„Zwischen zwei und drei Millionen Kondome hat er in seinem Leben getestet …“

Kondome sollen schützen – und dazu müssen sie sicher sein. Wie sicher, und wie prüfen – das regeln weltweit Normen. Und vorher gab es Johannes Gauglhofer.

„Zwischen zwei und drei Millionen Kondome hat er in seinem Leben getestet. Nicht am eigenen Leib, nein, …“, erfahren wir über Johannes Gauglhofer, den früheren Kondomtester der Schweiz. 1984 begann er für die Schweizer Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) im Auftrag der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) Kondome.

Bis zu 20% platzten bei den Tests in den ersten Jahren, berichtet Gauglhofer. Doch seit der Gründung eines Gütesiegel-Vereins 1989 habe sich viel verbessert – die Schweizer Normen gehörten weltweit zu den strengsten, und alle Kondome mit dem Siegel erfüllten die Norm-Bedingungen.

In Europa sind Kondome seit 1996 genormt (DIN EN 600). In dieser Norm sind sowohl die Kondome selbst als auch die Prüfverfahren geregelt.  Seit 2002 gilt international für Kondome die Norm EN ISO 4074.

Und die Normen scheinen für sichere Kondome zu sorgen. „Kondome nahezu fehlerfrei„, ergab eine Untersuchung der Stiftung Warentest im April 2009. Kein einziges der getesteten 26 unterschiedlichen Produkte war gerissen.

weitere Informationen:
Basler  Zeitung 12.10.2009:  „Der Kondom-Tester

Fickende Hunde …

Fickende Hunde sind in den USA verboten. Selbst in der Aids- Prävention. Das musste jetzt ein Kondom-Hersteller erleben.

Zwei, gar drei aufgeblasene Hunde werben dafür,beim Sex Kondome zu benutzen. Aufgeblasen im wahrsten Sinne, bei den Hunden handelt es sich um Figuren aus aufgeblasenen Luftballons (oder aufgeblasenen Kondomen?). Figuren, die nach kurzem Beschnuppern direkt zur Tat schreiten, Sex in allen denkbaren Positionen.

Zu viel Deutlichkeit für die USA – dem Kondomhersteller wurde untersagt, den Spot seiner Kampagne „Get it on“ im US-Fernsehen zu zeigen.
Oder sein neuer Fall von ‚viralem Marketing‘ ?

Nebenbei, das Making Of zeigt auch, dass Kondome nicht immere schützen ,-)

[via birewei.ch]

Deutsche AIDS-Hilfe erhält Millionenspende: 2.000.000 Kondome von eis.de für die HIV-Prävention

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) erhält von einem Bielefelder Online-Erotikanbieter 2 Millionen Kondome als Spende. Lilo Wanders wird am 3. September im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten symbolisch die Spende an DAH-Bundesvorstand Tino Henn überreichen.

Dazu erklärt Tino Henn, Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. (DAH): „Wir danken der eis.de GmbH für die großzügige Unterstützung unserer Präventionsarbeit. Dies ist die größte Kondom-Spende, die wir je in unserer mehr als 25-jährigen Geschichte erhalten haben. Als Selbsthilfe-Organisation für die von HIV und Aids Bedrohten und Betroffenen sind wir gerade in Krisenzeiten auf das gesellschaftliche Engagement von Unternehmern angewiesen. Am häufigsten wird HIV beim Sex ohne Kondom übertragen. Die HIV-Erkrankung ist nach wie vor nicht heilbar, das Virus kann nicht aus dem Körper entfernt werden, eine Impfung wird es auf lange Sicht nicht geben. Kondome schützen zuverlässig vor einer HIV-Infektion und verringern das Risiko einer Ansteckung mit den meisten sexuell übertragbaren Erkrankungen.“

Dazu erklärt Lars Funck, Pressesprecher der eis.de GmbH: „Im Rahmen des Kondomtests der Stiftung Warentest haben wir von den für uns beunruhigenden Zahlen neuer HIV-Diagnosen in Deutschland gelesen. Wir haben uns daraufhin sofort dazu entschlossen, der Deutschen AIDS-Hilfe eine Spende von 2 Millionen Kondomen zu übergeben. Obwohl wir schon länger selbst aktiv Organisationen unterstützen, ist uns doch auch klar, dass die DAH die Kondome noch besser, schneller und effektiver verteilen kann, als wir oder irgendjemand anderes. So können wir sicher sein, dass wir mit unserer Spende auch die bestmögliche Unterstützung bei der Prävention erzielen können.“

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Hilfe)

Dustin Lance Black: keine Entschuldigung – das Recht auf Sex ohne Kondom

Ein Promi hat Sex ohne Kondom. ‚Bareback‘, ‚Entschuldigung‘, gellt es durch die Medien. Und – wo ist das Problem?

„Dustin Lance Black entschuldigt sich für durchgesickerte Fotos mit ungeschütztem schwulem Sex“, titelt PinkNews, und ggg.at legt reißerisch nach „Dustin Lance Black: Bareback-Bilder aufgetaucht“.

Dustin Lance Black, der Autor des Drehbuchs zu dem Film „Milk„, hatte also Sex mit einem anderen Mann. Sex, bei dem dieser in ihn eindrang, ohne Kondom. Drei Jahre alte Bilder, von einem ex-Lover an die Öffentlichkeit gezerrt, sollen dies zeigen.

Na und?

So weit sind wir also schon, dass man sich für Sex ohne Kondom rechtfertigen, entschuldigen muss?

Lance Black mag ein Problem haben. Aber das Problem lautet nicht „Sex ohne Kondom“.
Blacks Problem lautet vielleicht „Glaubwürdigkeit“ oder „warum hab ich Sex ohne Kondom, wenn ich gleichzeitig Safe Sex predige“ (in den USA wird „safe sex“ propagiert, nicht „safer Sex“ wie in Deutschland)

Das Problem von Herrn Black heißt nicht „Sex ohne Kondom“.

Wissen ggg.at, pinknews und co, welchen Serostatus Herr Black hat? Und ob er vielleicht -egal ob HIV-positiv oder HIV-negativ- einen Partner mit gleichem Serostauts hat(te)? Oder eine Partner, der HIV-positiv ist und die EKAF-Bedingungen erfüllt, also sexuell nicht infektiös ist?
Oder geht es mal wieder nur um Spektakel, um billige „Bareback-Schlagzeilen“?

Und – was geht das Sexleben von Herrn Black eigentlich die Boulevard-Presse an, egal ob homo oder hetero?

Niemand muss sich dafür entschuldigen, einvernehmlich Sex ohne Kondom zu haben. Erst recht nicht öffentlich. Egal, ob Nobody oder Promi. Niemand.

siehe auch:
PinkNews 15.06.2009: Milk screenwriter Dustin Lance Black apologises for leaked unprotected gay sex photos
ggg.at 15.06.2009: Dustin Lance Black: Bareback-Bilder aufgetaucht
Steven Milverton: Dustin Lance Black – Er hätte sich nicht entschuldigen müssen
LifeLube 15.06.2009: Milk screenwriter Dustin Lance Black apologises for ???
DAH Blog 17.06.2009: Blanker Hohn
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Kondome nahezu fehlerfrei (akt.)

„Fast schon perfekt“ – so bezeichnet Stiftung Warentest das Ergebnis eines Tests von Kondomen.

Erst jüngst noch hatte der Papst mit seiner Äußerung, Kondome nützten nichts gegen Aids, sondern vergrößerten noch das Problem, für Aufsehen und zahlreiche Proteste gesorgt.
Nun könnte der Papst beruhigt sein – Kondome sind sicher, sagt „Test“.

Die Stiftung Warentest untersuchte 26 Kondome, darunter 2 latexfreie. Preise pro Stück: zwischen 10 Cent und 2,50 Euro. Die Ergebnisse finden sich im aktuellen Heft „Test“ (Ausgabe 4/2009).

test.de schreibt zum Test:

„Dünnhäutig und blass, aber stark wie Goliath: Kondome halten einiges aus. Im Test von 26 Kondommarken riss kein einziges. Obwohl die Stiftung Warentest sie stark beanspruchte: Im Labor musste jedes Kondom 18 Liter Luft fassen und wurde um das Siebenfache gedehnt. Danach fanden sich gerade mal fünf Mikrolöcher in insgesamt 24 500 Verhüterli.“

Den kompletten Test gibt’s leider nur kostenpflichtig auf dem Internetangebot der Stiftung Warentest (hier).

Einen Kondom-Test der Stiftung Warentest von April 2004 gibt’s unentgeltlich hier.

Kau mal wieder Gummi …

Aus fernen Landen erreichte uns diese innvovative und graphisch besonders gelungene Darstellung einer völlig neuen Präventions-Botschaft:

Kau Gummi
Kau Gummi

Wie das Kauen von Gummi zur (sexuellen) Sicherheit beitragen könnte, hat sich der Redaktion zwar bisher noch nicht erschlossen, aber wir erwarten in Bälde erste Studien des bemühten ‚Science Institute of Ivory Tower‘ …

Und – Dank an TWIMC 🙂

Kondomautomat an Schulen

Sollen an staatlichen Schulen Kondom-Automaten aufgestellt werden? Ja, meint der brasilianische Gesundheitsminister.

Brasilien zeigt, wie Prävention pragmatisch gestaltet werden kann: der brasilianische Gesundheitsminister Jose Gomes Temporao kündigte an, 400 Kondom-Automaten an staatlichen Schulen installieren zu lassen.
Bereits seit 2003 werden Kondome an Brasiliens Schulen verteilt. Das brasilianische Präventions-Motto „faca com camisinha – Mach was du willst, aber mach es mit Kondom“ kommt so auch in die schulische Praxis …

Kondom-Automaten an staatlichen Schulen sind in Deutschland immer wieder Gegenstand leidenschaftlicher Debatten:
2003 z.B. protestierte die katholische Kirche, als an allen Oberschulen im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf (als erstem und einzigem Bezirk in Berlin) Kondom-Automaten aufgehängt wurden, das sei „ein falsches Signal“.
In Hamburg hingegen hatten 2004 Schulleiter und Lehrer (!) massiv gegen den Vorschlag protestiert,  Kondomautomaten an Schulen aufzustellen. Begründung damals: dann gebe es ja für die Schüler keine Hemmschwelle (!) mehr, Kondome zu kaufen.

In Bayern hingegen gilt ganz klar: keine Kondom-Automaten an Schulen. „Ein verzerrtes Bild menschlicher Sexualität wie auch eine einseitige mechanische Darstellung menschlichen Sexualverhaltens sind zu vermeiden. Auch deshalb hat das Aufstellen von Kondomautomaten in den Schulen zu unterbleiben.“ („Richtlinien für die AIDS-Prävention an bayrischen Schulen“, 15.03.1989; als pdf hier)

Brasilien: … faca com camisinha

„Mach was du willst, aber mach es mit Kondom“ – so lautet das Motto einer neuen Aids-Präventionskampagne in Brasilien.

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(c) Foto: Ministério da Saúde, Brasilien

„Mach was du willst, aber mach es mit Kondom“ – mit dieser Kampagne wendet sich das brasilianische Gesundheitsministerium an Männer die Sex mit Männern haben (MSM) sowie an Transvestiten. Insbesondere junge Männer zwischen 13 und 19 Jahren sollen erreicht werden – hier liegen die HIV-Infektionsraten besonders hoch.

Klaus Hart berichtet in seinem Blog ‚Brasilientexte‘ über die neue Präventionskampagne und insbesondere auch über die Situation zwischen boomender Homo-Szene und gleichzeitig grassierender Homophobie.

“Bei Morden an Schwulen liegt Brasilien weiterhin an der Spitze“, zitiert Hart einen brasilianischen Schwulenaktivisten, „durchschnittlich jeden zweiten Tag wird einer umgebracht, keine andere Minderheit wird so abgewertet, so diskriminiert. Wir leben noch in einer heterosexistischen Gesellschaft, Änderungen sind nur auf sehr lange Frist vorstellbar.“
Jede Veränderung der Situation, jede Aids-Prävention müsse auch eine Bekämpfung der Homosexuellenfeindlichkeit in Brasilien beinhalten, so Toni Reis, Präsident der Brasilianischen Assoziation der Gays, Lesben, Bisexuellen, Transvestiten und Transsexuellen(ABGLT).

Die Aids-Politik Brasiliens gilt international als beispielhaft.
Brasilien geht u.a. seit vielen Jahren auch spannende Wege in der Versorgung der HIV-Infizierten des Landes mit Medikamenten (siehe „Patienten, Patente und Profite„). Eine eigene Generika-Produktion wurde aufgebaut. Generische Versionen wichtiger Aids-Medikamente werden im Land hergestellt. Mit der realen Möglichkeit der Produktion von Generika wurden Pharmakonzerne zu Preis-Zugeständnissen gebracht. Inzwischen konnte ein sehr hoher Versorgungs- und Behandlungsstandard erreicht werden. Mehrere hunderttausend brasilianische HIV-Positive werden erfolgreich antiretroviral behandelt.

Kondome verkaufen verboten

„Kondome dürfen wir nicht verkaufen, weil das Haus der katholischen Kirche gehört.“

Das gibt’s im Deutschland des Jahres 2008 nicht mehr?

Doch – in Fulda.
Per ‚Sittenklausel‘ Mietvertrag ist dem Mieter untersagt, Artikel zu verkaufen, die dem Ansehen der Kirche schaden könnten, wie die netzzeitung schreibt.
Das kleine Städtchen, schon früher bekannt geworden durch seinen fundamentalistischen Erzbischof Dyba und 1991 eine nette ACT UP – Aktion gegen dessen Aids-Politik, befindet sich teilweise scheinbar immer noch im tiefsten Mittelalter.

Die betroffene Drogerie-Kette (ihrerseits nicht gerade bekannt für menschenfreundliche Arbeitsbedingungen) enthält sich kleinlaut einer Stellungnahme, wie der HR berichtet.

Der Bistumssprecher „weiß nicht, was daran kurios sein soll“ – und macht seinem Namen (der Gute heißt Herr Ohnesorge) für Menschen, die sich schützen wollen (z.B. vor sexuell übertragbaren Infektionen) keine Ehre …

[via MithrasX]

play zone – safer sex in Britain

In zahlreichen Städten Deutschlands wird versucht mithilfe freiwilliger Präventionsvereinbarungen (Selbstverpflichtungen wie safety4free in Berlin, einem Projekt von ManCheck) das Praktizieren von safer sex an Orten mit der Möglichkeit zu sexuellen Kontakten zu erleichtern.

Einen ähnlichen Weg gehen nun auch die Briten: ‚play zone‘ ist der Name einer neuen Kampagne, die als Pilotptojekt für London und Brighton vom britischen Department of Health (DoH) finanziert wird.

Im Zentrum des Projekts ‚play zone‘ steht eine art ‚code of conduct‘ (Verhaltenscodex) für schwule Saunen und andere Orte, an denen Sex zwischen Männern stattfindet.

Mit diesem Kodex sollen sich schwule Saunen, Bars und andere Einrichtungen dazu verpflichten, eine ’safere‘ Umgebung für ihre Gäste bereitzustellen. Hierzu gehören in jedem Fall gratis verfügbare Kondome und Gleitgel. Dazu erhalten die Unternehmen ein Handbuch, das ihnen helfen soll, ihren Betrieb hinsichtlich sexueller Gesundheit sowie Hygiene zu optimieren.
Zudem werden unentgeltliche Schulungsmaßnahmen angeboten. In ihnen können Mitarbeiter zu Themen wie Partydrogen, Alkoholkonsum, HIV, sexueller Gesundheit und PEP (post-Expositions-Prophylaxe) weitergebildet werden.

‚play zone‘ wurde entwickelt von Präventions-Experten des Terrence Higgings Trust (THT) und ist Teil des britischen HIV-Präventions-Programms. Das DoH stellte 20.000£ zur Verfügung und finanziert zusätzlich für die Pilotphase für den Zeitraum von einem Jahr eine Personalstelle eines Projekt-Mitarbeiters.

Mitte Februar wurde das Projekt in London begonnen. Gegen Jahresende soll eine Bewertung der Zwischenergebnisse erfolgen, um danach über eine etwaige Ausweitung auf weitere britische Städte zu entscheiden.

vorwärts nimmer, rückwärts immer? (akt.)

Die Schweizer Aids-Kommission EKAF hat mit ihrer Stellungnahme in Sachen Infektiosität bei wirksamer anti-HIV-Therapie breite Diskussionen ausgelöst. Inzwischen liegt auch eine Stellungnahme deutscher Organisationen vor.

Am 26. Februar trafen sich in Berlin in den Räumen der Deutschen Aidshilfe Vertreter unter anderem der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Robert-Koch-Instituts und der Deutschen Aidshilfe. Am Tag des Treffens wurde eine vorher vorbereitete Stellungnahme verabschiedet und veröffentlicht.
Eine weitere Stellungnahme, die sich detaillierter mit dem Statement der EKAF auseinandersetzt, soll als Ergebnis ihres Treffens in den nächsten Tagen folgen.

Schon der Titel der gemeinsamen Presseerklärung soll ganz offensichtlich zeigen, wo es langgehen soll: . „Die bewährten Präventionsbotschaften zum Schutz vor HIV/Aids gelten nach wie vor“, so lautet der Titel.

„Safer Sex, also Kondomnutzung“ sei weiterhin „die zentrale Botschaft“. Alles andere sei „kontrovers diskutiert“, „nur unter vom Arzt kontrollierten Bedingungen“. Für Männer die Sex mit Männern haben, gebe es „keine vergleichbaren Daten“. Man befürchte ein Verstehen „fälschlich als Entwarnung“.

Erste Positivenvertreter drücken bereits kurz nach Erscheinen der Pressemitteilung ihr Entsetzen aus und fordern zu Protestbriefen auf.

Die Pressemitteilung setzt safer Sex und Kondombenutzung gleich. Fast provokativ, als deutlichen Ausdruck eines beherzten „so aber nicht“ könnte man das nach den Veröffentlichungen aus der Schweiz verstehen.
Eine Gleichstellung (safer Sex = Kondombenutzung), als habe es die Studien, die Stellungnahme der EKAF nicht gegeben. Kaum ein Wort davon, dass zusätzlich zur Benutzung von Kondomen unter bestimmten Umständen auch andere Möglichkeiten des safer sex bestehen könnten. Nicht der geringste Anschein davon, mit der Situation (die ja längst ‚draußen‘, bei den Menschen vor Ort ist) kreativ präventiv umzugehen. Kein Wort von Information, informierter Entscheidung, Risikomanagement.

Noch einen Tag zuvor (am 25.2.) hatte eine BZgA-Vertreterin erklärt „Die durch die EKAF-Veröffentlichung angeregte Diskussion ist tatsächlich für einen Teil der Betroffenen relevant und dies sollte auf gar keinen Fall in den aktuellen Diskussionen vernachlässigt werden“ (in einem Blog-Kommentar auf welt-aids-tag.de hier). Abgesehen davon, dass EKAF für alle Positiven relevant ist (mit wohl unterschiedlichen Konsequenzen), ist von diesem „auf keinen Fall vernachlässigen“ schon einen Tag später offensichtlich keine Rede mehr.

Im Gegenteil, munter wird an einem Rollback gestrickt. „Die allgemeine Gefährdungslage ist grundsätzlich unverändert …“ heißt es in der Pressemitteilung pikanterweise bei dem Versuch, die Situation von HIV in Deutschland zu beschreiben – fast als hätte Bundesinnenministerium eine Terrorwarnung herausgegeben.

Eine Pressemitteilung, bei der zudem die Frage auf die Zunge kommt, ob es die selbe Deutsche Aidshilfe ist, die diese Rede (‚Betroffene zu Beteiligten machen‚) gehalten hat und die nun diese Pressemitteilung mit unterzeichnet.

Viele Menschen mit HIV werden angesichts dieser Pressemitteilung vermutlich fassungslos reagieren. Nicht nur, dass sie, ihre Situation in der Pressemitteilung mit keinem Wort erwähnt werden. Nein, nur wenig verhohlen scheint wieder durch der Gedanke „ach, hätten die doch weiter geschwiegen“, denn dann wäre die Präventionswelt ja noch heil.

Nun wissen wir also, wo die Damen und Herren RKI, BzGA und wohl auch DAH weiter langgehen wollen: auf breit ausgetretenen Wegen, ja nichts Neues wagen. Hoffentlich wachen sie nicht irgendwann überrascht, schockiert vor kondomisierten Gemüsen auf, die sich dennoch mit HIV infiziert haben …

Wie die Deutsche Aidshilfe nun noch auf den Gedanken kommen kann, sie sei eine Interessenvertretung der Menschen mit HIV und Aids, erscheint grotesk. Ihr Verhalten wird die DAH wohl manchem Positiven erklären müssen, soll Czajkas Rede nicht als vereinzeltes Irrlicht erscheinen, das schnellstens wieder gelöscht wurde.
Und Positive sollten sich Gedanken machen, wer denn ihre Interessen vertritt .
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„Die bewährten Präventionsbotschaften zum Schutz vor HIV/Aids gelten nach wie vor“
gemeinsame Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Robert-Koch-Instituts und der Deutschen Aids-Hilfe vom 26. Februar 2008 (als pdf hier)

Nachtrag 03.03.2008: am 14.3. wird es zu einem weiteren Treffen kommen, bei dem laut DAH um „einen Entwurf einer ‚deutschen‘ Erweiterung der Präventionsbotschaften“ gehen soll.

unsichere 20 Prozent

Einer von fünf Positiven, sprich 20% verwende nie Kondome, heißt es aufmerksamkeitsheischend in einem Bericht. Allein, die Schlagzeile bewegt sich auf dünnem Eis …

Wie mit Studien, der Interpretation ihrer Ergebnisse und der Berichterstattung darüber Manipulation betrieben werden kann, hat gerade TheGayDissenter aufgezeigt in seinen Artikeln über multiresistenten Staphylococcus aureus (MRSA), der bei Schwulen angeblich 13mal häufiger auftrete.

20% der Positiven immer unsafe? – auch die meist um Seriosität bemühte Site NAM titelte „einer von 5 HIV-positiven Patienten in New York gibt an, nie ein Kondom zu verwenden“ (Artikel in englischer Sprache).

20% aller Positiven verwendet nie ein Kondom – tut sich da ein neuer Skandal auf? Ein Fünftel? Aller New Yorker Positiven? Nie mit Gummi?

Wie kommen solche Zahlen zustande?
Blickt man ein wenig tiefer in die Veröffentlichung, relativiert sich das Bild schnell: interviewt wurden 198 (!) Patienten zweier (!) Kliniken im Rahmen einer Studie im Jahr 2004. Drei Viertel (!) der Teilnehmer waren Latinos; 36% (!) waren Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).

Von diesen 198 Teilnehmern berichteten 65%, sie seien in den vier Wochen vor der Befragung sexuell aktiv gewesen. Von diesen (mit sexueller Aktivität in den vergangenen 4 Wochen) gaben insgesamt 19% an, sie würden niemals ein Kondom benutzen.
19%, tatsächlich beinahe ein Fünftel. Doch – was heißt das? 65% von 198 ergibt 129 Personen. Von diesen wiederum 19% = 24,5.

Die Zahlen bedeuten also: von 198 Studienteilnehmern gaben absolut 25 Männer und Frauen an, niemals beim Sex ein Kondom zu verwenden.

Schätzungen der CDC gehen für Ende 2005 von über 100.000 Menschen aus, die in New York mit HIV oder Aids leben.
Ob 198 bzw. 129 Personen für alle New Yorker HIV-Positiven repräsentativ sein können, ob diese zwei Kliniken (an denen die Befragung ja nur stattfand) tatsächlich ein Abbild der Situation in ganz New York sind, ob Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen, Altersverteilung, Geschlecht oder sexuelle Orientierung repräsentativ sind, all diese Fragen werden nicht einmal angesprochen.
Geschweige denn, dass hinterfragt wird, ob ein Interview mithilfe eines Computers denn tragbare Ergebnisse liefert, zumal wenn den Teilnehmern gesagt wird, die Ergebnisse würden ihrem Arzt mitgeteilt …

Aus diesen 25 Personen wird dann auf über Hunderttausend Positive geschlossen und die Schlagzeile gemacht, einer von fünf Positiven New Yorks verwende nie Komdome … wahrlich eine Schlagzeile auf dünnem Eis … die sicher nicht für weitere Argumentationen taugt. Und dennoch die Gefahr heraufbeschwört, genau hierfür benutzt zu werden.

Gerade in Zeiten in denen über neue Wege in der Prävention nachgedacht wird, sollte sorgsam mit Zahlen umgegangen werden. Und immer einmal wieder gerade bei sensationsheischenden Schlagzeilen geprüft werden, wie mit welchen Zahlen umgegangen wird.
Irgendwie erinnert mich das an den alten Satz, der mir schon in Statistik-Vorlesungen ständig um die Ohren flog. Sie wissen schon, „traue niemals einer Statistik, die du nicht selbst …“

Sind Kondome wirklich sicher?

In der Rubrik „Satire am Sonntag“ heute ein Gastbeitrag zum Thema Sicherheit (der Verfasser ist der Redaktion bekannt):

—NUR FÜR FACHPUBLIKUM — NICHT FÜR LAIEN — NUR FÜR FACHPUBLIKUM — NICHT FÜR LAIEN –

RESTRISIKO KATALOGISIERUNGS INSTITUT

(„Gelebte Statistik – garantierte Sicherheit“)

UND

Besorgnis-Zentrale für gesellschaftliche Absicherung

(„SICHER IST NIE SICHER GENUG!“)

Die aktuelle Debatte zu neuen Präventions-Empfehlungen aus der Schweiz macht eine Konzentration auf Kernfragen der HIV-Prävention notwendig: Sind die Präventionsbotschaften sicher? Können wir Experten wirklich den einfachen Menschen vertrauen, dass sie die komplexen Safer-Sex-Regeln 100%ig verstehen und anwenden, so wie wir das wollen? Unsere neue Reihe widmet sich diesen und anderen Fragen. Demnächst erscheinen:Viren im Zwölffingerdarm: die XXL-Gefahr“

´Küssen: geil und safe`? – Placebo-kontrollierte Studien beweisen: Küssen ist nicht geil“

Neues aus der Pipeline: „Phobo-Vir“ und „Moralin S“ erfolgreich als Präventionsantagonisten“

Sind Mückenstiche wirklich „safe“? Der letzte Beweis fehlt!“
Hier ein paar Leseproben aus dem ersten Bulletin:

Sind Kondome wirklich sicher?

von Privat-Dozentin Memelchen v. Hindenburg, PPPD (hc mult.), Bad Müller-Thurgau

Der seit Jahren verbreitete und scheinbar bewährte Slogan „Kondome schützen vor HIV und Aids“ gehört auf den Prüfstand! (…)

Den ahnungslosen Endverbrauchern in denZielgruppen wird mit dieser unzulässig vereinfachten Botschaft suggeriert, sie wären in der Lage, sich durch die Verwendung dieses technischen Hilfsmittels „selbständig“ und „eigenverantwortlich“ vor einer HIV-Infektion schützen zu können – und zwar einfach so, ohne offizielle Schulung und ohne Überprüfung ihrer bio-psycho-sozialen Eignung. Das ist unverantwortlich! (…) Die Schutzwirkung eines Kondoms hängt vom äußerst komplexen Interagieren vieler Faktoren ab.(…) Alltägliche Fehlerquellen wie die richtige Aufbewahrung eines Kondoms: geschützt vor Hitze, Kälte, Sonneneinstrahlung, mechanischer Beanspruchung (drücken, reiben, knicken, usw.) sind eine Herausforderung. Können Menschen, die auf der zügellosen Suche nach „Sex“ sind, diese Vorschriften überhaupt erfüllen? (…)

Haltbarkeitsdatum und Bedienungsanleitung sind im setting-typischen Halbdunkel kaum zu entziffern. Und überhaupt: wie sollen illiterate, sozial deprivierte, sehbehinderte oder gar migrantische Menschen das lesen können? (Und was heißt eigentlich „Reservoir“?!?) (…)

Und die Risiken in der Anwendung: zu kleiner Penis, zu großer Penis, gar kein Penis – lauter Fehlerquellen!!! (…) Kondome können bersten, reißen, platzen, abrutschen, sie können löchrig, zerknittert oder porös, zu dünn, zu dick, zu alt sein. Und erst die Gleitmittel! (…)

Auch die Fingernägel: spitz, scharf, brüchig, rissig, schlecht lackiert – Risiko, Risiko, Risiko! (…)

Und wird während des „Aktes“ tatsächlich oft genug der korrekte Sitz des Kondoms überprüft?

(…) Die technische Sicherheit sollte zwar durch das Norm-Gütesiegel garantiert sein. Aber: wer kontrolliert die Kontrolleure? (…) Und seien Sie mal ehrlich: wissen Sie, welches Gütesiegel das richtige ist: „DIN 061.19-96“, oder „ISO 44187-safe“, oder „EN 600:1996“? (und: haben Sie jemals ein Kondom vor der Verwendung daraufhin begutachtet?) (…)

Fazit:

Fachlich gesehen ist es zwar richtig, dass Kondome schützen können, aber die Bedingungen für eine hinreichend sichere Anwendung sind so komplex, dass die Informationen darüber auf dem Weg zum Endverbraucher verloren gehen würden. (…)

Darum gilt: Kondome gehören in Expertenhand!

Der gewöhnliche Homosexuelle kann uns nicht garantieren, die notwendige Sorgfalt beim Umgang mit dieser komplexen Präventionstechnik aufzubringen. (…)

Die Summe der Restrisiken ist daher zu hoch, als dass wir jedem erlauben dürften, damit selbständig und unkontrolliert umzugehen. (…)

Schließlich geht es um Sicherheit und Gesundheit unserer Menschen!“

Feigwarzen – tabuisierte STD

Vorbemerkung: Feigwarzen – das ist einer der am meisten genutzten Suchbegriffe, über die Leser via Suchmaschinen zu ondamaris.de kommen. Und dabei meist mit der Suche nach – Bildern von Feigwarzen. Die gibt es heute hier …

Feigwarzen gehören zu den am häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen – und zu den gerade auch bei schwulen Männern gefürchtetsten und vielfach tabuisierten. Gleichzeitig werden Feigwarzen oftmals lange Zeit nicht bemerkt. Sie sind lange Zeit beschwerdefrei, zudem oft an nicht leicht einsehbaren Körperstellen.

Feigwarzen sind eine der gefürchtetsten Erkrankungen (u.a.) bei schwulen Männern. Feigwarzen (medizinisch: Kondylome, Condylome, condylomata accumintata) sind Hautwucherungen und werden verursacht von Viren – von bestimmten Typen der Humanen Papilloma-Viren (HPV). HPV sind sehr leicht übertragbar; vor allem werden sie auch sexuell übertragen (auch z.B. durch gemeinsamen Gebrauch von Dildos u.ä.).Kondylome Feigwarzen anal 01Kondylome Feigwarzen anal 02
Anale Feigwarzen (c) Photos Prof. Rohde
Dank an Prof. Rohde, der mir diese Photos 2002 (bereits für eine frühere Site) zur Verfügung gestellt hat.

Wer vermutet, bei sich Feigwarzen festgestellt zu haben, sollte einen Facharzt aufsuchen (z.B. Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder Proktologe). Wer Feigwarzen hat, kann seine Partnerin / seinen Partner durch Benutzung von Kondomen schützen.

Insbesondere auch Menschen mit HIV sollten sich gelegentlich mit dem Thema Feigwarzen beschäftigen. Menschen mit geschwächtem Immunsystem entwickeln tendenziell leichter Feigwarzen. Einige HPV-Typen sind mit der Entstehung von Krebsarten assoziiert (Zervix-Karzinom, Analkarzinom) – wer bereits einmal Feigwarzen hatte sollte sich hierauf regelmäßig kontrollieren lassen.

Bei jungen Frauen werden seit Monaten Impfungen zur Vermeidung von Infektionen mit den wichtigsten HP-Viren eingesetzt. Viele schwule Männer fragen sich nun, impfen gegen Feigwarzen, auch für schwule Männer? Und ist ein Impfen nach Infektion möglich? Andererseits häufen sich Verdachtsfälle auf Komplikationen nach HPV-Impfungen, bis hin zu Todesfällen.

Zum Thema ‚Feigwarzen‘ ist eine Ausgabe des ‚Med-Info‘ erschienen. Sie informiert in sehr leicht verständlicher Sprache über Ursachen, Symptome, Übertragungswege sowie Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmethoden und geht auch auf Besonderheiten bei HIV-Positiven ein.

Das Med-Info Nr. 62 ‚Feigwarzen‘ (DIN A4, 12 Seiten) ist bei örtlichen Aidshilfen erhältlich. Viele Ausgaben der Reihe Med-Info sind auch online auf hiv-med-info als pdf abrufbar: Med-Info Nr. 62 Feigwarzen (pdf).

Kurznachrichten 08.02.2008

In den Niederlanden würden 78% der Wähler einen schwulen Ministerpräsidenten akzeptieren, meldet pinknews. Ob sich Herr W. aus B. jetzt Hoffnungen für seine eigene Karriereplanung macht?

Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – diese Meldung hat auch die deutschen Institutionen aufgeschreckt. Prof. Kurth, Leider des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommentiert dazu gestern in der Ärztezeitung (zitiert aus der SZ), „eine staatliche Empfehlung zum Verzicht auf Kondome können wir nicht geben“. Erstaunliche Antwort, denn um eine derartige „Empfehlung“ ging es bisher auch nie. Sondern um die Aussage, dass Positive in bestimmten Konstellationen nicht (mehr) infektiös sein könnten.

Die Rückkehr-Möglichkeiten in die gesetzliche und private Krankenversicherung, die die Bundesregierung geschaffen hat, scheinen noch nicht auszureichen – oder nicht genügend bekannt zu sein. Die SZ weist darauf hin, dass in Deutschland 200.000 Menschen ohne Krankenversicherung sind.

Aufgrund der Brandkatastrophe in Ludwigshafen verschiebt die ARD den ‚Tatort‘ „Schatten der Angst“. Stattdessen wird Sonntag in Wiederholung der Tatort „Roter Tod“ mit Ulrike Folkerts als ‚Lena Odenthal‘ ausgestrahlt, der das Thema Blutkonserven und HIV behandelt.

Last not least: in wenigen Tagen beginnt in den USA die National Condom Week. Dieses Jahr mit großem Jubiläum – 1978 (lange vor Aids) wurde sie von Studenten der University of California- Berkeley ‚erfunden‘. Ihr britischer ‚Ableger‘ (der zu einem anderen, wechselnden Termin stattfindet) wird inzwischen von einem Kondomhersteller gesponsort. Na dann, “ don’t be silly, protect your willy“ …