Deutsche AIDS-Hilfe: AIDS auch in Deutschland beenden!

Während der Welt-AIDS-Konferenz in Washington, die heute zu Ende geht, hat die Deutsche AIDS-Hilfe die „ Washingtoner Erklärung “ unterzeichnet. Sie steht unter dem Motto: „Turning the Tide Togehter – A Declaration to End the AIDS Epidemic“ („Gemeinsam das Blatt wenden – Eine Erklärung, um die Aids-Epidemie zu beenden“).

In der Deklaration werden neun dringend notwendige Maßnahmen benannt, darunter Zugang zu Prävention, Behandlung, Versorgung und Beratung, weitere Schritte gegen Stigmatisierung, Diskriminierung und Kriminalisierung von Menschen mit HIV sowie verstärkte Anstrengungen in der Forschung (www.dcdeclaration.org, www.2endaids.org).

Der im internationalen Vergleich sehr erfolgreichen deutschen HIV-Prävention wurde in Washington großes Interesse entgegengebracht. Oft wurde die Frage gestellt, welche Maßnahmen auf andere Länder übertragbar seien. Dazu sagt Carsten Schatz, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Die deutsche HIV-Prävention ist so erfolgreich, weil sie auf Beteiligung der am stärksten von HIV betroffenen Gruppen setzt und Diskriminierung entgegenwirkt. Wir wünschen uns, dass dieses Modell in noch mehr Ländern Fuß fasst. Zugleich müssen wir aber noch Lücken im eigenen Land schließen: Menschen in Haft sind von wirksamen Maßnahmen wie Spritzentauschprogrammen ausgeschlossen und haben oft keinen Zugang zu Substitutionstherapien. Drogenkonsumräume retten nachweislich Leben, dürfen aber noch immer in mehreren Bundesländern nicht betrieben werden. Vermeidbare HIV- und Hepatitis-Infektionen werden in Kauf genommen – das ist inakzeptabel.“

Schatz weiter: „In der Forschung muss Deutschland seine Anstrengungen erheblich verstärken. Die Konferenz hat bezüglich der Heilung der HIV-Infektion international ein Aufbruchssignal gesetzt. Wenn Deutschland bei der Finanzierung der Forschung so zurückhaltend bleibt wie bisher, laufen wir Gefahr, abgehängt zu werden. Und das trotz vielversprechender Ansätze: Die ,molekulare Schere’, die HIV aus infizierten Körperzellen entfernen kann, wurde vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut entwickelt.“

Die Konferenz in Washington hat keine großen Durchbrüche gebracht, wohl aber wichtige Zeichen gesetzt. Hochrangige Meinungsführer wie UNAIDS-Direktor Michel Sidibé haben betont, dass die präventive Wirkung der HIV-Medikamente – sei es nun in Form der Therapien HIV-Positiver oder als Präexpositionsprophylaxe – nicht gegen die Prävention ausgespielt werden darf. Information, Beratung und Interventionen gegen Diskriminierung sind und bleiben essenziell. In Washington wurde das Zusammenspiel verschiedener unverzichtbarer Maßnahmen analog zu den Kombinationstherapien als „kombinierte Prävention“ bezeichnet.

DAH-Vorstand Carsten Schatz abschließend: „AIDS ist heute eine meist vermeidbare Folge der HIV-Infektion. Obwohl wir auf eine Heilung noch länger werden warten müssen, können wir die Krankheit tatsächlich ,beenden’, wenn wir alle Menschen an den Erfolgen von Therapie und Prävention teilhaben lassen. Ob dies gelingt, ist eine Frage des politischen Willens – weltweit, aber auch in Deutschland.“

(Pressemitteilung DAH)

Rolands Washington-Tagebuch, Tag 4: Aids 2012: ART und andere Verteilungskämpfe

Fast verschlafen weil ich den Hotelwecker nicht gehört habe. Um 07:30 ist die Morgenkonferenz der Delegation im Hotelfoyer, auf der jeder erzählt, was er vorhat und man checkt, wer noch welche Hilfe braucht. Es gibt ja zwei „deutsche“ Stände, einer davon muß von der DAH „bespielt werden“, und heute hatten wir auch noch in der Pan European Networkingzone 2 Programme zu liefern. Nebenbei müssen alle auch immer noch versuchen, im Kongreßprogramm möglichst viel mitzubekommen und andere Termine wahrnehmen.

Pan European Networking Zone: HIV und Arbeit
Pan European Networking Zone: HIV und Arbeit

Da man auf der Konferenz nicht immer so richtig weiß wer positiv ist, habe ich mich heute in die Positivenlounge begeben. Das ist ein Bereich, in den nur Positive gehen dürfen und wer da drin ist, hat sich zumindest etwas geoutet (was ich ja auch gerade immer wieder übe).

Die Stimmung in der Lounge war dann aber anders, als ich es erwartet hatte. Man blieb etwas auf Abstand und kommunizierte eher mit Bekannten als mit Fremden – anders als im Global Village – oder man tippte lauter wichtige Dinge in sein Telefon.

Als ich dann noch bemerkte, dass einige Positive ihren Dreck einfach liegenlassen – damit der dann von den ehrenamtlichen Helfern weggeräumt wird – fühlte ich mich etwas wie in der Lufthansalounge am Frankfurter Flughafen.

Man ist irgendwie darauf bedacht, wichtig und toll zu erscheinen. Ich hätte natürlich vermutet, daß man unter Positiven sich genau anders verhält; dass man in einem geschützten Raum wie der wirklich netten, großzügigen Lounge offener und entspannter aufeinander zugeht.

Im Kongreß geht es viel um Verteilungsfragen und das durchaus mit gutem Niveau (die Ginimaße grüßen).

Die politische Stoßrichtung aller drei Veranstaltungen, in denen ich heute war, ist tendenziell gegen die Pharmafirmen und die Regierungen gerichtet. Es wird dabei fast ausschließlich aus einer Perspektive der Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommensniveau diskutiert. Das hat seine Berechtigung, weil es hier für die Positiven oftmals direkt ums weitere Überleben geht. Ohnehin haben dort viele Positive keinen Zugriff auf die notwendigen ART Medikamente.

Preisverfall bei ART Medikamenten nach der Erklärung von Doha
Preisverfall bei ART Medikamenten nach der Erklärung von Doha

Meistgezeigtestes Chart: Dieses Bild habe ich bisher 6 mal in verschiedenen Vorträgen gezeigt bekommen. Es illustriert den Preisverfall bei ART Medikamenten nach der Erklärung von Doha.

Ich vermisse hierzu europäische Beiträge, Meinungen und Ideen, die über eine Zustimmung zu den berechtigten Forderungen nach „Universal Access“ (jeder (!) erhält seine benötigten Medikamente) hinaus gehen. Was sind möglicherweise eigene Interessen von Positiven in Europa? Gibt es in diesem Verteilungskampf womöglich in den nächsten Jahren Konflikte, die auch uns als Europäer betreffen? Solange wir uns nicht beteiligen, werden diese Positionen (heute mehrfach) von anderen dargestellt.

What does the EU want?
What does the EU want?

So wird Europa wahrgenommen in Vorträgen zur ART Versorgung in „low and middle Income Countries“

Die Pharmaunternehmen gehen geschickt vor, um ihre Renditen mit HIV zu maximieren. Dabei werden sowohl lang- als auch kurzfristige Strategien genutzt. Eine Form ist die Patentpolitik für einzelne Produkte. Die Laufzeiten werden künstlich immer weiter verlängert. Aber auch in der Welthandelspolitik haben die Unternehmen sich gut aufgestellt. Handelsabkommen scheinen auf den ersten Blick sinnvoll für die Länder, aber sie sichern auch den Medikamentenmarkt ab.

Am Abend gab es ein gemeinsames Abendessen wo man schon mal eine Zwischenbilanz ziehen konnte. Meine ist sehr positiv.

Tag 4 - die erschöpfte DAH-Delegation
Tag 4 - die erschöpfte DAH-Delegation

Etwas erschöpfte Delegation aber noch in freudiger Erwartung auf ein Essen…welches das Restaurant überfordern wird.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ sind bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld
ondamaris 25.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!
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Video: Gesundheitsministerin von Kanada bei Rede in Washington von Protesten unterbrochen

Die Gesundheitsministerin von Kanada , Leona Aglukkaq, sah sich auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz Protesten ausgesetzt – wegen ihrer Aids-Politik, insbes. ihrer Weigerung, Druckräume und harm reduction zu unterstützen.

Die Gesundheitsministerin Kanadas, Leona Aglukkaq, ist kein Fan von harm reduction. Harm Reduction bedeutet Strategien, die dazu dienen, Risiken zu minimieren, Schaden helfen abzuwenden. Konkret z.B., DrogengebraucherInnen die Möglichkeit zu bieten, Drogen sicher zu konsumieren, indem saubere Spritzbestecke oder Druckräume zur Verfügung stehen. Leona Aglukkaq, Gesundheitsministerin Kanadas, schwebt hingegen weiterhin eine drogenfreie Gesellschaft vor – pragmatische Politik wie Druckräume, Spritzbestecke bereitzustellen lehnt sie ab.

Als der Oberste Gerichtshof Kanadas jüngst in einem Urteil zu Gunsten des einzigen (!) in Kanada existiereden Druckraums (Insite) entschied (nach Versuchen, diesen zur Schließung zu zwingen), äußerte sie ihre Enttäuschung über das Urteil.

Enttäuscht, wütend über das Verhalten ihrer Gesundheistministerin, protestierten kanadische Aids-Aktivisten während der Rede, die Leona Aglukkaq auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz während einer Session hielt:

Seit Jahren protesieren Aktivisten gegen die sehr harte Drogenpolitik Kanadas, die sie als sehr einseitig auf ’no drugs‘ ausgerichtet sehen (siehe ondamaris 23.07.2012: ‘Krieg gegen Drogengebraucher’ – Proteste gegen Kanadas Drogen-Politik)

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weitere Informationen:
Insite 20.07.2012: Safe Injection Advocates Interrupt Health Minister Urging Visit to Insite
Health Canada 25.07.2012: Speech by the Minister of Health the Honourable Leona Aglukkaq – AIDS 2012 – Regional Session on USA and Canada
queer.de 26.07.2012: „Act Up“ ist zurück
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HIV sehr früh behandeln – eine Chance auf Heilung? (akt.)

Heilung von HIV – ein Traum, oder bald eine reale Chance? Forscher glauben, mit einer sehr frühen Behandlung direkt nach Infektion eine ‚funktionale Heilung‘ erreichen zu können. Heute werden sie ihre Daten in Washington auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz vorstellen.

Die HIV-Infektion ist in vielen Fällen heute gut behandelbar, eine Vielzahl von Medikamenten stehen zur Verfügung. Eines ist jedoch bisher nicht gelungen, die Heilung (bis auf einen Ausnahme-Fall, den ‚Berlin patient‘, siehe ondamaris 20.05.2011: “Ich bin von HIV geheilt” – der ‘Berlin Patient’ im Interview).

Doch nun haben Forscher nicht nur eine ‚Strategie zur Heilung von HIV‚ auf den Weg gebracht. Einige Forscher sind der Überzeugung, einen konkreten Weg zu einer Möglichkeit der Heilung gefunden zu haben.

Wichtig dabei: zwei Begriffe von ‚Heilung‘ zu unterscheiden: Heilung kann bedeuten (im klassischen Sinn), den Virus vollständig aus dem Körper zu entfernen (die vordem mit HIV infizierte Person ist wieder HIV-frei). Oder es kann bedeuten, das Immunsystem der Person in die Lage zu versetzen, die vorhandene HIV-Infektion selbst unter Kontrolle zu halten. Die Person bleibt HIV-infiziert, erkrankt aber auch ohne Einnahme von Medikamenten nicht. Dieser Ansatz wird ‚functional cure‘ (funktionale Heilung) genannt.

Genau für diese funktionale Heilung glauben einige Forscher nun eine konkrete Mögichkeit zu sehen: die sehr frühe Behandlung HIV-Infizierter. Sehr früh meint hier: innerhalb der ersten 14 Tage nach Infektion mit HIV.

Forscher wollen konkrete Daten zu der französischen Studie, aus der sie dieses Konzept entwickelten, heute (Donnerstag, 26.7.2012) auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington voerstellen.

Jon Cohen, Reporter des ‚Science Magazine‚, konnte schon vorab mit den Forschern sprechen. Im Interview erläutert er das Konzept und die Gründe:

Grund-Idee dieses Ansatzes einer ‚functional cure‘: HIV-Positive sehr nahe am Infektionszeitpunkt antiretroviral behandeln (innerhalb der ersten 14 Tage nach Infektion). Entstanden ist dieses Konzept aus einer Studie, über die die Forscher heute berichten werden. Ihre Beobachtung: wenn frühzeitig behandelte HIV-Positive mit ihrer Viruslast unter der Nachweisgrenze waren, und dann die Medikamenten-Einnahme beendeten, war bei einigen auch nach sieben Jahren keine messbare Viruslast –  ohne Medikamenten-Einnahme, ohne zu erkranken.

Die Forscher fragten sich, ob sie vielleicht zufällig eine Gruppe von so genannten ‚Elite Controllern‘ haben (Menschen, die aufgrund körpereigener Faktoren wie bestimmter Korezeptoren ihre HIV-Infektion ohne zu erkranken selbst unter Kontrolle behalten können). Die Studie zeigte allerdings (aufgrund einer Analyse relevanter Marker): nein, eher im Gegenteil, diese Teilnehmer müssten ein höheres Risiko haben zu erkranken.

Schlussfolgerung der Forscher: eine sehr frühe Behandlung HIV-Infizierter könnte vielleicht dazu führen, dass ihr Immunsystem selbst HIV unter Kontrolle behalten kann (und die ansonsten üblichen Schäden (auch am Immunsystem selbst) entstehen erst gar nicht.

Weitere Daten (über obiges Interview hinaus) sollen heute Donnerstag 26.7.2012 in Washington vorgestellt werden.

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Aktualisierung
27.07.2012, 10:30: Charline Bacchus, Leiterin der Studie bei der französischen staatlichen Aids-Forschungs-Organisation ANRS (Agence National de recherche sur le Sida et les hépatites virales) erläuterte gegnüber Medien die Studienergebnisse:

„Six years after interruption of treatment, patients treated early on in the post-infection period present a perfect ability to control the HIV infection.“

In der kleinen ANRS-Studie (‚Visconti-Kohorte‘, ‚Virological and Immunological Studies in CONtrollers after Treatment Interruption‘) wurden 12 HIV-Positive untersucht. Sie erhielten innerhalb der ersten 10 Wochen nach Infektion antiretrovirale Behandlung, stoppten diese aber nach Erreichen einer Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze. Für im Median 6 Jahre konnte trotz Absetzen der Medikamente keine HIV-Viruslast gemessen werden. HIV war zwar weiter nachweisbar, die Infektion wurde jedoch vom körpereigenen Immunsystem unter Kontrolle gehalten.

Resüme der Forscher in ihrem auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington vorgestellten Abstract:

„In VISCONTI patients, treatment initiated at primary HIV-1 infection leads, after treatment interruption, to a low -but inducible- durable HIV reservoir distributed mainly in short-lived memory CD4+T cells that mimicks the natural distribution observed in Elite-Controllers.“

Die Studie wird fortgesetzt. Die Forscher wollen werausfinden, welche Immun-Parameter dafür verantwortlich sind, dass (anders als sonst notwendig) diese HIV-Positiven in der Studie keine antiretroviralen Medikamente mehr nehmen müssen – warum sie sich de facto annähernd wie Elite-Controller verhalten.

27.07.2012, 15:00: aidsmap zitiert eine Ko-Autorin der Stuidie mit der Aussage, die Studie zeige, dass womöglich bei einem kleinen Teil HIV-Positiver (5 bis 15%) das Immunsystem lange Zeit lang  in der Lage sein könne, die HIV-Infektion selbst zu kontrollieren, wenn die antiretrovirale Therpaie sehr früh beginne.

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siehe auch:
Charline Bacchus, Cellular and Tissular Immunology Laboratory, Pierre and Marie Curie University, INSERM UMR-S 945, Pitié-Salpêtrière Hospital, Paris, France, et al.: Distribution of the HIV reservoir in patients spontaneously controlling HIV infection after treatment interruption
Guardian 26.07.2012: French research gives scientists hope of ‚functional cure‘ for HIV
Pinknews 26.07.2012: Small HIV study raises hopes of ‘functional cure’
IAS 26.07.2012: New HIV Cure Research Released Today at the XIX International AIDS Conference (AIDS 2012) (pdf)
aidsmap 27.06.2012: Latest data on HIV cure research (dort Absatz zu ‚Visconti‘)
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Top 15 der Kriminalisierung HIV-Positiver

Die ‚ Top 15 der Kriminalisierung ‚ – In welchen Staaten der Welt werden HIV-Positive am intensivsten juristisch verfolgt?

Kriminalisierung der HIV-Übertragung, Kriminalisierung HIV-Positiver – die strafrechtliche Verfolgung ist für Menschen mit HIV immer noch eine der intensivsten und weitreichendsten Bedrohungen und Einschränkungen. Und ein wesentliches Hindernis für eine erfolgreiche HIV-Prävention.

Auf der XIX. Internationalen Aids Konferenz in Washington ist die Frage der Kriminalisierung der HIV- Übertragung und HIV-Positiver immer wieder grosses Thema. In einer gemeinsamen Präsentation von HIV Justice Network und GNP+ (Global netwiork of people Living with HIV) stellten Moono Nyambe und Edwin J. Bernard eine Liste derjenigen 15 Staaten vor, in denen HIV-Positive am intensivsten strafrechtlich verfolgt werden:

die Top 10 - Staaten der Kriminalisierung von HIV-Positiven (Grafik: HIV Justice Network)
die Top 10 - Staaten der Kriminalisierung von HIV-Positiven (Grafik: GNP+ / HIV Justice Network)

Die fünfzehn Staaten, in denen HIV-Positive juristisch am stärksten bedroht sind (gemessen an der Zahl der bekannt gewordenen Verhaftungen / Verurteilungen von HIV-Positiven pro 1.000 Menschen mit HIV) sind

  1. USA (Bundesstaaten South Dakota (SD), Idaho (ID), Iowa (IA), Michigan (MI), Louisiana (LA), Tennessee (TN), Illinois (IL), Missouri (MO), Indiana (IN), Ohio (OH), Oklahoma (OK))
  2. Bermuda
  3. Malta
  4. Schweden
  5. Australien (Bundesstaaten Tasmanien (TAS), South Australia (SA), Australian Capital Territory (ACT), Victoria (VIC), Western Australia (WA))
  6. Neuseeland
  7. Finland
  8. Norwegen
  9. Österreich
  10. Dänemark
  11. Kanada
  12. Tschechien
  13. Schweiz
  14. Ungarn
  15. Singapur

Die kriminalisierung HIV-Positiver hält Menschen davon ab, einen HIV-Test machen zu lassen, und hindert HIV-Positive daran, Zugang zu Behandlung und Therapie zu erhalten. damit gefährdet Kriminalisierung HIV-Positiver Menschenleben – und erschwert massiv effiziente Prävention.

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Die Kriminalisierung HIV-Positiver ist, zeigt die Grafik anschaulich, nicht ein Problem irgend welcher düsterer ‚Schurkenstaaten‘. Sondern Kriminalisierung ist ein Problem der ‚reichen Industriestaaten‘ – die mit Kanada und den USA sowie Schweden, Finland, Norwegen, Österreich, Dänemark, Tschechien, der Schweiz und Ungarn gleich zehn der fünfzehn Plätze dieser traurigen ‚Top 15‘ belegen.

Kriminalisierung – ist ein Problem von uns!

Nicht nur von uns HIV-Positiven, sondern auch von uns, die wir (egal ob mit oder ohne HIV) in Europa und Nordamerika leben.

Es ist an uns, dies zu ändern …

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HIV Justice Network 26.07.2012: HIV Criminalisation Discourages HIV Testing, Creates Disabling and Uncertain Legal Environment for People with HIV in U.S. (Press Release)

Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!

Morgens ein ausführliches Gespräch mit J. (Nurse in Administration, ca. 57+ Jahre, verpartnert). Er erzählt anschaulich von den Anfängen von AIDS, als er als junger Pfleger mit den Versicherungen Deals machen mußte, damit sie Kosten der Behandlung der ersten AIDS Kranken übernehmen. Diese Kosten waren oft nicht versichert und keiner wollte für die Pflege und die kleinen Dinge aufkommen. Eigentlich wolle auch keiner diese Pflege leisten. Den einen war es zu gefährlich, für die anderen war es zu wenig Geld, was bei der langwierigen Arbeit übrig blieb.

Man mußte Ärzte finden, die eine Behandlung damals praktisch ohne geeignete Medikamente durchführen konnten, und es war ein Problem, überhaupt Diagnosen richtig gestellt zu bekommen. Der HIV-Test wurde von vielen Ärzten überhaupt nicht in Erwägung gezogen, die Folge war noch schlechtere Versorgung der Patienten als ohnehin schon.

Wir vergleichen dann noch das Versicherungssystem in Deutschland und den USA. Dabei erfahre ich dann auch, dass man in den USA am besten dasteht, wenn man Ex-Militär ist. Die Veteran Insurance war früher einmal die schlechteste Form der Versicherung – wenige Leistungen bei hohen Versicherungsprämien und nur wenigen Ärzten, die überhaupt für die Leistungen in Frage kamen. Dann kam ein ehrgeiziger, patriotischer Mann vor einigen Jahren und baute die Versicherung zu der am besten leistenden Versicherung in den USA um.

Das Event des Tages ist die Demonstration!

HIV is not a crime! Criminalizing it is!
HIV is not a crime! Criminalizing it is!

Es wurde im Amerikanischen Stil demonstriert. Sprechchöre, Einpeitscher, Ausstattungsdepartment, Emotionen und ein kleines Ordnerdurcheinander gehören dazu und schaffen eine unvergeßliche Atmosphäre für den vom deutschen CSD-Getümmel gelangweilten Teilnehmer.

Politik ist wesentlich auf der Demo. Viele verschieden Gruppen beteiligen sich.

For an Aids-free world: In $ we trust!
For an Aids-free world: In $ we trust!

Aus New York ist man mit Bussen seit 5 Uhr morgens angereist – und sieht trotzdem gut aus.

ACT UP & Occupy: Tax Wall Street - End Aids
ACT UP & Occupy: Tax Wall Street - End Aids

Es ging in mehreren Teildemos durch die Innenstadt. Vor entsprechenden Institutionen machten die einzelnen Gruppen ihrem Unmut Luft. So machte sich die Gruppe, welche für eine Robin Hood Tax (Tobin Tax, Tobin-Steuer, in Deutschland etwas langweilig Finanztransaktionssteuer genannt) einsetzt, vor der Bank of Amerika breit.

 Bank of America
Bank of America

Manchmal versteh ich die Politik nicht – da fordert das Volk schon Steuererhöhungen, und dann ist es den Damen und Herren auch nicht recht – normalerweise demonstrieren Bürger gegen Steuerhöhungen (meist zu Recht).

Geendet hat die Demo im Vorgarten vom Präsidentenpalast … ER hat aber trotz klingeln an der Tür nicht geöffnet.

Gerüchteweise haben sich noch Demonstranten sorgfältig an den Gartenzaun vom Weißen Haus gekettet und wurden dann sorgfältig festgenommen. Hat ER wirklich Angst vor Männern mit grünem Hütchen?

Kosten werden zu Investitionen

Im den Wirtschaftsveranstaltungen wird jetzt viel, gern und unwidersprochen von einem „Investment“ gesprochen. Die Maßnahmen für/gegen HIV und AIDS waren/sind/werden ein „lohnendes Investment“. Statt Kostenverursacher und Wohltätigkeit nun also Erträge. Damit bin ich als Positiver ab heute ein Investitionsgut der HIV-Branche und muß entsprechende Gewinne abwerfen, damit sich das Investment lohnt. (SO hat das heute aber keiner gesagt …. das ist dann nur meine zugespitzte Schlußfolgerung).

Was passiert mit mir / meiner Medikamentenversorgung, wenn ich mich nicht mehr rechne?

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ sind bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld
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Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld

Ab jetzt laufen die Programme richtig los. Mein Spezialgebiet ist der Track E – Health Economics ( Gesundheitsökonomie ).

Das ist für die meisten ja nicht so ein interessantes Gebiet, aber mir persönlich sagen diese Dinge einiges, und ich finde als Positive sollten wir uns solchen Diskussionen auch stellen. In Washington nehmen sie jedenfalls einen großen Raum ein. Wenn wir diese Diskussionen vermeiden, werden sie also ohne uns geführt – und das kann einem ja erst recht nicht gefallen.

Chart des Vormittags:
durch die Einnahme von ART nimmt die Arbeitsfähigkeit von HIV-Positiven wieder zu - bis auf 90% des Ausgangswerts
durch die Einnahme von ART nimmt die Arbeitsfähigkeit von HIV-Positiven wieder zu - bis auf 90% des Ausgangswerts

Das Bild zeigt, das durch den Einsatz einer ART die Arbeitsfähigkeit der Positiven wieder zunimmt, um im Laufe der Zeit fast 90 % des alten Werts zu erreichen. Das finde ich sehr ermutigend. Die Untersuchung war eine Langzeitbetrachtung mit einer große Zahl von Positiven in Süd-Afrika. Das Ganze ist in der Grafik dann etwas aufgehübscht mit Statistik. Wichtig sind die blauen Punkte. Diese sinken vor dem Beginn einer ART (= gestrichelte Linie) kontinuierlich ab. Das bedeutet, dass die Menschen immer weniger arbeiten – im allgemeinen also arbeitslos werden, weil sie nicht mehr können. Danach steigen die Punkte wieder an fast auf das Ausgangsniveau der roten Linie – d.h. die Menschen arbeiten wieder fast genau so viel wie vorher.

Chart des Nachmittags:

nur max. 19% der HIV-Positiven, die in der Ukraine ART benötigen, erhalten diese auch !
nur max. 19% der HIV-Positiven, die in der Ukraine ART benötigen, erhalten diese auch !

Das Bild zeigt, daß in der Ukraine 2010 nur maximal 19% der Menschen, die eine ART benötigen, diese dann auch wirklich erhalten. Dabei ist noch nicht einmal die Frage angeschnitten, ob diese ART die optimale ist. Das ist unterste Schublade! 80% der Positiven bleiben unversorgt und haben deshalb das Risiko, früher als notwendig zu sterben. Wenn man sich ansieht, dass in den anderen Balken auch keine schwerreichen Industrieländer stehen, dann kann man, habe ich das Gefühl,bei der Ukraine schon von einem AIDS-Schurkenstaat sprechen.

Gemeinschaftsstand der Lateinamerikaner - macht richtig was her.... den dicken Teppich sieht man nicht auf dem Foto
Gemeinschaftsstand der Lateinamerikaner - macht richtig was her.... den dicken Teppich sieht man nicht auf dem Foto

Es gab aus der Leserschaft eine Rückfrage zum Global Village [als Kommentar zuRolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister„; Anm. ondamaris]: ob die von mir beschrieben „Lebendigkeit“ im Golbal Village „nur“ von Konferenzteilnehmern verursacht ist, oder ob auch die „unbeteiligte“ Bevölkerung rein geht. Gestern am Eröffnungsabend waren nach meinem Eindruck eher Fachbesucher da. Heute hatte ich den Eindruck, dass der eine oder andere Nicht-Fachmann da war. Aber im Wesentlichen sind es Menschen, die zur Konferenz gekommen sind. Die vielzitierte Offenheit für alle wird eher nicht wahrgenommen. Meine Unterscheidung würde ich am zweiten Tag auch eher abgrenzen mit „ehrenamtlichem HIV“ im Village gegenüber „angestelltem HIV“ in der Kongressausstellung – aber ganz trennscharf ist das auch nicht, weil auch viele im HIV-Bereich Erwerbstätige im ‚Global Village‘ sind (zum Beispiel das Spitzenteam der DAH). Ich guck da noch mal weiter hin.

das Spitzen-Team der DAH im Global Village
das Spitzen-Team der DAH im Global Village

Country Ownership

Diskussions-Panel zu PrepFAR
Diskussions-Panel zu PrepFAR

Hab in einem Abendpanel versucht etwas über PEPFAR (The U.S. President’s Emergency Plan for AIDS Relief) und COUNTRY OWNERSHIP zu lernen.

Das Programm rettet unbestritten Leben, es scheint aber auch Mechanismen zu enthalten, die zu einer Aneignung des Landes durch die Geberländer führen können (ich frage mich, wie weit hat es Aspekte von Kolonialisierung, wenn Empfänger-Länder sich, um Mittel aus PrepFAR zu erhalten, konform zu den Werten des Geberlandes USA verhalten müssen?)

Interessant fand ich den Beitrag eines der weltgrößten Minenkonzerne der Welt. Die haben für Ihre Angestellten in Süd-Afrika vor einigen Jahren eine Kranken- (und auch HIV-) Versorgung auf eigene Kosten eingeführt. Ich gehe davon aus, dass diese ähnlich arbeitet wie die bestehende Arbeitgeberversicherungen in den USA. Nur 5% der Lohnsumme kostet es derzeit den Konzern, diese Struktur zu unterhalten. Die Produktivitätsverluste nur durch HIV waren vor der Einführung mehr als 3 mal so hoch. Es rechnet sich also!

Vermutlich bindet es die Arbeiter auch enger an das Unternehmen. Zumindest als Positiver hat man dann ein starkes Interesse nicht seinen Arbeitsplatz zu verlieren. An Streiks wird man wohl daher weniger gern teilnehmen. Das ist aber reine Spekulation – so hat das der freundliche Herr von der Firma nicht ausgeführt. Gleichwohl wäre es ungerecht, dem Herrn nur ein oberflächliches Interesse an dem Thema zu unterstellen. Er sitzt in vielen Organisationen zu HIV an entscheidenden Stellen.

Präsidententratsch des Tages:

Vermutlich nun aber wirklich das letzte Mal Obama: Ich traf den positiven Consultant B., der mir nach einigen unterhaltsamen Sätzen zu den Unterschieden von Annahmen, Eindrücken, Fakten und Ergebnissen in der empirischen Männerforschung seine Einladung zum „Seated Dinner“ bei Präsident Obama am kommenden Donnerstagabend zeigte.

B. hatte schon aufgrund von Charme, Intelligenz und sicherlich auch persönlichen Verdiensten um die Sache der Positiven diese Einladung verdient – aber ich habe ihn doch wohlwollend beneidet um einen ABEND mit dem gutaussehenden Herrn im Weißen Haus (das hat B. dann noch mehr gefreut – zumal er versicherte, dass die Einladung völlig unerwartet in seinem Briefkasten gelandet sei und er sich diese Ehre auch nicht ganz erklären könne – manchmal ist das Schicksal doch gerecht!).

Er ist bisher der einzige, den ich getroffen habe, der da hingehen darf – ich kenne nicht mal jemanden der jemanden kennt der da hingeht. Oder sitzen die beiden am Ende wirklich zu zweit beim Candellight Dinner ….. ???

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister
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US-Aussenministerin Hillary Clinton: Mein Ziel ist eine Generation ohne Aids – Frankreichs Staatspräsident Hollande stimmt zu (akt.2)

„Ich bin hier, um das Ziel einer Aids-freienGeneration zu setzen.“ Dies betonte US-Außenministerin Hillary Clinton auf ihrer heutigen Rede bei der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington.

‎“I’m here to set a goal for an AIDS free generation!“

Hillary Clinton 2009 (Foto: Department of State)
Hillary Clinton 2009 (Foto: Department of State)

Hillary Clintion sprach um 10:00 Uhr Ortszeit auf der Eröffnungsveranstaltung der XIX. Internationalen Aids-Konferenz im Washington Convention Center. Die Rede der US-Außenministerin Clinton war angekündigt worden, US-Präsident Obama hingegen ließ mitteilen, nicht an der Eröffnung der 19. Internationalen Aids-Konferenz teuilnehmen zu können. Er wandte sich per Video-Botschaft an die über 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Bereits im Vorfeld der Konferenz hatten auf einem international besetzten Symposium Wissenschaftler eine ‚Strategie zur Heilung von HIV‘ auf den Weg gebracht.

Clintons Rede wurde live gestreamt (hier). Ein Video der Rede wird sobald verfügbar auf ondamaris in diesem Artikel ergänzt liegt nun vor:

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Zuvor hatte auch der französische Staatspräsident Francois HJollande in einer Videobotschaft an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses betont, es sei möglich, die „Aids-Epidemie in der ganzen Welt zu beenden“ („arreter l’épidémie du sida dans le monmde, c’est possible“):

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Aktualisierung
23.07.2012, 20:30: Der Redetext steht hier auf den Seiten des State department online. Ergänzend das Fact Sheet „Progress on Achieving an AIDS-Free Generation„.

24.07.2012, 21:20: Video der Rede Hillary Clintion liegt vor und ist oben eingebunden

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Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister

Wir treffen uns zu einer verträglichen Uhrzeit um als Gruppe gemeinsamen zur großen Demo unter dem Titel „Keep the Promise“ zu marschieren. Politiker in den USA und in aller Welt sollen durch diese Großdemonstration daran erinnert werden, die vereinbarten Ziele und Versprechungen zu HIV / AIDS endlich umzusetzen.

morgendliches Frühstücks-Hot Dog in DC
morgendliches Frühstücks-Hot Dog in DC

H. und ich müssen uns kurz vor dem Ziel erst mal stärken, da das Frühstück wegen vieler kleiner Arbeiten dann doch ausgefallen ist.

wir mal so ...
wir mal so ...

Die Veranstaltung wurde massgeblich von der Aids Health Foundation ausgerichtet.

Bühne mit Leinwänden und trommeltragenden Frauen
Bühne mit Leinwänden und trommeltragenden Frauen

Eine riesige Demomaschine wurde dafür in Gang gesetzt. Perfekt organisiert für sicher 10.000 Teilnehmer – inklusive kostenloser Regenschirme und Trinkwasserversorgung.

Leider waren dann die erhofften Massen nicht gekommen

Platz für weitere 8000 Demonstranten
Platz für weitere 8000 Demonstranten

In Amerika wir nicht so laienhaft wie bei uns in Deutschland demonstriert. Es gibt immer ein Prop-Department, das vieles Nützliches für die Teilnehmer vorbereitet, um eine schlagkräftige Veranstaltung zu gewährleisten – so sind auch vorbereite Transparente üblich. Das führt dann allerdings auch dazu, das der Veranstalter seine Message leichter unter das Volk bringen kann.

 Take Away Statement
Take Away Statement

Ich würde ungern mit einer Tafel „TEST AND TREAT NOW“ herumlaufen. So eine Forderung dient nicht unbedingt den Positiven, sondern eher Pharmafirmen und Public Health Überlegungen. Dass die Medikamente teuer sind für den Einzelnen und die Gesellschaft, dass Nebenwirkungen auftreten und die Auswirkungen von langer ART unbekannt sind, wird dabei vernachlässigt.

es gibt sie noch: Die guten Aktivisten aus Texas
es gibt sie noch: Die guten Aktivisten aus Texas

Im Gespräch mit P. aus Texas höre ich, das in Austin eine besonders hohe Neuinfektionsquote zum Problem wird. Der Cowboystaat ist schon immer restriktiv, defensiv, vermeidend, strafend mit seiner HIV- und Sexpolitik umgegangen. Gleichzeitig kommt es durch das gute Wirtschaftswachstum in der Region zu einer erhöhten Zuwanderung von Leuten, deren kulturelle Hintergründe anders sind (jemand aus New York kann da bereits aus einer anderen Welt kommen). Beide Faktoren zusammen bieten die Grundlage für eine überdurchschnittliche Ausbreitung von HIV.

Irgendwann geriet die Veranstaltung zum Popkonzert, weil der befürchtete Regen ausblieb, die Regenschirme zu Sonnenschirmen wurden und die Redner, Tänzer und Sänger sich nicht vom leeren Platz einschüchtern ließen und enthusiastisch „eindroschen“ auf das Publikum …

Weather Girls
Weather Girls

… das dann auch bereitwillig mitging

Wir mussten dann vor dem großen Finale bereits zum Kongresszentrum, um bei der Eröffnung des Deutschen Stands und des Global Villages auf der Aids 2012 dabei zu sein.

Bundesgesundheitsminister Bahr mit iwwit- Rollenmodell Marcel bei der Eröffnung des deutschen Standes auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz
Bundesgesundheitsminister Bahr mit iwwit- Rollenmodell Marcel bei der Eröffnung des deutschen Standes auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz

M. ist dann im letzten Moment (eigentlich schon 5 Minuten später) wie ein Schauspielprofi mit dem Minister vor die Kameras gesprungen und hat brilliant seinen Eröffnungspart zur Freude der Zuschauer, der Medien und sicher auch des Ministers gegeben.
Global Village und Exposition unterscheiden sich schon bei der Eröffnung sehr stark in ihrer Atmosphäre. Das Village ist lebendig und überraschend. Bis zum späten Abend wurden noch Gespräche geführt und Präsentationen gestartet…. und sogar Stände aufgebaut.

Scheinbar kein Tag ohne den Präsidenten in diesem Land: Heute flog er mit seinem Hubschrauber über mir herum (– vielleicht klappt ja doch was??).

Präsident über Demonstranten
Präsident über Demonstranten

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht
ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei
ondamaris 22.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern
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UNAIDS-Direktor Michel Sidibé: die Welt steht tief in der Schuld der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Communities

Michel Sidibé, Generaldirektor von UNAIDS, erinnert an die Verdienste und Errungenschaften von Schwulen, Lesben und Transgender (LGBT) m Kampf gegen Aids in den vergangenen 30 Jahren:

„The global AIDS response would never have reached where it is today without their courageous, inspiring and consistent action and activism over the last 30 years.“

Sidibé weist darauf hin, dass es Schwule waren, die Anfang der 19080er Jahre die ersten Organisation zur Unterstützung und Pflege gründeten. Dass es Schwule, Lesben und Transgender waren, die Mitte der 1980er Jahre in einer Zeit der weitgehenden Ignoranz durch die offizielle Politik mit selbst kreierten Kampagnen Druck machten, nach Lösungen verlangten. Dass es eine Gruppe von schwulen Männern war, die 1983 die ‚Denver Prinzipien‚ als erstes bedeutendes Statement der Rechte von Menschen mit HIV verfassten.

UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé bei der Eröffnung der Konfernez "HIV, law and human rights" in Dakar am 7. Februar 2011 (Foto: UNAIDS)
UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé bei der Eröffnung der Konfernez "HIV, law and human rights" in Dakar am 7. Februar 2011 (Foto: UNAIDS)

Sidibé betont die nicht zu unterschätzende Bedeutung von ACT UP als einer der ersten Organisationen, die die Schwulen-, Lesben- und Transgender-Bewegung mit der Bürgerrechts-Bewegung zusammen gebracht habe, um wirtschaftliche und politische Lösungen der Aids-Krise zu verlangen.

Die heutigen Erfolge auch in der Behandelbarkeit von HIV beruhten, so Sidibé, auf diesem Engagement der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Bewegungen in den 1980er und 1990er Jahren.

„Today’s treatment success sprang from this bold and „outside the box“ grassroots leadership of the LGBT community in the 1980s and ’90s.“

Diese Erfolge hätten jedoch einen bitteren Beigeschmack, da schwule Männer immer noch weit überproportional von HIV betroffen seien:

„After 30 years of the world’s strongest HIV programs led by the LGBT community, the AIDS epidemic is still taking a tragic and disproportionate toll on LGBT communities all over the world. In the United States, gay and bisexual men comprise less than two percent of the population, yet they have accounted for at least half of new HIV infections and cumulative HIV cases since the first cases were reported in the 1980s.“

Es sei eine bittere Ironie, dass ausgerechnet einige derjenigen Staaten, die am meisten von den Errungenschaften der letzten Jahre der Aids-Bekämpfung profitiert hätten, auch diejenigen Staaten seien, die am deutlichsten Schwule, lesben und Transgender diskriminieren und verfolgen.

Die Welt stehe tief in der Schuld der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Communities weltweit. Es sei nun an der Zeit, dieser Schuld gerecht zu werden, danke zu sagen:

„The world owes the LGBT community a great debt. Now it is time to repay our debt of thanks. Those of us in positions of global leadership must stand by LGBT people all over the world and say, „You are not alone. We are in this together.““

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Michel Sidibé: The AIDS Response Owes a Great Debt to LGBT Communities
in: Huffington Post 20.07.2012

LSVD und AIDS-Hilfe in Sachsen-Anhalt empört über HIV-Zwangstestung

In einem Offenen Brief an Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht vom 18. Juli haben der LSVD Sachsen-Anhalt und der Landesverband der AIDS-Hilfen Sachsen-Anhalt ihre Verwunderung und Empörung über die mit dem neuen Polizeigesetz von Sachsen-Anhalt geplante HIV-Zwangstestung zum Ausdruck gebracht.

Demnach darf eine Blutentnahme durch einen Arzt unter Richtervorbehalt, bei Eilbedürftigkeit aber auch ohne Richtervorbehalt bei „Gefahr für Leib oder Leben einer anderen Person“ angeordnet werden, wenn es „zu einer Übertragung besonders gefährlicher Krankheitserreger, insbesondere Hepatitis B-Virus, Hepatitis C-Virus oder Humanes Immundefizienzvirus (HIV)“ gekommen sein kann.

Die Planungen seien unangemessen und irrationalen Ängsten geschuldet, so Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfen Sven Warminsky und LSVD-Landessprecher Martin Pfarr in dem Offenen Brief. Einzig davon, ob das Sexualverhalten einer Person „safe“ oder unsafe“ sei, hänge das konkrete Risiko ab, eine andere Person zu infizieren. Mit einer Post-Expositionsprophylaxe müsse zudem unabhängig von einem zu erwartenden Testergebnis binnen 24 Stunden begonnen werden.

Warminsky und Pfarr fordern Minister Stahlknecht auf, die Aushöhlung von Menschenrechten zugunsten eines vermeintlichen Gewinnes an Sicherheit zu stoppen.

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(Pressemitteilung LSVD)

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offener Brief (pdf)

siehe auch
ondamaris 13.07.2012: Bald HIV-Zwangstest in Sachsen-Anhalt möglich?

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Der Weg zur Heilung von HIV ?

Eine “ Strategie zur Heilung von HIV “ brachten Wissenschaftler am 19. Juli 2012 in Washington auf den Weg – gemeinsame Anstrengungen, um die HIV-Infektion heilen zu können. Ihrer Ansicht nach der einzige Weg, dauerhaft die Aids-Krise zu beenden, die HIV-Epidemie zu stoppen, so die Wissenschaftler.

Françoise Barré-Sinoussi, die 2008 für die Entdeckung von HIV den Nobelpreis für Medizin erhielt (siehe ondamaris 08.10.2008: Wissenschaftskrimi um den Aids-Erreger), hält eine Heilung für machbar – die so genannten ‚Elite-Controller‘ (Menschen, die seit langem mit HIV infiziert sind, ohne Medikamente zu nehmen – und ohne zu erkranken) würden den Weg weisen:

„I think it’s possible because we have this category of patients we call the „elite controller“. … Those elite controllers never receive ART [antiretroviral therapy]. For some of them it is 20 years since they were infected with HIV. They have no detectable levels of virus in the blood. They have not only no detectable virus but the size of the reservoir is very low. So it is a strong argument to say if you have a very low level of reservoir, maybe you can stop the treatment.“

HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)
HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)

UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé lobte die neue Strategie. Die vorangegangene Generation habe für Behandlungsmögflichkeiten gekämpft, die jetzige Generation müsse für die Heilung von HIV kämpfen:

„The previous generation fought for treatment. Our generation must fight for a cure.“

Die Strategie zur Heilung von HIV – „The strategy – Towards an HIV Cure“ – wurde offiziell auf einem internationalen Symposium im Vorfeld der von der International Aids Society IAS veranstalteten XIX. International Aids Conference (Aids2012) in Washington gestartet.

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weitere Informationen:
IAS: The strategy – Towards an HIV Cure
IAS: “Towards an HIV Cure”: Global Scientific Strategy (Updated April 2012) (pdf)
Guardian 19.07.2012: A cure for Aids?
DAH-Blog 21.07.2012: Bericht aus Washington (1): “Wir müssen das jetzt anpacken!”
DAH-Blog 23.07.2012: Bericht aus Washington (2): Pioniere der Heilung
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In Beziehung mit HIV infiziert ? – Mann verklagt italienischen Ex-Freund auf Schadenersatz und wegen Körperverletzung

Ein 44-jähriger Mann aus Deutschland verklagt vor dem Landgericht Bozen und parallel auch in Deutschland einen 36-jährigen Mann aus Südtirol. Dieser habe ihn bewußt mit HIV infiziert.

Vor Beginn ihrer Beziehung hatten beide Männer einen HIV-Test machen lassen, beide mit dem Ergebnis ‚HIV-negativ‘. Bekannte informierten den 44-Jährigen, sein Freund sei HIV-positiv. Dieser habe ihm jedoch einen negativen HIV-Test vorgelegt, so der Kläger. Im September 2010 wurde nach gesundheitlichen Problemen bei dem 44-jährigen Mann eine HIV-Infektion festgestellt. Kurz zuvor noch war ein weiterer HIV-Test bei ihm negativ ausgefallen.

Sein Ex-Freund habe auch mit anderen Männern Sex gehabt. Dennoch habe dieser auch mit ihm in der Beziehung ohne Kondome Sex gehabt. Er habe ein gefälschtes Ergebnis eines negativen HIV-Tests vorgelegt, so der Kläger Medienberichten zufolge.

Der 44-Jährige verlangt nun Schadenersatz in Höhe von 500.000€ von dem 36-Jährigen. Dieser habe ihn mit HIV infiziert. Der beklagte 36-jährige Mann verweigert einen Bluttest. Mit einem Beweissicherungsverfahren will der Kläger feststellen lassen, wann und durch wen er mit HIV infiziert wurde. Der Kläger wird in Italien vertreten von der Rechtsanwaltskanzlei Markus Wenter/Martin Gabrieli aus Bozen. Zudem hat der Kläger Medienberichten zufolge auch in Deutschland ein Strafprozeß-Verfahren gegen den 36-jährigen Bozener wegen Körperverletzung angestrengt.

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Südtirol online 18.07.2012: „Bewusst mit AIDS infiziert“ – Mann klagt Südtiroler
Südtirol News 18.07.2012: HIV: Deutscher von Südtiroler absichtlich infiziert?

Zur Zulassung von Truvada für die Präexpositionsprophylaxe in den USA

Angesichts der Zulassung von Truvada als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) – also als Mittel zum Schutz vor einer HIV-Infektion – warnt die Deutsche AIDS-Hilfe vor zu großen Hoffnungen. Für die breite Bevölkerung oder größere Gruppen kommt Truvada als Mittel der Prävention nicht in Betracht.

Das Medikament schützt bei Weitem nicht so zuverlässig vor HIV wie Kondome. Bei einer Studie mit 2500 schwulen Männern, die Truvada als PrEP einnahmen, zeigte sich ein Schutzeffekt von 44 Prozent.

Befürworter der PrEP argumentieren mit einer Studie mit knapp 4800 heterosexuellen Paaren aus Kenia und Uganda, wo die Schutzwirkung bei 75 Prozent lag. Zum Vergleich: Kondome haben eine Schutzwirkung von 95 Prozent.

Die mangelnde Schutzwirkung der PrEP ist dabei vor allem darauf zurückzuführen, dass das Medikament nicht regelmäßig eingenommen wurde. Die Schutzwirkung sinkt in diesem Fall drastisch. Die Studien haben gezeigt, dass es gesunden Menschen besonders schwerfällt, dauerhaft Medikamente einzunehmen, zumal diese auch Nebenwirkungen haben können.

In Europa würde man es vorziehen, den HIV-positiven Partner zu behandeln: Das hätte einen positiven Einfluss auf seine Gesundheit, zudem würde der Schutzeffekt für den negativen Partner dann über 96 Prozent betragen.

Zu bedenken ist: Bei der Präexpositionsprohphylaxe handelt es sich nicht um eine „Pille gegen Aids“, die man direkt vor dem Sex einnimmt. Notwendig ist eine dauerhafte Einnahme. Zudem ist die PrEP teuer: in Deutschland kostet eine Monatspackung Truvada über 800 Euro.

Hinzu kommt noch ein ethisches Argument: Weltweit gibt es rund 8 Millionen Menschen, die dringend eine HIV-Therapie benötigen, sie aber nicht bekommen. Die Weltgemeinschaft stellt immer noch nicht genügend Geld für universellen Zugang zur Verfügung. Es wäre nicht vertretbar, HIV-Medikamente nun in größerem Ausmaß an Gesunde zu verteilen.

Es ist aber möglich, dass die PrEP für bestimmte Gruppen mit einem besonders hohen HIV-Risiko eine zusätzliche Option zum Schutz vor HIV wird. Hier herrscht noch Forschungsbedarf.
Die interessanteren Möglichkeiten bezüglich einer PrEP – zum Beispiel in Form einer Verhütungscreme – werden erst noch untersucht. Die Zulassung von Truvada als PrEP in den USA kam aus unserer Sicht zu früh.

(Pressestatement DAH)

USA: neue Kampagne gegen HIV – Stigma

HIV – Stigma zu minimieren ist das Haupt-Anliegen einer neuen Kampagne, die die US-Gesundheitsbehörden CDC Centers for Disease Control am 16. Juli 2012 starteten.

Im Mittelpunkt der neuen Kampagne ‚Let’s stop HIV together‘ stehen HIV-Positive sowie ihre Freunde und Familien. Die Kampagne ist Teil der auf 5 Jahre angelegten ‚Act against Aids‘ – Initiative der CDC.

HIV - Stigma Kampagne der CDC 2012: Lets Stop HIV Together (Poster 3, CDC)
HIV - Stigma Kampagne der CDC 2012: Lets Stop HIV Together (Poster 3, CDC)

Selbstzufriedenheit und Stigmatisierung seien die Haupt-Gegner der Aids-Bekämpfung, betonte Kevin Fenton, Direktor des Aids-Centers der CDC, bei der Vorstellung der Kampagne. Stigmatisierung stelle einen bedeutenden Hindernisgrund dar, einen HIV-Test zu machen, Kondome zu verwenden und andere Präventionsstrategien zu nutzen, so die CDC. Das Überwinden von Stigma könne die Lebenssituation vieler HIV-Positiver verbessern und dazu beitragen Leben zu retten.

Die Kampagne benutzt Anzeigen in lokalen und überregionalen Print- und Online-Medien, Außenwerbung sowie soziale Netzwerke.

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weitere Informationen:
CDC 16.07.2012: New CDC Campaign Fights Stigma and Apathy Fueling HIV Epidemic
CDC Juli 2012: Let’s stop HIV together – Takingh aim at the stigma and complacency fueling HIV in the Unjited States (pdf)
Act against Aids
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HIV-Neudiagnosen: erstmals seit 10 Jahren in Deutschland gesunken

Weniger HIV-Neudiagnosen: die Zahl der HIV-Neudiagnosen ist in Deutschland 2011 erstmals seit zehn Jahren wieder gesunken. Besonders deutlich war der Rückgang der HIV-Neudiagnosen bei Schwulen.

In seinem heute veröffentlichten „Bericht zur Entwicklung von HIV und AIDS im Jahr 2011“ meldet das Robert-Koch-Institut RKI:

„Dem RKI wurden für das Jahr 2011 insgesamt 2.889 neu diagnostizierte HIV-Infektionen gemeldet. Gegenüber dem Jahr 2010 (2.939 Neudiagnosen) bedeutet dies eine – allerdings nur geringfügige (1,7 %) – Abnahme der Gesamtzahl der HIV-Neudiagnosen.“

Besonders deutlich sank die Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Schwulen: wurden 2010 noch 1.697 HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben registriert, lag die Zahl 2011 bei 1.574 (minus 7%):

„Betrachtet man die Entwicklung der HIV-Neudiagnosen in den verschiedenen Übertragungskategorien, so sinkt die absolute Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr (2010) um 7 % (von 1.697 auf 1.574). …
In den meisten Bundesländern sanken die Diagnosezahlen oder blieben stabil, leichte Anstiege wurden nur in den nördlichen Bundesländern Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein sowie im Bundesland Sachsen registriert.“

Geändert wurde in dem Bericht die Darstellung zu den Überrtagungswegen: „die bisherigen Kategorien der Personen, bei denen ein heterosexuelles Infektionsrisiko angegeben wurde und die nicht aus HIV-Hochprävalenzländern stammen (HET) sowie Personen, die aus HIV-Hochprävalenzländern (HIVPrävalenz > 1 % in der allgemeinen Bevölkerung der Altersgruppe 15 – 45 Jahre) stammen, in denen die heterosexuelle Übertragung der vorherrschende Übertragungsweg ist (HPL)“ wurden zusammengefasst zu einer Gruppe HET zusammengefasst.

Der „Bericht zur Entwicklung von HIV und AIDS im Jahr 2011“ wurde vom Robert-Koch-Institut im Vorfeld der bald in Washington beginnenden Welt-Aids-Konferenz publiziert. Er ist in der aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht.

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weitere Informationen:
Robert-Koch-Institut: Bericht zur Entwicklung von HIV und AIDS im Jahr 2011. in: Epidemiologisches Bulletin 28/2012 (pdf)
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