Hassgegner schwul

Ein Samstag Nachmittag 2008. Fußball, in Rostock. Auseinandersetzungen. Klischees. Und Homophobie.

„Sportlich läuft es, wie es soll: In der 30. Minute geht Hansa in Führung. Die Stimmung ist ausgelassen und friedlich, von Fanfeindschaft ist auf der Nordtribüne zu diesem Zeitpunkt keine Spur. Nun plätschert das Spiel so vor sich hin, Hansa hat das Geschehen sportlich weitgehend im Griff. Die Fans sind zufrieden und stimmen erneut Gesänge an: „Wir haben einen Hassgegner, das sind die schwulen Hamburger“. Die Südtribüne macht es vor, die Nordtribüne nach. Die Teenager holen bei diesem Gesang noch einmal alles aus ihren Kehlen, durch die Anspannung beim Schreien treten sogar die Adern in ihren Gesichtern hervor. Es scheint, als sei es das Empfinden von Gemeinschaft, das hilft, über 90 Minuten hinweg die Kraft zu finden, die nötig ist, um diese Stimmbandtortur durchzuhalten.“

Den vollständigen ‚Spielbericht‘ aus Rostock (wo rechter Schwulenhass erst jüngst beim CSD für Aufsehen sorgte) unter dem Titel „Hansa Rostock vs. St. Pauli – wenn Fußball zur Nebensache wird“ gibt’s bei endstation-rechts.de.

Virus-Mythen 2: verantwortungslose Schwule

Samstag 13. September 2008, ein recht kleiner Kreis von Menschen diskutiert während der Konferenz ‚HIV im Dialog‘ über die Versorgungssituation HIV-Positiver auf dem Land.
Völlig zusammenhanglos (diskutiert wird gerade die ärztliche Versorgung auf dem Land) ist plötzlich vom Podium, von einem der Referenten der Satz zu hören:

„In Hannover ist es übrigens gerade in Mode, nach Berlin zu fahren um sich infizieren zu lassen.“

Etwaiger lauter Protest ist aus dem Publikum oder vom Podium nicht zu vernehmen.

(Pastor Ernst-Friedrich Heider, / Aids-Pastor, HIV/AIDS-Seelsorger in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers und Regionalkoordinator Nord des Aktionsbündnisses gegen Aids)

Leider taucht derartiger Unsinn immer wieder in Debatten, Foren, Stammtisch-Runden auf.

Spannend ist ja zunächst, was der Erzähler dieser Märchen damit sagen will.
Sind die Züge von Hannover nach Berlin voll mit jungen attraktiven Menschen, zutiefst bereit sich in Berlin hemmungslos in die Sünde zu begeben, wissentlich darin sich größtes Leid zu holen?
Ist in Hannover so wenig los? Kann man sich gar in Hannover überhaupt nicht mit HIV infizieren und muss dazu reisen?
Oder sind Hannoveraner dazu nur zu unwissend?
Oder die Aids-Hilfe vor Ort besonders unfähig oder untätig?
Oder meint der Erzähler, gerade Berlin sei das große Sünden-Babel Deutschlands? Erst recht für unschuldige Hannoveraner?
Wahr ist vermutlich nichts davon, nicht einmal letzteres.

Indirekt aber wird damit vielleicht ganz anderes gesagt, ob absichtlich oder nicht. Seht her, die Schwulen sind so blöde, so dermaßen verantwortungslos, wenn nicht gar menschenverachtend, die wollen sich sogar schon absichtlich infizieren. Oder: soweit haben wir es schon kommen lassen, dass die Schwulen gar keine Angst mehr vor Aids haben (sondern es toll finden, infiziert zu sein).

Derartige Mythen von  verantwortungslosen Schwulen, ebenso wie der Mythos von verantwortungslosen Positiven immer wieder gerne kolportiert, sind im Kern zutiefst schwulen- und positiven-feindlich.
Sie befördern unterschwellig Diskriminierung und Stigmatisierung – und schaffen ein Klima, das populistische Parolen begünstigt.
Information, Prävention hingegen enthalten derartige Mythen nicht.

Warum werden solche Märchen immer noch laut kolportiert, und das gerade auch auf einem Aids-Kongress? Und niemand widerspricht?

Dass dieses Märchen im aktuellen Fall gerade von einem Kirchen-Vertreter kolportiert wird (auf dessen Internetauftritt zudem steht die Aids-Seelsorge sehe „sich herausgefordert im Kampf gegen Vorurteile und Stigmatisierungen„), hat dazu noch einen besonders faden Beigeschmack. Auch wenn Pastor Heider sich oftmals differenziert äußert und für zahlreiche Projekte (wie z.B. heroingestützte Therapie) einsetzt (und sicher nicht mit ‚Gloria‘ zu vergleichen ist) – ein derartiger Lapsus ist m.E. nicht nur peinlich, sondern unentschuldbar.

Rom: Homo-Paar mit Steinen beworfen

„Schwule steinigen – nicht nur im Iran“, das scheinen einige Jugendliche aus der rechte Szene in Rom gedacht zu haben. Nahe dem Kolosseum beschimpften sie ein schwules Paar, das sich geküsst hatte, bewarfen es mit Steinen, verletzten einen der beiden.

„Homosexuelles Paar in Rom mit Steinen beworfen“
(Meldung auch bei stol.it, vol.at)

Der Bürgermeister Roms, Giovanni Alemanno von der postfaschistischen Nationalen Allianz (AN), der erst jüngst den Faschismus relativierte (er halte Faschismus nicht für das absolut böse …), verurteilte den Anschlag.

Dass Rom Ausrichter des Europride 2011 wird, kommt da wohl zur rechten Zeit …

Wohin geht Italien?, fragt zwischenruf.

Die nationalsozialistische Verfolgung der Homosexuellen in Wien

Auch in Österreich wurden im Nationalsozialismus Homosexuelle verfolgt – und bisher immer noch nicht entschädigt. Ein in Deutschland weniger bekanntes Kapitel der Geschichte der Homosexuellen-Verfolgung.

Im Rahmen des EuroPride 2001 veranstaltete die HOSI Wien eine Ausstellung zur Verfolgung der Homosexuellen in Wien in der NS-Zeit unter dem Titel „Die nationalsozialistische Verfolgung der Homosexuellen in Wien 1938 – 1945“.

Aus dem Leben - Die nationalsozialistische Verfolgung der Homosexuellen in Wien 1938 - 1945
Aus dem Leben - Die nationalsozialistische Verfolgung der Homosexuellen in Wien 1938 - 1945

© Plakat: HOSI Wien

Aus dem Vorwort zur Ausstellung: „Die Ausstellung zeigte die Verfolgung anhand von offiziellen und privaten Dokumenten, die auf und in 14 rosa Säulen präsentiert wurden. Außen wurden „typische“ Dokumente behördlicher Verfolgung reproduziert: u. a. Strafanzeigen der Polizei, Hausdurchsuchungs-berichte, Aktenstücke aus Gerichtsverfahren, lapidare Meldungen über die Aberkennung des akademischen Grads, den Selbstmord eines Verhafteten, den Tod an der Front im Zuge der sogenannten „Frontbewährung“, die Überstellung in ein KZ, die Überweisung in ein Wiener Spital zur „freiwilligen“ Kastration und schließlich auch ein Dokument aus der Nachkriegszeit: der Widerruf der Anspruchsberechtigung nach dem Opferfürsorgegesetz (OFG) durch das Sozialministerium, als es herausfand, daß der Betreffende nicht den roten Winkel der politisch Verfolgten, sondern den rosa Winkel der Homosexuellen trug.“ (ausführliche Einleitung zur Ausstellung als pdf hier)

Schon vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung kam es zu einem Anschlag: elf der vierzehn massiven Ausstellungssäulen wurden aus ihren Verankerungen gerissen. Die Ausstellung wurde dennoch eröffnet. Der Anschlag ist aif der Siet (s.u.) ebenfalls dokumentiert.

„Die nationalsozialistische Verfolgung der Homosexuellen in Wien 1938 – 1945“ – die Ausstellung kann online betrachtet werden auf www.ausdemleben.at. Die Site bietet unter dem Punkt ‚Hintergrund‘ zahlreiche interessante längere Texte zum Download an.

LesBiSchwule Tour in der Diaspora

Brandenburg ist was offen lesbisches und offen schwules Leben angeht weitgehend eher ‚Diaspora‘. Dies ein Stück weit zu ändern bemüht sich seit zehn Jahren die ‚LesBiSchwule Tour‘, die vom 6. bis 12. September 2008 wieder durch Brandenburg zieht.

Die Veranstalter bezeichnen ihre Tour unter dem Motto ‚Vielfalt ohne Grenzen‘ als „Akzeptanz-Kampagne“ und sehen sie als „festen Kern unserer Emanzipationsarbeit im großen Flächenland Brandenburg“. „Wie in jedem Jahr, hissen wir in den Städten in denen wir halt machen, als sichtbares Zeichen zusammen mit den Stadtoberen die Regenbogenfahne als sichtbares Zeichen für Toleranz und Akzeptanz und das friedliche Zusammenleben von Heteros, Homos und Transgendern.“

Partner der LesBiSchwulen Tour sind AndersArtig (die Koordinierungsstelle für lesbischwule Belange in Brandenburg), das Jugendnetzwerk Lambda Berlin Brandenburg, der Verein lesbischwuler Polizeibediensteter Berlin-Brandenburg sowie die Aidshilfe Potsdam. Unterstützt wird die Aktion durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie des Landes Brandenburg.

Die Regenbogenfahne hissen als Zeichen der Vielfalt – ein Vorhaben, das sich in Brandenburg als nicht so einfach erweist.

Wie wichtig die Tour und das öffentliche Auftreten von Schwulen und Lesben in der Öffentlichkeit gerade auch in Brandenburg sind, zeigen Vorfälle um den Tour-Start:
– So weigerte sich der Bürgermeister der Stadt Prenzlau, Hans-Peter Moser (Linke), die am Rathaus die Regenbogenflagge zu hissen (auch wenn die Site der Veranstalter immer noch ‚angefragt‘ anzeigt). In Prenzlau hat diese Verweigerung Tradition, auch 2004 weigerte sich Herr Moser bereits, im Gegensatz zu Bad Freienwalde.
– Auch ein Ausweichen auf Templin löste das Problem nicht. Bürgermeister Ulrich Schöneich (parteilos) weigerte sich ebenfalls, die Regenbogenflagge am Rathaus zu hissen. Begründung beider Bürgermeister: der Mast sei für Staatsflaggen vorbehalten. Der Regionalvorsitzende Ost der LSU (Lesben und schwule in der Union) hingegen findet die Absagen laut queer.de „in gewisser Weise nachvollziehbar“.
– Schwierigkeiten besonderer Art gab es in Templin: Presseberichten zufolge wollte der Leiter eines regionalen Schwulennetzwerks (die seit 2005 bestehende Initiative UM queer, die auf ihrer Website werben sie „kämpfen seit Frühjahr 2005 mit unserem Projekt UM-QUEER / Schwule und Lesben in der Uckermark erfolgreich für den Erhalt der „bunten Vielfalt in der Provinz“) zunächst möglichst überhaupt keine öffentlichen Aktionen. Seine Begründung: die rechte Szene in Templin sei in letzter Zeit immer gewaltbereiter geworden, er wolle seine Mitglieder schützen. Er wolle keine Angriffe auf dem Marktplatz riskieren. Zudem wollten viele Homosexuelle in Templin ‚lieber im Verborgenen leben‘.
– „Es weht ein immer schärferer Wind“, kommentiert die Leiterin der Aktion die Lage und berichtet über Schmierereien und Gewaltangriffe auf die Tour.

Die LesBiSchwule Tour Brandenburg startete an diesem Wochenende in Potsdam und Königs-Wusterhausen (dem diesjährigen Austragungsort des ‚Brandenburg-Fests‘).

Die ‚Tour-Daten‘:
6./7. September: Potsdam
8. September: Prenzlau
9. September: Angermünde
10. September: Schwedt/Oder
11. September: Eberswalde
12. September: Bad Freienwalde
Weitere Informationen zur LesBiSchwulen Tour durch Brandenburg auf www.brandenburg-bleibt-bunt.de

Ob ‚rechter Schwulenhass in Rostock‚ oder Angst vor rechter Gewalt in Templin – schwules und lesbisches Leben in der Provinz ist alles andere als leicht. „Back to the closet“, scheint hier eher die Devise zu sein. Umso begrüßenswerter sind Initiativen wie die der LesBiSchwulen Tour durch Brandenburg.

Immer mehr scheint mir, statt (nur) bunter Glamour-CSDs in den Party-Hochburgen des Landes sollte der CSD (auch) dorthin gehen, wo Schwule und Lesben noch echte Probleme haben. Diese Regionen liegen nicht nur ‚irgendwo in Osteuropa‘, sie liegen auch vor der Haustür, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel.

Es wird wieder geküsst …

Es wird wieder geküsst am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.

Der Kuss - Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
Der Kuss – Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Erst am 27. Mai 2008 war das Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen der Öffentlichkeit feierlich übergeben worden. Schon drei Monate später die erste Attacke – das Mahnmal wird beschädigt, die Sichtscheibe zerstört.

Nun ist der materielle Schaden behoben, eine neue Sichtscheibe eingesetzt – sie küssen sich wieder …

Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Frankreich: UN soll Homosexualität entkriminalisieren

Rama Yade, die französische Staatsministerin für Menschenrechte, hat bestätigt, dass sie bei den Vereinten Nationen einen Antrag zur umfassenden Entkriminalisierung der Homosexualität einbringen will.

Rama Yade (c) Foto: www.diplomatie.gouv.fr
Rama Yade (c) Foto: www.diplomatie.gouv.fr

Bereits im Mai hatte die französische Staatsministerin für Menschenrechte und Äußere Angelegenheiten Ramatoulaye (genannt Rama) Yade bei einem Treffen mit Schwulenaktivisten in Paris angekündigt, Frankreich wolle eine EU-Initiative für eine umfassende Ent-Kriminalisierung der Homosexualität starten.

Yade hat sich oftmals als eigenwillige, selbstbewusste Vertreterin von Menschenrechten, besonders von Immigranten in Frankreich, erwiesen.

Nun kündigte Yade während einer Rede vor der 61. NGO-Jahreskonferenz am 3.9.2008 in Paris an, Frankreich wolle im Dezember einen Entwurf für eine entsprechende Erklärung in die UN-Vollversammlung einbringen. Die britische Regierung habe bereits ihre Unterstützung angekündigt.

Homosexualität wird derzeit nach Angaben der ILGA International Lesbian and Gay Organisation in mindestens 86 Staaten der Welt kriminalisiert (siehe ILGA Welltkarte der Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender, jpg sowie Report ‚State Sponsored Homophobia‘, pdf).

Parallel plant Frankreich auch eine Initiative der EU gegen Gewalt gegen Frauen. Der Text eines Entwurfs hierzu soll in den nächsten Tagen den EU-Mitgliedsstaaten vorgelegt werden. Frankreich hat derzeit den EU-Vorsitz.

Vaernets Experimente in Buchenwald

Die Emslandlager (u.a. Esterwegen, Börgermoor und insbesondere Neusustrum) stehen für die Region, in der vermutlich die meisten Homosexuellen im Deutschen Reich inhaftiert waren (Hoffschild 1999). Buchenwald hingegen steht u.a. für eine besonders abscheuliche Form der Misshandlung Homosexueller in der NS-Zeit.

Buchenwald
Buchenwald

In Buchenwald war nur ein vergleichsweise geringer Anteil der Inhaftierten Homosexuelle (Statistiken sprechen von ca. 500 Homosexuellen unter den insgesamt ca. 240.000 Menschen, von denen ca. 56.000 umkamen). Aber Buchenwald hatte Carl Værnet. Den Arzt, der in Buchenwald Versuche mit Homosexuellen anstellte – der ihnen ‚künstliche Hormondrüsen‘ implantierte, um sie von ihrer Homosexualität zu ‚heilen‘.

Carl Værnet wurde am 28. April 1893 als Carl Jensen im kleinen Ort Løjenkær nahe Århus geboren. Er beendete sein Medizinstudium in Kopenhagen im Juni 1923 mit der Bewertung „cum laude“. Kurz zuvor, am 21. November 1921, hatte er die Änderung seines Namens von Jensen in Værnet beantragt (dänisch værne etwa schützen, verteidigen, wehren).
Im November 1924 ließ Værnet sich als praktischer Arzt nieder. Er widmete sich u.a. der ‚Kurzwellentherapie‘, baute eine zunächst gut florierende Praxis auf.

Bereits in seiner medizinischen Ausbildung kam Værnet mit Hormonexperimenten in Kontakt. Am Kopenhagener Kommunehospital führte Dr. Knut Sand 1923 bei vier Homosexuellen Hodentransplantationen durch – mit dem Ziel, dass diese sich anschließend vom weiblichen Geschlecht angezogen fühlen sollten. Sand vertrat die Auffassung, Homosexualität könne durch eine gestörte Hormonbalance erklärt werden. Værnet interessierte sich schon bald für Fragen der Hormone, insbesondere der Hypophyse sowie der Keimdrüsen.
1932 lernte Værnet bei einer Reise nach Berlin u.a. auch Magnus Hirschfeld und dessen Institut für Sexualwissenschaften kennen. Später äußerte er, hier bei Hirschfeld sei die Grundlage zu seinem ‚Lebenswerk‘ künstliche Hormondrüse entstanden, und zur These Homosexualität könne durch zusätzliche Gabe von Testosteron geheilt werden.
Værnet begann bald mit eigenen Forschungsarbeiten und entwickelte eine ‚künstliche Drüse‘, eine Kapsel, die in der Leistengegend eingesetzt und kontinuierlich Hormon abgeben sollte.

1941 wurde Værnet, inzwischen Mitglied der dänischen Nazi-Partei DNSAP, von ‚Reichsgesundheitsführer‘ Dr. Leonhard Conti nach Deutschland eingeladen.
Im Sommer 1943 -Værnet war u.a. aufgrund von Ermittlungen wegen unberechtigter Abgabe von Morphium an eine Patientin unter Druck – verkaufte er seine Kopenhagener Klinik an die deutsche Wehrmacht. Mit Passierschein der deutschen Wehrmachtskommandantur reisten Værnet und Familie am 6. Oktober 1943 in einer deutschen Militärmaschine nach Berlin aus.

In Deutschland erhalte er, so hatte ihm der Reichsarzt SS Dr. Ernst Grawitz (General der Waffen-SS mit ständigem Kontakt zum Innenminister und ‚Reichsführer SS‘ Heinrich Himmler) versprochen, alle für seine Forschungen erforderliche Unterstützung. Bald schon konnte Værnet Himmler persönlich über seine ‚Forschungen‘ informieren und fand auch aufgrund seiner Hinweise auf die Möglichkeit einer Heilung von Homosexualität interessierte Zustimmung.
Nach dem er eingewiligt hatte in den Rang eines ‚Sturmbannführers SS‘ und nach Abschluss eines Vertrages mit der SS konnte Værnet bald seine als ‚geheim‘ titulierte Arbeit aufnehmen, in Berlin und ab November 1943 in Prag in Laboratorien die überwiegend der SS gehörten. 1944 wurde Værnet angeboten, Versuche zu Hormonausscheidungen und Hormongaben an verschiedenen Gruppen von Homosexuellen zu machen. Im Konzentrationslager Buchenwald.

Carl Vaernet 24.8.1944 "Die künstliche männliche Sexualdrüse ist fertig"
Carl Vaernet 24.8.1944 "Die künstliche männliche Sexualdrüse ist fertig"

Zu diesem Zeitpunkt betrachtete Vaernet die Entwicklung seiner ‚künstlichen Hormondrüse‘ als technisch weitgehend abgeschlossen – konkrete Versuche zum Nachweis ihrer Wirksamkeit standen nun an. Die weltweiten Patentrechte an Værnets ‚künstlicher Hormondrüse‘ hielt eine am 5.5.1943 gegründete dänische Firma.
Værnet ergriff die Chance, die sich ihm bot. Versuche mit seiner künstlichen Drüse an KZ-Häftlingen, mit dem Ziel dass diese durch die Einpflanzung ’sexuell normal‘ werden – die Chance, auf die er gewartet hatte. Solche Versuche waren wohl nur in Konzentrationslagern möglich – und konnten dort auch ohne Zustimmung der Betroffenen problemlos erfolgen.

Carl Vaernet 30.10.1944 "Die Operationen in Weimar-Buchenwald wurden ... ausgeführt."
Carl Vaernet 30.10.1944 "Die Operationen in Weimar-Buchenwald wurden ... ausgeführt."

Mindestens viermal hielt sich Værnet 1944 in Buchenwald auf (erstmals am 26.7.1944). Dabei operierte er 17 Männer zwischen 23 und 60 Jahren, 7 ‚Sittlichkeitsverbrecher‘ sowie 10 Homosexuelle. Die erste Operations-Serie fand am 16.September 1944 statt, die zweite am 8. Dezember. Die Versuche sollten u.a. dazu dienen, die ‚Erhaltungsdosis‘ zu bestimmen, und die prinzipielle Wirksamkeit zu prüfen.
Den ‚Probanden‘ wurden subkutan im rechten unteren Bauchbereich unter örtlicher Betäubung eine ‚künstliche Drüse‘ implantiert, die von da an Testosteron abgeben sollte. In der Folgezeit sollte gemessen werden, ob sich sexuelles Verhalten und sexuelle Orientierung wie gewünscht verändern.
Den Homosexuellen, an denen die Versuche durchgeführt wurden, wurde bei erfolgreichem Verlauf die Freilassung versprochen. Ein Versprechen, das in keinen einzigen Fall erfüllt wurde. Bei zwei der Operierten besteht eine mögliche Verbindung zwischen der Operation und ihrem baldigen Tod.

In Buchenwald arbeitete Værnet eng zusammen mit Dr. Schiedlausky, Standort-Arzt der Waffen-SS, sowie mit Dr. Erwin Ding. In Buchenwald wurden Homosexuelle häufig als Versuchspersonen für zahlreiche medizinische Experimente genutzt – u.a. auch für die berüchtigten Versuche Dr. Dings mit der tödlichen Infektionskrankheit Flecktyphus.
Værnet selbst berichtete am 10. Februar 1945 Heinrich Himmler über seine Arbeiten und legte einen abschließenden Bericht vor (in dem er diesem gegenüber ‚tiefste Bewunderung und unverbrüchliche Treue‘ äußert. Von Grawitz erhielt er erneut finanzielle Mittel für die Fortsetzung seiner Arbeiten.

11. April 1945, 15:16 - Befreiung des KZ Buchenwald
11. April 1945, 15:16 - Befreiung des KZ Buchenwald

Nach 1945 wurde Værnet für seine Taten nicht zur Verantwortung gezogen. Im Rahmen der sog. ‚Ärzteprozesse‘ des Amerikanischen Militärtribunals in Nürnberg wurden seine Versuche in Buchenwald zwar mehrfach angesprochen, er selbst jedoch nicht angeklagt.
Bekannt wurden Værnets Versuche in Buchenwald schon bald nach dem Krieg. Ernst Kogon, selbst dort als politischer Gefangener, schildert die Versuche in Buchenwald schon 1946 in seinem Buch „Der SS-Staat“. Und ab 1947 tauchten Berichte über Værnets Versuche in Buchenwald in der dänischen Presse auf.

Værnet war schon in den letzten Kriegsmonaten (im März 1945) nach Dänemark zurückgekehrt. Spätestens seit Ende 1945 arbeitet er wieder an seinem ‚Lebenswerk‘, der künstlichen Hormondrüse, trat in Kontakt mit Pharmaunternehmen (u.a. Schering und DuPont) und erhielt dänische und US-Patentrechte.
Aufgrund zahlreicher Zeugenaussagen sowie Berichten des dänischen Widerstands ermittelte die dänische Polizei bald gegen ihn. Doch mit wenig Nachdruck, auch wenn Anfang 1946 schließlich die Anklageerhebung wegen ‚Landesverrats und anderer staatsgefährdender Tätigkeiten‘ erfolgte. Schlimmer noch, Værnet gelang (u.a. mit Unterstützung des argentinischen Legationsrats Pineyro) Ende 1946 die Flucht aus Dänemark. Über Schweden konnte er nach Brasilien und im Sommer 1947 weiter nach Argentinien gelangen. Dort arbeitet er schon bald wieder am Physiologischen Institut.

Carl Værnet starb am 25. November 1965 und ist gemeinsam mit seiner Frau Gurli auf dem Británico-Friedhof in Buenos Aires begraben.

Erst im März 1998 brachten Peter Tatchel und die britische Schwulengruppe OutRage! Bewegung in die Causa Værnet . Sie richteten ein Schreiben an den damaligen dänischen Ministerpräsidenten Poul Nyrup Rasmussen, in dem sie in zahlreichen konkreten Fragen um Aufklärung über Flucht und (fehlende) Schritte der dänischen Regierung baten. Zwar reagierte das dänische Justizministerium erst eineinhalb Jahre später (am 6. Juli 1999), und mit der abschlägigen Mitteilung, man sei „nicht im Besitz irgendwelcher Informationen über Carl Værnet“. Dennoch wurden die Archive in Sachen Værnet geöffnet – und bildeten die Grundlage für das äußerst lesenswerte Buch von Davidsen-Nielsen (s.u.).

Buchenwald - Gedenkstein für die homosexuellen Opfer
Buchenwald - Gedenkstein für die homosexuellen Opfer

Værnets ‚Versuche‘ sind weit mehr als ’nur‘ gruselige Experimente an einer kleinen Zahl homosexueller Männer, die deren Schädigung bewusst mit einschlossen. Sie sind Ausdruck einer Haltung, Menschen von Homosexualität heilen zu wollen, zu müssen – und sie haben bewusst „Spekulationen der Nazi-Führung von einer ‚Endlösung‘ der Homosexuellenfrage befördert“ [Davidsen-Nielsen]. Værnets Versuche waren ebenso wie Sterilisationen und Kastrationen Teil einer (insbesondere auch in der Homophobie Himmlers zum Ausdruck kommenden) Terrorpolitik gegen Homosexuelle.

Weitere Informationen:
Hans Davidsen-Nielsen et al.: ‚Carl Værnet – Der Dänische SS-Arzt im KZ Buchenwald“, Wien 2004
„The hunt for nazi concentration camp doctor carl vaernet“
homowiki: Carl Vaernet

EU-Bericht zu Homophobie und Diskriminierung

Der Einsatz der EU gegen Homophobie geht weiter. Die Grundrechte-Agentur FRA legte einen bericht über Homophobie und  Diskriminierung vor.

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte hat einen Bericht vorgelegt, der „die Ungleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare in den EU-Mitgliedsstaaten in Bezug auf Rechte und Vorteile von Ehepartnern, insbesondere im Rahmen der EU-Richtlinien für Freizügigkeit, Familienzusammenführung und Anerkennung“ verdeutlicht.

Der erste Teil des Berichts mit dem Untertitel „Legal Analysis“ untersucht die rechtliche Situation in den Mitgliedsstaaten. Der zweite Teil wird sich mit soziologischen Aspekten beschäftigen.

Grundlage ist die EU-Grundrechte-Charta, die in Artikel 21(1) auch eine Diskriminierung aufgrund u.a. der sexuellen Orientierung untersagt.

Der Bericht „Homophobia and Discrimination on Grounds of Sexual Orientation in the EU Member States Part I – Legal Analysis (June 2008)“ als pdf hier, Zusammenfassung in deutsch hier.

Rostock: Rechte drohen Schwulen unverholen mit Gewalt

Am Wochenende war es am Rand des Rostocker CSDs zu rechten Schmierereien gekommen (Fotos).

Nun berichtet die rechte Presse hierüber nicht nur in üblichem Ton …

„Die Kritik nationaler Kräfte richtet sich für gewöhnlich nicht allein gegen die sexuelle Orientierung dieser Spezies, sondern vordergründig dagegen, dass diese ihre abnormale Verhaltensweisen der Öffentlichkeit in ziemlich penetranter Art und Weise aufzwingen.“

… sondern sie drohen auch recht unverholen mit zukünftiger Gewalt:

„Was die Homosexuellen-Kritik vom Wochenende betrifft, so sollten die CSD-Teilnehmer eigentlich dankbar dafür sein, dass sie nur mit Grußbotschaften bedacht wurden. Ein „warmer Empfang“ wie jüngst in Budapest blieb auch hier aus – vorerst jedenfalls.“

Noch deutlicher werden Kommentatoren des Artikels. Dort heißt es z.B.

„Auf jeden Fall hat sich die Aktion gelohnt und ihren Zweck erfüllt.Nächstes Jahr bitte mehr Aktion gegen Perversion.“

oder

„Schöne Grüße an die ungarischen Kameraden, sie wissen, wie man ein gelungenes Fest organisiert :-)“

oder

„Weiter so. Derartige Proteste sind das mindeste was man der offenen Pervertierung der menschlichen Sexualität entgegensetzen sollte. Die warmen Jungs können froh sein, dass es hier (noch) nicht zugeht wie in Osteuropa.“

oder

„Da die Homos, und hier speziell die Schwulen, auf ihre Umwelt jedoch zunehmend keine Rücksicht mehr nehmen, muß man dem wohl entgegenwirken. Verbote und Behandlung wären hier wohl als Gegenmittel zu empfehlen.“

das ganze mit Münchner Unterstützung …

„Super Aktion! der Vormasch Gesicht zu zeigen gegen diese Perversion wurde auch schon in München deutlich gemacht! Meine meinung heißt: Weiter so Kameraden! Auch in anderen Städten mobil machen gegen diese Homosexualisierung! Aufrechte Grüße aus münchen“

usw usw usw …

(beide Zitate sowie Kommentar-Zitate aus einem Artikel auf altermedia, einer Platform die mit der rechten Szene recht vertraut scheint …)

Wer jetzt noch nicht aufwacht, wer solche Aussagen weiter als isolierte Einzelmeinungen verwirrter Rechter abtut, dem ist nicht zu helfen. Werdet wach! Hier sind nicht einzelnen Schmierer am Werk, hier wird gezielt von rechts gegen Schwule und Lesben gekämpft. Es wird Zeit, dass sich (nicht nur die Rostocker) schwule Szenen eindeutig gegen rechts engagieren. Und dabei mit anderen antifaschistischen Kräften zusammen arbeiten.
ZU wünschen sind zudem Aktivitäten, dass der CSD in Rostock nächstes Jahr noch bunter, noch lebendiger, noch vielfältiger wird – und offensiv gezeigt wird, dass die Zukunft bunt ist, nicht braun.

Berlin: homophobe Polizisten zum Chef, Hamburg: Fahne runter (akt.)

In Berlin wurde zum Christopher Street Day offiziell symbolisch die Regenbogenflagge gehisst. Einige Polizisten mochten das nicht, beschwerten sich. Nun müssen sie zum Rapport.

Leider gibt es in Berlin auch Homophobe Polizisten gegen Regenbogenflagge.

Nicht nur am Roten Rathaus hing zum CSD die Regenbogenflagge, sondern auch an anderen öffentlichen Gebäuden.
Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte die Polizisten der Stadt zum offiziellen Hissen der Regenbogenflagge am Platz der Luftbrücke (dort hat u.a. das Landeskriminalamt seinen Sitz) am 25. Juni eingeladen, per Dienst-Email. So könne die Polizei ihre Bereitschaft zeigen, so Glietsch, „unterschiedliche Lebensweisen der Menschen in der Hauptstadt zu akzeptieren, ihnen ohne Vorurteile zu begegnen und das ihr mögliche zu tun, um sie vor vorurteilsmotivierter Kriminalität zu schützen.“
‚Die Polizei vermute eine hohe Dunkelziffer von Straftaten gegen Schwule, Lesben und Transgender. Auch mit dieser Aktion wolle die Polizei um Vertrauen werben.

Das missfiel einigen Polizisten. Einige von ihnen haben sich beschwert oder abfällig geäußert über diese Anordnung, die Regenbogenflagge zu hissen.

Nun müssen sie zu Polizeipräsident Dieter Glietsch zum Rapport. Sie sollen erläutern, was an diesem symbolischen Akt nicht in Ordnung sein soll. Und Glietsch will seinen Standpunkt darlegen.
Sicher sein den betroffenen Polizisten bisher nicht bekannt, dass „die Polizei auch bei uns daran mitgewirkt hat, Schwule und Lesben strafrechtlich zu verfolgen und gesellschaftlich zu diskriminieren“, so Glietsch der Presse zufolge.

Berichtet die Berliner Morgenpost: „Polizeibeamte müssen wegen CSD-Kritik zum Rapport“. Ähnliches in der Welt.

Nachtrag 23.7.2008: Die Deutsche Polizeigewerkschaft kritisiert den Berliner Polizeipräsidenten.

Der Berliner Polizeipräsident zeigt, dass es ihm ernst ist. Kritik gerne, nicht jedoch Beleidigungen und Schmähungen. Ob diese Maßnahme das Vertrauen von Schwulen und Lesben in die Polizei erhöht?

Hamburg (das ja gern die Konkurrenz Berlins als Schreckgespenst an die Wand malt) zeigt sich wieder einmal Wettbewerbs-bereit mit Berlin:
in Hamburg soll die Regenbogenflagge zum CSD erstmals am Rathaus gehisst werden, nur um kurz darauf wieder eingeholt zu werden „mit Rücksicht auf Hochzeitspaare“ – sie könnte ja bei Hochzeiten stören …
Schwulissimo fragt „Flagge zu peinlich zur Hochzeit?“ , Kalle bittet „Gib mir Hirn“ – und der Grünen-Politiker Farid Müller hält genau das (nein, nicht das mit dem Hirn, das mit dem Abhängen) für „eine praktikable Lösung“ … (allerdings dementierte sein Büro hinterher, das sei ‚kein authorisiertes Zitat‘)
Nachtrag 22.7.08: „doch keine schwule Fahnenflucht“

Rechter Schwulenhass in Rostock – Bilder

Im Umfeld des CSD Rostock am Samstag, 19. Juli 2008 ist es wie in „Rechter Schwulenhass in Rostock“ berichtet zu antischwulen Nazi-Schmierereien gekommen. Hier Bilder (Dank an Endstation Rechts):

antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008antischwule Schmierereien in Rostock beim CSD 2008

© Fotos: Endstation Rechts

Nach Angaben von Endstation Rechts gibt es Anhaltspunkte für den Täterkreis. Derzeit würden in Rostock massiv Sticker geklebt. Erst im Juni war auf das SPD-Wahlkreis-Büro mit Attacken beschädigt worden. Sprüche und Symbolik verweisen „offenbar auf die Gruppe ‚Nationale Sozialisten Rostock'“, einen Teil der Freien Kameradschaften. Mit dieser Gruppierung werden zahlreiche Nazi-Schmierereien, u.a. gegen alternative Projekte in Rostock in Verbindung gebracht.

Ein Bericht vom Rostocker CSD nebst Fotos der Schmierereien auch bei steffenhro.
Mit Querdenkern wie queerforum (die in einer inszenierten Aktion gegen die Nazi-Schmierereien vorgingen) tut sich der CSD Rostock hingegen scheinbar schwer …

Rechter Schwulenhass in Rostock

Nicht nur in Staaten, die noch vor kurzem jenseits irgendwelcher Vorhänge waren und dem gutbürgerlichen Homosexuellen weit weg erscheinen, kann Schwulen und Lesben offener rechter Hass entgegen schlagen. Auch an der heimischen Ostsee-Küste gibt es Homophobie live zu erleben.

Wie Endstation Rechts, ein Internetprojekt der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD Mecklenburg-Vorpommern berichtet, war „rechter Schwulenhass auf dem Rostocker CSD“ ein trauriger Beleg dafür:

„„Ihr die Perversion der Gesellschaft“, „Fuck CSD“ und „Schwul abnormal“ mussten die Besucher des 6. Christopher-Street-Days (CSD) heute in Rostock an den Wänden der alten Post auf dem Neuen Markt lesen. In der Nacht zuvor hatten offenbar rechte Nationalisten ihrem Schwulenhass Ausdruck verliehen und die Parolen mit schwarzer und grüner Farbe in großen Lettern angebracht. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.“

Ein Foto einer der Parolen ist auf ‚contranaziquerfront‘ zu finden, ein weiteres bei prideone.

Noch 2007 scheint Engagement gegen Rechts beim Rostocker CSD unerwünscht gewesen zu sein. Keine Antifa auf dem CSD.
Neo-Nazi-Schmierereien hingegen scheinen in Rostock keine Seltenheit zu sein.

Die ansässige ‚Ostsee-Zeitung‘ wusste übrigens nur von mehreren Hundert Teilnehmern und einem bunten Zug zu berichten. Auch NDR online weiß nur von „schrill bunt laut“ zu berichten.

Das Bild einer toleranten weltoffenen Stadt scheint wichtiger zu sein als ein Bild der Realität ..

Das Auswärtige Amt, Menschenrechte und die sexuelle Orientierung

Die Menschenrechtspolitik der Bundesregierung, gerade auch zum Thema „Menschenrechte und sexuelle Orientierung“, könnte aktiver sein, wie TheGayDissenter anlässlich der Antwort des Auswärtigen Amts auf einen gemeinsamen Brief berichtet.

Viel aktiver ist hier das Britische Außenministerium mit seinem beispielhaften ‚LGBT Toolkit‘: „Das Britische Außenministerium erklärte, die Regierung Ihrer Majestät fühle sich verpflichtet, sich mit ausländischen Regierungen über die Rechte von schwulen Menschen auseinander zu setzen.“ (TheGayDissenter)

Besonders irritierend an der Antwort des Auswärtigen Amtes ist die Äußerung, der Bundesregierung seine „in den vergangenen Jahren keine Fälle bekannt geworden, in denen eine Hinrichtung aufgrund sexueller Orientierung erfolgte.“
Haben sie entsprechende Berichte nicht erhalten? Dem könnte man abhelfen …

Wer konkret handeln will: aktuell benötigen gerade Ali und Mohammad, ein schwules Paar aus dem Iran, das nach Indien geflüchtet ist, Unterstützung. Informationen und Muster-Email [helfen kann so einfach sein ;-)] hier: Iran/Indien/Kanada: Ali und Mohammad brauchen Hilfe! Mach mit!

Homophobie ist eine Erfindung des christlichen Westens

Georg Klauda - Die Vertreibung aus dem Serail„Die Vertreibung aus dem Serail – Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt“
– auf diese interessante anstehende Neuerscheinung weist Lysis hin.

Aus dem Verlagsprospekt:
„Das Ende von 1001 Nacht
Islamische Staaten geraten durch die Verfolgung Homosexueller immer wieder in den Blickpunkt der westlichen Medien, die solche Vorfälle gern als Zeichen kultureller Rückständigkeit interpretieren. …
Anhand zahlreicher historischer und aktueller Quellen belegt der Autor, dass die Schwulenverfolgung in Ländern wie Iran und Ägypten weniger das Relikt einer vormodernen Vergangenheit ist. Vielmehr handelt es sich um das Resultat einer gewaltsamen Angleichung an die Denkformen ihrer ehemaligen Kolonialherren, die Homosexuelle im Prozess der Modernisierung erstmals identifiziert, benannt und zum Objekt staatlichen Handelns gemacht haben. Homophobie ist eine Erfindung des christlichen Westens, die im Zuge der Globalisierung in die entlegensten Winkel dieser Welt exportiert wird.“

Georg Klauda
Die Vertreibung aus dem Serail – Europa und die Heteronormierung der islamischen Welt
Kartoniert, ca. 170 S.
ISBN 987-3-939542-34-6
erscheint Ende August