem Haus in Chicago ein …. da war ich dann schon etwas gerührt.

Meine Ehrlichkeit bei der Einreise zahlt sich wohl wirklich aus in diesem Land…

Washington 2012: Barack Obama lädt ein zur Geburtstags-Party
Washington 2012: Barack Obama lädt ein zur Geburtstags-Party

… ab 3,-$ ist man dabei!

… das ist dann deutlich einfacher als beim Sommerfest der deutschen Regierungschefin.

… oder gar bei einer dieser mittelmäßigen deutschen Kinofilmpremieren.

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In ‚Rolands Washington-Tagebuch‘ ist bisher erschienen:
XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
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Aids 2012: Hillary Clinton spricht auf Eröffnung der XIX. International Aids Conference

US-Außenministerin Hillary Rodham Clinton wird bei der Eröffnung der XIX. International Aids Conference (Aids 2012) am 22. Juli 2012 in Washington sprechen. Dies teilte das Weiße Haus mit.

Erstmals seit 22 Jahren findet die Welt-Aids-Konferenz in den USA statt – nachdem das US-Einreiseverbot für HIV-Positive aufgehoben wurde.

Clintons Rede wird hier live im Internet übertragen.

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Weißes Haus: Secretary Clinton To Address the XIX International AIDS Conference (AIDS 2012)