DAH: Substitution in Gefahr

Diamorphingestützte Substitution: Deutsche AIDS-Hilfe sieht bedarfsgerechte Versorgung durch Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschuss in Gefahr

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) teilt die Einschätzung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Mechthild Dyckmans, dass sich erst auf der Basis von Praxiserfahrungen zeigen wird, ob die „Richtlinien zur diamorphingestützten Behandlung Opiatabhängiger“ des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) gegebenenfalls nachjustiert werden müssen. Dennoch sieht die DAH die bedarfsgerechte Versorgung Opiatabhängiger in Gefahr.

Dazu erklärt Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe: „Mit dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses vom 18.03.2010 wird die Erstattungsfähigkeit der diamorphingestützten Substitutionsbehandlung durch die gesetzliche Krankenversicherung an hohe Hürden geknüpft, die so vom Gesetzgeber nicht intendiert waren. Das für die Deutsche Aids Hilfe geltende Prinzip, dass eine sichere und qualitativ hochwertige Behandlung mit einem hohen Maß an Praxiskompatibilität zu vereinen ist, wurde mit diesen Richtlinien nur zum Teil erreicht. So knüpft der GBA die diamorphingestützte Behandlung an die Bedingung, dass Arztstellen im Umfang von grundsätzlich drei Vollzeitstellen vorzuhalten sind – und dies unabhängig von der Patientenzahl. Diese Regelung ist fachlich nicht zu begründen und kann die Realisierung neuer Standorte für die Diamorphinbehandlung erheblich erschweren oder sogar verhindern.“

„Selbstverständlich freuen wir uns, dass wir einer Substitution mit Diamorphin ein Stück näher gekommen sind und von HIV und Hepatitis betroffene oder bedrohte Heroinkonsumenten eine Alternative zur Substitution mit bisher zugelassenen Medikamenten erhalten. Getrübt wird diese Freude allerdings durch das teilweise hochschwellige Regelwerk des GBA, das in einigen Punkten über die hohen Hürden der Modellphase hinausgeht“, so Dirk Schaeffer, DAH-Referent für Drogen und Strafvollzug.

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Hilfe)

Internationaler Frauentag: Deutsche Aids-Hilfe ruft zu Solidarität mit HIV-infizierten Frauen auf

Anlässlich des Internationalen Frauentages (International Women’s Day) am 8. März ruft die die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) zur Solidarität mit HIV-positiven und an Aids erkrankten Frauen in der Bundesrepublik auf.

Der Fall der Sängerin Nadja Benaissa verdeutlichte im letzten Jahr einmal mehr, dass der Umgang mit HIV-positiven Menschen in Deutschland, insbesondere mit infizierten Frauen, noch immer keine Selbstverständlichkeit ist.

Anlässlich des Internationalen Frauentags erklärt Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand der DAH: „Von den mit HIV und Aids lebenden Menschen sind weltweit fast die Hälfte Frauen – in Deutschland sind es gut 20 Prozent. Um weitere Neuinfektionen wirksam zu bekämpfen, engagiert sich die DAH zielgruppenspezifisch für einen besseren Schutz für Frauen vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Erregern. Zu den Hauptursachen vieler Gesundheitsprobleme gehören der schlechtere Zugang zu Informationen und dem Hilfesystem, sexuelle Gewalt gegen Frauen sowie eine prekäre wirtschaftliche und soziale Situation, unter der gerade auch alleinerziehende Mütter häufig zu leiden haben. Daher setzt sich die DAH für einen verbesserten Zugang von Frauen zur HIV-Prävention und gegen Gewalt gegenüber Frauen ein.“

Die Situation von Frauen, die mit der HIV-Infektion leben, weist zudem weitere Besonderheiten auf: Frauen fühlen sich nach wie vor entscheidend verantwortlich für das Wohl von Partnern bzw. Partnerinnen sowie von Familienangehörigen. Dementsprechend sind sie häufig bestrebt ihre HIV-Infektion aus Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung geheim zu halten. Dieses „Versteckspiel mit dem Virus“ hat großen Einfluss auf das Lebensumfeld sowie die sozialen Kontakte und ist auf die Dauer psychisch sehr belastend.

Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert deshalb Politik, Medien und Gesellschaft auf, das Thema „Frauen und HIV/Aids“ zu enttabuisieren und die Solidarität mit Menschen, die mit HIV bzw. dem Vollbild Aids leben, zu verstärken.

Veranstaltungskalender zum Frauentag 2010
Die „Bundesweite Arbeitsgruppe Frauenarbeit in Aidshilfe“ wendet sich anlässlich des Internationalen Frauentages wieder mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen gezielt an Frauen: Ziel der Veranstaltungen ist vor allem die Förderung der Solidarität mit den von HIV und Aids betroffenen Frauen. Der Veranstaltungskalender der regionalen Aidshilfen kann im Internet auf www.aidshilfe.de herunter geladen werden.

(Pressemitteilung der DAH)

Schwule Männer und HIV/Aids – Lebensstile, Szene, Sex 2007

Seit 1987 befragt der Soziologe Michael Bochow schwule Männer zu ihrem Sexualverhalten vor dem Hintergrund von HIV und Aids. Der ersten Befragung 1987 [nachdem der französische Soziologe Michael Pollok 1985 erstmals eine Befragung schwuler Männer zu HIV / Aids durchgeführt hatte] folgten weitere in den Jahren 1991, 1993, 1996, 1999 und 2003. Die Ergebnisse der neuesten Befragung 2007 wurden nun in der Reihe ‚Aids-Forum DAH‘ publiziert.

Die DAH schreibt über die Publikation:

„Der Band präsentiert die Ergebnisse der im Sommer 2007 durchgeführten achten Befragung von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), zu ihrem Sexualverhalten vor dem Hintergrund von HIV und Aids. Auftraggeber war die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), durchgeführt wurde die Studie von der Forschungsgruppe Public Health am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Die Ergebnisse belegen zum einen den Erfolg der HIV-Prävention bei MSM in Deutschland: Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, im Jahr vor der Erhebung überhaupt keine Risikokontakte gehabt zu haben (hier: ungeschützter Analverkehr bei unbekanntem oder abweichendem Serostatus des Partners), neun Zehntel gaben keine oder nur sporadische Risikokontakte an. Diese Anteile sind, entgegen allen anders lautenden Annahmen und Aussagen, seit 1991 relativ zeitstabil. Aufklärung tut aber nach wie vor Not, z. B. über Risikominderungsstrategien, deren Wirksamkeit gering ist oder die sich sogar kontraproduktiv auswirken können (etwa wenn der Serostatus des Partners „erraten“ wird, statt darüber zu sprechen). Auch sollten die Präventionsbotschaften stärker ausdifferenziert werden, so die Autoren – dies gilt besonders für Männer in Paarbeziehungen und für positiv Getestete. Und nicht zuletzt müssen die Aidshilfen angesichts der Verschiebungen im Informations- und Sozialverhalten ihre Internetangebote ausbauen, intensiv bewerben und regelmäßig durch die Nutzer evaluieren lassen.“

Aids-Forum DAH Nr. 55
Aids-Forum DAH Nr. 55

Michael Bochow, Axel J. Schmidt, Stefanie Grote:
„Schwule Männer und HIV/Aids – Lebensstile, Szene, Sex 2007“
Aids-Forum DAH Band 55
DINB A5, 264 Seiten
Bestell-Nummer 030055

Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt Karlsruher Urteil zu Hartz-IV-Regelsätzen

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) begrüßt das heutige Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das die Hartz-IV-Regelsätze für Kinder und Erwachsene als verfassungswidrig eingestuft hat. Seit ihrer Einführung im Januar 2005 hat die DAH die Hartz-IV-Gesetze als unsozial abgelehnt.

„Wir fordern die Politik auf, den Regelsatz für Betroffene endlich sozial gerecht zu gestalten und somit deutlich zu erhöhen, um diesen wieder eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und eine menschenwürdige Lebensführung zu ermöglichen“, so DAH-Bundesvorstand Carsten Schatz.

Für chronisch Kranke und Menschen mit HIV/Aids fordert die DAH finanzielle Leistungen über den Regelsatz hinaus: „Menschen mit chronischen Krankheiten benötigen eine höhere finanzielle Unterstützung, um die drastischen Zuzahlungen bei medizinischer Versorgung sowie die vielen weiteren krankheitsbedingten Mehrbedarfe wie z.B. erhöhte Energiekosten, Fahrtkosten zum Arzt, gesundheitsfördernde Ernährung usw. bezahlen zu können“, betont Silke Eggers, DAH-Referentin für Soziale Sicherung und Pflege.

Die DAH begrüßt zudem den Vorschlag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), eine unabhängige Kommission einzurichten, die dem Gesetzgeber entsprechende Vorschläge bezüglich eines sozial gerechten Hartz-IV-Regelsatzes unterbreiten soll. Darin vertreten sein müssten neben den Gewerkschaften auch Selbsthilfeorganisationen wie die Deutsche AIDS-Hilfe, Sozial- und Wohlfahrtsverbände.

(Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe vom 09.02.2010)

Silke Klumb neue DAH-Geschäftsführerin

Die Deutsche Aids-Hilfe DAH hat eine neue Geschäftsführerin – Silke Klumb.

Silke Klumb wird ab 1. Februar 2010 neue Geschäftsführerin der Deutschen Aids-Hilfe.

>Silke Klumb (Foto: DAH)
Silke Klumb (Foto: DAH)

Bisher ist Silke Klumb in der DAH Abteilungsleiterin Migration, Frauen, Drogen, Haft, Internationales und Leiterin des Fachbereichs Migration.

Die Diplompädagogin Klumb (40) wird gemeinsam mit Peter Stuhlmüller das neue Führungsduo auf Dachverbandsebene bilden.

Bundesvorstand Carsten Schatz: „Der DAH-Vorstand freut sich sehr auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Silke Klumb und Peter Stuhlmüller.“

Dildoschach für die Deutsche Aids-Hilfe (akt.)

Ein ausgefallenes Weihnachtsgeschenk gesucht? Wir wär’s mit einem „Dildoschach“ – zugunsten der Deutschen Aids-Hilfe?

Noch bis Sonntag 13.12.2009 läuft eine Internet-Auktion, bei der ein „Dildo-Schach“ zugunsten der Deutschen Aids-Hilfe versteigert wird. Das besondere: das Schachspiel wurde zusätzlich von zahlreichen ‚Erotik-Stars‘ signiert.

Der Veranstalter der Auktion teilt mit

„Zur Versteigerung steht ein komplettes und frivoles Schachspiel mit dem Namen „Dildoschach“, das im Rahmen der diesjährigen Erotikmesse Venus von vielen Prominenten und Erotikstars zu Gunsten der DAH signiert wurde. Auf dem Spieltisch dieses sehr großen und außergewöhnlichen Schachsets haben folgende Promis und Erotikstars unterzeichnet: Eve Deluxe, Rolf Eden, Happy Hausfrau Candy, Harry S. Morgan, Bert Wollersheim, Sarah Rose, Sexy Cora, Ron Jeremy, Maria Mia, Conny Dachs, Vivien Schmitt, Kyra Shade, Trinity Smith, Donna Sommer, Leonie Saint, Evil Jared Hasselhoff (Bloodhound Gang) und Jana Bach.“

Keine Vorstellung, wie ‚Dildo-Schach‘ aussieht? Bis Samstag, 12.12.2009 kann das zur Versteigerung stehende Spiel nach Angaben des Veranstalters bei der Deutschen Aids-Hilfe (Wilhelmstrasse 138, 10963 Berlin) besichtigt werden …

hier geht‘ zur Charity-Auktion Dildo-Schach für die DAH

Nachtrag 14.12.2009: das Dildoschach wurde für 246€ versteigert

Prävention schockt nicht

Mit ICH WEISS WAS ICH TU geht die HIV-Prävention neue Wege. Sind es die richtigen? DAH-Schwulenreferent Dr. Dirk Sander über Einwände, Hitlerspots und die Frage, ob Schwule sich heute weniger vor HIV schützen als früher

Herr Dr. Sander, seit Jahren wird sehr häufig die gleiche Frage gestellt: Wie kriegen wir die Schwulen dazu, endlich wieder mehr Kondome zu benutzen. Haben Sie eine Antwort darauf?

Die Schwulen benutzen doch wie verrückt Kondome! (lacht) Im Ernst: Die Motivation, sich zu schützen, ist bei schwulen Männern ungebrochen.

Wie können Sie da so sicher sein?

Studien zeigen immer wieder, dass das Schutzverhalten nicht abnimmt. Die Bereitschaft, sich beim Sex zu schützen, bleibt auf hohem Niveau stabil. Rund 70 Prozent schützen sich immer oder fast immer vor HIV, 20 Prozent meistens, nur 10 Prozent selten oder nie.

Dr. Dirk Sander, DAH
Dr. Dirk Sander, DAH

Wieso ist dann die Zahl der HIV-Neuinfektionen in den letzten Jahren gestiegen?

Das hat verschiedene Ursachen. Die wichtigste ist, dass sich andere sexuell übertragbare Infektionen verbreiten, insbesondere die Syphilis. Wenn ein HIV-negativer Mensch die Syphilis hat, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich mit HIV infiziert. Ein HIV-Positiver mit Syphilis kann HIV leichter weitergeben.

Was ist mit der Vermutung, die HIV-Neuinfektionen seien gestiegen, weil HIV den Schrecken des Todes verloren hat?

So einfach ist der Zusammenhang nicht. Viele Leute haben lange auf bestimmte Dinge beim Sex verzichtet, aus Furcht vor einer HIV-Infektion. Jetzt gibt es wieder mehr sexuelle Aktivität, auch mehr Analverkehr. Dabei kommt es logischerweise auch zu mehr Risikosituationen. Es hat immer Situationen gegeben, wo der Schutz nicht hundertprozentig gelingt, das liegt in der Natur der Sache. Es gibt mehr Sex – und damit mehr Risiko. Das ist ein reines Rechenspiel! Es bedeutet eben nicht, dass sich immer weniger Leute schützen wollen.

Interessant: Man könnte ja denken, dass mit der Todesdrohung tatsächlich eine wesentliche Motivation verschwunden ist.

Die Leute haben doch auch Grund genug, sich vor einer chronischen Erkrankung zu schützen. Auch heute ist HIV noch lange kein Zuckerschlecken. Es gehört zu unseren Aufgaben, das zu vermitteln.

Wie haben sich die Botschaften der Prävention verändert?

Die grundlegenden Safer-Sex-Botschaften sind gelernt und bekannt. Das Schutzverhalten ist stabil, und nur noch ein Fünftel der Befragten sagt in unserer aktuellen Erhebung zu den Bedürfnissen der Zielgruppe, dass sie Infos zu Safer Sex wollen. Das bestätigen auch die Vor-Ort-Arbeiter: Wenn sie mit der altbekannten Safer-Sex-Ansage kommen, dann fragen die Leute: Habt ihr nicht was Neues auf der Pfanne?

Und haben Sie?

Statt mit der puren Aufforderung, Kondome zu benutzen, arbeiten wir mit differenzierten Botschaften. Wir sagen zum Beispiel: Benutzt Kondome, wenn sie nötig sind. Das ist aber nicht immer der Fall. Wir wollen nicht, dass alle sich gleich verhalten, obwohl sie unter ganz verschiedenen Bedingungen Sex haben – zum Beispiel als Positive oder als Negative, in einer gefestigten Beziehung oder nachts auf dem Parkplatz.

Überfordert man die Männer nicht mit differenzierten Botschaften?

Die Leute suchen selber zunehmend nach individuellen Lösungen. Ein Beispiel: Innerhalb einer offenen Beziehung wird das Kondom weggelassen und außerhalb wird es genommen. Früher hätte man den Leuten gesagt, sie sollen auch innerhalb der Beziehung ein Kondom benutzen.

Es gibt Leute, die sagen: Wenn einfach alle weiter Kondome nehmen, statt irgendwelche Strategien auszuprobieren, hätten wir kein Problem.

Ich glaube nicht, dass das alte Konzept auf Dauer tragfähig ist. Man muss berücksichtigen, dass sich die Konsequenzen einer HIV-Infektion verändert haben – und damit ändert sich auch das Verhalten der Menschen. Unsere Prävention setzt an den Lebensrealitäten an, weil wir sonst an den Leuten vorbei gehen. Das ist einfach pragmatisch und menschlich. Wir wollten ganz bewusst weg von den ganzen negativen Diskussionen der letzten Jahre. Die haben nämlich eine offene und ehrliche Auseinandersetzung verhindert.

Bei vielen bleibt die Wahrnehmung: Es passiert mehr ungeschützter Sex.

Wir gucken genau hin und fragen: Ist das wirklich so unsafe, was da unsafe scheint? Aber auch umgekehrt: Ist wirklich Safer Sex, was danach aussieht? Die Leute wollen sich weiterhin schützen, passen sich aber mit ganz verschiedenen Strategien den neuen Bedingungen an. Beim Abschätzen des Risikos, das man dabei in Kauf nimmt, kann man sich vertun. Wir wollen, dass die Leute über die Risiken, die sie eingehen, Bescheid wissen. Gegen Mythen setzen wir Fakten. Deswegen heißt unsere Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU.

Ist es gelungen, die Leute zu sensibilisieren?

Ich denke ja. Deutschland liegt bei der Zahl der Neudiagnosen in Europa ganz unten in der Statistik.

Warum haben Sie sich entschieden, echte Menschen als Rollenmodelle zu nehmen?

Über bestimmte Lebenswelten wird viel fantasiert, etwa über HIV-Positive. Da kursieren extrem negative Bilder: Das seien Menschen, denen ihre Gesundheit egal ist – und die anderer Menschen ebenfalls. Das ist Unsinn, denn diese Männer sind Menschen wie du und ich. Sie waren aus bestimmten Gründen in einer Situation mal schwach. Oder wenden Risikomanagementstrategien an, die fehlerhaft sind. Das genau wollten wir zeigen, statt Ideal-Typen konstruieren. Wir fordern auch dazu auf, mal ehrlich zu sich selbst zu sein, den eigenen Umgang mit Risiko zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.

Manche Rollenmodelle sagen ganz offen, dass sie nicht durchgängig Kondome benutzen. Hat das auch Ärger gegeben?

Ja, es gab manche Irritation. Rollenmodell Stephan ist da ein gutes Beispiel. Er hat sein Leben lang Safer Sex gemacht. In der Beziehung gab es eine Absprache: Außerhalb der Beziehung nur mit Kondom, innerhalb ohne. Er und sein Freund haben sich infiziert. Das zeigt, dass man auch mit bewussten Strategien scheitern kann. Safer Sex birgt immer ein Restrisiko. Es ist ehrlich, das auch zu sagen.

In diesem Jahr gab es den Spot „Aids ist ein Massenmörder“ mit Adolf Hitler und eine Kampagne der Michael-Stich-Stiftung, die ebenfalls mit sehr drastischen Bildern gearbeitet hat. Die Macher haben argumentiert: Man muss schockierende Bilder zeigen und mit der Faust auf den Tisch hauen, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Natürlich muss man dem Thema Geltung verschaffen, aber der Weg mit Schockeffekten führt ins Nichts, die Botschaft verpufft. Solche Spots sind ja auch keine Kampagnen. Funktionierende Gesundheitskampagnen sind strategisch langfristig geplant, sie beziehen die Zielgruppen schon bei der Planung mit ein. Mich ärgert außerdem, dass diese Aktionen oft mit Stigmatisierung arbeiten. Sie treffen damit immer die Falschen, zum Beispiel die HIV-Positiven, und sie gehen komplett an der Realität vorbei.

Ist Prävention also heute notwendigerweise eine komplexe und langwierige Angelegenheit?

Von einer Kampagne kann man nicht erwarten, dass sie allen Angehörigen der Zielgruppe in einem Jahr Dinge wie ein individuelles Risikomanagement beibringen kann. Ergänzende Botschaften zu der bewährten Strategie zu etablieren dauert meines Erachtens mindestens fünf Jahre. So eine Kampagne muss langfristig angelegt sein.

Herr Dr. Sander, vielen Dank für das Gespräch!

(Interview und Foto: DAH)

Bildervielfalt prägen – Menschen mit HIV entstigmatisieren!

Als Dokumentation die Rede von DAH-Vorstand Tino Henn aus Anlass des Welt-Aids-Tags-Empfangs der Deutschen AIDS-Hilfe:

Bildervielfalt prägen – Menschen mit HIV entstigmatisieren!
Rede von Tino Henn
Mitglied des Bundesvorstands der Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH)
anlässlich der Veranstaltung
„Empfang zum Welt-AIDS-Tag 2009“
im
ATRIUM der Deutschen Bank AG, Unter den Linden, Berlin
5. November 2009
(Es gilt das gesprochene Wort.)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Deutschen Bundestages,
sehr geehrte Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin,
sehr geehrte Frau Prof. Dr. Pott,
sehr geehrter Herr Wiesniewski,
sehr geehrter Herr Schaub,
sehr geehrte Vertreter der Medien,
liebe Mitglieder, Kooperationspartner und Förderer,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Namen der Deutschen AIDS-Hilfe begrüße ich Sie ganz herzlich zu unserem –inzwischen traditionellen – Welt-Aids-Tags-Empfang. Mein besonderer Dank gilt noch einmal den Sponsoren und Unterstützern dieses Abends, ohne die eine solche Veranstaltung nicht mehr möglich wäre. Und nicht zuletzt danke ich allen Helferinnen und Helfern, die im Vorfeld dieser Veranstaltung aktiv waren und heute hinter, vor und vor allem auf der Bühne mitwirken.

Gerade in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise und damit einhergehender sinkender Spendenmöglichkeiten vieler Bürgerinnen und Bürger sind wir Aidshilfen mehr denn je auf Sponsoren angewiesen: und dies sind nicht nur die Sponsoren aus der Wirtschaft, sondern Mäzene aus allen Teilen der Gesellschaft! Gut, dass so viele Menschen und Organisationen bereit sind, sich zu engagieren, um damit die Arbeit der Aidshilfen zu unterstützen. Das ist uns sehr wichtig, denn Prävention ist nicht alleine die Aufgabe von Gesundheitseinrichtungen und großen Institutionen, sondern fängt bei jedem Einzelnen an. „Ganz Deutschland zeigt Schleife“ lautet die Botschaften unserer diesjährigen Welt-Aids-Tags-Kampagne, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die Deutsche AIDS-Stiftung gemeinsam veranstalten. Die Unterstützer des heutigen Abends zeigen Schleife – vielen Dank dafür!

Als gutes Beispiel, wie Sponsoren sich in der Prävention engagieren, möchte ich den Bielefelder Erotikprodukteanbieter Eis.de herausstellen. Die Eis.de GmbH hat der Deutschen AIDS-Hilfe im September zwei Millionen Kondome gespendet. Dies ist die größte Kondom-Spende, die wir je in unserer 26-jährigen Geschichte erhalten haben. Eis.de will mit dieser Auftaktspende „Zeichen setzen und eine langfristige, intensive Zusammenarbeit mit der Deutschen AIDS-Hilfe begründen“. Wir werden 2010 unsere Fundraising-Aktivitäten ausbauen, um weitere solche strategischen Partner zu gewinnen.

Wir brauchen auch in Zukunft starke Förderer, mit denen wir das bisher Erreichte sichern und gemeinsam unsere Strategien für die Prävention sowie gegen Diskriminierung und gegen Stigmatisierung durchsetzen können. Das vergangene Jahr hat uns auf das Schmerzlichste gezeigt, welche schlimmen Vorurteile von HIV und Aids bedrohten und betroffenen Menschen immer noch entgegengebracht werden: So haben viele Medien – aber auch einzelne Politiker – eine regelrechte Hetzjagd gegen die Künstlerin Nadja Benaissa geführt, als ihre HIV-Infektion bei ihrer Verhaftung gezielt öffentlich gemacht wurde. Viele Medien, die Darmstädter Staatsanwaltschaft und einige Politiker haben die Persönlichkeitsrechte von Frau Benaissa mit Füßen getreten und Sexismus und Rassismus erneut Vorschub geleistet. Die regelrechte Medienkampagne gegen Nadja Benaissa hat der weiteren Kriminalisierung von HIV-Positiven Vorschub geleistet. Erst die massiven, öffentlichkeitswirksamen Beschwerden der Deutschen AIDS-Hilfe gegen diese Form der Medienberichterstattung und gegen das Verhalten der hessischen Justiz haben einen Sinneswandel in der Bewertung des Umgangs mit Frau Benaissa und ihrer HIV-Infektion bewirkt. An dieser Stelle sage ich Ihnen ganz deutlich:
Wir lassen keine Kriminalisierung von Menschen mit HIV und Aids zu! Und wir gehen gegen jede Form der Diskriminierung und Stigmatisierung von HIV-Positiven vor!
Dafür werben wir um Unterstützung: in den Medien, in Unternehmen, bei Gewerkschaften, Kirchen, in der Politik und bei allen Bürgerinnen und Bürgern.

Tino Henn, Vorstand DAH
Tino Henn, Vorstand DAH

Fast 30 Jahre nach dem Ausbruch der HIV-Epidemie sind die Medienbilder über HIV und Aids immer noch sehr einseitig. Der inzwischen in Berlin angesiedelte Verein „Regenbogen“ und die Hamburger Werbeagentur „das comitee“ wollten erst vor Wochen eine abscheuliche Hetzkampagne gegen HIV-Positive starten, die Adolf Hitler beim Sex mit einer Frau zeigt. Der Claim „Aids ist ein Massenmörder“ verunglimpft nicht nur die Opfer der Nazidiktatur, sondern setzt auch HIV-Positive mit Mördern gleich. Diese für die Prävention völlig ungeeignete und schädliche Kampagne konnte auf Druck der Deutschen AIDS-Hilfe verhindert werden. Einige Beispiele: YouTube nahm den Spot aus dem Internet, der Zentralrat der Juden sprach von einer „unerträglichen Entgleisung“, der Deutsche Werberat sowie die RTL-Mediengruppe distanzierten sich öffentlich, in vielen Leserbriefen dankten Menschen der Deutschen AIDS-Hilfe. Wir finden, dass solchen Institutionen wie dem Regenbogen e.V. die Gemeinnützigkeit entzogen werden muss. Aufmerksamkeit durch übelste Effekthascherei erreichen zu wollen und dies auf dem Rücken von HIV-Positiven– das wird es mit uns nicht geben, und dagegen gehen wir mit allen rechtlichen Mitteln vor!

Wir sehen es vielmehr als einer unserer wichtigsten und ureigenen Aufgaben an, differenzierte Bilder von HIV zu zeigen, die den heutigen Lebensrealitäten von Menschen mit HIV und Aids gerecht werden. Unsere Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU ist ein Beispiel dafür. Sie bekommen hier im ATRIUM einen ersten Eindruck davon. Wir erhielten in den vergangenen Monaten viel Lob für diese vom Bundesministerium für Gesundheit und der BZgA finanzierte Kampagne, die moderne Gesundheitsförderung und zielgruppengerechte HIV-Prävention mit Maßnahmen zur Entstigmatisierung verbindet. Das Gesundheitswissen zu erhöhen und Menschen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken – das sind wichtige Ziele, damit Mann oder Frau individuelle Risiken besser wahrnehmen, einschätzen und das eigenen Verhalten gegebenenfalls anpassen kann.

Von den etwa 65.000 HIV-positiven Menschen in Deutschland weiß ein Drittel nichts von der eigenen HIV-Infektion. Die Infektion wird bei vielen von ihnen häufig erst dann erkannt, wenn schon schwere gesundheitliche Schäden aufgetreten sind. Wenn HIV-Positive aber weiterhin diskriminiert, ausgegrenzt und kriminalisiert werden, und wenn Mobbing und unbegründete Ängste der Familie, Freunden und Kollegen zu befürchten sind, wie sollen sie sich dann für einen HIV-Test entscheiden, und wie kann ihnen dann ein „positives Coming-out“ ermöglicht werden? Es ist daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für Verhältnisse zu sorgen, die ein solches Coming-out ermöglichen. Und daran werden wir mit all unserer Kraft und Kreativität arbeiten.

In den vergangenen zwölf Monaten haben wir erneut vertrauensvoll und erfolgreich mit dem Bundesministerium für Gesundheit und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zusammen gearbeitet. An dieser Stelle danken wir insbesondere der Bundesgesundheitsministerin a.D. Ulla Schmidt für ihre Förderung in den vergangenen Legislaturperioden. Wir freuen uns zugleich darauf, diese bewährte Zusammenarbeit mit dem neuen Gesundheitsminister Herrn Dr. Philipp Rösler fortsetzen und weiter ausbauen zu können.

Wenn wir uns den Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP zum Thema Gesundheit anschauen, so gibt es aber auch Gründe zur Sorge – z.B. bei der Ausgestaltung der gesetzlichen Krankenversicherung: Der Vertrag ist – so sieht es auch die Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE – an vielen Stellen unausgegoren und widersprüchlich. Wir sehen die Gefahr, dass viele chronisch kranke und behinderte Menschen zu Patienten zweiter Klasse werden. Eine höhere finanzielle Belastung chronisch Kranker werden wir nicht akzeptieren. Es darf keine Entsolidarisierung geben! Kernbestandteil des Zusammenhalts in der Gesellschaft muss das Solidaritätsprinzip in der Gesundheitsversorgung bleiben! Wir werden die weiteren Entwicklungen im Bundesgesundheitsministerium genau beobachten und uns einmischen, wenn die berechtigten Interessen von Menschen mit HIV und Aids bedroht sind!

Ein weiteres, wichtiges Thema ist die Integration chronisch Kranker in das Erwerbsleben: Viele HIV-Positive können wieder einer Arbeit nachgehen oder müssen – anders als noch vor wenigen Jahren – keine Frühverrentung mehr fürchten. Dennoch leiden sie darunter, dass sie ihre Infektion meist verleugnen und zusätzlich Diskriminierung erfahren müssen. Arbeitnehmer, die sich als HIV-positiv outen, müssen auch im Jahre 2009 noch um ihren Arbeitsplatz bangen und Ausgrenzung, Mobbing und Stigmatisierung ertragen. Daher verstecken viele ihre Krankheit. Im Schulterschluss mit anderen Verbänden, Gewerkschaften, der Politik und den Medien möchten wir daher das Thema versteckte Erkrankungen – die sogenannten „hidden diseases“ – in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen. Die DAH hat sich dieses Thema als Schwerpunkt für den diesjährigen Welt-Aids-Tag und das Jahr 2010 gesetzt, weil darin einiges deutlich wird:
Das Leben mit HIV hat sich verändert. Aber in den Köpfen herrschen immer noch die alten Bilder vor. Daher wollen und müssen wir eine neue Bildervielfalt prägen und Menschen mit HIV entstigmatisieren! Bitte unterstützen Sie uns auf diesem Weg!

Bevor ich schließe, gilt mein Dank den ehrenamtlichen und den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Aidshilfen, die im vergangenen Jahr wieder eine sehr gute Arbeit geleistet haben. Stellvertretend für diese Frauen und Männer ehren wir heute Rainer Jarchow, der in den vergangenen 30 Jahren vorbildliche Arbeit sowohl als ehren- als auch als hauptamtlicher Mitarbeiter in zahlreichen Projekten und Institutionen innerhalb und außerhalb von Aidshilfe und in ganz Deutschland geleistet hat. Mein Vorstandskollege Winfried Holz wird ihn nachher in einer Laudatio würdigen. Ich wünsche Ihnen einen gesprächsreichen und unterhaltsamen Abend. Vielen Dank!

Laudatio zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. an Rainer Jarchow

Als Dokumentation die Rede von DAH-Vorstand Winfried Holz aus Anlass der Verleihung der DAH-Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow, gehalten auf dem Welt-Aids-Tags-Empfang der Deutschen AIDS-Hilfe am 05.11.2009 in Berlin:

Laudatio zur Verleihung der
Ehrenmitgliedschaft der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.
an
Rainer Jarchow
Berlin, 5. November 2009

Sehr geehrte Damen und Herren,
lieber Rainer,

es ist für mich eine ganz besondere Ehre, die Laudatio zur Verleihung unserer Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow halten zu dürfen:

Wir ehren heute einen Mann, der als Aktivist der ersten Stunde in der Emanzipations- und Antidiskriminierungs-Arbeit und in der Aidshilfe-Bewegung in Deutschland tätig ist: Rainer Jarchow, 1941 in Hamburg geboren und seit 1970 Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche in Hamburg-Sankt Georg. Er outete sich gegenüber dem Bischof als schwul, und als seine Frau sich deswegen scheiden lassen wollte, wechselte er als Pastor nach Heiligenhafen. Danach wirkte Rainer Jarchow fünf Jahre als Schulpastor im Rheinland. 1980 kündigte er, um sich einer „Aussteiger-Kommune“ anzuschließen. 1983 eröffnete Rainer mit einem Freund eine Praxis für Psychotherapie in Köln.

Winfried Holz, DAH-Vorstand
Winfried Holz, DAH-Vorstand

In den 1980er Jahren zählte Rainer Jarchow zu den Initiatoren des Kölner Schwulen- und Lesben-Zentrums SchuLZ. Diese Einrichtung wuchs zu einer starken Kraft heran und konnte dadurch die politische Durchsetzungskraft der Community bündeln. Sein politisches Engagement führte Rainer auch zur Gründung der AIDS-Hilfe Köln. Erinnern wir uns, dass vor 25 Jahren in Deutschland zu befürchten war, dass Aids zu neuer Repression gegen schwule Männer und heftigster Ausgrenzung von HIV-Positiven führen würde. Dass es dazu nicht kam und dass die HIV-Prävention in Deutschland unter Einbeziehung der Hauptbedrohten und -betroffenen und ihrer Lebensweisen ausgebaut wurde, ist – neben vielen anderen Frauen und Männern – auch Rainer Jarchow zu verdanken.

An der Gründung des späteren DAH-Landesverbandes – der AIDS-Hilfe NRW e.V. – war Rainer Jarchow ebenfalls beteiligt. So konnte das Ziel der Bündelung von Know-how und Ressourcen sowie der Vernetzung zu einer wirkungsvollen politischen Interessenvertretung erreicht werden. Ein weiterer Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit HIV und Aids war 1987 die Gründung der Deutschen AIDS-Stiftung „positiv leben“ durch Rainer Jarchow, die später in der Deutschen AIDS-Stiftung aufging. Rainer ist bis heute ehrenamtlicher Vorsitzender des Fachbeirates von „positiv leben“.

Zu seinem ehrenamtlichen Engagement kam ab 1986 die hauptamtliche Tätigkeit hinzu: Mit Rainer Jarchow wurde erstmals ein Berater für Menschen mit HIV und Aids und ein Koordinator für HIV/Aids im Gesundheitsamt der Stadt Köln angestellt. Er war maßgeblich an der Umsetzung einer liberalen Gesundheitspolitik der sog. „Kölner Linie“ beteiligt. In der Folgezeit wurde Rainer zu einem bundesweit anerkannten Experten und Aktivisten für die Rechte und Integration HIV-positiver Menschen.

Nach der Wiedervereinigung ging Rainer Jarchow in die neuen Bundesländer, um sein Wissen und seine Erfahrungen in den Aufbau der Beratung und der Ausbildung im Bereich der HIV-Prävention einzubringen.

Von 1994 bis 2004 führte Rainer wieder eine Pfarrstelle in Hamburg – eine ganz besondere: die bundesweit erste Pfarrstelle für die Seelsorge von Menschen mit HIV und AIDS. Er unterstütze als Pastor die Kranken und ihre Angehörigen. Dies bedeutete konkret Sterbebegleitung, Hilfe in sozialen Fragen und jedwede Art von Seelsorge. 1996 segnete er erstmals ein schwules Paar in einem Gottesdienst.

In diese Zeit fiel der Wandel von HIV/Aids von einer unausweichlich zum Tode führenden hin zu einer chronischen Erkrankung. Rainer schreibt dazu im aktuellen Jahrbuch der Deutschen AIDS-Hilfe: „Es ist für mich unmöglich, einen objektiven Bericht darüber zu geben, wie sich das Sterben von Menschen mit Aids im Laufe der letzten Jahre geändert hat. Deutlich ist nur, dass es sich geändert hat. Und deutlich ist auch, dass ich mich in diesen Zeiten gewandelt habe, der ich von Aids und damit auch vom Sterben an Aids geprägt wurde.“

Rainer Jarchow gehörte von 2003 bis 2004 dem Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe an. Durch sein über 30-jährges, vielfältiges Engagement hat er immer wieder neue Entwicklungen angestoßen. Sein Wirken dient bis heute den Interessen der Menschen, die von HIV und Aids bedroht oder betroffen sind.

Rainer Jarchow wurde vielfach ausgezeichnet: 1989 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand 2004 würdigte ihn Bischöfin Maria Jepsen mit den Worten: „Ihre Arbeit hat die Kirche verändert“. Und 2005 wurde Rainer „in Anerkennung seines unermüdlichen und selbstlosen Einsatzes für die an Aids erkrankten Menschen“ mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse aus der Hand der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ausgezeichnet.

Die Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Hilfe beschloss am 17. Oktober 2009 in München einstimmig, Rainer Jarchow die Ehrenmitgliedschaft anzutragen. Sein Engagement, sein Mut, seine Menschlichkeit und sein Können werden mit dieser Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.

Wir sind Rainer zu tiefstem Dank verpflichtet. Wir wünschen ihm Gesundheit, weiterhin viel Schaffenskraft und Lebensfreude an seinem Wohnort in Hamburg.

Die Deutsche AIDS-Hilfe verleiht nun dem von uns hochgeschätzten Rainer Jarchow die Ehrenmitgliedschaft des Verbandes.

Winfried Holz
Mitglied des Bundesvorstands der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.

Verleihung der DAH-Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow
Verleihung der DAH-Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow

DAH-Jahrbuch 2008 / 2009

Die Deutsche Aids-Hilfe hat ihr Jahrbuch 2008 / 2009 veröffentlicht.

Das DAH-Blog dazu:

„Das Jahrbuch 2008/2009 der Deutschen AIDS-Hilfe gibt einen Einblick in die Arbeit des DAH-Verbandes und seiner Bundesgeschäftsstelle. Außerdem geht er auf Themen der Zeit ein, die uns im Berichtszeitraum besonders beschäftigt haben:

  • Alte und neue Bilder zum Leben mit HIV und ihre Auswirkungen auf die Aidshilfe-Arbeit
  • Antiretrovirale Therapie und Prävention – im Mittelpunkt stehen hier die Aussagen der Schweizer Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen und der DAH zur Infektiosität HIV-infizierter Menschen, die erfolgreich antiretroviral behandelt werden
  • HIV und die Moral (Stichwort: die Kampagne gegen Nadjaissa B.) und
  • Mut gehört dazu – über den Umgang mit HIV am Arbeitsplatz und über Selbststigmatisierung und Stigmatisierung von außen.“
  • Jahrbuch 2008 / 2009 der deutschen Aids-Hilfe (pdf)

    … und wer fleißig stöbert, findet auch gewichtete Gedanken von meinem Mann und mir …

    Das Schloss wird gesprengt – die Medikamente sind frei

    Mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion wird das Aktionsbündnis gegen Aids zusammen mit der Deutschen Aids-Hilfe am Welt-Aids-Tag 1. Dezember 2009 auf das Problem der Patentierung lebenswichtiger Aids-Medikamente hinweisen:

    Das Schloss wird gesprengt - die Medikamente sind frei

    Auf dem Hausvogteiplatz in Berlin, dem Sitz des Verbandes der forschenden Pharma-Industrie (VfA) wird das Aktionsbündnis in einer gemeinsamen Aktion mit der Deutschen AIDS-Hilfe darauf aufmerksam machen, dass Patente auf Aids-Medikamente den Menschen in ärmeren Ländern den Zugang zu diesen fast unmöglich machen.

    Die insgesamt knapp 25.000 Unterschriften die das Aktionsbündnis in den vergangenen 2 Jahren sammelte und mit denen die drei Pharma-Konzerne Abbott, Bristol-Myers Squibb und Gilead aufgefordert werden, ihre Patentanträge in Indien zurück zu ziehen, sollen an diesem Tag an die Vertreter der Pharma-Konzerne überreicht werden.

    Das Aktionsbündnis schriebt zu seiner geplanten Aktion:

    „Das Schloss wird gesprengt und die Medikamenten-Kapsel ist befreit: Hunderte von Luftballons in Kapselform werden in den Berliner Himmel aufsteigen. Mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion, bei der eine überdimensionierte Medikamenten-Kapsel symbolisch aus dem Würgegriff des Patentrechts befreit wird, beendet das Aktionsbündnis gegen AIDS am Weltaidstag, am 1. Dezember 2009, seine Pharma-Kampagne.“

    Bis zum Termin der Übergabe kann die Unterschriften-Aktion des Aktionsbündnisses zur Patent-Situation in Indien noch mit gezeichnet werden: hier.

    weitere Informationen:
    Aktionsbündnis gegen Aids: Welt-Aids-Tag 2009
    Aktionsbündnis gegen Aids: Unterschrifts-Aktion Patente Indien
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    Offener Brief der DAH an die Ministerpräsidenten der Länder

    Offener Brief der DAH an die Ministerpräsidenten der Länder

    Gesetzesantrag des Landes Nordrhein-Westfalen:
    Entwurf eines Gesetzes zur besseren Bekämpfung des Einbringens von Rauschgift in Vollzugsanstalten
    Drucksache 734/09

    Sehr geehrte Herren Ministerpräsidenten,

    am 16.10.2009 soll der oben genannte Gesetzesentwurf auf die Tagesordnung der Sitzung des Bundesrates. Hintergrund ist, dass rund 25-30 % der Gefangenen in Justizvollzugsanstalten Drogengebraucher/innen sind und sich damit auch vermehrt Probleme rund um den Drogenhandel im Vollzug stellen. Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) sieht viele der in der Begründung zum Gesetzesentwurf dargestellten Probleme in einer ähnlichen Weise, allerdings sind unsere Schlussfolgerungen und Lösungsvorschläge andere, als die nun geforderten Gesetzesverschärfungen.

    Nordrhein-Westfalen zeigt in seiner Begründung auf, dass es durch den Drogenkonsum in Haft zu Überdosierungen, Drogentodesfällen und Händlerhierarchien kommt. Auch auf die gesundheitlichen Gefahren wird hingewiesen, da es durch die gemeinsame Benutzung nicht steriler Spritzen und Nadeln zur Übertragung von HIV und Hepatitis unter Gefangenen kommen kann. All dies sieht auch die Deutsche AIDS-Hilfe, aber können die gesundheitlichen Risiken und die weiteren Probleme ernsthaft mit Gesetzesverschärfungen verbessert werden?

    Inzwischen gibt es in Deutschland nur noch eine Justizvollzugsanstalt, die den Gefangenen sterile Spritzen gegen bereits Gebrauchte eintauscht (JVA für Frauen, Berlin-Lichtenberg). Dieses Projekt besteht seit über 10 Jahren, und wie auch die Wissenschaftliche Begleitung zeigte, hat sich dieses Projekt als erfolgreich erwiesen. Um die Infektionsgefahren in Justizvollzugsanstalten zu reduzieren, ist eine Ausweitung dieses Angebots auf andere Justizvollzugsanstalten dringend erforderlich. Ferner stellt sich die Substitution mit Methadon oder Buprenorphin als eine weitere Alternative der Infektions-prophylaxe, aber auch zur Reduzierung des Drogenkonsums und in der Folge des Drogenhandels im Vollzug dar. Denn mit einer guten Substitution lässt sich auch die Nachfrage nach illegalen Betäubungsmitteln entsprechend verringern.

    Im Januar 2009 wurde im Landtag Nordrhein-Westfalens eine kleine Anfrage zur Substitutionspraxis in Haft gestellt. Danach erhielten 1,64 % der Gefangenen Substitutionspräparate, allerdings wurden nur 0,78% der Gefangenen länger als 6 Wochen behandelt. Demnach werden maximal 0,78 % der Gefangenen substituiert, die restlichen 0,86 % erhalten nur einen medikamentengestützten Entzug. Bedarfsgerecht ist dies bei einem eigentlichen Anteil von 25-30 % der Gefangenen nicht.

    Das Ziel „Reduzierung des Drogenhandels im Vollzug“ würde durch eine bedarfsgerechtere Substitution eher und besser erreicht werden als durch eine Gesetzesverschärfung. Ganz nebenbei wäre eine verbesserte Substitutionspraxis auch ein humanitärer Beitrag gegenüber Drogen abhängigen Gefangenen und würde die Anschlussbehandlungen nach Haftentlassung erleichtern und vergünstigen.

    Für uns ist es nicht „Ausdruck erhöhter Kriminalität“, dass Menschen Energien in die Beschaffung von Substanzen setzen, von denen sie physisch und psychisch abhängig sind. Setzen Sie sich für die Entkriminalisierung von Drogengebraucher/innen ein und nicht für die Strafverschärfung! Auch in Ihrem Bundesland bedarf es einer verbesserten Substitution und Infektionsprophylaxe in Haft, durch Ihre Unterstützung und Engagement kann dies erreicht werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Der Bundesvorstand

    Ärzte in die Prävention – wirklich eine gute Idee ?

    Ärzte auch in der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen mehr einzusetzen – dieses Konzept wird nicht nur im Aidsbereich diskutiert. Es ist auch Thema einer Veranstaltung in der Deutschen Aids-Hilfe am Mittwoch, 7. Oktober 2009. Ein Kommentar.

    Immer noch wird eine HIV-Infektion bei vielen Menschen sehr spät festgestellt (late diagnosis) – mit vielen möglichen oder sehr realen potentiellen negativen Folgen auch für den oder die Betroffene/n. Gerade hier Ärzte zu sensibilisieren, scheint eine gute Idee. Die schnell weiterführt zum Gedanken, Ärzte doch generell in der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen einzusetzen.

    Untersuchungen laufen, auch zur Frage, wie weit Patienten eigentlich mit ihren Ärzten über sexuelle Fragen sprechen, sprechen wollen, sprechen können.
    Und die Aids-Hilfe NRW arbeitet an einem Gesprächsleitfaden, der Ärzten helfen soll, mit ihren Patient/innen auch über Fragen des Sexualverhaltens und sexuell übertragbarer Erkrankungen ins Gespräch zu kommen.

    Doch Vorsicht – was schnell plausibel scheint, muss nicht unbedingt im Interesse der Patienten sein.
    Einige Gedanken …

    Die Ausforschung des Sex

    Das harmlos scheinende Gespräch über Fragen des Sexualverhaltens hat potentiell so seine Tücken. Möchte ich als Patient eigentlich, dass mein Arzt auch möglichst alle (Un)Tiefen und Details meines Sexlebens kennt?  Wie freiwillig ist dieses Gespräch, wenn ich anschließend auch „ganz normal“ behandelt werden möchte? Was davon wird dokumentiert? Und wer erfährt davon? Oder wie ausgeforscht fühle ich mich, werde ich?
    Diese potentielle Ausforschung hat Konsequenzen. Wir verhält sich der Mediziner, die Medizinerin, die erfährt, dass ihr Patient sich unter Präventions-Gesichtspunkten „kontraproduktiv“ verhält? Wie wirkt sich dieses Wissen aus, wenn der gleiche Arzt, die gleiche Ärztin dann später genau diesen Patienten behandeln muss, z.B. aufgrund einer sexuell erworbenen Erkrankung? Wir leben Ärztinnen und Ärzte mit diesem Spagat? Und wie erst Patientinnen und Patienten? Wohl wissend, ja, der Arzt hat ja gesagt dass … und trotzdem hab ich …
    Was macht dieser Spagat, was machen die potentiell daraus resultierenden Konfliktlinien mit dem Arzt-Patient-Verhältnis?
    Und weiter noch – ärztliche Leistungen wollen dokumentiert sein (nicht nur, aber auch aus Gründen der Abrechnung). Wie steht es um den Datenschutz? Gerade bei derart sensiblen Daten wie zu Sexualverhalten? Natürlich entgegnen Ärzte und Verbände uns, es gebe das Arztgeheimnis, den Datenschutz, die Vertraulichkeit des Arzt-Patient-Verhältnisses. Aber – wie steht es darum in der Praxis? In Zeiten von Internet, elektronischer Gesundheitskarte oder Beschlagnahme von Patientenakten durch Staatsanwaltschaften (wie jüngst im Fall Nadja Benaissa)?

    Die Reglementierung des Sex

    Sexualität, Sexualverhalten ist ein Bereich, der persönlichsten, privatesten Angelegenheiten des Menschen zuzurechnen ist. Oft genug hat der Staat (aus vielfältigsten Interessen) versucht, gerade den Sex zu regulieren – über Normen, Kontrolle, Paragraphen. Gerade in den letzten Jahrzehnten ist es diversen Emanzipationsbewegungen gelungen, den Einfluss des Staates zurück zu drängen, vielfältige Ausdrucksformen menschlicher Sexualität als Bereich rein persönlicher Freiheit zu gewinnen.
    In Zeiten von Aids gab es immer wieder aufscheinenden Bemühungen, Sexualität zu medikalisieren, erneut zu reglementieren. Sie konnten weitgehend abgewehrt werden. Kommen sie nun wieder, im mühsam neue verkleideten Gewand der ‚ärztlichen Prävention‘? Dies Konzept könnten sich nur zu schnell als Weg zurück, als Weg zu mehr staatlicher Reglementierung und Kontrolle des Sex erweisen.

    Die Pathologisierung des Sex

    Wie weit wird (dem französischen Philosophen Michèl Foucault folgend) eine stärkere Einbindung von Ärzten in die Prävention zu einer weiteren bzw. erneuten Pathologisierung von Sexualität führen?
    Ist das Vorhaben, Ärzte auch in der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten einzusetzen, nicht letztlich ein weiterer (zudem bedeutender) Baustein dazu, dass Sexualität immer mehr betrachtet wird als etwas zu Regulierendes? Als ein Feld von staatlichem Belang? Letztlich Sex als etwas betrachtet wird, das potentiell gefährlich ist, risikobehaftet, aufgrund z.B. sexuell übertragbarer Erkrankungen gesellschaftlich potentiell schädlich? Sex als (präventiv zu steuernder, regulierunsbedürftiger Störfaktor – statt als Lust und Privatsache?

    Und nun?

    Ärzte, die naturgegeben umfassende Kontakte zu einer großen Anzahl Menschen haben, in die Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen einzubeziehen – dieser Gedanke scheint in seiner Einfachheit und Direktheit naheliegend. Und Ärzte finden ihn geradezu bezaubernd – folgt diesem Gedanken doch direkt die Frage, welche neuen Abrechungs-Ziffer dafür eingeführt werden kann, soll, ja geradezu muss – und wieviel Geld jede ärztliche Präventionsmaßnahme bringt.
    Und doch, viele Argumente lassen Fragezeichen aufscheinen, den Gedanken mehr als fragwürdig erscheinen. ‚Ärzte in die Prävention‘ – ein Vorhaben, das sich bald als Weg in die Vergangenheit und nachteilig für Patienten erweisen könnte.

    Staat und Medizin haben im Sexualleben jedes einzelnen zunächst nichts zu suchen. Sexualität ist Privatsache, Sphäre der persönlichen Freiheit – und sollte dies auch bleiben. Eingriffe, zumal Eingriffe tendenziell reglementierender Art, sollten möglichst unterbleiben. Und wenn sie erfolgen, müssen sie durch starke Argumente begründet, legitimiert sein.
    Im Fall von Aids und der Installierung sich im Nachhinein als sehr erfolgreich erweisender Aids-Prävention war dieser Eingriff durch die (reale oder gefühlte) Bedrohung (der Gesamtbevölkerung oder einzelner gesellschaftlicher Gruppen) zunächst legitimiert. Zudem wurde u.a. mit der beispielhaften Arbeitsteilung zwischen Staat (hier: BzgA) und Aidshilfen ein Weg gefunden, Eingriffe und Reglementierungen (auch durch Normsetzungen) weitestgehend einzugrenzen oder wo vermeintlich unabwendbar zumindest betroffenen- und lebensnah zu gestalten.

    Bei den derzeitigen Planspielen, Ärzte in der Prävention sexuell übertragbarer Erkrankungen einzusetzen, wird der Reglementierung und Kontrolle von Sexualität Tür und Tor geöffnet. Besteht ein ausreichender Grund, der diesen Eingriff in persönliche Freiheit rechtfertigen könnte, eine Notlage, eine Gefährdung? Wurden Alternativen angedacht, alle Möglichkeiten ausgeschöpft, bevor Eingriffe des Medizinssystems erfolgen? Wohl nicht.

    Das Themas „Ärzte in der Prävention“ wird diskutiert auf einer Veranstaltung der Deutschen Aids-Hilfe am 7. Oktober 2009 im Rahmen der Reihe ‚Salon Wilhelmstraße‘:

    „Können Ärzte eine größere Rolle in der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen einnehmen? Wie weit ist HIV- und STD-Prävention in der Arztpraxis überhaupt möglich? Was wünschen sich die Patient(inn)en? Was die Aidshilfen?“

    Unter der  Moderation von Holger Wicht diskutieren Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, Ruhr-Universität Bochum; Dr. Christoph Mayr, Vorstand DAGNÄ e.V.;  Dirk Meyer, Geschäftsführer LV AIDS-Hilfe NRW e.V.; Helga Neugebauer, Ärztin in der Aidshilfe Hamburg; Stephan Jäkel, Pluspunkt e.V.; Klaus Stehling, Geschäftsführer LV AIDS-Hilfe Hessen e.V. (angefragt); Stefan, Rollenmodell der MSM-Kampagne “IWWIT” und Steffen Taubert, Deutsche AIDS-Hilfe e.V.

    weitere Informationen:
    DAH-Blog 27.09.2009: 7.10.09: Salon Wilhelmstraße “Ärztliche Prävention”
    DAH-Blog 24.10.2009: Prävention beim Arzt?
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    Deutsche AIDS-Hilfe ruft Mitglieder zur Wahl auf

    Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) ruft alle in ihren mehr als 120 Mitgliedsorganisationen engagierten Männer und Frauen dazu auf, an der Bundestagswahl am 27. September teilzunehmen. Die Antworten der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien auf die Wahlprüfsteine der DAH wurden im Internet veröffentlicht.

    Dazu erklärt der Bundesvorstand der DAH: „Die Bundestagswahl stellt die Weichen für die Politik der kommenden Jahre. Die Deutsche AIDS-Hilfe hat daher den Parteien des Deutschen Bundestags umfangreiche Wahlprüfsteine vorgelegt und deren Antworten auf www.aidshilfe.de veröffentlicht.

    Wir rufen unsere Mitglieder, Freundinnen und Freunde, Menschen mit HIV/Aids und deren An- und Zugehörige zur Wahl auf und ermutigen sie, ihre Interessen auch bei der Bundestagswahl selbstbewusst zu vertreten. Unsere Wahlprüfsteine und die Antworten der Parteien darauf können bei der Wahlentscheidung sicher behilflich sein.“

    Der Bundesvorstand
    Tino Henn, Winfried Holz, Carsten Schatz, Hansmartin Schön, Sylvia Urban

    Die Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine der DAH finden Sie im Internet: www.aidshilfe.de (Aktuell / Presse)

    (Pressemitteilung der DAH)

    Deutsche AIDS-Hilfe erhält Millionenspende: 2.000.000 Kondome von eis.de für die HIV-Prävention

    Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) erhält von einem Bielefelder Online-Erotikanbieter 2 Millionen Kondome als Spende. Lilo Wanders wird am 3. September im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten symbolisch die Spende an DAH-Bundesvorstand Tino Henn überreichen.

    Dazu erklärt Tino Henn, Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. (DAH): „Wir danken der eis.de GmbH für die großzügige Unterstützung unserer Präventionsarbeit. Dies ist die größte Kondom-Spende, die wir je in unserer mehr als 25-jährigen Geschichte erhalten haben. Als Selbsthilfe-Organisation für die von HIV und Aids Bedrohten und Betroffenen sind wir gerade in Krisenzeiten auf das gesellschaftliche Engagement von Unternehmern angewiesen. Am häufigsten wird HIV beim Sex ohne Kondom übertragen. Die HIV-Erkrankung ist nach wie vor nicht heilbar, das Virus kann nicht aus dem Körper entfernt werden, eine Impfung wird es auf lange Sicht nicht geben. Kondome schützen zuverlässig vor einer HIV-Infektion und verringern das Risiko einer Ansteckung mit den meisten sexuell übertragbaren Erkrankungen.“

    Dazu erklärt Lars Funck, Pressesprecher der eis.de GmbH: „Im Rahmen des Kondomtests der Stiftung Warentest haben wir von den für uns beunruhigenden Zahlen neuer HIV-Diagnosen in Deutschland gelesen. Wir haben uns daraufhin sofort dazu entschlossen, der Deutschen AIDS-Hilfe eine Spende von 2 Millionen Kondomen zu übergeben. Obwohl wir schon länger selbst aktiv Organisationen unterstützen, ist uns doch auch klar, dass die DAH die Kondome noch besser, schneller und effektiver verteilen kann, als wir oder irgendjemand anderes. So können wir sicher sein, dass wir mit unserer Spende auch die bestmögliche Unterstützung bei der Prävention erzielen können.“

    (Pressemitteilung der Deutschen Aids-Hilfe)

    Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt neues Patientenverfügungsgesetz

    Der Deutsche Bundestag hat gestern das Gesetz zur Patientenverfügung (PatVerfG) verabschiedet. Damit geht ein jahrelanges Hick-Hack in Politik und Öffentlichkeit um die längst überfällige Regelung der Selbstbestimmung von Patientinnen und Patienten zu Ende.

    Dazu erklärt Tino Henn, Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. (DAH):

    „Wir begrüßen es sehr, dass endlich eine gesetzliche Regelung zur Patientenverfügung zustande gekommen ist. Darauf hat die DAH seit Jahren hingearbeitet. Schriftlich abgefasste Patientenverfügungen sind zukünftig für den behandelnden Arzt bindend. Dies ist eine große Entlastung für viele Menschen, die um die Rechtsverbindlichkeit ihrer Verfügungen gebangt haben. Denn nun muss der Wille des Patienten vorrangig und unabhängig von Art und Stadium der Erkrankung berücksichtigt werden.“

    „Die Bundestagsentscheidung stärkt die Selbstbestimmung aller Menschen – insbesondere chronisch Kranker z.B. mit HIV und Aids. Chronisch kranke Menschen sind für das Thema Patientenverfügung besonders sensibilisiert“, ergänzt Silke Eggers, Referentin für soziale Sicherung und Pflege in der DAH: „Das Gesetz macht aber auch deutlich, dass eine ausführliche persönliche Auseinandersetzung vor dem Abfassen einer Patientenverfügung notwendig ist. Dazu braucht es Beratungsmöglichkeiten und Informationsmaterialien.“

    (Pressemitteilung der Deutschen Aids-Hilfe)