ViiV – der „neue“ Riese auf dem Markt der Aids-Medikamente

Die Pharma-Konzerne Glaxo und Pfizer legen ihre HIV-Bereiche wie angekündigt zusammen. ViiV Healthcare heißt das neue Unternehmen, kündigten die Unternehmen nun an.

„ViiV“ – unter diesem Namen legen die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer ihre Aids-Medikamenten-Bereiche zusammen. Bereits im April 2009 hatten Glaxo und Pfizer angekündigt, ihre HIV-Bereiche zusammenzulegen. Am 3. November stellte sich das neue Unternehmen der Presse vor.

Glaxo bringt in das neue Unternehmen neun zugelassene Medikamente ein, Pfizer eines. An dem neuen Unternehmen wird Glaxo entsprechend anfangs einen Anteil von 85% und Pfizer von 15% halten; der jeweilige Unternehmensanteil soll zukünftig umsatzabhängig gestaltet werden. Zudem wird das Unternehmen mit insgesamt derzeit sieben Substanzen starten, die in Phase-1 oder Phase-2 – Studien auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.

Global wird das neue Unternehmen einen Anteil am Markt für Aids-Medikamente in Höhe von 19% halten. Eindeutiger derzeitiger Marktführer ist das Unternehmen Gilead mit 31% Marktanteil.

Chef des neuen Unternehmens wird Dominique Limet, bisher General Manager von GSK Frankreich

Nerds ist der Name ‚Viiv‘ bisher als Markenname von Intel bekannt – 2006 eingeführt für den Versuch, mit dem PC ins Wohnzimmer vorzudringen.
Nun ist der gleiche Name auch Begriff für einen neuen Player auf dem Feld der Aids-Medikamente – entstanden aus der Fusion zweier schon bisher aktiver Unternehmen, und vermutlich geschuldet u.a. dem Versuch, die Marktposition zu verbessern und mit Größe eine höhere Profitabilität zu erreichen (economies of scale).

weitere Informationen:
aidsmap 03.11.2009: GSK and Pfizer launch joint venture, ViiV Healthcare
MedNous 20.04.2009: Dominique Limet to be CEO of new HIV company
ViiV Healthcare Pressemitteilung 03.11.2009: ViiV Healthcare launches:
A new specialist HIV company dedicated to delivering advances in HIV treatment and care CEO promises ‚relentless pursuit‘ of new treatments
POZ 03.11.2009: GSK and Pfizer Launch HIV-Specific Drug Company

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Merck Top, Abbott Flop – US-Aktivisten bewerten Pharma-Konzerne

Gute Noten für den Pharmakonzern Merck, letzter Platz für den Multi Abbott – so lautet das Resüme eines Rankings von Pharmakonzernen, das US-Aids-Aktivisten vorgenommen haben.

Wie gut sind die Bemühungen führender Pharmakonzerne im Kampf gegen Aids in den USA?
US-amerikanische Aids-Aktivisten der Gruppe ATAC (Aids Treatment Advocacy Coalition) bewerteten neun auf dem Gebiet der Aids-Medikamente bedeutende Pharmakonzerne (Abbott Laboratories, Boehringer Ingelheim, Bristol-Myers Squibb, Gilead Sciences, GlaxoSmithKline, Merck, Pfizer, Roche und Tibotec Therapeutics).

Die Unternehmen wurden in 5 Kategorien bewertet: Entwicklungs-Portfolio neuer Substanzen und Vorhaben, Zugang zu Medikamenten, Preispolitik, Beziehungen zu HIV-Communities sowie Marketing-Praktiken.

Eindeutiges Resultat: der Pharmakonzern Merck (in Deutschland MSD auf dem Markt) gewann den ersten Platz, während der US-Multi Abbott das eindeutige Schlusslicht bildete.

ATAC Report Card (c) ATAC
ATAC Report Card (c) ATAC

Das ernüchternde Resüme von ATAC:

„the majority of pharmaceutical companies are not developing innovative, new long-term treatment options that offer improved efficacy, safety and tolerability when taken for decades“

Bob Huff, einer der Leiter von ATAC, wies darauf hin, dass selbst die besten der derzeit verfügbaren Aids-Medikamente nicht dafür entwickelt wurden, auf sichere Weise für einen derart langen Zeitraum eingenommen zu werden, wie Menschen mit HIV sie voraussichtlich benötigen werden.

Der Report zeige, so ATAC, dass einige Pharmakonzerne einen eindeutig besseren Job verrichten würden als andere Unternehmen. Ein Kriterium, das den erfolgreicheren Unternehmen gemeinsam sei, sei ein frühzeitiges Einbinden von Communities schon während früher Phasen der Medikamenten-Entwicklung.

ATAC gibt in dem Report auch klare Empfehlungen an Pharma-Unternehmen, wie sie den Bedürfnissen der Patienten besser gerecht werden könnten. Dies betreffe insbesondere Sicherheit und Wirksamkeit neuer Substanzen.

weitere Informationen:
ATAC 10.09.2009: Most Pharmaceutical Companies Receive Poor Grades on HIV/AIDS Drug Development Innovation, According to AIDS Treatment Activist Coalition Report Card (pdf)
New York Times 10.09.2009: AIDS Activists Issue Grades to Drug Companies
POZ 10.09.2009: ATAC Releases Pharmaceutical Company HIV/AIDS Report Card
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Enthaltsamkeit vom Pharmakonzern?

Pharmakonzerne stellen Medikamente her. Und betätigen sich gelegentlich in sozialen Projekten und Zusammenhängen. In Kanada gibt’s von einem Pharmakonzern, der auch Aids-Medikamente herstellt, auch Enthaltsamkeit empfohlen.

„Are you at risk?“ lautet der englische Untertitel der Kampagne „One Life – Une Vie“, mit der sich der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS), Hersteller zahlreicher Aids-Medikamente, schon seit einiger Zeit in Kanada in der HIV-Prävention engagiert.

Die Kampagne weist einige Merkwürdigkeiten auf, wie die französische Organisation „the warning“ in einem Artikel betont.

One Life - Screenshot (Ausschnitt)
One Life - Screenshot (Ausschnitt)

So kann der interessierte Leser, die interessierte Leserin auf der (englischen und französischen) Website der Kampagne in einem Test das individuelle HIV-Risiko ermitteln.
Oder?
Gefragt wird u.a. danach, ob man/frau jemals ungeschützten Sex hatte, Sex unter Drogen, oder Sex mit einem/r HIV-Positiven.
Fragen nach Risiko-Faktoren, die insgesamt sinnvoll erscheinen mögen (wenn man sich auch als HIV-Positiver ungern als Risikofaktor bezeichnen lässt).
Bemerkenswert allerdings: selbst wer unverändert alle Antworten auf die 10 Fragen bei „nein“ belässt, bekommt (auch unabhängig vom angegebenen Geschlecht) als Antwort

„Your result: Based on your answers you are at risk of contracting the HIV virus.“

Ooops – keine Risikofaktoren, nichts angegeben – aber doch ein HIV-Risiko?
Wozu dann die Fragen?
Seriöse Tests sehen anders aus?

Erstaunt fragt sich der Betrachter zudem, wie denn die kurz darauf angegebene Auswertung aller bisherigen Test-Teilnehmer

Overall results:
62 % of respondents are at risk
42 % of males respondents
20 % of females respondents

zustande kommen kann – wenn alle Ergebnisse des Tests immer zu dem Resultat „you are at risk“ führen?

Noch spannender wird die Site, wenn es zu konkreten Ratschlägen kommt, wie man/frau sich denn vor HIV schützen könne.

„Wer hätte je gedacht, dass das ABC auch vor HIV schützt?“, fragt dort der Pharmakonzern BMS. Und hat auch gleich die Antwort parat: vor HIV-Infektionen schützen Abstinenz (sexuelle Enthaltsamkeit), (sexuelle) Treue (nur ein Partner), sowie Kondome.

Abstinenz, Treue, Kondome – die einzigen Strategien, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen? Die wirksamsten? In dieser Reihenfolge?

„the warning“ zeigt sich in dem Bericht erstaunt, dass zahlreiche Aids- und Community-Organisationen (auch Organisationen von HIV-Positiven) laut Angaben der Sites „Partner“ dieser Kampagne sind. Die französische Organisation hat den Pharmakonzern aufgefordert, sich zu den Merkwürdigkeiten zu äußern.

Ist der Papst neuerdings Vorstandsvorsitzender von BMS?, mag man sich angesichts dieser Kampagne, ihrer Merkwürdigkeiten und Ratschläge erstaunt fragen.

Soziales Engagement auch von Unternehmen, Pharmakonzernen mag begrüßenswert sein, und eventuell auch Präventionskampagnen. Aber so?

Abstinenz, Treue und Kondome – das alte ABC einer Präventions-Politik, wie sie die US-Regierung unter dem früheren US-Präsidenten Bush vertreten hat. Eine Präventions-Politik, die nur zu oft schon ihr Versagen erwiesen hat.

Dass BMS diese „Informationen“ unter der Aufforderung „seperate fact from fiction“ präsentiert, mutet schon  beinahe zynisch an.  Abstinenz macht krank, ist kein tauglicher weg der HIV-Prävention, dies zeigen immer wieder Studien.

So werden Virus-Mythen befördert.
Wirksame HIV-Prävention sieht vermutlich anders aus …

weitere Informationen:
TheWarning 14.07.2009: Une vie… One life : BMS n’aime pas les séropos et les étrangers
„One Life – Une Vie“ – Kampagne in Kanada (englische Site are you at risk – französische Site)
TheWarning 21.07.2009: BMS n’y comprend vraiment rien à la prévention et ferait mieux de s’abstenir
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Aids macht sexy?

Macht Aids etwa sexy? Oder die Aids-Medikamente? So manche Pharma-Werbung scheint den Eindruck zu erwecken – nun auch beim CSD.

Viel zu selten wird diskutiert, welche Rolle Pharma-Werbung für Aids-Medikamente (da nach Heilmittelwerbegesetz untersagt, oft mühsam verbrämt als „Image-Werbung“ für das Engagement des jeweiligen Unternehmens) spielt. Welche Bilder sie vermittelt, welche Wirkungen und Folgen diese Bilder zeitigen.

Der geschätzte Blogger-Kollege Clamix hat beim Besuch des Kölner CSDs auch Beobachtungen zum Auftreten der Pharmaindustrie gemacht und seinen Eindruck auf den Punkt gebracht:

„Ein vom HIV-Medikamenten-Hersteller Abbott gesponsorter Wagen hat ein besonders erfolgreiches Casting schöner, durchtrainierter Tanzkörper hinbekommen. Ein echter Hingucker! Fast wünscht man sich, auch infiziert zu sein, um endlich diese Pillen schlucken zu dürfen.“

Aids macht sexy?
Attraktive Pillen?
Harmloses Aids?
Die Realität: alles andere als das.

Aids-Medikamenten-Werbung, die mit den Realitäten des Lebens mit HIV nicht viel zu tun hat. Die falsche Bilder vermittelt, verharmlost. Aids-Medikamenten-Werbung, wie wir sie aus den USA seit dem legendären „strunzigen Proteasehemmer-Bergsteiger“ (natürlich nur fit dank xyz) kennen, wie sie leider immer mehr auch hier Einzug hält.

Solcherlei verharmlosende, beschönigende, irreführende Bilder füllen bereits seit langem die Seiten zahlloser Homo-Magazine, besonders der gratis-Blättchen. Im übelsten Fall noch gekoppelt mit einem Artikel im Heft, der selbstverständlich nicht als „Werbung“ deklariert ist, vielmehr auf den unbefangenen, wenig kritischen Leser als redaktioneller Artikel scheinen mag (und wohl auch soll).

Dass solcherlei nun auch noch als „Party-Wagen“ in CSDs auftaucht, macht diese falschen, in die Irre führenden Bilder nicht besser, ganz im Gegenteil.

Ob es sich lohnt, mit der Pharmaindustrie über ihre Werbepraxis zu sprechen? Ich hab da meine Zweifel.

Aber CSD-Veranstalter: ein CSD-Veranstalter, der meint, sich für seine Communities einzusetzen, sollte sich fragen, ob nach Körperpflege, Bier und Fitnessriegel nun auch Pharmawerbung „einfach so“ tatsächlich Bestandteil eines CSDs sein sollte. Vor allem, wenn sie verharmlosende Bilder propagiert, die Gefahr laufen, erfolgreiche Präventionsbemühungen zu konterkarieren.

Und es wird erneut deutlich, warum das Vorhaben der EU, an Patienten gerichtete Pharma-Werbung zu erlauben, mit allergrößter Skepsis zu sehen ist.

Weitere Informationen:
Clamix 06.07.2009: Christopher Street Day
Steven Milverton 08.07.2009: CSD Köln: Laute(r) Einfallslosigkeit
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Aids-Riese mit 20% Markt-Anteil – Glaxo und Pfizer legen HIV-Bereich zusammen

Weitere Konzentration im Markt der Aids-Medikamente: die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer kündigen an, ihre HIV-Bereiche zusammen zu legen.

Die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline und Pfizer haben angekündigt, zukünftig ihre HIV-Aktivitäten zusammen zu legen. Dazu soll ein neues gemeinsames Unternehmen gegründet werden. Dies kündigten die beiden Konzerne am Donnerstag (16.4.2009) an.

GSK ist bereits jetzt einer der bedeutendsten Hersteller von Aids-Medikamenten. Allerdings hat der Konzern derzeit nur wenige erfolgversprechende neue Substanzen gegen HIV in der Forschung. Pfizer hingegen hat eine recht volle Forschungs-Pipeline im HIV-Bereich.

Das neue gemeinsame Unternehmen wird von Beobachtern auf einen Marktwert von bis zu 5 Milliarden US-$ geschätzt. Es wird am weltweiten Markt für Aids-Medikamente einen Anteil von ca. 19% halten. derzeit hätte das gemeinsame Unternehmen bereist 11 zugelassene Aids-Medikamente im Portfolio.

GSK wird zunächst einen Anteil von 85% an dem Joint Venture haben, Pfizer von 15%. Der Pfizer-Anteil kann im Fall des Erfolgs bisher in der Entwicklung befindlicher Substanzen auf bis zu 30,5% steigen.
Chef des neuen Unternehmens soll der bisherige Glaxo-CEO Dominique Limet werden.

Ein Beweggrund für die Zusammenarbeit ist die Chance, Forschungs- und Entwicklungs-.Kosten zu reduzieren. In der Wirtschaftspresse wurde der Schritt auch als Möglichkeit für GSK betrachtet, aus dem HIV-Bereich (durch Ausgliederung) auszusteigen.

Danke an C. für den Hinweis!

Wall Street Journal 16.04.2009: GlaxoSmithKline, Pfizer to Combine HIV Businesses
FAZ: Glaxo und Pfizer gründen JV für HIV-Medikamente
wral.com 16.04.2009: GlaxoSmithKline, Pfizer form new company to fight HIV
GlaxoSmithKline 16.04.2009: GlaxoSmithKline and Pfizer announce innovative agreement to create a new world-leading, specialist HIV company
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Aids-Medikamente kein Geschäft mehr? Aber doch, klar …

Ein Aids-Medikament als „Profit Pill“? Als die Pille, die ein Unternehmen ganz nach vorne bringt? Eine spannende Geschichte um eine gar nicht so spannende Substanz …

Aids-Medikamente sind kein Geschäft mehr? Keine ausreichenden Gewinne, kaum Profit?
Solcherlei Bedenken sind des öfteren zu hören – vor allem wenn es darum geht, Pharmakonzerne benötigten einen höheren Profit, um weiterhin innovative Medikamente zu erforschen.

Es gibt auch andere Geschichten.
Eine erzählt Forbes.com.

Die Geschichte des Unternehmens Gilead und eines einzigen Medikaments.
Gilead, einst ein kleines, wenig bedeutendes Unternehmen, weit ab davon, es mit den großen Pharmakonzernen der Welt aufzunehmen. Und – auf dem Markt der Aids-Medikamente beinahe ein Nobody.
Tenofovir – keine gerade besonders spannende Substanz, alles andere als der „große Wurf“, der die Behandlung von HIV-Positiven weit nach vorne bringen würde.
Und dennoch – Gilead und Tenofovir (vermarktet als Viread®), das ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Pharmaindustrie der letzten Jahre. Mit Milliarden-Umsätzen und einem sprunghaft gestiegenen Unternehmenswert …

Lesenswert erzählt bei Forbes:

The Profit Pill – How one drug allowed Gilead Sciences to beat big pharma at its own game

Forbes‘ Schlußfolgerung:

„Gilead’s success shows that the old-fashioned pharmaceutical model of finding the right chemical pill and deploying your sales force to tell doctors about its advantages isn’t dead yet.“

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[via Stationäre Aufnahme]

Verdeckte Werbung der Pharma-Industrie

Macht die Pharmaindustrie in Blogs und Foren verdeckt Werbung für ihre Produkte? Hinter manchem Forums-Beitrag könnte sich ein PR-Mitarbeiter verbergen …

In den USA soll die direkt an Verbraucher gerichtete Werbung von Pharmaunternehmen eingeschränkt werden. Ganz anders in Europa – hier wird auf bestreben von EU-Kommissar Günther Verheugen vermutlich zukünftig das so genannte „direct-to-consumer-advertising“ (dtca) zugelassen. Seitens der Pharmaindustrie vermutlich ‚verbrauchergerichtete Information‘ genannt.

Welche Wege die Pharmaindustrie derzeit schon geht, um verdeckt Werbung für ihre Produkte zu machen, zeigt folgendes Zitat:

„In Blogs und Foren von Patientenorganisationen wirbt die Pharmaindustrie verdeckt für ihre Produkte. PR-Mitarbeiter melden sich dort als Betroffene an und berichten von ihren guten Erfahrungen mit den Medikamenten ihrer Auftraggeber. Für echte Patienten ist dies nicht transparent. Obwohl das Sponsoring von Selbsthilfegruppen vor einigen Jahren Medienthema war, wird diese neue Dimension von schmutzigem Marketing nicht thematisiert.“

berichtet Christiane Schulzki-Haddouti auf koop-tech unter dem Titel ‚10+ vernachlässigte Themen des jahres 2008‚ über die Initiative Nachrichtenaufklärung und ihre Auswahl der am meisten vernachlässigten Themen.

Für Betreiber von Blogs und Foren sollte dies erneuter Hinweis und Ansporn sein, zurückhaltend mit Kommentaren und Forums-Beiträgen umzugehen, bei denen einzelne Produkte gelobt werden.
Dass offen gelegt werden sollte, wenn ein Blog-Betreiber oder -Autor Verbindungen mit der Pharma-Industrie hat, sollte sich von selbst verstehen.
Lesern von Blogs und Foren sollte bewusst sein,  dass auch in Foren, die „für uns“ gemacht sind / scheinen, durchaus hinter so manchem Beitrag ein ökonomisches Interesse stecken kann, vielleicht statt eines Mit-Patienten in Wirklichkeit ein Marketing-Mitarbeiter.

Viagra, Cialis & co – illegale Preisabsprachen?

Geraten die Preise für Viagra und co ins Wanken? Schweizer Wettbewerbshüter werfen den Herstellern illegale Preisabsprachen vor.

Viele Menschen mit HIV berichten über sexuelle Störungen, von Erektionsproblemen über Ejakulationsstörungen bis zu Libido-Verlust. Bei Erektionsstörungen stehen seit Jahren verschiedene Medikamente zur Verfügung, darunter als bekannteste Viagra und Cialis.

Doch seitdem der Gemeinsame Bundesausschuss diese Substanzen als „Lifestyle-Medikamente“ eingeordnet hat, müssen die meisten Patienten Viagra und co selbst bezahlen.

Erstaunlicherweise unterscheiden sich die Preise der Medikamente zur Behandlung der ‚erektilen Dysfunktion‘ kaum. Dies hat nun Wettbewerbshüter auf den Plan gerufen.

Wie ’stationärer Aufnahme‘ berichtet, wirft die Wettbewerbskommission (WEKO) der Schweiz den drei Pharmakonzernen Pfizer (Hersteller von Viagra), Eli Lilly (Hersteller von Cialis) und Bayer (Hersteller von Levitra) vertikale Preisabsprachen zum Nachteil der Verbraucher vor.

Bereits seit Juni 2006 ermitteln die Schweizer Behörden. Nun kommen sie zu dem Ergebnis, dass „unzulässige vertikale Wettbewerbsabreden“ vorlägen, berichtet das Handelsblatt.

Die Schweizer Behörde empfiehlt das Verhängen von Strafzahlungen. Vorher haben die Hersteller nun einen Monat Zeit, mit Stellungnahmen zu reagieren. Bei einem Erfolg der Schweizer Behörden wird mit ähnlichen Klagen der Europäischen und US-Wettbewerbsbehörden gerechnet.

weitere Informationen:
stationäre Aufnahme 16.02.2009: Viagra-Kartell
Handesblatt 10.02.2009: Bayer: Potenzmittel im Visier der Kartellbehörde
oligopolywatch 15.02.2009: Erectile oligopoly accused of cartel
tagblatt.ch 10.02.2208: Preisabsprachen bei Viagra, Cialis und Levitra?
szonline.ch: Weko vermutet Potenzpillen-Preisabsprachen
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Die Geister die ich rief … Pharmaindustrie darf VerbraucherInnen künftig eu-weit über Arzneimittel ‚informieren‘ (akt.)

Günter Verheugen, der für Unternehmens- und Industriepolitik zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, hat seinen industriefreundlichen Gesetzesvorschlag zur europäischen Arzneimittelrichtlinie durchgesetzt.

Via Internet und mit gedrucktem Material soll sich die Pharmaindustrie künftig mit Informationen zu Gesundheit, Krankheit und rezeptpflichtigen Arzneimitteln direkt an Verbraucherinnen und Verbraucher richten dürfen. Der Industriekommissar öffnet damit die Schleusen für eine Flut zweifelhafter und von kommerziellen Interessen gesteuerter „Informationen“. Wird Verheugens Gesetzesvorschlag vom EU-Parlament angenommen, geht der VerbraucherInnenschutz endgültig unter.

Was als eine Harmonisierung und Vereinfachung der EU-Regeln zur Bereitstellung von PatientInneninformation gedacht war, entpuppt sich nun als ein Regelwerk mit gravierenden Folgen. Es ist ein Freibrief für verkaufsfördernde Veröffentlichungen der Arzneimittelhersteller zu ihren eigenen teuren Produkten. Das geht auf Kosten gut wirksamer preiswerter Generika. Darüber hinaus bedeutet eine vernünftige Therapie oft mehr, als einfach nur Medikamente zu geben. Zwar sind im Gesetzentwurf auf Druck der Kommissarin für Gesundheit und Verbraucherschutz einige Schutzklauseln eingefügt worden. Diese werden jedoch durch vage formulierte Ausnahmeregeln wieder durchlöchert. So kann z.B. die Vorabkontrolle der Information durch die Behörden auch durch eine freiwillige Selbstkontrolle der Industrie ersetzt werden.(1)

Bis heute ist es nicht gelungen, sachgerechte Aussagen systematisch von Werbung zu trennen. Daher gibt es im Sinne des VerbraucherInnenschutzes nur eine angemessene Reaktion: Verständliche und vergleichende Informationen für Patientinnen und Patienten zu rezeptpflichtigen Arzneimitteln dürfen nur von neutralen und unabhängigen Institutionen bereitgestellt werden.

Hierfür machen sich die UnterzeichnerInnen der gemeinsamen Stellungnahme: „PatientInnen nicht im Regen stehen lassen – für eine industrieunabhängige Patienteninformation“ stark.(2)

Europa genießt in Bezug auf VerbraucherInnenschutz weltweit ein hohes Ansehen. Die Europa-ParlamentarierInnen sind aufgerufen, sich dieser Vorbildfunktion bewusst zu werden und dem Schutz der PatientInnen Priorität vor Wirtschaftsinteressen einzuräumen. Es heißt jetzt zu handeln: Denn wer die Geister ruft, wird sie häufig – wie der vielzitierte Zauberlehrling von Goethe – nicht wieder los.

Sollte das Werbeverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel in der Europäischen Union fallen, hätte das nicht nur negative Folgen für die VerbraucherInnen hierzulande. Wir befürchten für die Dritte Welt noch weit gravierendere Auswirkungen, da entsprechende Verbote auch in diesen Ländern dann nicht mehr zu halten wären. Wo bereits jetzt viele Menschen keinen Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln haben, würde Werbung für neue teure Präparate eine sinnvolle Versorgung stark behindern.

gemeinsame Presseerklärung von BUKO Pharma-Kampagne • BundesArbeitsGemeinschaft der PatientInnenstellen und -Initiativen • Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. • Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention • IPPNW – Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Internationale Ärzte in sozialer Verantwortung • verein demokratischer ärztinnen und ärzte • Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten

(1) http://ec.europa.eu/enterprise/pharmaceuticals/pharmacos/pharmpack_en.htm
(2) http://www.bukopharma.de/index.php?page=stellungnahmen
weiterführende Informationen:
Die EU-Kommission informiert über ihr ‚pharmaceutical package‘
Mitteilung der Kommission diesbezüglich an das Europa-Parlament (pdf, deutsch)
die Details: Vorschlag der Kommission hinsichtlich ‚Verbraucherinformation‘ (directive pdf, regulation pdf, beide englisch)

Nachtrag:
28.01.2009: Verheugens Vorhaben scheint anachronistisch, wenn zutrifft, was die FAZ meldet: „Der [US-] Kongress plant, die direkt an Verbraucher gerichtete Werbung von Pharmakonzernen einzuschränken.“ (FAZ 28.01.2009, S. 21 „Wall Street erwartet weitere Pharma-Zusammenschlüsse“)
06.03.2009 Ärztezeitung: Bundesrat gegen Arzneimittelwerbung
14.03.2009 aerzteblatt.de: Richtlinienvorschlag zur Patienteninformation droht das Aus
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Prävention durch die Pharmaindustrie?

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson hat in den USA ein kleines Unternehmen aufgekauft, die Firma HealthMedia. Man sehe auf dem Gebiet internet-basierter Gesundheitsprogramme einen kommenden Markt.

Johnson & Johnson (J&J) ist ein international aufgestellter Pharmakonzern, der u.a. innovative Medikamente, Diagnostika und medizinische Geräte verkauft.
HealthMedia ist ein kleines Unternehmen in Michigan (USA), das unter dem Slogan ‚Web Interventions‘ Internet-basierte Anwendungen im Gesundheitsbereich entwickelt und betreut. Mit seinen Programmen zu Raucher-Entwöhnung, Stressabbau oder Gewichtsreduzierung ist es bisher in den USA im Markt der Mitarbeiter-Betreuung aktiv. Aber auch mit Stichworten wie ‚Disease Management‘ oder ‚Medication Adherence‘ wird das Spektrum der Dienstleistungen skizziert – von Schlaflosigkeit bis Diabetes, von Ernährung bis chronische Erkrankungen.

Johnson & Johnson betonte, man sei bisher Kunde von HealthMedia gewesen und begeistert von den Ergebnissen, zu denen die Arbeit des Unternehmens bei den eigenen Mitarbeitern geführt habe. Man hoffe, das Angebot von HealthMedia nach der Übernahme breit ausweiten zu können.

Man sehe auf diesem Gebiet einen kommenden Wachstumsmarkt. Bisher seien Verbraucher an ihrer Gesundheit nicht interessiert, solange bis sie erkranken. Dies wolle und könne man ändern. Der Johnson&Johnson-Chef betonte in einem Interview, man erwarte von der Übernahme keine sofortigen hohen Renditen, es handele sich um eine Langzeit-Investition.

Ein riesiger Konzern übernimmt ein kleines Unternehmen. Weiter keine bedeutende Nachricht. Erst recht wohl keine, die zu HIV und Aids Bezug hat.
Oder potenziell doch? Was sich zunächst als unbedeutend anhört, könnte Anzeichen einer neuen Entwicklung im Pharma-Markt sein: Geschäfte nicht mehr ’nur‘ mit Krankheit, mit Medikamenten und Geräten dagegen und mit den bereits Kranken zu machen, sondern Geschäfte mit den Gesunden. Ein viel größerer Markt. Statt ’nur‘ der Kranken gleich die Gesunden zu ‚Kunden‘ der Pharmaindustrie machen. Guter Starter dabei: Geschäfte mit der Prävention.

Johnson & Johnson ist auch auf dem Aids-Markt engagiert. Die Tochter Tibotec (seit 2002 bei J&J) entwickelt u.a. antiretrovirale Medikamente die von der J&J-Tochter Janssen Pharmaceutica (seit 1961 bei J&J)  bzw. Janssen-Cilag vermarktet werden. Die J&J-Tochter Virco entwickelt zudem HIV-Resistenztests und Algorithmen und Dienstleistungen zu deren Auswertung.
Liegt es da fern, mittelfristig auf den Gedanken zu kommen, auch auf dem Gebiet der Aids-Prävention als Pharmakonzern aktiv zu werden? Sicher, noch scheint eine ‚Killer-Applikation‘ dafür zu fehlen, die Umsätze, Renditen verspricht. Wer allerdings das EKAF-Statement ‚richtig‘ übersetzt, könnte schnell auf Ideen kommen … Pillen als Prävention … direkt von der Pharmaindustrie … mit – eben, dem richtigen Tochter-Unternehmen, das sich in internetbasierter Prävention auskennt.
Ob mit Medikamenten oder ohne, Bausteine eines Puzzles, sie scheinen zusammen zu passen. Und einmal mehr steht die Frage im Raum, ob gerade die Pharma-Industrie tatsächlich ein guter Partner für die Prävention ist.

Aids-Werbung und die Realität des Lebens mit HIV

Einige Positive in Deutschland erhielten in den vergangenen Woche eine (teils von Dritten weitergeleitete) Email mit einem Angebot. 500 Euro für ein wenig Zeit und einige Fotos – für eine Aids-Anzeigen-Kampagne eines Pharmakonzerns.

Ein Beispiel, das einer der Empfänger der Mail zur Verfügung stellte :

„hallo potentielle modelle,
der xxxxxxxx ist so nett und leitet meine mail weiter.
ich bin eine freie fotografin aus xxx und habe freitag ein shooting für xxxxx xxxxx xxxx [Pharmakonzern, d.Verf.]. dafür suche ich modelle. ich würde gerne mit positiven modellen arbeiten und nicht irgendwelche modelle casten. das shooting beinhaltet ein schwarz-weiß portrait und ein bild aus eurer vergangeheit, um klarzumachen, dass das hiv medikament von xxx xxxx hilft, mit hiv und aids zu leben. das shooting findet … … … statt und wird ca. 2-3 stunden eurer zeit in anspruch nehmen. das modell sollte 25-40 jahre alt sein. die anzeige erscheint in den zielgruppenaffinen magazinen wie hinnerk, siegessäule, männer aktuell etc. als din a 4 anzeige. unter umständen werden anfang 2009 noch weitere geshootet werden. … … …. die gage wird 500 euro betragen. ich freue mich auf eure berwerbungen mit bild an post@xxxxxxxx ein bildbeispiel wie es dann aussehen soll seht ihr im anhang. liebe grüsse, die maren“

Beigefügte hatte ‚die Maren‘ der Mail noch ein Beispiel, ein Bild einer Publikums-Anzeige der Image-Kampagne des genannten Pharmakonzerns, ein hübscher, selbstverständlich gut und gesund aussehender junger Mann, vor zehn Jahren und heute. Ob es zeigt, wie es heute ist „mit HIV und Aids zu leben“, wie sie schreibt?

Das Anliegen, statt mit Modellen mit realen Patienten zu arbeiten, mag zunächst löblich erscheinen. Eine größere Authentizität, die vielleicht eher der Realität entspricht – und sicherlich dem Foto, vermutlich auch dem beworbenen Pharmakonzern zugute kommen könnte.
Doch – geht es darum wirklich?
Geht es wirklich darum, die Realität von Menschen mit HIV und Aids heute abzubilden?

Es wäre spannend zu erfahren, wie der Auftraggeber reagieren würde auf Motiv-Vorschläge für seine Anzeigen, die z.B.
– einen einst jungen gut aussehenden Mann zeigen, der nun an Lipodystrophie leidet, mit tief liegenden Augen, Falten im Gesicht, hängenden Lidern,
– oder mit einem Oberkörper voll Hautausschlägen auf dem vielleicht dennoch wohlgetrimmten Sixpack,
– oder, alternativ, mit einer massiven Fettansammlung im Bauch.
– Vielleicht auch ein Foto im Krankenhaus, nach dem Herzinfarkt, daneben seine Blutfett-Werte?

„Leben  mit HIV und Aids“ – darum geht es doch?

Die Email erlaubt einen kleinen Blick hinter das Zustandekommen einer solchen Kampagne. Und sie wirft Fragen auf.

Ob die ausgelobten 500 Euro ein fairer Preis für so viel Öffentlichkeit sind, mag jeder Empfänger der Mail für sich entscheiden. Die Ankündigung des Erscheinens „in zielgruppenaffinen Magazinen“ könnte sich nachher als Drohung erweisen …

Viel wichtiger scheint die Frage nach dem „Leben mit HIV und Aids“, zu dem Pharmakonzerne verhelfen, und der Frage, wie dieses dargestellt wird. Geht es der Photographin, geht es dem werbenden Pharmakonzern wirklich um die Realität des Lebens mit HIV? Oder nicht doch um die Form von ‚Wahrheit‘, wie sie die werbende Industrie gerne in ihren Anzeigen dargestellt hätte?
Die Lebenswirklichkeit von Menschen mit HIV und Aids interessiert hier vermutlich herzlich wenig – Ziel ist wahrscheinlich eher die manipulierte Wirklichkeit einer Werbe-‚Realität‘.

Geht es nicht auch hier eher darum, gerade ein schönes, ein beschönigendes Bild des Lebens mit HIV zu zeichnen, das unterschwellig auch signalisiert, ‚Jungs, so schlimm ist das alles gar nicht‘? ‚Da gibt’s doch was von …‘ ?
Die Email macht letztlich ein Angebot, das bei näherem Hinsehen (auf das Endprodukt) den Eindruck erwecken könnte, es gehe eher um ein (möglichst harmloses) Lifestyle-Medikament als um ein Medikament gegen Aids. Ein Beispiel mehr dafür, dass Medikamenten-Werbung (wenn auch als Image-Werbung verbrämt) Gefahr läuft zu einer Verharmlosung von HIV beizutragen. Und die Gefahr läuft, jegliche Präventions-Bemühungen durch Verharmlosung zu konterkarieren, zu gefährden.
Wie gut, dass das EU-Vorhaben der teilweisen Freigabe der Pharma-Werbung derzeit in der Warteschleife ist – möge es dort bleiben …

Nebenbei (und unabhängig vom konkreten Beispiel), derartige „Anzeigen“ sollen gelegentlich, so ist immer wieder zu hören, auch dazu genutzt werden, Pressemitteilungen oder vorgefertigte Artikel aus dem Haus des jeweiligen beworbenen Pharmakonzerns als (als redaktionell getarnten) Artikel im Heft unterzubringen. Frei nach dem Motto, wir schalten gerne bei Ihnen eine Anzeige zu dem und dem Preis – wenn Sie dann vielleicht folgenden Artikel bringen könnten? Hübsche Werbemotive sind da sicherlich hilfreich, als Dekoration für ‚Informationen‘ direkt aus der Marketing-Abteilung …

Pikant dabei, dass Auftraggeber ein Unternehmen ist, das durch eines seiner Medikamente an so manchem zerfurchten Gesicht eines Positiven nicht ganz unschuldig sein könnte. Aber das wäre ja schon zu viel Realität …

Nachtrag 29.10.2008: über Zerrbilder des Lebens mit HIV (diesmal in den Medien) berichtet koww „HIV/AIDS Betroffene müssen in das Schema der Allgemeinheit passen!?“

EU-Vorhaben mit Nebenwirkungen in der Warteschleife

Die gesundheitspolitische Erfolgsmeldung von heute besteht für Patienten in einer Abwesenheit, einem Fehlen – einem (zeitweisen) Rückzug.

Eigentlich hatte der Günther Verheugen (SPD), EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie und Vizepräsident der EU-Kommission, heute in Brüssel einen Gesetzentwurf vorlegen wollen. Einen Gesetzentwurf für mehr Patientensicherheit in Europa.

Günther Verheugen, EU-Industriekommissar (Foto: EU-Kommission)
Günther Verheugen, EU-Industriekommissar (Foto: EU-Kommission)

Mehr Patientensicherheit in Europa – das klingt vernünftig, hört sich nach einem begrüßens- und unterstützenswerten Projekt an.

Doch Verheugens Projekt war nicht gerade „frei von Nebenwirkungen“.
Ganz im Gegenteil. In seinem Gesetzesentwurf verbarg sich unter anderem auch das Vorhaben, Pharmaunternehmen in begrenztem Maß direkt an Patienten gerichtete Werbung für Medikamente zu erlauben. Wobei, Verheugen nennt dies -ähnlich wie die Pharmaindustrie- ‚Information‘.

Geht es um Information oder Werbung? Geht es um Information oder Desinformation?
Viele Experten, auch Vertreter von Patientengruppen sowie Ärzteorganisationen erwarten von ‚Informationen‘ der Pharmaindustrie nicht gerade ein interessen-neutrales Unterfangen, erst recht nicht wenn es direkt an Patienten gerichtet ist.

In Deutschland gilt bisher, dass Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente bei Patienten / Verbrauchern verboten ist. Ein Direktwerbeverbot, das Pharmahersteller jedoch immer wieder bereits heute trickreich zu unterlaufen versuchen.
Ein Werbeverbot, dass jedoch alles andere als grundlos ist. Medikamente sind nicht ein x-beliebiges zu bewerbendes und konsumierendes Wirtschaftsgut – sie sind Heilmittel für Menschen, die erkrankt sind, und sie sind bekanntermaßen oftmals nicht frei  von Risiken und Nebenwirkungen.

Gefragt ist satt die Risiken verschweigender, verharmlosender, schönfärbender Medikamenten-Werbung vielmehr unabhängige Arzneimittel-Information, sind korrekte, interessenneutrale Arzneimittel-Informationen im Internet und über andere Medien und Kanäle.Dass die Pharmaindustrie diese interessenneutralen Inforamtionen bereit stellt, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden.

Schon ein Blick auf die Arzneimittel-‚Information‘ in den USA (wo Medikamenten-Werbung breit erlaubt ist) zeigt, welche Auswüchse uns drohen, würde sich Verheugens Vorschlag durchsetzen. Dort klettern gelegentlich strunzige junge Männer munter auf höchste Gipfel, selbstverständlich gut gebaut, muskulös und sonnengebräunt – und dass alles ‚völlig positiv‘, dank xxx, diesem tollen Aids-Medikament.
Die Folgen? Gerade auch im Aids-Bereich klagen Patienten- wie auch Präventionsorgansiationen seit langem über Aids-Medikamenten-Werbung, die HIV und Aids verharmlose. Patienten suggeriere, es sei doch eigentlich gar nicht so schlimm, sich mit HIV zu infizieren, ein, zwei Pillen am Tag, und schon gehe es wieder aufwärts …

Dennoch, Günther Verheugen beharrtt trotz aller bereits im Vorfeld geäußerten Proteste auf seinem Vorhaben, Werbung zuzulassen. Warum? Wessen Interessen vertritt Verheugen?
Verheugen ist EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie.
Nicht etwas EU-Kommissar für Patienten und Verbraucher.
Womit die Interessenlage bezeichnet sein dürfte.

Günther Verheugen war bereits 2006 als ‚Preisträger‘ für den „Worst EU Lobby Award“ nominiert – für „die Einrichtung von unausgewogenen Expertengruppen, die vor allem den Interessen großer Unternehmen dienen“ (pdf).

Verheugens Projekt ist heute nicht auf der Tagesordnung der EU-Kommission. Es wurde kurzfristig zurückgezogen, nachdem schon ein Mitte vergangener Woche vorgelegter Richtlinien-Entwurf zu massiven Protesten von verschiedensten Seiten kam.

Der zeitweise Rückzug Verheugens ist zu begrüßen. Wichtig bleibt, dass der Protest gegen Arzneimittel-Werbung für Patienten aufrecht erhalten bleibt – und dass auch die Bundesregierung ihre ablehnende Haltung beibehält und weiterhin in Brüssel deutlich macht.

Nachtrag 15.11.2008: „Günter Verheugen bleibt bei seinen Plänen zur Aufhebung des Werbeverbots“, berichtet das Deutsche Ärzteblatt.
Nachtrag 25.11.2008: Verheugens Haltung ist auch in der EU-Kommission in der Kritik. Die EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou soll zukünftig für den Pharmabereich zuständig sein, wird gefordert (berichtet Stationäre Aufnahme)

100 Euro für einige Daten über Sie als HIV-Patient

100 Euro für wenige Minuten am Telefon? Schnell verdientes Geld, oder?

Unter den zahlreichen Mails des Tages befand sich heute das Angebot, in 30 Minuten 50 oder gar 100 Euro zu verdienen. Und das damit, was jeder HIV-Positive eh ist – Experte in eigener Sache, und viele zudem erfahren im Umgang mit Medikamenten. Man müsse sich nur kurz online als HIV-Patient registrieren, und dann …

Hier die Mail:

Sehr geehrte Damen und Herren,
XXXXXXXXXX ist ein Marktforschungsinstitut mit Hauptsitz in London. In Zusammenarbeit mit führenden Medikamenten-Herstellern führen wir zahlreiche Studien im Medizinischen Sektor durch. Ziel unserer Forschung ist es die medizinische Behandlung in Zukunft zu verbessern.
Zurzeit führen wir eine Studie mit HIV Patienten durch, um mehr über den Wirkungsgrad der derzeitigen Medikamente zu erfahren und neue Therapieformen zu entwickeln. Für die Teilnahme an der Telefonischen Befragung (maximal 30 Minuten lang) zahlen wir eine Vergütung von 50-100 €. Um bei der Befragung teilzunehmen, müssen die HIV Patienten sich auf der Internetseite http://xxxxxxxxxxxxxxxx registrieren, anschließend werden Sie von uns kontaktiert und können entscheiden, ob sie tatsächlich an der Befragung teilnehmen wollen.
Ich wäre ihnen sehr Dankbar, wenn Sie und ihr Team diese Informationen an HIV Erkrankten Personen, sowie weitere ihnen Bekannte Organisationen weiterleiten könnten, damit würden Sie uns sehr bei der Forschung helfen und dazu beitragen das die Behandlung von HIV in Zukunft verbessert werden kann. Den nachfolgenden Text habe ich Ihnen zusätzlich als PDF angehängt.
Wir sind ein registriertes Mitglied der ESOMAR und an deren Verhaltenskodex und deren Richtlinien gebunden (http://www.esomar.org). Alle Angaben werden nach den geltenden Datenschutzrichtlinien vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben, alle Angaben werden ausschließlich für Forschungszwecke verwendet. Wir versichern ihnen, dass wir nichts verkaufen wollen und alle Angaben vertraulich behandelt werden.
Vielen Dank für ihre Zusammenarbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Xxxxx Xxxxxx

Angehängt an die Mail war noch folgende ‚Erläuterung‘:

Wir ZAHLEN für ihre Meinung!!!
XXxxxxxxxx ist ein Marktforschungsinstitut mit Hauptsitz in London. Wir sind eines der führenden Marktforschungsunternehmen der Welt und besitzen Niederlassungen in mehreren europäischen Ländern. Um mehr über unser Unternehmen zu erfahren besuchen Sie unsere Website www.xxxxxxxxxx.
In Zusammenarbeit mit führenden Medikamenten-Herstellern führen wir zahlreiche Studien im Medizinischen Sektor durch. Mit Hilfe Telefonischer Befragungen, sowie Einzel- und Gruppeninterviews befragen wir Menschen zu ihren Erfahrungen in der Behandlung von Krankheiten wie HIV, Hepatitis C, Mukoviszidose, Hypertonie, Urologie, Infektiöse Krankheiten, Depressionen etc., mit dem Ziel bestehende Methoden, Dienstleistungen und Produkte in Zukunft zu verbessern.
Wir sind ein registriertes Mitglied der ESOMAR und an deren Verhaltenskodex und deren Richtlinien gebunden. Alle Angaben werden nach den geltenden Datenschutzrichtlinien vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben, alle Angaben werden ausschließlich für Forschungszwecke verwendet.
Zurzeit führen wir eine Studie mit HIV Patienten durch. Wir wollen das Krankheitsbild und die bestehenden Behandlungsmethoden besser verstehen. Ziel dieser Studie ist es den Wirkungsgrad der derzeitigen Medikamente festzustellen und neue Therapieformen zu entwickeln, um den Gesundheitszustand nachhaltig zu verbessern.
Bitte füllen Sie den nachstehenden Fragebogen aus um Mitglied in unserem Panel zu werden. Als Mitglied unseres Panels werden Sie von Zeit zu Zeit zu Studien bezüglich Konsumgütern, Medizin, IT oder anderen technischen Produkten eingeladen. Teilen Sie Ihre Gedanken, Erfahrungen und Ansichten mit uns und helfen Sie uns und den Unternehmen Produkte und Dienstleistungen in Zukunft zu verbessern. Für ihre Mithilfe und die investierte Zeit erhalten Sie von uns eine Aufwandsentschädigung von 50-100€ pro Studie.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an info@xxxxxxx.
Lassen Sie sich noch Heute registrieren
http://xxxxxxxxxxxx

Die Nachricht war kein Fake – die Domain, von der gesandt wurde, ist tatsächlich auf das genannte Unternehmen registriert. Ein -wie nicht anders zu erwarten- Marktforschungs-Unternehmen.
Worum es diesem Unternehmen auf dem Medizinbereich geht, sagt es selbst auf seiner an dier Auftraggeber, die Pharmaindustrie gerichteten Website: „Whether you require „toe-dipping“ research for your new products, or you are concerned with optimizing marketing communications, Xxxxx can provide the information you need to reach your market.“

Die genannte Organisation ESOMAR ist eine Organisation, die zum Ziel hat, die Markt- und Meinungsforschung zu fördern.
Diese Organisation hat u.a. einen Verhaltenskodex erarbeitet, der das Vertrauen in Meinungsforschung fördern soll. Dieser Kodex wurde jüngst überarbeitet. Wikipedia zu ESOMAR und seinem Kodex:

„Für die 2007 unternommene Revision dieses Kodexes wurde vorgeschlagen, unter Umständen die Herausgabe von Daten zu erlauben und somit bei ausdrücklicher Einwilligung die Anonymität preiszugeben; Kritiker verweisen auf eine Notwendigkeit des Anonymats zur Unterscheidung von Demoskopie und Direktmarketing. Der neue Kodex ist seit dem 1. Januar 2008 in Kraft.“

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50 oder gar 100 Euro, für nur wenige Minuten am Telefon – die Mail offeriert ein scheinbar verlockendes Angebot. Für so manchen Positiven, besonders wenn er von Hartz IV oder einer niedrigen Rente lebt, sind 100 Euro viel Geld.
Allerdings – man gibt dazu Informationen (einschließlich der, HIV-positiv zu sein, sowie Kontakt-Daten) preis, und zwar an ein privatwirtschaftliches Unternehmen in Großbritannien. Jedem sollte zudem bewusst sein, dass hier Daten gesammelt werden, um das Marketing von Medikamenten zu optimieren. Und trotz des angekündigten Datenschutzes ist angesichts der Richtlinien des beworbenen Verbandes Vorsicht angezeigt.

ondamaris gibt keine Daten seiner Nutzer weiter. Und wir machen keine Werbung für Marktforschung der Pharmaindustrie (deswegen ist der Name des Marktforschungsunternehmens oben nicht genannt). Ob jemand dieses Angebot nutzen mag, entscheide jeder selbst – bitte aber nicht über diese Site.

Nachtrag 25.10.2008: recht aufschlussreich berichtet die Financial Times Deutschland in ihrer online-Ausgabe vom 22.10.2008 über Die Datensammler auf dem Pillen-Markt

Nobelpreis für teure Plazebos

Nachdem durch die Presse und anderen Medien ja breit durch ist, dass Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für ihre Arbeiten zu HIV / Aids den Medizin-Nobelpreis 2008 zugesprochen bekommen haben, bleibt vielleicht eine Ergänzung erwähnenswert: der Preisträger eines ‚alternativen Medizin-Nobelpreises‘:

Den ‚Ig® Nobel Prize‘, verliehen von ‚Improbable Research Inc.‘, erhalten in diesem Jahr Dan Ariely, Rebecca L. Waber, Baba Shiv und Ziv Carmon. Sie haben eine bahnbrechende Arbeit zur Wirkung von Medikamenten publiziert.

Die Wissenschaftler haben in ihrer im Fachblatt JAMA publizierten Studie gezeigt, dass teure Plazebos besser wirken als billigere Plazebos.

Improbable Research formuliert zu ihren Preisverleihungen 2008:

„MEDICINE PRIZE. Dan Ariely of Duke University (USA), Rebecca L. Waber of MIT (USA), Baba Shiv of Stanford University (USA), and Ziv Carmon of INSEAD (Singapore) for demonstrating that high-priced fake medicine is more effective than low-priced fake medicine..
REFERENCE: „Commercial Features of Placebo and Therapeutic Efficacy,“ Rebecca L. Waber; Baba Shiv; Ziv Carmon; Dan Ariely, Journal of the American Medical Association, March 5, 2008; 299: 1016-1017.“

Wer der Preis-Verleiher ist? Und was diese „improbable research“? Improbable Reserch ist „research that makes people laugh and then think„, erklären sie selbst. „We also hope to spur people’s curiosity, and to raise the question: How do you decide what’s important and what’s not, and what’s real and what’s not — in science and everywhere else?“

[via Stationäre Aufnahme]

PS – Francoise wer – mag mancher Leser denken. Hier ein Interview mit ihr anlässlich der Nobelpreis-Zuerkennung (in französischer Sprache)

Geradezu bahnbrechende Erkenntnisse moderner Medizin: teure Plazebos (wir erinnern uns, Plazebos sind wirkungslose Pillen) wirken besser als billigere Plazebos. Die Pharmabranche jubelt, die Kassenfürsten bekommen noch zerfurchtere Gesichter … und Patienten raufen sich die Haare, wie, ‚billig wirkungslos‘ wirkt nicht so gut? Doch nicht ‚billig will ich‘? Und überhaupt, was sagt die Besorgniszentrale dazu?

Proteste gegen Roche

Französische Aids-Aktivisten protestierten am 3. Oktober am französischen Sitz des Pharma-Multis Hoffmann-LaRoche in Neuilly gegen die Politik des Konzerns. Sie warfen ihm vor, eine überzogene Preispolitik für den Fusionshemmer Enfuvirtide auf dem Rücken der Positiven in Südkorea zu betreiben.

ACT UP Paris protestiert gegen Hoffmann-LaRoche
ACT UP Paris protestiert gegen Hoffmann-LaRoche

Enfuvirtide (früher auch bekannt unter dem Forschungs-Namen T-20) ist ein bereits seit längerem auf dem Markt befindlicher Fusionshemmer gegen HIV. Enfuvirtide, entwickelt vom US-Biotech-Unternehmen Trimeris, wird vermarktet von Pharma-Multi Hoffmann-LaRoche unter dem Handelsnamen „Fuzeon“.

Fuzeon ist das teuerste derzeit am Markt erhältliche Medikament gegen HIV. Eine Packung mit 60 Durchstechflaschen sowie dem erforderlichen Lösemittel kostet in Deutschland derzeit 2.112,75 Euro. Dies ergibt Jahres-Therapiekosten für dies eine Medikament von schätzungsweise über 25.000 Euro – allein für ein einziges Medikament (das immer in einer Kombitherapie mit mindestens zwei weiteren Aids-Medikamenten eingesetzt wird).

Hoffmann-LaRoche erzielte Presseberichten zufolge 2006 mit Fuzeon einen Umsatz von 250 Mio. US-$(312 Mio. sFr.) – mit deutlich steigender Tendenz 2007. Presseberichte sprechen von 266,8 Mio. $ für 2007. In der ersten Jahreshälfte 2008 sollen die Umsätze stark gesunken sein – was auch der Verfügbarkeit neuer wirksamer HIV-Medikamente geschuldet sein könnte.

Schon aufgrund des hohen Preises steht Enfuvirtide Positiven in vielen Staaten der Welt nicht als Medikament zur Verfügung.
Auch in Südkorea ist Fuzeon bisher nicht verfügbar. ACT UP Paris zufolge sei die südkoreanische Regierung bereit gewesen, Jahres-Therapiekosten von 18.000 US-$ zu bezahlen. Roche habe jedoch auf seinem ursprünglichen  Preis von 22.000 $ beharrt.

ACT UP Paris protesierte am 3. Oktober gegen das Verhalten von Hoffmann-LaRoche. In Neuilly, Sitz der französischen Roche-Niederlassung, skandierte ein Dutzend Aktivisten vor der Firmenzentrale „Roche, du hast ein Herz aus Stein!“ und beklagte die Verweigerung einer Preisreduzierung. Der Pharmakonzern habe „südkoreanisches Blut an den Händen“.
Die Proteste in Neuilly sind Teil einer Woche von ACT UP – Aktionen gegen Roche unter dem Motto ‚Wer ein Monopol hat, muss nicht menschlich sein‘.

Enfuvirtide wird insbesondere bei HIV-Positiven eingesetzt, die keine oder kaum noch andere therapeutische Optionen haben.
Das Medikament wird zweimal täglich subkutan injiziert. Es ist bei vielen Positiven trotz oftmals guter Wirksamkeit nicht sehr beliebt, u.a. aufgrund sehr häufig auftretender und oft sehr schmerzhafter lokaler Reaktionen und Verhärtungen an den Einstichstellen. Eine verbesserte Applikationsform (mit Druck) wurde von Roche nicht zur Zulassung eingereicht.

Erst jüngst hatte Hoffmann-LaRoche angekündigt, seine Forschungsaktivitäten auf dem Aids-Gebiet einzustellen.

Arzneimittel- Informationen im Internet

Informationen über in Deutschland und in Europa zugelassene Arzneimittel stehen im Internet zahlreich zur Verfügung – auch von offiziellen Stellen, frei von Werbung oder interessengeleiteten ‚Informationen‘ und dennoch kostenfrei.

Im Bemühen, der Desinformation interessierter Kreise mit Information zu begegnen, stellen mehrere öffentliche Stellen Informationen zu Arzneimitteln zur Verfügung.

Seit September 2005 enthält das deutsche Arzneimittelgesetz eine Regelung, der zufolge die deutschen Zulassungsbehörden verpflichtet sind, der Öffentlichkeit bestimmte Informationen über zugelassene Arzneimittel zur Verfügung zu stellen.

Inzwischen sind einige dieser Informations-Angebote umgesetzt.
So enthält PharmNet-Bund zu allen in Deutschland verkehrsfähigen Medikamenten öffentlich zugänglich folgende Informationen:
– Arzneimittelname
– Darreichungsform
– Zulassungsinhaber
– Gebrauchsinformationen (Packungsbeilage)
– spezielle Informationen für Fachkreise (Ärzte, Apotheker)
Für zahlreiche (insbesondere ab September 2005 zugelassene) Arzneimittel sind zudem sogenannte ‚Beurteilungsberichte‘ verfügbar – Bewertungen von Ergebnissen aus pharmazeutischen, pharmakologisch-toxikologischen und klinischen Studien des jeweiligen Arzneimittels.

Der Großteil der in Deutschland verfügbaren Medikamente wird inzwischen auf europäischer Ebene zugelassen (durch die europäische Arzneimittelagentur EMEA). Auch auf europäischer Ebene gibt es inzwischen mehr an Transparenz zu Arzneimittel-Informationen. In der Datenbank EudraPharm stehen in englischer Sprache z.B. Informationen zur Verfügung zu
– Darreichungsformen
– Inhaltsstoffen
– Zulassungsinhaber.
– Produktinformationen (Anwendungshinweise, Angaben zu Wirkungsweise und Nebenwirkungen, Kontraindikationen; in allen Amtssprachen der EU, also auch in deutsch)
– spezielle Informationen für Patienten, Ärzte, Apotheker.
Die Arzneimittel sind über eine alphabetische Liste zugänglich; die Datenbank bietet leider keine Suche nach Krankheiten oder Anwendungsgebieten.
Zukünftig soll diese Datenbank zudem Hinweise auf klinische Studien umfassen, die mit noch nicht zugelassenen Substanzen durchgeführt werden.