Fundamentalist – da fallen dem Medien-gefütterten Durchschnittsbürger wahrscheinlich Stichwörter ein wie ‚Bin Laden‘, ‚Islam‘, ‚Terrorismus‘.
Aber – es gibt auch christliche Fundamentalisten, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland.
Eine erschreckende Nachricht zu Fundamentalismus ging letzte Woche in der Vielzahl der Nachrichten unter. Das Europaparlament befasste sich mit einer Resolution „Die Gefahren des Kreationismus“. Und – die Resolution wurde abgelehnt, mit einer knappen Mehrheit christ- demokratischer Stimmen. Eine bestürzende Entscheidung, die wieder einmal zeigt, dass die Gefahren des Kreationismus hierzulande immer noch nicht ernst genommen werden.
Ein weiteres Wort, das vielen wohl bei dem Begriff ‚Fundamentalist‘ einfallen wird, ist der „Hassprediger“. Gerade angesichts der Debatten um Neubauten von Moscheen, ob in Berlin, Hamburg oder derzeit wieder Köln, wird gern das populistische ‚Argument‘ ins Feld geführt, man wisse doch nie, welche ‚Hassprediger‘ dort womöglich ihr Unwesen treiben würden.
Eine Person nun sicher nicht – das wissen wir seit letzter Woche. Nicht etwa, weil sich deren Gesinnung plötzlich gewandelt hat. Nein, das nicht. Viel einfacher – weil ein Gericht ihn weiß gewaschen hat.
Joachim Meisner, von Beruf Kardinal in Köln, hat es nun schriftlich. Nein, der Kölner Kabarettist Jürgen Becker darf Meisner nicht mehr als „Hassprediger“ bezeichnen, wie Oberschichtenfernsehen meldet.
Joachim Meisner, von den meisten Kölnern nie gewollt als Kardinal, wurde ihnen von Papst Johannes Paul II Ende 1988 trotz massiver Proteste dennoch auf’s Auge gedrückt.
Und er hat seitdem keine Mühe gescheut, ist keinem Konflikt-Thema ausgewichen. Ob Abtreibung und Schwangeren-Beratung durch katholische Frauen- Organisationen, Einsetzen gegen interreligiöse Gebete oder lesbische und schwule Lebenspartnerschaften – Meisner hat sich immer als das gezeigt, wozu einem eigentlich Assoziationen wie Stalinist, Fundamentalist oder Ähnliches kämen. Oder eben die Überspitzung, die Herr Becker wählte.
Aber das darf man ja nun nicht mehr, meint das Landgericht Köln.
Herr Meisner sprach in einem Interview (übrigens genau jenes Interview, in dem er der CDU das C absprach) 2005 einmal von einem „Miesmacher aus dem Mittelalter des vergangenen Jahrhunderts“.
Leider sprach er nicht in einer plötzlichen Offenbarung von Selbstkritik, sondern über den CDU-Politiker Heiner Geißler sowie über Hans Küng (u.a. geistiger Vater der Stiftung Weltethos).
Nachtrag 312.10.2007: auch Volker Beck darf nun Herrn Meisner nicht so nennen, sagt das Landgericht Köln