ex-Edvige: Dekret jetzt ohne personenbezogene Homo-Daten? (akt.)

Frankreichs Innenministerin Michèle Alliot-Marie scheint nach massiven Protesten einen Rückzieher zu machen. In der umstrittenen Datei ‚Edvige‚ wird überarbeitet und sollen zukünftig doch keine personenbezogenen Daten zu Homosexualität gespeichert werden. Ein neues Dekret soll in Kürze vorgelegt werden.

Am Donnerstag, 18. September kündigte Michèle Alliot-Marie, die französische Innenministerin, ein neues Edvige-Dekret an. Personendaten sollen demzufolge nicht mehr in der Datei ‚Edvige‘, sondern vor Ort in den Präfekturen gespeichert werden. Informationen zur Homosexualität sollen nur noch über Organisationen, nicht mehr über Personen gespeichert werden. Über die Speicherung von Daten zu HIV nach dem neuen Dekret wurde bisher nichts bekannt.

Bereits am Dienstag (9.9.) abends hatte sich die Entwicklung angekündigt. Sarkozy hatte angesichts der Proteste und Klagen gegen Edvige zu einem Krisentreffen in den Elysée-Palast gebeten. Zuvor hatten selbst Minister aus Sarkozys Kabinett Zweifel an Edvige geäußert (Verteidigungsminister Hervé Morin und Rama Yade, Staatsministerin im Auswärtigen Amt).

Am Wochenende 13./14.9. tauchten dann erste Spekulationen auf, ein neues Edvige betreffendes Dekret befinde sich bereits in konkreter Vorbereitung und werde kurzfristig vorgelegt. Diese neue Version werde keine Angaben mehr enthalten zu sexueller Orientierung und HIV-Status. Abgeordnete forderten u.a. statt eines Dekrets ein Gesetz für Edvige.

Innenministerin Alliot-Marie hatte ‚Edvige‘ eigentlich ohne große Debatten durchsetzen wollen. Bisher hatte die Regierung nur zugestanden, über Edvige sei unzureichend informiert worden. Inhaltliche Fehler oder Probleme hingegen waren bisher nicht zugestanden worden. Immer wieder rechtfertigte sie ihr Dekret.

Staatspräsident Sakozy hingegen wurde wegen der Proteste zunehmend unruhig und betonte am 11.9., er hoffe auf baldige klarstellende Entscheidungen in den nächsten Tagen. Er kommentierte, alles was (bei Edvige) für die Sicherheit Frankreichs nicht erforderlich sei, könne doch entfallen. Dies galt bereits als Anzeichen anstehender inhaltlicher Modifikationen.

Im Rahmen von Edvige sollten ursprünglich u.a. auch Daten zu sexueller Orientierung sowie Gesundheit (auch HIV-Status) gespeichert werden.

Die Proteste gegen Edvige gingen durch nahezu die gesamte französische Gesellschaft. Schwulen- und Lesbengruppen fürchteten neuer ‚Rosa Listen‘, Aids-Gruppen protestierten gegen die Speicherung von HIV-Daten.

Nach den immer stärker werdenden Protesten erklärte Alliot-Marie ihre Bereitschaft, Aufbewahrungszeiten mancher Daten zu verkürzen.

Für den 16. Oktober ist eine große Protest-Demonstration in Paris geplant.

Die französische Schwulenzeitschrift Tetu enthüllte inzwischen, dass Daten zu Homosexualität längst gespeichert werden …

Nachtrag 20.9.2008: Edvige heißt nicht mehr Edvige … (Le Monde über ex-Edvige, danke an M.!) und gespeichert werden sollen nun ’nur noch‘ die Daten von ‚Personen, die als Bedrohung für die öffentliche Ordnung gelten‘.
Nachtrag 23.9.2008: SOS Rassisme fordert, auch keine Daten zur ethnischen Abstammung zu speichern.
Nachtrag 29.9.2008: Edvige heißt nun EDVIRSP – doch Kritik bleibt
Nachtrag 01.10.2008: die Bewegung „Non à Edvige“ hält ihren Aufruf zur Großdemonstration am 16.10.2008 in Paris aufrecht
Nachtrag 10.10.2008: Mit der Vorlage von Edvirsp wird Edvige zurückgezogen, dies hat das französische Innenministerium klargestellt.
Nachtrag 20.11.2008: ‚Cette fois, ‚Edvige‘ est bien morte‘

Der zumindest halbe Rückzieher, den die französische Regierung nun macht, zeigt einmal mehr, wie sehr sich zivilgesellschaftliches Engagement auszahlen kann. Ausschlaggebend für diesen teilweisen Rückzug waren nicht zuletzt die massiven Proteste eines äußerst breit angelegten Bündnisses von Gewerkschaften über politische Gruppierungen bis zu Schwulen- und Lesbengruppen sowie Aids-Organisationen.

… und, sorry, (fast) alle Links zeigen diesesmal auf französischsprachige Seiten … themenbedingt …

Kau mal wieder Gummi …

Aus fernen Landen erreichte uns diese innvovative und graphisch besonders gelungene Darstellung einer völlig neuen Präventions-Botschaft:

Kau Gummi
Kau Gummi

Wie das Kauen von Gummi zur (sexuellen) Sicherheit beitragen könnte, hat sich der Redaktion zwar bisher noch nicht erschlossen, aber wir erwarten in Bälde erste Studien des bemühten ‚Science Institute of Ivory Tower‘ …

Und – Dank an TWIMC 🙂

Bloggen ist gesund …

Wussten wir’s doch gleich – Bloggen ist gesund. Nun auch wissenschaftlich ‚bewiesen‘ …

„Blogging – It’s good for you“ schreibt der Scientific American.

Schreiben diene nicht nur als Mechanismus um mit Stress umzugehen. Expressives Schreiben habe auch physiologischen Nutzen. Es sei bekannt, dass es Gedächtnis und Schlaf verbessert, die Aktivität der Immunzellen steigert und bei Aids-Patienten (gemeint wohl: HIV-Positiven) die HIV-Viruslast senkt.

Nun wollen Forscher die neurologischen Grundlagen hinter diesen Phänomenen erforschen … und die starke Zunahme der Blogger-Szene solle dabei besondere Berücksichtigung finden …

Bloggen biete ohne Zweifel ähnliche Vorteile, wie sie schon von expressivem Schreiben bekannt seien …

Beruhigend immerhin, nachdem zu Jahresanfang die New York Times noch vor den gesundheitlichen gefahren des Bloggens hatte …

[via stationäre aufnahme]

Frankreich: neue Rosa Listen auch für Schwule & Lesben, HIV-Positive?

In Frankreich wird eine Datenbank eingeführt, mit der ‚potenzielle Störer‘ überwacht werden sollen. Auch sexuelle Orientierung und HIV-Status werden gespeichert.

Der französische Inlands-Geheimdienst DCRI soll zukünftig Personen ab 13 Jahren (!) in einer Datenbank  speichern, wenn ihr Verhalten für die Zukunft eine mögliche Störung der öffentlichen Ordnung  befürchten lässt. Dabei soll die Speicherung von Fotos, Körper- und Wesensmerkmalen, Adressen und anderen Daten zulässig sein. Edvige, so soll die neue Datenbank heißen (Exploitation Documentaire et Valorisation de l’Information Genérale), wurde am 27. Juni mit einem Dekret angeordnet.  Unklar ist bisher, wer alles Zugang zu den Daten haben soll.

Die Maßnahme, die sich vor allem gegen die Gewalt von Jugendlichen in den Vorstädten richten soll, stößt auf Bedenken und Proteste. Die französische Datenschutzbehörde CNIL machte zahlreiche Einwände geltend. Doch Proteste kommen bei weitem nicht nur bei Datenschützern. Die Liga für Menschenrechte sprach von bereits einem ‚orwellschen Plan‘.

Schwulen- und Lesbenorganisationen beklagen insbesondere, dass auch Daten zur sexuellen Orientierung enthalten sein sollen. Zudem wird auch der HIV-Serostatus gespeichert.
Ein Vertreter des Innenministeriums hat mehrfach die Speicherung von sexueller Orientierung und HIV-Status bestätigt.

ACT UP Paris spricht von einem Rückfall in soziale Kontrolle wie in den 1950er Jahren und  beteiligt sich an von der Nichtregierungsorganisation RAS koordinierten breiten Protesten gegen Edvige (Unterstützung des Protest-Aufrufs gegen Edvige hier). Zu den Unterzeichnern des Protests gegen Edvige gehören u.a. Aides (franz. Aidshilfe) , Amnesty International Frankreich, Attac, zahlreiche Gewerkschafts-Abteilungen und zahlreiche Lesben-, Schwulen- und Transgender-Gruppen und SNEG (Vereinigung schwuler Unternehmen).

Dokumente:
Dekret Nr. 2008-632 über Edvige

Nachtrag 24.07.2008: Le Monde berichtet (auf frz.) „Edvige beunruhigt Homosexuellen-Menschenrechts-Organisationen“ und Tetu hat eine Direktorin des CNIL (eine Art Datenschutz-Behörde) im Interview: „Fichier Edvige: l’interview de la Cnil“
Nachtrag 25.7.: Michèle Alliot-Marie, französische Innenministerin, rechtfertigt die Speicherung von Daten zu Gesundheit und sexueller Orientierung
Nachtrag 03.09.2008: gegen Edvige formiert sich weiter der Widerstand. „Ein Regen an Einsprüchen vor dem Conseil d’Etat“, berichtet Tetu (der Conseil d’Etat ist das oberste französische Verwaltungsgericht). Alle Einsprüche zielen auf die Annulation des Dekrets, mit dem Edvige beschlossen wurde. Der Conseil d’Etat wird bis Ende Dezember 2008 über die Zulässigkeit des Dekrets für Edvige entscheiden.

Rostock: Rechte drohen Schwulen unverholen mit Gewalt

Am Wochenende war es am Rand des Rostocker CSDs zu rechten Schmierereien gekommen (Fotos).

Nun berichtet die rechte Presse hierüber nicht nur in üblichem Ton …

„Die Kritik nationaler Kräfte richtet sich für gewöhnlich nicht allein gegen die sexuelle Orientierung dieser Spezies, sondern vordergründig dagegen, dass diese ihre abnormale Verhaltensweisen der Öffentlichkeit in ziemlich penetranter Art und Weise aufzwingen.“

… sondern sie drohen auch recht unverholen mit zukünftiger Gewalt:

„Was die Homosexuellen-Kritik vom Wochenende betrifft, so sollten die CSD-Teilnehmer eigentlich dankbar dafür sein, dass sie nur mit Grußbotschaften bedacht wurden. Ein „warmer Empfang“ wie jüngst in Budapest blieb auch hier aus – vorerst jedenfalls.“

Noch deutlicher werden Kommentatoren des Artikels. Dort heißt es z.B.

„Auf jeden Fall hat sich die Aktion gelohnt und ihren Zweck erfüllt.Nächstes Jahr bitte mehr Aktion gegen Perversion.“

oder

„Schöne Grüße an die ungarischen Kameraden, sie wissen, wie man ein gelungenes Fest organisiert :-)“

oder

„Weiter so. Derartige Proteste sind das mindeste was man der offenen Pervertierung der menschlichen Sexualität entgegensetzen sollte. Die warmen Jungs können froh sein, dass es hier (noch) nicht zugeht wie in Osteuropa.“

oder

„Da die Homos, und hier speziell die Schwulen, auf ihre Umwelt jedoch zunehmend keine Rücksicht mehr nehmen, muß man dem wohl entgegenwirken. Verbote und Behandlung wären hier wohl als Gegenmittel zu empfehlen.“

das ganze mit Münchner Unterstützung …

„Super Aktion! der Vormasch Gesicht zu zeigen gegen diese Perversion wurde auch schon in München deutlich gemacht! Meine meinung heißt: Weiter so Kameraden! Auch in anderen Städten mobil machen gegen diese Homosexualisierung! Aufrechte Grüße aus münchen“

usw usw usw …

(beide Zitate sowie Kommentar-Zitate aus einem Artikel auf altermedia, einer Platform die mit der rechten Szene recht vertraut scheint …)

Wer jetzt noch nicht aufwacht, wer solche Aussagen weiter als isolierte Einzelmeinungen verwirrter Rechter abtut, dem ist nicht zu helfen. Werdet wach! Hier sind nicht einzelnen Schmierer am Werk, hier wird gezielt von rechts gegen Schwule und Lesben gekämpft. Es wird Zeit, dass sich (nicht nur die Rostocker) schwule Szenen eindeutig gegen rechts engagieren. Und dabei mit anderen antifaschistischen Kräften zusammen arbeiten.
ZU wünschen sind zudem Aktivitäten, dass der CSD in Rostock nächstes Jahr noch bunter, noch lebendiger, noch vielfältiger wird – und offensiv gezeigt wird, dass die Zukunft bunt ist, nicht braun.

Berlin: homophobe Polizisten zum Chef, Hamburg: Fahne runter (akt.)

In Berlin wurde zum Christopher Street Day offiziell symbolisch die Regenbogenflagge gehisst. Einige Polizisten mochten das nicht, beschwerten sich. Nun müssen sie zum Rapport.

Leider gibt es in Berlin auch Homophobe Polizisten gegen Regenbogenflagge.

Nicht nur am Roten Rathaus hing zum CSD die Regenbogenflagge, sondern auch an anderen öffentlichen Gebäuden.
Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte die Polizisten der Stadt zum offiziellen Hissen der Regenbogenflagge am Platz der Luftbrücke (dort hat u.a. das Landeskriminalamt seinen Sitz) am 25. Juni eingeladen, per Dienst-Email. So könne die Polizei ihre Bereitschaft zeigen, so Glietsch, „unterschiedliche Lebensweisen der Menschen in der Hauptstadt zu akzeptieren, ihnen ohne Vorurteile zu begegnen und das ihr mögliche zu tun, um sie vor vorurteilsmotivierter Kriminalität zu schützen.“
‚Die Polizei vermute eine hohe Dunkelziffer von Straftaten gegen Schwule, Lesben und Transgender. Auch mit dieser Aktion wolle die Polizei um Vertrauen werben.

Das missfiel einigen Polizisten. Einige von ihnen haben sich beschwert oder abfällig geäußert über diese Anordnung, die Regenbogenflagge zu hissen.

Nun müssen sie zu Polizeipräsident Dieter Glietsch zum Rapport. Sie sollen erläutern, was an diesem symbolischen Akt nicht in Ordnung sein soll. Und Glietsch will seinen Standpunkt darlegen.
Sicher sein den betroffenen Polizisten bisher nicht bekannt, dass „die Polizei auch bei uns daran mitgewirkt hat, Schwule und Lesben strafrechtlich zu verfolgen und gesellschaftlich zu diskriminieren“, so Glietsch der Presse zufolge.

Berichtet die Berliner Morgenpost: „Polizeibeamte müssen wegen CSD-Kritik zum Rapport“. Ähnliches in der Welt.

Nachtrag 23.7.2008: Die Deutsche Polizeigewerkschaft kritisiert den Berliner Polizeipräsidenten.

Der Berliner Polizeipräsident zeigt, dass es ihm ernst ist. Kritik gerne, nicht jedoch Beleidigungen und Schmähungen. Ob diese Maßnahme das Vertrauen von Schwulen und Lesben in die Polizei erhöht?

Hamburg (das ja gern die Konkurrenz Berlins als Schreckgespenst an die Wand malt) zeigt sich wieder einmal Wettbewerbs-bereit mit Berlin:
in Hamburg soll die Regenbogenflagge zum CSD erstmals am Rathaus gehisst werden, nur um kurz darauf wieder eingeholt zu werden „mit Rücksicht auf Hochzeitspaare“ – sie könnte ja bei Hochzeiten stören …
Schwulissimo fragt „Flagge zu peinlich zur Hochzeit?“ , Kalle bittet „Gib mir Hirn“ – und der Grünen-Politiker Farid Müller hält genau das (nein, nicht das mit dem Hirn, das mit dem Abhängen) für „eine praktikable Lösung“ … (allerdings dementierte sein Büro hinterher, das sei ‚kein authorisiertes Zitat‘)
Nachtrag 22.7.08: „doch keine schwule Fahnenflucht“

USA: Ende des HIV-Einreiseverbots zeichnet sich ab (akt.)

Das Einreiseverbot, das in den USA für Menschen mit HIV und Aids besteht, könnte nach 21 Jahren bald beendet oder deutlich gelockert werden. Dies geht aus einer Entscheidung des US-Senats hervor.

1987 führten die USA mit Hilfe geänderter Visa-Bestimmungen ein Einreiseverbot für Menschen mit HIV und Aids ein, 1993 wurde dieses Gesetz. Haupt-Betreiber dieser Regelung war der erst jüngst verstorbene US-Senator Jesse Helms. Bisher ist dieses Einreiseverbot unverändert in Kraft und wird auch praktisch umgesetzt.

Doch nun zeichnet sich eine Änderung ab. Der US-Senat hat mit 80 zu 16 Stimmen einem Aids-Gesetzespaket des US-Präsidenten zugestimmt. Versteckt in diesem PEPFAR (President’s Emergency Plan for Aids Relief) genannten Paket befindet sich (in ‚Section 305‘) auch ein von den Senatoren Kerry und Smith eingebrachter Teil (siehe ‚Ich war noch niemals in New York‚) , der auch eine Überarbeitung der Einreise-Regelungen vorsieht.

Diese Regelung führt dazu, dass das für die Einreiseregelungen zuständige DHHS (Department of Health and Human Services) diese nun kippen könnte. Allerdings ist Presseberichten zufolge bisher unklar, ob dies bereits zu Zeiten der Regierung Bush erfolgen wird, oder ob Bush dies der neuen US-Regierung überlässt, die im Januar 2009 ihre Arbeit aufnimmt.

Das US-Einreiseverbot für HIV-Positive war in der Vergangenheit immer wieder scharf kritisiert worden. Aufgrund dieser Regelungen hatte die International Aids-Society u.a beschlossen, dass internationale Aids-Kongresse nicht mehr in den USA stattfinden, solange dieses Einreiseverbot besteht.

Das PEPFAR-Programm war von US-Präsident Bush 2003 gegründet worden. Mit dem jetzigen Beschluss des Senats kann es weitere fünf Jahre laufen und wird hierfür mit insgesamt 30 Mrd. Euro (48 Mrd. US-$) ausgestattet. PEPFAR ist im wesentlichen ein Hilfsplan für ausländische Staaten (hauptsächlich zugunsten von 15 von der Bush-Regierung ausgewählten Staaten) zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose. PEPFAR geriet immer wieder in die Kritik, u.a. weil darin von den Empfängern der Mittel insbesondere auch Programme gefordert werden, die Abstinenz und Treue, nicht allein jedoch die Verwendung von Kondomen vorsehen.

[via 365gay, pinknews, aegis]

Nachtrag 21.7.2008: über das 3. Treffen des International Task Teams on HIV-related Travel Restrictions berichtet UNAIDS.
Nachtrag 23.7.2008: Nach der Unterzeichnung des Gesetzes (HR 5501) durch den Senat wird sich das ‚House of Representatives‘ im Verlauf der 30. KW mit PEPFAR befassen. Bisher bestehen geringe Unterschiede zwischen der Kongress-Version des Gesetzes und der ‚House‘-Version. Wie die endgültige Version des Gesetzes aussehen wird, ist derzeit noch nicht im Detail klar.
Nachtrag 28.7.2008: Das US-Repräsentantenhaus hat mit 303 gegen 115 Stimmen dem Gesetz ebenfalls zugestimmt. Nun steht noch die Unterschrift von US-Präsident Bush aus. Es ist weiterhin unklar, ob Bush zeichnet, oder die Regelung seinem Nachfolger überlässt, der sein Amt als 44. US-Präsident am 20. Januar 2009 antreten wird.
Nachtrag 30.07.2007: Medienberichten zufolge wird US-Präsident Bush das Gesetz am 31.7.2008 unterzeichnen. Die Aufhebung des Einreiseverbots muss laut dem Bericht von Bush zusätzlich veranlasst werden.
Nachtrag 22.9.2008: Die Umsetzung der Aufhebung des Einreiseverbots ist immer noch nicht Praxis. Der HHS hat eine entsprechende Regelung noch nicht erlassen und publiziert. Experten protestieren gegen die langsame Umsetzung.
Nachtrag 25.9.2008: Der HHS reagierte auf die Kritik mit dem Hinweis, die Revision der Regelungen sei ein ‚zeitraubender Prozess‘, man habe aber das Ziel, ihn bis zum Ende der Regierungszeit der Bush-Administration abzuschließen. Dies würde eine Umsetzung bis Ende Januar 2009 bedeuten.
Nachtrag 30.9.2008: Ein weiterer kleiner Schritt der Umsetzung: Botschaften können zukünftig auch an HIV-Positive Visa erteilen, wenn ‚die sonstigen Einreisebestimmungen erfüllt werden‘. Die Zustimmung der Gesundheitsverwaltung ist noch erforderlich.
Nachtrag 01.10.2008: „De Facto Discrimination“ kommentiert die Washington Post am 26.9.2008 das de facto – Fortbestehen des Einreiseverbots
Pinknews 20.04.2009: People with HIV ’still being refused entry to US‘
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Fußball-EM in Kreuzberg 36

Fußball-EM in Kreuzberg 36

– ein Gast-Beitrag von Stefan Reck –

EM am KottiWer in Kreuzberg 36 bei der Europameisterschaft Fußball schaut, ist manchmal etwas irritiert. Fußballfans in dem Bezirk Kreuzberg, der gemeinhin als Klein-Istanbul bekannt ist, werden oftmals überrascht, wenn sie die Verhältnisse vor Ort nicht kennen.
Im türkischen Kiosk fällt ein Tor für die Deutschen, was man aber gar nicht vermutet, denn gejubelt wird trotzdem. Der Verkäufer entschuldigt sich sogar für das vermeintliche Tor der Türken, was sich im nächsten Moment als falsche Vermutung herausstellt. Es kann aber auch passieren, dass die Deutschen mit türkischen Fahnen herumlaufen und in vermeintlich türkische Kneipen gehen um dann irritiert festzustellen, dass die dort versammelten Zuschauer zwar alle die türkische Nationalität haben, aber frenetische Deutschlandfans sind. Geradezu irrwitzig wird es dann am Kottbusser Tor, eher einem sozialen Brennpunkt in Kreuzberg. Das in den 70er Jahren gebaute Kreuzberger Zentrum hat eine klare Aufteilung. Auf Straßenniveau schauen sich die türkischen Fans zusammen mit deutschen Freunden das Spiel an, wobei beide Seiten jubeln, auf der Galerie im ersten Stock feierten währenddessen türkische Jungs jedes Tor der Deutschen lauthals.

EM am KottiHintergrund für diese etwas verkehrte Welt ist der seit Jahrzehnten bestehende Kampf zwischen Türken und Kurden, der sich an diesem Ort entlädt. Während die meisten Türken mit Hingabe das Spiel ihrer Mannschaft verfolgen, sind die kurdischen Jungs immer auf der Seite der Gegner und da ist es zwar egal, wer da gegen die türkische Mannschaft spielt, bei der Deutschen Mannschaft ist der Jubel nur noch etwas lauter. Leider wird daraus dann schnell ein ziemlich nationalistisches und politisches Hick-Hack, was bei dem Halbfinalspiel doch noch zu einem kleinen Polizeieinsatz führte. Kurz nach dem Anpfiff rannten die Kurden skandierend auf die Straße und provozierten so die türkischen Fans. Schnell standen sich zwei Gruppen gegenüber, jede auf einer Straßenseite, und riefen ihre Parolen, die nun gar nichts mehr mit Fußball zu tun hatten.

Die Kurden riefen den Namen ihres inhaftierten Führers Abdullah Öcalan und lauthals Deutschland, die Türken hielten mit Rufen wie Bastarde, Türkiye und nationalistischen sowie faschistischen Gesten (dem Zeichen der Grauen Wölfe) dagegen. Ein kurdischer Vater sah sichtlich aufgebracht seinen Sohn auf der Galerie grölen. Ein kurzer Blick genügte und der Sohn wurde ruhig „Er hatte mir versprochen keinen Unsinn zu machen“ so der O-Ton zu dieser Situation.
Die Polizei tat ihren Job – sie trennte die Straße mit den Berliner Wannen und versperrten beiden die Sicht. Nach einer halben Stunde war die obskure Situation vorbei, die so manche Kreuzberger, die diese Aktion beobachteten, etwas irritierte.

Die meisten Türken waren jedenfalls traurig, ließen sich das Feiern aber nicht nehmen. So sah man in den Hauptstraßen Kreuzbergs viele Autos mit deutschen und türkischen Fahnen, überfüllt mit Menschen, die teilweise im Kofferraum der Fahrzeuge standen und mit einem ohrenbetäubenden Hupkonzert durch die Nacht fuhren. Auf der anderen Seite konnte man den einen oder anderen Deutschen mit türkischen Fahnen sehen, die das Ausscheiden der türkischen Mannschaft bedauerten. Verkehrte schöne und bizarre Welt in Kreuzberg.

Baumspende

Gedenkstein Baumspende im Berliner Tiergarten

Nach einem Nachmittag verbracht mit Beobachtungen am Rand des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen stromert man mit Kai auf dem Weg zur Schleuse durch den Tiergarten – und steht plötzlich vor einer bisher nie bemerkten Stele.

Bei näherer Betrachtung entpuppt sie sich als Gedenkstele. An eine Wiederaufforstung. Eine der besonderen Art.

In den 1940er Jahren hat der Tiergarten besonders gelitten. Die Nazis griffen massiv in die ursprünglich Lenné’sche Gartengestaltung eingegriffen hatten (im Rahmen ihrer ‚Germania‘-Planungen). Der Krieg und die Bombardierungen hinterließen auch im Tiergarten deutliche Spuren. Die deutlichsten Spuren am Gesicht des Tiergartens jedoch hinterließ der ‚Hungerwinter‘ 1948/49 – Berliner brauchten Brennholz, auch angesichts Hunger und eisiger Temperaturen. Innerhalb weniger Monate waren von den weit über Hunderttausend Bäumen des Tiergartens nur noch 700 (!) übrig geblieben. Stattdessen wurden Kartoffeln und Gemüse gepflanzt …

Bereits 1949 begann dann die Wieder-Anlage des Tiergartens. Im Rahmen eines Notstands-Programms wurde der Tiergarten zwischen 1949 und 1959 wieder aufgeforstet.

Gedenkstein Baumspende Tiergarten Berlin Sein heutiges Aussehen verdankt der Tiergarten dabei nicht zuletzt auch den zahlreichen Baum-Spenden aus Städten und Kreisen. Hieran erinnert die Stele.

Der „Gedenkstein für die Baumspenden westdeutscher Städte“ (Karl Wenke) entstand 1951 und wurde 1952 feierlich enthüllt. Neben einem Gedenktext nennt der Stein die Namen der mit Baumspenden hilfreichen Städte und Regierungsstellen.
Der aus Muschelkalk gefertigte Gedenkstein ist leider stellenweise bereits stark verwittert, die Inschriften teils nur mit Mühen zu entziffern.

Türkei: Schwulengruppe Lambda muss sich auflösen (akt.)

Ein Gericht in Istanbul hat heute auf Antrag des Istanbuler Gouverneursamtes die Schwulen- und Lesbengruppe Lambda zur Selbst-Auflösung verurteilt. Die Gruppe verletze türkische Gesetze zur Moral.

Lambda (voller Name ‚Lambda Istanbul Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Transsexuellen Solidaritäts-Gruppe‘) verletze sowohl türkisches Strafrecht als auch die türkische Verfassung (Artikel 41). Ein Vertreter der Gruppe erläuterte laut Foxnews, schon der Name der Gruppe habe Anstoß erregt. Die Begriffe schwul, lesbisch etc im Namen seien nach Ansicht des Gerichts eine Verletzung der öffentlichen Moral. Da die Gruppe eine Umbenennung verweigert habe, habe das Gericht das Verbot ausgesprochen.

Bei der heutigen Verhandlung war ein Vertreter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch HRW anwesend. Lambda kündigte an, das heutige Urteil innerhalb einer Woche vor dem Appellationsgericht anzufechten. Falls auch dieser Schritt erfolglos sei, werde man vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen, so ein Vertreter von Lambda.

Lambda (Istanbul) ist neben Kaos-GL (Ankara) die bedeutendste Schwulen-, Lesben- und Transgender-Organisation in der Türkei. Ein Versuch staatlicher Stellen, die Schwulen- und Lesbengruppe Kaos-GL zu verbieten, scheiterte 2005.

Noch gestern hatten Vertreter von Schwulengruppen aus der Türkei sowie Menschenrechts-Aktivisten eindrücklich darauf hingewiesen, dass die Türkei endlich von ihren Gummi-Paragraphen à la „öffentliche Moral“ Abstand nehmen müssen …

Die Türkei muss vor einem EU-Beitritt die Rechte von Homosexuellen garantieren“ forderte Human Rights Watch gestern auf einer Veranstaltung in Berlin – selten hat eine Forderung so schnell eindrücklich ihre Berechtigung erwiesen …

Nachtrag 31.5.2008: Der Europarat zeigt sich „sehr besorgt“. „Die Argumente des Staatsanwalts, die zur Schließung der Organisation Lambda Istanbul geführt haben und beinhalteten, dass die Aktivitäten der Organisation gegen die Gesetze der öffentlichen Moral verstoßen, machen mich sprachlos“, so M. de Puig, Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats.

Nachtrag 4.6.2008: der LSVD ruft zur Unterstützung für Lambda auf. Protestbrief an den Botschafter der Türkei auf den Internetseiten der Hirschfeld-Eddy-Stiftung.

Nachtrag 6.6.2008: sehr lesenswert: Doug Irleand Turkeys latest anti-gay surge
Nachtrag 9.2.2008: Photos vom Berliner Protest gegen die Schließung von Lambda am 7. Juni
Nachtrag 29.11.2008: Verbot von Lambda Istambul aufgehoben

[via pinknews]
weitere Informationen (Stand noch vor dem heutigen Urteil):
SZ: Eine Frage der Moral (17.4.2008)
taz: der lange Weg zur Toleranz (28.5.2008)
SpON/Unispiegel: Homosexuelle führen ein Doppelleben (29.10.2007)
gaywest: Quo vadis, Türkei (2.2.2008)

in google we trust … (akt.)

Auf einen besonderen Fall von problematischem Umgang Datenschutz im Kontext schwulen Cruisens weist Gay Dating Tricks hin: ‚Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?‘ – Lesen!

Ja ja, die Macht der Googles … aufwachen …

(Neben-Bemerkung: die Überschrift ist vielleicht bei GDT nicht ganz optimal (oder ironisch?) gewählt … die Formulierung ‚wer hat Angst vor’m schwarzen Mann‘ spielt mit m.E. potenziell mit rassistischen Grundhaltungen.)

Nachtrag 13.5.2008: gr hat reagiert – und sieht keine Probleme beim Datenschutz, da nur die IP weitergegeben werde. Antwort im Originalpost bei GDT in den Kommentaren.

Aids ist ein trojanisches Pferd

Über Viren ärgert sich so mancher Computer-Besitzer, oder über die Probleme, die manches Gegenmittel verursacht. Programme, die vor Viren, Schad-Code oder trojanischen Pferden warnen sollen.

Trojanische Pferde gibt es nicht nur in der griechischen Gesichte und neueren Beleuchtungskunst, sondern auch beim Computer. Kleine Programme, die vorgeben, etwas ganz Nützliches zu sein, und unbemerkt, meist im Hintergrund ganz andere Absichten haben.

Der erste Trojaner der Computerwelt war – ja, Aids. Genauer, ein auf massenhaft verbreiteten Disketten vorhandenes Programm, das sich zeitgemäß (das ganze fand im Dezember 1989 statt) „AIDS Information Introductory Diskette“ nannte.
Den Schaden (versteckte Verzeichnisse etc.), den das Programm anrichtete, sollte nur behoben bekommen, wer 378 US-$ auf ein Konto in Panama überwies.

Aids-Virus einmal anders heißt es ja des öfteren, auch diverse Fake-Mails, die vorgeben vor mit HIV präparierten Spritzen in Kinos zu warnen, kursieren immer wieder, obwohl sie längst als Hoax enttarnt wurden …

Virtuelle Persönlichkeit?

„Der erste Eindruck entscheidet“ – dieser Satz trifft zwar nicht immer zu, aber doch oftmals. Dieser erste Eindruck wird inzwischen häufig in virtuellen Welten stattfinden, ob auf persönlichen Internetseiten, Dating-Portalen oder in Blogs.

Und – in diesen virtuellen Welten scheint mehr noch als im realen Leben dieser Satz zu gelten, „der erste Eindruck entscheidet“. Denn ist der erste Eindruck erst positiv, wird vielleicht weiter gelesen, geschaut, entsteht Interesse. Ist er weniger oder gar nicht ‚verlockend‘, nun – das nächste Profil ist ja nur einen Klick entfernt.

Umso wichtiger wird es scheinbar zunehmend, wie auf schwulen Dating-Portalen der erste Eindruck optimiert werden kann. Das strunzige Bild in der Profilvorschau, der freche Profilname, die anreisserische Headline, die richtigen Einstellungen bei wichtigen Suchbegriffen, viele Optimierungs-Faktoren sind zu beachten. Von den augenzwinkernden ‚Optimierungen‘ bei Alter und Gewicht ganz zu schweigen … Und immer wieder sind Erfahrungsberichte zu hören, welchen Effekt auf die Anklick-Häufigkeit (und wohl auch folgend Kontakt-Häufigkeit) es haben kann, hier optimal aufgestellt zu sein.

Allein – optimal heißt hier ja zunächst nur ‚optimal hinsichtlich der (vermuteten) Erwartungen‘ der Zielgruppe, nämlich jener der potenziell interessanten Mit-Benutzer.
Nur – kann die Realität (nämlich: der Mensch hinter dem Profil) mithalten?
Bildet das auf Wirkung des ersten Eindrucks optimierte Profil noch den dahinter stehenden Menschen ab? Oder versucht jener mehr, dem gewählten, in seinem Profil dargestellten Bild gerecht zu werden? Entspricht das Bild mir, oder muss ich anschließend versuchen, dem vermittelten Bild gerecht zu werden? Ei oder Henne? Bild oder Spiegelbild?

Was steht im Mittelpunkt, eigene Persönlichkeit, oder Wunschbild des eigenen Seins? Ein altes Problem – ein Problem, das sich in ein Dilemma steigern kann bei mehreren ‚elektronischen Existenzen‘ der selben Person. Verknüpfen? Schon weil’s so bequem und praktisch ist? Oder – soll der Chef (mit dem man sich vielleicht auf Facebook & Co trifft) erfahren, was man so mit wem (via blauer Seiten) im Bett treibt, nur weil die verschiedene Profile verknüpft oder verknüpfbar sind?

Probleme, die zwar nicht entstehen wohl aber potenziell gravierender werden, wenn man / frau von der Realität in die Virtualität steigt.

Eine Lösung? Nun, ich erfreue mich i.d.R. lieber eines realen ersten Kennenlernens, face to face, Mensch zu Mensch.
Wobei Ausnahmen immer willkommen sind ;-). Einschließlich der möglichen Überraschungen. So verbirgt sich hinter so manchem Mauerblümchen eine wahre Perle, und hinter manchem Strunz doch nur ein in Muskelpakete gekleideter Langeweiler.

Und wie ich es selbst mit der virtuellen Welt halte?
Nun, auch ich habe mehrere ‚elektronische Existenzen‘; segmentiert, voneinander getrennt, denn sie bilden unterschiedliche Aspekte meiner Persönlichkeit ab. Diese Site (www.ondamaris.de), auf der ich eher meine schwulen- und aids-aktivistischen Gedanken kund tue. Das Ganze verbunden mit einigen persönlichen Überlegungen, während mein Mann als Thema hier weitgehend Tabu ist. Und ein davon getrenntes Profil auf den blauen Seiten, mit Partner-Link auch auf den Mann, und ja, grinsen erlaubt, dort ist mein Alter auch leicht ‚optimiert‘, ein ganz klein wenig ;-))

sexuelle Gesundheit in Berlin 4 – Hepatitis C in Berlin (akt.)

Die Hepatitis C ist nach dem Infektionsschutz-Gesetz melde- und übermittlungspflichtig.
Einen aktuellen Überblick über den Stand der Hepatitis-C-Infektionen in Deutschland gibt das RKI in seinem Epidemiologischen Bulletin (letzte aktuelle Hepatitis-C- Zusammenstellung für 2006 als pdf hier).

Berlin hat im bundesweiten Vergleich die höchste Inzidenz an Hepatitis C (starker An­stieg gegenüber Median 2001-2005). Liegt der Bundesdurchschnitt bei unter 10 Erstdia­gnosen pro 100.000 Einwohnern (Saarland am niedrigsten mit 3,7), so weist Berlin eine In­zidenz von 26,5 auf ((Quelle: RKI, Epidemiologisches Bulletin Nr. 49/2007, als pdf hier)).
Bei dieser hohen Inzidenz an Hepatitis C könnten neben einer höheren Präsenz gefährdeter Bevölkerungsgruppen (z.B. iv-DrogengebraucherInnen) allerdings auch unterschiedliche Test- und Meldeverhalten eine Rolle spielen.

Hepatitis C in Berlin nach Altersgruppen absolutHepatitis C in Berlin nach Altersgruppen relativIm Jahr 2007 wurden in Berlin 745 Fälle von Hepatitis C gemeldet, davon 448 bei Männern.
Der Anteil der Männer an den für Berlin gemeldeten Fällen liegt seit Jahren annähernd stabil bei 60%.
Auf die beiden Altersgruppen 30 bis 39 Jahre und 40 bis 49 Jahre entfällt die größte Zahl der Fälle.

Geschlecht 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
m 58 83 309 569 573 542 448
w 32 64 232 410 421 357 297
gesamt 90 147 541 979 994 899 745

gemeldete Hepatitis-C-Fälle in Berlin 2001 bis 2007 nach Geschlecht

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
0 – 9 1 1 3 3 5 2 3
10 – 14 0 0 1 7 0 0 2
15 – 19 0 5 15 17 23 9 3
20 – 24 5 6 44 49 59 38 31
25 – 29 5 17 40 80 81 75 58
30 – 39 29 37 129 220 226 206 151
40 – 49 20 45 124 267 242 249 214
50 – 59 14 8 59 115 124 144 118
60 – 69 8 10 51 88 92 63 63
Ab 70 8 18 75 133 142 113 102
summe 90 147 541 979 994 899 745

Altersbereich gemeldeter Hepatitis-C-Fälle in Berlin 2001 bis 2007
Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat, http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand: 05.02.2008

Die vorliegenden Zahlen geben leider keinen Aufschluss über den Umfang der sexuellen Übertragung von Hepatitis C. Zudem liegen leider keine Berlin-bezogenen Daten zum Umfang der Ko-Infektion von Hepatitis C und HIV vor.

Exkurs Hepatitis B
Die Hepatitis B spielt im Infektionsgeschehen scheinbar nur eine untergeordnete Rolle: : 2007 wurden in Berlin 67 Fälle gemeldet (Wochen 1 bis 52; Datenstand 19.12.2007 ((Quelle: RKI / Epidemiologisches Bulletin Nr. 03/2008) ) im Vergleich zu 70 Fällen im Vergleichs-Vorjahres-Zeitraum. Eine Datenabfrage (RKI survstat) nennt am 05.02.2008 68 Fälle, davon 46 bei Männern, 22 bei Frauen.

Eine Auswertung der KABaSTI-Studie ergab, dass ca. 70% der nach 1980 geborenen Teilnehmer gegen Hepatitis B geimpft sind ((Quelle: Ergebnisse der KABaSTI-Studie, in Epidemiologisches Bulletin Nr. 23/2007; kompletter Abschlussbericht hier)). Dies würde allerdings immer noch bedeuten, dass 30% nicht gegen Hepatitis B geimpft sind – und unnötig eine Infektion mit Hepatitis B riskieren.

Aktualisierung 05.02.2008: Stand Datenabfrage 05.02.2008
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Dieser Artikel ist Teil der Serie „Sexuelle Gesundheit in Berlin“:
Intro
Teil 1: HIV / Aids in Berlin
Teil 2: HIV-Neuinfektionen in Berlin
Teil 3: Syphilis in Berlin
Teil 4: Hepatitis C in Berlin
Teil 5: Berlin im Vergleich mit Hamburg und Köln
Teil 6: Ausblick und mögliche Konsequenzen