ViiV – der „neue“ Riese auf dem Markt der Aids-Medikamente

Die Pharma-Konzerne Glaxo und Pfizer legen ihre HIV-Bereiche wie angekündigt zusammen. ViiV Healthcare heißt das neue Unternehmen, kündigten die Unternehmen nun an.

„ViiV“ – unter diesem Namen legen die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer ihre Aids-Medikamenten-Bereiche zusammen. Bereits im April 2009 hatten Glaxo und Pfizer angekündigt, ihre HIV-Bereiche zusammenzulegen. Am 3. November stellte sich das neue Unternehmen der Presse vor.

Glaxo bringt in das neue Unternehmen neun zugelassene Medikamente ein, Pfizer eines. An dem neuen Unternehmen wird Glaxo entsprechend anfangs einen Anteil von 85% und Pfizer von 15% halten; der jeweilige Unternehmensanteil soll zukünftig umsatzabhängig gestaltet werden. Zudem wird das Unternehmen mit insgesamt derzeit sieben Substanzen starten, die in Phase-1 oder Phase-2 – Studien auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.

Global wird das neue Unternehmen einen Anteil am Markt für Aids-Medikamente in Höhe von 19% halten. Eindeutiger derzeitiger Marktführer ist das Unternehmen Gilead mit 31% Marktanteil.

Chef des neuen Unternehmens wird Dominique Limet, bisher General Manager von GSK Frankreich

Nerds ist der Name ‚Viiv‘ bisher als Markenname von Intel bekannt – 2006 eingeführt für den Versuch, mit dem PC ins Wohnzimmer vorzudringen.
Nun ist der gleiche Name auch Begriff für einen neuen Player auf dem Feld der Aids-Medikamente – entstanden aus der Fusion zweier schon bisher aktiver Unternehmen, und vermutlich geschuldet u.a. dem Versuch, die Marktposition zu verbessern und mit Größe eine höhere Profitabilität zu erreichen (economies of scale).

weitere Informationen:
aidsmap 03.11.2009: GSK and Pfizer launch joint venture, ViiV Healthcare
MedNous 20.04.2009: Dominique Limet to be CEO of new HIV company
ViiV Healthcare Pressemitteilung 03.11.2009: ViiV Healthcare launches:
A new specialist HIV company dedicated to delivering advances in HIV treatment and care CEO promises ‚relentless pursuit‘ of new treatments
POZ 03.11.2009: GSK and Pfizer Launch HIV-Specific Drug Company

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Forschung an Universitäten – was nützt sie Entwicklungsländern?

Forschung an Universitäten – was nützt sie Entwicklungsländern?

Bundesweite Veranstaltungsreihe zu Arzneimittelforschung

Öffentlich finanzierte Forschung spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern. Universitäten können mit einer entsprechenden Patentpolitik dazu beitragen, dass neue Arzneimittel und Impfstoffe auch für arme Länder bezahlbar werden. Deutsche und internationale Experten suchen gemeinsam nach Handlungsmöglichkeiten.

Weltweit werden über 50 Prozent der Gesundheitsforschung mit öffentlichen Geldern finanziert. Daraus erwächst eine soziale Verantwortung der öffentlichen Forschung. Um ihre Entdeckungen zur Marktreife zu entwickeln, suchen Universitäten meist kommerzielle Partner. Damit neue Arzneimittel auch für Entwicklungsländer bezahlbar werden, gibt es neue Vertragsmodelle für die Zusammenarbeit von Industrie und Universitäten. Diese werden in Deutschland aber bisher noch nicht umgesetzt.

In einer Veranstaltungsreihe in mehreren deutschen Städten werden Wissenschaftler/innen und Verantwortliche für Technologietransfer der jeweiligen Hochschulen diskutieren, welche Handlungsmöglichkeiten ihre Universität hat. Referenten des Forschungsprojektes med4all erläutern die entwicklungspolitischen Hintergründe, eine Vertreterin der Universities Allied for Essential Medicines berichtet über die Erfahrungen an nordamerikanischen Universitäten.

Innovation für alle
Innovation für alle

Die Organisatoren: Das Studierendennetzwerk Innovation für Alle (InfA) setzt sich dafür ein, dass Universitäten einen gerechten Zugang zu Forschungsergebnissen zum Grundprinzip erheben. Mit den juristischen und politischen Rahmenbedingungen des Themas befasst sich das Forschungsprojekt med4all, eine Kooperation der Charité Universitätsmedizin Berlin, der Universität Bremen und der BUKO Pharma-Kampagne.

Veranstaltungen:

9.11. Berlin / 10.11. Kiel / 11.11. Münster / 12.11. Köln / 13.11. Freiburg /16.11. Würzburg / 17.11. München

Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen: www.med4all.org

Das Forschungsprojekt med4all will den Umgang mit medizinischen Forschungsergebnissen an öffentlich finanzierter Forschungseinrichtungen in Deutschland und daraus resultierende Folgen untersuchen. Es will auch dazu beitragen, dass Modell der equitable licenses in Deutschland zu etablieren.
Projektpartner: Charité Universitätsmedizin Berlin, Zentrum für Europäische Rechtspolitik Universität Bremen, Gesundheit und Dritte Welt e.V./BUKO Pharma-Kampagne Bielefeld
Finanzielle Unterstützung: VolkswagenStiftung

(Pressemitteilung med4all)

Koalitionsvertrag zum Thema Gesundheit unausgegoren

Die Eckpunkte des Koalitionsvertrags von CDU/CSU und FDP zur künftigen Ausgestaltung der gesetzlichen Krankenversicherung sind aus Sicht der BAG SELBSTHILFE unausgegoren und in sich widersprüchlich.

„Die ins Auge gefasste Regierungskommission sollte in erster Linie dazu genutzt werden, sich das Prinzip der solidarischen Krankenversicherung noch einmal vor Augen zu führen“, so Dr. Martin Danner, Bundesgeschäftsführer der BAG SELBSTHILFE. Die bisherigen Überlegungen der Koalition sind jedenfalls aus Sicht der BAG SELBSTHILFE in keiner Weise akzeptabel.

„Auf der einen Seite würden chronisch kranke und behinderte Menschen über Zuzahlungen, Eigenanteile, Praxisgebühren, Aufzahlungen und nun auch Zusatzbeiträge unzumutbar belastet. Auf der anderen Seite sollen diese Menschen über ein Zurückfahren des Morbi-RSA dann auch noch zu Opfern des Gesundheitsfonds werden – das wäre im höchsten Maße ungerecht“, so Dr. Danner weiter. Derartige Pläne hätten zur Folge, dass chronisch kranke und behinderte Menschen zu Patienten zweiter Klasse würden. Kernbestandteil des „Zusammenhalts“ in der Gesellschaft muss aber die solidarische Krankenversicherung bleiben.

(Pressemitteilung der BAG Selbsthilfe)

Geschockte Patienten

Wie kann Mensch mit einer schweren Erkrankung umgehen? Sich als Opfer fühlen? Sich zum Opfer machen lassen? Zunehmend Selbständigkeit, Autonomie verlieren?

Patientendasein kann anders sein. „Geschockte Patienten“ will auf anderen Wegen unterstützen.
Das Projekt selbst berichtet über sich:

„Bei Christoph Schlingensief wurde Anfang 2008 Lungenkrebs diagnostiziert. Der bekannte und auch im Laufe seiner Krankheit weiterhin künstlerisch tätige Film- und Theaterregisseur verfolgt mit dieser Seite die Idee, ein kleines Netzwerk aufzubauen, das Patienten unterstützen soll, bei denen vor kurzem Krebs oder ALS diagnostiziert worden ist.“

Worum geht es? Um den Versuch, neu und anders mit Krankheit umzugehen. Um den Versuch, auch als schwer kranker Mensch Autonomie zu bewahren:

„Berichten Sie über sich, wenn Sie wollen!
Stehen Sie zu ihrer Krankheit – Schluss mit der Geheimniskrämerei!
Die Krankheit will über Sie bestimmen. Sie sind aber auch noch da! Zeigen Sie es!“

Krank, schwer krank – und dann Autonomie? Geht das? Ist das nicht ein Widerspruch?

„Ist Autonomie wirklich hilfreich für einen Menschen, der gerade erkrankt ist? Einige Besucher haben Zweifel angebracht. Wir wollen hier nicht missverstanden werden. Wir propagieren Autonomie nicht als DIE fertige Lösung, sondern wollen fragen wie Autonomie im Verlauf einer Krankheit wiederzugewinnen ist. Wir fordern unsere Besucher dazu auf sich in diesem Prozess gegenseitig zu unterstützen und bieten ihnen die Möglichkeit dazu an. Deswegen fragen wir auch nochmal deutlicher nach WEGEN ZUR AUTONOMIE.“

Und warum das Ganze? Schlingensief zitiert als Antwort den Philosophen Immanuel Kant:

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ (Immanuel Kant, 1784)

Das Projekt von Christoph Schlingensief ist derzeit noch im Aufbau begriffen.

krank und autonom – Geschockte Patienten

Krank und Autonom

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Angst zur Prävention … oder für den Umsatz?

Ein Pharmakonzern macht eine Präventions-Kampagnen. Oder ist es Marketing? Über eine umstrittene Hepatitis-Kampagne.

An viele Stellen der Stadt, besonders auf U.Bahn-Stationen, finden sich derzeit Plakate, die Angst machen (sollen).
Plakate mit Botschaften wie „Das Virus wartet, wo man es nicht erwartet“ wecken das Interesse. Und suggerieren, man müsse ein Virus, nein, das Virus erwarten. Und zwar da, wo man gar nicht mit ihm rechnet:

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Das Virus wartet, so die Plakate, wartet, nein lauert, im verborgenen natürlich, auf Nassrasierern, oder Nagelscheren. Rasierer oder Nagelset werden so zur heimtückischen Gefahrenquelle hochstilisiert.

Die Gefahr? Hepatitis B. Im unteren Bereich der Plakate wird informiert, u.a. über Infektionswege und dass nach einem test eine Behandlung möglich ist.

Die Plakate sind „eine Initiative“ der Deutschen Leber-Stiftung, der deutschen Leber-Hilfe e.V. sowie des Pharmakonzerns BMS (Bristol-Myers Squibb). Die Internetseite der Kampagne vermerkt zwar alle drei Träger, führt als Copyright aber auf jeder Seite BMS an, ebenso im Impressum BMS als (einzigen) Verantwortlichen.

BMS ist unter anderem Hersteller des Hepatitis-Medikaments Baraclude (Entecavir) und baut sein Hepatitis-Geschäftsfeld derzeit aus (u.a. Vereinbarung mit ZymoGenetics, das ein Medikament gegen Hepatitis C entwickelt, peg-Interferon lambda). International fährt das Unternehmen eine Kampagne unter dem Titel „Hope for Hep B.

Die Kampagne hat treffenderweise das Motto „Hepatitis B? Am besten testen!“.

Warum BMS diese Kampagne mit unterstützt, ist u.a. auf einer Marketing-Seite zu erfahren:

„Der Grund für diese Premiere sind neue Medikamente (aus dem eigenen Hause) – ist von BMS zu erfahren.“

Die Plakate sind nicht die einzige Aktivität von BMS zur Hepatitis. Radio-Redaktionen zum Beispiel bietet das Unternehmen z.B. einen „Kollegen-Talk“ (mit fertigem Ton-Material) als redaktionellen Beitrag an, mit O-Ton von Herrn Professor, und selbstverständlich hinweis auf wirksame Medikamente – und die Internetseite der Kampagne.

Als PR-Agentur ist an der Kampagne ‚Pleon‘ beteiligt. Jene PR-Agentur, in die einst im Jahr 2006 die frühere Bundes-Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) als Partnerin wechselte – als Leiterin des Gesundheits-Resorts.

Das Robert-Koch-Institut berichtet aktuell zur Hepatitis B in Deutschland:

„Generell zeigte sich in Deutschland in den vergangenen Jahren eine abnehmende Inzidenz der Hepatitis B. Besonders bemerkenswert ist der Rückgang des Anteils übermittelter Hepatitis-B-Erkrankungen unter
Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu früheren Jahren. … Sowohl die Inzidenz im jüngeren Erwachsenenalter als auch die angegebenen Expositionen deuten darauf hin, dass die sexuelle Übertragung von Hepatitis-B-Infektionen für Deutschland aktuell den häufigsten Übertragungsweg darstellt.“

Prävention ist sinnvoll, und wenn sich Partner aus der Industrie an Präventions-Kampagnen beteiligen, mag das unter Umständen auch sinnvoll sein.

Ob Angst ein Mittel der Prävention sein sollte, steht schon viel mehr in Frage.
Und wenn jede zweite Hausfrau demnächst aufgeregt in ihrer Waschtasche, in Necessaire oder Fußpflege-Set stochert, schaut, auf ihre Nagelschere blickt, hast du etwa …, ob das sinnvoll und zielführend ist, mag auch bezweifelt werden.

Wenn dann noch ein Hersteller Präventionskampagnen unterstützt, die zum Test (und damit indirekt zur Behandlung) aufrufen – letztlich mit von ihm hergestellten Medikamenten, dann bleibt da mindestens ein „Geschmäckle“.

Eine Konstellation, in der die Hersteller von Medikamenten, in der internationale Pharmakonzerne direkt die Präventions-Kampagnen für die Indikationsgebiete ihrer eigenen Produkte machen – kann nicht wünschenswert sein. Kaum vorstellbar, dass dann Marketing und Gesundheitsförderung noch auseinander gehalten werden können, dass dann nicht die ökonomischen Interessen überwiegen.

Nebenbei, sich als Selbsthilfe-Gruppe in derlei Marketing-Aktivitäten einbinden zu lassen, könnte sich schnell als zweifelhaftes ‚Vergnügen‘ erweisen …

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weitere Informationen:
Robert-Koch-Institut 18.05.2009: „Virushepatitis B, C und D im Jahr 2008“, in Epidemiologisches Bulletin 20/2009
Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (Hrsg.): Leitlinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virus-(HBV)-Infektion“ (pdf)
Pleon 06.07.2006: Bundesgesundheitsministerin a. D. Andrea Fischer wird Partnerin am Standort München
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DocCheck einmal anders – Patienten bewerten Ärzte

Die AOK plant ein eigenes Portal, auf dem Patienten ihre Ärzte bewerten können. Ziel sei eine Verbesserung der Behandlungsqualität.

Welcher Arzt ist denn gut bei …? Und wer hat Erfahrungen mit …? Bisher werden Tipps und Erfahrungen von Patientinnen und Patienten mit Ärzten eher im Privaten, in Freundes- und Bekanntenkreisen weitergegeben.

Dabei sind die Erfahrungen, die andere Patienten mit Ärzten machen, womöglich hilfreiche und wichtige Informationen auch für andere Patienten, z.B. bei der Frage der Arzt-Wahl. Eine Art „Ärzte-TÜV“ könnte hilfreich sein, mag sich die AOK gedacht haben.

Mehr Transparenz, mehr Offenheit in Sachen Meinungen und Erfahrungen über Ärzte will nun die Krankenkasse zukünftig ermöglichen, mit einem Portal, auf dem Patienten ihre Ärzte bewerten können.

Die AOK will zusammen mit Medizinern und der Bertelsmann-Stiftung Kriterien für die Bewertung entwickeln. Zudem sollen die Bewertungen erst dann freigeschaltet werden, wenn für einen Arzt mehrere Bewertungen vorliegen. Damit sollen die Angaben aussagefähiger werden.

Die AOK hat bundesweit über 24 Millionen Versicherte. Etwa 185.000 Mediziner arbeiten in Deutschland als niedergelassene Ärzte oder Zahnärzte.

Die Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel, stimmte dem Projekt grundsätzlich zu. Es könne eine wichtige Orientierungshilfe bieten. Ärzteverbände hingegen äußerten bereits massive Kritik. Das Vorhaben sei „unseriös“.

Der „AOK – Arzt – Navigator“, so der Name des zukünftigen Angebots der Krankenkasse, soll noch im Laufe des Jahres 2009 online gehen. Er soll ein Angebot für die Versicherten der AOK sein.

Weitere Informationen:
Ärtztezeitung 12.06.2009: AOK will Arzt-Bewertungsportal noch in diesem Jahr online stellen
SZ 12.06.2009: Ärzte-TÜV im Internet: „unseriös und anonym“
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Was kostet Gesundheit?

Was kostet Gesundheit? Wofür werden all die Milliarden verwendet? Und wer zahlt was? Eine neue Publikation informiert im Detail.

Gesundheit ist ein hohes Gut – und ein teures. 245 Milliarden Euro werden jährlich in Deutschland für Gesundheitsleistungen von Prävention bis Pflege, von Arzt bis Krankenhaus ausgegeben. Aber wieviel wofür? Und wer finanziert was?

„Wie viel wird in Deutschland für Gesundheit ausgegeben? Wer trägt die Ausgaben? Für welche Leistungen wird wie viel gezahlt? Von welchen Einrichtungen werden die Leistungen erbracht? Wie viel wenden die privaten Haushalte für die Gesundheit auf?“ (RKI-PM)

Das am 2. Juni 2009 neu erschienene Heft 45 der Gesundheits-Berichterstattung des Bundes widmet sich ausgiebig dem Thema „Ausgaben und Finanzierung des Gesundheitswesens

„Nach einem Einführungskapitel zu Rahmenbedingungen, zum Beispiel zu den Gesundheits- und Strukturreformen der vergangenen Jahre, folgen Abschnitte zu Gesundheitsausgaben (aufgeschlüsselt nach Ausgabenträgern, Leistungsarten und Einrichtungen), zu Finanzierungsströmen, zu Beitragsentwicklungen und zur Beteiligung der privaten Haushalte.“

Robert-Koch-Institut (Hrsg.):
Ausgaben und Finanzierung des Gesundheitswesens
Heft 45 der Reihe Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE)
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Aids-Riese mit 20% Markt-Anteil – Glaxo und Pfizer legen HIV-Bereich zusammen

Weitere Konzentration im Markt der Aids-Medikamente: die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer kündigen an, ihre HIV-Bereiche zusammen zu legen.

Die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline und Pfizer haben angekündigt, zukünftig ihre HIV-Aktivitäten zusammen zu legen. Dazu soll ein neues gemeinsames Unternehmen gegründet werden. Dies kündigten die beiden Konzerne am Donnerstag (16.4.2009) an.

GSK ist bereits jetzt einer der bedeutendsten Hersteller von Aids-Medikamenten. Allerdings hat der Konzern derzeit nur wenige erfolgversprechende neue Substanzen gegen HIV in der Forschung. Pfizer hingegen hat eine recht volle Forschungs-Pipeline im HIV-Bereich.

Das neue gemeinsame Unternehmen wird von Beobachtern auf einen Marktwert von bis zu 5 Milliarden US-$ geschätzt. Es wird am weltweiten Markt für Aids-Medikamente einen Anteil von ca. 19% halten. derzeit hätte das gemeinsame Unternehmen bereist 11 zugelassene Aids-Medikamente im Portfolio.

GSK wird zunächst einen Anteil von 85% an dem Joint Venture haben, Pfizer von 15%. Der Pfizer-Anteil kann im Fall des Erfolgs bisher in der Entwicklung befindlicher Substanzen auf bis zu 30,5% steigen.
Chef des neuen Unternehmens soll der bisherige Glaxo-CEO Dominique Limet werden.

Ein Beweggrund für die Zusammenarbeit ist die Chance, Forschungs- und Entwicklungs-.Kosten zu reduzieren. In der Wirtschaftspresse wurde der Schritt auch als Möglichkeit für GSK betrachtet, aus dem HIV-Bereich (durch Ausgliederung) auszusteigen.

Danke an C. für den Hinweis!

Wall Street Journal 16.04.2009: GlaxoSmithKline, Pfizer to Combine HIV Businesses
FAZ: Glaxo und Pfizer gründen JV für HIV-Medikamente
wral.com 16.04.2009: GlaxoSmithKline, Pfizer form new company to fight HIV
GlaxoSmithKline 16.04.2009: GlaxoSmithKline and Pfizer announce innovative agreement to create a new world-leading, specialist HIV company
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USA: bedeutet neue FDA-Cheffin Wandel bei der Medikamenten-Zulassung?

Barack Obama hat Dr. Margaret Hamburg zur neuen Leiterin der US-Gesundheitsbehörde FDA ernannt.

Margaret Hamburg, bisher Leiterin der Gesundheitsbehörden von New York, wird zukünftig Cheffin der US-Gesundheits-Behörde FDA (Food and Drug Administration). Die FDA ist auch für die Zulassung neuer Medikamente in den USA zuständig.

Dr. Margarte Hamburg (Foto: nlm.nih.gov)
Dr. Margarte Hamburg (Foto: nlm.nih.gov)

Insbesondere in den vergangenen Jahren wurden Medikamente in den USA teils sehr schnell zugelassen, u.a. auf dem Weg eines beschleunigten Verfahrens (‚fast track‘).Die Berufung von Dr. Hamburg wird in den USA nun als Signal verstanden, dass die Regierung Obama mehr Schwerpunkt auf Verbraucherschutz und -Sicherheit legen wird als auf schnelle Zulassung neuer Substanzen.

weiterer Informationen:
Blog des Weißen Hauses 14.03.2009: President Barack Obama Announces Key FDA Appointments and Tougher Food Safety Measures
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Merck schluckt Schering-Plough

Der Pharmakonzern Merck will den Konkurrenten Schering-Plough schlucken. Dies wird auch zu einer weiteren Konzentration auf dem Markt der Aids- und Hepatitis-Medikamente führen.

Der US-Pharmakonzern Merck plant, den Wettbewerber Schering-Plough für etwa 41 Milliarden US-$ zu übernehmen. Die Fusion, die bereits Ende 2009 abgeschlossen sein soll, soll zu jährlichen Kosteneinsparungen von 3,5 Milliarden US-$ führen.

Der Pharmakonzern Merck (in Deutschland als MSD Merck, Sharp & Dohme; nicht zu verwechseln mit dem deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen Merck) ist u.a. auch auf dem Markt der Aids-Medikamente vertreten. Merck ist Hersteller u.a. von Crixivan® (Indinavir) und Stocrin® (Efavirenz) sowie Isentress® (Raltegravir). Auf dem Bereich Hepatitis C hat Merck die Substanz MK-7009 in klinischer Entwicklung. Aus der Erforschung von HIV-Impfstoffen hingegen war Merck im Oktober 2007 nach dem Fehlschlagen einer großen Studie mit einem experimentellen Impfstoff ausgestiegen.

Schering-Plough (in Deutschland als Essex Pharma; nicht zu verwechseln mit dem Unternehmen Schering des Bayer-Konzerns) ist u.a. Hersteller des Krebs-Medikaments Caelyx® (pegylisertes Doxorubicin, u.a. auch eingesetzt beim bei Aids auftretenden Kaposi-Sarkom). Auf dem Bereich Hepatitis ist Schering-Plough insbesondere mit PegIntron® (Interferon α2b) und Rebetol® (Ribavirin) vertreten. Auf dem Bereich HIV hat Schering-Plough den CCR5-Hemmer Vicriviroc in klinischen Studien, gegen Hepatitis C Boceprevir sowie den experimentellen HCV-Proteasehemmer SCH-900518..

Merck und Schering-Plough arbeiten bereits seit längerem bei der Vermarktung von Cholesterin-Senkern zusammen. Das fusionierte Unternehmen wolle sich auch zukünftig mit Infektionskrankheiten (Umsatzanteil 2008: 9%) wie HIV und Hepatitis beschäftigen, betonte Peter Kim, Forschungs-Chef bei Merck, während einer Analysten-Telefonkonferenz.

‚The companies’ combined pipeline will help Merck expand further in infectious disease including in Hepatitis C.“

Der Deal Merck – Schering-Plough wäre bereits die zweite Groß-Fusion auf dem Pharmamarkt im Jahr 2009 – der Pharmariese Pfizer kündigte Ende Januar 2009 an, das Biotechnologie-Unternehmen Wyeth zu übernehmen.

Weitere Informationen:
Schering-Plough 09.03.2009: Merck and Schering-Plough to Merge
Wall Street Journal: Live Blogging Merck and Schering-Plough’s Analyst Call
Merck 09.03.2009: Merck and Schering-Plough Merger Investor Presentation (pdf)
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Verdeckte Werbung der Pharma-Industrie

Macht die Pharmaindustrie in Blogs und Foren verdeckt Werbung für ihre Produkte? Hinter manchem Forums-Beitrag könnte sich ein PR-Mitarbeiter verbergen …

In den USA soll die direkt an Verbraucher gerichtete Werbung von Pharmaunternehmen eingeschränkt werden. Ganz anders in Europa – hier wird auf bestreben von EU-Kommissar Günther Verheugen vermutlich zukünftig das so genannte „direct-to-consumer-advertising“ (dtca) zugelassen. Seitens der Pharmaindustrie vermutlich ‚verbrauchergerichtete Information‘ genannt.

Welche Wege die Pharmaindustrie derzeit schon geht, um verdeckt Werbung für ihre Produkte zu machen, zeigt folgendes Zitat:

„In Blogs und Foren von Patientenorganisationen wirbt die Pharmaindustrie verdeckt für ihre Produkte. PR-Mitarbeiter melden sich dort als Betroffene an und berichten von ihren guten Erfahrungen mit den Medikamenten ihrer Auftraggeber. Für echte Patienten ist dies nicht transparent. Obwohl das Sponsoring von Selbsthilfegruppen vor einigen Jahren Medienthema war, wird diese neue Dimension von schmutzigem Marketing nicht thematisiert.“

berichtet Christiane Schulzki-Haddouti auf koop-tech unter dem Titel ‚10+ vernachlässigte Themen des jahres 2008‚ über die Initiative Nachrichtenaufklärung und ihre Auswahl der am meisten vernachlässigten Themen.

Für Betreiber von Blogs und Foren sollte dies erneuter Hinweis und Ansporn sein, zurückhaltend mit Kommentaren und Forums-Beiträgen umzugehen, bei denen einzelne Produkte gelobt werden.
Dass offen gelegt werden sollte, wenn ein Blog-Betreiber oder -Autor Verbindungen mit der Pharma-Industrie hat, sollte sich von selbst verstehen.
Lesern von Blogs und Foren sollte bewusst sein,  dass auch in Foren, die „für uns“ gemacht sind / scheinen, durchaus hinter so manchem Beitrag ein ökonomisches Interesse stecken kann, vielleicht statt eines Mit-Patienten in Wirklichkeit ein Marketing-Mitarbeiter.

Viagra, Cialis & co – illegale Preisabsprachen?

Geraten die Preise für Viagra und co ins Wanken? Schweizer Wettbewerbshüter werfen den Herstellern illegale Preisabsprachen vor.

Viele Menschen mit HIV berichten über sexuelle Störungen, von Erektionsproblemen über Ejakulationsstörungen bis zu Libido-Verlust. Bei Erektionsstörungen stehen seit Jahren verschiedene Medikamente zur Verfügung, darunter als bekannteste Viagra und Cialis.

Doch seitdem der Gemeinsame Bundesausschuss diese Substanzen als „Lifestyle-Medikamente“ eingeordnet hat, müssen die meisten Patienten Viagra und co selbst bezahlen.

Erstaunlicherweise unterscheiden sich die Preise der Medikamente zur Behandlung der ‚erektilen Dysfunktion‘ kaum. Dies hat nun Wettbewerbshüter auf den Plan gerufen.

Wie ’stationärer Aufnahme‘ berichtet, wirft die Wettbewerbskommission (WEKO) der Schweiz den drei Pharmakonzernen Pfizer (Hersteller von Viagra), Eli Lilly (Hersteller von Cialis) und Bayer (Hersteller von Levitra) vertikale Preisabsprachen zum Nachteil der Verbraucher vor.

Bereits seit Juni 2006 ermitteln die Schweizer Behörden. Nun kommen sie zu dem Ergebnis, dass „unzulässige vertikale Wettbewerbsabreden“ vorlägen, berichtet das Handelsblatt.

Die Schweizer Behörde empfiehlt das Verhängen von Strafzahlungen. Vorher haben die Hersteller nun einen Monat Zeit, mit Stellungnahmen zu reagieren. Bei einem Erfolg der Schweizer Behörden wird mit ähnlichen Klagen der Europäischen und US-Wettbewerbsbehörden gerechnet.

weitere Informationen:
stationäre Aufnahme 16.02.2009: Viagra-Kartell
Handesblatt 10.02.2009: Bayer: Potenzmittel im Visier der Kartellbehörde
oligopolywatch 15.02.2009: Erectile oligopoly accused of cartel
tagblatt.ch 10.02.2208: Preisabsprachen bei Viagra, Cialis und Levitra?
szonline.ch: Weko vermutet Potenzpillen-Preisabsprachen
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Gemeinsamer Bundesausschuß: Patientenvertreter abgeblitzt mit Forderung nach mehr Mitsprache

Die Patientenvertreter im gemeinsamen Bundesausschuß haben mehr Mitspracherecht gefordert – und stoßen auf taube Ohren.

Der Gemeinsame Bundesausschuß (G-BA) ist ein Spitzengremium der Krankenversicherung – und entgegen seiner weitgehenden Unbekanntheit ein sehr wichtiges: er entscheidet über den Leistungs-Katalog der Gesetzlichen Krankenversicherung. Was Gesetzliche Krankenkassen ihren Versicherten erstatten, was nicht – der G-BA entscheidet’s.

Seit der Gesundheitsreform 2003 besteht der Gemeinsame Bundesauschuss nicht nur aus Vertretern der Leistungserbringer (z.B. Ärzte, Krankenhäuser) sowie der Krankenkassen, sondern auch aus Patientenvertretern. Bisher jedoch haben Patientenvertreter im G-BA und seinen Gremien zwar Antrags- und Mitsprache-Rechte, jedoch kein Stimmrecht.

Dies fehlende Stimmrecht ist ein wesentliches Manko einer ernstzunehmenden und wirkungsvollen Mitarbeit der Patientenvertreter.

Der Gemeinsame Bundesausschuß jedoch steht dem Ansinnen von Patientenvertretern, ihnen mehr Mitwirkung, auch Stimmrechte zuzugestehen, auch weiterhin ablehnend gegenüber.

weitere Informationen:
focus.de: Patientenverbände: Mitspracherechte im Bundesausschuß gefordert
Ärztezeitung: Mehr Einfluß für Patienten im G-BA?
Ärztezeitung: Patientenvertreter stoßen mit Forderung nach Stimmrecht im GBA auf taube Ohren (Zugang zu diesem Artikel leider nur mit DocCheck o.ä.)

Kranken- Versicherungen – was ändert sich ab Januar 2009

Zum 1. Januar hat sich für gesetzlich wie auch privat Krankenversicherte einiges verändert. Eine kostenlose Broschüre der Verbraucherzentrale informiert.

Zum 1. Januar 2009 hat sich für nahezu jeden Krankenversicherten in Deutschland einiges geändert.

Der Gesundheitsfonds wurde eingeführt, die Beiträge für gesetzlich Krankenversichere (GKV) sind gestiegen (die für viele privat Versicherte ebenfalls). Privat Krankenversicherte (PKV) haben die neue Alternative des Basistarifs sowie erstmals ein Recht auf Wechsel der Versicherung. Gesetzliche Krankenversicherungen bieten nun auch Krankengeld-Wahltarife an, ebenso freiwillige Wahltarife.

Welche Änderungen bei gesetzlicher und privater Krankenversicherung sind für mich relevant? Was betrifft mich? Wo habe ich neue Chancen, drohen Risiken? Eine neue Broschüre der Verbraucherzentrale informiert.

„Krankenversicherungen – was ändert sich ab Januar 2009?“ – unter diesem Titel informiert der Bundesverband Verbraucherzentralen über die wichtigsten Änderungen in Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung. Die 16seitige Broschüre steht im Internet kostenlos zur Verfügung.

Verbraucherzentrale Bundesverband:
„Krankenversicherungen – was ändert sich ab Januar 2009?“
kostenlose Broschüre, als pdf hier

Die Geister die ich rief … Pharmaindustrie darf VerbraucherInnen künftig eu-weit über Arzneimittel ‚informieren‘ (akt.)

Günter Verheugen, der für Unternehmens- und Industriepolitik zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, hat seinen industriefreundlichen Gesetzesvorschlag zur europäischen Arzneimittelrichtlinie durchgesetzt.

Via Internet und mit gedrucktem Material soll sich die Pharmaindustrie künftig mit Informationen zu Gesundheit, Krankheit und rezeptpflichtigen Arzneimitteln direkt an Verbraucherinnen und Verbraucher richten dürfen. Der Industriekommissar öffnet damit die Schleusen für eine Flut zweifelhafter und von kommerziellen Interessen gesteuerter „Informationen“. Wird Verheugens Gesetzesvorschlag vom EU-Parlament angenommen, geht der VerbraucherInnenschutz endgültig unter.

Was als eine Harmonisierung und Vereinfachung der EU-Regeln zur Bereitstellung von PatientInneninformation gedacht war, entpuppt sich nun als ein Regelwerk mit gravierenden Folgen. Es ist ein Freibrief für verkaufsfördernde Veröffentlichungen der Arzneimittelhersteller zu ihren eigenen teuren Produkten. Das geht auf Kosten gut wirksamer preiswerter Generika. Darüber hinaus bedeutet eine vernünftige Therapie oft mehr, als einfach nur Medikamente zu geben. Zwar sind im Gesetzentwurf auf Druck der Kommissarin für Gesundheit und Verbraucherschutz einige Schutzklauseln eingefügt worden. Diese werden jedoch durch vage formulierte Ausnahmeregeln wieder durchlöchert. So kann z.B. die Vorabkontrolle der Information durch die Behörden auch durch eine freiwillige Selbstkontrolle der Industrie ersetzt werden.(1)

Bis heute ist es nicht gelungen, sachgerechte Aussagen systematisch von Werbung zu trennen. Daher gibt es im Sinne des VerbraucherInnenschutzes nur eine angemessene Reaktion: Verständliche und vergleichende Informationen für Patientinnen und Patienten zu rezeptpflichtigen Arzneimitteln dürfen nur von neutralen und unabhängigen Institutionen bereitgestellt werden.

Hierfür machen sich die UnterzeichnerInnen der gemeinsamen Stellungnahme: „PatientInnen nicht im Regen stehen lassen – für eine industrieunabhängige Patienteninformation“ stark.(2)

Europa genießt in Bezug auf VerbraucherInnenschutz weltweit ein hohes Ansehen. Die Europa-ParlamentarierInnen sind aufgerufen, sich dieser Vorbildfunktion bewusst zu werden und dem Schutz der PatientInnen Priorität vor Wirtschaftsinteressen einzuräumen. Es heißt jetzt zu handeln: Denn wer die Geister ruft, wird sie häufig – wie der vielzitierte Zauberlehrling von Goethe – nicht wieder los.

Sollte das Werbeverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel in der Europäischen Union fallen, hätte das nicht nur negative Folgen für die VerbraucherInnen hierzulande. Wir befürchten für die Dritte Welt noch weit gravierendere Auswirkungen, da entsprechende Verbote auch in diesen Ländern dann nicht mehr zu halten wären. Wo bereits jetzt viele Menschen keinen Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln haben, würde Werbung für neue teure Präparate eine sinnvolle Versorgung stark behindern.

gemeinsame Presseerklärung von BUKO Pharma-Kampagne • BundesArbeitsGemeinschaft der PatientInnenstellen und -Initiativen • Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. • Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention • IPPNW – Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Internationale Ärzte in sozialer Verantwortung • verein demokratischer ärztinnen und ärzte • Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten

(1) http://ec.europa.eu/enterprise/pharmaceuticals/pharmacos/pharmpack_en.htm
(2) http://www.bukopharma.de/index.php?page=stellungnahmen
weiterführende Informationen:
Die EU-Kommission informiert über ihr ‚pharmaceutical package‘
Mitteilung der Kommission diesbezüglich an das Europa-Parlament (pdf, deutsch)
die Details: Vorschlag der Kommission hinsichtlich ‚Verbraucherinformation‘ (directive pdf, regulation pdf, beide englisch)

Nachtrag:
28.01.2009: Verheugens Vorhaben scheint anachronistisch, wenn zutrifft, was die FAZ meldet: „Der [US-] Kongress plant, die direkt an Verbraucher gerichtete Werbung von Pharmakonzernen einzuschränken.“ (FAZ 28.01.2009, S. 21 „Wall Street erwartet weitere Pharma-Zusammenschlüsse“)
06.03.2009 Ärztezeitung: Bundesrat gegen Arzneimittelwerbung
14.03.2009 aerzteblatt.de: Richtlinienvorschlag zur Patienteninformation droht das Aus
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Pillen-Kosten zumutbar

Es ist zumutbar, dass Patienten die Kosten für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel selbst tragen müssen. Dies entschied das Bundessozialgericht.

Seit dem sogenannten GKV-Modernisierungs-Gesetz (Text pdf; GKV = Gesetzliche Krankenversicherung) sind nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel von der Kostenerstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen.

Die Kosten für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel, auch ‚over-the-counter-Artikel‘ (OTC) genannt, müssen seitdem in der Regel die Versicherten selbst tragen. Ausnahmen hiervon sind möglich, wenn ein OTC-Arzneimittel ein Standardmittel zur Behandlung einer schwerwiegenden Erkrankung ist. Es wird in diesem Fall ausnahmsweise durch den gemeinsamen Bundesausschuß (G-BA) in die sog. ‚OTC-Ausnahmeliste‘ oder auch ‚OTC-Übersicht‘ der Arzneimittel-Richtlinie (jeweiliger Text sowie Hinweise zum Antragsverfahren hier) aufgenommen – nur für hier aufgenommenen nicht verschreibungspflichtige Medikamente tragen die gesetzlichen Krankenversicherungen auch weiterhin die Kosten.

Der Ausschluss nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel von der Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung verstoße gegen das Grundgesetz sowie gegen europäisches Recht, meinte ein Kläger.

Nein, dem ist nicht so, entschied vor kurzem das Bundessozialgericht in Kassel (Az. B1 KR 6/08 R).
Der Preis derartiger Arzneimittel belaufe sich im Durchschnitt auf ca. elf Euro. Dies sei eine zumutbare Belastung, urteilten die Richter (siehe Medieninformation des Bundessozialgerichts). Zudem verstoße der Ausschluss nicht gegen europäisches Recht, dies habe der Europäische Gerichtshof bereits entschieden.

Im konkreten Fall ging es um den Ausschluss des Arzneimittels „Gelomyrtol forte®“. Der Kläger leidet an einer chronischen Emphysem-Bronchitis. Er wollte die Kosten für dieses Arzneimittel auch weiterhin von der Techniker Krankenkasse erstattet bekommen.

Der Kläger erwägt Presseberichten zufolge eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht.