Bekommen Aids-Verschwörungstheorien ein Podium auf dem Duisburger CSD? Eine dort eingeladene Band verbreitet Kritikern zufolge homophobes Gedankengut – und Aids- Verschwörungstheorien.
Aufregung in Duisburg: Homophobe Musik auf dem CSD? Und dazu eine Prise Aids-Verschwörungstheorien?
Am 28. Juli 2012 findet der Duisburger CSD mit einem Straßenfest auf dem Averdunkplatz statt. Die auf dem Duisburger CSD eingeladene Duisburger Band „Die Bandbreite“ macht Meldungen zufolge im neu veröffentlichten Lied „Aids“ die US-Regierung für die Verbreitung von HIV verantwortlich, berufe sich dabei auf ihrer Internetseite auf einen antisemitischen Autor. In dem Song wird u.a. formuliert, „dat die Geschichte von Aids ne Lüge ist“.
Auf ihrer Website betont ‚Die Bandbreite‘:
„Vorlage für den Song “AIDS”, der auf unserem aktuellen Album “Reflexion” erschienen ist, war neben der Broschüre des Wissenschaftsjournalisten Christoph Klug “AIDS in Afrika” auch das Buch “Die geplanten Seuchen” von Wolfgang Eggert“.
Und ergänzt
„Unserer Meinung nach bieten wir mit unserem jüngsten Clip die wahrscheinlich plausibelste Theorie für den Ursprung des Immunschwäche-Virus an“.
Die „bei Rechten und bei Teilen der deutschen Linken beliebte“ Band (wie das ‚Neue Deutschland‘ schreibt) sei ansonsten eher „auf den Festivals der Verschwörungsszene zu Hause“, meint Martin Wassermann, Berliner Blogger („reflexion“).
Der CSD Duisburg wird organisiert vom Verein ‚DU GAY‘, der initiiert wurde vom „Arbeitskreis Duisburger Lesben und Schwule e.V.“ (AkDuLuS). Ihm war ein als homophob kritisiertes Lied der Band vorher bekannt. Dies verteidigte der Arbeitskreis mit dem Hinwies auf eine internationale Auszeichnung, es sei eine Persiflage, kein Aufruf zu Homophobie. „Wir freuen uns, dass „die Bandbreite“ in diesem Jahr beim CSD Duisburg auftritt“.
Das erst vor kurzem veröffentlichte Lied „Aids“ hingegen sei dem Arbeitskreis bei Einladung der Band nicht bekannt gewesen.
Dietmar Heyde, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel lehnt den Inhalt des Liedes ab, distanziert sich gegenüber regionalen Medien klar. Für die Prävention sei der Song ‚massiv kontraproduktiv‘.
Der Journalist Marcus Meier, der kritisiert dass auch Linke die Band ’salonfähig‘ machten, betont im ‚Neuen Deutschland‘:
„Die Vorwürfe gegen ‚Die Bandbreite‘ sind seit Langem manifest: Immer wieder greift die Band verschwörungstheoretische Thesen auf und vermengt sie mit links wirkenden Parolen.“
Die ‚Linke queer NRW‘ fordert den Duisburger CSD auf, die Band auszuladen:
„Ein Fest von Schwulen und Lesben für Schwule und Lesben darf einer Band wie der „Bandbreite“ keine Bühne für rechte, homophobe und antisemitische Verschwörungstheorien bieten. ‚DU Gay e.V.‘ sollte sein Programm für den diesjährigen CSD von daher dringend überdenken und „Die Bandbreite“ ausladen.“
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Aktualisierung
28.06.2012, 14:45: In der ‚Zeit‘ hat der Genetiker Erhard Geißler bereits 2010 ausführlich diese Verschwörungstheorie seziert. „In einem Artikel in der sowjetischen Literaturnaya Gazeta wurde am 30. Oktober 1985 behauptet, der Erreger sei im Biowaffeninstitut der US-Armee in Fort Detrick im Rahmen der Biowaffenforschung entwickelt worden. … Das griff unter anderem ein eloquenter DDR-Wissenschaftler auf. … Segal behauptete, das Erbmaterial des Aids-Erregers sei von Geningenieuren in Fort Detrick konstruiert worden. Diese Hypothese strotzte vor Irrtümern und Fehlkalkulationen.“
Geißlers Resümee: „eins ist sicher: Die Aids-Erreger sind natürlichen Ursprungs. Sie sind nicht in Fort Detrick oder einem anderen Genlabor von Menschenhand konstruiert worden.“
Erhard Geißler: ‚Verschwörungstheorien: Der Mythos vom Ursprung des Aids-Virus‚, Zeit 14.01.2010 [danke an Holger für den Hinweis!]
09.07.2012, 19:40: Der umstrittene Auftritt der Band ist abgesagt, die Band wurde von den Initiatoren wieder ausgeladen. Dies meldet queer.de wie auch die WAZ. Eine angekündigte ausführliche Stellungnahme des Veranstalters steht noch aus.
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weitere Informationen:
WAZ 27.06.2012: CSD Duisburg: Aids- und Nazi-Song der Bandbreite spalten Homosexuelle vor dem CSD
„Stellungnahme des „DU Gay e.V.“ zum Auftritt der Band „die Bandbreite“ auf dem CSD Duisburg 2012″ 20.06.2012 auf Facebook
DieLinkequeer NRW 21.06.2012: „Die Bandbreite“: Homophobe Paranoia-Band tritt beim Duisburger CSD auf
reflexion 21.06.2012: Der Auftritt
heise 13.10.2003: AIDS, der Mossad und Idi Amin
Neues Deutschland 20.06.2012: Wie links ist Paranoia? – Politpop-Band »Bandbreite« ist beliebt bei Rechten – und bei Teilen der deutschen Linken
Die Bandbreite 29.05.2012: Videoclip ‚Aids‘
Steven Milverton 28.06.2012: Homosexuelle Spaltpilze
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