Kinder & Aids : bessere Medikamenten-Formen für Kinder erforderlich

Kinder & Aids : Trotz weitreichender Erfolge in der Entwicklung moderner Medikamente zur Behandlung der HIV-Infektion ist die Behandlung HIV-infizierter Babys und Kinder weiterhin ein nur wenig beachtetes Thema. Pädiatrische Formulierungen von für Erwachsene zugelassenen Aids-Medikamenten fhelen oft, und sofern sie existieren, besteht in vielen Regionen der welt de facto jkein Zugang zu ihnen für die betroffenen Patient/innen.

3,4 Millionen Kinder weltweit sind mit HIV infiziert – für sie war der Fortschritt in der Behandelbarkeit ihrer HIV-Infektion in den letzten Jahren gering. Darauf wiesen Experten im Umfeld der derzeit in Washington stattfindende XIX. Internationalen Aids-Konferenz hin.

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Irin Plus news 23.07.2012: HIV/AIDS: Better paediatric HIV formulations

Spermawäsche erhöht die Sicherheit bei Kinderwunsch nicht mehr als erfolgreiche antiretrovirale Therapie – britischer Richtlinien-Entwurf

Der Entwurf zur britischen Richtlinie zur Behandlung der Unfruchtbarkeit führt aus, dass eine Sperma-Wäsche nicht mehr unbedingt erforderlich sein muss bei serodifferenten Paaren mit Kinderwunsch, bei denen der Mann HIV-positiv ist und die Frau nicht. Sofern der Mann eine erfolgreiche antiretrovirale Behandlung durchführe und Sex ohne Verwendung von Kondomen sich auf die Ovulations-Periode beschränke, werde durch eine Sperma-Wäsche das Risiko einer Infektion nicht weiter reduziert:

„sperm washing may not further reduce the risk of infection“

Der Richtlinien-Entwurf aktualisiert die bisherige Richtlinie aus dem Jahr 2004 und wurde herausgegeben vom National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE). Seine Aufgabe ist es u.a., dem britischen National Health Service besonders effektive und Kosten-effiziente Behandlungsverfahren zu empfehlen.

Die Autoren des Entwurfs weisen darauf hin, dass ihre Empfehlung nicht außerhalb ihres Kontextes auf andere Sachverhalte übertragen werden sollte.

Der Entwurf ist bis 3. Juli 2012 für Diskussion und öffentliche Beratung offen.

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zur Situation in Deutschland siehe auch
ondamaris 28.06.2011: ‘Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch’ – Aktualisierung verzögert sich (dort auch Link auf die am 09. September 2011 verabschiedeten Leitlinien).

weitere Informationen:
aidsmap 22.05.2012: NICE says sperm washing is no safer than effective treatment and timed intercourse
Entwurf der Richtlinie (pdf), zu Sperma-Wäsche siehe S. 105 – 122
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Kurz notiert … September 2011

28. September 2011: Auf der ICAAC wurden Daten einer Phase-IIb-Studie des monoklonalen Antikörpers Ibalizumab (Antikörper-basierte Therapie gegen HIV) vorgestellt.

27. September 2011: Die DAIG verabschiedete auf ihrer Mitgliederversammlung die ‚Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch‚ (pdf).

22. September 2011: Norbert Geis, CSU, nutzt den Papstbesuch auf seine Weise – er warnt vor der Verwendung von Kondomen. „Kondome vermehren das, was Aids auslöst, nämlich Promiskuität.“

21. September 2011: Der NNRTI Nevirapin (Handelsname Viramune®) erhält die EU-Zulassung als einmal tägliche Retard-Formulierung.

20. September 2011: Das Hepatitis-C-Medikament Telaprevir erhält die Zulassung für die EU. Es wird vom Pharmakonzern Johnson & Jonsohn in Europa unter dem Handelsnamen Incivo® (USA: Incivek®) vermarktet.

16. September 2011: Die französische Aidshilfe-Organisation Aides und der französische Verband schwuler Unternehmen SNEG haben eine Vereinbarung zur leichteren Durchführung von HIV-Tests (Schnelltests) in Einrichtungen für Schwule (unter Anwesenheit von Aides-Mitarbeitern) geschlossen.

Eine experimentelle therapeutische Vakzine gegen HIV, die u.a. in Hamburg untersucht wird, reduziert bei HIV-Positiven in einer Phase-II-Studie die Viruslast.

Die Treatment Action Group TAG hat einen ‚Guide to Clinical Trials for People with Hepatitis C‘ veröffentlicht.

14. September 2011: Das Aids-Institut von New York hat Richtlinien zur Behandlung von HIV-positiven Transgender herausgegeben.

13. September 2011: Ende August wurde Medienberichten zufolge der usbekische Aids-Aktivist Maxim Popov vorzeitig aus der Haft entlassen.

09. September 2011: „Die Umsetzung der Befragung ist genau so wichtig wie das Ergebnis“, berichtet Julian Howes über den ‚Stigma Index‚ von GNP+.

Im Rahmen eines Demonstrations-Projekts sollen in San Francisco 300 schwule Männer Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) erhalten.

08. September 2011: Mit einer offiziellen Gedenk-Zeremonie verabschiedet sich Frankreich am 28. September 2011 vom am 3.8.2011 verstorbenen Rudolf Brazda. Brazda war vermutlich er letzte überlebende ‚Rosa Winkel Häftliung‘ der NS-Verfolgung Homosexueller.

05. September 2011: Die kurz zuvor aufgrund des positiven HIV-Tests eines Darstellers gestoppt US-Porno-Produktion ist wieder angelaufen – das Testergebnis hat sich als falsch erwiesen.

02. September 2011: UNAIDS gratuliert der Regierung von Fiji zu ihrem Entschluss, die bisher bestehenden Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV aufzuheben.

01. September 2011: Der seit drei Jahren inhaftierte iranische Arzt Aresh Alaei wurde aus dem Gefängnis entlassen.  Alaei hatte sich gemeinsam mit seinem Bruder für HIV-Infizierte und Aids-Kranke eingesetzt.

Die NRTI-sparende Kombination Darunavir / Ritonavir plus Raltegravir ist keine gute Kombination für HIV-Positive mit hoher Viruslast, berichten US-Forscher.

‚Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch‘ – Aktualisierung verzögert sich

Können wir unseren Kinderwunsch realisieren? Und wenn ja – wie? Auch auf ’natürlichem Weg‘? Diese Frage hat für viele Paare, bei denen ein Partner mit HIV infiziert ist, große Bedeutung. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die Aktualisierung der entsprechenden Leitlinie, die das EKAF-Statement und seine Folgen einbeziehen soll. Doch deren Verabschiedung verzögert sich …

Ist die auf dem Statement der Eidgenössischen Aids-Kommission basierende Viruslast-Methode eine Möglichkeit für HIV-betroffene Paare, ihren Kinderwunsch zu realisieren? Die ‚Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch‘ der Deutschen Aids-Gesellschaft DAIG sollten auf diese Frage klare Antworten geben und die Viruslast-Methode als weitere Möglichkeit benennen. Doch die Verabschiedung, eigentlich geplant für den Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress, der jüngst in Hannover stattfand,  verzögert sich:

Die DAH berichtete auf ihrem ‚Live-Ticker‘ vom DÖAK:

„Im Rahmen der Mitglieder-Versammlung der DAIG (siehe letzter Eintrag) sollte heute [15.6.11; d.Hg.] auch die lang erwartete Aktualisierung der „Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch“ verabschiedet werden. Doch dazu kam es nicht: Andere Themen auf der Tagesordnung wurden so ausführlich diskutiert, dass die Abstimmung unter den Tisch fiel.“

Neben der Frage von EKAF-Statement und Viruslast-Methode bei Paaren mit Kinderwunsch soll die Aktualisierung der Leitlinie auch die Einschränkungen für assistierte Reproduktion thematisieren (auch bei Paaren in stabiler Partnerschaft).

Behandelt werden soll auch die Frage der Kostenübernahme durch die Gesetzliche Krankenversicherung. Die Deutsche Aids-Hilfe war an entsprechenden Beschlüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Frage der Gleichstellung HIV-betroffener Paare nach eigenen Angaben wesentlich beteiligt (auch HIV-betroffenen Paare haben nun Anspruch auf Maßnahmen der künstlichen Befruchtung zu Lasten der GKV, wenn die Erfolgsaussichten nach vorheriger medizinischer Beurteilung nicht nur theoretischer Natur und die Gefahren für Mutter und Kind nicht in unerträglichem Maße erhöht sind).

Eine neue Gelegenheit, die ‚Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch‘ zu verabschieden, wird sich vermutlich während des dagnä-Workshops ergeben – am 9. / 10. September 2011. So lange werden auch Paare mit Kinderwunsch weiterhin auf die neue Leitlinie warten müssen.

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Nachtrag 28.09.2011:
Die DAIG verabschiedete auf ihrer Mitgliederversammlung am 09. September 2011 die ‚Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch‘ (pdf).

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Dank für Informationen an Marianne Rademacher, Referentin für Frauen in der Deutschen Aids-Hilfe

Kurz notiert … April 2011

28. April 2011: Ein Richter hat die vom New Yorker Bürgermeister vorgenommenen starken Kürzungen im Aids-Budget der Stadt zurück genommen.

Bereits am 13. April 2011 unterzeichnete Israel erstmals eine Kooperations-Vereinbarung mit UNAIDS.

20. April 2011: Der Pharmakonzern Abbott einigte sich in einem ‚class action lawsuit‘ mit Groß-Einkäufern von zweien seiner Aids-Medikamente auf eine Zahlung von 52 Millionen US-$.

18. April 2011: In Köln stirbt die Schauspielerin Stefanie Mühle an den Folgen von Krebs. In der Rolle der „Chris Barnsteg“ (1987 – 1991) hatte sie in der ARD-„Lindenstrasse“ den CSU- Politiker Peter Gauweiler wegen seiner Aids-Politik als „Faschisten“ bezeichnet.

17. April 2011: Zum Eurovision Song Contest ESC (früher Grand Prix) will die Düsseldorfer Aids-Hilfe mit einer besonderen Aktion präsent sein: „safer sex 12 points“.

16. April 2011: In Großbritannien bekommen erstmals serodifferente Paare Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP), um auf natürliche Weise ihren Kinderwunsch realisieren zu können.

14. April 2011: Atazanavir kann das Risiko für Nierensteine vierfach erhöhen, berichten britische Forscher.

13. April 2011: Die britischen Pfadpfinder habe ein neues Programm zur Sexualaufklärung bei 14- bis 18-Jährigen gestartet unter dem Titel „My Body, My Choice“.

12. April 2011: Die Zahl nicht Aids definierender Krebserkrankungen bei HIV-Positiven ist am Steigen, betont das National Cancer Institute der USA.

Trotz einer Finanzkrise des Medikamenten-Programms ADAP hat der Pharmakonzern Gilead in den USA die Preise für seine Aids-Medikamente zum Teil deutlich erhöht.

05. April 2011: Der kalifornische Porno-Produzent „Hustler Video“ wurde zu über 14.000 US-$ Geldstrafe verurteilt, weil bei Porno-Dreharbeiten keine Kondome verwendet wurden.

02. April 2011: „Du hattest ungeschützten Sex? Verhindere eine HIV-Infektion!“, wirbt eine Kampagne der New York School of Medicine für Post-Expositions-Prophylaxe (PEP).

Zwei Drittel aller Kinder, die nach Geburt gestillt wurden und mit HIV infiziert wurden, und deren Mütter antiretrovirale Therapie erhielten, hatten HIV mit Resistenzen gegen ein oder mehrere Medikamente, berichten Forscher.

01. April 2011: HIV-Positive sind bisher von Organspenden ausgeschlossen. Ist dies noch zeitgemäß?, fragt eine Studie – vor dem Hintergrund langer Wartelisten bei HIV-positiven potentiellen Organempfängern.

Eine sinkende Rate an neuen HIV-Infektionen, über sechs Millionen HIV-Positive weltweit erhalten antiretrovirale Therapien – die umfangreichen Investitionen in die globale Aids-Bekämpfung beginnen Früchte zu tragen, betont UN-Generalsekretär Ban ki-Moon.

Aids-Stiftung: Von HIV betroffene Familien geraten besonders häufig in Not

Familien, in denen ein Elternteil oder ein Kind von HIV betroffen sind, sind besonders benachteiligt. Dies macht sich in den zahlreichen Hilfsanfragen an die Deutsche AIDS-Stiftung bemerkbar. Im Jahr 2009 unterstützte die Stiftung Familien mit über 1.100 Kindern und Jugendlichen in den unterschiedlichsten Notfällen. Aufgrund häufig eingeschränkter Erwerbsfähigkeit der Eltern sind die Familien auf staatliche Transferleistungen angewiesen. Ausgaben außer der Reihe wie etwa die Anschaffung eines Schulranzens, eines Bettes oder von Winterbekleidung sind für die Familien kaum zu leisten.

Hier springt die Stiftung mit individuellen Hilfen ein. „Die von HIV betroffenen Familien – oft sind es auch alleinerziehende Frauen, die für die Kinder sorgen müssen – haben mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten zu kämpfen, denn die Probleme gehen über die finanzielle Situation hinaus“, sagte Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung anlässlich der Welt-AIDS-Tags-Pressekonferenz der Stiftung in Düsseldorf. Viele Familien vermeiden den offenen Umgang mit der Infektion – aus Angst, die Familie zu belasten und Diskriminierungen ausgesetzt zu sein. Daher wissen viele Kinder gar nichts über ihre Infektion oder die der Eltern. Mangelnde Offenheit erschwert das Zusammenleben. Entscheiden sich die Eltern für die Information ihrer Kinder, kann dies ebenfalls Ängste und psychische Probleme auslösen. Die psychische und gesundheitliche Belastung der Familien erfordert die Unterstützung über Projekte, die der seelischen und gesundheitlichen Stabilisierung dienen. In diesem Bereich förderte die Stiftung in diesem Jahr erneut zahlreiche Angebote wie Wochenendfreizeiten für HIV-positive Frauen und ihre Kinder sowie Familienseminare. „Die Förderung dieser nachhaltigen Projekte ist ein besonderer Schwerpunkt der Stiftungsarbeit“, so Dr. Christoph Uleer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.

Zwar sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland nur etwa 200 Kinder mit HIV infiziert, tausende weitere Kinder leben jedoch in Familien mit HIV-positiven oder bereits an AIDS erkrankten Eltern. Insgesamt leben nach Schätzungen des RKI 70.000 Menschen mit HIV/AIDS in Deutschland, etwa 3.000 mehr als im Vorjahr.

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Stiftung)

Kinofilm „Themba – Das Spiel seines Lebens“ mit UNICEF-Kinderrechtspreis ausgezeichnet

Auf dem 13. internationalen Filmfestival in Sansibar (Afrika) wurde der Kinofilm „Themba – Das Spiel seines Lebens“ mit dem UNICEF-Kinderrechtspreis für Filme ausgezeichnet. Anlässlich der Deutschlandpremiere des Films am 1. August 2010 in Köln überreicht UNICEF die Auszeichnung an die Regisseurin Stefanie Sycholt.

„Themba“, in dem auch der frühere deutsche Nationaltorwart Jens Lehmann in einer Nebenrolle als Fußballtrainer mitspielt, erzählt die packende Geschichte einer ungewöhnlichen Befreiung im Gastland der gerade zu Ende gegangenen Fußball-Weltmeisterschaft.

Der elfjährige Themba kämpft sich durch seine Fußballkünste aus ärmsten Verhältnissen bis in die Jugendnationalmannschaft Südafrikas, Bafana Bafana. Auf dem Höhepunkt erfährt er, dass er HIV-positiv ist – Folge einer erlittenen Vergewaltigung. Doch Themba beschließt, das Schweigen um Aids zu brechen.

Der Name „Themba“ bedeutet übersetzt „Hoffnung“. Jens Lehmann erklärte nach den Dreharbeiten: „Ich wünsche den Kindern in Afrika, dass sie ebenso glücklich wie die Kinder in Deutschland leben und spielen können.“

Jens Lehmann bei seinem Schauspieldebut mit seinen südafrikanischen Schauspielkollegen (Foto: UNICEF)
Jens Lehmann bei seinem Schauspieldebut mit seinen südafrikanischen Schauspielkollegen (Foto: UNICEF)

„Themba“ wurde mit dem UNICEF-Preis ausgezeichnet, weil er ebenso unterhaltsam wie überzeugend das Leben von Kindern und Jugendlichen im südlichen Afrika erzählt. Er zeigt ihre Probleme wie extreme Armut und Aids genauso wie ihre Träume, ihre Hoffnungen und ihre Entschlossenheit, das Elend zu überwinden. „Themba“ ist Kino über Menschen – für Menschen“, sagt Rudi Tarneden, Sprecher von UNICEF Deutschland.

Seit sechs Jahren ehrt UNICEF im Rahmen des internationalen Filmfestivals in Sansibar den jeweils besten Film, der am überzeugendsten die Kraft der Kinder im Kampf um ihre Rechte im südlichen Afrika ausdrückt. „Themba“ gewann auch den künstlerischen Hauptpreis des diesjährigen Festivals als bester Film. Mit großer Intensität folgt „Themba“ seinem Helden und schafft es dabei, Tabuthemen wie Aids oder Missbrauch zu erzählen, ohne jemals die Hoffnung zu verlieren.

Nach Schätzungen von UNICEF hat Südafrika eine der höchsten Aids-Infektionsraten auf der Welt. Jedes Jahr stecken sich rund 500.000 Menschen neu an. Auch Gewalt in Familien und Missbrauch sind verbreitet. Allein 2008/2009 wurden 50.000 Kinder Opfer von Gewalt.

UNICEF unterstützt in Südafrika landesweite Programme für Kindergesundheit, den Aufbau kinderfreundlicher Schulen, Aids- Prävention und Kinderschutz sowie Sportprogramme. UNICEF setzt sich auch politisch für die Kinderrechte ein.

(Pressemitteilung UNICEF)

Hinweis:
„Themba“ wird auch gezeigt im Rahmen der „Positiven Begegnungen 2010“, am 27. August 2010 um 20:30 Uhr, mit anschließender Diskussion mit Dr. Lutz van Dijk, Autor des Romans „Themba“, auf dem der Film basiert.

Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurz-Berichte 20.07.2010 (akt.3)

In Wien findet vom 18. bis 23. Juli 2010 die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt. Im Folgenden Kurzberichte über einige wichtige Themen, die auf der Konferenz behandelt wurden. Diese Übersicht wird im Verlauf der Konferenz fortlaufend aktualisiert – Tag 2, 20. Juli 2010:

HIV ist eine Armuts-Frage – auch in Industriestaaten

In den USA ist in von größerer Armut geprägten Viertel der Anteil HIV-infizierter Heterosexueller bei 2,1 Prozent – deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (0,45%). Entsprechende Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control), die auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz vorgestellt wurden, zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen HIV-Verbreitung und Armut in den USA. Prävention müsse sich an Menschen aus auf ökonomisch schlecht gestellte Gruppen wenden, folgerten die Forscher.

USA News Health 19.07.2010: Poverty Driving HIV’s Spread Among Urban Heterosexuals: Report

HIV-positive Kinder in ärmeren Staaten besonders gefährdet

Die Entwicklung von Kindern mit HIV wird in Staaten mit begrenzten Ressourcen durch einen späten Therapiebeginn beeinträchtigt. Dadurch haben Kinder in diesen Staaten ein signifikant höheres Risiko von Entwicklungsschäden, sowohl was ihr Wachstum als auch neurokognitive Funktionen angeht.
Dieses Problem tritt nicht nur in Staaten Afrikas südlich der Sahara auf. Auch in Rumänien wurde in einer Kohorte HIV-infizierter Kinder ein hoher Grad an neurokognitiven Störungen (43,7%) sowie Aids-definierenden opportunistischen Erkrankungen festgestellt.
Der Therapieerfolg bei Kindern mit HIV variiert in Staaten mit niedrigem oder mittlerem Durchschnittseinkommen stark, stellte eine multiregionale Analyse an 13.611 Kindern unter 15 Jahren in Asien, Ost-, West- sowie Südafrika fest. Faktoren, die bei Kindern das Risiko einer niedrigen Überlebensrate erhöhen, seien u.a. für das Alter zu niedriges Gewicht, fortgeschrittene Erkrankung, sowie ein Lebensalter von weniger als 12 Monaten.

aidsmap 20.07.2010: Child development affected by late treatment start in resource-limited settings
aidsmap 20.07.2010: Success of treatment in children varies across low and middle-income countries

Heranwachsende mit HIV haben komplexe psychosoziale Bedürfnisse

Die Zahl junger Menschen mit HIV steigt. Sowohl junger Menschen im Heranwachsenden-Alter, die sich gerade erst mit HIV infiziert haben, als auch besonders Jugendlicher, die bereits seit vielen Jahren, seit ihrer Geburt HIV-positiv sind. Diese Heranwachsenden benötigen neue innovative Wege, über Sexualität zu sprechen, über die Frage wie offen sie mit ihrem HIV-Status umgehen wollen, und über ihre gesundheitlichen Bedürfnisse. Dies wurde bei einer Panel-Veranstaltung auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz deutlich. Heranwachsende hätten spezifische eigene Probleme und Bedürfnisse – und müssten sich gleichzeitig auch mit den Problemen jedes Erwachsenen mit HIV herumschlagen.

aidsmap 20.07.2010: Adolescents living with HIV face complex psychosocial concerns: require targeted, comprehensive services

Mindestens 31 Staaten deportieren HIV-Positive

Mindestens 31 Staaten weltweit deportieren immer noch Menschen mit HIV. Dies brachte eine Untersuchung an 197 Staaten zutage, die die Deutsche Aids-Hilfe gemeinsam mit Human Rights Watch am 20. Juli 2010 auf der XVIII. Internationalen Aids-Konferenz in Wien vorstellte. Die genaue Anzahl Staaten sei, so Peter Wiessner, unbekannt, da ein einheitliches weltweites Berichtssystem fehle. Die Staaten, die heute immer noch Menschen mit HIV deportieren, sind Armenien, Bahrain, Bangladesh, Brunei, Ägypten, Äquatorial Guinea, Ungarn, Indien, Irak, Jordanien, Kazachstan, Korea (Volksrepublik Nord ebenso wie Demokratische Republik Süd), Kuwait, Malaysia, Moldawien, Mongolei, Oman, Panama, Katar, Russland, Saudi Arabien, Singapur, Solomon Islands, Sri Lanka, Syrien, Taiwan, Turkmenistan, Vereinte Arabische Emirate, Usbekistan und Jemen.
In weiteren 66 Staaten weltweit bestehen Reise- und Aufenthalts-Restriktionen für Menschen mit HIV.
Unterdessen forderte die US-Regierung unter Präsident Obama, bundesstaatliche Gesetze, die spezifisch aufgrund von HIV kriminalisieren, abzuschaffen.
Der Gesundheitsminister Namibias, Dr. Richard Nchabi Kamwi, erläuterte in einer Rede in Wien die Gründe seiner Regierung, das Einreiseverbot für HIV-Positive abzuschaffen. Nach ausgiebigem Dialog mit der Zivilgesellschaft sowie Entwicklungs-Organisationen sie die Regierung zu dem Schluss gekommen, dass nur Reisefreiheit es Menschen mit HIV erlaube, eine wichtige Rolle in der nationalen Gesundheitspolitik zu spielen. Die frühere Regelung (des Einreiseverbots) sei ein eindeutiger Verstoß gegen die Verfassung Namibias gewesen. Namibia hat bei 2 Millionen Einwohnern eine HIV-Prävalenz von 15,3%.

UNAIDS 20.07.2010: Namibian Minister of Health shares words of advice for countries with HIV travel restrictions
POZ 20.07.2010: At Least 31 Countries Deporting People Living With HIV
Criminal HIV Transmission 20.07.2010: US: Obama administration calls for end to HIV-specific criminal laws
aidsmap 21.07.2010: Deportations of people with HIV widespread; activists’ tactics differ

Tenofovir als Gel wirksam

Die antiretrovirale Substanz Tenofovir (Handelsname Viread®) ist vorläufigen Studienergebnissen zufolge auch in einer Formulierung als Gel in der Verhinderung der Übertragung von HIV und Herpes wirksam. Damit eröffnet sich die Chance, Tenofovir als Mikrobizid einzusetzen. Dies zeigte eine am 20. Juli auf der Wiener Welt-Aids-Konferenz vorgestellte Sicherheits und Wirksamkeits-Studie. Untersucht wurden 889 Frauen in KwaZulu Natal (Südafrika) mit einem 1% Tenofovir enthaltenden Mikrobizid. Es zeigte über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren eine 39%ige Wirksamkeit in der Senkung des Risikos einer HIV-Infektion und eine 51%ige Wirksamkeit bei Herpes. UNAIDS bezeichnete das Ergebnis der ‚proof-of-concept Studie‘ als ‚Durchbruch‘.
Weitere Studien sind vor einer etwaigen Zulassung erforderlich. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, aber noch kein Durchbruch“, erklärt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, zu der Studie.

EurekAlert 19.07.2010: Study of microbicide gel shows reduced risk of HIV and herpes infections in women
aidsmap 19.07.2010: Tenofovir-based microbicide gel reduces risk of infection for women by 39%
UNAIDS 19.07.2010: WHO and UNAIDS welcome ground breaking proof of concept study results for vaginal gel showing reduced risk of HIV infections in women
SpON 20.07.2010: Vaginalgel senkt Aids-Risiko für Frauen
aidsmap 20.07.2010: Microbicides can work, CAPRISA trial shows, but more trials needed before approval
DAH 20.07.2010: Durchbruch in der Mikrobizid-Forschung?
Zeit online 20.07.2010: Verfrühte Hoffnungen auf ein Gel gegen Aids
aidsmap 21.07.2010: Tenofovir microbicide halves genital herpes infections and appears safe
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siehe auch: XVIII. Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurzberichte 19.07.2010

Kurz notiert … Juli 2010

29. Juli 2010: ‚Berlin Patient‚: „Das Verfahren ist nicht allgemein auf andere HIV-Positive übertragbar. Dazu ist die Therapie zu gefährlich und nebenwirkungsreich. Aber in der Charité scheint die erste Heilung eines HIV-Patienten gelungen zu sein.“ So kommentiert die Deutsche Aids-Hilfe aktuelle Berichte zum ‚Berlin Patient‚.
Wie strategisch weiter umgehen mit der Kriminalisierung der HIV-Infektion? Roger Pebody berichtet auf aidsmap über verschiedene Ansätze: „Three tactics to stem the tide of criminal prosecutions

26. Juli 2010: Tibotec (Tochter von Johnson&Johnson) hat am 26.7.2010 die US-Zulassung des NNRTI Rilpivirine (TMC278) beantragt.

23. Juli 2010: Die Pharmakonzerne Merck (MSD), Tibotec und Gilead verhandeln mit UNITAID, der internationalen Einrichtung zum Erwerb von Medikamenten gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose, über einen Patent-Pool zu HIV-Medikamenten für sich entwickelnde Staaten.  ViiV, Joint Venture von Pfizer und GSK, scheint sich nicht beteiligen und eher alleine gezielt lizenzieren zu wollen (siehe 18.7.20109.

18. Juli 2010: Ist eine Heilung von HIV möglich? Medizin-Nobelpreisträgerin Francois Barré-Sinoussi ist skeptisch, hält das völlige Entfernen von HIV aus dem Körper eines Infizierten für „sehr schwer bis unmöglich„.
Auf den Einfluss rechter christlicher (US-)Kirchenkreise auch auf internationale Aids-Bekämpfung weisen Sean Cahill und Lyndel Urbano auf The Body hin: „The Christian Right: Wrong on AIDS
Der Pharmakonzern ViiV (eine Bündelung der Aids-Sparten von Pfizer und GlaxoSmithKline) kündigte an, sein gesamtes HIV/Aids-Portfolio (einschließlich Pipeline) Generika-Herstellern in der sog. Dritten Welt unentgeltlich verfügbar machen zu wollen. Die Medikamenten-Versorgung in den ärmsten Staaten der Welt solle so verbessert werden. Diese Initiative gelte für 69 Staaten.

17. Juli 2010: HIV breitet sich in Osteuropa und Zentralasien besonders bei Kindern, Jugendlichen und Frauen weiter aus. „HIV trifft vor allem Kinder am Rande der Gesellschaft“

16. Juli 2010: Aus Anlass der Wiener Welt-Aids-Konferenz bespricht „Spoiler Art“ HIV & Aids in Superhelden-Comics.

15. Juli 2010: Merck (MSD) stoppt die gesamte weitere Entwicklung des CCR5-Hemmers Vicriviroc. Grund seien enttäuschende Daten aus einer Phase-II-Studie, teilte der Hersteller mit.

13. Juli 2010: UNAIDS fordert eine radikale Therapie-Vereinfachung. Damit sollen die Nutzen für die Prävention optimiert werden.

9. Juli 2010: Die Weltbank hat David Wilson zum Leiter ihres globalen HIV/Aids-Programms benannt. Wilson stammt aus Zimbabwe und hat seit 2003 im Auftrag der Weltbank u.a. die Regierungen von Südafrika, Vietnam und China bei ihren Aids-Programmen beraten.

8. Juli 2010: US-Wissenschaftler finden Antikörper, die in der Lage sind, die meisten HIV-Stämme am Eindringen in Zellen zu hindern. Die Entdeckung dieser sehr breit neutralisierenden Antikörper weckt neue Hoffnungen auf die Möglichkeit, wirksame HIV-Impfstoffe entwickeln zu können.

Ein US-Bundesgericht hat entschieden, mit dem US-weiten Verbot von Homo-Ehen (Defense-of-Marriage-Act, DOMA) habe sich der Gesetzgeber zu sehr in Angelegenheiten der US-Bundesstaaten eingemischt, das Verbot sei verfassungswidrig.

7. Juli: Das Bundeskabinett hat die „Arzneimittel-Härtefall-Verordnung“ (pdf) verabschiedet. „Ziel der Verordnung ist es, den Zugang für Schwerstkranke zu neuen Arzneimittelbehandlungen, die sich noch in der Entwicklung befinden, durch ein unbürokratisches und rasches Verfahren zu verbessern.“

6. Juli 2010: Elf Monate alt war Muriel, ein HIV-infiziertes junges Mädchen, das kurz vor Weihnachten 2009 in der Grazer Kinderklinik im LKH lag. Es wurde mit einer Lungenentzündung eingeliefert, in lebensbedrohlichem Zustand. Beide Eltern waren Anhänger eines „Wunderheilers“. Die Mutter ist in Graz am 6. Juli 2010 zu Monaten bedingter Haft verurteilt worden, weil sie ihr Baby mit HIV angesteckt haben soll.

Zahnärzte seien „die am schlechtesten über HIV und Aids informierte Berufsgruppe im medizinischen Bereich“, kritisiert die Deutsche Aids-Stiftung.

4. Juli 2010: Das Landhaus von Jean Cocteau und Jean Marais in Milly-la-Forêt südlich von Paris ist seit Anfang Juli 2010 als Museum umgebaut der Öffentlichkeit zugänglich.

Während insbesondere in Großstädten die Massen zu CSDs strömen und munter feiern, gerät oft in Vergessenheit, dass auch anderes in Deutschland vorkommt: in Schwerin wird der CSD beschimpft und bedroht.

2. Juli 2010: Nadja Benaissa steigt bei der Pop-Band ‚No Angels‘ aus. Benaissa ist seit einigen Wochen krank geschrieben, Mitte August beginnt ihr Prozess. Laut Medienberichten musste sie inzwischen Privatinsolvenz anmelden.